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Buchbesprechung: Stephan Faust (Hrsg.), Im Angesicht der Gottheit. Kultbilder in Religion und Gesellschaft der Antike (2022)

Im Rahmen eines Seminars des Archäologischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entstand 2019 unter der Leitung von Stephan Faust, der damals die Position des Kustos des Archäologischen Museums der Universität übernommen hatte, eine Studioausstellung über prominente antike Götterbilder. Dieses Jahr erschien nun auch ein Katalog bzw. Begleitbuch zu dieser Ausstellung.

Im einleitenden Kapitel zeigt Faust zunächst die Herausforderungen, die die Beschäftigung mit antiken Kultbildern in sich birgt. Angefangen bei der Definition eines antiken Götterbildes als „Kultbild“ im Gegensatz zu anderen in Heiligtümern aufgestellten Bildwerken. Denn sowohl in der griechischen als auch in der lateinischen Sprache wurden im Laufe der Zeit zahlreiche verschiedene Begriffe verwendet, die sich aber nicht eindeutig auf die Funktion eines Bildwerks im Kult der Gottheit beziehen. Auch sind meist nur wenige Fragmente des Originals vorhanden. Um das ursprüngliche Aussehen des Kultbilds zu rekonstruieren, muss man daher weitere Quellen heranziehen. So finden wir beispielsweise detaillierte Beschreibungen in antiken Textquellen. Daneben geben oft rundplastische Nachbildungen oder Darstellungen in Reliefs oder auf Münzen weitere Hinweise für die Rekonstruktion. Dies kann natürlich nur ein vages Bild des Originals vermitteln. Sehr gut vermitteln die antiken Autoren dagegen, welche Wirkung einige der Kultbilder auf den antiken Betrachter hatte. Eine Wirkung, die die Schöpfer dieser Werke mit mannigfaltigen Mitteln zu erreichen wussten.

Anschließend gibt Faust einen Überblick über die Geschichte griechischer und römischer Kultbilder, bevor er in einem chronologisch aufgebauten Katalog auf die Überlieferung, Rekonstruktion und Deutung von sechzehn Kultbildern genauer eingeht. Unter anderem begegnen wir aus Griechenland den vom Bildhauer Phidias geschaffenen Statuen der Athena Parthenos in Athen oder des Zeus in Olympia – eines der Sieben Weltwunder der Antike -, der Eirene des Kephisodot oder der Aphrodite von Knidos des Praxiteles, die erste Nacktdarstellung der Göttin der Liebe. Die römischen Kultbilder repräsentieren Statuetten der Laren, die Große Mainzer Jupitersäule oder Kultbilder des Mithras.

Henryk Löhr stellt im folgenden Kapitel die Erforschung antiker Kultbilder anhand der Abgüsse im Archäologischen Museum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vor. Sie illustrieren unter anderem, wie sich die Rekonstruktion der Bildwerke durch neue Funde immer weiter verfeinerte.

Aber auch Tongefäße oder Münzen zeigen Kultbilder. So widmet Georg Simon Gerleigner dem Fragment einer Amphora ein eigenes Kapitel. Dieses Beispiel zeigt den Frevel des Aias, als er die Priesterin Kassandra vom Palladion, dem Kultbild der Athena in Troja, wegzieht, um sie zu vergewaltigen. Anhand dieser Darstellung geht Gerleigner unter anderem der Frage nach, inwieweit die Vasenmaler zwischen belebten und unbelebten Götterfiguren unterschieden, d. h. zwischen Kultbildern und den Göttern selbst, bzw. wie sich die Darstellungsweise im Laufe der Zeit änderte.

In einem weiteren Kapitel nimmt sich Aylin Tanrıöver Darstellungen von Göttern auf antiken Münzen aus dem Bestand des Museums vor. Hier stellt sie zunächst die Frage, ob es sich hier um Kultbilder handelt oder nur um allgemeine Götterbilder, die die prägende Stadt repräsentieren sollten. Anhand von Darstellungen von Athena, Zeus, Apollon, Artemis, Hera und Aphrodite macht sie deutlich, dass es in den wenigsten Fällen möglich ist, ein Götterbild auf Münzen eindeutig als Kultbild zu identifizieren. Oft war nur der Kopf dargestellt und auch sonst sind es oft nur die Attribute, die eine Identifizierung als bestimmte Gottheit möglich machten.

Eines der berühmtesten antiken Kultbilder ist die Artemis von Ephesus, deren Überlieferung, Rekonstruktion und Deutung Helga Bumke nachgeht. Jan-Henrik Hartung schließlich geht im letzten Kapitel noch auf die Aufstellungsorte der Kultbilder ein. Im Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild der Heiligtümer, die üblicherweise im Zentrum der Forschung stehen, geht es ihm um die Tempelinnenräume und ihre Entwicklung im Verhältnis zu den Kultbildern. Er zeigt, wie architektonische Fortschritte mit der Zeit Künstler bei der Inszenierung der Kultbilder unterstützten.  

Das vorliegende Buch ist eine gelungene Einführung in das Thema. Es zeigt zum einen, welche Wirkung vorgestellten Kultbilder auf den antiken Betrachter hatten, und mit welchen Mitteln die Künstler diese Wirkung erreichten. Zum anderen stellt das Buch die Geschichte der Rekonstruktion dieser Kultbilder vor und zeigt die Puzzlearbeit, die dafür notwendig ist. Umfangreiche Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis geben dem Leser die Möglichkeit, die einzelnen Themen zu vertiefen.

Hermeneutika | Band 1
1. Auflage 2022
broschiert, 244 Seiten
Universitätsverlag Halle-Wittenberg
ISBN 978-3-86977-249-3
40,00 €

Mausoleum von Belevi, Türkei

In der Nähe Ephesus, beim Dorf Belevi, befinden sich die Reste eines antiken Grabbaus. Dieses sogenannte Mausoleum von Belevi besteht aus einem etwa 10 Meter hohen quadratischen Sockel (ca. 30 x 30 Meter), über dem sich wohl eine Anlage mit einer umlaufenden Säulenhalle befand. Der Bau besteht fast ausschließlich aus dem bläulichen Belevi-Marmor, der auch in Ephesus verwendet wurde.

Die Fassade des Sockels ist durch eine monumentale Scheintür gekennzeichnet. Im hinteren Bereich des Sockels befand sich eine Kammer für den Sarkophag. Es handelt sich um einen Klinen-Sarkophag, d. h. der Tote wurde darauf lagernde dargestellt. Es ist allerdings nicht klar, ob Deckel und Sarkophag-Kasten zusammengehören. Die Figur ist überlebensgroß, was auf den Status des Toten weisen könnte. Der Kopf ist allerdings nicht fertig gearbeitet. Man fand außerdem die Statue eines trauernden Dieners in orientalischer Bekleidung.

Die Rekonstruktion des Aufbaus ist problematisch, da sich nur wenig erhalten hat. Man hat jedoch Reste von Säulen und einen Fries mit der Darstellung einer Kentauromachie gefunden. Zum Figurenschmuck gehörten Funden außerdem ein Greif und ein Löwenkopf.

Wer aber ließ das Grab errichten? Die Funde (Ornamente, Keramik, Figurenschmuck) lassen auf einen Bau zwischen ca. 301 v. Chr. und 280 v. Chr. schließen. Als ursprünglicher Auftraggeber kommt eventuell Lysimachos in Frage, einer der Nachfolger Alexanders des Großen. Als dieser in der Schlacht starb, wurde der Bau wohl unterbrochen. Antiochus II. ließ die Arbeiten an dem Grabmal fortsetzen und nach seinem Tod fand er hier auch die letzte Ruhestätte. Nach der Einnahme von Ephesus durch die Ptolemäer (174 v. Chr.) wurden die Bauarbeiten endgültig eingestellt, sodass das Mausoleum unvollendet blieb.

Literaturauswahl:

  • Camillo Praschniker, Max Theuer u. a.: Das Mausoleum von Belevi. (= Forschungen in Ephesos). Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1979
  • Reinhard Heinz: Das Mausoleum von Belevi – Bauforschung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/1). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016
  • Peter Ruggendorfer: Das Mausoleum von Belevi – Archäologische Untersuchungen zu Chronologie, Ausstattung und Stiftung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/2). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016

Johanneskirche in Ephesus

Beim modernen Selcuk, nur wenige Kilometer entfernt vom antiken Ephesus, erheben sich die Ruinen der Johanneskirche auf einem Hügel. Die Kirche war dem Apostel Johannes geweiht. Der Legende nach war Johannes nach der Enthauptung seines Bruder Jakobus zusammen mit Maria nach Ephesus geflohen, wo er laut Irenäus von Lyon später auch starb. Eusebius von Cäsarea berichtet von einem Grab des Johannes in Ephesus. Über diesem Grab soll erst ein Mausoleum in Form eines von vier Säulen getragenen Kreuzgewölbes errichtet worden sein und später, unter Justinian, die Johanneskirche.

Man kann vier Bauphasen unterscheiden. In der ersten Phase gab es nur ein Kammersystem mit dem Grab und ein Staubwunder in einem Stollen. In einer zweiten Phase aus konstantinischer Zeit gab es einen 15 x 15 Meter großen Umbau. Von diesem haben sich allerdings nur Reste des Unterbaus erhalten. Die dritte Phase war bereits ein basilikaler Bau. Aus diesem Bau des 4./5. Jahrhunderts n. Chr. haben sich Mosaikreste in den damals üblichen Farben Weiß, Schwarz und Rot erhalten.

Die heute sichtbaren Ruinen gehören zu einer Stiftung Justinians (6. Jh. n. Chr.). Er ließ fast einen Neubau errichten. Der Vorgängerbau wurde nicht nur verändert, sondern zumindest teilweise wohl auch abgerissen. Es handelt sich um einen Bau in Form eines Kreuzes mit freistehender, halbrunder Apsis und Emporen über den Seitenschiffen. Das Mittelschiff war mit sechs Kuppeln überwölbt, die außen mit Blei eingedeckt waren. Die Säulen sind aus Marmor und jene in den Seitenschiffen haben korinthische Kapitelle mit Kreuzrelief. Man fand auch Reste von Malereien. Die noch sichtbaren Mosaiken gehören allerdings zum Vorgängerbau.

Das Mauerwerk der 130 m langen und 40 m breiten Basilika besteht abwechselnd aus Bruchsteinen und Ziegelbändern. Der Kirche waren ein Narthex und ein 47 x 34 m großes Atrium vorgelagert. Letzteres war auf drei Seiten von Säulenhallen umgeben und erhob sich auf einem mächtigen Unterbau aus Tonnengewölben und Stützmauern.

An das bereits vorhandene Baptisterium mit zwei Apsiden und einem achteckigen Mittelraum mit Nischen schloss sich ein Schatzhaus an. Das eigentliche Baptisterium hatte vier Durchgänge, die mit vier halbrunden Nischen abwechseln. Dese Nischen haben Säulen auf hohen Sockeln, die möglicherweise ursprünglich nicht für diesen Bau bestimmt waren. Das Taufbecken (Piscina) hatte im Osten nach Westen Stufen. Zusätzlich zu dem Hauptbecken gab es hier sogar noch zwei Zusatzbecken.

Literatur:

  • Andreas Thiel, Die Johanneskirche in Ephesos. Reichert, Wiesbaden 2005

Konstantinopel – Gründungsgeschichte und erste Bauten (Teil 2)

Das „Kapitol“ Konstantinopels bestand aus dem Palast, der Kirche Hagia Sophia, der Apostelkirche, einem Senatsgebäude und dem Hippodrom, der Pferderennbahn, und war das Zentrum der neuen Stadt.

Die Hauptelemente des Hippodroms, der Pferderennbahn, gehen bereits auf Septimius Severus zurück. Später wurde das Hippodrom allerdings stark vergrößert. Gegenüber der Pferderennbahn stehen der Palast und die Hagia Sophia. Die ursprüngliche Hagia Sophia wurde wohl um 325 n. Chr. begonnen. Es handelte sich vermutlich um eine Basilika ohne Kuppel. Diese Kirche hatte auch noch keinen Namen, sondern wurde einfach Megálē Ekklēsíā (griechisch für „Große Kirche“) genannt.

Die Apostelkirche war nach der Hagia Sophia die bedeutendste Kirche in Konstantinopel und diente als Begräbnisstätte der byzantinischen Kaiser. Konstantin wollte hier im Altarraum zwischen je sechs Kenotaphen zu beiden Seiten beigesetzt werden. Er sah sich als dreizehnter Apostel, d. h. Christus gleich. Auch als Christ war er in der römischen Götterwelt verankert und sah sich als Hauptheiliger der Stadt.

An der Ostseite des Augusteions, eines großen Platzes, auf dem Konstantin eine Statue seiner Mutter Helena aufstellen ließ, wurde ein Senatsgebäude errichtet. Es handelte sich allerdings zunächst um einen Senat zweiter Klasse ohne legislative oder eindeutig politische Macht. Er war jedoch wichtiges Element der Kaiserideologie für Konstantinopel als Roma Secunda. Weitere Schwerpunkte der Stadt waren das Forum Konstantins und die Hafenanlagen.

Literaturauswahl:

  • Wolfgang Müller-Wiener: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion – Konstantinupolis – Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Wasmuth, Tübingen 1977
  • Peter Schreiner: Konstantinopel. Geschichte und Archäologie. Beck, München 2007 (Beck’sche Reihe 2364. C. H. Beck Wissen).
  • Klaus Kreiser: Geschichte Istanbuls. Von der Antike bis zur Gegenwart. Beck, München 2010

Konstantinopel – Gründungsgeschichte und erste Bauten (Teil 1)

Das alte Byzantion, eine megarische Stadtgründung von ca. 660 v. Chr., wurde nach der Zerstörung durch Severus 196 n. Chr. von Caracalla wieder aufgebaut. In diesen Wiederaufbau fällt unter anderem auch der Baubeginn des Hippodroms (Pferderennbahn), einer Säulenstraße und der Zeuxippos-Thermen. 258 n. Chr. wurde Byzantion von den Goten geplündert und zerstört.

Unter Konstantin wurde die Stadt neu gegründet und 324 n. Chr. zum Beispiel die Beferstigungen wieder hergestellt. Im gleichen Jahr wird das Areal der Stadt auf 6 Quadratkilometer festgelegt und als Großstadt geplant. Ab 328 n. Chr. ist Konstantinopel endgültig Regierungssitz.

Die neue Kaiserstadt wurde in Anlehnung an Rom gegründet und geplant, da sie nach Konstantin Roma Secunda sein sollte, die zweite Hauptstadt nach Rom. Rom und Konstantinopel waren durch die Via Ignatia verbunden. Worin aber zeigt sich die Anlehnung an Rom? Wie Rom wurde Konstantinopel auf sieben Hügeln errichtet und war in 14 Regionen aufgeteilt. Die Verwaltung erfolgte nach spätrömischem Vorbild durch Senat und Präfektur. Auch die Verbindung von Palast und Hippodrom war Rom nachempfunden. Weitere Ähnlichkeiten waren der goldene Meilenstein sowie die Beziehung zwischen Altstadt und Hippodrom.

Im 4. Jh. n. Chr. ist Konstantinopel zwar Sitz des Senats und Residenzstadt, aber der Kaiser ist auf dieser riesigen Baustelle nur selten anwesend. Aufgrund vieler Kriege wandern der Kaiser und sein Hofstaat lange Zeit von einer Residenzstadt zur anderen. Erst Theodosius (379 – 395 n. Chr.) bleibt dann tatsächlich dauerhaft in Konstantinopel.

 

(Fortsetzung folgt …)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 3)

Nach einigen Jahren des Friedens probten die Galater 168 v. Chr. noch einmal den Aufstand und griffen Teile des per­gameni­schen Reichs an. Dabei erlitt Eumenes offenbar ei­ne schwere Nie­derlage und er bat Rom, zwischen ihm und den Galatern zu vermit­teln. Die römische Gesandtschaft wiegelte die Galater allerdings noch mehr auf. Zwar ge­lang es Eu­menes 166 v. Chr., die Galater nochmals unter seine Herr­schaft zu brin­gen, doch 165 v. Chr. erklärte der römi­sche Se­nat Galatien für autonom. Pergamon erkannte die Autono­mie Galatiens dagegen unter At­talos II. (159-138 v. Chr.), dem Nachfolger des Eumenes an­.

Der stetig wachsende Einfluss Roms im östlichen Mit­telmeerraum bestimmte auch die weitere Ge­schichte Per­gamons und Galatiens. 133 v. Chr. vermachte Attalos III. sein Reich den Römern und Pergamon ging als Provinz Asia im römischen Reich auf. Etwa hundert Jahre später, 25 v. Chr., wurde auch Gala­tien römi­sche Pro­vinz.

Der Schrecken, den die Galater lange Zeit verbrei­teten, er­innerte die Griechen an ihre Kämpfe mit den Persern und die Siege gegen den neuen Staats­feind wurden in der ganzen hellenistischen Welt pro­pagandistisch ausge­wertet. Jeder der hellenisti­schen Herrscher woll­­te sich als Verteidiger und Bewahrer der grie­chischen Zi­vilisation, deren Bedrohung die Gallier verkörperten, darstellen und jeder noch so unbe­deu­­tende Sieg gegen die Gallier wurde in großen Sieges­denk­mälern verherrlicht (z. B. der sogennannte Sterbende Gallier oder die Galliergruppe Ludovisi), auch wenn die Gal­lier andererseits schon früh von verschie­de­nen helle­nistischen Herrschern als Söld­ner an­geworben wurden.

Literaturauswahl:

  • F. Stähelin, Geschichte der kleinasia­tischen Gala­ter (1907)
  • M. Szabó, Mercenary Activity, in: The Celts (1991) 333 ff.
  • The Celts. Ausstellungskatalog Venedig (1991)
  • G. Nachtergael, Les Galates en Grèce et les Sôté­ria de Delphes (1977)
  • D. Rankin, Celts and the Classical World (1996)
  • B. Maier, Geschichte und Kultur der Kelten (2012)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 2)

Nur wenige wagten es, den Galatern Widerstand zu lei­sten, z. B. Antiochos I. Soter, der sie 276/74 oder 269/68 v. Chr. in der sog. „Elefanten­schlacht“ mit Hilfe von Kriegsele­fanten besiegte. Attalos I. von Pergamon (241 – 197 v. Chr.) wagte es als er­ster, den Galatern ihre Tribut­forderungen zu ver­weigern. Der folgende Krieg mit den To­listoagiern endete 238/7 oder 234/3 v. Chr. im Quell­gebiet des Kaïkos mit einem Sieg der Per­gamener.

In den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwi­schen ver­schiedenen hellenistischen Herrschern, die im fol­genden Jahrhundert die Geschichte Klein­asiens bestimmten, schlossen sich die Galater verschiedenen Koali­tionen an, z. T. als unabhängige Verbündete, z. T. als Söld­ner. Zudem unternahmen sie Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. neue Raubzüge, z. B. gegen Herakleia am Pon­tos.

Etwa zur gleichen Zeit begann Rom, verstärkt in die Ausein­andersetzungen der hellenistischen Herrscher ein­zugreifen. Es gelang den Römern, Antiochos III. nicht nur aus Grie­chenland zu ver­treiben, son­dern ihm an­schließend 190 v. Chr. auch seine Besitzun­gen in Kleinasien abzunehmen. Der größte Teil sei­nes Lan­des wurde dem pergamenischen König Eumenes II. zu­gesprochen, dem Nachfolger des 197 v. Chr. ver­storbenen Attalos I.

Im folgenden Jahr, 189 v. Chr., zog Cn. Manlius Vulso, der neue römische Konsul, gegen die Galater, die Antiochos unterstützt hat­ten. Nach verschie­denen kleineren Kämpfen zwangen die Rö­mer die Gal­lier durch schwere Niederlagen ihre Raub­züge und Plünderungen aufzugeben.

Wenige Jahre später verbündeten sich die Gallier mit Pru­sias von Bithynien gegen Eumenes II., doch der pergame­nische König konnte diesen Krieg ca. 184 v. Chr. für sich entschei­den und im folgenden Jahr auch das Land der Galater erobern.

(Fortsetzung folgt …)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 1)

Bereits im 7. Jh. v. Chr. machten sich wohl die ersten gallischen Gruppen auf den Weg über die Alpen nach Italien und auch zwischen Galliern und Griechen gab vermutlich spätestens im 4. Jh. v. Chr. Kontakte. Die ei­gentliche In­va­­sion der Gallier in Grie­chen­­land und Kleinasien begann jedoch erst 280 v. Chr., als keltische Stämme vom Donauge­biet nach Süden wanderten. Anfang des Jahres 279 v. Chr. fielen sie in Ma­kedonien ein und be­siegten Pto­lemaios Kerau­nos, der dabei den Tod fand. Noch im gleichen Jahr fielen die Gallier erneut in Make­donien ein. Erst als die Gallier das Apollon-Heiligtum von Delphi plündern woll­ten, halfen der Winter­einbruch und ein Erdbeben den Verteidigern des Hei­ligtums dabei, die Gal­lier zu stoppen und ihnen eine ver­nich­tende Niederlage beizubrin­gen. Nach einer wei­teren Nie­derlage um 277 v. Chr. gegen Anti­go­nos Go­natas bei Lysi­macheia zog sich ein Teil der Gal­lier wie­der auf den Balkan zu­rück und gründete in Thra­kien das Kö­nigreich Ty­lis. Die übri­gen zo­gen ins zen­trale Hoch­land Klein­asiens, wo sie sich nach und nach in jenem Gebiet nie­der­ließen, welches spä­ter nach ih­nen „Galatia“ ge­nannt wurde.

Diese sogenannten Galater zogen immer wie­der plün­dernd durch die Nach­bargebiete oder verlang­ten ein Löse­geld da­für, dass sie ein Land ver­schonten. Sie hatten sich offenbar in drei Stämme aufgeteilt – Toli­stoagier, Tektosagen und Trokmer -, von denen jeder ein ande­res Gebiet plün­derte. Of­fenbar waren besonders die Städte in Küsten­nähe be­troffen. So sind Plünderungen des Heilig­tums von Didyma überliefert sowie für Milet und Ephe­sos Eine ge­naue zeitliche Einordnung die­ser Er­eignisse ist allerdings in der Re­gel nicht möglich.

 

(Fortsetzung folgt …)

Marienkirche in Ephesos

Die christliche Gemeinde von Ephesos war eine der ältesten christlichen Gemeinden und geht unter anderem auf den mehrjährigen Aufenthalt des Apostels Paulus zurück.

Die ersten Christen versammelten sich zunächst überall in den Häusern wohlhabender Gemeindemitglieder. Einige dieser Versammlungsräume dienten im Laufe der Zeit nur noch diesem Zweck und wurden zu sogenannten Hauskirchen mit festem liturgischem Mobiliar ausgestaltet.

Auch in Ephesus gab es erst spät reine Kirchenbauten. Eine davon ist die Marienkirche, in der 431 n. Chr. auch das Konzil von Ephesos stattgefunden haben soll. Für die heute nur noch als Ruine erhaltene Kirche wurde eine dem Göttervater Zeus und Kaiser Hadrian geweihte Tempelanlage umgebaut. Der Tempel bestand unter anderem aus einer basilika-förmigen, dreischiffigen Säulenhalle, deren Westteil dann in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. zu einer Kirche in Basilikaform umgebaut wurde.

Die Kirche wurde der Gottesmutter Maria geweiht, die sich in Ephesos gewohnt haben soll. Unklar ist, inwieweit der Umbau mit dem Konzil zusammenhängt. Nutzte man eine bereits bestehende Kirche oder wurde die Kirche erst für das Konzil gebaut? In jedem Fall diente die Marienkirche für die nächsten Jahrhunderte als Bischofskirche von Ephesos.

Die Marienkirche wurde mehrfach durch Erdbeben zerstört, aber immer wieder aufgebaut und mehrfach erweitert. Vor der Westseite der Basilika entstand zunächst eine Vorhalle (Narthex) und ein Atrium, an dessen Nordseite ein achteckiges Baptisterium errichtet wurde. Noch heute kann man Reste der Wandverkleidung aus Marmor sehen. Stufen führen zu beiden Seiten in das Taufbecken, das in den Boden eingetieft ist.

Nach einer Zerstörung Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. baute zunächst man den Westteil der ursprünglichen Basilika zu einer Kuppelbasilika um, später ersetzte man die Säulen des Ostteils der ersten Kirche durch Pfeiler und nutze nur noch diesen Teil. Ab dem 7. Jh. n. Chr. wurde die Marienkirche dann nur noch als Begräbniskirche genutzt, bis sie im Laufe der Jahrhunderte ebenso wie das antike Ephesos verfiel. Bischofssitz war seitdem die Johanneskirche am Ayasoluk-Hügel, dem Zentrum des byzantinischen Ephesos.

Literaturauswahl:

  • Stefan Karwiese: Erster vorläufiger Gesamtbericht über die Wiederaufnahme der archäologischen Untersuchung der Marienkirche in Ephesos (= Denkschriften. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Bd. 200). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1989.
  • Stefan Karwiese: The Church of Mary in Ephesos. Forschungsbericht (Onlinepublikation, April 2008)
  • Angelica Degasperi: Die Marienkirche in Ephesos. Die Bauskulptur aus frühchristlicher und byzantinischer Zeit (= Ergänzungshefte zu den Jahresheften des Österreichischen Archäologischen Institutes. 14). Wien 2013.
  • https://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Marienkirche_Ephesus.html

Der sogenannte „Alexander-Sarkophag“ von Sidon

1887 fand man in der Königsnekropole von Sidon (Libanon) einen auf allen Seiten reliefierten Marmorsarkophag. Heute befindet sich dieser Sarkophag im Archäologischen Museum von Istanbul.

Als Auftraggeber dieses Sarkophags gilt Abdalonymos, der nach der Schlacht von Issos von Alexander bzw. in dessen Auftrag von Alexanders Vertrautem als König von Sidon eingesetzt wurde.

Eine der Langseiten zeigt eine Schlacht zwischen Makedonen und Persern, vermutlich die Schlacht von Issos. Der Reiter auf der linken Seite trägt einen Löwenhelm und wird in der Regel als Alexander gedeutet. Daher ist dieser Sarkophag auch als „Alexander-Sarkohag“ bekannt. Auf der rechten Seite befindet sich ein in unrealistischer Weise nackt dargestellter Krieger. Dieser wird als Hephaistion interpretiert.

Auf der zweiten Langseite wird Abdalonymos bei einer gemeinsamen Jagd von Makedonen und Persern von einem Löwen angefallen. Alexander kommt ihm zu Hilfe. Von der anderen Seite kommt wieder Hephaistion dazu.

Eine der Schmalseiten zeigt eine weitere Schlacht zwischen Griechen / Makedonen und Persern. In der Mitte ist jetzt Abdalonymos dargestellt. Daher geht man davon aus, dass diese Schlacht nach Alexanders Tod stattfand. Ab ca. 326 v. Chr. waren auch Orientalen ins Heer von Alexander integriert. Die andere Schmalseite zeigt eine Pantherjagd, bei der nur Abdalonymos und orientalische Begleiter dargestellt sind.

Aber auch die Giebel des Sarkophagdeckels sind mit Reliefs geschmückt. Über der Pantherjagd ist eine weitere Schlacht zwischen Griechen und Persern mit Abdalonymos im Zentrum dargestellt. Die andere Seite zeigt die Ermordung des Perdikkas, einem General Alexanders und nach dessen Tod Regent über das von Alexander geschaffene Reich. 320 v. Chr. wurde er allerdings von drei seiner Offiziere ermordet.

Der Sarkophag ist sehr gut erhalten und zeigt noch heute viele Farbspuren, obwohl sie seit der Auffindung des Sarkophags zunehmend verblasst sind. Das Grab war bereits im Altertum ausgeraubt worden. Dabei hatten die Räuber auch den Sarkophag an einigen Stellen beschädigt. Die Waffen der Reliefs waren offenbar aus Silber. Eine kleine silberne Axt wurde in der Grabkammer gefunden, lässt sich aber nicht mehr der richtigen Stelle zuordnen.

Literatur:

  • Franz Winter: Der Alexandersarkophag aus Sidon. Straßburg 1912.
  • Karl Schefold, Max Seidel: Der Alexander-Sarkophag. Berlin 1968.
  • Volkmar von Graeve: Der Alexandersarkophag und seine Werkstatt. Berlin 1970.

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