Monat: Februar 2021

Die Gallier in Italien (Teil 2)

Das erste gesicherte Datum in der Geschichte der Gallier in Italien ist die verheerende Niederlage der Römer gegen die Gallier an der Allia und die anschließende Einnahme Roms um 387/86 v. Chr.[1]. Geschockt von diesen Ereignissen blieben die Gallier lange Zeit für die Römer und alle anderen Völker der Inbegriff aller Schrecken. Die Nachricht von der Eroberung Roms verbreitete sich sehr schnell und bereits im 4. Jh. v. Chr. finden wir sie auch in griechischen Quellen[2]. Eine weitere Folge dieser Ereignisse war, dass man sich nun stärker mit den Galliern beschäftigte und die Berichte über die Gallier in der antiken Literatur daher auch ausführlicher wurden.

In den folgenden Jahrhunderten der Auseinandersetzungen zwischen dem immer stärker expandierenden Rom und den übrigen Völkern Italiens finden wir die Kelten auf der Seite verschiedener Mächte und es kam immer wieder zu wechselnden Koalitionen. Auch als Söldner verdingten sich die Gallier.

Beispielsweise wurden die Unternehmungen des Dionysios von Syrakus gegen die Etrusker (384/383 v. Chr.), in deren Verlauf die Syrakuser Pyrgi, den Hafen der etruskischen Stadt Caere, mit seinem Heiligtum der Leukothea bzw. Eileithya plünderten[3], durch eigenständige Aktionen verschiedener Galliergruppen oder durch gallische Söldner im Heer des Dionysios unterstützt[4].

354 v. Chr. kam es, wohl auch zur Abwehr der Gallier, zu einem römisch-samnitischen Bündnis[5]. Später schlossen sich wiederum die keltischen Senonen mit den Etruskern und anderen italischen Völkern zusammen, um sich dem gemeinsamen Feind Rom entgegenzustellen. Allerdings musste die gallisch-italische Koalition eine Niederlage hinnehmen. 332 v. Chr. schloss Rom mit den Senonen einen Vertrag, der den Frieden für die nächsten Jahrzehnte[6] sicherte.

[1]    Liv. V 33 ff.; Plut., Cam. 16 ff.; Theop., FGrHist 115 fr. 317
[2]    z. B. Theop., FGrHist 115 fr. 317
[3]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222; K. W. Weeber, Geschichte der Etrusker (1979) 152 f.; H. Bengtson, Grundriß der römischen Geschichte I3 (1982) 65; vgl. Diodor XV 14,3; pseudoaristotelisches Oeconomicon II 2,20i (1349 b); Strab. V 2,8
[4]    M. Szabó in: The Celts (1991) S. 333
[5]    M. Cary, A History of Rome down to the Reign of Constantine2 (1962) 92; Der Kleine Pauly 4 (1979) 1533 s.v. Samnites (Radke); P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) 122; vgl. Liv. VII 19,4; Diod. 16,45,8
[6]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222

(Forsetzung folgt…)

Die Gallier in Italien (Teil 1)

Da die Gallier selbst uns keine schriftlichen Zeugnisse über ihre Geschichte hinterlassen haben, können wir ihre Einwanderung nach Italien und die Zeit bis zu ihrer Integration in das Imperium Romanum zu einem großen Teil nur aus verstreuten Informationen in der Literatur der Römer und Griechen rekonstruieren.

In den antiken Quellen finden wir allerdings widersprüchliche Angaben darüber, wann die Gallier nach Italien einwanderten. Lange Zeit war die vorherrschende Meinung, dass es sich bei der Ankunft der Gallier in Italien um eine große, einheitliche Einwanderungswelle kurz vor der Einnahme Roms handelte[1]. Inzwischen folgt man jedoch eher der Darstellung des Livius, der den ausführlichsten Bericht zur Einwanderung der Gallier liefert[2]. Danach kamen die ersten Gruppen von Kelten bereits zur Regierungszeit des Tarquinius Priscus (616 – 578 v. Chr.) nach Italien[3]. Diese Gallier hätten sich in der Region nördlich des Po niedergelassen und die dort ansässigen Einheimischen vertrieben. Nach und nach folgten weitere Gruppen. Zuletzt, um 400 v. Chr., gab es eine weitere größere Einwanderungswelle. Diese Gruppen überschritten den Po auf der Suche nach weiterem Siedlungsraum und vertrieben die dort wohnenden Etrusker und Umbrier. Einige Gruppen stießen dann sogar bis nach Mittelitalien vor. Für diese „lange Chronologie“ des Livius spricht auch, dass wir in anderen antiken Quellen ebenfalls Hinweise auf die Anwesenheit von Kelten in der Poebene ab dem 6. Jh. v. Chr. finden.

[1]    z. B. Dion. Hal. XIII exc. 10-11; Plut., Cam. 15 ff.; Appian IV 2, exc. ex Celt. 2
[2]    vgl. hierzu auch H. Homeyer, Zum Keltenexkurs in Livius‘ 5. Buch, Historia 9, 1960, 345 ff.
[3]    z. B. Liv. V 34: Niederlage der Etrusker gegen Gallier in der Nähe des Ticino gegen 600 v. Chr.

(Forsetzung folgt…)

Mausoleum von Belevi, Türkei

In der Nähe Ephesus, beim Dorf Belevi, befinden sich die Reste eines antiken Grabbaus. Dieses sogenannte Mausoleum von Belevi besteht aus einem etwa 10 Meter hohen quadratischen Sockel (ca. 30 x 30 Meter), über dem sich wohl eine Anlage mit einer umlaufenden Säulenhalle befand. Der Bau besteht fast ausschließlich aus dem bläulichen Belevi-Marmor, der auch in Ephesus verwendet wurde.

Die Fassade des Sockels ist durch eine monumentale Scheintür gekennzeichnet. Im hinteren Bereich des Sockels befand sich eine Kammer für den Sarkophag. Es handelt sich um einen Klinen-Sarkophag, d. h. der Tote wurde darauf lagernde dargestellt. Es ist allerdings nicht klar, ob Deckel und Sarkophag-Kasten zusammengehören. Die Figur ist überlebensgroß, was auf den Status des Toten weisen könnte. Der Kopf ist allerdings nicht fertig gearbeitet. Man fand außerdem die Statue eines trauernden Dieners in orientalischer Bekleidung.

Die Rekonstruktion des Aufbaus ist problematisch, da sich nur wenig erhalten hat. Man hat jedoch Reste von Säulen und einen Fries mit der Darstellung einer Kentauromachie gefunden. Zum Figurenschmuck gehörten Funden außerdem ein Greif und ein Löwenkopf.

Wer aber ließ das Grab errichten? Die Funde (Ornamente, Keramik, Figurenschmuck) lassen auf einen Bau zwischen ca. 301 v. Chr. und 280 v. Chr. schließen. Als ursprünglicher Auftraggeber kommt eventuell Lysimachos in Frage, einer der Nachfolger Alexanders des Großen. Als dieser in der Schlacht starb, wurde der Bau wohl unterbrochen. Antiochus II. ließ die Arbeiten an dem Grabmal fortsetzen und nach seinem Tod fand er hier auch die letzte Ruhestätte. Nach der Einnahme von Ephesus durch die Ptolemäer (174 v. Chr.) wurden die Bauarbeiten endgültig eingestellt, sodass das Mausoleum unvollendet blieb.

Literaturauswahl:

  • Camillo Praschniker, Max Theuer u. a.: Das Mausoleum von Belevi. (= Forschungen in Ephesos). Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1979
  • Reinhard Heinz: Das Mausoleum von Belevi – Bauforschung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/1). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016
  • Peter Ruggendorfer: Das Mausoleum von Belevi – Archäologische Untersuchungen zu Chronologie, Ausstattung und Stiftung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/2). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016

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