Monat: Oktober 2016

Sogenannte „Schatzhäuser“

In besonderen Heiligtümern, wie z. B. den panhellenischen Heiligtümern von Olympia oder Delphi, finden wir neben den Kultbauten zahlreiche Weihgeschenke von privaten Stiftern und auch von Staaten. Normale Weihgeschenke stehen eigentlich im Freien. Wertvolle oder besonders witterungsanfällige Geschenke lagerte man dagegen im Innern der Tempel. Hier war der Platz aber natürlich begrenzt. Staaten errichteten daher auch sogenannte Schatzhäuser. Diese dienten nicht nur der Aufbewahrung der Weihgeschenke, sondern kündeten in ihrem Bildprogramm oft auch vom Ruhm des jeweiligen Staates.

Der Grundtypus, ein sogenannter Antentempel, besteht aus einem rechteckigen Raum mit einer Vorhalle, zwischen deren seitlichen vorspringenden Wangen (Anten) zwei Säulen stehen. Bekannte Beispiele sind die Schatzhäuser von Gela und Megara in Olympia sowie jene von Athen, Sikyon und Syphnos in Delphi.  Auf die Schatzhäuser in Delphi möchte ich im Folgenden näher eingehen.

Das Schatzhaus von Sykion, das wir heute noch sehen, wurde gegen Ende des 5. Jh. v. Chr. errichtet. Allerdings fand man im Fundament ältere Bauteile, die wohl von Vorgängerbauten von ca. 600 v. Chr. und 560 v. Chr. stammen. Die Metopen gehören zum Bau von 560 v. Chr. Sie zeigen die Argonautensage: den Widder mit dem goldenen Vlies (= Fell), den kaledonischen Eber, die Dioskuren mit Ideus und Lynkeus sowie Europa auf dem Stier.

Um 530 v. Chr. errichtete die kykladische Insel Syphnos ein Schatzhaus mit reichem Bildschmuck. Dargestellt sind unter anderem das Parisurteil, eine Götterversammlung und die Gigantomachie. Insgesamt lassen die Darstellungen der relativ gut erhaltenen Friese kein einheitliches Programm erkennen. Auch fehlen spezielle Hinweise auf Syphnos. Den Syphniern ging es offenbar weniger um ihre Selbstdarstellung, sondern vor allem um die Funktion als Weihgeschenk.

Das Athener Schatzhaus ist laut den Reisebeschreibungen des Pausanias ein Weihgeschenk für den Sieg von Marathon (490 v. Chr.). Zwar weisen die Architektur und die Inschrift auf dem Sockel auf eine Errichtung um 500 v. Chr., aber das Weihgeschenk für Marathon befand sich vermutlich auf dem Sockel außen. Es wurde also wohl erst später hinzugefügt.

Das Bildprogramm der Metopen zeigt im Norden und Westen Taten des Herakles, im Süden und Osten Taten des Theseus, darunter auf der Ostseite den Kampf gegen die Amazonen. Möglicherweise galt den Athenern die Amazonomachie als mythisches Vorbild für die Perserkriege. Die Sage erzählt, dass Herakles den Gürtel der Amazonenkönigin von Themiskyra rauben soll. Theseus begleitet ihn und entführt die Königin Hypolyte oder ihr Schwester Antiope. Daraufhin greifen die Amazonen Athen an. Das übergeordnete Thema der Darstellungen am Athener Schatzhaus ist die Auseinandersetzung mit dem Osten. Dabei wird Theseus hervorgehoben, der seit dem Ende des 6. Jh. verstärkt dargestellt wurde und als Stadtheros jetzt den Athener Stadtstaat und seine Erfolge repräsentierte.

Der Mithraskult: Anlage und Ausstattung der Kultlokale (Teil 2)

Die Wände der Kultlokale waren verputzt und oft bemalt. Da die Decke des Raumes das Himmelsgewölbe symbolisierte, wurde sie in der Regel mit Sternen auf blauem Grund bemalt. Manchmal wurde die Decke aber auch von kleinen Öffnungen durchbrochen, durch die dann mit Hilfe von Fackeln oder Lampen ein dahinterliegender Zwischenraum der Eindruck eines leuchtenden Firmaments hervorgerufen wurde. Gute Beispiele für die Ausstattung befinden sich in Santa Maria Capua Vetere und in Ostia.

Die Kultnische enthielt das Kultbild in Malerei (z. B. in Santa Maria Capua Vetere), als Relief (z. B. in Heddernheim) – teilweise drehbar – oder als Rundplastik. Vor dem Kultbild befanden sich zwei Altäre oder Figuren der beiden Fackelträger Cautes und Cautopates, die Mithras begleiten.

Man fand in den Mithräen Gefäße, Öllampen, Messer, Schleifsteine, Teller, Tassen, Schalen usw. – oft in den Nebenräumen (Apparatorium). Hier standen urspünglich vermutlich Regale für das Kultinventar.

Außerdem fand man Gruben mit Tierknochen, die mit Holzplatten abgedeckt waren. Stammten diese Knochen von Opfertieren oder waren es Essenreste der gemeinsamen Mahlzeiten? Vermutlich sind es eher Essensreste, da die Knochen v. a. von Hühner, Schweinen und Ziegen handelte. Zwar fand man auch Stierknochen, die als Reste von einem Opfer interpretiert werden könnten, aber für dein Stieropfer waren die Kulträume eigentlich zu klein.

Bildnisse anderer Götter in den Mithräen (z. B. von Jupiter, Saturn, Atlas, Sol, Luna) weisen daraufhin, dass der Mithraskult keine Ausschließlichkeitsreligion war.

Der Mithraskult: Anlage und Ausstattung der Kultlokale (Teil 1)

Die Anhänger des Mithraskults bezeichneten ihre Kultlokale als Aedes (= Haus, Tempel). Der eigentliche Kultraum wurde Crypta oder Spelaeum (= Höhle / Grotte) genannt.

Die Höhle galt als Symbol für den Kosmos; der Felsen symbolisiert den als steinern angesehenen Himmel. Oft nutze man daher auch eine Naturgrotte oder errichtete künstliche Grotten.

Mithräen waren klein, da man kleine Gemeinden anstrebte. Wurde eine Gemeinde zu groß, spaltete sie sich auf. Die Gemeinde versammelte sich in den Mithräen zu einem gemeinsamen Mahl, das sitzend oder liegend eingenommen wurde. Außerdem fanden in den Kulträumen Einweihungsriten statt.

Ein typisches Beispiel für ein Mithräum wurde in Heddernheim (bei Frankfurt) gefunden. Dieses Mithräum betritt man von Süden aus und kommt zunächst in einen Vorraum. Von diesem gehen zwei kleinere Räume ab, in denen vielleicht Kultgeräte aufbewahrt wurden. Diese Räume sind noch ebenerdig. Dann führen sieben Stufen in die Crypta hinab. Diese besteht aus 2 Bänken an den Wänden, zwischen denen die sogenannte Cella noch einmal drei Stufen tiefer liegt. Im Norden führen drei weitere Stufen zur Kultnische (Exedra) hinauf, in der das Kultbild steht.

Zum Aufbau der Kultlokale vergleiche z. B. die Mithräen in Santa Maria Capua Vetere, Ostia und Dieburg.

(Fortsetzung folgt …)

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén