Der großzügig bebilderte Begleitband zum vor einigen Jahren neugestalteten Limesmuseum Aalen ist kein normaler Museumsführer. Die Autoren Martin Kemkes (Wissenschaftlicher Leiter des Limesmuseums Aalen) und Judith Wötzel (ehemalige städtische Leiterin des Limesmuseums Aalen) erklären anhand von Funden aus dem römischen Aalen und anderen Orten am Obergermanisch-Raetischen Limes – seit 2005 Welterbe der UNESCO – wie der Alltag von Soldaten und Zivilbevölkerung am Limes und seinem Hinterland im Laufe der Jahrhunderte aussah.
Kurz und verständlich gehen sie zunächst auf die historischen und ideologischen Hintergründe ein: Wie entstand das römische Weltreich? Was trieb die Römer bei ihren Eroberungen an? Wie gingen sie mit den eroberten Regionen und Menschen um? Wie und warum entstand der Limes? Welche Bedeutung hatte er für die Römer?
Die Armee, die das Leben in der Umgebung ihrer Kastelle prägte, setzte sich aus unterschiedlichen Einheiten zusammen. Es gab die Legionen, deren Soldaten das römische Bürgerrecht besaßen, und verschiedene Hilfstruppen: reine Reitereinheiten (alae), reine Fußtruppen (cohortes), gemischte (cohortes equitatae) sowie kleinere Einheiten (numeri). Die Soldaten dieser Hilfstruppen kamen aus allen Teilen des römischen Reiches, wie beispielsweise Inschriften zeigen. Oft besaßen sie kein römisches Bürgerrecht, bekamen es jedoch am Ende ihrer Dienstzeit – sicher ein gutes Argument für viele, sich als Soldaten zu verpflichten.
Die Zivilbevölkerung am Limes lebte vor allem von den Soldaten. Rund um die Militärlager entstanden Siedlungen, in denen Händler und die Familien der Soldaten lebten. Gutshöfe im Hinterland versorgten die Soldaten mit Lebensmitteln und das Militär nutzte die Bodenschätze und Rohstoffe der Region. Auch das Verhältnis zu den jenseits des Limes lebenden Germanen beleuchten die Autoren.
Im Mittelpunkt des Buches steht natürlich das römische Aalen mit seinem Kastell, der größten militärischen Anlage nördlich der Alpen. Zunächst werden die Gebäude in einem solchen Kastell am Beispiel der dortigen Ausgrabungen erklärt. Anhand der Funde in Aalen und anderen Orten am Limes kann man den Alltag von Soldaten und Zivilbevölkerung rekonstruieren: Kleidung, Ausrüstung, Religion, Essen, Handel, Verkehr usw.
Ein weiteres Kapitel des Buches stellt mit Karten, Rekonstruktionen und Fotos die einzelnen Lager entlang des Obergermanisch-Raetischen Limes vor. Und zum Abschluss nehmen uns die Autoren mit zu den Ursprüngen und Arten von Grenzen rund um den Globus.
Insgesamt bietet das Buch für interessierte Laien eine verständliche Darstellung des römischen Lebens am Limes.
Martin Kemkes & Judith Wötzel
RÖMER – LIMES – WELTERBE. Das Limesmuseum Aalen (2024)
Nünnerich-Asmus Verlag
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