Im Mittelschiff der Julianos-Kirche fällt ein hufeisenartiges Gebilde auf, das Bema. Dieses Podium mit Sitzen für den Klerus ist eine lokale Besonderheit im Gebiet des heutigen Syrien. Das Bema der Julianoskirche ist das früheste bekannte Beispiel. Man betritt das Bema von der Ostseite her über Stufen. In gleicher Höhe befinden sich in den Seitenschiffen Barrieren.

Die Apsis ist ebenfalls über Stufen zugänglich und sie wird durch Schranken abgegrenzt. In der Ostwand gab es drei Rundbogenfenster. Der Triumphbogen an der Apsiswand im Innern ruhte seitlich auf den Kapitellen von Pilastern. Der Altar selbst steht auf fünf Stützen.

Die beiden rechteckigen Nebenräume sind nicht mit der Apsis verbunden, sondern öffnen sich auf die Seitenschiffe. Oberhalb der Türen gab es Fensteröffnungen. Der südliche Nebenraum hat zusätzlich eine Tür in der Südwand der Basilika und der nördliche Nebenraum öffnet sich zu einem später hinzugekommenen kleinen Anbau auf der Ostseite. Hier scheint ein weiterer Altar gestanden zu haben. An diesen Anbau schließt sich ein weiterer kleiner Bau an, der an die Ostwand der Basilika angelehnt ist und nur von Osten her zugänglich ist. Auf der Westseite gab es Säulenfenster über den Eingängen. Weitere Fenster gab es über den Säulenarkaden zwischen Seiten- und Mittelschiff.

Kirchenarchitektur spiegelt immer die Liturgie wider. Und dabei zeigen sich Besonderheiten in der Liturgie der Toten Städte. Die meisten Kirchen wurden hier durch Eingänge an der Südseite betreten. Daher ist dieser Eingang, wie auch in der Julianoskirche, durch Größe und Dekoration hervorgehoben. Bei der Julianos-Kirche ist die Westseite allerdings ebenfalls betont. Die Liturgie sah in diesem Gebiet auch räumliche Trennungen vor, z. B. zwischen Männern und Frauen oder zwischen alten und jungen Männern, was sich teilweise in Barrieren im Innenraum der Kirchen zeigt. Der Klerus saß in oder vor der Apsis oder dem oben erwähnten hufeisenförmigen Bema. Dort waren die Sitze für den Klerus um einen Thron zum Ablegen des Evangeliars herum angeordnet.

Literaturauswahl:

  • Frank Rainer Scheck, Johannes Odenthal: Syrien. Hochkulturen zwischen Mittelmeer und Arabischer Wüste. DuMont, Köln 2009, S. 290 f
  • Christine Strube: Die „Toten Städte“. Stadt und Land in Nordsyrien während der Spätantike. Philipp von Zabern, Mainz 1996, S. 36 f, 42
  • Christine Strube: Baudekoration im Nordsyrischen Kalksteinmassiv. Bd. II. Kapitell-, Tür- und Gesimsformen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts n. Chr. Philipp von Zabern, Mainz 2002, S. 205–207