Von etwa ca. 900 bis 700/675 v. Chr. war die griechische Kunst von geometrischen Motiven geprägt. Dieser geometrische Stil wird in drei Phasen eingeteilt:
etwa 900–800 v. Chr. frühgeometrischer Stil
etwa 800–740 v. Chr. mittelgeometrischer Stil
etwa 740–700 v. Chr. spätgeometrischer Stil
Je nach Region und Kunstgattung kann diese zeitliche Einteilung allerdings variieren.
Die Leitform der geometrischen Keramik sind Amphoren und im Folgenden möchte ich anhand einiger Amphoren die Entwicklung des geometrischen Stils in Form und Dekoration kurz darzustellen. Dabei werde ich mich auf den attisch-geometrischen Stil beschränken, da Künstler aus Athen den geometrischen Stil eingeführt und weiter entwickelt haben. Später wurde dieser Stil in der ganzen griechischen Welt nachgeahmt. Außerdem ist die Keramik Athens eingehender studiert worden als die anderer Orte und hier kann der geometrische Stil aufgrund von Ausgrabungen ziemlich genau in eine chronologische Abfolge unterteilt werden.
Einer der ersten, die sich mit den Entwicklungsphasen der attisch-geometrischen Keramik beschäftigten, war Peter Kahane. Er teilte die geometrische Epoche, die von ca. 900 – 700 v. Chr. dauerte, in 4 Phasen ein, und zwar in eine frühgeometrische, eine strenggeometrische, eine reifgeometrische und eine spätgeometrische Phase. Allerdings legte er sich noch nicht bezüglich der genauen Dauer der einzelnen Phasen fest.
Seit Coldstream ist eine Einteilung in früh-, mittel- und spätgeometrisch üblich, wobei jede dieser Phasen noch weiter unterteilt wird. Er folgt dabei Forschern, die sich mit der Agora beschäftigt haben:
1050 – 900 protogeometrische Epoche
900 – 875 frühgeometrisch I
875 – 850 frühgeometrisch II
850 – 800 mittelgeometrisch I
800 – 760 mittelgeometrisch II
760 – 750 spätgeometrisch I a
750 – 735 spätgeometrisch I b
735 – 720 spätgeometrisch II a
720 – 700 spätgeometrisch II b
Bevor ich auf die einzelnen Phasen eingehe, möchte ich die Formen der Amphoren vorstellen, die in der geometrischen Epoche entstanden. Man unterscheidet von links nach rechts Bauchhenkelamphoren, Schulterhenkelamphoren und Halshenkelamphoren bzw. Halsamphoren.
Die Form der Bauchhenkelamphora lässt sich bis in die protogeometrische Zeit zurückverfolgen. Bei Ausgrabungen im Kerameikos und auf der Agora von Athen hat man beobachtet, dass man Amphorenform fast ausschließlich für weibliche Bestattungen verwendete. Für männliche dagegen diente die Halshenkelamphora, die die Hauptform der geometrischen Epoche ist. Die Schulterhenkelamphora wurde in der protogeometrischen Epoche eingeführt und ersetzt im Lauf der Zeit die Bauchhenkelamphora.
(Fortsetzung folgt…)
Literatur:
J. N. Coldstream, Greek Geometric Pottery (1968)
P. Kahane, Die Entwicklungsphasen der attisch-geometrischen Keramik, in: AJA 44, 1940, S. 464 ff.
K. Kübler, Kerameikos. Ergebnisse der Ausgrabungen Bd. V (1954)
E. Simon, Die griechischen Vasen (1981)
R. L. Murray, The Protogeometric Style: the first Greek style (1975)
H. Eiteljorg, „The fast wheel, the multiple brush compass and Athens as home of the Protogeometric style“ American Journal of Archaeology (AJA) 84 (1980) pp. 445–452
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