Die Verbindungen mit der griechischen Welt

Während die ionischen und tyrrhenische Küste durch die Griechen stark kolonisiert wurde, beschränkte sich die griechische Präsenz an der Adria-Küste auf Handelsposten (Emporia). In Apulien trafen die Griechen dabei auf Kulturen mit eigenen festen Strukturen und Siedlungen von städtischem Charakter, mit eigenen Bräuchen und einer eigenen Kultur, die sie durch frühere Kontakte mit Griechenland selbst oder mit dem Orient angenommen hatten.

Auch Egnazia war weder eine griechische Stadt noch wurde sie kolonisiert. Allerdings war die Stadt während der gesamten archaischen Periode griechischen Einflüssen gegenüber besonders offen. Trotzdem kamen in Egnazia bis heute nur wenige griechische Zeugnisse aus Zeit vor dem 4. Jh. zutage. Auch belegen die epigraphischen Zeugnisse bis zum 3. Jh. die messapische Sprache, die dann direkt in die lateinische wechselt. Es gibt dagegen keine Inschriften in griechischer Sprache. Allerdings gibt es Elemente griechischer Bräuche, Riten und Techniken, die der ganzen messapischen Kulturgemeinschaft gemeinsam sind, z. B.:

  • der Bestattungsritus mit ausgestrecktem Leichnam
  • Inschriften in messapischer Sprache benutzen das griechische Alphabet mit einigen Änderungen;
  • die Technik der Mauerkonstruktion ist griechisch

Die Periode vom 5. Bis 3. Jh. v. Chr. entspricht der größten Blüte der Stadt Egnazia. Es gibt reiche Hypogäen mit messapischen Inschriften und Fresken und auch die sog. Gnathia-Keramik fällt in diese Zeit. In diese Blütezeit fällt auch der Ausbau eines Straßennetzes, das die Stadt und ihren Hafen mit dem Hinterland und mit den anderen Siedlungen an der Küste verband.

In diesen Jahrhunderten der politischen Unruhen und der inneren Blüte der Stadt wurden die verschiedenen verstreuten Siedlungen im Stadtgebiet mit einem Mauerring umgeben, der das Leben in der Stadt sicherte. Aufgrund der Konstruktionstechnik der Anlage kann man die Mauer in das 4. Jh. v. Chr. datieren, die Zeit der kriegerischen Aktionen von Alexander d. Molosser. Im 3. Jh. v. Chr., d. h. in der Zeit der Kriege zwischen Rom und Pyrrhos sowie zwischen Rom und Hannibal, errichtete man eine zweite Wand parallel zu der ersten und in anderer Technik als die frühere.

Seit dem 4. Jh. breitete sich im gesamten Mittelmeergebiet die hellenistische Kultur aus und auch Egnazia übernahm z. B. Bautypen und städtische Anlagen, die zum größten Teil durch Rom vermittelt wurden.

(Fortsetzung folgt …)