Literaturtipps: Einführungen in die Archäologie

Wer sich in das Thema „Archäologie“ einlesen möchte, dem seien die folgenden Bücher ans Herz gelegt. Hier kann  man sich über Forschungsgeschichte, Methoden und Inhalte der Archäologie informieren:

  • Bäbler 2004: B. Bäbler, Archäologie und Chronologie: Eine Einführung (Darmstadt 2004).
  • Fagan 1988: B.M. Fagan, Archäologie: Abenteuer und Forschung (Gütersloh 1988).
  • Fischer 2001: Die römischen Provinzen: Eine Einführung in ihre Archäologie, (Stuttgart 2001).
  • Hölscher/Borg 2002: T. Hölscher/B.Borg, Klassische Archäologie: Grundwissen ([Stuttgart] 2002).
  • Hölscher 1999: T. Hölscher, Klassische Archäologie: Eine Einführung (Berlin 1999).
  • Mann 2008: C. Mann, Antike: Einführung in die Altertumswissenschaften (Berlin 2008).
  • Willinghöfer 2004: H. Willinghöfer, Archäologie (Köln 2004).

Römische Villa am Silberberg, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Als im März 1980 beim Ausbau der B 267 der Bagger auf römische Mauerreste stieß, ahnte noch niemand, dass es sich um einen der wichtigsten Funde nördlich der Alpen handeln würde. Zutage kamen die außerordentlich gut erhaltenen Reste des Herrenhauses eines römischen Gutshofes des 2. bis 3. Jh. n. Chr. Bei den Ausgrabungen fand man nicht nur eine Badeanlage und die Küche des Gebäude. Sogar Wandmalereien, Fensterglas und zahlreiche Gegenstände des täglichen Lebens tragen zutage.

Man beschloss, diese außergewöhnlichen Reste der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und schützte die Mauern mit einer großen Halle. Das 1993 eröffnete Museum ist von Ende März bis Mitte November für Besucher zugänglich. Jedes Jahr gibt es außerdem eine Sonderausstellung, z. B. 2013 über Postumus, den Gründer des gallischen Sonderreichs (ab 160 n. Chr.).

Weitere Informationen: http://stadt.bad-neuenahr-ahrweiler.de/sv_bad_neuenahr_ahrweiler/Bildung%20&%20Kultur/Museen/Museum%20Roemervilla/
Öffnungszeiten Ende März bis Mitte November
Dienstag bis Sonntag
von 10:00 – 17:00 Uhr
An allen Feiertagen, auch an Oster- und Pfingstmontag
von 10:00 – 17:00 Uhr

Sonderöffnung am dritten Adventswochenende:
Freitag, Samstag, Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

 

 

Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur

Zülpich, das antike Tolbiacum, lag einst am Kreuzungspunkt mehrerer wichtiger römischer Straßen: hier trafen sich Straßen, die von Köln, von Trier, von Reims und von Neuss kamen. Von den wenigen Spuren aus römischer Zeit ragt die Thermenanlage auf dem Mühlenberg wegen ihres guten Erhaltungszustands hervor.

Das Museum zeigt zum einen die typischen Elemente römischer Badeanlagen an den Originalresten der Zülpicher Thermen, zum anderen, im ersten Obergeschoss, interessante Einblicke in die Kulturgeschichte des Badens bis heute.

Badeanlagen gab es zwar bereits lange vor den Römern, aber die Römer haben sie perfektioniert. Für sie gehörte es zur Lebensqualität, möglichst jeden Tag in die Thermen zu gehen. Dabei ging es natürlich zunächst einmal um die Reinigung an sich. Aber hier traf man sich auch mit Freunden und Geschäftspartnern, hier wurde das aktuelle Tagesgeschehen diskutiert und kommentiert. In der Regel standen die Thermen morgens den Frauen zur Verfügung, nachmittags den Männern. Nur in größeren Thermen waren von vorneherein getrennte Bereiche für Männer und Frauen vorhanden.

Im Apodyterium zog man sich aus, deponierte seine Kleidung, kaufte gegebenenfalls Dinge, die zum Baden und Reinigen nötig waren (z. B. Ölfläschchen, Schaber, Handtuch) und ging dann durch das Kaltbad (Frigidarium) und das Warmbad (Tepidarium) direkt in das Heißbad (Caldarium).

Unter dem Fußboden des Caldariums gab es einen niedrigen, auf Säulchen gestützten Hohlraum, die Hypocaustanlage. Eine von außen zugängliche Heizstelle erwärmte die Luft in diesem Hohlraum und zog über Hohlziegel in der Wand ab. Dadurch wurde der Raum auf etwa 50 Grad erhitzt. Die Heizstelle erwärmte außerdem das Wasser in einer Wanne dieses Raums auf ca. 40 Grad.

Dann ging es zurück in das Tepidarium mit ca. 25 Grad Raumtemperatur. Hier ölte man sich ein und schabte anschließend Öl und Schmutz mit einem Schaber (Strigilis) wieder ab. Hier konnte man sich massieren lassen oder sich die Zeit mit Gesprächen und Würfel- oder Brettspiel vertreiben. Anschließend ging es weiter ins Kaltbad, um sich weiter abzukühlen, bevor man sich wieder zum Umkleideraum begab.

Diese typische Abfolge der Räume entspricht dem sogenannten „Reihentypus“ einer römischen Badeanlage und enthält die wichtigsten Räume. Daneben konnte es Schwitzbäder (Sudatorien) geben, Gymnastikhöfe (Palästren) oder Hallen, in denen man ebenfalls Sport treiben konnte, aber auch etwas zu essen und trinken bekam. In anderen Bädern waren die Räume ringförmig angeordnet, sodass man jeden Raum nur einmal betrat.

In den Römerthermen Zülpich lässt sich der Badebetrieb einer römischen Thermenanlage anschaulich nachvollziehen – sowohl an den archäologischen Resten selbst, als auch anhand der Texte, die sie begleiten und erklären.

weitere Informationen: http://www.roemerthermen-zuelpich.de
Literatur: Heinz Günter Horn, So badeten die Römer: Rund um die Thermen von Zülpich (2008)

Adresse:

Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur
Andreas-Broicher-Platz 1
53909 Zülpich
Tel: 02252/83806-0

Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 10.00 bis 17.00
Samstag, Sonntag, Feiertage 11.00 bis 18.00 Uhr
Karfreitag, Ostersonntag und -montag, Pfingstmontag geöffnet
Geschlossen: Weiberfastnacht, Heiligabend (24.12.), 1. Weihnachtsfeiertag (25.12.), Silvester (31.12.), Neujahr (01.01.)

Römerbergwerk Meurin, 56630 Kretz

Die riesige im Jahre 2000 errichtete Halle schützt ein eindrucksvolles Zeugnis des römischen Bergbaus. Damals wie heute wurde hier Tuffgestein abgebaut. Die meisten dieser römischen Bergwerke wurden im Laufe der Jahrhunderte von nachfolgenden Generationen abgetragen. Ein Glücksfall der Natur hat hier, im Landkreis Mayen-Koblenz, die Spuren eines römischen Untertagebaus erhalten.

Man sieht die Stollen, die die Römer in den Stein getrieben haben und auch die Spuren ihrer Werkzeuge sind noch heute zu sehen. Der Besucher wird über ein Audio-System durch die Ausstellung geführt. Leider gibt es keine Broschüre, mit der man das Thema vertiefen könnte.

Weitere Informationen:
http://vulkanpark.com/roemerbergwerk
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6merbergwerk_Meurin

Adresse:

Römerbergwerk Meurin
An der B256
56630 Kretz

Öffnungszeiten:

Zwischen Mitte März und Anfang November ist das Museum wie folgt geöffnet:
Dienstags – Sonntags, Feiertags                     09.00 – 17.00 Uhr

Während der Ferien in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen kann das Museum auch Montags von 09.00 – 17.00 Uhr besichtigt werden.

Römische Villa Otrang, 54636 Fließem

Die römische VillaCIMG1043 in Otrang in der Nähe von Bitburg wurde Anfang des 19. Jh. entdeckt und die ersten Schutzbauten für die gefundenen Mosaike wurden bereits in den 30er Jahren des 19. Jh. errichtet. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Villa in den 60er Jahren des 20. Jh.

Eine römische Villa war keine Villa im heutigen Sinne, sondern ein Bauernhof bzw. ein Gutshof. Neben dem Hauptgebäude gab es daher immer auch Nebengebäude für die landwirtschaftlichen Aspekte des Hofes. Je nach Größe des Gutes handelte es sich beim Hauptgebäude nur um das Wohnhaus des Besitzers oder es waren bereits Räume für die Bediensteten und Wirtschaftsräume darin zu finden.

Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Villentypen aus und die Villa Otrang gehört zum sogenannten „gallo-römischen“ Typ, der römische und keltische Traditionen verband. Bei diesem Villentyp lagen das Hauptgebäude, in dem der Besitzer und die Bediensteten wohnten, sowie die oft zahlreichen Nebengebäude für die verschiedenen Wirtschaftsbereiche des Gutes innerhalb eines großen umfriedeten Hofs. In der Nähe der Villa befanden sich außerdem die Gräber der Bewohner sowie meist ein kleines Heiligtum. Das Hauptgebäude war in der Regel eine so genannte „Risalit-Villa“ in ihren unterschiedlichen Ausprägungen: hinter einer über die ganze Breite des Gebäudes vorgelagerten Säulenhalle („Portikus“) mit vorspringenden Flügeln (den Risaliten) befand sich ein zentraler größerer Hauptraum und kleinere Nebenräume.

Eine Besonderheit der Villa von Otrang ist, dass sie auf zwei Seiten Portiken mit Risaliten besitzt und es statt eines großen Hauptraums zwei mittelgroße Räume gibt. Im Laufe der Zeit war die Villa mehrfach umgebaut und erweitert worden. Man unterscheidet heute 3 größere Bauphasen. Allerdings sind die ersten Grabungen nicht gut dokumentiert, sodass die Zuordnung zu den einzelnen Phasen nicht immer klar ist. Die in der Nähe der römischen Fernstraße von Trier nach Köln gelegene Villa wurde offenbar im frühen 1. Jh. n. Chr. errichtet. Bis ins 3. Jh. wurde die Villa immer wieder umgebaut und in jedem Fall bis ins 4. Jh. genutzt.

Der Grundriss des Hauptgebäudes wurde für die Besucher des Museums vor allem durch die Grundmauern kenntlich gemacht. Die Hauptattraktion in Otrang sind aber die gut erhaltenen Mosaike, die in zwei der Schutzbauten besichtigt werden können. Insgesamt wurden 10 Mosaike gefunden, von denen allerdings nur vier vor Ort zu sehen sind. Ein weiteres befindet sich im Trierer Landesmuseum. Es handelt sich fast ausschließlich um ornamentale Motive. In einem der Gebäude sind auch Fundstücke aus dem Heiligtum im Tal ausgestellt. Ein weiterer Schutzbau, das Fachwerkhaus, zeigt ein großes Bad aus der zweiten Bauphase der Villa mit Wannen und Hypokaust-Anlage – der „doppelte Boden“, durch den die von außen durch ein Feuer erwärmte heiße Luft strömte und so die darüberliegenden Räume erwärmte. In diesem Gebäude kann man auch ein Modell der Villa sehen. Als Beispiel für die Wirtschaftsgebäude des Gutshofes kann man weiter oben am Hang in einem kleinen Schutzbau eine Kelteranlage sehen.

In der zum Teil wiederaufgebauten südlichen Portikus kann man den Blick ins Tal genießen. Die einstigen Bewohner konnten von hier auch den kleinen Tempel sehen. Für heutige Besucher stehen hier die Tische der zum Museum gehörenden kleinen Gaststätte.

Weitere Informationen: http://www.villa-otrang.de/
Literatur: Peter Hoffmann, Villa Otrang (2004)

Adresse:

Villa Otrang – Gaststätte u. Partyservice
Otranger Str.
54636 Fließem

Telefon: 06569 807
Fax: 06569 963246
E-Mail: info@villa-otrang.de

Öffnungszeiten:

Februar-März: 9-17 Uhr
April – September: 9-18 Uhr
Oktober – November: 9-17 Uhr

Museum für Antike Schiffahrt in Mainz

Im Winter 1981/1982 wurden bei der Erweiterung des Hilton Hotels in Mainz fünf römische Militärboote aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. gefunden. Die Schiffe waren offenbar von den Römern absichtlich an einer hier gelegenen Pier versenkt worden. Die von den darüber liegenden Flusssedimenten gut konservierten Teile der Rümpfe wurden ausgegraben, um neue Erkenntnisse über römische Militärboote zu erhalten. 1988 gründete das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz den Forschungsbereich Antike Schiffahrt und übernahm die Restaurierung und Konservierung der Schiffe. Um die Funde in einem angemessenen Rahmen der Öffentlichkeit zu präsentieren, eröffnete man 1994 in den Hallen einer ehemaligen Reparaturwerkstatt für Lokomotiven, die zuletzt bis 1989 als Großmarkthalle gedient hatte, das Museum für Antike Schiffahrt.

Die Hauptattraktion des Museums sind die konservierten Rumpfteile der fünf Militärschiffe sowie eines zivilen Handelsschiffes und die Nachbauten im Originalmaßstab.

Die Militärboote konnten zwei Typen zugeordnet werden. Vier der Boote waren Mannschaftsboote (Mainz Typ A), schlanke Boote mit flachem Boden, in denen etwa 30 Soldaten schnell zu einem Einsatz rudern konnten (es gab keine zusätzlichen Ruderer!). Der fünfte Rumpf gehörte zu einem Schiff mit mehr Platz und einem geschlossenen Deck (Mainz Typ B), das als Patrouillenboot oder für den Transport von Material und Soldaten diente.

Bei dem ausgestellten Handelsschiff handelt es sich um ein Prahm, ein flaches Schiff für Schwertransporte. Dieses Schiff war zwischen  Holzstraße und Kappelhofgasse gefunden worden.

Neben den Schiffen selbst zeigt das Museum für Antike Schiffahrt verschiedene Modelle und Fundstücke, die die Geschichte der antiken militärischen und zivilen Schiffahrt illustrieren: von Darstellungen von Schiffen oder des Baus von Kriegsschiffen (z. B. Reliefs der Trajansäule aus Rom) über Grabmäler von Schiffsbesitzern und Soldaten aus der römischen Kriegsflotte bis zu Orginalteilen von Schiffen (z. B. ein Rammsporn).

Das Museum wurde in den letzten Jahren noch einmal umgestaltet und seit Ende 2011 wird auf einer neu hinzugekommenen Galerie die  Geschichte des Schiffbaus im Altertum gezeigt. Ein weiterer neuer Ausstellungsbereich, „Von der Quelle zur historischen Interpretation – Wege der Forschung“, zeigt mit welchen Methoden Archäologen solche Schiffe ausgraben, konservieren und rekonstruieren.

Weitere Infos auf:
http://web.rgzm.de/36.html
http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/wiedereroeffnung-des-museums-fuer-antike-schiffahrt-in-mainz-19512

Postadresse
Museum für Antike Schiffahrt
Neutorstraße 2b
55116 Mainz

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.
Montags geschlossen

Tatort Archäologie, Ausstellung in Trier (vom 12.06.2013 bis 12.01.2014)

Die aktuelle Sonderaustellung „Tatort Archäologie“ im Landesmuseum Trier präsentiert ausnahmsweise keine archäologischen Schätze oder große Kulturen. Diesmal geht es um die Arbeit der Archäologen.

Von der Suche nach möglichen archäologischen Spuren im Boden und den Gründen für Ausgrabungen führt die Ausstellung den Besucher zu den Aufgaben, die auf einer Ausgrabung anfallen: Abtrag größerer Erdschichten, Feinarbeit mit Kelle und Pinsel, vermessen und zeichnen. Auch Grabungstagebücher und Fundlisten sind ausgestellt. Und natürlich ist die Publikation der Grabungsergebnisse wichtig. Leider fehlt hierfür vor lauter Rettungsgrabungen oft die Zeit.

Dann geht es weiter zur Bearbeitung der Funde – noch auf der Grabung, später im Denkmalamt oder Museum – bis zur Bestimmung von Keramikscherben (ursprüngliche Form und Datierung) und Restaurierung der Funde. Gereinigt und mit Fundzetteln versehen finden die Funde einer Ausgrabung dann den Weg in die Magazine der Museen, wo sie auf eine Publikation warten. Nur wenige besondere Funde werden auch ausgestellt.

Auch für Kinder gibt es viel zum Anfassen und Ausprobieren und ein „Forscherbuch“ enthält Aufgaben zur Vertiefung der Ausstellung.

Diese etwas andere Ausstellung ermöglicht einen guten Einblick in die Arbeit eines Archäologen und geht auch darauf ein, warum es wichtig ist, die Spuren unserer Vergangenheit zu erforschen und zu bewahren.

Ausstellungen, Kommentare, Wissenswertes

Interessiert an Archäologie und antiken Kulturen? Dann bist du hier richtig. In meinem Blog stelle ich Museen, Archäologische Parks und Ausstellungen vor oder präsentiere archäologische Themen und Bücher, mit denen ich mich gerade beschäftige. Daneben findest du hier allgemeine Informationen zur Archäologie, z. B. Grundwissen und Literaturhinweise. Thematische Schwerpunkte bilden Römer (einschließlich römische Provinzen), Etrusker und Kelten sowie die materiellen Zeugnisse der frühen Christen.

Weitere Nachrichten zu archäologischen Themen poste ich auf Facebook.

Kolloquium „Welten im Umbruch – Archäologische Perspektiven“ (20.08.13) Teil 3

Nach der Mittagspause zeigte Helmut Brückner mit seinem spannenden Vortrag „Das Schicksal antiker Hafenstädte im östlichen Mittelmeerraum aus geoarchäologischer Perspektive“, welche Möglichkeiten Geoarchäologie für die Erforschung antiker Lebenswelten bietet. Geoarchäologie verbindet Naturwissenschaften wie Geologie und Biologie mit archäologischen und historischen Funden. Bohrkerne geben durch Mikro-Organismen Auskunft über den Verlauf von Küstenlinien in früheren Zeiten und zeigen, welche Pflanzen und und Tiere damals lebten. Gleichzeitig liefern diese Bohrkerne dem Archäologen Hilfe bei der Datierung. Helmut Brückner beschäfigt sich dabei zurzeit mit den antiken Küstenlinien an der türkischen Westküste und präsentierte einige aktuelle Erkenntnisse, z. B.: dass das Artemision von Ephesus direkt an der Küste lag, wobei das Meeresniveau 5 m unter dem heutigen Niveau nachgewiesen werden konnte; oder dass Asche des Vulkanausbruchs von Santorin in einem Sumpfgebiet bei Belevi in der Nähe von Ephesus gefunden wurde und sich auf etwa 1630 v. Chr. datieren lässt. Hinweise auf den dazu gehörigen Tsunami hofft man dieses Jahr bei Ephesus zu finden.

Hans-Hoyer von Prittwitz und Gaffron stellte in „Dornröschen und die herausragenden Köpfe im LandesMuseum Bonn“ einige bisher in den Magazinen des Museums im Dornröschen-Schlaf liegende, d. h. unpublizierte kleine Köpfe von Statuetten vor. Diese stammen aus römischer Zeit und wurden im Rheinland gefunden. Sie zeigen, wie die typische Ausstattung römischer Häuser nach der Eroberung des Rheinlands durch die Römer Eingang in die Wohnkultur der einheimischen Bevölkerung fand.

„Die Nabatäer – vom zweifachen Aufstieg und Niedergang einer Wüstenkultur“ war Thema des Vortrags von Michael Heinzelmann. Er stellte eindrucksvoll dar, wie sich Phasen des Wohlstands mit Phasen des wirtschaftlichen Niedergangs abwechselten. Gründe für den Niedergang war jeweils die wachsende Konkurrenz, die die Monopolstellung der Nabatäer im Lauf der Zeit mit eigenen Handelsrouten unterlief. Die Nabatäer orientieren sich jedoch immer wieder neu, um wirtschaftlich zu überleben. Jahrhundertelang war Petra das geistige und wirtschaftliche Zentrum der Nabatäer; später verlagerten sich die Aktivitäten immer weiter nach Westen und Elusa löste Petra ab.

Walter Ameling gab in „Kirchenbau in Kleinasien – Zeichen des religiösen Umbruchs“ einen Überblick über die Entstehung von Kirchenbauten. Die ersten Christen versammelten sich in den Häusern wohlhabender Brüder und Schwestern; später wurden die Häuser teilweise nur noch für diese Versammlungen genutzt. Die erste sogenannte Hauskirche, die wir kennen, wurde in Dura Europos ausgegraben. Am Ende des 3. Jh. n. Chr. waren Kirchen offenbar bereits äußerlich erkennbar. In Kleinasien sind 20 Kirchen aus dem 4. Jh. literarisch, epigraphisch oder archäologisch bekannt. Dabei waren Kirchen nicht nur Orte der Versammlung, sondern auch Gegenstand kaiserlicher, aristokratischer oder städtischer Repräsentation.

Bethany Walker beschäftigte sich in ihrem Vortrag „Death of the Qasr – a medieval Islamic settlement form transformed: Results of Recent Fieldwork at Tall Hisban, Jordan“ mit der Geschichte der Wüstenschlösser in mamelukkischer Zeit. Die heute übliche Bezeichnung Qasr bedeutet Burg oder Festung. Ihre ursprüngliche Funktion ist jedoch bis heute nicht gekärt. Sie könnten Verwaltungssitze oder Sitze von Adligen gewesen sein, oder dienten als Karawanserei. Bethany Walker stellte aktuelle Grabungen vor, in denen die Entwicklung dieser Festungen und der dazugehörigen Siedlungen untersucht wird.

Zuletzt präsentierte Lennart Gilhaus „Crisis? What Crisis? – Probleme bei der Erforschung historischer Krisen“ einen Überblick über  aktuelle Krisenforschung. Der Begriff Krise, heute in der Regel negativ belegt, bezeichnet eine Dysfunktion des Systems, die dann zu einer ernsten Störung führt, die mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr behoben werden kann. Nach einer Einführung in die Krisenforschung anhand der Krise Englands im Jahr 1974 und der Vorstellung der Kriterien von historischen Krisen, wandte sich Lennart Gilhaus der Krise des römischen Reichs im 3. Jh. n. Chr. zu. Das jahrhundertelang funktionierende System „Römisches Imperium“ zeigte sich den politischen Veränderungen der Zeit nicht mehr gewachsen: die Kaiser verloren an Ansehen und das Militär war auf die neuen militärischen Herausforderungen nicht vorbereitet. Dies führte zu Störungen, die sich allerdings nicht in allen Bereichen in gleicher Stärke zeigten. Lennart Gilhaus wies daher daraufhin, dass man bei Krisen die einzelnen Teilbereiche jeweils gesondert betrachten muss. Zusammenfassend schlug er mögliche Kriterien für eine Typologie historischer Krisen vor, z. B. Dauer und Verlaufsform, Ursachen oder betroffene Bereiche.

Insgesamt war die gut besuchte Veranstaltung ein gelungener Überblick über den Wandel verschiedener Kulturen und die verschiedenen Methoden, die zur Erforschung dieses Wandels zur Verfügung stehen. Ich freue mich bereits auf das nächste Kolloquium des Verbunds archäologischer Institutionen Köln und Bonn.

Kolloquium „Welten im Umbruch – Archäologische Perspektiven“ (20.08.13) Teil 2

In “Rom und der Untergang Karthagos – Veränderte Machtverhältnisse auf der iberischen Halbinsel“ gab Janine Lehmann zunächst einen kurzen Überblick über das Verhältnis der Phönizier bzw. Punier zu den anderen Völkern und Staaten im Mittelmeer. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf der Gründung verschiedener phönizischer Kolonien auf der iberischen Halbinsel und der Gründung Karthagos, das mehr oder weniger auf halbem Weg zwischen der Heimat der Phönizier in Tyros und diesen Kolonien lag. Der Jahrhunderte lange Konflikt mit den Römern führte schließlich zur Zerstörung Karthagos. Dabei spielte sich dieser Konflikt auch auf der iberischen Halbinsel ab, wo die Römer versuchten, phönizische Kolonien und Einflussbereiche in ihre Gewalt zu bekommen. Janine Lehmann zeigte, wie dieser Konflikt dazu führte, dass die Römer sich auf der iberischen Halbinsel schneller und intensiver engagierten, als sie es sonst vielleicht getan hätten. Dabei brauchten die Römer etwa 200 Jahre zur Unterwerfung der iberischen Gebiete bis es 19 v. Chr. zu einer verwaltungsmäßigen Neueinteilung kam. Eroberte Städte wurden entweder überbaut und weitergenutzt (Neukathago/Cartagena) oder verlegt (Corduba/Cordoba). Daneben gründeten die Römer auch neue Städte wie Carteia (San Roque).

Der nächste Vortrag, „Kleopatra VII. – Die letzte Königin Ägyptens im Schatten Roms“ gab Andreas Blasius die Gelegenheit, den historischen Hintergrund zur zurzeit im Akademischen Kunstmuseum und im Ägyptischen Museum laufenden Ausstellung „Kleopatra VII. – Die wohlvertraute Unbekannte“ darzustellen. Bereits Kleopatras Vater Ptolemaios XII. Neos Dionysos war Pharao von Roms Gnaden und auch Kleopatra versuchte mit Hilfe Roms an der Macht zu bleiben. Ihre Geschichte, ihre Liebschaften und ihr Ende sind Legende und faszinieren bis heute. Der Vortrag ging aber nicht nur auf Kleopatra und ihre Beziehung zu Caesar und Marc Anton ein, sondern zeigte auch, wie Augustus sich später in Ägypten in der Tradition der ägyptischen Pharaos präsentierte – ganz im Gegenteil zu der offiziellen Haltung, die er der ägyptischen Kultur gegenüber in Rom einnahm.

Susanne Heydasch-Lehmann eröffnete danach mit einer „Kurzpräsentation der Ausstellung des Franz-Joseph Dölger-Instituts im Akademischen Kunstmuseum“ die kleine, aber feine Ausstellung von 14 Stücken aus der Studiensammlung des Dölger-Instituts. Die spätantiken Objekte finden sich als „Vitrinengäste“ auf verschiedene Räume des Museums verteilt. Neben 3 Portraitköpfen werden z. B. Pilger-Ampullen und Öllämpchen gezeigt. Die nachfolgende Mittagspause gab Gelegenheit, sich diese Stücke in Ruhe anzusehen und mit Frau Heydasch-Lehmann zu besprechen.

(Fortsetzung folgt)

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