Casa del Fauno, Pompeji

Im Gegensatz zu vielen Neugründungen findet man in Rom selbst nicht das typische rechtwinklige Straßennetz römischer Städte. Denn Rom war nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern entwickelte sich allmählich aus einzelnen Siedlungen, die wild gewachsen waren.

In archaischer Zeit gab es kaum differenzierte Wohnformen. Meist wohnte man in ovalen Hütten mit nur einem einzigen Raum. Reste von solchen Hütten haben sich auf dem Palatin erhalten, da eine solche Hütte als Haus des Romulus galt und über Jahrhunderte in die Verehrung des legendären Stadtgründers einbezogen war. Eine etwas spätere Entwicklung waren rechteckige Langhäuser, z. B. mit 2 Räumen, auf einem Tufffundament.

Zur Zeit der etruskischen Herrschaft kamen die bei den Etruskern üblichen Breithäuser und Hofhäuser auf. Breithäuser hatten in der Regel drei Räume sowie eine vorgelagerte Halle. Das etruskische Hofhaus war dagegen dem typischen römischen Atriumhaus schon sehr ähnlich.

Atriumhäuser, wie sie sich zu Beginn der Republik und in der mittleren Republik ausbildeten, sind in Rom nicht fassbar. Gute Beispiele finden wir aber beispielsweise in Pompeji.

In der späten Republik verband man griechische Vorbilder mit dem römischen Atriumhaus. Die in der griechischen Welt verbreiteten gepflasterten Peristylhöfe repräsentativer Häuser wurden von den Römern als Ziergärten ausgestaltet. Auf diese Weise entstanden regelrechte Stadtpaläste, wie die Casa del Fauno in Pompeji (s. oben) oder die Casa dei Grifi auf dem Palatin in Rom.

Vor den Städten zog man sich in Villae Suburbanae zurück. Diese waren zum einen von den Haupthäusern von Gutshöfen abgeleitet, vereinten damit aber auch Elemente hellenistischer Paläste. Hierzu gehören z. B. die Villa des Lucullus im Norden Roms mit ihren ausgedehnten Gärten oder die Villa von Settefinestre. Oft waren die Villen mit einer Aussicht auf die Umgebung versehen bzw. die Landschaft rund um die Villa und die Aussicht bildete ein essenzielles Element der Architektur.

Dies zeigt sich vor allem auch in Villen an der Küste, wo die Aussicht auf das Meer ein wichtiges Element der Architektur bildet. So ist z. B. die Villa von Damecuta auf Capri eine Aneinanderreihung von Räumen mit Blick auf das Meer. Andere Villen an der Küste beziehen das Meer selbst in die Architektur ein, in Form von Meerwasserbecken oder Speisesälen in Grotten.

Im krassen Gegensatz zu diesen Villen standen die Wohnmöglichkeiten für die ärmere Bevölkerung. Sie wohnten in einfachen Tabernae, wobei der vordere oder untere Teil als Werkstatt und Verkaufsraum dienen konnte. Um mehr Wohnraum in der Stadt zu schaffen, entstanden aber auch mehrstöckige Häuser, die sogenannten Insulae, von denen sich in Ostia Beispiele erhalten haben.

 

Literaturhinweise:

  • Erika Brödner, Wohnen in der Antike (1989)
  • Ian M. Barton (Hrsg.), Roman Domestic Buildings (1996)
  • Harald Mielsch, Die römische Villa. Architektur und Lebensform (1997)
  • Peter Connolly, Hazel Dodge, Die antike Stadt. Das Leben in Athen und Rom (1998)
  • Shelley Hales, The Roman house and social identity (2009)
  • Patrick Schollmeyer, Handbuch der antiken Architektur (2014) 152 – 172, Lit. 219 – 220 (mit weiteren Literaturhinweisen)