Seit der Mitte des 5. Jh. v. Chr. bildete sich der Themenbereich Familie, Hochzeit und Ehe als neuer gesellschaftlicher Schwerpunkt heraus.

Seit dem 5. Jh. v. Chr. erfuhr die Stellung der Frau in der griechischen Gesellschaft offenbar eine Aufwertung. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der Verwaltung und Sicherung des Haushalts, des Hausstands und der legitimen Nachkommenschaft. Trotzdem war sie keine Rechtsperson und sie hatte auch nicht die vollen Bürgerrechte. Bei Eheschließungen hatte sie wohl auch nur wenig Mitspracherecht. Sie wurde von ihrem Vater verheiratet, der auch den Ehevertrag und die Mitgift aushandelte.

In der geometrischen Vasenmalerei finden wir Darstellungen von Frauen bei der Prothesis, d. h. der Aufbahrung der Toten, wo Klagefrauen wichtiger Teil des Bestattungskults waren. Auch für Frauen gab es durchaus reich ausgestattete Gräber. Es gab zwar wenige Denkmäler für Frauen im Grabbereich, die vorhandenen sind aber teilweise von hoher Qualität. Zu solchen Grabmälern gehören beispielsweise die sogenannten Koren, Mädchenstatuen (Beispiel Phrasikleia).

Darstellungen von Frauen im häuslichen Bereich sind eher selten. Viele Hydrien, Gefäße, mit denen man Wasser holte, zeigen Frauen, die an einem Brunnen Wasser holen. Unklar ist, ob es sich hier tatsächlich um einen Vorgang aus dem Alltag handelt. Alternativ wurde beispielsweise eine Deutung als kultische Handlung aus dem Totenkult vorgeschlagen. Szenen, die in jedem Fall aus dem häuslichen Bereich stammen, sind dagegen das Spinnen und Weben.

Daneben wurde auch der Hochzeitszug dargestellt, wobei anfangs der Wagen mit dem Brautpaar im Mittelpunkt stand. Seit dem 5. Jh. v. Chr. kommen andere Themen aus dem Hochzeitszug auf, z. B. die Loutrophoros, ein Gefäß für das Wasser des Hochzeitsbades, das der rituellen Reinigung der Brautleute diente. Oder man zeigt die Vorbereitung des Hochzeitsbettes. Der Hochzeitszug selbst wird im 5. Jh. nur noch selten dargestellt.

Weitere Themen aus dem realen Leben, die auf rotfigurigen Vasen dargestellt werden, sind Szenen aus Handwerk (Schmiedehandwerk, Töpfer, Erzgießerei usw.) und Landwirtschaft. Diese sind wertvolle Quellen für die Erforschung und Rekonstruktion von Leben und Arbeit niedrigerer Gesellschaftsschichten.

(Fortsetzung folgt…)