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Marc Aurel. Kaiser, Feldherr, Philosoph (2025)

Trier ist bekannt für seine eindrucksvollen Landesausstellungen, die sich über mehrere Museen erstrecken. Nach den römischen Kaisern Konstantin und Nero stellt das Landesmuseum Trier dieses Jahr Marc Aurel vor, der den meisten Menschen heute als Philosophenkaiser ein Begriff ist. Seine „Selbstbetrachtungen“ dienten schon vielen Prominenten als Anleitung für ihr Leben, darunter Helmut Schmidt oder Bill Clinton.

Trotz der Bekanntheit Marc Aurels ist die Ausstellung in Trier die erste große Schau, die sich ganz seinem Leben widmet. Die Begleitbände sind, wie bei solchen Projekten üblich, keine reinen Kataloge der ausgestellten Fundstücke. Die reich bebilderten Bücher vertiefen die Informationen der Ausstellungen.

Der Begleitband zum Ausstellungsteil “ Marc Aurel. Kaiser, Feldherr, Philosoph“ im Landesmuseum bietet zunächst eine knappe Zusammenfassung von Marc Aurels Leben – beginnend mit seiner Adoption durch Antoninus Pius wird seine Biografie in den historischen Kontext eingebettet: Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel, Lucius Verus und schließlich der Übergang zu Commodus.

In den nachfolgenden Kapiteln gehen die Autoren ins Detail. Herkunft, Adoption und Herrschaft von Markus Annius Catilius Severus, wie er ursprünglich hieß, werden ausführlich beleuchtet. Einen genauen Überblick über die verwandtschaftlichen Verhältnisse geben zwei Stammbäume: einer von Marc Aurels Familie, der andere den der Adoptivkaiser.

Da sein Vorgänger Antoninus Pius unerwartet lange lebte, blieb Marc Aurel ganze 23 Jahre lang „Kronprinz“ – eine einmalige Konstellation, durch die er als einer der bestvorbereiteten Kaiser Roms in die Geschichte einging. Als Marc Aurel 161 n. Chr. endlich seine Herrschaft antreten konnte, machte er seinen Adoptivbruder Lucius Verus zum Mitkaiser – ein Novum in der Geschichte der römischen Kaiser. Dieses Modell sollte Schule machen und sich als zukunftsweisend erweisen.

Bereits in der Antike galt Marc Aurel als guter Herrscher – wenn auch aus anderer Perspektive gesehen. Der römische Historiker Cassius Dio bezeichnete ihn sogar als Idealkaiser. Dennoch war seine Regierungszeit geprägt von zahlreichen Kriegen und Krisen wie der Antoninischen Pest oder den Kriegen gegen die Parther und die Markomannen. Diese unsicheren Zeiten führten zu einem verstärkten Sicherheitsbedürfnis im Reich: Die Armee wurde aufgerüstet und überall entstanden Stadtmauern.

Die Ausstellung und der Begleitband gehen auch auf die Personalpolitik Marc Aurels ein, auf Wirtschaft und Handel während seiner Regierung sowie auf Carnuntum, in der Nähe von Wien gelegen, wo er zusammen mit seiner Familie und seinem Gefolge während des Markomannenkriegs sein Hauptquartier aufschlug.

Ein eigener Abschnitt ist natürlich Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“ und dem Stoizismus gewidmet. Nach einem allgemeinen Überblick über die historische Entwicklung der philosophischen Kultur im Römischen Reich und speziell des Stoizismus, geht das Buch auf das Verhältnis Marc Aurels zur Philosophie und auf seine „Selbstbetrachtungen“ ein. Die Einteilung in zwölf Bücher mit insgesamt 490 Kapiteln ist wohl eine spätere Zusammenstellung. Im ersten Buch dankt Marc Aurel den Göttern und all jenen Personen, die ihn in seinem Leben gefördert haben. Dabei verbindet er jede dieser Person mit bestimmten Tugenden, die ihn geprägt haben. Die übrigen Bücher enthalten Marc Aurels philosophische Überlegungen zu diesen Tugenden und Hinweise zu guter Lebensweise.

Diese „Selbstbetrachtungen“, die wohl nie zur Veröffentlichung gedacht waren, zeigen seine persönliche Lebenseinstellung und sind rein privat. Gleichzeitig war er sehr pflichtbewusst, was seine  kaiserlichen Pflichten angeht: Schutz und Verteidigung des Reiches und der Bürger. Und das machte ihn für seine Zeitgenossen und folgende Generationen von Römern zu einem guten Herrscher. Für heutige Bewunderer seiner philosophischen Gedanken ist es dagegen verstörend, wenn sie auf der Marcus-Säule in Rom zahlreiche Szenen sehen, die wir heute Kriegsverbrechen als ansehen.

Ein weiterer Abschnitt des Begleitbands stellt wichtige Denkmäler vor, die mit Marc Aurel verbunden sind: Natürlich die Marcus-Säule und das Reiterstandbild in Rom, aber auch das Parthermonument in Ephesos, zahlreiche Portrait-Büsten, Münzen und Medaillons sowie die Bautätigkeit Marc Aurels in Rom und den Provinzen.

Die nördlichen Provinzen Gallia Belgica, Germania Superior und Germania Inferior repräsentieren bespielhaft die zunehmend unruhigen Zeiten unter Antoninus Pius und Marc Aurel. Zahlreiche Konflikte mit einfallenden germanischen Gruppen wie den Chatten zeigen sich in archäologischen Spuren von Zerstörungen ebenso wie dem Bau von Stadtbefestigungen, wie im Falle von Trier.

Nicht fehlen darf in diesem Begleitband zur Landesausstellung selbstverständlich eine Auseinandersetzung mit der Wiederentdeckung und Rezeption der „Selbstbetrachtungen“ bis heute. Auch wenn sich der Rezeption dieses Bestsellers und der Frage nach dem, was gute Herrschaft ausmacht, vor allem die Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift widmet.

Im Epilog wird noch einmal ein Fazit unserer Kenntnisse über Marc Aurel gezogen, bevor die Ausstellungsstücke in einem Katalog vorgestellt werden und das Buch mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis abschließt.

Und mein Fazit? Ausstellung und Begleitband unterstreichen einmal mehr, dass es sich lohnt, einen Blick hinter die Kulissen der römischen Antike zu werfen oder sich ihr mit neuen Fragestellungen zu nähern. Denn allzu oft widerspricht das, was wir zu wissen glauben, der Realität. Marc Aurel, der gute Herrscher? Ja, aber nicht so, wie die heutige Öffentlichkeit den Philosophen auf dem Kaiserthron sieht.

Marc Aurel. Kaiser, Feldherr, Philosoph
Hrsg.: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Rheinisches Landesmuseum Trier
Theiss in der Verlag Herder GmbH
1. Auflage 2025
Gebunden, 400 Seiten
ISBN: 978-3-534-61047-1

Noch bis zum 27.11.2022: Ausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“

 

2022 ist es wieder so weit. Trier präsentiert über drei Museen verteilt eine große Landesausstellung. Nach so erfolgreichen Ausstellungen über die römischen Kaiser Konstantin und Nero widmet sich die neue Ausstellung dem Thema „Der Untergang des Römischen Reiches“.

Doch was genau führte zum Untergang dieses straff organisierten Reiches, das zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung nicht nur die Länder rund um das Mittelmeer umfasste, sondern weit in den Norden und bis nach Britannien reichte? Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass es nicht nur die eine Ursache dafür gab.

Die Hauptausstellung im Rheinischen Landesmuseum geht auf 1000 m² Ausstellungsfläche den Entwicklungen im römischen Reich ab dem Ende des 3. Jahrhunderts auf den Grund, die schließlich im 5. Jahrhundert das Ende der weströmischen Kaiser besiegelten.

Es waren zahlreiche Faktoren, die das ihre zum Zerfall des mächtigen Reiches beitrugen. Innerrömische Machtkämpfe durch Kaiser und Gegenkaiser, deren Macht zunehmend vom Heer abhing, der zunehmende Einfluss „barbarischer“ Völker, die als Söldner und Heerführer auf den verschiedenen Seiten kämpften, die wachsende Konkurrenz zwischen weströmischen und oströmischen Kaisern, die sogenannte Völkerwanderung … Und als 410 n. Chr. Rom in die Hände des Goten Alarich fiel, saß der Schock tief. Zwar war Rom schon lange nicht mehr Hauptstadt des römischen Reiches, galt aber als „Caput Mundi“ immer noch als sein Herz.

476 n. Chr., das Jahr in dem der weströmische Kaiser Romulus Augustulus von seinem germanischen Heerführer Odoaker abgesetzt wurde, wird oft als Ende des weströmischen Reiches angesehen. Das Imperium Romanum lebte allerdings im oströmischen Konstantinopel noch lange weiter und sah den weströmischen Teil als Teil dieses Reiches an. Die neuen Herrscher im Westen behielten die spätantiken römischen Traditionen zu einem großen Teil bei. Auch der kaiserliche Verwaltungsapparat lebte weiter. Erst im 6. Jh. besiegelte der oströmische Kaiser Justinian das Ende Westroms. Er löste nach der Rückeroberung den kaiserlichen Hof dort endgültig auf und machte Westrom zu einer normalen Provinz seines Reiches.

Im Museum am Dom wird unter dem Motto „Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu“ die Entwicklung des Christentums von den Anfängen bis ins 7. Jahrhundert am Beispiel lokaler Traditionen beleuchtet. Schon früh sind Christen in Trier nachweisbar und der Wandel von einer verfolgten Minderheit zur Staatsreligion, die nun ihrerseits alle anderen Religionen unterdrückte, lässt sich hier gut nachvollziehen.

Vor allem die Gräberfelder mit ihren Grabinschriften vermitteln hierzu wichtige Informationen. Diese Gräber befanden sich ursprünglich, wie bei den Römern üblich, vor den Toren der Stadt. Darunter auch die Grabstätten der Bischöfe Paulinus, Maximin und Agritius, die später heiliggesprochen wurden. Um sich ihrer Fürbitte bei Gott zu versichern, ließen sich die frühen Christen möglichst in der Nähe dieser Bischöfe bestatten. Über den daraus entstandenen Gräberfeldern errichtete man später zunächst große Hallen (Cömeterialbauten), die schließlich in Kirchen umgewandelt wurden. So hat man allein unter St. Maximin 1000 Sarkophage gefunden.

Anhand der zahlreichen Grabinschriften und Grabbeigaben gewinnt der Besucher einen guten Einblick in die Gesellschaftsstruktur des spätantiken Trier. Zu den Highlights dieses Ausstellungsteils gehören beispielsweise Reste prachtvoller Gewändern der christlichen Oberschicht des 4. und 5. Jahrhunderts.

Das Stadtmuseum im Simeonstift schließlich nimmt sich der Rezeptionsgeschichte des Untergangs des Römischen Reiches an. Der Ausstellungsteil „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“ zeigt, wie das Imperium Romanum und sein Untergang im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu interpretiert und künstlerisch verarbeitet wurden.

Ob der Untergang Roms positiv oder negativ gesehen wurde, spiegelte dabei immer auch aktuelle Weltbilder wider. Für die Kirchenväter konnte der Niedergang des Römischen Imperium ein Zeichen des Sieges des „einen Gottes“ über die vielen römischen Gottheiten sein. Der Nationalismus des 19. Jahrhunderts wiederum bezog sich auf Helden wie Arminius oder Vercingetorix, die als Verteidiger ihres Landes gegen die römischen Unterdrücker verehrt wurden. Ob bei Asterix oder in Monumentalfilmen – der künstlerische Nachklang des Römischen Reiches ist bis heute allgegenwärtig.

 

Weitere Informationen unter:
https://untergang-rom-ausstellung.de

Kataloge zur Ausstellung:

Das Musen-Mosaik von Vichten, Luxemburg

Ein Höhepunkt im Musée national d’Histoire et d’Art in Luxemburg ist das Fußbodenmosaik, dass 1995 in einer gallo-römischen Villa in Vichtem ausgegraben wurde, wo das gut 60 m² große Mosaik den Empfangssaal der Villa schmückte.

Flechtbänder, Ranken und andere dekorative und geometrische Formen bilden den Rahmen für den Hauptteil der Komposition, in dem die Musen in achteckigen Bildfeldern dargestellt sind. Im Zentrum sieht man Calliope, die Muse