Monat: Juni 2020

Sarkophag mit Schlachtdarstellung (Nationalmuseum Florenz, Inv. Nr. 77977)

In der etruskischen-italischen Kunst finden sich zahlreiche Darstellungen von Kämpfen gegen Gallier, z. B. auf dem Fries von Civitalba, auf sogenannten Calenischen Reliefschalen, etruskischen Urnen oder römischen Sarkophagen. Ein etruskischer Sarkophag in Florenz zeigt eine kom­plexe Schlachtdar­stellung. Die Szene wird gerahmt von zwei Pfei­lern und zwei weib­lichen, ge­flügelten Figuren aus der Götterwelt der Etrusker. Sie tragen einen doppelt gegürtetem Rock mit Kreuzband­gürtung über der nackten Brust und hohe Stiefel, Armreifen sowie eine Hals­kette und halten Fackeln. Die eigent­liche Kampf­szene be­steht aus mehreren aneinanderge­reih­ten Kampf­gruppen. Der Vergleich mit antiken Quellen zeigt, dass es sich um Kämpfe gegen Gallier handelt. Wie dort sind sie gekennzeichnet durch Gürtel auf nack­tem Kör­per, Scu­tum (dem typischen Schild der Gallier), rechts getrage­nem Schwert und langen Haare. Teilweise tragen sie Mäntel, Lang­schwerter und Kappenhelme. Der Gallier rechts trägt unter dem Arm eine geriefelte Schale als Hinweis auf die Plünde­rung eines Heiligtums. Die Gegner der Gallier sind zwei mit Lan­zen bewaffnete Reiter und ein aus der Erde empor­steigendes geflü­geltes We­sen, von dem nur der Oberkör­per sicht­bar ist. Der rechte Reiter trägt einen glatten Pan­zer mit zwei Lagen Pteryges (Textil- oder Lederstreifen) und vermutlich einen korin­thischen Helm. Der linke Rei­ter scheint bis auf einen Man­tel nackt zu sein und trägt einen Helm oder Hut mit breiter Krempe. Die ge­flügelte Figur ist mit einem gegürteten Chi­ton bekleidet und hat eine Binde im Haar. Die Gal­lier sind in der Über­zahl und an einigen Stellen scheint es, als wür­den sie sich gegen­seitig bekämp­fen, z. B. am lin­ken Bildrand. Dort steht ein nack­ter Krieger über einem to­ten Gallier und fasst sich mit der lin­ken Hand an die Stirn. Auch das entspricht der literarischen Überlieferung über Gallier.

Literaturauswahl:

  • H. Brunn – G. Körte, I rilievi delle urne etrusche (1879-1916) Band III, S. 155 ff., Taf. 8a Abb. 28
  • M. Eichberg, Scutum. Die Entwicklung einer italisch-etruskischen Schildform von den Anfängen bis zur Zeit Caesars (1987) Kat. 119
  • U. Höckmann, Gallierdarstellungen in der etruskischen Grabkunst des 2. Jhs. v. Chr., JdI 106, 1991, Kat. 8 Taf. 47,2
  • K. W. Zeller, Kriegswesen und Bewaffnung der Kel­ten, in: Die Kel­ten in Mit­teleuropa (1980) 111 ff.
  • A. Zimmermann, Plündernde Gallier in der etruskisch-italischen Kunst, Thetis 2, 1995, Kat. 10

Antike Quellen:

  • Diodor V 27-31
  • Kallimachos, Hymn. 4, 174 und 4,183
  • Livius XXXVIII 21,9 – 26,7
  • Polybios II 28-35 und III 114,3
  •  Strabon IV 4

Aquädukt von Segovia

Noch heute beeindruckt uns die Baukunst der Römer. Dazu gehören auch die Wasserleitungen, die sich viele Kilometer durch die Landschaft zogen, um römische Städte mit Trinkwasser zu versorgen.

Ein Beispiel ist der Aquädukt, der das Stadtbild der spanischen Stadt Segovia prägt und die Stadt noch bis 1974 mit Quellwasser aus den gut 15 Kilometer entfernten Bergen der Sierra de Fuenfría versorgte.

Der Aquädukt beginnt am Fluss Acebeda. Das dort angelegte kleine Stauwehr funktioniert bis heute. Die Wasserleitung verläuft bis kurz vor Segovia unterirdisch und nutzt das natürliche Gefälle des Geländes. Der Kanal war am Anfang der Strecke noch 51 x 56 cm groß und wurde im Hauptteil auf 30x 30 cm reduziert. Die Sauberkeit des Wassers gewährleisteten mehrere Becken, in denen sich der Schmutz absetzen konnte.

Kurz vor der Stadt wurde die Wasserleitung dann oberirdisch weitergeführt. Dieser insgesamt 728 Meter lange oberirdische Kanal ist zunächst niedrig und offen. Nach und nach treten zwischen den Kanal und das darunterliegende Gefälle erst eine Mauer, dann eine eingeschossige Arkade und zuletzt eine zweigeschossige Bogenstellung, die sich hoch über der ‚Plaza del Azoguejo‘ erhebt. Dort erreicht der Aquädukt eine Höhe von etwa 28 Metern.

Die Pfeiler bestehen aus einer Mauerschale, die mit Opus Caementitium gefüllt ist, dem römischen Beton. Der Sockel oberhalb der drei höchsten Bögen trug vermutlich eine Inschrift zu Ehren des Erbauers. Und in der Mitte darüber sind Nischen, in denen heute Statuen der Muttergottes und des heiligen Sebastian stehen.

Fertiggestellt wurde dieses Aquädukt 98 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.). Der Bau begann aber vermutlich schon unter Kaiser Domitian (81 – 96 n. Chr.). Im Jahr 1072 wurde das Aquädukt zum Teil beschädigt, zur Zeit der sogenannten Katholischen Könige Isabella I. von Kastilien (1451–1504) und König Ferdinand II. von Aragón (1452–1516) jedoch durch das Einfügen von 36 gotischen Spitzbögen wieder repariert. Seit 1985 ist er zusammen mit der Altstadt von Segovia UNESCO-Welterbes und ist vermutlich eines der besterhaltenen Zeugnisse römischer Architektur auf der iberischen Halbinsel.

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