Römische Kaiserportraits (Teil 2)

Hier einige Anhaltspunkte für die zeitliche Einordung römischer Kaiserportraits anhand der Büstenform und der Form von Haaren und Augen:

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In iulisch-claudischer Zeit sind die Büsten klein und zunächst halbrund. Im 1. Jh. n. Chr. kommen dann eckige Büsten auf. Ab Trajan (98 n. Chr.) gibt es Achsel- und Schulterbüsten – zunächst als Paludament-Schwertband-Büste, ab Hadrian als Panzer-Paludamentum-Büste. Der Panzer zeigt bei Hadrian oft ein Medusenhaupt und die Büste reicht manchmal bis unter die Brust. Unter den Antoninen werden die Büsten noch etwas größer und am Paludamentum finden wir Fransen.

Ab Ende 2./Anfang 3. Jh. umfasst die Büste dann fast den ganzen Oberkörper. Ein Beispiel ist die Büste des Commodus als Herakles, die bis zum Bauchnabel geht und Arme hat. Bei den Severern kommen die ersten Büsten mit Toga contabulata auf.

Die Augen sind anfangs nicht besonders ausgearbeitet. Wir müssen uns aber die Portraits und Statuen bemalt vorstellen. Zwischen Hadrian und Antoninus Pius beginnt man aber, die Iris plastisch vom Augapfel abzusetzen und die Pupille zu bohren. Später werden auch sogenannte Glanzlichter angegeben. In der Spätantike werden die große, betonte Augen dargestellt.

Die Haare werden zunächst nur gemeißelt. Ab Hadrian beginnt man, die Haare aufzubohren, aber erst unter seinen Nachfolgern wird diese Technik voll entwickelt und erreicht unter Commodus ihren Höhepunkt. Auch der Bart kommt bei Kaiserportraits erst unter Hadrian auf. Später werden die Haare wieder kürzer und enganliegend: unter Severus Alexander in sogenannter a-penna-Technik, unter den Soldatenkaisern im 3. Jh. für den militärisch kurzen Haarschnitt in Kerbtechnik. Einzige Ausnahme ist hier Gallienus. Ansonsten gibt es erst unter den Tetrarchen wieder Portraits mit längeren Haaren.

Römische Kaiserportraits (Teil 1)

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Statue Trajans in Xanten

Ein wichtiges Propagandamittel römischer Kaiser waren ihre Portraits. Im Laufe des Lebens eines Kaisers wurden diese Portraits zu bestimmten Anlässen neugestaltet und im ganzen römischen Reich verbreitet. Sie dienten nicht nur in Form verschiedener Statuentypen der Ausstattung öffentlicher Plätze. Auch auf Münzen kann die Entwicklung der Portraittypen nachvollzogen werden. Sicher konnte die Bevölkerung so auch im entlegensten Winkel des Imperium Romanum ein Portrait einem bestimmten Kaiser zuordnen, aber es ging bei diesen Portrait- und Statuentypen in der Regel nicht um die Schaffung eines genauen Ebenbildes des Kaisers. Stattdessen ging es darum, wie der Kaiser gesehen werden wollte. Vergleiche hierzu auch meinen Beitrag vom 7. Dezember 2014.

Literatur (Auswahl):

  • Bernard Andreae: Die römische Kunst. Neubearbeitete und erweiterte Ausgabe. Herder, Freiburg in Br. 1999.
  • Klaus Fittschen, Paul Zanker: Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom. (= Beiträge zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur. 3). Band 1 (Text- und Tafelband). 2., überarbeitete Auflage. Philipp v. Zabern, Mainz 1994.
  • Klaus Vierneisel, Paul Zanker: Die Bildnisse des Augustus. Herrscherbild und Politik im kaiserlichen Rom. Ausstellungskatalog, München 1978.
  • Susan Walker: Griechische und römische Porträts. Reclam, Stuttgart 1999.
  • Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder. C.H. Beck, München 1987.
  • Patrick Schollmeyer: Die römische Plastik. Eine Einführung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005.

Bei den Statuentypen unterscheiden wir z. B. Togastatuen – teilweise mit bedecktem Haupt (= capite velato) bei religiösen Handlungen, Panzerstatuen, Reiterstatuen, Götterstatuen mit dem Kopf des Kaisers (v. a. Jupiter) –  stehend oder sitzend.

Ein wichtiges Erkennungsmerkmal der Portraits von Kaisern oder Kaiserinnen ist beispielsweise die Frisur, die auch als Vorbild für Privatleute diente. Diese sogenannte Zeitfrisur kann ebenso wichtige Hinweise bei der Datierung eines Portraits liefern wie Büstenform und -größe oder die Entwicklung der Bearbeitung von Augen und Haaren.

(Fortsetzung folgt …)

Die calenische Reliefkeramik

Die ersten Stücke dieser Keramikgattung fand man in Calvi Risorta, dem antiken Cales. Sie wurden aber beispielsweise auch in Kampanien, Sizilien und Etrurien hergestellt. Diese sogenannte Schwarzfirnis-Keramik wurde von der Mitte des 4. Jh. bis zum 2. Jh. v. Chr. produziert.

Kennzeichen der calenischen Keramik ist ihr Überzug aus schwarz schimmerndem Glanzton und der Reliefschmuck. Dabei werden nur wenige Formen hergestellt. Man unterscheidet vor allem folgende Hauptgruppen: Medaillonschalen, Omphalosschalen und Salbgefäße.

Bei den Medaillonschalen unterscheiden wir eine Gruppe mit Flachrelief und eine mit Hochrelief. Die Flachreliefs zeigen ganze Figuren oder Gruppen, die Hochreliefs dagegen fast ausschließlich Büsten oder Köpfe.

Omphalosschalen gibt es entweder ohne Fuß und Henkel, mit breiter, innen hohler Erhebung, dem Umbiculus (=Nabel) oder mit hohem Fuß und zwei Henkeln. In diesem Fall ist der Umbiculus als hoher Kopf ausgebildet.

Die dritte Gruppe der calenischen Keramik bilden Salbgefäße. Meist handelt es sich um sogenannte Gutti. Diese kommen in allen Formen und Größen vor, haben aber meist einen langen Hals mit Ausguß, einen Fuß und einen seitlichen Henkel. Eine seltenere Unterabteilung der Gutti sind die sogenannten Askoi, bauchige Gefäße, die einem Weinschlauch ähneln.

Bei den Gutti und den Medaillonschalen ist das Relief in ein rundes Medaillon in der Mitte eingeschlossen. Bei den Omphalosschalen dagegen umgibt es den erhabenen Mittelpunkt. Die Themen der Reliefs sind meist der griechischen Mythologie entnommen.

Literatur:

  • Rudolf Pagenstecher, Die calenische Reliefkeramik (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Ergänzungs-Heft Nr. 8) (Berlin 1909)
  • Rolf Hurschmann, Calener Vasen. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2 (Stuttgart 1997) Sp. 935 f.

San Giovanni in Laterano, Rom

Unter Kaiser Konstantin wurden in Rom verschiedene Kirchen gebaut. Darunter die Lateransbasilika als erste Gemeindekirche. San Giovanni in Laterano war auch die erste Bischofskirche und ist die einzige römische Basilika konstantinischer Zeit, die innerhalb der Stadtmauern lag. Alle anderen großen Basiliken entstanden außerhalb der Stadtmauern, da sie im Zusammenhang mit Gräbern entstanden.

Christliche Basiliken verwendeten Elemente römischer Profanbauten, sodass zum Teil nur die Inneneinrichtung zeigt, ob es sich um einen christlichen Bau handelt. Kennzeichen christlicher Basiliken sind unter anderem Obergaden mit Fenstern, die über die Seitenschiffe herausragen, und damit verbunden die Hierarchie der Innenausstattung durch die Ausrichtung auf das Mittelschiff mit der Apsis.

Die konstantinische Lateransbasilika war fünfschiffig und besaß einen hohen Obergaden, der auf Säulenkolonnaden ruht, und ein mit Holz gedecktes Dach. Alles ist nach innen orientiert und die Innenausstattung unterstützt die Hierarchie des Innenraums. Architektur und Ausstattung ergänzen einander.

Über dem Altar erhob sich wohl ein von Konstantin gestifteter und auf Säulen ruhender silberner Aufsatz, ein Ziborium. Eine solche Anlage betonte und erhöhte einen bestimmten Platz, z. B. ein Märtyrergrab. Die Skulpturen an den Giebeln waren der Überlieferung nach aus reinem Silber. Zur Gemeinde hin thronte Christus inmitten der Apostel, zur Apsis hin zwischen vier Engeln.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika immer wieder umgebaut, aber ihre Bedeutung blieb: noch heute ist San Giovanni in Laterano die Kirche des Papstes als Bischof von Rom und die ranghöchste der Papstbasiliken.

Römische Grabaltäre

Vor einem römischen Grab wurden oft Altäre aufgestellt. Einzelne Beispiele gibt es bereits in augusteischer Zeit, aber erst ab tiberischer Zeit nimmt ihre Zahl stark zu.

Die Form dieser Grabaltäre variiert stark. Die sogenannte Normalform trägt an der Vorderseite eine Inschrift und hat einen spitzen oder runden Giebel. Eine weitere Gruppe ist mit Girlanden geschmückt. Der Stil der Girlanden ändert sich im Lauf der Zeit und hilft bei der Datierung dieser Grabaltäre: von claudischer bis in die flavische Zeit nimmt die Licht-Schatten-Wirkung immer mehr zu. Im 2. Jh. n. Chr. läuft dieser Typ aus. Andere Grabaltäre sind seitlich gerahmt. Hier unterscheiden wir eine Rahmung durch Säulen, die vor allem in flavischer Zeit vorkommt, und eine Rahmung durch Rankenleisten. Teilweise finden sich auch Portraits der Verstorbenen auf diesen Altären.

Der Form nach handelt es sich zwar um Altäre, aber sie wurden nicht immer als solche genutzt. Altäre galten als Symbol für Pietas, das pflichtgerechtes Verhalten gegenüber Göttern und Menschen. Gleichzeitig dienten einige dieser Altäre als Behälter für Brandbestattungen. In diesen Fällen gab es im Innern oder oben Vertiefungen für die Asche oder eine Urne.

Ganz allgemein kann man diese Grabaltäre wohl als Symbol für die religiöse Pflichterfüllung gegenüber dem Verstorbenen deuten.

Die Villa rustica von Holheim, Bayern (Teil 2)

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Wie bei allen römischen Gutshöfen gab es auch bei der Holheimer Villa ein Badegebäude. Unmittelbar hinter der Feuerstelle (Praefurnium) liegt das Heißbad (Caldarium). Daran schließt sich das Warmbad (Tepidarium) an. Die dazugehörigen Badewannen befanden sich in Erkern. Im östlichen Teil des Gebäudes liegt das Kaltbad (Frigidarium) mit einem weiteren Wasserbecken, das mit Ziegelplatten ausgekleidet war. Dieses Becken war vermutlich ca. 60 cm tief und man konnte über 2 oder 3 Stufen hineinsteigen.

In den Wänden des Kaltbades haben sich Reste von Wasserleitungen erhalten. Die Wasserbecken wurden vermutlich aus einer obertägigen Zisterne gespeist. Zu diesem Zweck durchbricht schmaler Kanal die Ostmauer. Das Abwasser floss dagegen durch einen Abfluss in der Nordmauer des Kaltwasserbeckens in einen schmalen Traufgraben, der das Badehaus umgibt.

An das Frigidarium schließt sich im Süden ein ursprünglich unbeheizter Raum an, der wohl als Eingang und gleichzeitig zum An- und Auskleiden diente. Später baute man eine sogenannte Kanalheizung in diesen Raum ein.

Neben dem Haupthaus und dem Badegebäude waren einige Wirtschaftsgebäude auf dem eingefriedeten Gelände des Gutshofes verteilt, deren Nutzung jedoch in der Regel nicht näher bestimmt werden konnte. Vermutlich handelte es sich jedoch um verschiedene Speicher, Schuppen sowie Stallungen und ein Mühlstein, weist auf die Nutzung eines dieser Gebäude als Getreidemühle hin. Zudem wurden die Höhlen oberhalb der Villa als Kühl- und Vorratsräume genutzt.

Die Befunde weisen auf eine Entstehungszeit der Villa im 2. Jh. n. Chr. Um die Mitte des 3. Jh. n. Chr. wurde die Villa durch einen Brand zerstört – möglicherweise im Verlauf der Alemanneneinfälle. Darauf könnte hinweisen, dass das gewaltsame Ende die Bewohner offenbar überraschte – man fand im Haupthaus auch unbestattete Leichen.

Die Funde aus der Villa befinden sich heute im Stadtmuseum Nördlingen. Unter anderem fand man die Statuette eines Satyrs, einen Altar für Jupiter, Münzen und Fibeln.

Die Villa rustica von Holheim, Bayern (Teil 1)

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Unterhalb des Riegelberges bei Nördlingen liegt im Tal des Marienbaches (Stadtteil Holheim) ein römischer Gutshof. Die Ruinen der Villa rustica waren schon im 13. Jh. unter den Namen castrum bzw. urbs antiqua bekannt. Die Mauern waren zu dieser Zeit also offenbar sichtbar.

1974 fand man den Hof im Zuge von Flurbereinigungsmaßnahmen und grub in den folgenden Jahren fast den ganzen Gutshof aus. Seit 1983 sind die Grundmauern der ergrabenen Gebäude konserviert und geben dem Besucher einen Eindruck eines römischen Gutshofes.

Literaturauswahl:

  • W.  Czysz, Andrea Faber u. a.: Der römische Gutshof von Nördlingen-Holheim, Landkreis Donau-Ries. In: Berichte der bayerischen Bodendenkmalpflege 45/46, 2004/2005, S. 45–172.
  • W. Czysz in: W. Czysz, L. Bakker (Hrsg.): Die Römer in Bayern. Theiß, Stuttgart 1995, S. 415–538.
  • W. Czysz: Die villa rustica von Holheim. In: Die Römer in Schwaben. Jubiläumsausstellung 2000 Jahre Augsburg, Lipp, München 1985, S. 168–174.

Nach außen hin ist das Anwesen von einer Hofmauer abgegrenzt. Der genaue Verlauf dieser Mauer ist nur in einigen Bereichen bekannt und auch „das Zufahrtstor konnte noch nicht lokalisiert werden“[1]. Die bisherigen Funde weisen jedoch darauf hin, dass die Hofmauer trapezförmig war.

Die Front des Haupthauses beträgt 100 Meter. Das Gebäude besteht aus L-förmig angeordneten Räumen, hinter denen ein Hof liegt. Die große Spannweite und fehlende tragfähiger Stützen sprechen dafür, dass der Hof nicht überdacht war. Bis zur Entdeckung des Holheimer Haupthauses war dieser Villentyp unbekannt und so wurde er nach ihm benannt.

Wegen der starken Hangneigung musste der Hof zweimal abgestuft werden. An der Westwand des Hofes überdacht eine Säulenhalle den rückwärtigen Zugang zu den beiden Wohnflügeln. Die gefundene Ausstattung ist einfach: weißer Wandputz mit rotem „falschem Fugenputz“ täuscht regelmäßiges Quaderwerk vor und Scherben weisen auf Glasfenster. Reste einer Hypokaustheizung hat man dagegen nicht gefunden. Die Bewohner der Villa verwendeten stattdessen vermutlich tragbare Kohlebecken. Der Wohnbau bestand anscheinend von Anfang an aus mörtelgebundenem Kalkbruchstein und das Dach war offenbar mit Schindeln gedeckt.

(Forsetzung folgt …)

[1] W. Czysz: Die villa rustica von Holheim. In: Die Römer in Schwaben. Jubiläumsausstellung 2000 Jahre Augsburg, Lipp, München 1985, S. 171

Sogenannte „Schatzhäuser“

In besonderen Heiligtümern, wie z. B. den panhellenischen Heiligtümern von Olympia oder Delphi, finden wir neben den Kultbauten zahlreiche Weihgeschenke von privaten Stiftern und auch von Staaten. Normale Weihgeschenke stehen eigentlich im Freien. Wertvolle oder besonders witterungsanfällige Geschenke lagerte man dagegen im Innern der Tempel. Hier war der Platz aber natürlich begrenzt. Staaten errichteten daher auch sogenannte Schatzhäuser. Diese dienten nicht nur der Aufbewahrung der Weihgeschenke, sondern kündeten in ihrem Bildprogramm oft auch vom Ruhm des jeweiligen Staates.

Der Grundtypus, ein sogenannter Antentempel, besteht aus einem rechteckigen Raum mit einer Vorhalle, zwischen deren seitlichen vorspringenden Wangen (Anten) zwei Säulen stehen. Bekannte Beispiele sind die Schatzhäuser von Gela und Megara in Olympia sowie jene von Athen, Sikyon und Syphnos in Delphi.  Auf die Schatzhäuser in Delphi möchte ich im Folgenden näher eingehen.

Das Schatzhaus von Sykion, das wir heute noch sehen, wurde gegen Ende des 5. Jh. v. Chr. errichtet. Allerdings fand man im Fundament ältere Bauteile, die wohl von Vorgängerbauten von ca. 600 v. Chr. und 560 v. Chr. stammen. Die Metopen gehören zum Bau von 560 v. Chr. Sie zeigen die Argonautensage: den Widder mit dem goldenen Vlies (= Fell), den kaledonischen Eber, die Dioskuren mit Ideus und Lynkeus sowie Europa auf dem Stier.

Um 530 v. Chr. errichtete die kykladische Insel Syphnos ein Schatzhaus mit reichem Bildschmuck. Dargestellt sind unter anderem das Parisurteil, eine Götterversammlung und die Gigantomachie. Insgesamt lassen die Darstellungen der relativ gut erhaltenen Friese kein einheitliches Programm erkennen. Auch fehlen spezielle Hinweise auf Syphnos. Den Syphniern ging es offenbar weniger um ihre Selbstdarstellung, sondern vor allem um die Funktion als Weihgeschenk.

Das Athener Schatzhaus ist laut den Reisebeschreibungen des Pausanias ein Weihgeschenk für den Sieg von Marathon (490 v. Chr.). Zwar weisen die Architektur und die Inschrift auf dem Sockel auf eine Errichtung um 500 v. Chr., aber das Weihgeschenk für Marathon befand sich vermutlich auf dem Sockel außen. Es wurde also wohl erst später hinzugefügt.

Das Bildprogramm der Metopen zeigt im Norden und Westen Taten des Herakles, im Süden und Osten Taten des Theseus, darunter auf der Ostseite den Kampf gegen die Amazonen. Möglicherweise galt den Athenern die Amazonomachie als mythisches Vorbild für die Perserkriege. Die Sage erzählt, dass Herakles den Gürtel der Amazonenkönigin von Themiskyra rauben soll. Theseus begleitet ihn und entführt die Königin Hypolyte oder ihr Schwester Antiope. Daraufhin greifen die Amazonen Athen an. Das übergeordnete Thema der Darstellungen am Athener Schatzhaus ist die Auseinandersetzung mit dem Osten. Dabei wird Theseus hervorgehoben, der seit dem Ende des 6. Jh. verstärkt dargestellt wurde und als Stadtheros jetzt den Athener Stadtstaat und seine Erfolge repräsentierte.

Der Mithraskult: Anlage und Ausstattung der Kultlokale (Teil 2)

Die Wände der Kultlokale waren verputzt und oft bemalt. Da die Decke des Raumes das Himmelsgewölbe symbolisierte, wurde sie in der Regel mit Sternen auf blauem Grund bemalt. Manchmal wurde die Decke aber auch von kleinen Öffnungen durchbrochen, durch die dann mit Hilfe von Fackeln oder Lampen ein dahinterliegender Zwischenraum der Eindruck eines leuchtenden Firmaments hervorgerufen wurde. Gute Beispiele für die Ausstattung befinden sich in Santa Maria Capua Vetere und in Ostia.

Die Kultnische enthielt das Kultbild in Malerei (z. B. in Santa Maria Capua Vetere), als Relief (z. B. in Heddernheim) – teilweise drehbar – oder als Rundplastik. Vor dem Kultbild befanden sich zwei Altäre oder Figuren der beiden Fackelträger Cautes und Cautopates, die Mithras begleiten.

Man fand in den Mithräen Gefäße, Öllampen, Messer, Schleifsteine, Teller, Tassen, Schalen usw. – oft in den Nebenräumen (Apparatorium). Hier standen urspünglich vermutlich Regale für das Kultinventar.

Außerdem fand man Gruben mit Tierknochen, die mit Holzplatten abgedeckt waren. Stammten diese Knochen von Opfertieren oder waren es Essenreste der gemeinsamen Mahlzeiten? Vermutlich sind es eher Essensreste, da die Knochen v. a. von Hühner, Schweinen und Ziegen handelte. Zwar fand man auch Stierknochen, die als Reste von einem Opfer interpretiert werden könnten, aber für dein Stieropfer waren die Kulträume eigentlich zu klein.

Bildnisse anderer Götter in den Mithräen (z. B. von Jupiter, Saturn, Atlas, Sol, Luna) weisen daraufhin, dass der Mithraskult keine Ausschließlichkeitsreligion war.

Der Mithraskult: Anlage und Ausstattung der Kultlokale (Teil 1)

Die Anhänger des Mithraskults bezeichneten ihre Kultlokale als Aedes (= Haus, Tempel). Der eigentliche Kultraum wurde Crypta oder Spelaeum (= Höhle / Grotte) genannt.

Die Höhle galt als Symbol für den Kosmos; der Felsen symbolisiert den als steinern angesehenen Himmel. Oft nutze man daher auch eine Naturgrotte oder errichtete künstliche Grotten.

Mithräen waren klein, da man kleine Gemeinden anstrebte. Wurde eine Gemeinde zu groß, spaltete sie sich auf. Die Gemeinde versammelte sich in den Mithräen zu einem gemeinsamen Mahl, das sitzend oder liegend eingenommen wurde. Außerdem fanden in den Kulträumen Einweihungsriten statt.

Ein typisches Beispiel für ein Mithräum wurde in Heddernheim (bei Frankfurt) gefunden. Dieses Mithräum betritt man von Süden aus und kommt zunächst in einen Vorraum. Von diesem gehen zwei kleinere Räume ab, in denen vielleicht Kultgeräte aufbewahrt wurden. Diese Räume sind noch ebenerdig. Dann führen sieben Stufen in die Crypta hinab. Diese besteht aus 2 Bänken an den Wänden, zwischen denen die sogenannte Cella noch einmal drei Stufen tiefer liegt. Im Norden führen drei weitere Stufen zur Kultnische (Exedra) hinauf, in der das Kultbild steht.

Zum Aufbau der Kultlokale vergleiche z. B. die Mithräen in Santa Maria Capua Vetere, Ostia und Dieburg.

(Fortsetzung folgt …)

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