Monat: Oktober 2018

Römische Funde auf Capri (Teil 2)

Heute kann man auf Capri Reste von verschiedenen römischen Villen besichtigen. Ob alle diese Villen zu den bei Tacitus erwähnten zwölf römischen Villen des Tiberius gehörten, ist nicht gesichert. Vor allem bei der größten dieser Villen, der sogenannten Villa Jovis, geht man allerdings davon aus, dass Tiberius von hier aus von 26 n. Chr. bis zu seinem Tod 37 n. Chr. über sein Reich herrschte.

Die Villa Jovis liegt auf dem Monte Tiberio, einem senkrecht zum Meer abfallenden Felsen im Nordosten Capris. Sie nimmt mit ihren ca. 7000 qm Fläche den ganzen Felssporn ein. Der beengte Raum zwang den Architekten dazu, die Räume auf mehreren Terrassen anzulegen. Da der Felsen keine natürliche Quelle besaß, wurde die festungsartige Villa außerdem um eine Zisternenanlage herum errichtet, die 8000 Kubikmeter fasste. Schon die gewaltigen Substruktionen zeugen von der Einzigartigkeit der Anlage. Insgesamt verteilten sich die Räume auf acht Stockwerken, die über Rampen und Treppen miteinander verbunden waren.

Im Südwesten der Villa führte eine Rampe zum Eingangsbereich und dann weiter nach oben zu den Korridoren, die zum einen nach Westen zu den Wohnräumen der Bediensteten und der Küche führten und zum anderen an der Südseite – entlang an einer Badeanlage – zu den Räumen des Kaisers in den zwei obersten Stockwerken im Osten und Norden der Anlage. Im Osten finden wir große Säle – möglicherweise Bibliotheken – und einen halbkreisförmigen Raum mit großen Fenstern, die den Blick auf das Meer freigaben. Als Speisesaal diente vermutlich einer der Räume im nördlichen Bereich der Villa. Außerdem gelangte man von diesem nördlichen Wohnbereich über eine Rampe zu einer sogenannten Ambulatio, einem Wandelgang, von dem aus man zum Golf von Neapel blicken konnte.

Außer dem ca. 40 Meter hohen Zentralbau der Villa Jovis gehörten zu dieser Villenanlage Wälder und Gärten sowie ein Signalturm für die Kommunikation mit dem Festland und Rom.

Von der Ausstattung der Villa ist leider nicht mehr viel erhalten, aber die Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass alle Stockwerke mit Fresken und Fußbodenmosaiken versehen waren. Der Boden der Hauptterrasse bestand aus verschiedenfarbigen Marmorplatten. Viele Funde fanden im Lauf der Zeit ihren Weg in verschiedene Museen. Dazu gehört ein Mosaikfußboden in Neapel (Museo di Capodimonte) und der sogenannte Capri-Altar in London (British Museum).

Die Villa Jovis ist die wichtigste archäologische Sehenswürdigkeit auf Capri. Allerdings ist sie nur zu Fuß zu erreichen. Der Fußweg von der Piazzetta in Capri aus dauert etwa eine Stunde.

Literatur:

  • Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri
  • Clemens Krause, Villa Jovis. Die Residenz des Tiberius auf Capri. Zabern, Mainz 2003
  • Harald Mielsch, Die römische Villa, Beck, München 1987, 142 – 148
  • Erika Brödner, Wohnen in der Antike, WBG, Darmstadt 1989, 223 – 225

Siehe auch: https://www.zaw.uni-heidelberg.de/hps/klarch/institut/villa_jovis.htm

 

(Fortsetzung folgt …)

Römische Funde auf Capri (Teil 1)

Capri, die beliebte Urlaubsinsel im Golf von Neapel, bietet dem Besucher nicht nur Sonne, Meer und faszinierende Grotten. Wer will, kann dort auch auf den Spuren der Antike wandeln. Und es gibt einiges zu entdecken.

Bereits im Paläolithikum, vor ca. 400.000 Jahren, als Capri noch mit dem Festland verbunden war, lässt sich die Anwesenheit von Menschen hier nachweisen. Seit ca. 10.000 Jahren ist Capri eine Insel. Mit seiner strategisch günstigen Lage am südlichen Rand des Golfs von Neapel lag Capri an wichtigen Seehandelsstraßen und hatte Kontakt mit Griechenland und dem Orient. Im 7. Jh. v. Chr. geriet Capri unter den Einfluss der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. von Griechen aus Chalkis und Eretria gegründeten Stadt Cumae und später, ab dem 5. Jh. v. Chr., unter den Einfluss von der von Cumae gegründeten Stadt Neapolis, dem heutigen Neapel.

Die entscheidende Wende kam unter dem römischen Kaiser Augustus. Er machte Capri zu seinem Privatbesitz und begann ein umfangreiches Bauprogramm. Augustus hielt sich oft auf Capri auf und auch Beamte und Freigelassene aus seinem Gefolge haben hier ihre Spuren hinterlassen. Sein Nachfolger Tiberius führte die Bautätigkeit fort und verlegte 27 n. Chr. sogar seinen ständigen Wohnsitz nach Capri. Laut Tacitus besaß Tiberius auf Capri zwölf Villen! Auch im weiteren Verlauf des 1. Jahrhunderts n. Chr. war Capri beim Kaiserhaus und der römischen Aristokratie beliebt. Aber die antiken Quellen überliefern zunehmend weniger Informationen über die Insel. Ende des 2. Jh. n. Chr. gerät die Insel noch einmal in die „Schlagzeilen“, als Kaiser Commodus seine Schwester Lucilla und seine Frau Crispina nach Capri verbannt. Im 3. Jh. n. Chr. schließlich kam es dann offenbar zu weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen, die zum Niedergang Capris führten.

In den nächsten Jahrhunderten verfielen die antiken Bauten. Sie wurden geplündert und dienten als Steinbruch. Erst ab dem 18. Jh. n. Chr. wurden die antiken Ruinen der Insel wieder wertgeschätzt und Ziel zahlreicher Besucher. Die nächsten Artikel werden einige der noch heute sichtbaren römischen Spuren vorstellen.

Literatur: Ein Führer für die antiken Denkmäler der Insel Capri

(Fortsetzung folgt …)

Das Musen-Mosaik von Vichten, Luxemburg

Ein Höhepunkt im Musée national d’Histoire et d’Art in Luxemburg ist das Fußbodenmosaik, dass 1995 in einer gallo-römischen Villa in Vichtem ausgegraben wurde, wo das gut 60 m² große Mosaik den Empfangssaal der Villa schmückte.

Flechtbänder, Ranken und andere dekorative und geometrische Formen bilden den Rahmen für den Hauptteil der Komposition, in dem die Musen in achteckigen Bildfeldern dargestellt sind. Im Zentrum sieht man Calliope, die Muse der epischen und elegischen Dichtung, an der Seite von Homer.

Dieses zentrale Medaillon umgeben die übrigen acht Musen, die Hesiod um 700 v. Chr. überliefert hat: Clio (Geschichtsschreibung), Euterpe (Musik und lyrische Dichtung), Thalia (Komödie), Melpomene (Tragödie), Terpsichore (Tanz und dramatische Chöre), Ae rato (Liebesdichtung), Polymnia (Chorgesang und Harmonie) und Urania (Astronomie). Die Musen sind durch Beischriften eindeutig benannt.

Das Mosaik entstand um 240 n. Chr. Die Gesamtkomposition des Mosaiks ähnelt Mosaiken des Raums Trier. Möglicherweise war der Besitzer der Villa in Vichtem Mitglied einer Familie aus dem Stamm der Treverer und hatte in Trier eine bedeutende Stellung im 3. Jh. n. Chr.

Die Ausgrabungen brachten auch Kenntnisse zur Herstellung des Mosaiks zutage. Die Steinchen waren aus Marmor, Kalkstein, Keramik und Sandstein. Offenbar wurden die Mosaiksteinchen (Tessellae) in einem Raum neben dem Empfangssaal vorbereitet, bevor sie dort in eine 3 cm dicke weiße Kalkmörtelschicht gelegt wurden.

Das Mosaik wurde nach seiner Bergung zunächst im Landesmuseum in Trier und später im Luxemburger Nationalmuseum restauriert. Dort nimmt es heute einen separaten Raum ein und ist ein Prunkstück der Dauerausstellung.

 

Literatur:

  • Jean Krier, „Fouille, étude Et Restauration. Peintures Romaines De Vichten.“ Archéologia (Dijon), 395 (2002) S. 44-47
  • Rainer Fischer, „Mosaik Von Vichten.“ Musée Info, 13 (2000) S. 38-39

Römisches Weißenburg Teil 4 – das Römermuseum

Schon ab 1931 wurde das Gebäude des heutigen Museums als Heimatmuseum genutzt, in dem vor allem die Funde aus den Grabungen der Reichslimeskommission ausgestellt waren. Nach einer Umgestaltung 1964 wurde das ganze Fundspektrum der Region von der Vor- und Frühgeschichte bis um Mittelalter präsentiert.

1979 entdeckte man den sogenannten Weißenburger Schatzfund und man baute das Museum um. Seit 1983 ist es als RömerMuseum eine Außenstelle der Archäologischen Staatssammlung in München. 2017 endete der bisher letzte Umbau.

Im Erdgeschoss befind sich die Touristeninformation Weißenburgs sowie das Bayerische Limes-Informationszentrum. Der eigentliche Rundgang beginnt im ersten Stock mit archäologischen Funden aus dem gesamten Limesgebiet in Bayern. Der erste Raum widmet sich der Vor- und Frühgeschichte, alle weiteren der Römerzeit. Anhand verschiedener Fundstücke werden zunächst die römischen Hinterlassenschaften in Weißenburg selbst vorgestellt, danach der Limes im Raum Weißenburg. Weitere Räume informieren über das römische Alltagsleben und die Religion der Römer sowie über das römische Straßennetz und Gutshöfe. Unter den ausgestellten Funden sind beispielsweise Haarnadeln und Parfümfläschchen aus den Thermen, Schlüssel aus dem Kastell oder auch Militärdiplome, die die Entlassung eines Soldaten aus dem Militärdienst beurkundeten.

Das zweite Obergeschoss widmet sich dann dem Schwerpunkt der Sammlung, den über hundert Meisterwerken aus dem Schatzfund von Weißenburg. Dazu gehören neben einigen Alltagsgegenständen 17 Götterfiguren, 11 Votivtafeln, Opfergefäße und andere Gegenstände, die im Götterkult verwendet wurden, sowie Teile von Paraderüstungen, z. B. Gesichtsmasken.

Bei den Votivtafeln handelt es sich um Weihgeschenke in Heiligtümern, mit denen man sich für die Hilfe eines Gottes bedankte. Die Votive zeigen immer den gleichen Aufbau. Die Gottheit, bei der man sein Gelübde einlöst, steht in einem tempelartigen Gebilde, darüber ist eine dreiblättrige Krone abgebildet. Die Götterstatuetten zeigen die Vielfalt des römischen Pantheons: Hausgötter (Laren, Genien usw.), die kapitolinische Trias (Jupiter, Juno, Minerva), Merkur, Herkules, Venus, Apollo sowie Eroten.

Insgesamt ist Weißenburg für jeden an der Geschichte der Römer in Deutschland interessierten sicher eine Reise wert.

Literaturauswahl:

Hermann Dannheimer: Führer durch die Abteilung Völkerwanderungszeit und Frühes Mittelalter im Römermuseum Weissenburg. Prähistorische Staatssammlung, Museum für Vor- u. Frühgeschichte, München, Bad Windsheim 1984

Hans-Jörg Kellner, Gisela Zahlhaas, mit Beiträgen von Hans-Gert Bachmann, Claus-Michael Hüssen, Harald Koschik, Zsolt Visy und Ulrich Zwicker: Der römische Tempelschatz von Weissenburg i. Bay. von Zabern, Mainz 1993

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