Der Welzheimer Schuhfund – Römische Schuhmode zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. (Teil 1)

1976 entdeckte man bei Grabungen im Ostkastell von Welzheim (http://www.ostkastell-welzheim.de/archaeologischerpark.htm) einen holzverschalten Brunnen (Brunnen 1), dessen Verfüllung neben anderen interessanten Gegenständen auch Reste von über hundert römischen Lederschuhen enthielt. Die außergewöhnlich große Anzahl und die Variationsbreite der gefundenen Stücke – vom Kleinkinderschuh bis zum halbhohen Stiefel sind fast alle römischen Schuhtypen vertreten – verleihen dem Welzheimer Fund überregionale Bedeutung.

Die Schuhe stammen aus dem Beginn des 3. Jh. n. Chr. Man konnte ungefähr 80 Schuhe aus Sohle und Oberleder zusammensetzen. Die große Zahl der gefundenen Schuhe weist auf eine Lederwerkstatt im Bereich des Kastells. Nachdem der Brunnen aufgegeben worden war, verwendete man ihn als Abfallgrube und warf auch abgelaufene und unbrauchbare Schuhe hinein, die sich aufgrund der feuchten Umgebung bis heute erhalten konnten.

Der Erhaltungszustand von Lederfunden ist meist sehr schlecht. Das Leder ist feucht oder nass und häufig brüchig. Es ist daher notwendig, die Reste zunächst zu konservieren. Zuerst werden die Funde gereinigt und zum Teil durch eine Spezialbehandlung reißfest, weich und wieder formbar gemacht. Dann muss das Leder entwässert werden, wobei man darauf achten muss, dass es nicht zu stark schrumpft. Gleichzeitig ist eine Rückfettung der Stücke notwendig. Wichtig ist bei all diesen Vorgängen, die Originalsubstanz zu erhalten. Erst nach Abschluss dieser Konservierungsmaßnahmen kann der ursprüngliche Verwendungszweck der Lederreste rekonstruiert und zusammengehörige Teile miteinander verbunden werden.

Die Funde befinden sich heute im Limesmuseum Aalen und zeigen, welche Schuhtypen zu Anfang des 3. Jh. n. Chr. gebräuchlich waren.

(Fortsetzung folgt)

Ehrenamtliche Mitarbeit beim Bodendenkmalamt – Welche Aufgaben kann man übernehmen?

Viele Menschen interressieren sich für die Geschichte ihrer Region und engagieren sich für die Erforschung und Erhaltung von Denkmälern. Man kann dies alleine tun oder sich in einem Heimatververein engagieren; man kann aber auch die Arbeit der Denkmalämter durch ehrenamtliche Mitarbeit unterstützen.

Das 2013 durchgeführte Projekt „Unser Denkmal – Wir machen mit“ zeigte in einer Wanderausstellung an verschiedenen Orten in Nordrhein-Westfalen, welche Aufgaben ehrenamtliche Mitarbeiter übernehmen können. Auf der Website http://www.unser-denkmal.de/ werden außerdem Ehrenamtliche und ihre Projekte vorgestellt.

Einen guten Überblick über die Aufgaben bieten auch die Richtlinien für ehrenamtliche Mitarbeiter des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland: „Geländebegehungen, Baustellenbeobachtungen, Notbergungen in Abstimmung mit dem LVR-ABR; Kontakte zu Unteren Denkmalbehörden und Oberen Denkmalbehörden, Grundstückseigentümern, Heimatvereinen und Sammlern; Bestimmung und Aufnahme von Funden und Befunden; Archivarbeit, Publikation; Vorträge und Führungen“ (http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/ehrenamtliche/richtlinienehrenamtlichemitarbeiterabr.pdf).

Sicher gehören Geländebegehungen und Baustellenbeobachtungen zu den Hauptaufgaben, aber ob Frischluft-Fanatiker oder Bürohengst, jeder Interessierte kann hier eine Aufgabe finden, die seinen Stärken und besonderen Interessen sowie der ihm zur Verfügung stehenden Zeit entspricht. Ehrenamtliche Mitarbeiter treffen sich außerdem regelmäßig, um sich auszutauschen und sich fortzubilden. Hierzu dienen nicht nur Vorträge, sondern auch gemeinsame Geländebegehungen.

Hier bieten sich also vielfache Möglichkeiten für historisch und archäologisch Interessierte.

Urlaubstipp: Mérida (Spanien)

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Mérida, die Hauptstadt der Extremadura, liegt ein wenig abseits der üblichen Touristenpfade in Spanien. Dabei ist die 25 v. Chr. vom römischen Kaiser Augustus gegründete Stadt Emerita Augusta, die ehemalige Hauptstadt der römischen Provinz Lusitania, für Archäologie-Begeisterte eine eigene Reise wert.

Die beeindruckenden Überreste aus römischer Zeit können an verschiedenen Orten in der Stadt besichtigt werden. Am eindrucksvollsten ist wohl das Theater, das auch heute noch genutzt wird. Ob Trajansbogen mit Teilen des Forums, der Tempel der Diana, ein Amphitheater und eine Rennbahn, Reste von Häusern mit sehenswerten Fußbodenmosaiken oder verschiedene Brücken und Aquädukte aus römischer Zeit in Mérida und Umgebung – auf Schritt und Tritt stößt man in in dieser Stadt auf antike Spuren.

Auch das Nationalmuseum für Römische Kunst beherbergt Sehenswertes, z. B. Skulpturen und Mosaike, die hier ausgegraben wurden.

Hier sollte man in jedem Fall eine Übernachtung einplanen. Nur mal so auf der Durchreise ist dieses riesige Freiluftmuseum nicht zu schaffen.

Urlaubstipp: Itálica bei Sevilla

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Itálica liegt im heutigen Santiponce, etwa zehn Kilometer nördlich von Sevilla.

Die 206 v. Chr. von den Römern gegründete Stadt ist unter anderem deshalb berühmt, weil die römischen Kaiser Traian und Hadrian von hier stammten.

Auch wenn man die meisten Funde sich im Archäologischen Museum in Sevilla bewundern kann, würde ich archäologisch interessierten Besuchern Andalusiens einen Ausflug nach Itálica empfehlen.

In Santiponce selbst befindet sich ein kleines Museum und man kann das römische Theater besichtigen. Etwas außerhalb der Stadt wurde ein archäologischer Park eingerichtet. Hier wird der Besucher zunächst vom drittgrößten römischen Amphitheater empfangen. Außerdem kann man einige Straßenzüge mit Grundmauern der Häuser und sehr schönen Mosaikfußböden sehen.

 

Öffnungszeiten

Vom 16. September bis 31. März:

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 18.30 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h

Von 1. April – 31. MAI:

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 20.00 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h.

Vom 1. Juni bis 15. September,

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 15.30 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h.

Die Abendkasse endet 30 Minuten vor Schließung des Satzes.

Montag: geschlossen

Das Set ist an den Feiertagen geschlossen: 1. Januar, 1. Mai und 25. Dezember.

Dauer des Besuchs: 2 Stunden

Preise

EU-Bürger zugelassen: frei.

Andere Länder: 1,50 Euro.

Archäologie – was ist das?

Archäologen wollen Fragen nach Gesellschaftsstrukturen, Wirtschafts- und Siedlungswesen, religiösen Vorstellungen usw. vergangener Kulturen beantworten. Dazu werten sie Denkmäler, Bodenfunde und Schriftquellen aus.

Mit den genannten Fragen beschäftigen sich heute unter anderem folgende archäologische Disziplinen, die sich zum Teil überschneiden:

  • Ägyptologie
  • Antike Bauforschung
  • Archäologie des Mittelalters
  • Archäologie der frühen Neuzeit
  • Biblische Archäologie
  • Christliche Archäologie / Byzantinische Archäologie
  • Klassische Archäologie
  • Provinzialrömische Archäologie
  • Ur- und Frühgeschichte (Prähistorische Archäologie)
  • Vorderasiatische Archäologie
  • Industriearchäologie
  • Altamerikanistik (Archäologie der amerikanischen Kulturen)
  • Luftbildarchäologie
  • Unterwasserarchäologie
  • Archäometrie

Die zuletzt genannte Disziplin, Archäometrie ist der Oberbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Methoden, die den Archäologen helfen, neue Fundstellen aufzuspüren und Funde unter verschiedenen Gesichtspunkten wie Material, Alter usw. zu untersuchen.

Urlaubstipp: Museo de la Naturaleza y el Hombre in Santa Cruz de Tenerife

Das 1951 gegründete Museum für Natur und Mensch (Museo de la Naturaleza y el Hombre) in Santa Cruz de Tenerife vereint drei Museen unter seinem Dach: das Archäologische Museum, das kanarische Institut für Bio-Anthropologie und das Naturwissenschaftliche Museum von Teneriffa. Zusammen widmen sich diese Museen der Erforschung und Bewahrung von Geologie, Flora und Fauna der makaronesische Inselgruppen: Azoren, Madeira, Kapverden und vor allem der Kanarischen Inseln.

Das Archäologische Museum wurde 1958 eröffnet und zeigt die Geschichte der kanarischen Ureinwohner anhand der archäologischen Funde in einer einzigartigen Sammlung.

Wer sich auf Teneriffa nicht nur sonnen will, sondern auch etwas über Natur und Geschichte der Menschen auf Teneriffa erfahren will, dem sei dieses Museum ans Herz gelegt.

 

Museo de la Naturaleza y el Hombre 

Calle Fuente Morales, s / n
38003 Santa Cruz de Tenerife

Tel.: +34 922 53 58 16

Öffnungszeiten
Von Dienstag bis Samstag:
9.00 bis 20.00 Uhr.
Sonntag, Montag und an Feiertagen:
von 10.00 bis 17.00 h.

Rekonstruktionen römischer Villen an der Mosel

Schon in der Antike gab es an der von der Sonne verwöhnten Mosel prachtvolle Häuser. Ein Beispiel für eine villa rustica, einen Gutshof, der hauptsächlich der Landwirtschaft diente, wurde in Mehring gefunden. Das Hauptgebäude wurde rekonstruiert und kann heute besichtigt werden.

Nur wenige Kilometer entfernt wurde in Longuich eine villa urbana rekonstruiert. Eine villa urbana diente dem Besitzer, der eigentlich in der Stadt lebte, als luxoriöser Rückzugsort von seinen politischen Pflichten. Die landwirtschaftliche Nutzung war hier oft zweitrangig.

Im Moseltal kann man heute an vielen Orten rekonstruierte römische Bauten usw. besichtigen. Weitere sehenswerte Orte sind zum Beispiel die mitten in den Weinbergen gelegene Doppelgrabkammer in Nehren oder der Archäologiepark Martberg mit seinem gallo-römischen Umgangstempel (http://martberg.webdesign-lohmann.de/index.php/heiligtum-und-siedlungszentrum-der-treverer.html).

 

 

 

 

Literaturtipps: Einführungen in die Archäologie

Wer sich in das Thema „Archäologie“ einlesen möchte, dem seien die folgenden Bücher ans Herz gelegt. Hier kann  man sich über Forschungsgeschichte, Methoden und Inhalte der Archäologie informieren:

  • Bäbler 2004: B. Bäbler, Archäologie und Chronologie: Eine Einführung (Darmstadt 2004).
  • Fagan 1988: B.M. Fagan, Archäologie: Abenteuer und Forschung (Gütersloh 1988).
  • Fischer 2001: Die römischen Provinzen: Eine Einführung in ihre Archäologie, (Stuttgart 2001).
  • Hölscher/Borg 2002: T. Hölscher/B.Borg, Klassische Archäologie: Grundwissen ([Stuttgart] 2002).
  • Hölscher 1999: T. Hölscher, Klassische Archäologie: Eine Einführung (Berlin 1999).
  • Mann 2008: C. Mann, Antike: Einführung in die Altertumswissenschaften (Berlin 2008).
  • Willinghöfer 2004: H. Willinghöfer, Archäologie (Köln 2004).

Römische Villa am Silberberg, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Als im März 1980 beim Ausbau der B 267 der Bagger auf römische Mauerreste stieß, ahnte noch niemand, dass es sich um einen der wichtigsten Funde nördlich der Alpen handeln würde. Zutage kamen die außerordentlich gut erhaltenen Reste des Herrenhauses eines römischen Gutshofes des 2. bis 3. Jh. n. Chr. Bei den Ausgrabungen fand man nicht nur eine Badeanlage und die Küche des Gebäude. Sogar Wandmalereien, Fensterglas und zahlreiche Gegenstände des täglichen Lebens tragen zutage.

Man beschloss, diese außergewöhnlichen Reste der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und schützte die Mauern mit einer großen Halle. Das 1993 eröffnete Museum ist von Ende März bis Mitte November für Besucher zugänglich. Jedes Jahr gibt es außerdem eine Sonderausstellung, z. B. 2013 über Postumus, den Gründer des gallischen Sonderreichs (ab 160 n. Chr.).

Weitere Informationen: http://stadt.bad-neuenahr-ahrweiler.de/sv_bad_neuenahr_ahrweiler/Bildung%20&%20Kultur/Museen/Museum%20Roemervilla/
Öffnungszeiten Ende März bis Mitte November
Dienstag bis Sonntag
von 10:00 – 17:00 Uhr
An allen Feiertagen, auch an Oster- und Pfingstmontag
von 10:00 – 17:00 Uhr

Sonderöffnung am dritten Adventswochenende:
Freitag, Samstag, Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

 

 

Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur

Zülpich, das antike Tolbiacum, lag einst am Kreuzungspunkt mehrerer wichtiger römischer Straßen: hier trafen sich Straßen, die von Köln, von Trier, von Reims und von Neuss kamen. Von den wenigen Spuren aus römischer Zeit ragt die Thermenanlage auf dem Mühlenberg wegen ihres guten Erhaltungszustands hervor.

Das Museum zeigt zum einen die typischen Elemente römischer Badeanlagen an den Originalresten der Zülpicher Thermen, zum anderen, im ersten Obergeschoss, interessante Einblicke in die Kulturgeschichte des Badens bis heute.

Badeanlagen gab es zwar bereits lange vor den Römern, aber die Römer haben sie perfektioniert. Für sie gehörte es zur Lebensqualität, möglichst jeden Tag in die Thermen zu gehen. Dabei ging es natürlich zunächst einmal um die Reinigung an sich. Aber hier traf man sich auch mit Freunden und Geschäftspartnern, hier wurde das aktuelle Tagesgeschehen diskutiert und kommentiert. In der Regel standen die Thermen morgens den Frauen zur Verfügung, nachmittags den Männern. Nur in größeren Thermen waren von vorneherein getrennte Bereiche für Männer und Frauen vorhanden.

Im Apodyterium zog man sich aus, deponierte seine Kleidung, kaufte gegebenenfalls Dinge, die zum Baden und Reinigen nötig waren (z. B. Ölfläschchen, Schaber, Handtuch) und ging dann durch das Kaltbad (Frigidarium) und das Warmbad (Tepidarium) direkt in das Heißbad (Caldarium).

Unter dem Fußboden des Caldariums gab es einen niedrigen, auf Säulchen gestützten Hohlraum, die Hypocaustanlage. Eine von außen zugängliche Heizstelle erwärmte die Luft in diesem Hohlraum und zog über Hohlziegel in der Wand ab. Dadurch wurde der Raum auf etwa 50 Grad erhitzt. Die Heizstelle erwärmte außerdem das Wasser in einer Wanne dieses Raums auf ca. 40 Grad.

Dann ging es zurück in das Tepidarium mit ca. 25 Grad Raumtemperatur. Hier ölte man sich ein und schabte anschließend Öl und Schmutz mit einem Schaber (Strigilis) wieder ab. Hier konnte man sich massieren lassen oder sich die Zeit mit Gesprächen und Würfel- oder Brettspiel vertreiben. Anschließend ging es weiter ins Kaltbad, um sich weiter abzukühlen, bevor man sich wieder zum Umkleideraum begab.

Diese typische Abfolge der Räume entspricht dem sogenannten „Reihentypus“ einer römischen Badeanlage und enthält die wichtigsten Räume. Daneben konnte es Schwitzbäder (Sudatorien) geben, Gymnastikhöfe (Palästren) oder Hallen, in denen man ebenfalls Sport treiben konnte, aber auch etwas zu essen und trinken bekam. In anderen Bädern waren die Räume ringförmig angeordnet, sodass man jeden Raum nur einmal betrat.

In den Römerthermen Zülpich lässt sich der Badebetrieb einer römischen Thermenanlage anschaulich nachvollziehen – sowohl an den archäologischen Resten selbst, als auch anhand der Texte, die sie begleiten und erklären.

weitere Informationen: http://www.roemerthermen-zuelpich.de
Literatur: Heinz Günter Horn, So badeten die Römer: Rund um die Thermen von Zülpich (2008)

Adresse:

Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur
Andreas-Broicher-Platz 1
53909 Zülpich
Tel: 02252/83806-0

Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 10.00 bis 17.00
Samstag, Sonntag, Feiertage 11.00 bis 18.00 Uhr
Karfreitag, Ostersonntag und -montag, Pfingstmontag geöffnet
Geschlossen: Weiberfastnacht, Heiligabend (24.12.), 1. Weihnachtsfeiertag (25.12.), Silvester (31.12.), Neujahr (01.01.)

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