Kategorie: Augsburg

Römisches Museum, Augsburg

Von 1966 bis Mitte 2012 war das Augsburger Römermuseum in der ehemaligen Dominikanerkirche untergebracht, die ein würdiges Ambiente für die archäologischen Funde aus Augsburg und seinem Umland bildeten. Dazu zählen Stücke aus der Steinzeit und der Bronzezeit ebenso wie römische Funde und Objekte aus dem frühen Mittelalter. Leider musste dieser Standort aufgrund statischer Probleme geschlossen werden und wird derzeit saniert.

Die meisten der Exponate lagern zurzeit im Depot. Seit 2015 allerdings wird ein Teil der Funde aus der römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum in der Toskanischen Säulenhalle des Zeughauses präsentiert. So konnte diese für Augsburg so wichtige Epoche Bürgern und Touristen zumindest in einem kleineren Rahmen weiterhin sichtbar gemacht werden. Denn im Stadtbild selbst ist heute kaum noch etwas zu sehen. Für das Zeughaus wurden bekannte und unbekannte Stücke ausgewählt und in der Ausstellung „Römerlager. Das römische Augsburg in Kisten“ in sieben Themenbereichen zusammengestellt:

  • Der Namensgeber der Stadt
  • Das römische Militärlager
  • Das römische Straßennetz
  • Der Handel und das Geld
  • Das römische Essen
  • Die römische Religion
  • Der römische Totenkult

Zunächst wird der Besucher von einer Statue des römischen Kaisers Augustus begrüßt, der der Stadt seinen Namen gab. Am Anfang der römischen Besiedlung Augsburgs stand jedoch ein Militärlager im Stadtteil Oberhausen, das wohl um die Zeitenwende eines der Versorgungsdepots für den Alpenfeldzug war. Das Museum zeigt Waffen und Rüstungsteile aus diesem Lager.

Die Römer erschlossen alle Gebiete, die sie eroberten, durch Straßen, um schnelle Truppenverlegungen zu ermöglichen. Gleichzeitig begünstigte das römische Straßennetz auch den Handel. Ein Highlight des ursprünglichen Museums ist ein vollständiges Faksimile der Tabula Peutingeriana, einer mittelalterlichen Kopie einer Straßenkarte des römischen Reichs. Hier im Zeughaus kann man anstelle des Originals einen Druck sehen, unter dem einige aufklappbare Fächer weitere Details enthüllen.

Unter den Objekten, die Augsburgs Bedeutung als Handelsplatz zeigen, findet man im Zeughaus einen Goldmünzenschatz, das Steinrelief mit der Darstellung Merkurs, des Gottes der Händler und Diebe, sowie die Reste einer Schiffsanlegestelle. Zur Datierung von Holzresten wie bei dieser Anlegestelle dient die Dendrochronologie. Das Vorgehen bei dieser Datierungsmethode, bei der das Alter der Holzstücke anhand ihrer Jahresringe bestimmt wird, wird hier an Beispielen näher erläutert.

Einen weiteren Einblick in die archäologische Forschung bietet das Projekt „Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes“, in dessen Verlauf auch das absolute Highlight des römischen Museums in Augsburg untersucht wurde: ein bronzener, ursprünglich mit Blattgold überzogener Pferdekopf, der im 18. Jahrhundert in der Wertach gefunden wurde. Zunächst nahm man an, dass der Kopf zu einer Reiterstatue gehörte. Nach den neuen Materialanalysen und Vergleichen mit der vergoldeten Figur eines Genius des römischen Volkes, der einst einen Wagenkasten schmückte, geht man nun davon aus, dass der Pferdekopf zu einer Quadriga (einem Viergespann) gehörte, die ein Bogenmonument beim Forum krönte.

Ein weiterer Themenbereich widmet sich der Götterwelt der Römer. Die Römer verehrten unzählige Gottheiten, von denen sie auch einige aus anderen Kulturen übernahmen. Hier im römischen Museum Augsburgs wird diese Vielfalt beispielsweise durch Statuen, Weihesteine und Altäre für Mithras, Isis oder Jupiter, dem höchsten der römischen Götter, veranschaulicht.

Den Alltag der Römer zeigen zum einen das lebensgroße Modell eines römischen Speisezimmers (Triclinium) und zahlreiche Funde von Geschirr und Besteck. Zum anderen gibt uns das Museum mit Grabsteinen, Urnen und Grabbeigaben einen Einblick in den römischen Totenkult.

An der Rückwand des Ausstellungsraums stehen aufgestapelte Depotkisten für die zahlreichen Fundstücke, für die im Übergangsquartier des römischen Museums von Augsburg kein Platz ist. Hoffen wir, dass Augsburg in naher Zukunft in einem neueröffneten Museum wieder die ganze Bandbreite archäologischer Hinterlassenschaften aus der Geschichte der Stadt genießen kann.

Weitere Informationen:
https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/roemisches-museum

Die „Römermauer“ am Augsburger Dom

Im Stadtbild des modernen Augsburg sieht man leider nur sehr wenige Reste seiner großen Vergangenheit als Augusta Vindelicum (oder Augusta Vindelicorum), der Hauptstadt der römischen Provinz Raetien. Einer dieser seltenen Plätze ist die sogenannte Römermauer beim Augsburger Dom.

Die „Römermauer“ selbst entstand erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich wurden hier römische Inschriftensteine präsentiert, die bei Grabungen im dahinterliegenden Fronhof gefunden wurden. Leider bot die Mauer mit ihrem Dach nicht genügend Schutz vor Witterung und Umweltverschmutzung. Und auch Vandalismus setzte den Originalsteinen zu. Daher beschloss man 2000/2001 die Originale abzunehmen und die Römermauer mit Abgüssen umzugestalten.

Zu sehen sind nun zum einen Abgüsse von Ehreninschriften, zum anderen gibt es Architekturelemente wie Kapitelle und Basen von Säulen, Gesimse, Architrave und sogar eine Bauinschrift. Leider wurden alle diese Stücke eher zufällig gefunden und lassen sich keinem Bau oder auch nur einem bestimmten Fundort zuweisen.

Einblicke in das religiöse Leben der Stadt bieten einige Weihesteine. Und verschiedene Grabdenkmäler (siehe Bild oben), darunter das fast 7 Meter hohe Grabmal des Marcus Aurelius Carus aus der Zeit um 180/200 n. Chr., veranschaulichen das Wirtschaftsleben in der rätischen Hauptstadt.

Das ebenfalls auf dem Domvorplatz gelegene sogenannte archäologische Fenster zeigt die Fundamente der Johanneskirche, die Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt wurde. Des Weiteren werden einige Strukturen darunterliegender römischer Gebäude im Pflaster sichtbar gemacht. Was fehlt, ist jedoch eine genauere Erklärung, denn die Infotafeln wurden inzwischen entfernt.

Die römische Villa Suburbana von Stadtbergen bei Augsburg

Südwestlich von Augsburg, am Rand der Hochebene zum Tal der Wertach hin, wurde 1931 auf dem Gebiet der Gemeinde Stadtbergen eine römische Villa ausgegraben. Die damalige Grabungsdokumentation ging 1944 größtenteils ebenso verloren wie die Funde selbst. Erhalten hat sich allerdings ein Plan der Villa und zwischen 1971 und 1981 wurden weitere archäologische Untersuchungen durchgeführt. Fridolin Reutti geht von drei Bauphasen aus, von denen jedoch nur die dritte einigermaßen sicher rekonstruiert werden kann.

Es handelte sich um eine luxuriös ausgestattete Villa Suburbana, also eine Vorstadtvilla. Auf allen Seiten sind dem Gebäude Säulenhallen vorgelagert. Die Hauptseite, die seitlich durch zwei runde Ecktürme betont wird, öffnet sich nach Südosten. Von dort aus betrat man die Villa durch eine große Halle, die zum Mittelteil der Villa führt. Direkt hinter diesem Durchgang gibt es einen länglichen Raum, der als Verteiler zu den verschiedenen Gebäudeteilen diente. Von hier aus öffnen sich Räume sowohl im hinteren Bereich der Villa als auch Räume neben der Eingangshalle sowie Treppenhäuser, die zu einem zweiten Stock führten. Außerdem gelangt man von hier aus zu den beiden Seitentrakten, die in den bereits erwähnten Eckrisaliten enden. Auch diese seitlichen Gebäudeteile waren zweistöckig, da man hier ebenfalls Treppenhäuser nachweisen konnte.

Mosaiksteine, Marmorplatten oder auch der Rest einer Marmorsäule zeigen, wie reich diese Luxusvilla dekoriert war. Auch konnten im Rahmen der archäologischen Untersuchungen Nebengebäude nachgewiesen werden. Einige der Funde stammten aus dem 1. Jh. n. Chr. Das Aussehen der Villa zu diesem Zeitpunkt ist jedoch unklar. Sicher ist, dass die Villa mehrfach umgebaut wurde, bevor sie das heute bekannte Aussehen annahm. Münzfunde lassen vermuten, dass die letzte Besiedlung der Villa in die Zeit zwischen 275 n. Chr. und dem Ende des 4. Jh. n. Chr. fällt.

Literatur:

  • Fridolin Reutti: Eine römische Villa suburbana bei Stadtbergen, Landkreis Augsburg. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 39, 1974, S. 104–126
  • Wolfgang Czysz, Karlheinz Dietz, Hans-Jörg Kellner, Thomas Fischer: Die Römer in Bayern. Stuttgart 1995, S. 517–518

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