Julianos-Kirche in Brad (Syrien) (Teil 1)

Im nordsyrischen Kalksteinmassiv, nordwestlich von Aleppo gelegen, liegen die sogenannten „Toten Städte“, Ruinen von etwa 700 spätrömischen und frühbyzantinischen Siedlungen. Der Anbau und Handel von Wein, Oliven und Getreide machten diese Siedlungen reich. Ihre Blütezeit war im 4. Jh. n. Chr. Zu dieser Zeit traten die meisten Bewohner zum Christentum über. Der Reichtum der Region äußert sich in prächtigen Villen und öffentlichen Gebäuden, z. B. Kirchen. Letztere zeigen noch heute die Entwicklung von einfachen Hauskirchen zu großen Basiliken. Aus bisher unbekannten Gründen begann im 7. Jh. der Niedergang dieser Siedlungen und spätestens im 10. Jh. waren alle Orte verlassen.

Eine der „Toten Städte“ ist Brad bzw. Barad, die ihre Blütezeit im 5. und 6. Jh. n. Chr. erlebte. Die Siedlung war damals ein Verwaltungszentrum und es haben sich aus dieser Zeit Ruinen mehrerer Häuser und Kirchen sowie eines Klosters erhalten. Im Folgenden soll die nach ihrem Architekten benannte Julianos-Kirche vorgestellt werden.

Diese 38 Meter lange Basilika wurde von 395 bis 402 über einem römischen Tempel errichtet. Dabei wurden einige Teile wiederverwendet. Bei der Julianos-Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Säulenarkaden-Basilika mit eingeschriebener halbrunder Apsis und zwei Nebenräumen bei gerade abschließender Ostwand.

An der Westseite befinden sich drei Eingänge, wobei der mittlere größer als die beiden anderen ist. Weitere Türen liegen auf der Süd- und auf der Nordseite. Die mittlere Tür der Südseite ist hervorgehoben und überragt selbst die größere Tür der Westseite. Der Westseite und der Südseite sind jeweils Portiken vorgelagert. Auf der Nordseite ist dem größten Eingang ein Anbau vorgelagert, der an der Ostseite ebenfalls eine eingeschriebene halbrunde Apsis besitzt.

(Fortsetzung folgt…)

Römische Villa von Schambach „Kipferberg“ bei Treuchtlingen

Im Umkreis der Orte Schambach und Treuchtlingen wurden zahlreiche römische Gutshöfe gefunden. Ein Gutshof im Ortsteil Weinbergshof wurde in Grundrissen sichtbar gemacht. Andere sind nur aus Luftbildern bekannt oder heute überbaut.

So fand man beispielsweise am Hang des „Kipferbergs“ in Schambach 1885 eine römische Villa, an der schon im darauffolgenden Jahr Grabungen stattfanden. Allerdings sind die Aufzeichnungen nicht mehr vorhanden. Erhalten haben sich dagegen die Unterlagen einer erneuten Untersuchung von 1964.

Das rechteckige Hauptgebäude ist 37,25 x 25,20 Meter groß. Die Räume sind um einen großen Innenhof gruppiert und am Ostende des Gebäudes war ein Heizraum angebaut. Da das Gelände nach Südwesten abfiel, waren Hof und Räume terrassiert angelegt.

Der Haupteingang lag an der Südostseite. An dieser Seite war dem eigentlichen Gebäude eine 15 x 4,5 Meter große Säulenhalle (oder ein Korridor?) vorgelagert. Nordöstlich dieser Säulenhalle (Portikus) gab es einen Raum, der über den oben erwähnten Heizraum durch eine Hypokaust-Anlage beheizt werden konnte.

Von der Portikus führte ein Gang zum Innenhof. Die Räume zu beiden Seite dieses Gangs (zwei rechts des Eingangs und einer links) bildeten wohl den Wohntrakt, da sie Estrichböden haben. Auf der anderen Seite des Hofes gab es eine schmale Raumreihe aus fünf Räumen, von denen einer im Südosten in den Hof hineinragt. Im Nordosten war dieser Wirtschaftsbereich durch eine überdachte Portikus verbunden, die zum Hof hin wohl Holzpfosten hatte. Die geschlossene Rückwand war mit geometrischen und pflanzlichen Motiven bemalt.

Im Südwesten war dem ganzen Gebäude eine weitere Portikus vorgelagert. Sie war 4,4 Meter tief und lag 2 Meter tiefer als die anschließenden Räume. Man erreichte die Portikus über eine Treppe an der Südecke des Innenhofes. Die Rückwand war bemalt. Von den Säulen haben sich nur noch Bruchstücke einfacher Blattkapitelle aus Sandstein erhalten.

Genau in der Mitte dieser Säulenhalle gibt es einen Raum, der in den Innenhof hineinreicht. Unklar ist, wofür dieser Raum genutzt wurde. Handelte es sich vielleicht um ein kleines Heiligtum?

Die Mauern des Gebäudes waren zweischalig und bestanden aus Kalkstein mit Kalkmörtel. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt und zumindest teilweise waren die Fenster verglast. Die Villa wurde vermutlich im 2. Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und im 3. Jh. wieder verlassen. Zu möglichen Nebengebäuden lässt sich nichts sagen, da sich die Ausgrabungen auf das Haupthaus beschränkten. Heute ist der Gutshof überbaut.

 

Literatur:

F.-R. Herrmann, Eine römische Villa bei Schambach im Landkreis Weißenburg. Jahresbericht Bayerische Bodendenkmalpflege 6-7; 1965-1966, 14ff.

L. Wamser, Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. Führer zu Archäologischen Denkmälern in Bayern. Franken 1 (3. Aufl. 1990) 110, Abb. 102

Lederverarbeitung bei den Römern (Teil 2)

Bei der Weiterverarbeitung zu Kleidungsstücken usw. wurden die Lederstücke zusammengeklebt, -genäht oder -genagelt. Als Klebstoff dienten v. a. Pflanzenharze wie Terpentin, Mastix, Styrax, Kolophonium oder Kiefernharze, außerdem Gummiharz und Akaziengummi. Daneben wurde auch Hautleim benutzt. Dieser ist jedoch wasserlöslich und daher für Schuhe unbrauchbar.

Alle Lederfunde weisen sorgfältige Nähte auf: Verbindungsnähte, Randeinfassungen, Applikationen, Saumnähte. Dabei sind die Nähte immer auf den Verwendungszweck abgestimmt, z. B. auf Wasserundurchlässigkeit. Details einer Naht wie Einstichkanäle oder Faden und Lederabdrücke können daher wichtige Hinweise für die Interpretation von Lederfragmenten liefern. Da die Stiche oft gleichmäßig verteilt sind, benutzte man zur Markierung der Naht vielleicht Rollrädchen. Als Nähmaterial dienten Sehnen, Hanffasern sowie feine Lederriemchen und Pergamentstreifen. Die Stärke der Nadeln und Fäden reichte von ganz fein bis grob.

Bei Schuhen war die Laufsohle zum Schutz vor zu schneller Abnutzung und zum besseren Zusammenhalt der Sohlen normalerweise mit Eisennägeln bena­gelt, die in der Brandsohle vernie­tet wurden.

Manchmal wurde das Leder verziert, z. B. durch Prägungen mit Einzel oder Rollstempeln. Andere Möglichkeiten sind Punzierungen, Metalleinlegearbeiten, Applikationen, Durchbrucharbeiten (zum Teil in Kombination mit Blindprägungen) und Ziernähte, z. B. durch Abbinden des Narbens. Die häufigsten Motive sind geometrische Muster und stilisierte Pflanzendarstellungen.

Reparaturen an Lederwaren erfolgten durch Aufnähen eines runden oder ovalen Lederstücks unter oder über Löchern und Schnitten. Dabei wurden alte Lederreste wiederverwendet.

Der Erhaltungszustand von Lederfunden ist meist sehr schlecht. Das Leder ist feucht oder nass und häufig brüchig. Es ist daher notwendig, die Reste zunächst zu konservieren. Hierfür gibt es allerdings keine allgemein gültigen Regeln. Anhand von einigen Versuchsreihen mit Lederproben muss eine solche Konservierung auf jeden Fund speziell abgestimmt werden. Zuerst werden die Funde gereinigt und zum Teil durch eine Spezialbehandlung reißfest, weich und wieder formbar gemacht. Auch muss das Leder entwässert werden, wobei man darauf achten muss, dass es nicht zu stark schrumpft. Gleichzeitig ist eine Rückfettung der Stücke notwendig. Wichtig ist bei all diesen Vorgängen, die Originalsubstanz zu erhalten. Erst nach Abschluss dieser Konservierungsmaßnahmen kann der ursprüngliche Verwendungszweck der Lederreste rekonstruiert und zusammengehörige Teile miteinander verbunden werden.

Literaturauswahl:

  • J. Göpfrich, Römische Lederfunde aus Mainz, in: Saalburg-Jahrbuch 42 (1986) S. 5-67
  • P. Knötzele, Römische Schuhe: Luxus an den Füssen (= Schriften des Limesmuseums Aalen. Nr. 59). (2007)

Lederverarbeitung bei den Römern (Teil 1)

Wie wir aus der antiken Literatur wissen, stammten die am häufigsten verwendeten Tierhäute für Bekleidung, Zelte, Rüstungsgegenstände und Schuhoberleder von Ziegen, Schafen und Rindern. Für schwere Bodenleder wie Schuhsohlen benutzte man fast nur Rinderleder und gelegentlich auch Pferdehaut. Die Armee hatte einen so großen Lederverbrauch, dass man Leder sogar importieren musste. Welche Tierart bei einem Fundstück vorliegt, ist meist nur schwer zu bestimmen, da das Narbenbild oft nicht mehr erhalten, verzerrt oder mit festem Schmutz belegt ist. Zudem ähneln sich manche Ledersorten sehr, z. B. Ziege und Schaf. Ein Hilfsmittel zur Bestimmung z. B. sind Stereomikroskope, da bei diesen das Präparat räumlich erscheint.

Um aus den Tierhäuten Leder zu erhalten, mussten die Häute zunächst gegerbt werden. Dabei wird die Haut mit Hilfe von Gerbstoffen stabilisiert und der Verwesungsprozess gestoppt. Man hat fast ausschließlich vegetabil gegerbte Häute gefunden. Als Gerbmittel diente meist Fichtenrinde, aber auch Eichen und Erlenrinde, Sumach, Granatapfelschalen, Galläpfel, Eicheln, Wurzeln und Beeren der wilden Rebe und Akazien. Kostbareres Leder wurde teilweise mit Alaun gegerbt. Bei der Sämischgerbung wird dagegen in das Leder eine tierische Fettsubstanz, z. B. Fischtran, eingerieben. Diese Gerbart ergibt besonders weiches Leder, wie es vor allem für Bekleidung notwendig ist. Daneben gab es auch sogenannte Kombinationsgerbungen, bei der verschiedene Gerbstoffe auf der gleichen Haut zur Einwirkung gebracht werden. Verarbeitet wurde neben Rohleder auch Pergament (konservierte Rohhaut).

Schon bei der Gerbung erzielte man je nach Gerbmittel eine andere Farbe, z. B. Weiß bei Verwendung von Alaun. Ansonsten benutzte man z. B. folgende Färbemittel: Krapp, Efeu, Scharlach und Purpur für Rot; Sumach-Blätter, Rinde des Lotosbaums und Granatapfelschalen für Gelb. Für Schwarz nahm man Pech oder Teer, oder man brachte mit Eisensalzen verunreinigtes Kupfervitriol mit dem Gerbstoff Tannin zur Reaktion.

(Fortsetzung folgt…)

Tomba dei Tori, Tarquinia

Das sogenannte „Grab der Stiere“ ist ein etruskisches Grab in der Monterozzi-Nekropole von Tarquinia und wird auf etwa 530 v. Chr. datiert.

Das fast 16 Meter lange Grab besteht aus einer Haupt- und einer Nebenkammer. Ein Gang mit Stufen führt zu einer großen Kammer (das sogenannte Atrium), an deren Rückwand zwei parallele Eingänge zu zwei kleinen Grabkammern mit umlaufenden Plattformen für die Aufbahrung der Toten führen. Diese beiden Kammern sind mit farbigen Bändern und Tiergruppen in den Giebeln verziert.

Das Besondere an der Bildausstattung dieses Grabes ist, dass dies bisher das einzig bekannte Grab ist, dessen Malerei ein Thema aus der griechischen Mythologie darstellt. Das Hauptbild, an der Rückwand der Hauptkammer, zeigt eine Szene aus dem Trojanischen Krieg. Das Bild zeigt wie Achill hinter einem Brunnen im heiligen Hain des Apollo dem trojanischen Königssohn Troilos auflauert, der sich dem Brunnen auf einem Pferd nähert. Der heilige Hain setzt sich auch im Bildfeld darunter fort. Troilos könnte hier auf den Verstorbenen weisen, der vielleicht wie er zu früh aus dem Leben gerissen wurde.

Auf dem Fries über der Achilleus-Szene sind ein liegender Stier sowie verschiedene erotische Szenen dargestellt. Die bekannteste zeigt eine Frau und einen Mann, die dabei von einem Stier mit Menschengesicht angegriffen wird. Bei diesem Mischwesen handelt es sich um den Flussgott Acheloos. Die Darstellungen im Giebel darüber zeigen neben einem Reiter verschiedene mit dem Tod verbundene (Fabel-)Wesen: eine Chimaira, eine Sphinx und einen Stier. Vielleicht ist hier mit dem Reiter wieder Troilos bzw. der Verstorbene gemeint, diesmal auf seiner Reise in die Unterwelt.

Auf der gegenüberliegenden Seite finden sich im Giebel über dem Eingang Meereswesen, darunter ein Hippokamp (ein Pferd mit Fischschwanz), auf dem ein junger Mann auf einen Felsen (eine Insel?) zureitet.

Literaturauswahl:

  • Robert Hess, Elfriede Paschinger: Das etruskische Italien. Entdeckungsfahrten zu den Kunststätten und Nekropolen der Etrusker. 5. Auflage. DuMont, Köln 1985, ISBN 3-7701-0637-7, S. 236.
  • Maja Sprenger, Gilda Bartoloni: Die Etrusker. Kunst und Geschichte. Aufnahmen von Max und Albert Hirmer. Hirmer, München 1977, ISBN 3-7774-2890-6, S. 107.
  • Stephan Steingräber: Etrurien. Städte, Heiligtümer, Nekropolen. Hirmer, München 1981, ISBN 3-7774-3330-6, S. 384–385.

Die Gallier in Italien (Teil 3)

Im 3. Samnitenkrieg (298 – 290 v. Chr.) verbündeten sich Samniten, Etrusker, Kelten (v. a. Boier), Sabiner, Lukaner und Umbrer gegen Rom [1]. Trotz anfänglicher Erfolge dieser Koalition [2] besiegten die Römer sie jedoch 295 v. Chr. bei Sentinum [3].

Doch schon 285 v. Chr. verbündeten sich die Gallier, wieder v. a. die Boier, erneut mit einem Teil der Etrusker und besiegten die Römer noch im gleichen Jahr bei Arretium (Arezzo) [4]. Zwei Jahre später endeten am Vadimoner See auch diese Auseinandersetzungen mit einem Sieg Roms [5] und führten zur Eroberung des Gebiets der Senonen [6]. Die Römer gründeten verschiedene Städte, z. B. Sena Gallica und Sentinum [7], um ihr neues Territorium zu sichern.

Trotzdem gab es weiterhin immer wieder Zusammenstöße zwischen Galliern und Römern. So erlitten die Gallier 225 v. Chr. eine vernichtende Niederlage gegen eine etruskisch-römische Allianz bei Telamon (225 v. Chr.) und 222 v. Chr. wurde Mediolanum, die Hauptstadt der Insubrer [8] eingenommen.

Im 2. Punischen Krieg (218 – 201 v. Chr.) schlossen sich die Gallier den Karthagern an [9]. Diese Koalition fügte den Römern 217 v. Chr. am Lago Trasimeno [10] und 216 v. Chr. bei Cannae [11] schwere Niederlagen zu. Doch 207 v. Chr. unterlagen Hannibal und seine Verbündeten den Römern bei Sena Gallica [12].

Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam es in Oberitalien noch einmal zu einem Krieg Roms gegen Gallier. 193 v. Chr. besiegten die Römer die Boier bei Mutina und eroberten ihre Hauptstadt Bononia [13]. Ein weiterer Sieg der Römer 191 v. Chr. [14]  führte schließlich zur Unterwerfung der gesamten Padana [15]. In der Folge verschwanden die Boier von der politischen Bildfläche. Nur nördlich des Po befanden sich mit den Insubrern und den Cenomanen noch mehr oder weniger autonome Gallier, die jedoch Verbündete Roms wurden [16].

[1]    M. Torelli, Die Etrusker (1988) S. 310
[2]    Pol. II 19,6 spricht z. B. von Plünderungen durch Kelten
[3]    M. Torelli, Die Etrusker (1988) 310; G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8; vgl. Pol. II 19,6; Liv. X 17-30; Frontin. I 8,3
[4]    Torelli Die Etrusker (1988) S. 310
[5]    M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196
[6]    Pol. II 19
[7]    M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196
[8]    G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8
[9]    P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1965) S. 342
[10]   M. Pallottino, Etruskologie (1988) S. 234; P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 343
[11]   P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 345
[12]   D. Vitali in: The Celts (1991) S. 223; P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 351
[13]   RE III 1 (1897) S. 630 ff. s.v. Boii (Ihm); Liv. XXXVI 38-42
[14]   Pol. II 18,9; G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8
[15]   M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196; M. T. Grassi, I Celti in Italia (1991) S. 37
[16]   Grassi I Celti in Italia (1991) S. 39

Die Gallier in Italien (Teil 2)

Das erste gesicherte Datum in der Geschichte der Gallier in Italien ist die verheerende Niederlage der Römer gegen die Gallier an der Allia und die anschließende Einnahme Roms um 387/86 v. Chr.[1]. Geschockt von diesen Ereignissen blieben die Gallier lange Zeit für die Römer und alle anderen Völker der Inbegriff aller Schrecken. Die Nachricht von der Eroberung Roms verbreitete sich sehr schnell und bereits im 4. Jh. v. Chr. finden wir sie auch in griechischen Quellen[2]. Eine weitere Folge dieser Ereignisse war, dass man sich nun stärker mit den Galliern beschäftigte und die Berichte über die Gallier in der antiken Literatur daher auch ausführlicher wurden.

In den folgenden Jahrhunderten der Auseinandersetzungen zwischen dem immer stärker expandierenden Rom und den übrigen Völkern Italiens finden wir die Kelten auf der Seite verschiedener Mächte und es kam immer wieder zu wechselnden Koalitionen. Auch als Söldner verdingten sich die Gallier.

Beispielsweise wurden die Unternehmungen des Dionysios von Syrakus gegen die Etrusker (384/383 v. Chr.), in deren Verlauf die Syrakuser Pyrgi, den Hafen der etruskischen Stadt Caere, mit seinem Heiligtum der Leukothea bzw. Eileithya plünderten[3], durch eigenständige Aktionen verschiedener Galliergruppen oder durch gallische Söldner im Heer des Dionysios unterstützt[4].

354 v. Chr. kam es, wohl auch zur Abwehr der Gallier, zu einem römisch-samnitischen Bündnis[5]. Später schlossen sich wiederum die keltischen Senonen mit den Etruskern und anderen italischen Völkern zusammen, um sich dem gemeinsamen Feind Rom entgegenzustellen. Allerdings musste die gallisch-italische Koalition eine Niederlage hinnehmen. 332 v. Chr. schloss Rom mit den Senonen einen Vertrag, der den Frieden für die nächsten Jahrzehnte[6] sicherte.

[1]    Liv. V 33 ff.; Plut., Cam. 16 ff.; Theop., FGrHist 115 fr. 317
[2]    z. B. Theop., FGrHist 115 fr. 317
[3]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222; K. W. Weeber, Geschichte der Etrusker (1979) 152 f.; H. Bengtson, Grundriß der römischen Geschichte I3 (1982) 65; vgl. Diodor XV 14,3; pseudoaristotelisches Oeconomicon II 2,20i (1349 b); Strab. V 2,8
[4]    M. Szabó in: The Celts (1991) S. 333
[5]    M. Cary, A History of Rome down to the Reign of Constantine2 (1962) 92; Der Kleine Pauly 4 (1979) 1533 s.v. Samnites (Radke); P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) 122; vgl. Liv. VII 19,4; Diod. 16,45,8
[6]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222

(Forsetzung folgt…)

Die Gallier in Italien (Teil 1)

Da die Gallier selbst uns keine schriftlichen Zeugnisse über ihre Geschichte hinterlassen haben, können wir ihre Einwanderung nach Italien und die Zeit bis zu ihrer Integration in das Imperium Romanum zu einem großen Teil nur aus verstreuten Informationen in der Literatur der Römer und Griechen rekonstruieren.

In den antiken Quellen finden wir allerdings widersprüchliche Angaben darüber, wann die Gallier nach Italien einwanderten. Lange Zeit war die vorherrschende Meinung, dass es sich bei der Ankunft der Gallier in Italien um eine große, einheitliche Einwanderungswelle kurz vor der Einnahme Roms handelte[1]. Inzwischen folgt man jedoch eher der Darstellung des Livius, der den ausführlichsten Bericht zur Einwanderung der Gallier liefert[2]. Danach kamen die ersten Gruppen von Kelten bereits zur Regierungszeit des Tarquinius Priscus (616 – 578 v. Chr.) nach Italien[3]. Diese Gallier hätten sich in der Region nördlich des Po niedergelassen und die dort ansässigen Einheimischen vertrieben. Nach und nach folgten weitere Gruppen. Zuletzt, um 400 v. Chr., gab es eine weitere größere Einwanderungswelle. Diese Gruppen überschritten den Po auf der Suche nach weiterem Siedlungsraum und vertrieben die dort wohnenden Etrusker und Umbrier. Einige Gruppen stießen dann sogar bis nach Mittelitalien vor. Für diese „lange Chronologie“ des Livius spricht auch, dass wir in anderen antiken Quellen ebenfalls Hinweise auf die Anwesenheit von Kelten in der Poebene ab dem 6. Jh. v. Chr. finden.

[1]    z. B. Dion. Hal. XIII exc. 10-11; Plut., Cam. 15 ff.; Appian IV 2, exc. ex Celt. 2
[2]    vgl. hierzu auch H. Homeyer, Zum Keltenexkurs in Livius‘ 5. Buch, Historia 9, 1960, 345 ff.
[3]    z. B. Liv. V 34: Niederlage der Etrusker gegen Gallier in der Nähe des Ticino gegen 600 v. Chr.

(Forsetzung folgt…)

Mausoleum von Belevi, Türkei

In der Nähe Ephesus, beim Dorf Belevi, befinden sich die Reste eines antiken Grabbaus. Dieses sogenannte Mausoleum von Belevi besteht aus einem etwa 10 Meter hohen quadratischen Sockel (ca. 30 x 30 Meter), über dem sich wohl eine Anlage mit einer umlaufenden Säulenhalle befand. Der Bau besteht fast ausschließlich aus dem bläulichen Belevi-Marmor, der auch in Ephesus verwendet wurde.

Die Fassade des Sockels ist durch eine monumentale Scheintür gekennzeichnet. Im hinteren Bereich des Sockels befand sich eine Kammer für den Sarkophag. Es handelt sich um einen Klinen-Sarkophag, d. h. der Tote wurde darauf lagernde dargestellt. Es ist allerdings nicht klar, ob Deckel und Sarkophag-Kasten zusammengehören. Die Figur ist überlebensgroß, was auf den Status des Toten weisen könnte. Der Kopf ist allerdings nicht fertig gearbeitet. Man fand außerdem die Statue eines trauernden Dieners in orientalischer Bekleidung.

Die Rekonstruktion des Aufbaus ist problematisch, da sich nur wenig erhalten hat. Man hat jedoch Reste von Säulen und einen Fries mit der Darstellung einer Kentauromachie gefunden. Zum Figurenschmuck gehörten Funden außerdem ein Greif und ein Löwenkopf.

Wer aber ließ das Grab errichten? Die Funde (Ornamente, Keramik, Figurenschmuck) lassen auf einen Bau zwischen ca. 301 v. Chr. und 280 v. Chr. schließen. Als ursprünglicher Auftraggeber kommt eventuell Lysimachos in Frage, einer der Nachfolger Alexanders des Großen. Als dieser in der Schlacht starb, wurde der Bau wohl unterbrochen. Antiochus II. ließ die Arbeiten an dem Grabmal fortsetzen und nach seinem Tod fand er hier auch die letzte Ruhestätte. Nach der Einnahme von Ephesus durch die Ptolemäer (174 v. Chr.) wurden die Bauarbeiten endgültig eingestellt, sodass das Mausoleum unvollendet blieb.

Literaturauswahl:

  • Camillo Praschniker, Max Theuer u. a.: Das Mausoleum von Belevi. (= Forschungen in Ephesos). Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1979
  • Reinhard Heinz: Das Mausoleum von Belevi – Bauforschung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/1). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016
  • Peter Ruggendorfer: Das Mausoleum von Belevi – Archäologische Untersuchungen zu Chronologie, Ausstattung und Stiftung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/2). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016

Kaiser Commodus als Herkules (Inv. 1120, Konservatoren Palast, Rom)

Eine der wohl bekanntesten erhaltenen Bildnisse des römischen Kaisers Commodus ist eine Halbfigur im Konservatoren Palast in Rom, die 1874 auf dem Esquilin gefunden wurde.

Commodus erhielt von seinem Vater Marc Aurel schon mit 5 Jahren (zusammen mit seinem jüngeren Bruder Annius Verus) den Titel Caesar und war damit Unterkaiser. Ab 177 n. Chr. war er Augustus und damit gleichberechtigter Mitherrscher seines Vaters sowie nach dessen Tod 180 n. Chr. Alleinherrscher.

Während er das römische Volk mit „Brot und Spielen“ bei Laune hielt, kam es mit dem Senat dagegen bald zu Spannungen. So kam es schon 181 oder 182 zur sogenannten Lucilla-Verschwörung (benannt nach seiner Schwester). Dass er sogar in der Öffentlichkeit als Gladiator kämpfte (ein Thema, das in verschiedenen Filmen – wie „Gladiator“ – aufgenommen wurde), und auch seine Selbstinszenierung als Herkules, machten ihn für den Senat sicher nicht gerade zu einem geeigneten Herrscher.

Bei der Halbfigur in Rom trägt Commodus über dem Kopf ein Löwenfell, dessen vordere Pranken über der Brust verknotet sind. Eine Hinterpfote und der Schwanz sind über der linken Arm geworfen. In der linken Hand trägt er die Hesperiden-Äpfel und in der rechten Hand eine Keule. Die Büste „schwebt“ auf einem Sockel aus zwei gekreuzten Füllhörnern, die an jeder Seite von einer Amazone gehalten werden. Zwischen den Füllhörner befindet sich im oberen Bereich eine Pelta, eine Schildform, die typisch für Amazonen ist, unter anderem mit der Darstellung eines Medusenhauptes. Die unteren Enden der Füllhörner rahmen eine Kugel, auf der Sterne und die Tierkreiszeichen Stier, Steinbock und Skorpion zu erkennen sind.

Die dargestellten Symbole verweisen auf verschiedene Beinamen, die sich Commodus zugelegt hatte, und die wir auch auf Münzen finden, auf denen er sich als Herkules darstellen ließ. Die Füllhörner symbolisieren Glück und Wohlstand („Felix“) und verweisen auf das goldene Zeitalter, das Commodus seinem Volk verheißt. Dabei bezieht er sich mit dem Steinbock auf dem Globus vermutlich auf Augustus und dessen Pax Romana. Das Sternzeichen Stier dagegen könnte auf die mythische Gründung Roms am 21. April 753 v. Chr. verweisen. Commodus selbst schließt die Reihe der (Neu)Gründer Roms ab („Conditor Romae“) – er wurde vermutlich unter dem Sternzeichen Skorpion gezeugt. Wie sein Vorbild Herkules ist Commodus zudem unbesiegbar („Invictus“) und beherrscht die Völker des Globus von Westen (Hesperiden-Äpfel) bis Osten (Amazonen).

 

Literaturauswahl:

  • Alexander Demandt, Das Privatleben der römischen Kaiser (München 1997)
  • Olivier Joram Hekster, Commodus. An emperor at the crossroads (Amsterdam 2002)
  • Ralf von den Hoff, Commodus als Hercules. In: Luca Giuliani (Hrsg.): Meisterwerke der antiken Kunst (München 2005) S. 114–135.

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