Monat: Mai 2021

Villa von Alburg bei Straubing (Teil 2)

Die wenigen freigelegten Mauerreste des Westtraktes legen nahe, dass es im Anschluss an den zentralen Raum auch dort einen Gang mit Vorraum gab. Der Rest des westlichen Gebäudetraktes war aber offenbar anders aufgeteilt als der Ostteil und scheint weniger, aber dafür größere Räume aufzuweisen. Allerdings muss eine Rekonstruktion hypothetisch bleiben, da dieser Teil nicht ausgegraben wurde.

Wie bereits erwähnt, befand sich die Schauseite des Gebäudes mit Portikus und seitlichen Risaliten im Norden. Der dem Ostteil vorgelagerte Risalit bestand aus drei Räumen, von denen der ca. 7 x 6 m große nördliche und der eine südlich anschließende Raum hypokaustiert waren. Zwei außen an der Ostwand angebaute kleine Räume könnten der Beheizung oder der Lagerung des Brennmaterials gedient haben. Eventuell wurde auch der an den südlichen hypokaustierten Raum anschließende Raum als Heizraum genutzt. Dieser lag 80 cm niedriger und war über eine Treppe erreichbar.

Der westliche Risalit wurde nicht ausgegraben. Zwischen den Risaliten waren dem Gebäude zwei nur leicht fundamentierte Mauern vorgelagert. Hier gab es wohl eine Portikus. Das genaue Aussehen bleibt jedoch aufgrund des fragmentarischen Grabungsbefundes unklar. So ist unsicher, ob der hintere Teil geschlossen und der vordere offen war, oder ob der hintere Teil sich mit Holzsäulen auf eine davorliegende Terrasse öffnete.

Besonders bekannt wurde diese Villa, als man 1950 nur gut 100 Meter nordöstlich des Hauptgebäudes einen Kupferkessel fand, in dem sich mehrere bronzene Gesichtshelme, verzierte Pferdekopfschutzplatten, Statuetten und Eisengeräte befanden. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Villa dem Kommandanten des römischen Lagers in Straubing gehörte. Vergraben wurde der Schatz vermutlich im Zusammenhang mit den Einfällen der Alamannen um 233 n. Chr.

Literatur:

  • Josef Keim, Hans Klumbach: Der römische Schatzfund von Straubing (= Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte. Band 3). 2., um eine Bibliografie erweiterte Auflage. Beck, München 1976.
  • Johannes Prammer: Das römische Straubing. Ausgrabungen, Schatzfund, Gäubodenmuseum (= Bayerische Museen. 11). Schnell & Steiner, München 1989
  • Johannes Prammer: Straubing, Ndb. Kastelle und Vicus. In: Wolfgang Czysz u. a.: Die Römer in Bayern. Lizenzausgabe der Auflage von 1995. Nikol, Hamburg 2005, S. 518–521.

Villa von Alburg bei Straubing (Teil 1)

In der Umgebung von Straubing, dem antiken Sorviodurum, wurden viele römische Villen bzw. Gutshöfe nachgewiesen. Meist erfolgte dieser Nachweis allerdings nur aufgrund von Häufungen von Oberflächenfunden, die bei Begehungen aufgelesen wurden. Eine der wenigen Grabungen fand dagegen bei der Villa am Alburger Hochweg statt.

Aufgrund der ausgegrabenen Teile und später angeschnittenen Mauern wird die Villa als Portikusvilla mit Eckrisaliten rekonstruiert. Es handelte sich wohl um einen ausgedehnten Gutsbetrieb, wie zahlreiche Keller und Gebäudespuren zeigen. Sogar eine eigene Ziegelproduktion gab es hier, von der man noch 7 Brennöfen fand.

Das Hauptgebäude war etwa 48 x 24 Meter groß. Man betrat das Gebäude wohl von Süden her, obwohl sich die Schauseite mit Portikus und Eckrisaliten an der Nordseite befand. In der Mitte der Südseite führt jedoch ein von zwei quadratischen Räumen flankierter Gang zu einem großen quergelagerten Raum (ca. 10 x 7,5 Meter), der das Zentrum des Gebäudes bildete. Ungewöhnlich ist eine Vertiefung von 2,70 Metern in diesem Raum. Der Ausgräber interpretiert diese Vertiefung als Impluvium, also das Sammelbecken für Regen in einem Atrium. Ein solches Impluvium ist jedoch normalerweise nicht so tief.

Nach Osten schloss sich zunächst ein länglicher Raum oder Gang an, von dem ein kleiner Raum mit Zugang zur nördlich gelegenen Portikus abgetrennt war. Der anschließende Gebäudeteil bestand aus einem weiteren nord-südlich verlaufenden Gang, der je drei symmetrisch angelegte Räume trennte. Eine hier gefundene Feuerstelle sowie ein Wasserkanal, der zu einer nördlich des Gebäudes gelegenen Zisterne führte, lassen darauf schließen, dass es sich hier um den Wirtschaftstrakt handelte.

(Fortsetzung folgt…)

Julianos-Kirche in Brad (Syrien) (Teil 2)

Im Mittelschiff der Julianos-Kirche fällt ein hufeisenartiges Gebilde auf, das Bema. Dieses Podium mit Sitzen für den Klerus ist eine lokale Besonderheit im Gebiet des heutigen Syrien. Das Bema der Julianoskirche ist das früheste bekannte Beispiel. Man betritt das Bema von der Ostseite her über Stufen. In gleicher Höhe befinden sich in den Seitenschiffen Barrieren.

Die Apsis ist ebenfalls über Stufen zugänglich und sie wird durch Schranken abgegrenzt. In der Ostwand gab es drei Rundbogenfenster. Der Triumphbogen an der Apsiswand im Innern ruhte seitlich auf den Kapitellen von Pilastern. Der Altar selbst steht auf fünf Stützen.

Die beiden rechteckigen Nebenräume sind nicht mit der Apsis verbunden, sondern öffnen sich auf die Seitenschiffe. Oberhalb der Türen gab es Fensteröffnungen. Der südliche Nebenraum hat zusätzlich eine Tür in der Südwand der Basilika und der nördliche Nebenraum öffnet sich zu einem später hinzugekommenen kleinen Anbau auf der Ostseite. Hier scheint ein weiterer Altar gestanden zu haben. An diesen Anbau schließt sich ein weiterer kleiner Bau an, der an die Ostwand der Basilika angelehnt ist und nur von Osten her zugänglich ist. Auf der Westseite gab es Säulenfenster über den Eingängen. Weitere Fenster gab es über den Säulenarkaden zwischen Seiten- und Mittelschiff.

Kirchenarchitektur spiegelt immer die Liturgie wider. Und dabei zeigen sich Besonderheiten in der Liturgie der Toten Städte. Die meisten Kirchen wurden hier durch Eingänge an der Südseite betreten. Daher ist dieser Eingang, wie auch in der Julianoskirche, durch Größe und Dekoration hervorgehoben. Bei der Julianos-Kirche ist die Westseite allerdings ebenfalls betont. Die Liturgie sah in diesem Gebiet auch räumliche Trennungen vor, z. B. zwischen Männern und Frauen oder zwischen alten und jungen Männern, was sich teilweise in Barrieren im Innenraum der Kirchen zeigt. Der Klerus saß in oder vor der Apsis oder dem oben erwähnten hufeisenförmigen Bema. Dort waren die Sitze für den Klerus um einen Thron zum Ablegen des Evangeliars herum angeordnet.

Literaturauswahl:

  • Frank Rainer Scheck, Johannes Odenthal: Syrien. Hochkulturen zwischen Mittelmeer und Arabischer Wüste. DuMont, Köln 2009, S. 290 f
  • Christine Strube: Die „Toten Städte“. Stadt und Land in Nordsyrien während der Spätantike. Philipp von Zabern, Mainz 1996, S. 36 f, 42
  • Christine Strube: Baudekoration im Nordsyrischen Kalksteinmassiv. Bd. II. Kapitell-, Tür- und Gesimsformen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts n. Chr. Philipp von Zabern, Mainz 2002, S. 205–207

Julianos-Kirche in Brad (Syrien) (Teil 1)

Im nordsyrischen Kalksteinmassiv, nordwestlich von Aleppo gelegen, liegen die sogenannten „Toten Städte“, Ruinen von etwa 700 spätrömischen und frühbyzantinischen Siedlungen. Der Anbau und Handel von Wein, Oliven und Getreide machten diese Siedlungen reich. Ihre Blütezeit war im 4. Jh. n. Chr. Zu dieser Zeit traten die meisten Bewohner zum Christentum über. Der Reichtum der Region äußert sich in prächtigen Villen und öffentlichen Gebäuden, z. B. Kirchen. Letztere zeigen noch heute die Entwicklung von einfachen Hauskirchen zu großen Basiliken. Aus bisher unbekannten Gründen begann im 7. Jh. der Niedergang dieser Siedlungen und spätestens im 10. Jh. waren alle Orte verlassen.

Eine der „Toten Städte“ ist Brad bzw. Barad, die ihre Blütezeit im 5. und 6. Jh. n. Chr. erlebte. Die Siedlung war damals ein Verwaltungszentrum und es haben sich aus dieser Zeit Ruinen mehrerer Häuser und Kirchen sowie eines Klosters erhalten. Im Folgenden soll die nach ihrem Architekten benannte Julianos-Kirche vorgestellt werden.

Diese 38 Meter lange Basilika wurde von 395 bis 402 über einem römischen Tempel errichtet. Dabei wurden einige Teile wiederverwendet. Bei der Julianos-Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Säulenarkaden-Basilika mit eingeschriebener halbrunder Apsis und zwei Nebenräumen bei gerade abschließender Ostwand.

An der Westseite befinden sich drei Eingänge, wobei der mittlere größer als die beiden anderen ist. Weitere Türen liegen auf der Süd- und auf der Nordseite. Die mittlere Tür der Südseite ist hervorgehoben und überragt selbst die größere Tür der Westseite. Der Westseite und der Südseite sind jeweils Portiken vorgelagert. Auf der Nordseite ist dem größten Eingang ein Anbau vorgelagert, der an der Ostseite ebenfalls eine eingeschriebene halbrunde Apsis besitzt.

(Fortsetzung folgt…)

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