Monat: September 2018

Römisches Weißenburg Teil 3 – die großen Thermen (Bauphase III)

Um ca. 180 n. Chr. wurden die Weißenburger Thermen größer und luxuriöser wiederaufgebaut. Die neue Anlage war 65 x 42,5 Meter groß. Der neugestaltete Eingangsbereich verzichtete auf eine Säulenhalle. Stattdessen betrat man die Anlage jetzt durch eine 320 m² Sporthalle. Dahinter lag ein großer Umkleidebereich, von dem ein abgetrennter Bereich an der Westwand auch beheizbar war. Gegenüber an der Ostwand lag jetzt ein Schwitzbad. Das runde Laconium aus Bauphase II wurde dagegen nicht mehr aufgebaut. Vom Umkleideraum führte die Raumfolge jetzt ringförmig über das Frigidarium über ein kleineres Laubad im Osten der Anlage ins Caldarium und dann über zwei hintereinanderliegende Tepidarien wieder in Kaltbad. Die neue Thermenanlage folgte also dem Ringtyp römischer Thermen.

In der Regierungszeit von Septimius Severus (193-211 n. Chr.) und Caracalla (211-217 n. Chr.) wurde das Bad noch einmal verschönert und das Laconium und der beheizbare Ankleideraum wurden vertauscht. Vor dem Schwitzbad wurde ein kleines Kaltbad zur Abkühlung eingebaut. Auch dieser Bau wurde allerdings Opfer der Flammen und im Zuge der Alamanneneinfälle nach 230 n. Chr. zerstört. Danach wurden nur noch einige Räume weiterverwendet.

Die Reste der großen Thermen sind heute als Museum zugänglich. Der Besucher sieht die Fundamente der verschiedenen Bauphasen aus unterschiedlichen Blickwinkeln und die Zusammenhänge werden anhand von Infotafeln erklärt. Der Rundgang führt beispielsweise vorbei am Caldarium und der runden Sauna vorbei in die Basilika. An verschiedenen Stellen sieht man Reste von Fußbodenheizungen mit den dazugehörigen Heizräumen. Das kleine Kaltbad aus der letzten Bauphase wurde sogar komplett rekonstruiert.

Insgesamt gibt das Thermenmuseum nicht nur einen guten Überblick über die Weißenburger Thermen im Laufe der Jahrhunderte, sondern lässt auf den Infotafeln auch den Alltag in einer römischen Badeanlage lebendig werden. Die beweglichen Funde aus den Ausgrabungen sind dagegen im Römermuseum der Stadt aufbewahrt.

 

Literaturauswahl:

Ute Jäger: Römisches Weißenburg. Kastell Biriciana, Große Thermen, Römermuseum. Keller, Treuchtlingen/Berlin 2006

Ludwig Wamser: Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern: Franken 1)

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Römisches Weißenburg Teil 2 – die großen Thermen (Bauphase I-II)

Die wohl beeindruckendste Entdeckung in der Zivilsiedlung des römischen Weißenburg sind die 1977 gefundenen großen Thermen, die unter einem Schutzbau der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Bei den Ausgrabungen konnten drei Hauptbauphasen nachgewiesen werden: um 90 n. Chr., um 130 n. Chr. und 180 n. Chr. Das ursprüngliche Thermengebäude wurde also zur gleichen Zeit wie das erste Kastell errichtet. Der Eingang befand sich im Norden. Durch eine hölzerne Portikus (Säulenhalle) und einen Hof, der für sportliche Übungen genutzt werden konnte, kam man zur eigentlichen Therme. Die Räume folgten dem sogenannten Reihentypus. In einem Umkleideraum (Apodytherium) legte man seine Kleidung ab und ging dann normalerweise über das Kaltbad (Frigidarium) und das Laubad (Tepidarium) als erstes in das Warmbad (Caldarium). Von dort führte der Weg langsam wieder zurück, wobei man sich in den einzelnen Räumen dann länger aufhielt. Vom Kaltbad aus konnte man auch in ein Schwitzbad (Laconium) gehen.

Ein Umbau dieser ersten Thermenanlage überdachte den vorgelagerten Hof und die umgebenen Säulenhallen. Aus dem Hof wurde also eine Sporthalle, sodass man unabhängiger vom Wetter wurde. Außerdem gab es jetzt einen kleinen beheizbaren Umkleideraum.

Etwa um 130 n. Chr. wurde die Thermenanlage umgebaut und erweitert. Dabei wurde auch die vorgelagerte Sporthalle (Basilika) und die Portikus in Stein errichtet. Aus dem bisherigen Schwitzbad wurden ein Ankleideraum und das Frigidarium aus der ersten Phase wurde ein weiteres Tepidarium.  Das Frigidarium lag jetzt weiter nördlich, wo sich vorher der Eingangsbereich mit dem beheizbaren Ankleideraum befand. Wichtigste Neuerung und besonderes Kennzeichen der zweiten Bauphase war jedoch ein rundes Schwitzbad an der Westseite der Anlage, das der Besucher vom neuen Laubad aus erreichen konnte. Auch Raumfolge dieses Badegebäudes war als Reihentyp angelegt. Diese Thermenanlage fiel offenbar im Verlauf der Markomannen-Kriege einem Brand zum Opfer.

 

(Fortsetzung folgt …)

 

Römisches Weißenburg Teil 1 – das Militärlager

Um 90 n. Chr. legten die Römer in der Nähe des unter Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) nach Norden vorgeschobenen Limes im heutigen Weißenburg ein Militärlager. Dieses in Holz-Erde-Konstruktion errichtete Lager umfasste ca. 2,8 Hektar. Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ersetzte man es durch ein 3,1 Hektar großes Steinkastell. Hier war fast durchgängig die spanische Kavallerie-Truppe Ala I Hispanorum Auriana stationiert. Eine weitere Truppe, die Cohors IX Batavorum equitata milliaria exploratorum, war wohl in einem östlich davon gelegenen Kastell stationiert, das aber nur unter Trajan oder Hadrian besetzt war. Der antike Name Weißenburgs – Biriciana – ist durch die Tabula Peutingeriana, der mittelalterlichen Kopie einer spätantiken Straßenkarte, überliefert.

Das Kastell wurde auf einer Erhöhung errichtet, von der aus die Besatzung einen guten Überblick über die Umgebung hatte. Die Mauer des Steinkastells mit ca. 170 mal 179 Metern war fast quadratisch und hatte wie üblich abgerundete Ecken, die mit Türmen gesicherten waren. In der Mitte jeder Seite befand sich ein von Türmen flankiertes Tor. Bis auf die Nordseite hatten diese Tore zwei Durchfahrten. Je ein weiterer Turm sicherte die Mitte der Mauer zwischen Eckturm und Tor. Das Lager war außerdem von Gräben umgeben, die Angriffe erschwerten.

Im Inneren wurde die Mauer mit einem angeschütteten Wall verstärkt, an dem die umgebene Lagerstraße (via sagularis) entlangführte. Der Grundriss des Kastells folgte dem üblichen Schema römischer Militärlager: Das Haupttor, die Porta Praetoria, lag im Süden, die gegenüberliegende Porta Decumana lag in Richtung Limes. Nördlich des Kreuzungspunktes der Hauptstraßen lagen die Verwaltungsgebäude – das Stabsgebäude (Principia) mit kleinen Büros, die um einen Innenhof gruppiert sind, sowie dem Fahnenheiligtum. Östlich davon befand sich ein großer Getreidespeicher und das Praetorium, in dem der Kommandant wohnte. Außerdem fand man Reste eines Lazaretts, einiger Werkstätten und der Mannschaftsbaracken. Ein besonderer Fund waren Teile einer Panzerstatue. Diese war vermutlich im Fahnenheiligtum aufgestellt.

Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde das Kastell während der Einfälle der Alamannen zerstört. Auch die nahe des Lagers entstandene Zivilsiedlung mit den mehreren Thermen fiel dieser Zerstörung zum Opfer.

Literaturauswahl:

  • Eveline Grönke: Das römische Alenkastell Biricianae in Weißenburg in Bayern. Die Grabungen von 1890 bis 1990. (Limesforschungen, Bd. 25). Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2318-2
  • Eveline Grönke, Edgar Weinlich: Die Nordfront des römischen Kastells Biriciana-Weissenburg: Die Ausgrabungen 1986/1987. Prähistorischen Staatssammlung München, Laßleben, Kallmünz 1991. ISBN 3-7847-5125-3.
  • Ute Jäger: Römisches Weißenburg. Kastell Biriciana, Große Thermen, Römermuseum. Keller, Treuchtlingen/Berlin 2006, ISBN 3-934145-40-X
  • Hans-Jörg Kellner: Der römische Schatzfund von Weißenburg. 3. erweiterte Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 1997, ISBN 3-7954-1104-1
  • Ludwig Wamser: Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. 2. Aufl. Theiss, Stuttgart 1986. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern: Franken 1), ISBN 3-8062-0323-7

(Fortsetzung folgt …)

Buchbesprechung: Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz, Rom in Germanien – Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2018)

Am 17. August 2018 eröffnete die Saalburg ihre neue Dauerausstellung, die die Ergebnisse der Ausgrabungen in Lahnau-Waldgirmes (Hessen) präsentiert. Zwischen 1993 und 2009 wurde dort, im freien Germanien, eine römische Siedung ausgegraben. Diese Siedlung bestand allerdings nur sehr kurz – wohl zwischen ca. 4 v. Chr. und etwa 10 n. Chr. Sie ist zum einen Symbol der römischen Eroberungspläne jenseits des Rheins, aber auch der Aufgabe dieser Pläne nach der verheerenden Niederlage des Varus 9 n. Chr.

Höhepunkt der Ausstellung ist ein vergoldeter Pferdekopf, der kurz vor Ende der Ausgrabungen in einem Brunnen gefunden wurde. Er gehörte zu einer Reiterstatue, die zusammen mit anderen Statuen auf dem Forum der Siedlung aufgestellt war.

Zu der Ausstellung ist im Nünnerich-Asmus Verlag eine Begleitbroschüre erschienen. Zunächst werden die Fundumstände des Pferdekopfes vorgestellt und die Herstellung von Bronzestatuen mit Hilfe des Wachausschmelzverfahrens erklärt. Anschließend wird der Pferdekopf ausführlich beschrieben und auch die übrigen Bronzefunde vorgestellt, die in Waldgirmes gefunden wurden.

Das zweite Kapitel widmet sich der Struktur der Siedlung und stellt nach allgemeinen Informationen zu den Ausgrabungen ihre Infrastruktur und die verschiedenen Stadtviertel und Gebäudetypen vor, die uns Einblicke in den Alltag der Siedlung mit ihren Wohnhäusern, Handwerkern und Speichergebäuden geben. Offenbar waren auch Soldaten hier stationiert, wie der typische Grundriss einer Mannschaftsbaracke vermuten lässt. Auch folgt der Plan der Siedlung dem Grundriss eines römischen Kastells.

Im folgenden Kapitel werden mit Fotos ausgewählter Funde die weiteren Themen der Ausstellung vorgestellt. Dazu gehören Münzen, Geschirr und Amphoren, Werkzeuge usw. Beim Geschirr kann man die ganze Bandbreite von der feinen Terra Sigillata bis zu römischem und einheimischem Alltagsgeschirr bewundern. Gemmen und Fibeln sind Beispiele für den Schmuck der Bewohner.

Eine Zeittafel und ein Literaturverzeichnis runden die informative Broschüre ab.

Rom in Germanien
Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg
Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz

€ 5,95 (D) / € 6,20 (A)
48 Seiten, 49 Abbildungen
24 x 14 cm, Broschur
ISBN: 978-3-961760-55-8

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

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