Monat: März 2018

Tyrannenmörder-Gruppe

514 v. Chr. versuchten die Freunde Aristogeiton und Harmodios den Athener Tyrannen Hippias zu töten. Sie konnten allerdings nur dessen Bruder Hipparchos töten. Die beiden Freunde wurden gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Nur wenige Jahre später wurde Hippias jedoch von Kleisthenes vertrieben. Obwohl die beiden Freunde Hippias wohl nicht aus politischen, sondern aus privaten Gründen töten wollten, galten sie als Helden. Man richtete für die beiden „Tyrannenmörder“ einen Heroenkult ein. Man baute für sie ein Grabmal (vermutlich ein Kenotaph, d. h. ein leeres Grab) und stellte eine Statuengruppe des Bildhauers Antenor auf der Agora auf. Diese galt als Symbol für die Athener Demokratie und gilt als erstes echtes Staatsdenkmal.

Diese Statuengruppe soll 480 v. Chr. bei der Belagerung Athens durch die Perser verschleppt und erst von Alexander dem Großen zurückerobert worden sein. 477/476 v. Chr. schufen die Bildhauer Kritios und Nesiotes ein Ersatzdenkmal.

Leider ist keines der beiden bronzenen Originale erhalten, aber es haben sich Fragmente römischer Marmorkopien erhalten, darunter eine fast vollständige Kopie aus hadrianischer Zeit, die sich heute im Archäologischen Nationalmuseum von Neapel befindet (Inv. 906). Außerdem gibt es viele Darstellungen auf griechischen Vasen, Münzen oder Reliefs. Dort sind die Figuren jedoch versetzt dargestellt bzw. in die Fläche projiziert. Daher ist die genaue Rekonstruktion des Original bis heute unklar. Standen sie Rücken an Rücken oder parallel zueinander, wie die weit ausgreifenden Figuren heute meist aufgestellt sind?

Klar ist, dass die Statuengruppe keine Handlung darstellt. Das Opfer Hipparchos fehlte. Nicht der Vorgang der Tötung war also wichtig, sondern die Tat von Aristogeiton und Harmodios an sich, die die allgemeine Gesinnung der Freiheit der Athener Bürger symbolisierte.

Die Statuen der Tyrannenmörder gelten als erste politische Ehrenstatuen. Sie zeigen historische Personen in ihrer einmaligen Tat und damit ein neues Verständnis der Politik.

Literaturauswahl:

  • Tonio Hölscher, Die Griechische Kunst. Beck Wissen, München 2007, S. 59-61
  • John Boardman, Griechische Plastik. Die klassische Zeit, 3. Auflage, Philipp von Zabern, Mainz 1993, S. 37-40,
  • Werner Fuchs: Die Skulptur der Griechen. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, S. 337–341

Das Schatzhaus der Athener in Delphi

Sogenannte Schatzhäuser wurden in antiken Heiligtümern errichtet. Sie waren zum einen selbst Weihgeschenke, konnten aber auch um das eigentliche Weihgeschenke herum gebaut werden. Zudem wurden hier auch andere wertvolle Weihgeschenke aufbewahrt.

Das Schatzhaus, das die Stadt Athen in Delphi errichten ließ, ist ein kleines tempelartiges Gebäude. Es hat die Form eines Antentempels, besteht also aus einer Cella und einer Vorhalle mit vorspringenden Seitenwänden, zwischen denen 2 Säulen stehen. Das Gebäude ist etwa 6,6 breit, 9,7 m lang und 7,6 m hoch.

Nach Pausanias (Beschreibung Griechenlands Buch X, 11, 5 f.) handelt es sich bei diesem Schatzhaus um ein Weihgeschenk für den Sieg bei Marathon 490 v. Chr. und die Architektur weist auf eine Datierung um 500 v. Chr. Die Inschrift auf dem Sockel stützt die Datierung von Pausanias. Allerdings befand sich das Denkmal für Marathon wohl auf dem Socken außen, ist also vermutlich später dazugekommen.

Das Bildprogramm der Metopen zeigt im Norden und Westen die Taten des Herakles. Die übrigen Metopen sind den Taten des Theseus gewidmet. Dabei ist an den Schmalseiten jeweils eine Tat über mehrere Bildfelder verteilt, während die Langseiten auf jeder Metope eine andere Tat.

Die Hauptansichtsseite für die nach oben gehenden Pilger war die Südseite mit den Taten des Theseus. Über dem Eingang ist der Kampf gegen die Amazonen dargestellt. Dieser Kampf galt im 5. Jh. v. Chr. als mythisches Vorbild für den Kampf gegen die Perser. Herakles sollte den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte rauben und geht zusammen mit Theseus zu den Amazonen. Dieser entführt Hyppolyte (oder ihre Schwester) Antiope nach Athen, wo er sie zur Frau nimmt. Daraufhin greifen die Amazonen Athen an.

Auf den Metopen sind weder Herakles noch Theseus dargestellt. Möglicherweise war der Raub der Königin bzw. ihrer Schwester auf dem Giebel darüber dargestellt.

Insgesamt wird Theseus beim Schatzhaus der Athener hervorgehoben. Noch im 6. Jh. v. Chr. war Theseus auf griechischen Vasen nur beim Kampf gegen den Minotaurus auf Kreta dargestellt. Seit dem Ende des 6. Jh. v. Chr. finden wir jedoch zahlreiche Darstellungen ganzer Theseuszyklen. Offenbar bestand nicht mehr nur Interesse an einzelnen Taten, sondern am Heros Theseus allgemein. Theseus diente den Athenern jetzt als Identifikationsfigur gegenüber anderen griechischen Städten.

Das übergeordnete Thema der Darstellungen ist die Auseinandersetzung mit dem Osten. Die Amazonomachie könnte dabei auf die Zerstörung Athens durch die Perser hinweisen.

Literaturauswahl:

  • H. Knell: Mythos und Polis. Bildprogramme griechischer Bauskulptur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, S. 52–62
  • J. Boardman: Griechische Plastik. Die archaische Zeit. Philipp von Zabern, Mainz 1994, S. 190–191
  • H. Büsing: Das Athener Schatzhaus in Delphi. Neue Untersuchungen zur Architektur und Bemalung. Marburg an der Lahn 1994. (Marburger Winckelmann-Programm, 1992)

Im Meer versunken – Sizilien und die Unterwasserarchäologie

Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn – verlängert bis 24.6.2018

Vor den Küsten Siziliens lagern noch heute viele versunkene Schätze. Zu allen Zeiten waren Schiffe von und nach Sizilien unterwegs. Sie transportierten Menschen oder führten Handelsgüter mit sich. Doch aufgrund von schlechten Wetter- und Strömungsverhältnissen oder Piratenüberfällen erreichten viele dieser Schiffe nicht ihr Ziel. Auch Seeschlachten forderten in diesen Gewässern ihre Opfer.

Eine Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn widmet sich den Funden, die Schatzsucher und Unterwasserarchäologen rund um Sizilien gemacht haben. Diese Funde erzählen von der Bedeutung Siziliens als umkämpftes Zentrum des Mittelmeeres. Hier haben sich Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Normannen und Byzantiner verewigt.

Der erste Raum präsentiert einige Amphoren, die dem Transport von Öl, Wein oder Fischsauce (Garum) dienten. Auch führt uns dieser Raum in die Welt der Mythen rund um das Mittelmeer. Hier begegnen uns zum Beispiel Monster aus den Irrfahrten des Odysseus: Skylla und Charybdis, die die Meerenge von Messina bewachen, oder die Sirenen. Andere, friedfertige Meereswesen galten sogar als Glückbringer.

Im nächsten Raum geht es um die Rolle Siziliens im Kampf um die Vormachtstellung im Mittelmeer. Diese hatten zunächst mehrere Jahrhunderte lang die Phönizier bzw. die Karthager inne, bis sie von den Römern abgelöst wurden. Rammsporne gesunkener Kriegsschiffe und Helme zeugen von den Seeschlachten im Verlauf der drei punischen Kriege.

Im dritten Raum sehen wir Luxusgüter wie Statuen und kostbares Geschirr, die sich wohlhabende Römer zum Schmuck ihrer Häuser aus allen Teilen des Mittelmeerraums liefern ließen. Schiffstransporte waren dafür die günstigste Option. Von den ausgestellten Stücken seien hier das Fragment eines bronzenen Elefantenfußes genannt sowie einige Statuen eines vor Mahdi an der tunesischen Küste gefundenen Wracks.

Der letzte Raum gibt einen Überblick über die weitere Geschichte Siziliens unter Byzantinern, Arabern und Normannen. Aus byzantinischer Zeit stammen beispielsweise vorfabrizierte Architekturteile für Kirchen.

Damit die noch unter Wasser verborgenen Schiffe mit den neuesten Methoden untersucht werden können, kümmert sich inzwischen eine eigene Institution, die Soprintendenza del Mare, um den Schutz und die wissenschaftliche Erforschung der Fundplätze vor der Küste Siziliens.

Begleitheft zur Ausstellung:
http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de/media/lmb/ausstellungen/pdf/Booklet_Sizilien_Web_03012018.pdf

Auswahlbibliographie:
http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de/media/lmb/forschung/pdf_3/Bibliografie_Sizilien_Aufl2.pdf

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