Monat: April 2023

Museum “Claudio Faina”, Orvieto (Teil 2)

 

Der im Obergeschoss des Museo Faina präsentierte Teil der Sammlung Faina ist, wie es für Museen des 19. Jahrhunderts typisch war, nach Materialklassen geordnet und innerhalb dieser Klassen chronologisch sortiert.

Am Anfang steht die schwarze Bucchero-Keramik, die vom 7. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. produziert wurde. Sie wurde auf der Töpferscheibe hergestellt und konnte mit Ritzlinien oder plastische Verzierung versehen sein. Sie ist die etruskische Keramik schlechthin. Die Stücke im Museo Faina stammen vor allem aus Orvieto selbst und aus Chiusi. Weitere bedeutende Produktionsstätten waren Cerveteri, Tarquinia und Veji. Je nach Herstellungsort war Bucchero-Keramik eher dünnwandig oder eher dickwandig.

 

Auch attische Keramik ist stark in diesem Museum vertreten. Zu den Highlights gehören drei Amphoren, die dem Töpfer und Maler Exekias zugeschrieben werden. Er begann als Töpfer und war als Vasenmaler zwischen 550 und 525 v. Chr. tätig. Seine Werke zählen zu den bedeutendsten der schwarzfigurigen Vasenmalerei.

Typisch etruskisch sind wiederum die ausgestellten Werke aus Bronze. Votivskulpturen unterschiedlicher Größe, aber auch Paradewagen, Waffen und Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Spiegel zeigen die Meisterschaft der Etrusker auf diesem Gebiet.

Ein weiterer Schwerpunkt des etruskischen Museums ist figürliche Keramik. Vor allem aus der Nekropole „Crocifisso del Tufo“ sind zahlreiche Stücke ausgestellt, darunter viele Gefäße in Form von Vögeln.

Museo Civico Archeologico

Das Museo Civico Archeologico im Erdgeschoss des Palazzo Faina zeigt unter anderem die sogenannte „Venus“ aus der Nekropole von Cannicella bei Orvieto, eine etwa 80 cm hohe Statue aus Marmor. Ein weiteres Meisterwerk ist ein Zippus in Form eines Kriegerkopfes, der in der Nekropole „Crocifisso del Tufo“ ein Grab markierte. Auch der architektonische Schmuck des Belvedere-Tempels von Orvieto ist hier ausgestellt.

 

Ein absolutes Highlight für mich sind die Sarkophage. Darunter ein beeindruckender Steinsarkophag aus der Gegend von Torre San Severo. Die Langseiten zeigen Szenen aus dem trojanischen Krieg: die Opferung der trojanischen Gefangenen am Grab des Patroklos und die Opferung der trojanischen Prinzessin Polyxena am Grab des Achilles. Typisch etruskische Elemente sind die geflügelten Dämonen, die die Szenen einrahmen. Auf den Schmalseiten sind Szenen aus der Odyssee dargestellt.

 

Es wäre schön, wenn es zu diesem Museum auch einen Führer in Deutsch oder Englisch gäbe, um einem breiteren Publikum detailliertere Informationen zu den Stücken zur Verfügung zu stellen.

 

 

Weitere Informationen:

Website des Museums: https://museofaina.it/

Führer:
Paolo Binaco, Giuseppe M. Della Fina, Orvieto. Museo etrusco “Claudio Faina” (2020) ISBN: 978-88-9392-188-6

Museum “Claudio Faina”, Orvieto (Teil 1)

 

Das gegenüber dem berühmten Dom von Orvieto gelegene Museum “Claudio Faina” lädt ein, eine umfangreiche Sammlung zu bewundern, die ihren Ursprung in der Sammlung der Grafen Mauro und Eugenio Faina hat. Eugenio und sein Onkel Mauro widmeten sich archäologischen Studien und Forschungen und gründeten das Faina-Museum für etruskische Altertümer in Orvieto.

Mauro kaufte für seine Sammlung in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts Stücke aus dem Kunsthandel. Als sein Bruder Claudio diese Sammlung 1868 erbte, machte er sie zum einen der Öffentlichkeit zugänglich, zum anderen betraute er Eugenio mit dem weiteren Ausbau der Sammlung.

Eugenio legte nun den Schwerpunkt auf Funde, die in der Umgebung von Orvieto in den etruskischen Nekropolen zutage traten. Mit dieser neuen Ausrichtung weckte die Sammlung nun auch das Interesse der Wissenschaft und schon 1888 erschien der erste Katalog, um die bedeutende Sammlung Wissenschaftlern in aller Welt zugänglich zu machen.

Eugenio Faina setzte sich auch dafür ein, ein Stadtmuseum in Orvieto einzurichten, das archäologische Funde aus verschiedenen Epochen beherbergen sollte. Daraus entstand das Museo Civico Archeologico, dessen Bestand jedoch in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts aufgeteilt wurde auf das Archäologischen Nationalmuseum von Orvieto (Museo Archeologico Nazionale di Orvieto), das Museo dell’Opera del Duomo und das neue Archäologische Stadtmuseum im Museo „Claudio Faina“.

Museo Etrusco

Das Museo Etrusco im Palazzo Faina verteilt sich über die Beletage im ersten Stock und den zweiten Stock. Die Beletage geht zunächst auf die Geschichte des Museums ein. Während Eugenios Einfluss auf die Sammlung mit Funden aus der Nekropole von Crocifisso del Tufo illustriert wird, zeigt sich Mauros Einfluss unter anderem in der Münzsammlung, die hier zusammen mit der Sammlung an Goldschmuck ausgestellt ist.

Die etwa 3.000 Stück umfassende Münzsammlung besteht zu einem großen Teil aus römischen Münzen sowohl aus der Zeit der Republik als auch aus der Kaiserzeit. Leider ist über die Herkunft der Münzen nichts bekannt, da Graf Mauro sie im Antiquitätenhandel erwarb. Der Goldschmuck der Sammlung Faina reicht vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zeit der Römer. Dazu gehören zahlreiche Ohrringe, aber zwei Goldbleche, die mit Palmetten verziert sind.

Die übrigen Stücke der Sammlung Faina finden wir im Obergeschoss.

 

(Fortsetzung folgt …)

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