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Markus Schauer, Triumvirat. Der Kampf um das Imperium Romanum. Caesar, Crassus, Pompeius (2023)

Das erste Triumvirat, der Dreierbund von Pompeius, Crassus und Caesar markierte den Höhepunkt politischer Umwälzungen, die die römische Republik aus den Angeln werfen und den Weg für die Kaiserzeit bereiten sollten. Aber wie konnte es dazu kommen? Welche Voraussetzungen ebneten ihnen den Weg zu beispiellosen Karrieren? Was trieb sie an? Und wie schafften sie es, den römischen Staat in ihre Hände zu bekommen? Diesen Fragen widmet sich Markus Schauer in seinem Buch, in dem er virtuos die Biografien der drei Protagonisten mit den historischen Rahmenbedingungen verbindet.

Zu Beginn nimmt Schauer uns mit in die Gedanken und Gefühle, die jeden der drei späteren Triumvirn am Vorabend umgetrieben haben könnten. Rivalität untereinander, aber auch verletzter Stolz, Eitelkeit und maßloser Ehrgeiz, die letztendlich dazu führten, dass sie sich gegen den gemeinsamen Feind, den Senat, zusammenschlossen.

Doch, während die antiken Geschichtsschreiber die Bürgerkriege und den Untergang der römischen Republik im 1. Jahrhunderts v. Chr. diesen drei mächtigen Männern zuschrieben, zeigt Schauer, dass erst die schon Jahrzehnte zuvor begonnenen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen es ihnen ermöglichten, so viel Macht auf sich zu vereinen.

Nach einem theoretischen Teil zu antiker und moderner Geschichtsforschung schildert er ausführlich die Kämpfe zwischen Optimaten und Popularen, also zwischen Senat und Volksversammlung. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzungen standen so bekannte Namen wie Tiberius und Gaius Gracchus oder Marius und Sulla. Aber auch sie agierten nicht im Vakuum. Viele innere und äußere Faktoren machten diese Umwälzungen möglich und notwendig – Umwälzungen, die in blutigen Bürgerkriegen und unter Sulla mit einem unvorstellbaren Blutbad unter den Popularen führte.

Dies war die Zeit, in der Crassus, Pompeius und Caesar ihre Jugend erlebten und sich die ersten Sporen als Feldherrn verdienten. Aber bis 60 v. Chr. waren sie für die Optimaten im Senat zu mächtig geworden. Immer wieder legte man ihnen Steine in den Weg. Demütigungen und Rückschläge für ihre Ambitionen waren die Folge. Caesar gelang es, die Rivalen Crassus und Pompeius zu überzeugen, über ihren Schatten zu springen und sich ihm in einem geheimen und zunächst privaten Dreibündnis anzuschließen, um die ihnen

Das „dreiköpfige Ungeheuer“, wie dieses erste Triumvirat schon in der Antike genannt wurde, dominierte bald den Senat und setzte seine Wünsche oft gegen geltendes Recht und teilweise unter Anwendung von Gewalt durch. Das Ergebnis war eine ungeheure Machtfülle für die drei. Tatsächlich hatten die Triumvirn mehr oder weniger das ganze Imperium Romanum unter sich aufgeteilt.

Detailliert schildert Schauer die Aktivitäten der drei Männer aus verschiedenen Blickwinkeln. Manchmal ergeben sich daraus Wiederholungen, die es jedoch auch einfacher machen, den komplizierten Vorgängen zu folgen. Denn es ist ein ständiges Mit- und Gegeneinander, das diesen Dreibund prägt. Wie Schauer zeigt, ist es vor allem Caesar zu verdanken, dass das Triumvirat so lange Bestand hatte und Differenzen mit Blick auf das gemeinsame Ziel in den Hintergrund traten.

Auch die Hintergründe des Gallischen Kriegs Caesars werden beleuchtet. Geschickt sorgte er dafür, dem Senat einen Grund für diesen Krieg verkaufen zu können. Denn Ruhm brachte nur ein „gerechter Krieg“, also ein Krieg, um das römische Reich selbst oder Bündnispartner zu verteidigen. Und solche Kriege zu inszenieren, darin war Caesar ein Meister. Immer wieder zog er den Krieg in Gallien in die Länge, hob immer wieder neue Legionen aus und war schließlich Herr über 13 Legionen.

Der Tod Iulias, der Tochter Caesars, die mit Pompeius verheiratet war, markiert den Anfang vom Ende des Triumvirats. Als wenig später auch Crassus im Kampf starb, zeichnete sich ab, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Rivalität zwischen Caesar und Pompeius nun offen zutage treten würde.

Und so standen sich die beiden schließlich in einem blutigen Bürgerkrieg gegenüber, aus dem Caesar 45 v. Chr. als Sieger hervorging. Allerdings konnte er seine Alleinherrschaft über das Imperium Romanum bekanntermaßen nicht lange genießen, da nur ein Jahr später einer Verschwörung zum Opfer fiel.

Schauer lässt die damaligen Geschehnisse anhand antiker Quellen lebendig werden. Vor allem die Briefe Ciceros an seinen Freund Atticus geben einen tieferen Einblick hinter die Kulissen der Machtkämpfe zwischen den Triumvirn, aber auch zwischen Popularen und Optimaten. Immer wieder versuchte Cicero zwischen den beiden Kontrahenten zu vermitteln.

Das abschließende Resümee geht schließlich auch darauf, welche Fehler jedes einzelnen der Triumvirn dazu führten, dass keiner der drei sich auf Dauer durchsetzen konnte. Auch macht Schauer die Unterschiede zwischen Caesars Politik und jener des Augustus deutlich, dem letztendlich das gelang, was Caesar verwehrt blieb: die Schaffung einer neuen Staatsform unter einem Alleinherrscher.

Schauers Buch über das Triumvirat von Caesar, Pompeius und Crassus bietet neben der dreifachen Biografie der drei Protagonisten auch einen gelungenen Einblick in die römische Gesellschaft am Ende der Republik. Er zeigt, wie die Aristokratie dachte, welche Werte sie vertrat und wie gerade das Beharren auf diesen Werten und ihren Privilegien in der Auseinandersetzung mit popularen Strömungen den Machtzuwachs einzelner erst möglich machte.


Markus Schauer, Triumvirat. Der Kampf um das Imperium Romanum. Caesar, Crassus, Pompeius (2023)

978-3-406-80645-2
Erschienen am 21. September 2023
429 S., mit 7 Abbildungen und 2 Karten

Buchbesprechung: Birgit Schönau, Die Geheimnisse des Tibers. Rom und sein ewiger Fluss (2023)

Der Tiber und Rom, das ist die Geschichte einer Symbiose zwischen der ewigen Stadt und ihrem Fluss. Birgit Schönau, langjährige Italienkorrespondentin der ZEIT, zeigt in ihrem aktuellen Buch, wie der Tiber das Leben in Rom bis heute bestimmt. Die Römer hatten dabei immer ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Fluss.

Zum einen diente er seit der Antike als Quelle für Wasser – sei es als Trinkwasser oder zum Waschen. Die Strömung trieb Mühlen an und auch mit Fischen versorgte er seine Anwohner. Dabei diente er gleichzeitig als Abwasserkanal, denn die berühmte Cloaca Maxima entließ den Unrat der Stadt in den Tiber. Und auch die schmutzigen Werkstätten von Färbern, Gerbern oder Metzgern lagen direkt am Fluss.

Zum anderen trat er regelmäßig über die Ufer und hinterließ oft eine Spur der Verwüstung. Denn er ließ sich jahrhundertelang nicht wirklich bändigen, weder als heidnischer Flussgott noch als „Jordan der Päpste“. Er forderte immer wieder Todesopfer und auch die vielen Pilger bekamen oft die Macht des Flusses zu spüren.

Doch nicht nur den Fluss selbst, auch den Alltag der Römer im Laufe der Jahrhunderte stellt Schönau ausführlich vor. Wir erfahren, wie Arm und Reich lebten, erhalten einen Einblick in Hygiene und den Umgang mit Müll und lernen das direkt am Fluss angelegte Ghetto der Juden kennen. Am Tiber befanden sich Gefängnisse und Armenhäuser, hier sperrte man Prostituierte ein. Und auch die Krankenhäuser lagen am Fluss. Gleichzeitig vergnügten sich die Anwohner in und am Tiber. Beim Schwimmen, Spazierengehen oder dem Besuch von Restaurants und Cafés.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man, den Fluss mit hohen Kaimauern zu regulieren, die den Römern die Sicht auf ihren Fluss genommen haben. Erst seit vor einigen Jahren ein Radweg am Ufer angelegt wurde, wird der Tiber wieder stärker frequentiert.

Das letzte Kapitel widmet sich der Rezeption des Flusses in Malerei und Literatur sowie in Filmen. Im Anhang veranschaulicht die Autorin die Geschichte des Tibers anhand einer Zeittafel und stellt alle Brücken über den Tiber vor. Karten und ein umfangreiches Literaturverzeichnis runden dieses äußerst informative Buch ab.

Schönau, Birgit
Die Geheimnisse des Tibers. Rom und sein ewiger Fluss.
Beck-Verlag
978-3-406-80837-1
Erschienen am 21. September 2023
319 S., mit 28 Abbildungen

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Als Buch und als E-Book.

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Buchbesprechung: Roderick Beaton, Die Griechen. Eine Globalgeschichte (Reclam 2023)

Roderick Beaton, Spezialist für moderne griechische und byzantinische Geschichte, Sprache und Literatur, erzählt in seinem aktuellen Buch die Geschichte all jener Menschen, die in den vergangenen 3500 Jahren ihre Identität über die griechische Sprache und Kultur definierten – ganz gleich, wo sie sich niederließen. Es geht also nicht nur um die Geschichte des modernen Griechenland, das, wie das Buch zeigt, geographisch nur einen Bruchteil der Gebiete abdeckt, in denen Griechen im Laufe der Jahrhunderte siedelten.

Sein Buch beginnt 1500 v. Chr. auf Kreta, der Insel der Minoer, und den auf sie folgenden Mykener, die ihre Macht vom griechischen Festland auf die gesamte Ägäis ausweiteten. Er geht auch ausführlich auf den Siegeszug des griechischen Alphabets ein, die bahnbrechende Erfindung, die Voraussetzung für die Entstehung von Geschichtsschreibung, Philosophie oder auch literarischen Werken wie Homers Epen war.

Beaton zeigt, wie sich Stadtstaaten wie Athen oder Sparta entwickelten, wie die Ursprünge der Demokratie aussahen und wie Athen zur kulturellen Hauptstadt der Griechen wurde. Wir verfolgen die Kriege zwischen den Stadtstaaten untereinander und gegen verschiedene fremde Eroberer wie die Perser. Einige Eroberer, wie die Römer, ließen sich dabei ihrerseits bereitwillig hellenisieren.

In der Spätantike gehen jedoch mit zunehmender Christianisierung bedeutende Veränderungen vor sich. Noch immer gilt Athen vielen als kultureller Nabel der griechischen Welt. Aber das Rad der Geschichte hat sich weitergedreht und nun zieht Konstantinopel, die neue Hauptstadt des römischen Reiches, die bedeutendsten Künstler und Wissenschaftler an. Aber es wird auch deutlich, wie die Griechen von den Kreuzzügen bis zu den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts und der Gründung des modernen Staates weiterhin immer wieder in Kriege verwickelt wurden, in denen sie sich auf verschiedenen Seiten wiederfinden. Das Buch endet 2021 und deckt somit auch aktuelle Themen wie die Flüchtlingskrise, die Schuldenkrise von 2010 und die Auswirkungen der Covid19-Pandemie ab.

Fundiert, aber trotzdem leicht lesbar, vermittelt Beaton, was griechische Kultur im Laufe der Geschichte ausmachte. Für interessierte Leser stellt Beaton eine umfangreichen Liste weiterführender Literatur zur Verfügung. Für die deutsche Ausgabe wäre es allerdings nützlich gewesen, wo vorhanden, die deutschen Ausgaben anzuführen.

Beaton, Roderick: Die Griechen. Eine Globalgeschichte
Übers. von Ursula Blank-Sangmeister unter Mitarbeit von Janet Schüffel
605 S. 43 Farbabb. 15 Karten
ISBN: 978-3-15-011007-2
38,00 €

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Patrick Schollmeyer, Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten in Mittel- und Nordgriechenland

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2023)

Auch dieses Jahr nimmt uns der Nünnerich-Asmus-Verlag mit seiner Reihe „Die bekanntesten archäologischen Stätten“ mit auf Reisen. Unsere diesjährigen Reiseziele sind Mittel- und Nordgriechenland sowie die Peloponnes und unser Reiseleiter ist der Archäologe Patrick Schollmeyer. In diesem Beitrag geht es um die weniger bekannte Regionen in Mittel- und Nordgriechenland.

Zunächst nimmt uns der Autor mit auf eine „Zeitreise“, in der er uns einen Überblick über die Geografie und Geschichte dieses Teils Griechenlands gibt. Die ersten Siedlungsspuren stammen aus dem Neolithikum (7.–4. Jahrtausend v. Chr.). In den Mittelpunkt der griechischen Geschichte rückte diese Region jedoch erst, als sich die hier ansässigen Makedonen zu einer militärischen Macht entwickelten. Unter ihrem König Philipp II. unterwarfen sie im 4. Jahrhundert zunächst viele der übrigen griechischen Stadtstaaten, die die Makedonen bis dahin als Nichtgriechen, „Barbaren“, angesehen hatten. Phillips Sohn Alexander stieß mit seinen Eroberungszügen sogar bis nach Indien vor und verband die griechische Kultur mit der Kultur der neu eroberten Regionen.

Nach seinem Tod kämpften seine Nachfolger, die Diadochen, um die Vorherrschaft. In Mittel- und Nordgriechenland konnten sich die Antigoniden etablieren. Aber auch sie konnten den aufstrebenden Römern nichts entgegensetzen. Unter Augustus und seinen Nachfolgern herrschte dann endlich wieder Frieden. Aber erst Ende des 3. / Anfang des 4. Jahrhunderts wurde Mittel- und Nordgriechenland eine bedeutende Region des römischen Reiches, wie auch viele Kirchenstiftungen – auch des Kaiserhauses – zeigen.

Zu allen Regionen gibt Patrick Schollmeyer zunächst einen Überblick über Landschaft und Geschichte. Anschließend werden die wichtigsten Orte der jeweiligen Region vorgestellt. Neben einer Beschreibung dessen, was der Besucher besichtigen kann, erwarten den Leser auch viele Informationen über die Geschichte des Ortes, die Landschaft, in die er eingebettet ist, sowie die Forschungsgeschichte. Im Folgenden werden einige der besprochenen Orte erwähnt.

Unsere Reise führt uns zunächst nach Boiotien. Hier befindet sich beispielsweise Theben, die wichtigste Stadt des boiotischen Bundes, einem Städtebund aus fünfzehn Stadtstaaten (Poleis) (6.–4. Jh. v. Chr.). Um Theben ranken sich viele Sagen. So spielen hier die Sagen um die Sieben gegen Theben, Ödipus oder Niobe. Auch ist Theben die Geburtsstadt des Herakles. In Theben selbst ist vor allem das Museum zu empfehlen und einige Kilometer entfernt kann man die Ausgrabungen eines Kabirenheiligtums besichtigen.

Traurige Berühmtheit haben die Thermopylen erlangt. Im Kampf der Griechen gegen die Perser hielten 300 Spartaner die Perser hier auf, um dem Hauptheer den Rückzug zu ermöglichen, und verteidigten diesem Engpass bis zu ihrem Tod – ein Ereignis, das sogar seinen Weg in die Kinos fand.

Die kleineren Regionen Phokis, Lokris und Doris sind in einem Kapitel des Reiseführers zusammengefasst. Hier, genauer gesagt in Phokis, liegt Delphi, der Nabel der Welt. Das Orakelheiligtum des Apollo hier war über die griechische Welt hinaus bekannt und wurde von vielen Herrschern befragt. Schollmeyer stellt zum einen ausführlich das Apolloheiligtum selbst vor. Zum anderen geht er auch auf die Ruinen in der Umgebung ein – das Heiligtum der Athena Pronaia mit dem auffälligen Tholos (= Rundtempel), ein Gymnasion und die Kastalia-Quelle – sowie auf das Museum, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Aber nicht nur die antiken Griechen haben hier sehenswerte Spuren hinterlassen. In der Nähe Delphis sollte man auch einen Abstecher zur Klosteranlage von Osios Loukas machen, einem Musterbeispiel byzantinischer Architektur und Mosaikkunst.

Aitolien und Akarnanien waren eher dünn besiedelte Regionen, in denen aufgrund der zerklüfteten Landschaft lange Zeit keine größeren Siedlungen oder sogar Städte entstanden. Trotzdem haben sich hier einige archäologischen Reste erhalten, die einen Besuch lohnen. Zum Beispiel das Heiligtum des Aitoler-Bundes, der in hellenistischer Zeit militärisch bedeutend war. In diesem bei Thermos gelegenen religiösen Zentrum der Aitoler kann man die Entstehungsgeschichte dorischer Tempelarchitektur besonders gut nachvollziehen.

Aus den griechischen Sagen ist dagegen Kalydon bekannt, der Ort der mythischen Jagd auf einen riesigen Eber, der die Region verheerte. Hier haben sich außer der Stadtmauer aus dem 4. Jahrhundert auch Reste des Hauptheiligtums der Stadt erhalten. Sehenswert ist  auch die Nekropole Kalydons mit dem Grabdenkmal des Leon, der als Heros, genauer gesagt als neuer Herakles verehrt wurde.

Auch die Region Epirus lag, wie Patrick Schollmeyer erklärt, in der Antike nicht gerade im Zentrum des Geschehens, auch wenn hier das überregional bedeutende Orakel des Zeus-Heiligtums von Dodona lag. In den Fokus der Geschichte geriet dieser Landstrich jedoch, als 31 v. Chr. die ägyptische Königin Kleopatra und Markus Antonius in einer Seeschlacht vor dem Kap von Actium dem späteren römischen Kaiser Augustus unterlagen. Was historisch als Beginn der römischen Kaiserzeit gilt, wurde von Augustus durch die Gründung von Nikopolis, der Stadt des Sieges, manifestiert. Dabei wurden viele Menschen der umliegenden Orte dorthin umgesiedelt.

Die nächste Station unserer Reise führt uns nach Thessalien, der mythischen Heimat des Achill. Hier haben sich mit Sesklo eine jungsteinzeitliche Großstadt erhalten – man geht von etwa 3000 Einwohnern aus. In Dimini wiederum kann man den Übergang zur Bronzezeit gut beobachten. Eine hellenistische Neugründung war dagegen Demetrias, benannt nach ihrem Gründer Demetrios Poliorketes (dem Städtebelagerer).

Sehenswert aus nachantiker Zeit sind auch die Meteora-Klöster, ein Highlight der Klosterbaukunst. Von den ursprünglich 24 einzelnen Klöstern und Eremitagen sind heute nur noch sechs bewohnt. Teilweise waren die auf hohen Felsformationen errichteten Klöster ursprünglich nur über Seilwinden und Strickleitern zugänglich, die man heute noch sehen kann.

Makedonien, wo die griechischen Götter auf dem Olymp wohnten, galt den antiken Griechen, wie schon erwähnt, lange Zeit als Barbarenland. Die Hinterlassenschaften der makedonischen Herrscherdynastie sind künstlerisch jedoch alles andere als barbarisch. Sehenswert sind unter anderem Vergina und Lefkadia mit ihren beeindruckenden Grabanlagen sowie die Ruinen des Palastes in Pella, der Geburtsstadt Alexanders d. Gr.

Thessaloniki, nach Athen die wichtigste Stadt des modernen Griechenland, bietet vor allem Freunden spätantiker und byzantinischer Zeit Anlass für einen mehrtägigen Aufenthalt. Zum einen beherbergen das archäologische und das byzantinische Museum der Stadt eindrucksvolle Kunstschätze. Zum anderen lohnen die Reste des für den Tetrarchen Galerius errichteten Palast sowie zahlreiche Kirchen einen Besuch.

Mit der bei Badetouristen beliebten Halbinsel Chalkikide mit ihren drei „Fingern“ verbindet man kulturell vor allem die Mönchsrepublik Athos. Nur wenige Personen erhalten allerdings Zutritt zu diesem Teil Chalkidikes.

Im Nordosten Griechenlands erstecken sich die Regionen Ostmakedonien und Thrakien auf einer fruchtbaren Küstenebene. Der wichtigste Ort, das ostmakedonische Philippi, steht einerseits in Verbindung mit dem Bürgerkrieg nach Caesars Ermordung, denn hier unterlagen die Verschwörer den Anhängern Caesars. Andererseits ist der Ort durch den Besuch des Apostels Paulus bei der hiesigen frühchristlichen Gemeinde und durch seinen in der Bibel überlieferten Brief an sie bekannt und war eine Zeit lang sogar Pilgerzentrum. Der heutige Besucher kann hier unter anderem die Reste der antiken Stadt bewundern, die seit 1914 ausgegraben wird.

Den Abschluss unserer Reise durch Mittel- und Nordgriechenland bildet Thrakien mit Abdera, der Heimat der Philosophen Anaxarchos, Demokritos, Hekataios und Protagoras.

Patrick Schollmeyer legt mit diesem Führer zu archäologischen Stätten Mittel- und Nordgriechenlands wieder ein gelungenes Buch dieser Reihe vor. Schon diese kleine Auswahl aus den vielen archäologischen Stätten in diesen meist weniger frequentierten Teilen Griechenlands zeigt uns, dass diese Region auch abseits von Delphi und den üblichen Touristenpfaden eine Reise wert ist.

Patrick Schollmeyer, Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten in Mittel- und Nordgriechenland (Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2023)
176 Seiten, 102 Abbildungen
ISBN: 978-3-96176-179-1

©Angela Zimmermann

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Buchbesprechung: Mario Bloier, Biricianis. Kernprovinz – Grenzraum – Vorland (2022)

Kontakte und Strukturen vom 1. Jh. v. bis zum 6. Jh. n. Chr. im Bereich von Raetien, Noricum und benachbarten Gebieten

Seit 2012 findet in unregelmäßigen Abständen die Tagungsreihe „Colloquium“ statt, die sich zur Aufgabe gemacht hat, verschiedene Aspekte des römischen Lebens in den römischen Provinzen Raetia und Noricum näher zu beleuchten. Darunter Themen wie die römische Badekultur, die ländliche Siedlungs- und Verkehrsinfrastruktur sowie das römische Militär als Wirtschaftsfaktor und Kulturträger. Im 5. Colloquium schließlich, das 2019 in Weißenburg, dem römischen Biricianis, stattfand, ging es um den Kulturaustausch zwischen dem „Innen“, also dem römischen Reich, und dem „Außen“, den Barbaren hinter dem Limes. Siebzehn Vorträge der dreitägigen Tagung legt Mario Bloier, Leiter der Museen Weißenburg, nun in diesem Buch vor.

Den Einstieg bildet ein interessanter Einblick von Mario Bloier in die Rezeption von Römern und Germanen auf Schulwandbildern, in denen sich die jeweiligen politischen Strömungen gut erkennen lassen. Einer der Kernfragen dieses Kolloquiums widmet sich Natalie Schlirf. Kann man von einer römischen „Außenpolitik“ sprechen? Und welche Rolle spielte der Limes als Grenze zwischen dem römischen Reich und dem sogenannten „Barbaricum“? Sie legt dar, dass der römische Kaiser weniger eine Außenpolitik im heutigen Sinne ausübte, sondern eine Art „Politik nach außen“, die die Beziehungen zwischen Rom und anderen Völkern regelte – ganz gleich, ob diese Völker jenseits des Limes lebten oder sich innerhalb dieser Grenzen als nicht zum römischen Reich zugehörig ansahen. Gleichzeitig diente diese Politik der Sicherung der kaiserlichen Macht im Innern des Imperium.

In den nächsten zwei Beiträgen geht es um das römische Raetien. Felix Guffler zeigt, dass die Statthalterschaft in dieser Provinz im 1. und 2. Jahrhundert eine wichtige Karrierestufe in der ritterlichen Laufbahn darstellte. Nur Männer mit Erfahrung in der Verwaltung und den militärischen Besonderheiten von Grenzprovinzen wurden hier eingesetzt. Und Aura Piccioni lässt uns an ihren Überlegungen zu der sogenannten „rätischen Trias“ Mercurius, Minerva und Apollo teilhaben.

Die folgenden Vorträge widmen sich zum einen den Einflüssen attischer und stadtrömischer Werkstätten auf die Grabreliefs in Noricum und Pannonia (Katarina Šmid), zum anderen aber auch der in Salzburg gefundenen Keramik (Ulli Hampel und Lisa Huber). Neben Terra-Sigillata-Imitationen steht hier vor allem die bisher in der Forschung vernachlässigte zonal bemalte Keramik im Mittelpunkt. Die Entstehung und Entwicklung des römischen Salzburg ist Thema des Beitrags von Peter Höglinger.

Bei den Beiträgen zum römischen Weißenburg geht es nicht nur um die Thermen (Yvonne Reichel). Vorgestellt werden auch neue Ausgrabungen im Kastellvicus (Marcus Arnolds und Mariola Hepa). Und anhand der Bergung, Restauration und Präsentation eines römischen Töpferofens zeigt Mario Bloier, wie die Stadt ihr römisches Erbe vermittelt.

Ein wichtiges Thema in den letzten Jahren war der Antrag, den Donaulimes zum UNESCO-Welterbe erklären zu lassen. C. Sebastian Sommer geht zum einen auf das zugrundeliegende Konzept ein und zeigt, welche Schwierigkeiten schließlich für das vorübergehende Aus des Antrags verantwortlich waren.  

In zwei weiteren Beiträgen zum Donaulimes geht es noch einmal um die Provinz Noricum. Klaus Freitag untersucht eine Reihe von Einraumbauten Steinfundamenten und kommt zu dem Schluss, dass, auch wenn in anderen Regionen diese Art Bauten oft als Wirtschaftsbauten genutzt wurden, es sich bei den Einraumhäusern im Südost-Noricum offenbar zumindest teilweise um Wohnhäuser handelte. Dafür sprechen Heizungsanlagen oder Wandmalereien. Offenbar beruhte dies auf lokalen Traditionen. Im letzten Beitrag schließlich geht Sebastian Schmid anhand der Entwicklung des Kastells Arelape/Pöchlarn auf die militärische Sicherung der römischen Provinz durch Militärlager ein.

Den Abschluss bilden ein Poster, mit dem die Gästeführer des Limes in Baden-Württemberg ihren Verband der Limes-Cicerones (VdLC) den Tagungsteilnehmern präsentierte, ein Autorenverzeichnis, das Tagungsprogramm sowie einige Fotos, die einen Eindruck von der Tagung vermitteln.

Der vorliegende Band gibt einen guten Überblick über das Leben von Römern und Einheimischen am Limes und verdeutlicht, dass der Limes keine starre, undurchdringliche Grenze war. Im Gegenteil. Die Grenzregion rund um den Donaulimes war eine Region, in der Handel und Kulturaustausch blühten.

Mario Bloier(Hrsg.)

Biricianis. Kernprovinz – Grenzraum – Vorland. Kontakte und Strukturen vom 1. Jh. v. bis zum 6. Jh. n. Chr. im Bereich von Raetien, Noricum und benachbarten Gebieten

Nünnerich-Asmus Verlag
Erschienen 2022
160 Seiten, 133 Abbildungen
ISBN 978-3-96176-204-0

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Buchbesprechung: Stephan Faust (Hrsg.), Im Angesicht der Gottheit. Kultbilder in Religion und Gesellschaft der Antike (2022)

Im Rahmen eines Seminars des Archäologischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entstand 2019 unter der Leitung von Stephan Faust, der damals die Position des Kustos des Archäologischen Museums der Universität übernommen hatte, eine Studioausstellung über prominente antike Götterbilder. Dieses Jahr erschien nun auch ein Katalog bzw. Begleitbuch zu dieser Ausstellung.

Im einleitenden Kapitel zeigt Faust zunächst die Herausforderungen, die die Beschäftigung mit antiken Kultbildern in sich birgt. Angefangen bei der Definition eines antiken Götterbildes als „Kultbild“ im Gegensatz zu anderen in Heiligtümern aufgestellten Bildwerken. Denn sowohl in der griechischen als auch in der lateinischen Sprache wurden im Laufe der Zeit zahlreiche verschiedene Begriffe verwendet, die sich aber nicht eindeutig auf die Funktion eines Bildwerks im Kult der Gottheit beziehen. Auch sind meist nur wenige Fragmente des Originals vorhanden. Um das ursprüngliche Aussehen des Kultbilds zu rekonstruieren, muss man daher weitere Quellen heranziehen. So finden wir beispielsweise detaillierte Beschreibungen in antiken Textquellen. Daneben geben oft rundplastische Nachbildungen oder Darstellungen in Reliefs oder auf Münzen weitere Hinweise für die Rekonstruktion. Dies kann natürlich nur ein vages Bild des Originals vermitteln. Sehr gut vermitteln die antiken Autoren dagegen, welche Wirkung einige der Kultbilder auf den antiken Betrachter hatte. Eine Wirkung, die die Schöpfer dieser Werke mit mannigfaltigen Mitteln zu erreichen wussten.

Anschließend gibt Faust einen Überblick über die Geschichte griechischer und römischer Kultbilder, bevor er in einem chronologisch aufgebauten Katalog auf die Überlieferung, Rekonstruktion und Deutung von sechzehn Kultbildern genauer eingeht. Unter anderem begegnen wir aus Griechenland den vom Bildhauer Phidias geschaffenen Statuen der Athena Parthenos in Athen oder des Zeus in Olympia – eines der Sieben Weltwunder der Antike -, der Eirene des Kephisodot oder der Aphrodite von Knidos des Praxiteles, die erste Nacktdarstellung der Göttin der Liebe. Die römischen Kultbilder repräsentieren Statuetten der Laren, die Große Mainzer Jupitersäule oder Kultbilder des Mithras.

Henryk Löhr stellt im folgenden Kapitel die Erforschung antiker Kultbilder anhand der Abgüsse im Archäologischen Museum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vor. Sie illustrieren unter anderem, wie sich die Rekonstruktion der Bildwerke durch neue Funde immer weiter verfeinerte.

Aber auch Tongefäße oder Münzen zeigen Kultbilder. So widmet Georg Simon Gerleigner dem Fragment einer Amphora ein eigenes Kapitel. Dieses Beispiel zeigt den Frevel des Aias, als er die Priesterin Kassandra vom Palladion, dem Kultbild der Athena in Troja, wegzieht, um sie zu vergewaltigen. Anhand dieser Darstellung geht Gerleigner unter anderem der Frage nach, inwieweit die Vasenmaler zwischen belebten und unbelebten Götterfiguren unterschieden, d. h. zwischen Kultbildern und den Göttern selbst, bzw. wie sich die Darstellungsweise im Laufe der Zeit änderte.

In einem weiteren Kapitel nimmt sich Aylin Tanrıöver Darstellungen von Göttern auf antiken Münzen aus dem Bestand des Museums vor. Hier stellt sie zunächst die Frage, ob es sich hier um Kultbilder handelt oder nur um allgemeine Götterbilder, die die prägende Stadt repräsentieren sollten. Anhand von Darstellungen von Athena, Zeus, Apollon, Artemis, Hera und Aphrodite macht sie deutlich, dass es in den wenigsten Fällen möglich ist, ein Götterbild auf Münzen eindeutig als Kultbild zu identifizieren. Oft war nur der Kopf dargestellt und auch sonst sind es oft nur die Attribute, die eine Identifizierung als bestimmte Gottheit möglich machten.

Eines der berühmtesten antiken Kultbilder ist die Artemis von Ephesus, deren Überlieferung, Rekonstruktion und Deutung Helga Bumke nachgeht. Jan-Henrik Hartung schließlich geht im letzten Kapitel noch auf die Aufstellungsorte der Kultbilder ein. Im Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild der Heiligtümer, die üblicherweise im Zentrum der Forschung stehen, geht es ihm um die Tempelinnenräume und ihre Entwicklung im Verhältnis zu den Kultbildern. Er zeigt, wie architektonische Fortschritte mit der Zeit Künstler bei der Inszenierung der Kultbilder unterstützten.  

Das vorliegende Buch ist eine gelungene Einführung in das Thema. Es zeigt zum einen, welche Wirkung vorgestellten Kultbilder auf den antiken Betrachter hatten, und mit welchen Mitteln die Künstler diese Wirkung erreichten. Zum anderen stellt das Buch die Geschichte der Rekonstruktion dieser Kultbilder vor und zeigt die Puzzlearbeit, die dafür notwendig ist. Umfangreiche Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis geben dem Leser die Möglichkeit, die einzelnen Themen zu vertiefen.

Hermeneutika | Band 1
1. Auflage 2022
broschiert, 244 Seiten
Universitätsverlag Halle-Wittenberg
ISBN 978-3-86977-249-3
40,00 €

Buchbesprechung: Die Große Mainzer Jupitersäule. Archäologie, Geschichte und Restaurierung (2022)

(herausgegeben von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Landesmuseum Mainz, bearbeitet von Ellen Riemer)

Als 2014 die Steinhalle des Landesmuseums Mainz vorübergehend zum Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags umgebaut werden sollte, musste auch die Große Mainzer Jupitersäule, eines der bedeutendsten römischen Denkmäler der Stadt Mainz, nach 50 Jahren umziehen. Die vor dem Umzug durchgeführten Untersuchungen brachten zahlreiche Schäden ans Licht, die eine umfangreiche Restaurierung der Säule notwendig machten.

Der vorliegende Band stellt zum einen die zwischen 2015 und 2021 durchgeführten Maßnahmen ausführlich vor, die unter anderem mit Stiftungsgeldern und privaten Spenden finanziert wurden. Daher ist das Buch durchaus auch als Rechenschaftsbericht zu verstehen. Zum anderen informiert das Werk über die Geschichte der Säule seit ihrer Entdeckung sowie über ihr Bildprogramm und ihre Bedeutung für das römische Mainz.

Nach einer kurzen Einführung in das Restaurierungsprojekt und einer Vorstellung des beteiligten Teams durch Ellen Riemer, der Kuratorin für Archäologie im Landesmuseum Mainz, stellt sie uns „Geschichte, Bedeutung und Rezeption“ der Jupitersäule vor. Unsere Zeitreise führt uns zunächst zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als man 1904 bei Bauarbeiten in der Sömmerringstraße 6 in der Mainzer Neustadt auf Reste eines römischen Denkmals stieß. Insgesamt barg man rund 2000 Einzelteile, die in mühsamer Kleinarbeit zusammengesetzt wurden. Das Ergebnis: die Große Mainzer Jupitersäule.  

Unsere Reise durch die Geschichte der Jupitersäule führt uns dann zu ihren verschiedenen Aufstellungsorten und stellt auch einige Kopien vor, die schon früh angefertigt wurden. Eine der bekanntesten befindet sich heute im Freilichtmuseum Saalburg.

Jens Dolata von der Außenstelle Mainz der Direktion Landesarchäologie ordnet anschließend die Jupitersäule in den topographischen Kontext des römischen Mogantiacum ein und stellt den Siedlungsplatz Dimesser Ort vor, wo die Reste der Jupitersäule gefunden wurden. Hier wurden gerade in jüngster Zeit interessante Funde gemacht, die es zusammen mit den Inschriften der Säule und des dazugehörigen Altars erlauben, Aussagen über die Bewohner dieses Siedlungsbereichs zu machen.

Im folgenden Kapitel stellt Patrick Schollmeyer vom Institut für Altertumswissenschaften der Universität Mainz das Bildprogramm der Großen Jupitersäule vor. Auch er analysiert noch einmal die Inschrift und vergleicht die Form der Mainzer Säule mit anderen antiken Säulenmonumenten. Anschließend geht er zunächst auf die bisherigen Benennungen der dargestellten Götter und Personifikationen ein. Während viele der Figuren durch Attribute eindeutig bestimmbar sind, gibt es doch einige, deren Identifizierung umstritten sind. Bei diesen Figuren schlägt Schollmeyer lokale Bezüge vor, mit denen sich der antike Betrachter des Bildprogramms im römischen Mainz identifizieren konnte.

Die nächsten Kapitel widmen sich den einzelnen Schritten der Restaurierungsmaßnahmen. Michael Auras vom Institut für Steinkonservierung führte erste Untersuchungen des Materials der Säule durch, bevor für tiefergehende Untersuchungen die Computertomographie zum Einsatz kam. Anna Steyer von der Firma Steyer Restaurierung gibt zunächst einen Überblick über die Grundlagen der industriellen Computertomographie und ihre Anwendungsbereiche. Sie zeigt in ihrem Beitrag mit welchen Methoden man bei der Mainzer Säule vorging und zu welchen Ergebnisse man gelangte. Zwar zeigten sich im Fall der Säule auch die Grenzen der industriellen Computertomographie für die Archäologie, aber die Ergebnisse lieferten trotzdem wichtige Informationen für die Planung der folgenden Restaurierungsmaßnahmen.

Die umfangreichen Voruntersuchungen erlaubten nicht nur eine Musterrestaurierung am Inschriftensockel, sondern auch genaue Vorgaben für die Restaurierung der übrigen Säulenteile, die dann in Form einer Bewertungsmatrix in die Ausschreibung Eingang fanden. Karin Schinken vom Landesamt für Denkmalpflege zeigt uns in ihrem Beitragt, wie diese Matrix erstellt wurde. Auf die Geschichte der verschiedenen Restaurierungskonzepte von der Auffindung der Säule bis heute geht das Autorenteam dann in einem gemeinsamen Beitrag ausführlich ein.

Im letzten Beitrag beschreiben Matthias Steyer und Katrin Elsner von der Firma Steyer Restaurierung die einzelnen Schritte des Restaurierungsprojektes. Dabei gehen sie auch auf einige Aspekte der vorangegangenen Beiträge nochmals ein. So z. B. auf die optische Voruntersuchung. Ausführlich werden die Maßnahmen beschrieben, die notwendig waren, um die Säule abzubauen. Nach der Entwicklung des endgültigen Konservierungskonzeptes anhand der Sicherung und Stabilisierung des Inschriftensockels sowie der Bearbeitung seiner Oberflächen erfolgte die Ausschreibung der Restaurierung der übrigen Säulenteile, bei der sich die Firma Steyer Restaurierung gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte. Ihr detaillierter Bericht über ihre Arbeit wird im anschließenden Tafelteil zudem gut illustriert. Jeweils vier Fotos zeigen den Zustand der einzelnen Teile 1906 sowie vor, während und nach der Restaurierung.

Insgesamt legt das Autorenteam anhand der Großen Mainzer Jupitersäule eine gelungene und sehr detaillierte Einführung in die Geschichte der Restaurierungsmöglichkeiten und -konzepte für Steindenkmäler seit ihrer Auffindung vor. Das Buch zeigt dabei anschaulich, wie viele Einzelmaßnahmen und Überlegungen im Rahmen einer Restaurierung notwendig sind, um ein solches Objekt für das Publikum aufzubereiten.

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland- Pfalz,
Landesmuseum Mainz (Hrsg.), bearbeitet von Ellen Riemer

Die Große Mainzer Jupitersäule – Archäologie, Geschichte und Restaurierung

Nünnerich-Asmus Verlag
176 Seiten, 85 Abbildungen, geb.
€ 25,00 (D) / € 25,70 (A)
ISBN: 978-3-96176-189-0

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Buchvorstellung: Sabine Panzram / Dominik Kloss, Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Spanien

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2022)

Im neuesten Reiseführer der Reihe „Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten“ entführen uns Sabine Panzram und Dominik Kloss nach Spanien. Die beiden Altertumswissenschaftler nehmen uns mit auf eine Rundreise durch das beliebte Urlaubsland und stellen uns ihre Auswahl an wichtigen archäologischen Stätten vor. Und Spanien hat kulturell wirklich viel zu bieten. Zeugnisse von Iberern und Keltiberern, von Phöniziern und Puniern, von Griechen und Römern finden sich ebenso wie sehenswerte Bauten der Westgoten oder aus der maurisch-arabischen Zeit.

In der Einführung geben die Autoren einen Überblick über die Geschichte Spaniens von der Bronzezeit bis zur Eroberung durch die arabischen Umayyaden im 8. Jh. n. Chr. Auch gehen sie auf die geographischen und klimatischen Bedingungen der verschiedenen Regionen ein. Einerseits machten reiche Bodenschätze (Kupfer, Zinn, Silber, Gold, Eisen usw.) die iberische Halbinsel für viele Völker attraktiv. Andererseits eigneten sich einige Landstriche besonders gut für die landwirtschaftliche Nutzung. So gedeihen hier optimal Oliven, Wein und Getreide. Zur Orientierung sind dieser Einführung zwei Karten vorgeschaltet. Eine des römischen Hispanien und eine des heutigen Spanien.

Im folgenden Kapitel starten wir unsere Rundreise durch Spanien in Katalonien. Genauer gesagt in Ampurias, nur etwa 35 Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Die Reise führt uns durch die verschiedenen Regionen Spaniens, einschließlich eines Ausflugs nach Mallorca, und endet schließlich in Andalusien. Zu den Orten, die es in diesen handlichen Reiseführer geschafft haben, gibt es Hintergrundinformationen über Geschichte und Forschungsgeschichte und die Autoren gehen ausführlich auf das ein, was den Ort besonders macht.

In manchen Orten sind es trotz ihrer einstigen Bedeutung nur wenige sichtbare Reste in versteckten Ecken, wie z. B. in Barcelona, die in den Orten heute noch besichtigt werden können. Daneben gibt es aber auch die großen archäologischen Zonen oder Parks in Zaragoza, Mérida, Itálica in der Nähe von Sevilla oder Baelo Claudia bei Bolonia an der Südspitze der iberischen Halbinsel. Auch begegnen wir natürlich der berühmten Dame von Elche und stehen staunend vor dem imposanten römischen Aquädukt von Segovia. Wichtig für Besucher sind die Informationen zu Museen und archäologischen Stätten, die jeweils am Seitenrand angegeben sind. Ein Glossar und ein Literaturverzeichnis schließen das informative und kurzweilige Buch ab.

Natürlich kann die Beschränkung auf 50 Stätten nur eine kleine subjektive Auswahl unter den hunderten präsentieren, die einen Besuch wert sind. Aber das Buch zeigt nicht nur, dass Spanien in jedem Fall viel mehr zu bieten hat als Sonne und Strand und es macht Lust darauf, mehr über die Geschichte Spaniens und die vielen archäologischen Hinterlassenschaften zu erfahren. Und vielleicht gibt es irgendwann einen zweiten Band.

Sabine Panzram, Dominik Kloss
Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Spanien
176 Seiten, 108 Abbildungen, 2 Karten
geb. € 20,00 (D) / € 20,60 (A)
ISBN: 978-3-96176-180-7

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Buchvorstellung: Dirk Steuernagel, Die Etrusker. Ursprünge – Geschichte – Zivilisation  

(Marix Verlag, Wiesbaden 2020)

Die Etrusker umgibt bis heute ein Hauch von Geheimnis und das Interesse an diesem Volk in der Öffentlichkeit zeigen zahlreiche Ausstellungen, die den Schleier des Mysteriösen lüften wollen. Einen Überblick über den aktuellen Stand unserer Kenntnisse über die Etrusker gibt aber auch das 2020 erschienene Buch von Dirk Steuernagel.

Nach einem Überblick über die Beschäftigung mit den Etruskern von der Antike bis heute, widmet er sich dem bis heute nicht geklärten Ursprung der Etrusker. Die Etrusker selbst haben uns leider keine Schriften über ihre Herkunft hinterlassen. Verstreute Hinweise bei griechischen und römischen Autoren deuten jedoch darauf hin, dass schon bei den Etruskern selbst die bis heute diskutierten Theorien – Einwanderung vs. einheimisch-italisches Volk – verbreitet waren.

Ein Punkt, der immer wieder im Mittelpunkt aller Theorien steht, ist die Einzigartigkeit der etruskischen Sprache, auf deren Erforschung Steuernagel daher ausführlicher eingeht. Nach den archäologischen Funden zu schließen, wurden die Veränderungen, die aus der Villanova- die etruskische Kultur machten, zumindest nicht durch eine große Einwanderungswelle ausgelöst.

Im nächsten Kapitel ordnet Steuernagel die Etrusker in den geographischen und historischen Rahmen ein. Das Kernland erstreckte sich zwischen dem Tiber im Süden und dem Arno im Norden und wurde im Osten vom Apennin-Gebirge begrenzt. Darüber hinaus gehörten die Po-Ebene und Kampanien zu den Siedlungsgebieten der Etrusker. Die Geschichte der Etrusker ist natürlich eng mit den allgemeinen Entwicklungen in Italien verknüpft und mündete zuletzt in die Unterwerfung durch die Römer.

Steuernagel zeigt im folgenden Kapitel, wie sich im 1. Jahrtausend v. Chr. die Siedlungsstruktur im Kerngebiet der Etrusker änderte und die für die etruskische Kultur typischen städtischen Zentren auf Hochplateaus entstanden. Heiligtümer und andere Bauten in diesen Städten, die der Gemeinschaft dienten und eine Koordination der Bauarbeiten erforderten, sind ein Hinweis darauf, dass diese Städte offenbar zunehmend straffer organisiert waren. Die wirtschaftliche Basis dieser Städte waren neben fruchtbaren Böden auch Bodenschätze, die, im großen Stil abgebaut, die Grundlage für Austausch und Handel mit Völkern im Mittelmeerraum und in Mitteleuropa bildeten.

Der Reichtum der Etrusker spiegelte sich auch in ihrer Gesellschaft wider, auf die Steuernagel in einem weiteren Kapitel eingeht. Er zeigt, dass einflussreiche Familienverbände, aus deren Reihen sich politische und religiöse Führer rekrutierten, die Gesellschaft dominierten. Diese Aristokratie verewigte sich in prunkvollen Gräbern, denen Steuernagel ein eigenes Kapitel widmet. Die Entwicklung der Gräber und ihrer Ausstattung sind für viele Bereiche der etruskischen Kultur unsere einzigen Quellen „aus erster Hand“. Wobei Steuernagel deutlich macht, dass die Gräber kein objektives Spiegelbild der etruskischen Gesellschaft bieten. Sie dienten stattdessen vor allem der Selbstdarstellung.

Steuernagel zeigt auch, dass die Entwicklung der sozialen Strukturen nicht überall gleich verlief. Gleiches gilt für die politischen Institutionen der Städte. So bildeten die etruskische Städte nie einen gemeinsamen Staat. Teilweise schlossen sie sich allerdings zu einem Bund zusammen, der Überlieferung nach ein Bund aus zwölf Städten, der sich regelmäßig zu Versammlungen an einem Bundesheiligtum traf. Die Lage dieses in römischen Quellen „fanum Voltumnae“ genannten Heiligtums ist nicht überliefert. In den letzten Jahren wird zunehmend ein Heiligtum unterhalb von Orvieto mit diesem Bundesheiligtum identifiziert.

Ein weiteres, eigenes Kapitel widmet Steuernagel auch der etruskischen Religion. Die Römer schildern die Etrusker als besonders gottesfürchtig. Sie taten sich vor allem in der für die Römer wichtigen Deutung von Vorzeichen (Blitze, Vogelflug, Eingeweideschau) hervor. Grundlage dieser Weissagungen war die sogenannte „Etrusca disciplina“. Die etruskischen Götter selbst hatten möglicherweise zunächst keine Menschengestalt. Dies scheint ebenso ein Einfluss der griechischen Kultur zu sein wie die große Tempelarchitektur.

Im abschließenden Kapitel stellt Steuernagel die Entwicklung der etruskischen Kunst vor. Er zeigt zum einen, inwiefern vor allem Einflüsse aus dem östlichen Mittelmeerraum sich in dieser Kunst niederschlagen und wie diese Einflüsse andererseits für die eigene Vorstellungswelt und Kunst adaptiert wurden.

Ein umfangreiches Literaturverzeichnis rundet diese empfehlenswerte Einführung in die etruskische Kultur ab.

Dirk Steuernagel, Die Etrusker
Marix Verlag – Aufl. 2020, 256 S.,
gebunden mit Schutzumschlag, 12,5 x 20 cm.
Erschienen im August 2020
EAN: 978-3-7374-1138-7

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Als Buch und als E-Book.
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Buchbesprechung: Jeanne-Nora Andrikopoulou, Sebastian Held, Johanna Jäger, Kathrin Jascke, Gabriele Schmidhuber, Auf Achse mit den Römern. Reisen in römischer Zeit

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2020)

Der LVR-Archäologische Park Xanten ist nicht nur ein sehenswertes Freilichtmuseum, sondern auch Forschungsstätte. Den gezeigten Bauten und Rekonstruktionen gehen oft jahrelange Forschungen voran. So auch dem Pavillon „Reisen und Verkehr“, zu dem dieses Jahr eine reich bebilderte Begleit-Publikation erschienen ist.

Nach einer kurzen Vorstellung des Pavillons sind die Autoren „den Römern auf der Spur“. Sie gehen ausführlich auf römische Straßen sowie auf das Straßennetz ein, das das Imperium Romanum für das Militär, Händler und Privatreisende erschloss: Welche Straßentypen gab es? Wie wurde eine römische Straße gebaut? Wer war für den Bau und die Instandsetzung verantwortlich? Auch Reisebeschreibungen und Karten, mit denen sich Reisende orientieren konnten, werden vorgestellt. Zu den bekanntesten Karten gehört beispielsweise die Tabula Peutingeriana, von der auch ein Nachdruck im Pavillon „Reisen und Verkehr“ zu sehen ist.

Danach begleiten wir „Menschen unterwegs“. Wer reiste in der Antike und warum? Was gehörte zum Gepäck der Reisenden? Welche Unterkunftsmöglichkeiten gab es? Welche Gefahren lauerten auf während einer Reise?

Ausführlich gehen die Autoren auch auf die Gründe für Reisen in der Antike ein. Dabei zeigt sich, dass sich diese Gründe im Laufe der Jahrhunderte kaum geändert haben. Neben dem staatlichen Nachrichtendienst gab es berufliche Reisen von Politikern und Beamten, die in der Regel alle paar Jahre ihren Einsatzort wechselten. Auch die Kaiser selbst begaben sich oft auf Reisen. Privat ging man dagegen auf Bildungsreisen oder suchte Erholung. Auch unternahm man Pilgerreisen, reiste zu Festspielen oder besuchte Verwandte.

Unter Augustus war der sogenannte „cursus publicus“ eingerichtet worden, der für Boten, Staatsbeamte und auch den Güterverkehr im öffentlichen Auftrag nicht nur ein gutausgebautes Straßennetz zur Verfügung stellte, sondern auch Herbergen (mansiones) – oft im Abstand einer Tagesreise – und Stationen, um die Pferde zu wechseln (mutationes). Auch Händler und Privatleute nutzten dieses Netz an Unterkünften, mussten aber dafür zahlen.

Ein Schwerpunkt der Publikation ist aber auch die Erforschung römischer Kutschen im Rahmen eines Projektes des Archäologischen Parks Xanten. Schriftliche Quellen zum Konstruktion römischer Kutschen haben sich leider nicht erhalten und so musste man die vorhandenen verstreuten Informationen in antiken Quellen mit Darstellungen in der Kunst und archäologischen Funden ergänzen. Das Ergebnis des interdisziplinären Projekts, zu dem auch Fahrversuche einschließlich der Messung der Belastung für den menschlichen Körper gehörten, sind die Rekonstruktionen der drei Kutschentypen, die heute im Pavillon „Reisen und Verkehr“ stehen.

Das reich bebilderte Buch gibt einerseits einen guten Überblick über das Thema „Reisen in römischer Zeit“. Vor allem der letzte Teil zur Erforschung römischer Kutschen einschließlich des Zuggeschirrs mit detaillierten Zeichnungen zur Konstruktion und interessanten Einblicken in den Reisekomfort dieser Transportmittel macht diese Publikation jedoch besonders interessant.

Auf Achse mit den Römern. Reisen in Römischer Zeit
Jeanne-Nora Andrikopoulou, Sebastian Held, Johanna Jäger, Kathrin Jaschke, Gabriele Schmidhuber

€ 15,00 (D) / € 15,50 (A)
151 Seiten, 135 Abbildungen
21,1 x 27,6 cm, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-96176-128-9

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

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