Die Gallier in Italien (Teil 3)

Im 3. Samnitenkrieg (298 – 290 v. Chr.) verbündeten sich Samniten, Etrusker, Kelten (v. a. Boier), Sabiner, Lukaner und Umbrer gegen Rom [1]. Trotz anfänglicher Erfolge dieser Koalition [2] besiegten die Römer sie jedoch 295 v. Chr. bei Sentinum [3].

Doch schon 285 v. Chr. verbündeten sich die Gallier, wieder v. a. die Boier, erneut mit einem Teil der Etrusker und besiegten die Römer noch im gleichen Jahr bei Arretium (Arezzo) [4]. Zwei Jahre später endeten am Vadimoner See auch diese Auseinandersetzungen mit einem Sieg Roms [5] und führten zur Eroberung des Gebiets der Senonen [6]. Die Römer gründeten verschiedene Städte, z. B. Sena Gallica und Sentinum [7], um ihr neues Territorium zu sichern.

Trotzdem gab es weiterhin immer wieder Zusammenstöße zwischen Galliern und Römern. So erlitten die Gallier 225 v. Chr. eine vernichtende Niederlage gegen eine etruskisch-römische Allianz bei Telamon (225 v. Chr.) und 222 v. Chr. wurde Mediolanum, die Hauptstadt der Insubrer [8] eingenommen.

Im 2. Punischen Krieg (218 – 201 v. Chr.) schlossen sich die Gallier den Karthagern an [9]. Diese Koalition fügte den Römern 217 v. Chr. am Lago Trasimeno [10] und 216 v. Chr. bei Cannae [11] schwere Niederlagen zu. Doch 207 v. Chr. unterlagen Hannibal und seine Verbündeten den Römern bei Sena Gallica [12].

Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam es in Oberitalien noch einmal zu einem Krieg Roms gegen Gallier. 193 v. Chr. besiegten die Römer die Boier bei Mutina und eroberten ihre Hauptstadt Bononia [13]. Ein weiterer Sieg der Römer 191 v. Chr. [14]  führte schließlich zur Unterwerfung der gesamten Padana [15]. In der Folge verschwanden die Boier von der politischen Bildfläche. Nur nördlich des Po befanden sich mit den Insubrern und den Cenomanen noch mehr oder weniger autonome Gallier, die jedoch Verbündete Roms wurden [16].

[1]    M. Torelli, Die Etrusker (1988) S. 310
[2]    Pol. II 19,6 spricht z. B. von Plünderungen durch Kelten
[3]    M. Torelli, Die Etrusker (1988) 310; G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8; vgl. Pol. II 19,6; Liv. X 17-30; Frontin. I 8,3
[4]    Torelli Die Etrusker (1988) S. 310
[5]    M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196
[6]    Pol. II 19
[7]    M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196
[8]    G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8
[9]    P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1965) S. 342
[10]   M. Pallottino, Etruskologie (1988) S. 234; P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 343
[11]   P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 345
[12]   D. Vitali in: The Celts (1991) S. 223; P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) S. 351
[13]   RE III 1 (1897) S. 630 ff. s.v. Boii (Ihm); Liv. XXXVI 38-42
[14]   Pol. II 18,9; G. Mansuelli in: The Celts (1991) S. 8
[15]   M. Verzar in: I Galli e l’Italia (1978) S. 196; M. T. Grassi, I Celti in Italia (1991) S. 37
[16]   Grassi I Celti in Italia (1991) S. 39

Die Gallier in Italien (Teil 2)

Das erste gesicherte Datum in der Geschichte der Gallier in Italien ist die verheerende Niederlage der Römer gegen die Gallier an der Allia und die anschließende Einnahme Roms um 387/86 v. Chr.[1]. Geschockt von diesen Ereignissen blieben die Gallier lange Zeit für die Römer und alle anderen Völker der Inbegriff aller Schrecken. Die Nachricht von der Eroberung Roms verbreitete sich sehr schnell und bereits im 4. Jh. v. Chr. finden wir sie auch in griechischen Quellen[2]. Eine weitere Folge dieser Ereignisse war, dass man sich nun stärker mit den Galliern beschäftigte und die Berichte über die Gallier in der antiken Literatur daher auch ausführlicher wurden.

In den folgenden Jahrhunderten der Auseinandersetzungen zwischen dem immer stärker expandierenden Rom und den übrigen Völkern Italiens finden wir die Kelten auf der Seite verschiedener Mächte und es kam immer wieder zu wechselnden Koalitionen. Auch als Söldner verdingten sich die Gallier.

Beispielsweise wurden die Unternehmungen des Dionysios von Syrakus gegen die Etrusker (384/383 v. Chr.), in deren Verlauf die Syrakuser Pyrgi, den Hafen der etruskischen Stadt Caere, mit seinem Heiligtum der Leukothea bzw. Eileithya plünderten[3], durch eigenständige Aktionen verschiedener Galliergruppen oder durch gallische Söldner im Heer des Dionysios unterstützt[4].

354 v. Chr. kam es, wohl auch zur Abwehr der Gallier, zu einem römisch-samnitischen Bündnis[5]. Später schlossen sich wiederum die keltischen Senonen mit den Etruskern und anderen italischen Völkern zusammen, um sich dem gemeinsamen Feind Rom entgegenzustellen. Allerdings musste die gallisch-italische Koalition eine Niederlage hinnehmen. 332 v. Chr. schloss Rom mit den Senonen einen Vertrag, der den Frieden für die nächsten Jahrzehnte[6] sicherte.

[1]    Liv. V 33 ff.; Plut., Cam. 16 ff.; Theop., FGrHist 115 fr. 317
[2]    z. B. Theop., FGrHist 115 fr. 317
[3]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222; K. W. Weeber, Geschichte der Etrusker (1979) 152 f.; H. Bengtson, Grundriß der römischen Geschichte I3 (1982) 65; vgl. Diodor XV 14,3; pseudoaristotelisches Oeconomicon II 2,20i (1349 b); Strab. V 2,8
[4]    M. Szabó in: The Celts (1991) S. 333
[5]    M. Cary, A History of Rome down to the Reign of Constantine2 (1962) 92; Der Kleine Pauly 4 (1979) 1533 s.v. Samnites (Radke); P. Grimal, Der Hellenismus und der Aufstieg Roms (1984) 122; vgl. Liv. VII 19,4; Diod. 16,45,8
[6]    D. Vitali in: The Celts (1991) S. 222

(Forsetzung folgt…)

Die Gallier in Italien (Teil 1)

Da die Gallier selbst uns keine schriftlichen Zeugnisse über ihre Geschichte hinterlassen haben, können wir ihre Einwanderung nach Italien und die Zeit bis zu ihrer Integration in das Imperium Romanum zu einem großen Teil nur aus verstreuten Informationen in der Literatur der Römer und Griechen rekonstruieren.

In den antiken Quellen finden wir allerdings widersprüchliche Angaben darüber, wann die Gallier nach Italien einwanderten. Lange Zeit war die vorherrschende Meinung, dass es sich bei der Ankunft der Gallier in Italien um eine große, einheitliche Einwanderungswelle kurz vor der Einnahme Roms handelte[1]. Inzwischen folgt man jedoch eher der Darstellung des Livius, der den ausführlichsten Bericht zur Einwanderung der Gallier liefert[2]. Danach kamen die ersten Gruppen von Kelten bereits zur Regierungszeit des Tarquinius Priscus (616 – 578 v. Chr.) nach Italien[3]. Diese Gallier hätten sich in der Region nördlich des Po niedergelassen und die dort ansässigen Einheimischen vertrieben. Nach und nach folgten weitere Gruppen. Zuletzt, um 400 v. Chr., gab es eine weitere größere Einwanderungswelle. Diese Gruppen überschritten den Po auf der Suche nach weiterem Siedlungsraum und vertrieben die dort wohnenden Etrusker und Umbrier. Einige Gruppen stießen dann sogar bis nach Mittelitalien vor. Für diese „lange Chronologie“ des Livius spricht auch, dass wir in anderen antiken Quellen ebenfalls Hinweise auf die Anwesenheit von Kelten in der Poebene ab dem 6. Jh. v. Chr. finden.

[1]    z. B. Dion. Hal. XIII exc. 10-11; Plut., Cam. 15 ff.; Appian IV 2, exc. ex Celt. 2
[2]    vgl. hierzu auch H. Homeyer, Zum Keltenexkurs in Livius‘ 5. Buch, Historia 9, 1960, 345 ff.
[3]    z. B. Liv. V 34: Niederlage der Etrusker gegen Gallier in der Nähe des Ticino gegen 600 v. Chr.

(Forsetzung folgt…)

Mausoleum von Belevi, Türkei

In der Nähe Ephesus, beim Dorf Belevi, befinden sich die Reste eines antiken Grabbaus. Dieses sogenannte Mausoleum von Belevi besteht aus einem etwa 10 Meter hohen quadratischen Sockel (ca. 30 x 30 Meter), über dem sich wohl eine Anlage mit einer umlaufenden Säulenhalle befand. Der Bau besteht fast ausschließlich aus dem bläulichen Belevi-Marmor, der auch in Ephesus verwendet wurde.

Die Fassade des Sockels ist durch eine monumentale Scheintür gekennzeichnet. Im hinteren Bereich des Sockels befand sich eine Kammer für den Sarkophag. Es handelt sich um einen Klinen-Sarkophag, d. h. der Tote wurde darauf lagernde dargestellt. Es ist allerdings nicht klar, ob Deckel und Sarkophag-Kasten zusammengehören. Die Figur ist überlebensgroß, was auf den Status des Toten weisen könnte. Der Kopf ist allerdings nicht fertig gearbeitet. Man fand außerdem die Statue eines trauernden Dieners in orientalischer Bekleidung.

Die Rekonstruktion des Aufbaus ist problematisch, da sich nur wenig erhalten hat. Man hat jedoch Reste von Säulen und einen Fries mit der Darstellung einer Kentauromachie gefunden. Zum Figurenschmuck gehörten Funden außerdem ein Greif und ein Löwenkopf.

Wer aber ließ das Grab errichten? Die Funde (Ornamente, Keramik, Figurenschmuck) lassen auf einen Bau zwischen ca. 301 v. Chr. und 280 v. Chr. schließen. Als ursprünglicher Auftraggeber kommt eventuell Lysimachos in Frage, einer der Nachfolger Alexanders des Großen. Als dieser in der Schlacht starb, wurde der Bau wohl unterbrochen. Antiochus II. ließ die Arbeiten an dem Grabmal fortsetzen und nach seinem Tod fand er hier auch die letzte Ruhestätte. Nach der Einnahme von Ephesus durch die Ptolemäer (174 v. Chr.) wurden die Bauarbeiten endgültig eingestellt, sodass das Mausoleum unvollendet blieb.

Literaturauswahl:

  • Camillo Praschniker, Max Theuer u. a.: Das Mausoleum von Belevi. (= Forschungen in Ephesos). Österreichisches Archäologisches Institut, Wien 1979
  • Reinhard Heinz: Das Mausoleum von Belevi – Bauforschung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/1). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016
  • Peter Ruggendorfer: Das Mausoleum von Belevi – Archäologische Untersuchungen zu Chronologie, Ausstattung und Stiftung (= Forschungen in Ephesos. Bd. 6/2). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016

Kaiser Commodus als Herkules (Inv. 1120, Konservatoren Palast, Rom)

Eine der wohl bekanntesten erhaltenen Bildnisse des römischen Kaisers Commodus ist eine Halbfigur im Konservatoren Palast in Rom, die 1874 auf dem Esquilin gefunden wurde.

Commodus erhielt von seinem Vater Marc Aurel schon mit 5 Jahren (zusammen mit seinem jüngeren Bruder Annius Verus) den Titel Caesar und war damit Unterkaiser. Ab 177 n. Chr. war er Augustus und damit gleichberechtigter Mitherrscher seines Vaters sowie nach dessen Tod 180 n. Chr. Alleinherrscher.

Während er das römische Volk mit „Brot und Spielen“ bei Laune hielt, kam es mit dem Senat dagegen bald zu Spannungen. So kam es schon 181 oder 182 zur sogenannten Lucilla-Verschwörung (benannt nach seiner Schwester). Dass er sogar in der Öffentlichkeit als Gladiator kämpfte (ein Thema, das in verschiedenen Filmen – wie „Gladiator“ – aufgenommen wurde), und auch seine Selbstinszenierung als Herkules, machten ihn für den Senat sicher nicht gerade zu einem geeigneten Herrscher.

Bei der Halbfigur in Rom trägt Commodus über dem Kopf ein Löwenfell, dessen vordere Pranken über der Brust verknotet sind. Eine Hinterpfote und der Schwanz sind über der linken Arm geworfen. In der linken Hand trägt er die Hesperiden-Äpfel und in der rechten Hand eine Keule. Die Büste „schwebt“ auf einem Sockel aus zwei gekreuzten Füllhörnern, die an jeder Seite von einer Amazone gehalten werden. Zwischen den Füllhörner befindet sich im oberen Bereich eine Pelta, eine Schildform, die typisch für Amazonen ist, unter anderem mit der Darstellung eines Medusenhauptes. Die unteren Enden der Füllhörner rahmen eine Kugel, auf der Sterne und die Tierkreiszeichen Stier, Steinbock und Skorpion zu erkennen sind.

Die dargestellten Symbole verweisen auf verschiedene Beinamen, die sich Commodus zugelegt hatte, und die wir auch auf Münzen finden, auf denen er sich als Herkules darstellen ließ. Die Füllhörner symbolisieren Glück und Wohlstand („Felix“) und verweisen auf das goldene Zeitalter, das Commodus seinem Volk verheißt. Dabei bezieht er sich mit dem Steinbock auf dem Globus vermutlich auf Augustus und dessen Pax Romana. Das Sternzeichen Stier dagegen könnte auf die mythische Gründung Roms am 21. April 753 v. Chr. verweisen. Commodus selbst schließt die Reihe der (Neu)Gründer Roms ab („Conditor Romae“) – er wurde vermutlich unter dem Sternzeichen Skorpion gezeugt. Wie sein Vorbild Herkules ist Commodus zudem unbesiegbar („Invictus“) und beherrscht die Völker des Globus von Westen (Hesperiden-Äpfel) bis Osten (Amazonen).

 

Literaturauswahl:

  • Alexander Demandt, Das Privatleben der römischen Kaiser (München 1997)
  • Olivier Joram Hekster, Commodus. An emperor at the crossroads (Amsterdam 2002)
  • Ralf von den Hoff, Commodus als Hercules. In: Luca Giuliani (Hrsg.): Meisterwerke der antiken Kunst (München 2005) S. 114–135.

Wohnformen im antiken Rom

Casa del Fauno, Pompeji

Im Gegensatz zu vielen Neugründungen findet man in Rom selbst nicht das typische rechtwinklige Straßennetz römischer Städte. Denn Rom war nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern entwickelte sich allmählich aus einzelnen Siedlungen, die wild gewachsen waren.

In archaischer Zeit gab es kaum differenzierte Wohnformen. Meist wohnte man in ovalen Hütten mit nur einem einzigen Raum. Reste von solchen Hütten haben sich auf dem Palatin erhalten, da eine solche Hütte als Haus des Romulus galt und über Jahrhunderte in die Verehrung des legendären Stadtgründers einbezogen war. Eine etwas spätere Entwicklung waren rechteckige Langhäuser, z. B. mit 2 Räumen, auf einem Tufffundament.

Zur Zeit der etruskischen Herrschaft kamen die bei den Etruskern üblichen Breithäuser und Hofhäuser auf. Breithäuser hatten in der Regel drei Räume sowie eine vorgelagerte Halle. Das etruskische Hofhaus war dagegen dem typischen römischen Atriumhaus schon sehr ähnlich.

Atriumhäuser, wie sie sich zu Beginn der Republik und in der mittleren Republik ausbildeten, sind in Rom nicht fassbar. Gute Beispiele finden wir aber beispielsweise in Pompeji.

In der späten Republik verband man griechische Vorbilder mit dem römischen Atriumhaus. Die in der griechischen Welt verbreiteten gepflasterten Peristylhöfe repräsentativer Häuser wurden von den Römern als Ziergärten ausgestaltet. Auf diese Weise entstanden regelrechte Stadtpaläste, wie die Casa del Fauno in Pompeji (s. oben) oder die Casa dei Grifi auf dem Palatin in Rom.

Vor den Städten zog man sich in Villae Suburbanae zurück. Diese waren zum einen von den Haupthäusern von Gutshöfen abgeleitet, vereinten damit aber auch Elemente hellenistischer Paläste. Hierzu gehören z. B. die Villa des Lucullus im Norden Roms mit ihren ausgedehnten Gärten oder die Villa von Settefinestre. Oft waren die Villen mit einer Aussicht auf die Umgebung versehen bzw. die Landschaft rund um die Villa und die Aussicht bildete ein essenzielles Element der Architektur.

Dies zeigt sich vor allem auch in Villen an der Küste, wo die Aussicht auf das Meer ein wichtiges Element der Architektur bildet. So ist z. B. die Villa von Damecuta auf Capri eine Aneinanderreihung von Räumen mit Blick auf das Meer. Andere Villen an der Küste beziehen das Meer selbst in die Architektur ein, in Form von Meerwasserbecken oder Speisesälen in Grotten.

Im krassen Gegensatz zu diesen Villen standen die Wohnmöglichkeiten für die ärmere Bevölkerung. Sie wohnten in einfachen Tabernae, wobei der vordere oder untere Teil als Werkstatt und Verkaufsraum dienen konnte. Um mehr Wohnraum in der Stadt zu schaffen, entstanden aber auch mehrstöckige Häuser, die sogenannten Insulae, von denen sich in Ostia Beispiele erhalten haben.

 

Literaturhinweise:

  • Erika Brödner, Wohnen in der Antike (1989)
  • Ian M. Barton (Hrsg.), Roman Domestic Buildings (1996)
  • Harald Mielsch, Die römische Villa. Architektur und Lebensform (1997)
  • Peter Connolly, Hazel Dodge, Die antike Stadt. Das Leben in Athen und Rom (1998)
  • Shelley Hales, The Roman house and social identity (2009)
  • Patrick Schollmeyer, Handbuch der antiken Architektur (2014) 152 – 172, Lit. 219 – 220 (mit weiteren Literaturhinweisen)

 

Römische Sarkophage mit Darstellungen des Persephone-Mythos (Teil 2)

Zwei Sarkophage sollen als Beispiele für das auf römischen Friessarkophagen äußerst beliebte Thema des Raubs der Persephone durch Hades dienen:

Der sogenannte Proserpina-Sarkophag in Aachen entstand im 1. Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Rom. Er ist aus Carrara-Marmor gefertigt und 205 cm lang, 50 cm breit und 49 cm tief. Die Vorderseite zeigt im Zentrum Hades, der Persephone auf seinem Wagen entführt. Hilfe bekommt der Herrscher der Unterwelt von Athena, die hinter dem von vier Pferden gezogenen Wagen steht, dem Liebesgott Eros sowie dem Götterboten Hermes, der das Viergespann führt. Auf der linken Seite sieht man Demeter, die Hades in ihrem von Schlangen gezogenen Wagen verfolgt.

Auf der linken Schmalseite sieht man zwei junge Mädchen und einen Jungen beim Pflücken von Blumen, auf der rechten Schmalseiten dagegen einen Jungen, der Früchte trägt und zwei Schäfer.

Der Überlieferung nach wurde der Aachener Sarkophag 814 n. Chr. die die Bestattung Karls des Großen wiederverwendet. Aber spätestens seit dem Jahr 1215 war der Sarkophag leer und stand im unteren Oktogonumgang des Aachener Münsters. Napoleon I. ließ den Sarkophag Ende des 18. Jahrhunderts nach Paris verschleppen, aber schon 1815 kehrte der Sarkophag Aachen zurück. Seit 1979 befindet er sich in der Domschatzkammer.

Auf einem Beispiel aus Wien (Antikensammlung, Inv. Nr. I 1126), vermutlich ebenfalls aus dem frühen 3. Jh., wird der Mythos in drei Szenen erzählt. Im Zentrum entführt Hades Persephone auf seinem Wagen. Dabei sträubt sich Persephone heftig. Wieder werden die Pferde von Hermes geführt und Athena steht neben dem Wagen. Der Moment, in dem Hades dem Mädchen auflauert, während es Blumen pflückt wird erst rechts der Entführungsszene dargestellt. Persephone blickt sich dabei zu Demeter um, die auf der rechten Seite mit Fackeln in den Händen auf ihrem Schlangenwagen steht.

Man geht davon aus, dass der Mythos auf Friessarkophagen als Hoffnung des Verstorbenen und seiner Familie auf ein Weiterleben im Jenseits zu verstehen ist. Auch kann der Raub als Symbol für einen plötzlichen Tod gesehen werden.

Römische Sarkophage mit Darstellungen des Persephone-Mythos (Teil 1)

Highlights vieler Museen für antike Kunst sind mit aufwendigen Friesen dekorierte Sarkophage der römischen Kaiserzeit. Oft sind dabei Szenen aus der Mythologie dargestellt.

Aus dem reichen Schatz der Mythen, die solche Friessarkophage schmücken, soll hier der Raub der Persephone ausgewählt werden. Der Mythos erzählt wie Persephone (römisch Proserpina), die Tochter der Göttin Demeter (römisch Ceres; zuständig für Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und die Jahreszeiten), von Hades, dem Gott der Unterwelt, entführt wird. Demeter sucht verzweifelt nach ihrer Tochter, kann sie aber lange nicht finden. In ihrer Trauer verbot sie den Pflanzen und Tieren, sich zu vermehren und die Menschen begannen zu verhungern. Daraufhin zwangen die anderen Götter Hades, Persephone wieder freizulassen. Unter der Bedingung, dass Persephone ein Drittel des Jahres bei ihm in der Unterwelt verbrachte, stimmte Hades zu. Demeter ließ Pflanzen und Tiere wieder gedeihen und sorgte erneut für Fruchtbarkeit.

Die Darstellungen auf den Sarkophagen bilden den Mythos in der Regel nicht in der richtigen zeitlichen Abfolge ab und im Laufe der Zeit veränderte sich die Darstellung.

Frühe Beispiele (ab Mitte 2. Jh. n. Chr.) zeigen Demeter auf einem von Schlangen gezogenen Wagen, die den Wagen von Hades und der geraubten Persephone verfolgt. Verschiedene Götter, wie Aphrodite oder Athena, können ebenfalls dargestellt werden. Persephone, und in einem Fall in Ostia auch Demeter, kann Portraitzüge tragen. Hier wird das Schicksal der Verstorbenen also offenbar mit dem der Persephone gleichgesetzt.

Zuerst steht also das Schicksal der Persephone im Vordergrund und der Raub wird theatralisch und dramatisch inszeniert. In einer zweiten Phase bekommt die Darstellung einen persönlichen Charakter und Tugenden rücken in den Vordergrund.

In einer dritten Phase werden kosmische Tendenzen eingefügt (der Meeresgott Oceanus und die Erdgöttin Tellus) und die Darstellung von Hades und Persephone auf dem Wagen verändert sich. Und aus der Raubszene, bei der Hades die sich heftig wehrende Persephone mit sich reißt und ihren ganzen Körper quer vor sich hält, folgt Persephone ihrem Entführer auf einigen Sarkophagen fast freiwillig. Hier wird die Verstorbene als Braut des Hades interpretiert und die Darstellung verspricht Glückseligkeit im Jenseits.

(Fortsetzung folgt …)

Konservierung und Restaurierung im LVR-LandesMuseum Bonn

Zu den Aufgaben des Landesmuseums in Bonn gehört nicht nur die Ausstellung und Präsentation archäologischer Funde, sondern auch die Konservierung und Restaurierung aller Funde im Zuständigkeitsbereich des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland.

Die Funde aus den zahlreichen Grabungen und auch Zufallsfunde werden hier gereinigt und konserviert, damit sie gelagert werden können. Vor allem ist die wichtig bei organischen Funden wie Nassholz, dass sonst an der Luft schnell verfällt. Dazu gehört auch die fachgerechte Freilegung von Funden, die im Block geborgen wurden. Teilweise werden archäologische Funde geröntgt, um genauer zu sehen, was sich hinter dem Erd- oder Rostklumpen verbirgt. Auch kleinste Schäden, können damit entdeckt werden.

Bei Gegenständen, die ausgestellt werden sollen, können zusätzliche Arbeiten notwendig sein, und immer wieder ist es notwendig, Funde nachzubearbeiten, sei es sie zu reinigen, sei es sie zu reparieren bzw. zu restaurieren.

Neben der genannten Röntgenabteilung und einer Abteilung für die Bearbeitung von organischen Funden, verfügt das Team für Konservierung und Restaurierung im LVR-LandesMuseum Bonn über Fachleute für Gemälde, Holzskulpturen, Mosaike, Wandmalerei, Keramik, Glas, Metall und vieles mehr. Außerdem führt das Team Materialanalysen durch und entwickelt die Methoden für Konservierung und Restaurierung ständig weiter.

Ausführliche Infos zu den Arbeitsbereichen, zu Forschung und Dokumentationsmethoden sind auf der Website des Museum zusammengefasst (https://landesmuseum-bonn.lvr.de/de/forschung/restaurierung/restaurierung_1.html#trigger).

Santa Costanza, Rom

Eine der ältesten der Kirchen Roms ist Santa Costanza. Sie befindet sich bei der Kirche Sant’ Agnese fuori le mure. Zu dem Komplex gehören außerdem die Ruinen einer frühchristlichen Basilika sowie die unter diesen drei Gebäuden liegenden Katakombe.

Santa Costanza wurde unter Kaiser Konstantin als Mausoleum für seine Töchter Constantia (auch Constantina genannt) und Helena errichtet. Als Constantia später als Heilige verehrt wurde, baute man das Mausoleum zunächst zu einem Baptisterium um. 1254 weihte Papst Alexander IV. den Bau als Kirche Santa Costanza. Im Innenraum der Kirche befindet sich heute eine Kopie des Porphyr-Sarkophags für Constantia. Das Original befindet sich in den Vatikanischen Museen.

Die Säulenhalle, die den Rundbau ursprünglich umgab, und der vorgelagerte Narthex sind heute nicht mehr vorhanden. Erhalten hat sich bei dieser Kirche aber zumindest teilweise das ursprüngliche innere Ausstattungssystem, was Santa Costanza zu einem besonderen Schatz unter den unzähligen Kirchen Roms macht.

Innen besitzt die Außenmauer abwechselnd runde und eckige Nischen. Dabei sind die zentralen Nischen an den Seiten und gegenüber dem Eingang vergrößert, wodurch ein Kreuz angedeutet wird.

Der Innenraum der Kirche besteht aus einem überkuppelten Zentralraum, der durch einen Obergaden gegenüber dem den zentralen Raum umgebenden Säulengang erhöht ist. Die Innenwände dieses Obergadens waren bis zum Gewölbeansatz mit rotem und grünen Porphyr sowie gelbem Marmor verkleidet. Diese Marmorinkrustation hat sich leider ebenso wenig erhalten wie das ursprüngliche Kuppelmosaik.

Der umlaufende Säulengang hat ein Tonnengewölbe und öffnet sich zum Zentralraum mit Arkaden, die auf 12 Doppelsäulen aus grünem und roten Granit ruhen. Diese stammen fast ausschließlich aus anderen, älteren Gebäuden. Die Mosaiken des Tonnengewölbes sind in mehrere Bildfelder unterteilt. Neben geometrischen Figuren, Pflanzen und Tieren (zum Teil in Bildmedaillons) gibt es Darstellungen aus dem Bereich der Weinverarbeitung: eine Weinpresse, das Keltern, der Weintransport. Alle diese Motive können zwar christlich gedeutet werden, stammen aber aus dem allgemeinen Bildprogramm der Antike und haben keinen direkten christlichen Bezug.

Anders sieht es aus bei den Mosaiken in den zentralen Nischen der Seitenwände. Hier ist zum einen die Gesetzesübergabe an Petrus und Paulus durch Christus dargestellt und auf der anderen Seite die Schlüsselübergabe an Petrus.

Literaturhinweis:

  • Achim Arbeiter, Jürgen J. Rasch: Das Mausoleum der Constantina in Rom, Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium Bd. 4 (2007)

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