Einige besonders qualitätvolle Funde der etruskischen Stadt Caere, heute Cerveteri, und ihrer Nekropolen befinden sich heute in der Villa Giulia in Rom oder im Pariser Louvre. Einige Funde sind jedoch auch im Museo Nazionale Cerite „Claudia Ruspoli“, einer alten Festung der Familie Ruspoli, untergebracht.
Die Ausstellung im Castello Ruspoli ist auf zwei Stockwerke verteilt und umfasst alle Epochen von der Villanova- bis zur Römerzeit. Die Vitrinen in der unteren Ebene zeigen viele komplette Grabinventare aus verschiedenen Epochen. Hier überwiegt Bucchero-Keramik.
Im Obergeschoss geht es dagegen um herausragende Einzelstücke. Neben Sarkophagen beeindrucken hier Amphoren und andere Gefäße mit figürlicher Malerei. Darunter als absolute Highlights einen Krater (ein Weinmischgefäß) und eine Kylix (eine Trinkschale) des berühmten Athener Vasenmalers Euphronios (5. Jh. v. Chr.). Beide Gefäße, die bei illegalen Grabungen zutage kamen, befanden sich lange Jahre in den USA, wurden aber schließlich dem italienischen Staat zurückgegeben. Zunächst wurden sie dann in der Villa Giulia in Rom aufbewahrt, doch 2015 kamen sie endlich nach Hause – nach Cerveteri.
Mein persönliches Lieblingsstück des Museums ist allerdings eine Statue des Todesdämonen Charun. Die Statue gehört zur Grabanlage von Greppe Sant‘ Angelo, die im ersten Stock teilweise rekonstruiert wurde.
Zum Abschluss meiner Reihe über rotfigurige Vasenmalerei möchte ich noch auf mythologische Themen eingehen.
Mythos wurde ursprünglich als Geschichte angesehen. Für die antiken Griechen war Mythos nur aus der Gegenwart her zu verstehen. Einerseits war der Inhalt der Mythen relativ statisch, andererseits wurden sie immer wieder neu erklärt und erzählt. Meist identifizierte man sich nur mit Teilen der Mythen. So bezog sich Alexander der Große beispielsweise auf Herakles, Achill und andere Heroen.
Seit dem ausgehenden 6. Jh. v. Chr. kam es zu einer Ausweitung der Sagen um Theseus, eines der legendären Könige von Athen. Im neuen demokratischen Staatswesen stand Theseus für die Stadt Athen in ihrer Gesamtheit. Zunächst wurden vor allem seine Jugendtaten auf seinem Weg nach Athen dargestellt. Seit ca. 510 v. Chr. gibt es allerdings auch Gefäße mit der Darstellung des kompletten Theseus-Zyklus. Zu den bekanntesten Erzählungen aus dem Leben des Theseus gehört sicher sein Kampf gegen den Minotaurus, dem Mischwesen aus Stier und Mensch im Labyrinth auf Kreta (sieh Bild oben).
Eine weitere Episode der Theseus-Sage führt uns dagegen zu einem anderen mythischen Thema, das häufig auf Gefäßen dargestellt wurde: die Amazonomachie, die Kämpfe zwischen Athen und den Amazonen. Zunächst zeigten die Darstellungen die Athener als Aggressoren, z. B. die Entführung der Antiope durch Theseus.
Als Athen 490/480 v. Chr. durch die Perser eingenommen wurde, verschob sich jedoch der Schwerpunkt der Darstellungen zu den Rachezügen der Amazonen gegen Athen nach dem Raub der Schwester ihrer Königin. Im Mittelpunkt stand also jetzt der Abwehrkampf der Athener und der Kampf gegen die Amazonen galt als Vorläufer der Auseinandersetzungen der Griechen mit Nicht-Griechen allgemein bzw. den Persern im Besonderen.
An den Kämpfen gegen die Amazonen war auch Herakles beteiligt. In archaischer Zeit zeigte man sowohl seine physische Kraft als auch sein musisches Talent in der Kunst. Später, Ende des 4. Jh., wurde der musische Aspekt dagegen nicht mehr betont.
Weitere Mythen, die auf die Perserkriege bezogen wurden bzw. durch diese Auseinandersetzungen eine Bedeutungsverschiebung erfuhren, die sich in der Vasenmalerei widerspiegelt, sind die Entführung der Oreithyia, Tochter des Erechtheus, eines mythischen athenischen Königs, durch den Nordwind Boreas in seine Heimat Thrakien sowie Orpheus, der von thrakischen Frauen erschlagen wurde.
Hiermit endet meine Reihe über die rotfigurige Vasenmalerei. Zum Abschluss möchte ich noch auf einige Bücher zur Vertiefung des Themas hinweisen, die trotz ihres Alters immer noch Standardwerke sind:
John D. Beazley, Attic red-figure vase-painters. 3 Bände. 2nd edition. Clarendon Press, Oxford 1963
John Boardman, Rotfigurige Vasen aus Athen. Ein Handbuch. Die archaische Zeit (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Bd. 4). von Zabern, Mainz 1981 (4. Auflage. ebenda 1994)
John Boardman, Rotfigurige Vasen aus Athen. Ein Handbuch. Die klassische Zeit (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Bd. 48). von Zabern, Mainz 1991 (2. Auflage. ebenda 1996)
Ingeborg Scheibler, Griechische Töpferkunst. Herstellung, Handel und Gebrauch der antiken Tongefäße. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Beck, München 1995
Erika Simon, Die griechischen Vasen. Aufnahmen von Max Hirmer und Albert Hirmer. 2., durchgesehene Auflage. Hirmer, München 1981
Seit der Mitte des 5. Jh. v. Chr. bildete sich der Themenbereich Familie, Hochzeit und Ehe als neuer gesellschaftlicher Schwerpunkt heraus.
Seit dem 5. Jh. v. Chr. erfuhr die Stellung der Frau in der griechischen Gesellschaft offenbar eine Aufwertung. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der Verwaltung und Sicherung des Haushalts, des Hausstands und der legitimen Nachkommenschaft. Trotzdem war sie keine Rechtsperson und sie hatte auch nicht die vollen Bürgerrechte. Bei Eheschließungen hatte sie wohl auch nur wenig Mitspracherecht. Sie wurde von ihrem Vater verheiratet, der auch den Ehevertrag und die Mitgift aushandelte.
In der geometrischen Vasenmalerei finden wir Darstellungen von Frauen bei der Prothesis, d. h. der Aufbahrung der Toten, wo Klagefrauen wichtiger Teil des Bestattungskults waren. Auch für Frauen gab es durchaus reich ausgestattete Gräber. Es gab zwar wenige Denkmäler für Frauen im Grabbereich, die vorhandenen sind aber teilweise von hoher Qualität. Zu solchen Grabmälern gehören beispielsweise die sogenannten Koren, Mädchenstatuen (Beispiel Phrasikleia).
Darstellungen von Frauen im häuslichen Bereich sind eher selten. Viele Hydrien, Gefäße, mit denen man Wasser holte, zeigen Frauen, die an einem Brunnen Wasser holen. Unklar ist, ob es sich hier tatsächlich um einen Vorgang aus dem Alltag handelt. Alternativ wurde beispielsweise eine Deutung als kultische Handlung aus dem Totenkult vorgeschlagen. Szenen, die in jedem Fall aus dem häuslichen Bereich stammen, sind dagegen das Spinnen und Weben.
Daneben wurde auch der Hochzeitszug dargestellt, wobei anfangs der Wagen mit dem Brautpaar im Mittelpunkt stand. Seit dem 5. Jh. v. Chr. kommen andere Themen aus dem Hochzeitszug auf, z. B. die Loutrophoros, ein Gefäß für das Wasser des Hochzeitsbades, das der rituellen Reinigung der Brautleute diente. Oder man zeigt die Vorbereitung des Hochzeitsbettes. Der Hochzeitszug selbst wird im 5. Jh. nur noch selten dargestellt.
Weitere Themen aus dem realen Leben, die auf rotfigurigen Vasen dargestellt werden, sind Szenen aus Handwerk (Schmiedehandwerk, Töpfer, Erzgießerei usw.) und Landwirtschaft. Diese sind wertvolle Quellen für die Erforschung und Rekonstruktion von Leben und Arbeit niedrigerer Gesellschaftsschichten.
Ein Themenbereich, der besonders häufig auf rotfigurigen Vasen in Museen zu sehen ist, ist das Gelage (Symposion) mit all seinen Facetten. Während bei Homer die Mahlzeiten noch im Sitzen eingenommen wurde, übernahm man seit dem Ende des 7. Jh. v. Chr. die orientalische Sitte des Lagerns auf einer Kline. Das früheste Beispiel aus Griechenland stammt aus dem Ende des 7. Jh.: die Geneleos-Gruppe aus Samos. Auch in Heiligtümern usw. gab es öffentliche Speisungen (z. B. in der Kultstätte der Artemis in Brauron an der Ostküste Attikas), die nun ebenfalls im Liegen stattfanden.
Gelage gehörten zu den wichtigsten Ausprägungen der aristokratischen Lebensform in archaischer Zeit. Mit der Einführung des Lagerns ergaben sich auch Änderungen der Sitten. Man trennte nun strikt zwischen Essen und Weintrinken. Es gab besondere Räume mit exzentrisch angelegter Tür. Der Teilnehmerkreis war mit 3 bis 9 Personen immer überschaubar. Nach dem Essen wurden die Tische abgeräumt und es begann das Trinkgelage. Man bestimmte einen Leiter des Symposions, das nicht nur dem Vergnügen galt. Es war ein Ort für Diskussionen, Spiele, Rätsel und Gedichte. Beliebt war z. B. das Geschicklichkeitsspiel Kottabos, bei dem es darum ging, auf dem Sofa liegend, die letzten Tropfen Wein aus einer Trinkschale nach einer anderen Schale so zu schleudern, dass nichts vergossen wurde. Was logischerweise mit zunehmendem Alkoholgenuss schwieriger wurde.
Gleichzeitig gehörte das Symposion zum Kult des Dionysos, denn Wein galt als Geschenk dieses Gottes. Übrigens mischte man Wein in der Antike mit Wasser, da er sonst zu dickflüssig war. Der Krater, das typische Mischgefäß, stand in der Mitte – zusammen mit weitere Krateren für Zeus, Heroen usw. Die Darstellungen zeigen auch die „Nebenwirkungen“ des Weingenusses, z. B. exzessive Vergnügungen wie der Zug der Betrunkenen durch die Stadt, aber auch sich übergebende Symposion-Teilnehmer.
Und vor allem durfte auch das sexuelle Vergnügen nicht zu kurz kommen. Ehefrauen durften allerdings nicht teilnehmen. Zugelassen waren nur Hetären und Knaben. Hetären waren weibliche Prostituierte, die im Gegensatz zu normalen Prostituierten sozial anerkannt waren. Sie waren gebildet, betrieben gewerbsmäßig Musik, beherrschten die Kunst des Tanzes und des Gesangs.
Die Teilnahme von Knaben am bringt uns zur sozialen Institution des Päderasmus in Athen, der Knabenliebe. Die Knaben wurden von älteren Männern in gesellschaftliche Normen und Gebräuche eingeführt. Seit der 2. Hälfte des 6. Jh. bzw. dem Beginn des 5. Jh. sind entsprechende Darstellungen stark in der Vasenmalerei repräsentiert. Diese homoerotischen Beziehungen unterlagen allerdings strengen Regeln. Sie waren immer einseitig, wobei der Ältere der Aktive war. Der Jüngere durfte diese Liebe nicht erwidern und die Beziehung war nur erlaubt, bis der Jüngere in die Welt der Erwachsenen aufgenommen worden war. Denn homoerotische Beziehungen zwischen zwei Erwachsenen galten als anstößig.
Ein Bereich der griechischen Gesellschaft, der seit der Frühzeit eine große Bedeutung hatte, ist die Athletik. Das sportliche Training galt zum einen als Vorbereitung auf den Krieg. Zum anderen zeigt sich hier der agonale Charakter der griechischen Gesellschaft besonders gut, d. h. ihre Vorliebe für Wettkämpfe. So gab es schon früh Wagen- und Pferderennen (ohne Steigbügel und Sattel). Der Sieger war dabei übrigens nicht der Wagenlenker oder der Reiter, sondern der Besitzer der Pferde. Daneben maß man sich in Wettrennen, Waffenläufen, Speerwurf, Diskuswurf, Weitsprung, Boxen, Ringen und dem Pankration, einer Mischung aus Boxen und Ringen.
Neben diesen Wettkämpfen finden wir auf griechischen Vasen Darstellungen des Gymnasion, in dem die vornehme griechische Jugend trainierte. Der durchtrainierte und „schöne“ Männerkörper galt als gesellschaftliches Vorbild. In der Großplastik spiegelt sich dies in den Kouroi als Grabstatuen wider.
Seit etwa 440 v. Chr. gingen die Athletendarstellungen allerdings stark zurück.
Ein weiteres Privileg der adligen Gesellschaftsschicht war zu allen Zeiten die Jagd, in der man sich idealerweise auch im persönlichen Kampf gegen wilde Tiere beweisen musste. Bei den entsprechenden Darstellungen standen die aristokratischen Elemente im Verlauf der Zeit immer stärker im Vordergrund.
Auf den rotfigurigen Vasen finden wir die Jagd und andere aristokratische Themen bis etwa 480 v. Chr.
Um 500 v. Chr. finden wir erste Darstellungen historisch-politischer Themen in Athen. Dabei handelte es sich jedoch vor allem um große Monumente, wie z. B. die sogenannte Tyrannenmörder-Gruppe. In der Kleinkunst kommen diese Themen dagegen nur sehr selten vor. Erst mit den Perserkriegen finden wir historische Themen auf Gefäßen, den sogenannten Perserkampf-Vasen. Gleichzeitig wird nun auch die Vorgeschichte der persischen Expansion dargestellt. Ein Beispiel ist die „Myson-Amphora“ in Paris: Die Vorderseite zeigt den Tod des Kroisos auf dem Scheiterhaufen. Die Rückseite zeigt den Raub der Amazone Antiope, der als mythischer Prototyp der Perserkämpfe galt.
Nach 480 v. Chr. wurde die Tyrannenmörder-Gruppe, die in den Perserkriegen verloren gegangen war, neu geschaffen. Diese Neuaufstellung findet auch in der Vasenmalerei ihren Niederschlag. Es bleibt jedoch eine Seltenheit, dass fast zeitgenössische Ereignisse auf Vasen dargestellt werden.
Auch Personifikationen abstrakter politischer Begriffe kommen im 5. Jh. v. Chr. auf Vasen auf und vor allem im letzten Viertel des 5. Jh. finden wir zahlreiche Personifikationen, z. B.:
Pyxis aus dem Umkreis des Meidias-Malers (New York): Aphrodite als sitzende Figur und ihre Begleiterinnen Peitho (Überredung), Hygeia (Gesundheit), Eudaimonia (Glück), Eukleia (guter Leumund), Eunomia (gute Ordnung) und Paidia (Spiel)
Keine der Figuren wäre ohne die dazugehörigen Namensbeischriften eindeutig identifizierbar. Die Motive sind noch nicht kanonisiert und die Figuren daher austauschbar.
Weitere politische Motive waren die Phylenheroen. Ein Grieche war nicht nur Teil der Bürgerschaft eines Stadtstaates, sondern gehörte auch zu einer Phyle, einem Stamm. Unter Kleisthenes wurde dieses System 508/507 v. Chr. reformiert. Die zehn Phylen Attikas wurden nach bekannten attischen Heroen benannt, die seit der Zeit dieser Reformen auch als Figuren des Mythos dargestellt wurden, auch auf Vasen.
Neben den Motiven Reiter, Pferd und Streitwagen zeigten rotfigurige Gefäße auch Bewaffnung und Szenen aus dem Krieg. Ursprünglich kämpfte man einzeln. Später gab es geschlossene Schlachtreihen sogenannter Hopliten. Alle anderen Waffengattungen waren offenbar nur noch von untergeordneter Bedeutung. Trotzdem wurde diese geschlossene Hoplitenreihen selten dargestellt. In der Regel wurden weiterhin Einzelkämpfe gezeigt. Es scheint, dass trotz Phalanxtechnik der eigentliche Kampf immer noch als Einzelkampf stattfand.
Bei den Kampfszenen ging es vor allem darum, Bewährung und Leistung der Jugend im Kampf hervorzuheben. Krieg war in der archaischen Zeit eher nicht politisch. Meistens ging es in den Kämpfen um Land oder um Ruhmgewinn von einzelnen Adligen und ihren Gefolgsleuten. Erst mit der Vertreibung der Tyrannen beginnen politische Kriege.
Interessant ist die Darstellung von fremden Völkern in Kriegsszenen. Ab ca. 530 v. Chr. findet sich beispielsweise oft das Motiv eines skythischen Bogenschützen. Es scheint sich um Söldner zu handeln, wofür Darstellungen sprechen, in denen Skythen und Hopliten nebeneinander kämpfen.
In der nächsten Generation finden wir dann eine andere Situation vor. Im 5. Jh. werden normale Kampfszenen immer seltener, obwohl es gerade in dieser Zeit relativ viele Kriege gab. Gleichzeitig hört die Einbeziehung von Skythen in die Darstellungen auf. Eine mögliche Erklärung ist, dass sie eine ähnliche Kleidung trugen wie die Perser, die seit 490 v. Chr. als Erzfeinde der Griechen galten. Fremde Völker wie die Skythen galten in jedem Fall als Gegenbild zu Griechen, die sich und ihre Kultur als Gegensatz zu den „barbarischen“ fremden Kulturen sahen.
Es gab allerdings Gefäße mit Darstellungen von Kämpfen gegen Perser. Diese zeigen fast nie unterlegene Griechen. Eine der wenigen Ausnahmen ist das Fragment eines Rhyton aus der Mitte des 5. Jh. (Paris). Hier sind die Perser deutlich überlegen dargestellt. Dies könnte mit dem Fundort Memphis in Ägypten zusammenhängen. Das Gefäß war also möglicherweise für den orientalischen Markt geschaffen worden.
Mit der zeitlichen Entfernung von den Perserkriegen änderten sich auch die Kampfszenen auf den Vasen wieder und das Perserbild wurde wieder ausgewogener. Die griechischen Kämpfer wurden nun nackt dargestellt. Es ging dabei wohl darum, den idealen, athletischen Körper als Symbol für das Ideal des Kriegers zu zeigen.
Weitere Darstellungen aus dem Bereich des Krieges sind der Auszug in den Krieg verbunden mit dem Abschied von der Familie sowie der Rücktransport der Toten.
Nachdem wir uns in den vorangegangenen Artikeln dieser Reihe über attisch-rotfigurige Malerei eher allgemeinen Themen gewidmet haben, werden wir uns in den nächsten Blogbeiträgen mit den Motiven beschäftigen, die auf den Gefäßen dargestellt sind.
Beginnen wir mit dem Motiv „Reiter und Pferd“. Pferd und Wagen waren seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. Symbole für die Aristokratie. Beide waren zunächst auch im Krieg von Bedeutung. Später waren sie allerdings nur noch reines Standessymbol, z. B. im religiösen Bereich. Beispielweise bei Wettkämpfen oder im Bestattungsritus. Sogar das Auf- und Abspringen des bewaffneten Kriegers vom fahrenden Wagen, während der Wagen selbst vom Lenker weitergefahren wurde, wurde in Wettkämpfen ritualisiert: im Apobatenlauf im Rahmen der Panathenäischen Spiele.
Als sich die Kriegsführung wandelte und der Wagen für den Kampf zu schwer wurde bzw. nicht mehr wendig genug war, nahm die Bedeutung der Reiter zu. Beim Ritterstand handelte es sich um Großgrundbesitzer, die Pferde züchten konnten. Nach und nach bildete sich ein Reiteradel aus, der in verschiedenen Kampftechniken ausgebildet war. Aber schon im 6. Jh. v. Chr. hatte auch der Kampf zu Pferd an Bedeutung verloren. Zwar kamen immer noch kleinere Reitergruppen im Krieg zum Einsatz, aber am wichtigsten war nun die Phalanx, eine dichtgeschlossene, lineare Kampfformation Schwerbewaffneter zu Fuß.
Unabhängig von der Nutzung im Krieg waren Pferde aber zum Standessymbol des alten Landadels geworden. Pferde waren jetzt reiner Luxus und wurden für repräsentative Zwecke genutzt. Beispielsweise beim Zug der Panathenäen oder, wie schon die Wagen, bei Agonen (Wettkämpfen). Viele der Namen, die aus der griechischen Antike überliefert sind, sind mit „ippos“ (Pferd) zusammengesetzt, z. B. Philippos oder Hipparchos. Seit den Reformen Solons setzte sich der Ritterstand jedoch nicht mehr nur aus dem reinen Grundbesitzadel zusammen, sondern war nun an das Einkommen gebunden.
Besonders häufig sind die Motive Pferd und Reiter im späten 6. und frühen 5. Jh. v. Chr. In der Blütezeit des demokratischen Athen finden wir also in der Vasenmalerei aristokratische Standessymbole. Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts nahmen diese Motive auf den Gefäßen jedoch ab.
Töpferwerkstätten arbeiteten in der Regel für den lokalen Markt. Die Produktion reichte dabei von Prunkgefäßen bis zu Gebrauchskeramik. Der Verkauf erfolgte direkt in der Werkstatt oder auf dem Markt. Auch der Verkauf an temporären Ständen bei Festen aller Art kam infrage. Es handelte sich dabei in der Regel nicht um Auftragsarbeiten.
Daneben arbeiteten die Töpferwerkstätten mit Händlern zusammen, über die Keramik auch exportiert werden konnte. Manchmal scheint der Export eine der wichtigsten Einnahmequellen gewesen zu sein. Denn einige Töpfer orientierten sich mit ihren Gefäßen am Geschmack eines bestimmten Exportgebietes, z. B. der Töpfer Nikosthenes. Die Form seiner Amphoren, die nach Etrurien exportiert wurden, ist der etruskischen Bucchero-Keramik entlehnt. Diese sogenannten nikosthenischen Amphoren wurden nur im Westen gefunden. Auch bestimmte Motive wurden ausschließlich für den Export gemalt. So findet sich das Aeneas-Motiv bisher nur in Westgriechenland.
Auch wenn die meisten bemalten Vasen in Gräbern oder Heiligtümern gefunden wurden, wurden sie natürlich auch bei anderen Gelegenheiten genutzt. Verschiedene Formen von Krateren und Amphoren, der Skyphos, die Kylix, der Psykter usw. stammten aus der Symposion-Kultur. Bei Hochzeiten wurden Loutrophoros oder Lebes gamikos verwendet. Außerdem gab es Formen, die mit bestimmten Kulten verbunden waren, z. B. panathenäische Preisamphoren, der Kantharos (Dionysos-Kult) oder der Stamnos (Lenäen). Für den Grabkult wurden besonders großen und prunkvolle Gefäße verwendet und teilweise sicher speziell für diesen Zweck hergestellt.
Die Bemalung zeigt oft einen engen Zusammenhang mit der Funktion des Gefäßes. Dies zeigt sich wiederum im Grabkult, z. B. bei speziellen Grab-Loutrophoren oder weißgrundigen Lekythoi. Einige Motive orientieren sich aber auch am Geschmack der Nutzer.
Werkstätten zur Keramikproduktion befanden sich in Athen vor allem am sogenannten Kerameikos am nordwestlichen Rand der Stadt, aber auch am Acharner Tor (z. B. die Werkstatt des Brygos). Einen Eindruck von Aussehen einer solchen Werkstatt vermitteln Vasenbilder.
Die Arbeit des Töpfers begann mit dem Tonstechen, dem Abbau von Ton, der in der Regel in offenen Gruben stattfand. Anschließend wurde der Ton gereinigt, geschlämmt und geknetet. Erst danach war seine Konsistenz dafür geeignet, den Ton auf der Töpferscheibe zu formen. Ursprünglich formte man die Gefäße noch aus Tonringen auf, die dann innen und außen geglättet wurden. Die Töpferscheibe kam etwa 3000 v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum auf. In Griechenland finden sich erste Belege allerdings erst im 2. Jahrtausend. Sie bestanden aus Holz, Stein oder gebranntem Ton und wurden ursprünglich mit der Hand gedreht. Der Fußantrieb kam offenbar erst wesentlich später auf. Zumindest ist er erst seit dem 2. Jh. v. Chr. belegt.
Anfangs handelte es sich vermutlich um reine Familienbetriebe, aber spätestens seit dem späteren 6. Jh. v. Chr. kam es zu immer stärkerer Spezialisierung und manche Töpfer und Maler signierten sogar ihre Gefäße. Töpfer mit den Worten εποιεσεν (epoiesen = er hat es gemacht), Maler mit ἔγραψσεν (egrapsen = er hat gemalt). Hatten die Töpfer die Gefäße selbst bemalt, signierten sie teilweise mit beiden Wörtern. Das zeugt von sehr viel Selbstvertrauen, denn die soziale Stellung von Töpfern und Vasenmalern war nicht besonders gut. Zwar handelte es sich bei ihnen wohl meist um freie Bürger, aber da sie mit den Händen arbeiteten, standen sie wie auch alle anderen „Handwerkern“ auf der niedrigsten Stufe der Gesellschaft. Auch konnte man mit Keramik normalerweise nicht reich werden.
Töpfer und Maler, die sich mit ihren Arbeiten von der Masse absetzen konnten, konnten es sich dagegen offenbar sogar leisten, wertvolle Weihgeschenke zu stiften. So schreibt man dem Töpfer Nearchos die Weihung der Statue der sogenannten Antenor-Kore auf der Akropolis zu. Eine andere Weihung nennt als Stifter einen Euphronios Kerameus (= Töpfer). Möglicherweise stiegen sie im Ansehen sogar so weit auf, dass es ihnen möglich war, an einem Symposion teilzunehmen, wie die Nennung des Töpfers Smikros wird einem Stamnos nahelegt.