Monat: März 2020

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 2)

Der Triumphbogen zeigt verschiedene Szenen aus dem neuen Testament. Bei Restaurierungsarbeiten kamen Entwurfszeichnungen zutage, die nicht dem endgültigen Mosaik entsprechen. Thematik der Mosaiken ist die Verehrung Christi durch Judenchristen und Heidenchristen.

1. Verkündigungsszene

Als Vorlage für die Verkündigungsszene dient der sogenannte Pseudo-Matthäus. Maria thront in der Kleidung einer römischen Prinzessin und spinnt einen Purpurfaden. Neben ihr stehen Garde-Engel. Über ihr sieht man in den roten Wolken die Taube und den herbeifliegenden Engel der Verkündigung.

2. Josephs Zweifel

Die nächste Szene wird interpretiert als „Zweifel Josephs“. Allerdings ist hier nicht Josephs Traum dargestellt, in dem ihm ein Engel erscheint und ihn überredet, die schwangere Maria zur Frau zu nehmen.

3. Darbringung Christi im Tempel

Man sieht die jüdische Priesterschaft und Tauben, die als Opfer dienten. Der Tempel ist als römischer Podiumstempel dargestellt, in dessen Giebel die Göttin Roma mit Szepter und Weltenkugel thront.

4. Aufforderung zum Aufbruch nach Ägypten

Joseph wird im Traum aufgefordert, nach Ägypten zu fliehen und das neugeborene Jesuskind vor Herodes in Sicherheit zu bringen.

5. Huldigung der Magier

Jesus empfängt die Magier auf einem viel zu groß wirkenden goldenen Thron. Er wird flankiert von Maria und einer Frau mit Schriftrolle, deren Deutung unklar ist. Hinter dem Thron stehen vier Engel und über Jesus erscheint ein Stern. Die Magier selbst tragen prachtvolle persische Kleidung.

6. Anbetung des Christus-Kindes durch einen Herrscher

Für den dargestellten Herrscher wurden verschiedene Deutungen vorgeschlagen. Wichtig ist jedoch die Bedeutung der Szene selbst. Der wahre Herrscher ist Christus und ihm huldigen die weltlichen Herrscher.

7. Kindermord

Im Gegensatz zu vielen anderen Darstellungen, wird in Santa Maria Maggiore nicht das Töten der Kinder gezeigt, sondern nur der Befehl dazu.

8. Herodes und die Magier

Neben Herodes stehen zwei jüdische Priester und hinter seinem Thron steht seine Garde.

9. Jerusalem

10. Bethlehem

11. Schafe blicken zu den Städten

Je 6 Schafe bilden den linken und rechten unteren Abschluss des Triumphbogens. Sie blicken zu den darüber abgebildeten Städten.

12. Juwelenthron

Das zentrale Motiv im Scheitel des Bogens bildet ein mit Juwelen geschmückter Thron, der von zwei akklamierenden Aposteln flankiert wird. In den Wolken darüber sind die Evangelistensymbole dargestellt und unter dem Thron befindet sich die Inschrift XISTVS EPISCOPVS PLEBI DEI („Sixtus, Bischof des Volkes Gottes).

(Fortsetzung folgt …)

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 1)

Eine der vier Papstbasiliken Roms neben dem Petersdom ist die Kirche Santa Maria Maggiore (die anderen sind San Giovanni in Laterano (Lateranbasilika), San Paolo fuori le mura und San Lorenzo fuori le Mura). Die in der Nähe des Bahnhofs Roma Termini auf dem Esquilin gelegene Kirche Santa Maria Maggiore wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. unter Papst Coelestin I. (422– 432) errichtet und 434 n. Chr. von seinem Nachfolger Sixtus III. geweiht.

Der Bau des 5. Jahrhunderts n. Chr. war eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus mit einer Vorhalle (Narthex), der ein Atrium vorgelagert war. Die Apsis war nach Nordwesten ausgerichtet. Das Mittelschiff hatte einen offenen Dachstuhl und war durch Marmorsäulen mit ionischen Kapitellen, die aus dem Tempel der Juno auf dem Aventin stammen sollen, von den Seitenschiffen getrennt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika mehrfach umgebaut und erweitert. So ließ Papst Nikolaus IV. (1288–1292) die alte Apsis abtragen und ein Querhaus errichten. Der Bildschmuck der ursprünglichen Apsis ging also leider verloren. Das heutige Mosaik stammt aus dem 13. Jh. n. Chr. Auch die Eingangswand ist stark verändert. Erhalten ist allerdings der originale Wandschmuck des Langhauses.

Die Bildausstattung gliedert sich in vier Teile:

  • die Eingangswand
  • das Langhaus mit je 21 gerahmten alttestamentlichen Bildern auf jeder Seite
  • der Apsisbogen, d. h. der heutige Triumphbogen, mit Szenen aus dem Neuen Testament
  • die Apsis, vermutlich mit Darstellung der thronenden Gottesmutter

Vor allem die Szenen aus dem Alten Testament zeigen starke Verbindungen zur Buchmalerei zwischen 380 und 430 n. Chr., z. B. zur Ilias Ambrosiana, zum Vergilius Vaticanus oder zur Quedlinburger Itala.

(Fortsetzung folgt …)

Konstantinopel – Gründungsgeschichte und erste Bauten (Teil 2)

Das „Kapitol“ Konstantinopels bestand aus dem Palast, der Kirche Hagia Sophia, der Apostelkirche, einem Senatsgebäude und dem Hippodrom, der Pferderennbahn, und war das Zentrum der neuen Stadt.

Die Hauptelemente des Hippodroms, der Pferderennbahn, gehen bereits auf Septimius Severus zurück. Später wurde das Hippodrom allerdings stark vergrößert. Gegenüber der Pferderennbahn stehen der Palast und die Hagia Sophia. Die ursprüngliche Hagia Sophia wurde wohl um 325 n. Chr. begonnen. Es handelte sich vermutlich um eine Basilika ohne Kuppel. Diese Kirche hatte auch noch keinen Namen, sondern wurde einfach Megálē Ekklēsíā (griechisch für „Große Kirche“) genannt.

Die Apostelkirche war nach der Hagia Sophia die bedeutendste Kirche in Konstantinopel und diente als Begräbnisstätte der byzantinischen Kaiser. Konstantin wollte hier im Altarraum zwischen je sechs Kenotaphen zu beiden Seiten beigesetzt werden. Er sah sich als dreizehnter Apostel, d. h. Christus gleich. Auch als Christ war er in der römischen Götterwelt verankert und sah sich als Hauptheiliger der Stadt.

An der Ostseite des Augusteions, eines großen Platzes, auf dem Konstantin eine Statue seiner Mutter Helena aufstellen ließ, wurde ein Senatsgebäude errichtet. Es handelte sich allerdings zunächst um einen Senat zweiter Klasse ohne legislative oder eindeutig politische Macht. Er war jedoch wichtiges Element der Kaiserideologie für Konstantinopel als Roma Secunda. Weitere Schwerpunkte der Stadt waren das Forum Konstantins und die Hafenanlagen.

Literaturauswahl:

  • Wolfgang Müller-Wiener: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion – Konstantinupolis – Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Wasmuth, Tübingen 1977
  • Peter Schreiner: Konstantinopel. Geschichte und Archäologie. Beck, München 2007 (Beck’sche Reihe 2364. C. H. Beck Wissen).
  • Klaus Kreiser: Geschichte Istanbuls. Von der Antike bis zur Gegenwart. Beck, München 2010

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