Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 5)

Die Ausgrabungen in Egnazia werden sicher noch einige Jahre weitergehen, aber was bisher ausgegraben wurde, kann man in einem archäologischen Park besichtigen, zu dem auch ein kleines Museum gehört.

Im Folgenden eine Auswahl der sichtbaren Befunde:

Befestigungsmauern

Die erste Verteidigungsanlage wurde zwischen dem 13. und 12. Jh. v. Chr. auf der sog. Akropolis errichtet. Sie besteht aus einem Wall, der die Siedlung auf der Landseite schützt. Von diesem Wall wurden nur die beiden äußersten Enden gefunden.

Der Mauerring der endgültigen Verteidigungsanlage präsentiert sich noch heute an einigen Stellen mit bis zu mehreren Metern Höhe. Sie hat eine Gesamtlänge von 1692 m und umgibt ein Gebiet von 402.000 qm. Die Mauer umgab nicht nur Wohnviertel und verstreute Häuser, sondern auch eine breite freie Zone, die im Kriegsfall Menschen, Vieh, Felder usw. aufnehmen konnte, so dass man auch einer langen Belagerung standhalten konnte. Diese Fläche der Stadt wurde bis zur Zerstörung Egnazias nicht mehr verändert, d. h. fast ein Jahrtausend!

Hafenanlagen

Die Küste bot ursprünglich 5 Ankerplätze, von denen 3 innerhalb und 2 außerhalb der Stadtmauern lagen. Es handelte sich um kleine Buchten, von denen sich die tiefste und breiteste im Südosten der sogenannten Akropolis befand, wo auch die älteste Siedlung lag. Diese Bucht diente vermutlich als Hafen des messapischen Egnazia, da sie aufgrund der Tiefe des Einschnitts auch ohne Befestigungs- oder Schutzanlagen den Booten ziemliche Sicherheit bot. Man fand Spuren kleiner künstlicher Vertiefungen mit rechteckigem Grundriss, die wohl dazu dienten, die Schiffe aufzunehmen.

Unter der römischen Herrschaft genügte der alte Ankerplatz irgendwann nicht mehr. Hinzu kamen Veränderungen der Küstenlinie: zwischen 4. Jh. v. und 1. Jh. n. Chr. hob sich der Meeresspiegel um 3,58 m. Man baute daher in der Bucht nordwestlich der Akropolis einen neuen, größeren Hafen, während der alte Ankerplatz vielleicht weiterhin, zumindest zeitweise, für Fischerboote genutzt wurde. Das Becken des neuen Hafens war durch Mauern und durch Molen, die zwei Felsvorsprünge verlängerten, geschützt. Die zwei Molen schlossen ein etwa 16.000 qm Hafenbecken bogenförmig ab und ließen im Osten eine 40 m breite Einfahrt frei.

Das sogenannte Forum

In seiner gesamten Ausdehnung stellt dieser Platz ein unregelmäßiges Viereck dar und besteht aus einem 17,5 m x 23,25 m großen Hof, der von einer Quadriportikus mit dorischen Säulen umgeben ist, deren Fußboden aus großen Platten aus lokalem Tuffstein bestand. Ein großer, verkleideter viereckiger Sockel aus opus caementicium in der nördlichen Portikus wird von einigen Forscher als Rest einer Rednertribüne gedeutet. Entlang der Ränder des Platzes verläuft ein kleiner Kanal, der das Wasser sammelte und in eine Zisterne im Nordwesten der Anlage leitete. Es ist umstritten, ob es sich hier um das Forum Egnazias handelte oder um einen Markt. In jedem Fall stammt die Anlage aus der spätrepublikanischen Zeit. Daneben befindet sich eine ellipsenförmige Anlage aus spätrepublikanischer Zeit, deren Deutung umstritten ist. Es könnte sich um einen Markt handeln.

L-förmige Portikus

Im 4.-3. Jh. v. Chr. wurde über früheren Anlagen eine L-förmige oder quadratische dorische Portikus errichtet, die vielleicht eine hellenistische Agora begrenzte. Die Portikus endete im Norden mit den Resten eines großen Gebäudes, vielleicht eine hellenistische Basilika.

Die Ostwand der Portikus ist mit der augusteischen Basilika gemeinsam. Als im 2. Jh. n. Chr. die Via Traiana ausgebaut wurde, wurden einige ältere Anlagen umgebaut oder zerstört, so auch die L-förmige Stoa, deren Westseite von der Via Traiana beschnitten wird und deren innere Portikus in kleine Geschäfte (tabernae) unterteilt wurde.

Heiligtum orientalischer Gottheiten

Das östliche Ende der Portikus wurde im 2. Jh. n. Chr. in eine kleine rechteckige Anlage umgebaut. In der Mitte dieser Anlage fand man einen Altar oder eine Statuenbasis, auf dem Musikinstrumente dargestellt sind. Die Inschrift auf der Vorderseite besagt, dass es sich um eine Stiftung der Priesterin Flavia für die Magna Mater und die Göttin Syria handelt.

Die sogenannte Forumsbasilika

Die profane Basilika am Fuß der Akropolis ist rechteckig und 35 x 21 m groß. Im Innenraum besitzt sie eine umlaufende Säulenstellung und die Fassade ist gegliedert in eine Portikus aus 8 viereckigen Pfeilern, die der Zahl der Säulen im Innenraum entsprechen. Eine der Wände ist mit der L-förmigen Portikus gemeinsam. Die Basilika entstand vermutlich in augusteischer Zeit (nach 27 v. Chr.) und wurde immer wieder umgebaut – zu einer christlichen Basilika. Dabei wurde ihre Ausrichtung verändert, indem im Norden eine Apsis und im Süden ein Eingang zur Via Traiana angebaut wurde. Im 6. Jh. wurde die Basilika zerstört.

Bischofsbasilika

Im Bereich südlich der Via Traiana lagen Wohnungen, Läden, Werkstätten usw. sowie in späterer Zeit 2 frühchristliche Basiliken. Eine dieser frühchristlichen Basiliken ist die wohl im 5 Jh. errichtete Bischofsbasilika von Egnazia. Es handelt sich um eine 40 x 27,70 m große, dreischiffige Säulenbasilika mit freistehender, halbkreisförmiger Apsis im Osten. Im Mittelschiff zeigen auf der Höhe der 7. Säule Reste kleiner Steinblöcke den Verlauf des Altarraums bis zur Apsis an. Das rechte Seitenschiff ist am besten erhalten. Hier fanden sich auch Reste eines Mosaikfußbodens, die heute im Museum von Egnazia aufbewahrt werden. Der Kirche war ein Narthex vorgelagert.

(Fortsetzung folgt …)

Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 4)

Das römische Egnazia und das Ende der Stadt

Nach dem Krieg zwischen Pyrrhos, dem König von Epiros, der von Tarent gerufen worden war, und den Römern (280-275 v. Chr.) war für den Sieger Rom der Weg frei, nicht nur Tarent und die anderen westgriechischen Städte zu unterwerfen, sondern auch die bisher unabhängigen einheimischen Zentren Apuliens, die sich im Einflussbereich des westgriechischen Hellenismus befanden. Dies geschah zunächst ohne Waffengewalt. Trotzdem waren die Römer schon zehn Jahre später die Herren von ganz Apulien. Nach dem Krieg gegen Hannibal jedoch begann Rom eine wirkliche Eroberung. Bedingt durch die vielen Toten, die kriegerischen Aktivitäten und die große Zahl von Bewohnern, die in die Sklaverei geführt wurden, kam es in ganz Apulien zu einer Bevölkerungskrise.

Die Lage an einer der großen Handelsstraßen nach Rom und nach Mittelitalien bewahrte Egnazia jedoch vor diesen Krisen und führte sogar zu einem großen Aufschwung in römischer Zeit. Auch war Egnazia nach Brindisi der einzige leistungsfähige Hafen an der apulischen Küste und die Römer bauten die Stadt daher stark aus.

Irgendwann, wahrscheinlich nach dem Bundesgenossenkrieg (91-89 v. Chr.) wurde Egnazia römisches Municipium. Mit der verwaltungsmäßigen Aufteilung Italiens in 11 Regionen in augusteischer Zeit wurde Apulien Teil der Regio Secunda mit dem Namen Apulia et Calabria, wobei Calabria der heutigen salentinischen Halbinsel entspricht und bei Egnazia beginnt. Laut der Inschrift einer Ehrenstatue für Marcus Vispianus Agrippa, den Feldherrn und engen Freund von Augustus, war dieser Patron von Egnazia und außerdem quindecimvir sacris faciundis.

Unter Vespasian wurde Egnazia römische Kolonie. Die Zuweisung von Land an Veteranen des Kaisers Vespasian hatte sicher einschneidende Folgen für die Landwirtschaft, da die ländlichen Strukturen des Hinterlandes verändert wurden. Viele einheimische Bauern verloren ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage. Auch schränkte die Ernennung zur Kolonie die Privilegien ein, die man im Municipium gehabt hatte. Andererseits fielen in die Zeit der Kolonie vermutlich der Ausbau und die Blüte des städtischen Zentrums. Seit der 2. Hälfte des 1. Jh. wurde Egnazia ein wichtiger strategischer Punkt für die Kriegsschauplätze des römischen Heeres und ein Zentrum verschiedener Aktivitäten auf dem Gebiet des Handels und der Kunst, verbunden mit der Verwirklichung noch größerer und bedeutenderer öffentlicher Werke als zuvor.

Die öffentlichen Bauten des 4. und 3. Jh. wurden vermutlich während des Krieges mit Hannibal sowie während der Verwüstungen durch die Bürgerkriege und des Spartakusaufstands usw. stark beschädigt oder komplett zerstört. Bei der Wiedererrichtung bauten die Römer das Stadtzentrum aus. Die monumentalen Bauten spätrepublikanischer Zeit konzentrierten sich offenbar auf das Gebiet im Süden am Fuß der Akropolis zwischen den beiden Hafenbuchten. Hier hat die archäologische Forschung bis heute 4 große Komplexe ans Licht gefördert: das sogenannte Forum, die ellipsenförmige Anlage, eine L-förmige Stoa und eine profane Basilika.

Die römischen Zeugnisse überlagerten die vorhergehenden Bauten und der Raum innerhalb des weiten Mauerrings aus dem 4. Jh. wurde stärker genutzt. Die Stadt wurde durch ein Schema von parallel zur Küste verlaufenden Achsen nach ihren Hauptfunktionen unterteilt:

  1. Der Küstenstreifen mit den Anlagen des Hafens und der Seefahrt: Werften, Hafenbecken, Laderampen, Kais, Depots/Lager und Handelsplätze.
  2. Die Akropolis und der Bereich am Fuß der Akropolis bis zur Via Traiana mit den wichtigsten öffentlichen Zentren: die sakralen Bereiche, Säulenhallen, Basilika, Forum, Markt.
  3. Der Bereich südlich der Via Traiana mit Wohnvierteln, Werkstätten, usw. sowie in späterer Zeit 2 frühchristlichen Basiliken.

Die Verbindungen Apuliens zum Orient sowie jüdische Gemeinden in den wichtigen Häfen Brindisi, Egnazia, Otranto und Tarent begünstigten vermutlich auch die Verbreitung des Christentums. Leider fehlen uns aber bisher Schriftquellen und archäologische Zeugnisse für eine christliche Gemeinde vor dem 4. Jh. n. Chr. Im Jahre 334 n. Chr. bestand aber bereits Gemeinde mit einer Kirche.

Zu Beginn des 6. Jh. n. Chr. war Egnazia Bischofssitz. Irgendwann besaß Egnazia 3 Kirchen: eine Bischofsbasilika mit Baptisterium, eine zur Kirche umgebaute profane Basilika und die als letztes erbaute Basilika. Dies deutet auf eine unerwartet große Bedeutung Egnazias in der Spätantike.

Ab dem 4. Jh. gab es in der weströmischen Welt immer wieder Einfälle von Vandalen, Goten, Hunnen, Westgoten, usw. Unter dem Ansturm der Invasoren brach das Imperium zusammen. Die großen von Rom gebauten Straßen, die Via Traiana und die Via Appia, waren weiterhin vermutlich die einzigen Straßen, die Apulien mit dem Rest der Halbinsel verbanden, aber sie wurden nicht mehr gepflegt.

Während des griechisch-gotischen Krieges (535-553 n. Chr) wurde Egnazia vermutlich geplündert und zerstört. Die Ankunft der Langobarden zu Ende des 6. Jh. führte dann wohl zum Verlassen eines großen Teils der Stadt. Trotzdem gab es auch in den folgenden Jahrhunderten in Egnazia noch ein gewisses Leben. Die wenigen, die geblieben waren zogen sich auf die Akropolis zurück, wo sich in byzantinischer Zeit eine befestigte Siedlung befand. Aus dieser Zeit stammen vermutlich die noch heute sichtbaren Ruinen.

Wann Egnazia endgültig verlassen wurde, wissen wir nicht. Doch waren es nicht nur die die Zerstörungen während der Barbareneinfälle, sondern auch die Veränderungen der Küste, die zur Aufgabe der Stadt führte. Das Heben des Meeresspiegels führte zur völligen Überflutung des Hafens mit allen damit zusammenhängenden Strukturen. Mit der Zerstörung des Hafens ging auch ein Zusammenbruch des Handels einher und nachdem die Via Traiana mehrere Kilometer weiter ins Landesinnere verlegt worden war, war Egnazia vollständig von den großen Handelswegen zwischen Rom und dem Orient abgeschnitten. Bis Ende des 7. Jh. wird Egnazia noch in antiken Quellen erwähnt. Danach scheint Egnazia aus der Geschichte verschwunden zu sein.

(Fortsetzung folgt …)

26.10.-21.12.2014 Sonderausstellung: Antike Plastik 5.0:// Dokumentationsmedien in der Archäologie – Von der Skizze zum 3D-Modell

Ab Sonntag, den 26. Oktober 2014 zeigt das Akademische Kunstmuseum Bonn die Sonderausstellung: Antike Plastik 5.0:// Dokumentationsmedien in der Archäologie – Von der Skizze zum 3D-Modell

In Zusammenarbeit mit dem CoDArchLab der Universität zu Köln enstand diese Ausstellung zum 50-jährigen Jubiläums des Kölner Forschungsarchiv für Antike Plastik. Welche Bildmedien standen und stehen der Skulpturenforschung zur Verfügung? Welche Bedeutung haben die verschiedenen Medien auf die Forschung? Diesen und anderen Fragen widmet sich die Ausstellung mithilfe von Kupferstichen, Fotos, Abgüssen und – als neuestes Medium – 3D-Modellen.

 

Adresse:

Akademisches Kunstmuseum – Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Preis für Erwachsene: 3 € (Eintritt und Vortrag)

Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 3)

Die Verbindungen mit der griechischen Welt

Während die ionischen und tyrrhenische Küste durch die Griechen stark kolonisiert wurde, beschränkte sich die griechische Präsenz an der Adria-Küste auf Handelsposten (Emporia). In Apulien trafen die Griechen dabei auf Kulturen mit eigenen festen Strukturen und Siedlungen von städtischem Charakter, mit eigenen Bräuchen und einer eigenen Kultur, die sie durch frühere Kontakte mit Griechenland selbst oder mit dem Orient angenommen hatten.

Auch Egnazia war weder eine griechische Stadt noch wurde sie kolonisiert. Allerdings war die Stadt während der gesamten archaischen Periode griechischen Einflüssen gegenüber besonders offen. Trotzdem kamen in Egnazia bis heute nur wenige griechische Zeugnisse aus Zeit vor dem 4. Jh. zutage. Auch belegen die epigraphischen Zeugnisse bis zum 3. Jh. die messapische Sprache, die dann direkt in die lateinische wechselt. Es gibt dagegen keine Inschriften in griechischer Sprache. Allerdings gibt es Elemente griechischer Bräuche, Riten und Techniken, die der ganzen messapischen Kulturgemeinschaft gemeinsam sind, z. B.:

  • der Bestattungsritus mit ausgestrecktem Leichnam
  • Inschriften in messapischer Sprache benutzen das griechische Alphabet mit einigen Änderungen;
  • die Technik der Mauerkonstruktion ist griechisch

Die Periode vom 5. Bis 3. Jh. v. Chr. entspricht der größten Blüte der Stadt Egnazia. Es gibt reiche Hypogäen mit messapischen Inschriften und Fresken und auch die sog. Gnathia-Keramik fällt in diese Zeit. In diese Blütezeit fällt auch der Ausbau eines Straßennetzes, das die Stadt und ihren Hafen mit dem Hinterland und mit den anderen Siedlungen an der Küste verband.

In diesen Jahrhunderten der politischen Unruhen und der inneren Blüte der Stadt wurden die verschiedenen verstreuten Siedlungen im Stadtgebiet mit einem Mauerring umgeben, der das Leben in der Stadt sicherte. Aufgrund der Konstruktionstechnik der Anlage kann man die Mauer in das 4. Jh. v. Chr. datieren, die Zeit der kriegerischen Aktionen von Alexander d. Molosser. Im 3. Jh. v. Chr., d. h. in der Zeit der Kriege zwischen Rom und Pyrrhos sowie zwischen Rom und Hannibal, errichtete man eine zweite Wand parallel zu der ersten und in anderer Technik als die frühere.

Seit dem 4. Jh. breitete sich im gesamten Mittelmeergebiet die hellenistische Kultur aus und auch Egnazia übernahm z. B. Bautypen und städtische Anlagen, die zum größten Teil durch Rom vermittelt wurden.

(Fortsetzung folgt …)

Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 2)

Grundzüge der Stadtgeschichte

Die ersten Siedlungsspuren finden wir auf der sogenannten Akropolis. Sie stammen aus dem 13.-12. Jh. v. Chr. Diese Menschen errichteten ein Dorf aus rechteckigen oder runden Hütten, mit einem Lehmfußboden und Wänden aus Flechtwerk. Man betrieb zunächst Weidewirtschaft. Später kam Ackerbau hinzu und ersetzte dann allmählich die Weidewirtschaft. Auf der Landseite war das Dorf durch eine Mauer geschützt. Diese erste Hüttensiedlung gehört zu der sogenannten Apennin-Kultur, die von Apulien bis zum Apennino Emiliano verbreitet war.

Danach folgte in ganz Apulien die subapenninische Kultur: die Hirtengesellschaft wurde sesshaft und siedelte in freistehenden Häusern oder in Grotten bzw. Höhlen. Man wählte für Siedlungen leicht zu verteidigende Stellen. Die Wirtschaft ist gekennzeichnet durch Landwirtschaft, die starke Entwicklung des Handels, v. a. mit der mykenischen Welt, und die Entwicklung der Metallgewinnung.

Forschungen in Egnazia brachten Spuren von prähistorischen Ansiedlungen zutage, die durch Proto-Villanova-Keramik und protogeometrisch-japygische Keramik aus dem Ende der Bronzezeit (12.-10. Jh. v. Chr.) gekennzeichnet sind. Diese Funde kamen nicht auf der Akropolis ans Licht, sondern im äußersten Norden der Siedlung, alle gekennzeichnet durch Merkmale der subapenninischen Kultur.

Die ersten Siedlungen von Egnazia endeten mit einer Zerstörung Ende des 11. Jh. v. Chr., wie eine dicke Brandschicht zeigt. Dies hängt vermutlich mit der Ankunft der Japygier Ende 12. / Anf. 11. Jh. v. Chr. aus Illyrien zusammen, da auch andere subapenninische Dörfer zu dieser Zeit zerstört wurden. Die Japygier bildeten den Grundstock für die apulische Bevölkerung historischer Zeit.

Im 9.-8. Jh. v. Chr. wurde die Akropolis von Egnazia wieder durch Menschen der subapenninischen Kultur Apuliens besiedelt. Zwischen den Hütten aus dem 8.-5. Jh. fand man auch geometrische Keramik, die für Peuketien charakteristisch ist. Man kann daher vermuten, dass es einen direkten Übergang ohne kulturellen Bruch von der subapennischen zur peuketischen Kultur gab, wobei das übrige Kulturgut aber offenbar weiterhin auf dem Niveau der Hüttenkultur blieb und sich dadurch vom Kulturgut des peuketischen Hinterlandes unterscheidet, wo die Bevölkerung Steinbauten benutzte.

Durch die einheitliche Kultur der japygischen Welt entwickelten sich die bisher undifferenzierten Kulturgemeinschaften zu festen ethnischen und sozialen Strukturen und schließlich zu kleinen politischen Einheiten, vielleicht verbunden mit einer zunehmenden wirtschaftlichen Differenzierung. Dabei führte die Verschiedenheit der Völker Apuliens zu Unterschieden im künstlerischen Ausdruck, in den Bestattungsriten, in der Sprache, in den militärischen Anlagen und in den Wohnstrukturen.

Egnazia lag an der Grenze zwischen Peuketien und Messapien und als Grenzstadt war Egnazia sicher von beiden Kulturen beeinflusst. Der peuketische archäologische Befund beschränkt sich auf einfache Tonware und ein einzelnes Grab aus dem 6. Jh. v. Chr. mit einer Bestattung nach dem peuketischen Ritus in Hockstellung. Dies könnte darauf schließen lassen, dass Egnazia bis zum 6. Jh. peuketisch war, wobei die geringe Zahl der peuketischen Funde vielleicht damit zusammenhängt, dass der Kontakt mit dem peuketischen Hinterland durch den steilen Anstieg der südöstlichen Murgia, die von Conversano bis hinter Ostuni geht, stark behindert war. Im unmittelbaren Hinterland Egnazias haben sich zwar immer wieder zerstörte antike Orte gefunden, doch ist das archäologische Material sehr spärlich.

Als wichtiges Seefahrts- und Straßenzentrum der Adria-Küste wurde Egnazia von verschiedenen Kulturen und Handelsbeziehungen beeinflusst. Auch war die Stadt vermutlich in die Spannungen und Konflikte mit Tarent einbezogen, die Süditalien, und besonders Apulien und Lukanien, im 5. Jh. v. Chr. erschütterten und das wirtschaftliche Leben der einheimischen Bevölkerung tiefgreifend beeinflussten. Darauf lassen zumindest die größeren Verteidigungsanlagen schließen, die in dieser Zeit entstanden. Zu dieser Zeit gewann anscheinend auch die messapische Kulturgemeinschaft der Stadt an Bedeutung.

Die vielen gefundenen Inschriften zeigen, dass in Egnazia die messapische Sprache gesprochen wurde, die das griechische Alphabet mit einigen zusätzlichen Buchstaben benutzte. Messapisch sind auch die Gräber und die Keramik, die in den Gräbern gef. wurde, lässt sich in das 5.-2. Jh. v. Chr. datieren. Sie gehört zum geometrisch-messapischen Stil. Eine charakteristische Gefäßform dieses Stils ist die trozzella bzw. Nestoris. Die Erforschung der messapischen Stadt wird jedoch dadurch erschwert, dass das meiste von Bauten späterer Epochen, v. a. aus röm. Zeit, überdeckt wird.

(Fortsetzung folgt …)

Reisetipp: Archäologischer Park Egnazia in Süditalien (Teil 1)

Parco archeologico di Egnazia
Adresse: via degli Scavi, 84 – 72010 Savelletri Di Fasano
Provinz: Brindisi
Website: http://www.egnaziaonline.it/index_file/Page413.htm (hier kann man auch einen Flyer in englischer Sprache runterladen)

Egnazia liegt an der Adriaküste auf halbem Weg zwischen Bari und Brindisi an einem flachen Küstenstück, das leicht vom Meer überflutet werden kann. Wind und Wellen schufen entlang der Küste viele kleine Buchten, doch abgesehen vom Hafen von Brindisi gibt es kaum Buchten, die sich für große Häfen eignen. Zu dieser Erosion durch Wind und Wellen kam eine Hebung des Meeresspiegels und/oder eine Senkung der Küste. Dadurch veränderte sich die Küstenlinie im Lauf der Zeit immer wieder. Man fand heraus, dass der Meeresspiegel vom 7. Jh. v. Chr. bis heute um insgesamt 4,66 m angestiegen ist, so dass einige Reste der antiken Stadt heute vom Meer überflutet sind. Aber auch der Mensch trug zur Zerstörung der Landschaft bei, da das Tuffgestein der Küste als Baumaterial verwendet wurde.

Die archäologischen Funde entlang dieser Küste belegen für die antike Bevölkerung direkte Handelsverbindungen sowohl mit der griechischen und westgriechischen Welt und mit der einheimischen Bevölkerung des Hinterlands als auch mit der illyrischen Bevölkerung an der gegenüberliegenden Küste.

Die freigelegten Bereiche des antiken Egnazia wurden als Freilichtmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den Kern der Siedlung bildet ein etwas erhöhtes Felsplateau, heute Akropolis genannt, das von zwei Buchten gerahmt wird. Hier ließen sich bereits in prähistorischer Zeit die ersten Menschen nieder, wobei die beiden Buchten als Ankerplätze dienten. Die auf der Akropolis gefundenen Siedlungsspuren belegen eine Besiedlung vom 13.-12. Jh. v. Chr. bis ins Mittelalter hinein. Die lateinischen Schriftquellen nennen die Stadt meist Egnatia, die griechischen Autoren dagegen eher Gnathia.
Das Straßennetz

Egnazia war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Sein Hafen lag an einem wichtigen Punkt der Mittelmeer-Seefahrt und war durch ein ausgedehntes Straßennetz mit fast allen wichtigen einheimischen und griechischen Orten Apuliens verbunden.

Die wichtigste dieser Straßen wurde in der Kaiserzeit zur Via Traiana oder Via Appia Traiana ausgebaut. Sie führte von Brindisi nach Benevent über Egnazia, Norba, Celia, Bitonto, Ruvo, Canosa und Herdonia. Diese Straße führte dabei über Stationen, die schon in prähistorischer Zeit oder von den späteren einheimischen Kulturen benutzt worden waren. Sie führt quer durch Egnazia und die Geschichte der Stadt war eng mit ihr den Jahrhunderten in Gebrauch blieb, als das römische Reich bereits zusammengebrochen war und die Städte allmählich verfielen.

Eine weitere wichtige Straße führte zum Beispiel an der Küste entlang nach Bari und von dort aus nach Butuntum, wo sie sich mit der Via Traiana vereinigte. Diese Straße hatte v. a. in der frühen Kaiserzeit eine große Bedeutung.

Hier der Verlauf einiger anderer Straßen, die sich in Egnazia trafen:

  • Egnazia – Ceglie Messapico – Oria
  • Egnazia – Monte Sannace – Altamura – Silvium – Serra di Vaglio
  • Egnazia – Fasano – Locorotondo – Martina Franca – Masseria Orimini – Masseria S. Teresa – Tarent

Forschungsgeschichte (kurzer Überblick)

Spätestens im 8. Jh. n. Chr. war die Stadt endgültig aufgegeben worden und zerfiel allmählich. Die Ruinen dienten als Steinbrüche oder versorgten die Kalköfen. Manche wurden auch umgebaut und als Hütten wieder verwendet. Im 14. Jh. n. Chr. wurde Egnazia in einigen Seekarten erwähnt (damaliger Name Ananzo) und seit dem 16. Jh. ist Egnazia unter verschiedenen Namen mit einem Turm auf der sog. Akropolis verzeichnet. seit dieser Zeit wurden auch immer wieder antike Ruinen in Egnazia durch Reisende, Chronisten und Historiker erwähnt.

Das 19. Jh. n. Chr. ist vor allem gekennzeichnet durch Raubgrabungen und erst 1912-13, begannen die ersten offiziellen Grabungen der Soprintendenza alle Antichità della Puglia, zunächst allerdings noch ohne wissenschaftliche Planung. Auch wurde leider fast nichts veröffentlicht. 1963 markiert den Beginn systematischer Grabungen und Forschungen.

Neben der traditionellen archäologischen Forschung wurden später zunehmend auch moderne technische und naturwissenschaftliche Methoden und Hilfsmittel verwendet. Einer der Forschungsschwerpunkte war beispielsweise die Erstellung eines archäologischen Plans des Gebiets von Egnazia.

(Fortsetzung folgt …)

Byzantinische Kirche Theotokos ton Chal­koprateia in Istanbul

Etwa in der gleichen Zeit wie die Studios-Basilka entstand der Überlieferung nach die Kirche Theotokos ton Chal­koprateia (Mutter Gottes in Chalkoprateia). Sie liegt nordwestlich der Hagia Sophia, keine 150 m von dieser entfernt und wurde auch vom gleichen Kle­rus unterhalten wie die Hagia Sophia. Sie war die wichtigste Kirche der Maria in Kon­stantinopel und besaß den Gürtel der Ma­ria als Reliquie.

Erhaltungszustand

Leider ist die Kirche nur sehr fragmenta­risch erhalten und die vorhandenen Reste auch noch größtenteils in anderen, zum Teil moder­nen Gebäuden verbaut. Erhalten sind größere Teile der Nord- und Südmauer sowie Teile der Ostwand mit einer breiten, freistehenden Apsis ohne Nebenräume. Die Apsis ist außen dreiseitig und innen halb­rund, wobei sich in jeder der drei Seiten ein großes Fenster be­findet. Vor der Apsis liegt wie in der Studios-Basilika eine kleine, kreuzförmige Krypta. Die Gesamtbreite der Kirche betrug 31 m. Damit ist sie die größte bisher bekannte Basilika der Haupt­stadt.

Sie ist zwar geräumiger als die Studios-Basilika, sonst aber, wie die erhaltenen Teile zeigen, mit dieser vergleichbar. Man kann die Kirche daher als dreischiffige Basilika rekonstruie­ren. Auch hier war der Kirche, wie wir aus der Überlieferung erfahren, ein Nar­thex und ein Atrium vorgelagert. Siehe hierzu auch den Grundriss: http://fr.wikipedia.org/wiki/Th%C3%A9otokos_des_Chalkoprat%C3%A9ia#mediaviewer/File:Theotokos_Chalkoprateia.svg.

Rekonstruktion

Südlich der Apsis führt ein 3,1 m breiter Torbogen in das Süd­schiff. Hier konnte man Anfang des 20. Jh. noch eine Kolonnade und eine Vorhalle vor diesem Eingang sehen. Am Ende des rechten, also südlichen Seitenschiffs führte eine Tür zu einer Treppe, die zur Hagia Sophia führte. Dabei verbindet ein monumentaler Seiteneingang das rechte Seitenschiff mit einer Kolonnade. Diese monumentale Seitentür wird auch in den „De Cere­moniis“ (10. Jh.) erwähnt: Nach der Zeremonie zum Fest Mariä Ver­kündigung verließ der Kaiser die Empore auf der nördlichen Seite über eine Holztreppe, ging am Synthronon vorbei und nahm dann den Ausgang bei der Vorhalle, wo er auf sein Pferd stieg.

In der Nordostecke der Kirche wurde die Ostwand durch den Bau ei­ner Straße zerstört, so dass man nur vermuten kann, dass sich auch hier ein Eingang befand. Die Tür in der Mitte der Nordwand führte vermutlich zu einer der Kapellen, die der Chalkopratien-Kirche angegliedert waren.

Durch die oben erwähnte Stelle in den „De Ceremoniis“ ist die Exi­stenz von Emporen gesichert. Wir wissen aber nicht, ob sie umlau­fend waren und wie die Zugänge gestaltet waren.

Zur Innenausstattung der Kirche gibt es nur wenige Hinweise. Es hat sich eine einzige Säulenbasis gefunden, die aber stark beschä­digt ist. Sie gehört vermutlich zum Obergeschoß und zeigt Spuren einer Schrankenanlage.

Der Kirche waren ein Narthex und ein Atrium vor­gelagert. Von beiden ist aber nichts mehr erhalten. Die nördliche Begrenzung des Atriums markiert ein oktogo­nales Gebäude, das in einer Linie mit der Nordwand der Kirche liegt. Welche Funktion dieses oktogonale Gebäude hatte, ist unklar? Der Bautypus könnte auf ein Bapti­sterium deuten. Außerdem könnte ein Pfeiler im Zentrum des Fundaments dazu gedient haben, eine schwere Last, wie z. B. ein Taufbecken, zu tragen, und in der Nähe wurde auch tatsächlich ein Taufbecken ge­funden (heute im Archäologischen Museum). Andererseits wurden Fresken aus dem 14. Jh. gefunden, die heute allerdings nicht mehr zu sehen sind. Sie zeigten Szenen aus der Kindheit Jesu und den Tod des Zacharias. In den Chroniken mit­telalterlicher Reisender werden Reliquien vom heiligen Zacharias und aus der Kindheit Jesu im Zusammenhang mit der Kapelle des Heiligen Jakobus genannt, die sich im Atrium der Chalkopratien-Kirche be­fand. Wenn es sich bei dem Oktogon um diese Kapelle handelt, wäre dies eines der wenigen gesicherten Martyria Konstanti­nopels.

Datierung

Die Chalkoprateia-Kirche entstand ungefähr gleichzeitig mit der Studios-Basilika. Als Gründer nennen die Quellen teilweise Theodosios II. (408-450), zum Teil auch seine Schwester Pulcheria, wobei nicht klar ist, ob sie die Kirche noch während der Regierungszeit ihres Bru­ders oder während ihrer Alleinherrschaft (450-453) gründete. An­dere Quellen nennen Verina, die Frau Leos I. (457-474) als Gründe­rin. Um diese verschiedenen Datierungsansätze zu verbinden, wurde vorgeschlagen, daß der Bau unter Pulcheria, noch gegen Ende der Regierungszeit ihres Bruders, d. h. vor 450 n. Chr., begonnen und, vielleicht ein Jahrzehnt später, von Verina been­det und geweiht wurde. Die Ähn­lichkeit mit der Studios-Basilika würde diese Datie­rung unterstüt­zen.

Literaturauswahl:

  • A. Kazhdan (Hrsg.), The Oxford Dictionary of Byzantium, Oxford University Press,‎ 1991, vol. 1, 407-408 ;
  • W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie Istanbuls, Tübingen, Deutsches Archäologisches Institut,‎ 1977, 76-78.

Das digitale Münzkabinett des Akademischen Kunstmuseums

In den letzten Jahren wurde die umfangreiche Münzsammlung des Akademischen Kunstmuseums, der Antikensammlung der Universität Bonn, digital erfasst und ist unter http://www.antikensammlung-muenzen.uni-bonn.de frei zugänglich. Von den etwa 1000 griechischen und ca. 4000 römischen Münzen können 3951 Stücke am Computer betrachtet werden. Dabei handelt es sich vor allem um Silber- und Bronzemünzen.

Neben Fotos von Vorder- und Rückseite findet der Besucher allgemeine Angaben wie Kurzbeschreibung, Münztyp, Material, Datierung, Prägeort, Maße, Gewicht usw. Außerdem informiert die Datenbank über alles Wissenswerte rund um die Geschichte der griechischen und römischen Münzherstellung – sortiert nach Regionen oder Epochen, aber auch durch einen Klick über jede Münze erreichbar. Wer sich näher mit dem Thema Geld und Münzen beschäftigen will, findet hier auch viele Literaturhinweise.

Rheinisches Landesmuseum in Bonn

Das Rheinische Landesmuseum in Bonn ist das wichtigste Museum zu Archäologie, Kunst und Kulturgeschichte im südlichen Teil von Nordrhein-Westfalen und zuständig für alle Funde dieser Region. In dieser Eigenschaft ist das Landesmuseum auch ein Ort der Forschung mit den verschiedensten Labors und einer Bibliothek. Wie üblich kann aber auch das Landesmuseum nur einen kleinen Teil seiner Bestände in der Ausstellung zeigen. Der weitaus größte Teil der Bestände ist in großen Depots im Museum selbst und in der Umgebung von Bonn untergebracht.

Das Museum zeigt die Entwicklung der Region von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ursprünglich war das Museum nach Epochen angeordnet: beginnend mit den Spuren der ersten Menschen bis in die neueste Zeit. 2003, als das Museum nach mehreren Jahren der Renovierung wieder eröffnet wurde, war die Sammlungen nach Themen neu geordnet worden.

Im Erdgeschoss befinden sich neben der Kasse auch ein Museumsshop und ein Restaurant. Wenn man das eigentliche Museum betreten hat, findet man gleich links eine Vitrine mit dem Fund des Monats. Auch wichtige Ausstellungen beginnen oft schon im Eingangsbereich.

Die Dauerausstellung selbst beginnt auf der ersten Etage mit der Steinzeit und dem Neandertaler. Zwischen 1997 und 2001 hatte es umfangreiche Ausgrabungen im Gebiet des Neandertals gegeben, wo das erste Neandertaler-Skelett 1856 gefunden wurde, und das Museum zeigt hier die Forschungsergebnisse. Anfang Juni eröffnete hier auch eine Abteilung über Kelten, unter anderem um den einzigartigen Funden aus dem Grab der keltischen Prinzessin von Waldalgesheim einen gebührenden Rahmen zu geben. 

Als nächstes bringt uns das Museum die Entwicklung Von Göttern zu Gott näher und zeigt die Geschichte Religion in unserer Region. Anfangs glaubten die Menschen, dass sich in Tieren, Pflanzen oder Wetterphänomenen übernatürliche Kräfte manifestierten. Später gaben sie diesen Kräften Gesichter“ und man stellte sich vor, dass diese Gottheiten wie die Menschen eine Familie, eine Geschichte usw. hatten. Diese Gottheiten hatten verschiedene Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche. Irgendwann begannen dann einige Menschen an einen allmächtigen Gott zu glauben. Alle diese verschiedenen Glaubensrichtungen zeigten sich in verschiedenen Formen von Tempeln, Statuen, Gemälden, etc. Die Ausstellung „Von Göttern zu Gott zeigt Altäre, Schreine, Spenden, Urnen, Sarkophage und andere Funde, die uns helfen können, die Religionen vergangener Zeiten nachzuvollziehen.

Ein weiterer Raum zeigt die geschäftlichen Beziehungen der Region im Laufe der Jahrhunderte. Wertvolle Gegenstände aus weit entfernten Gebieten fanden bereits in frühesten Zeiten ihren Weg in die Region Bonn. Als die Römer die nördlichen Regionen Europas eroberten, ermöglichten sie mit ihrem gut ausgebauten Straßennetz mehr Importe und Exporte. Ein weiterer „Motor“ für diese Import / Export-Geschäfte war aber auch der Rhein, der größtenteils schiffbar ist.

„Macht und Mächte“, der nächste Themenbereich, zeigt die verschiedenen Menschen und Völker, die im Laufe der Zeit  in dieser Region an der Macht waren, z. B. Römer und Franken. Zu sehen sind Symbole der Macht: Waffen und Rüstungen, Wappen etc. Auch Porträts und Kunst im Allgemeinen konnten als Symbole der Macht verwendet werden.

Ein weiterer Raum, „Urlandschaft“, zeigt die Veränderungen der rheinischen Landschaft im Laufe der Jahrhunderte. Diese Veränderungen konnten natürliche Ursachen haben, z. B. Vulkanausbrüche; die Landschaft wurde aber vor allem auch von Menschen geändert: mit verschiedenen Arten von Werkzeugen, durch den Bau von Bauernhöfen oder Städten.

Der letzte Raum widmet sich ganz allgemein der Entwicklung der menschlichen Kultur vom reinen „Überleben“ bis zur heutigen Konsumgesellschaft. Die verschiedenen Lebensstile unterscheiden sich gewaltig: z. B. in der Art der Ernährung und dem genutzten Wohnräumen. Dieser Themenbereich zeigt, was die Menschen von der Steinzeit bis heute zum „Überleben“ nutzten, wie sie lernten, Brunnen zu bauen, um an das lebensnotwendige Wasser zu kommen oder Metalle zu bearbeiten.

Das Museum gibt einen sehr guten Überblick über die Geschichte von Menschen und Landschaft im südlichen Nordrhein-Westfalen und ist immer einen Besuch wert.

Weitere Informationen:  http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de

Archäologisches Nationalmuseum von Venedig

Zu den Museen am Markusplatz gehört neben dem Palazzo Ducale, den Sale Monumentali delle Biblioteca Marciana und dem Museo Correr auch das Museo Archeologico. Der Eintritt von 16 € gilt für alle 4 Museen und dafür ist er sicher okay. Es ist aber leider nicht möglich, Eintrittskarten für einzelne Museen zu kaufen, falls man sich beispielsweise nur für die archäologische Sammlung interessiert. Auch führt der Weg zum archäologischen Museum in jedem Fall durch das Museo Correr, wo sich auch der Eingang zu diesen beiden Museen befindet.

Die Sammlung des Museo Archeologico beruht auf privaten Sammlungen venezianischer Familien seit dem 16. Jh. n. Chr., z. B. der Familie Grimani. Gezeigt werden Portraits römischer Kaiser und Privatpersonen, römische Kopien griechischer Kunstwerke, griechische Originale, römische Grabdenkmäler, Sarkophage usw. Ein Highlight für mich sind z. B. drei Skulpturen von Galliern aus dem sogenannten kleinen attalischen Weihgeschenk auf der Akropolis von Athen oder auch die sogenannten Thronreliefs, die Putti mit den Symbolen verschiedener Götter zeigen, wobei die Reliefs in Venedig den Thron von Saturn zeigen.

In den einzelnen Sälen liegen jeweils Infoblätter aus, die über die ausgestellten Stücke informiern. Ich würde mir allerdings wünschen, dass man auch einen Katalog zu dieser interessanten Sammlung kaufen könnte.

Link: http://www.polomuseale.venezia.beniculturali.it/index.php?it/138/informazioni

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