Der römische Bestattungsritus (Teil 1)

Tod und Grab sind zentrale anthropologische Themen, die nicht kunsthistorisch fassbar bzw. erklärbar sind. Ein großer Teil der archäologischen Funde stammt aus Gräbern, z. B. Grabbeigaben (v. a. Vasen) und die Grabdenkmäler.

Bestattungsriten sind Handlungen eines klar definierten Teilnehmerkreises, die in einem bestimmten kurzen Zeitraum stattfinden. Die Toten sind keine Lebenden mehr, weilen aber unter den Lebenden. Ihre Andersartigkeit ist den Lebenden unheimlich und der Grabritus dient der Integration der Toten in die Welt der Lebenden bei gleichzeitiger Trennung der Lebenden von den Toten. Eine Bestattung ist ein sogenannter Übergangsritus (= „rite de passage“). Übergangsriten helfen den Menschen beim Wechsel von einem Lebensabschnitt zum anderen und schützen ihn vor Anfeindungen böse Mächte während dieses Wechsels; die wichtigsten Einschnitte im menschlichen Leben sind Geburt, Heirat und Tod.

Bestattungsriten dienen zum einen dazu, den Toten und alle, die mit dem Leichnam zu tun hatten, zu reinigen – nicht nur physisch, sondern auch auf psychischer und religiöser Ebene. Zum anderen wird dem Toten ein bestimmter Platz außerhalb der Welt der Lebenden zugewiesen. Teile der Riten dienen aber auch dazu, die Erinnerung an den Toten wachzuhalten.

Der römische Bestattungsritus gliedert sich in 4 Teile:

  • Vorbereitung des Leichnams im Haus
  • Der Leichnam wird zum Grab gebracht
  • Der Tote wird bestattet
  • das Leben mit den Toten

Zunächst wurde der Leichnam im Haus vorbereitet. Man gab ihm einen letzten Kuss, wusch und salbte ihn. Dann legte man legt ihm standesgemäße Kleidung an. Der Tote wird auf dem Totenbett aufgebahrt und man trauert unter großem Geschrei um ihnn. Es gibt sogar professionelle Klagefrauen, die man dazu holt. Eine solche Aufbahrung wird unter anderem auf einem Relief aus dem Hateriergrab dargestellt: http://viamus.uni-goettingen.de/vd/7273/Derivate/mjt,500×500.jpg

(Fortsetzung folgt …)

Römischer Tempel in Évora, Portugal

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Sicher haben Sie sich schon gefragt, welchen Tempel ich für meine Accounts gewählt habe. Es handelt sich um den sogenannten Diana-Tempel in Èvora in Portugal. Der römische Tempel steht im historischen Zentrum der Stadt Évora, das UNESCO Weltkulturerbe ist.

Literatur (Auswahl aus Wikipedia):

  • Hauschild, Theodor (1988), Untersuchungen am Romischen Tempel von Evora, Vorbericht, 1986-1987, Madrid, Spain
  • Silva, António Carlos (1994–1995), „A restauração do Templo Romano de Évora, A Cidade de Évora“, Boletim de Cultura da Câmara Municipal, II Série (1), Évora

Der Tempel wird zwar häufig Diana-Tempel genannt, aber er dürfte nichts mit der Göttin der Jagd zu tun haben. Vermutlich wurde der Tempel zu Ehren von Augustus im 1. Jh. n. Chr. errichtet. Möglich ist auch eine Widmung an Jupiter.

Der Tempel stand am Forum Èvoras, dem typischen politischen und religiösen Zentrum einer römischen Stadt. Römischer Tempel in Évora, Portugal. Er erhebt sich auf einem 15 m × 25 m großen und 3,5 m hohen Podium aus Granitblöcken, das an einer Seite über die ganze Breite eine Treppe besitzt. Der eigentliche Tempel besaß sechs Säulen an den Schmalseiten. Die Säulen im hinteren Bereich des Baus sind noch vorhanden – insgesamt vierzehn. Es sind korinthische Säulen, die teilweise sogar noch Architrav und Fries tragen.

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Der Tempel wurde während des 5. Jahrhunderts durch ins römische Reich eindringende „Barbaren“ zerstört. Da er aber im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Bauwerken wiederverwendet wurde, entging er dem Schicksal vieler antiker Bauten, als Steinbruch zu dienen. Nur so konnte er sich so gut bis heute erhalten.

Der Sarkophag von Agia Triada

Agia Triada (auch Hagia Triada genannt) liegt auf Kreta im Westen der Messara-Ebene. 1903 kam bei Ausgrabungen in einem ausgeraubten Grabbau eines der letzten Monumente mit freskenartiger Bemalung aus der späten minoischen Palastzeit (14. Jh. v. Chr.) zutage, der berühmte Sarkophag von Agia Triada – heute ein Highlight des Archäologischen Museums von Iraklio / Heraklion.

Der Sarkophag, dessen Deckel nicht erhalten ist, besteht aus Kalkstein. Er ist ca. 90 cm hoch x 137 cm lang und 45 cm breit und ist auf allen vier Seiten bemalt.

Auf einer der Langseiten liegt ein getöteter Stier auf einem Opfertisch. Zwei weitere Opfertiere liegen unter dem Tisch. Von links nähert sich eine Gruppe Frauen, die von einem Flötenspieler angeführt wird. Die Frau im Fellgewand ist vermutlich eine Priesterin. Sie bringt auf dem Alter ein unblutiges Opfer. Hinter dem Altar steht ein mit Doppeläxten geschmückter Holzpfeiler. Daneben scheint ein Gebäude angedeutet zu sein, hinter dem man eine Palme erkennt.

Auf der rechts anschließenden Schmalseite ziehen zwei Greifen einen Wagen mit einem Götterpaar. Die Götter sollen wohl dem Opfer beiwohnen.

Auf der zweiten Langseite sind zwei Gruppen dargestellt. Links wieder eine Priesterin in einem Fellgewand und eine weitere Frau sowie ein Lyra-Spieler. Rechts tragen drei Männer zwei Kälber und ein Schiff zu einer einem Gebäude, vor der eine unbewegte Gestalt steht. Man nimmt an, dass es sich hier um den Verstorbenen handelt.

Auf der zweiten Schmalseite wird ein Gespann mit zwei Frauen von einer Ziege oder einem Steinbock gezogen. Auch hier handelt es sich vermutlich um Götter, da Ziegen normalerweise nicht als Zugtiere dienten. Der Wagen nähert sich dem Toten. Darüber sieht man eine Prozession.

Die Darstellungen verbinden also Götterkult und Totenkult auf einem Bild: zu Ehren des Verstorbenen wird ein Fest zu Ehren der Götter veranstaltet.

Barbarathermen, Trier

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Während die Kaiserthermen mit ihren weithin sichtbaren Ruinen den meisten Besuchern Triers bekannt sind, versteckt sich zur Mosel hin eine weitere römische Thermenanlage. Diese Barbarathermen – eine der größten Thermenanlagen des römischen Reichs – sind nach 15 Jahren Restaurierungsarbeiten seit 2015 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Literatur:

  • H. Cüppers: Die Barbarathermen. In: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe, (Hamburg 2002) S. 616–620.
  • S. Faust: Barbarathermen. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. (Trier 2008) (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 35) S. 40f.
  • T. Fontaine: Die Barbarathermen. In: H.-P. Kuhnen (Hrsg.): Das römische Trier (Stuttgart 2001) S. 102–113 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 40).
  • K.-P. Goethert: Die Barbarathermen. In: Römerbauten in Trier. Führungsheft 20, Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz (Regensburg 2003) S. 76–105.
  • G. Stanzl / M. Dodt: Die Barbarathermen in Trier. Ein neues Projekt der Bauforschung – Restaurierung und Präsentation. In: Die Denkmalpflege. Band 63, Nr. 1 (Berlin 2005) S. 39–54.
  • W. Weber: Trier, Barbarathermen. Hrsg.: Verwaltung der staatlichen Schlösser Rheinland-Pfalz. Nr. 6, (Mainz 1976)

Um die riesige Thermenanlage zu errichten, mussten 2 Häuserblöcke und eine Straße weichen Sie waren Teil des kaiserlichen Bauprogramms, mit dem Trier im 2. Jh. unter mehreren Kaisern eine repräsentative Ausstattung erhielt. Die Maße von 172 x 240 m machten die Thermen bei Ihrer Errichtung sogar zu den zweitgrößten des Imperium Romanum. Nur die Trajansthermen in Rom übertrafen sie noch.

Der Aufbau der Thermen weist einige Besonderheiten auf, die sich auch bei nordafrikanischen Thermen finden: Wasserbecken zu beiden Seiten des Kaltbades, vorspringende Seitensäle beim Warmbad sowie ein Schwimmbecken, das aus der Nordfront herausragt. Bemerkenswert sind außerdem beheizbare Schwimmbecken, die sich in den Räumen zu Seiten des Warmbades befanden. Diese wurden zwar auch in privaten Badeanlagen der nördlichen Provinzen gefunden, für öffentliche Thermen sind sie allerdings ungewöhnlich.

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Nördlich und südlich des eigentlichen Thermengebäudes befanden sich große Höfe, Palästren, die für sportliche Aktivitäten zur Verfügung standen. Nach dem Umkleiden begann der Badegast seinen Besuch im Heißbadesaal (Caldarium). Dafür durchquerte er Kaltbad (Frigidarium) und Warmbad (Tepidarium). Der Rückweg zum Umkleideraum führte dann wieder über Tepidarium und Frigidarium. Daneben gab es in den Thermen andere „Wellness“-Annehmlichkeiten, wie Massage, Schwitzbäder usw.

Große Fenster sorgten für Tageslicht und die Säle waren reich mit geschmückt. Unter der Skulpturenausstattung in Trier finden wir auch Kopien bekannter griechischer Werke, z. B. die sogenannte Amazone vom Typ Mattei.

Laut den Funden wurde die Thermenanlage bis ins frühe 5. Jh. n. Chr. genutzt, als die Anlage offenbar im Zuge der Germaneneinfälle zerstört wurde. Im Laufe der Jahrhunderte dienten die Ruinen wie üblich als Steinbruch und einige Einbauten lassen sich möglicherweise als Kirche deuten.

Den ursprünglichen Namen der Thermen kennen wir nicht. Ihren heutigen Namen erhielt von der Pfarrkirche St. Barbara, die jedoch nicht mehr besteht.

Heute führt ein Steg quer durch die Anlage und der Besucher erfährt an 9 Infotafeln das wichtigste über die Thermen und das römische Badewesen.

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Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann (Ausstellung in Trier 14. Mai bis 16. Oktober 2016) (Teil 2)

Das Landesmuseum zeigt Nero als Politiker, Bauherrn und Künstler in seinem Verhältnis zu Senat und Volk von Rom sowie sein Verhältnis zu seiner Mutter, seinen Frauen und seinen Beratern. Ein Highlight ist die Präsentation der Domus Aurea, dem Palast Neros. Weiterer Schwerpunkt ist der Brand von 64 n. Chr.

Das Museum am Dom widmet sich dem Verhältnis Neros zu den Christen. Nach dem Brand von 64 n. Chr., der große Teile der Stadt Rom zerstörte, öffnete Nero zwar den obdachlos gewordenen Bürgern Teile seiner Gebäude und er senkte den Getreidepreis. Auch sorgte er dafür, dass die neu errichteten Häuser besser gegen Brände gesichert waren. Als er jedoch begann, auf dem Boden großer zerstörter Bereiche seinen monumentalen Palast zu errichten, kam das Gerücht auf, er selbst sei für das Feuer verantwortlich. Ein Sündenbock musste her und Nero fand ihn in einer jüdischen Sekte, den Christen, deren Anhänger sich im Geheimen trafen und denen man merkwürdige Riten nachsagte. Zudem weigerten sie sich, dem Kaiser zu huldigen.

Das Verhältnis zwischen der Religion der Christen und den anderen Kulten und Religionen im römischen Reich wird in diesem Teil der Ausstellung beleuchtet. Dieser Aspekt reiht sich ein in die ohnehin in diesem Museum dargestellte wechselvolle Geschichte des Christentums zwischen Toleranz und Verfolgung – bis das Christentum schließlich Staatsreligion im römischen Reich wurde und alle anderen antiken Kulte an den Rand drängte.

Die Christenverfolgung und Neros Wahnsinn in den letzten Regierungsjahren prägt bis heute das Bild dieses Kaisers. Anhand von Darstellungen vom Mittelalter bis in die Neuzeit – hier vor allem auch Neros Rezeption in Filmen – zeigt das Stadtmuseum Simeonstift welches Bild sich die Nachwelt von Nero gemacht hat.

Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann (Ausstellung in Trier 14. Mai bis 16. Oktober 2016) (Teil 1)

Insgesamt 3 Museen in Trier widmen sich dieses Jahr dem römischen Kaiser Nero (54 – 68 n. Chr.). Einen Überblick über sein Leben in all seinen Facetten als „Kaiser, Künstler und Tyrann“ zeigt das Rheinische Landesmuseum. Das Museum am Dom widmet sich dagegen dem Verhältnis „Nero und die Christen“ und das Trierer Stadtmuseum im Simeonstift schließlich zeigt in „Lust und Verbrechen. Der Mythos Nero“ wie die Nachwelt Nero darstellte – in Kunst und Literatur und schließlich im Film.

Unser heutiges Bild von Nero wird vor allem geprägt durch seine letzten Regierungsjahre. Schon in der Antike sah man ihn oft als Tyrannen. Aber seine ersten Regierungsjahre verliefen durchaus positiv.

Er wurde im Jahr 37 n. Chr. als Sohn von Gnaeus Domitius Ahenobarbus und Iulia Agrippina, Lucius Domitius Ahenobarbus geboren. Seine Mutter, eine Schwester des Kaisers Caligula, heiratete später ihren Onkel, Kaiser Claudius, und sorgte dafür, dass ihr Sohn von Claudius adoptiert wurde. Er nannte sich jetzt Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus. Agrippina tat alles, um ihrem Sohn die Thronfolge zu sichern. Beim Tod des Claudius (vergiftet von Agrippina?) wurde Nero von der Prätorianergarde zum Kaiser ausgerufen. Britannicus, der etwas jüngere leiblichen Sohn des Claudius, wurde dabei übergangen.

Der Senat akzeptierte diese Wahl und in den ersten Regierungsjahren ließ Nero dem Senat wohl viele Freiheiten. Beim Volk zeigte er sich als gerechter Richter und er senkte die Steuern. Vor allem aber liebte ihn das Volk für seine Theaterstücke, Gladiatorenkämpfe und anderen Veranstaltungen.

Zwar soll er schon 55 n. Chr. seinen Stiefbruder Britannicus umgebracht haben, aber erst mit der Ermordung seiner Mutter 59 n. Chr. kam es offenbar zu einer extremen Wende in Neros Verhältnis zur Macht und seine bisherigen Berater verloren zunehmend an Einfluss. Nero kümmerte sich mehr und mehr um seine künstlerischen Ambitionen, was ihn in den Augen der römischen Aristokratie schließlich als Kaiser eines Weltreichs untragbar machte. Auch das einfache Volk, das lange hinter Nero gestanden hatte, wandte sich spätestens nach dem Brand von 64 n. Chr. von ihrem Liebling ab. Sondersteuern zur Sanierung der Staatskasse, ungerechte juristische Entscheidungen sowie eine Hungersnot durch Getreideknappheit brachten die Bürger gegen Nero auf. Gleichzeitig hatte die Vernachlässigung der Außenpolitik zur Folge, dass das Heer Nero nicht mehr unterstützte.

Im Jahre 68 n. Chr. schließlich war das Maß voll. Nachdem nach und nach die Statthalter der Provinzen von Nero abfielen und sich in Rom selbst die Prätorianer gegen ihn wandten, wurde er vom Senat zum Staatsfeind erklärt. Der letzte der julisch-claudischen Dynastie in der Nachfolge von Caesar und Augustus sah sich zum Selbstmord gezwungen.

 

(Fortsetzung folgt …)

Römerbrücke in Trier

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Die heutige Römerbrücke in Trier ruht auf den Originalpfeilern einer Brücke aus dem 2. Jh. n. Chr. und belegt das technische Können römischer Architekten.

Diese Brücke war bereits die dritte Brücke, die die Römer an diesem Moselabschnitt errichteten. Bereits ca. 16/17 v. Chr. entstand nach den gefundenen Hölzern die erste Brücke über die Mosel – vermutlich verbunden mit der ersten römischen Siedlung an der Stelle der Stadt Trier. Die genaue Lage ist nicht bekannt. Vermutlich lag sie etwas flussabwärts. Die genannten Holzfunde stammen aus ihrer Zweitverwendung in der zweiten Brücke.

Man vermutet, dass die erste Brücke als Pfahljochbrücke gebaut wurde. Dazu wurden Pfeiler schräg in das Flussbett gerammt und mit Balken verbunden. Diese Querbalken wiederum wurden mit Holzbalken verbunden, die die Straße bildeten. Zur Brechung der Strömung standen weitere Pfeiler noch schräger von der Brück ab. Eine solche Pfahljochbrücke ist allerdings ziemlich niedrig und muss den Schiffsverkehr behindert haben. Eventuell war ein Teil der Brücke als Zugbrücke konstruiert, um diesen Nachteil wettzumachen.

Unter Vespasian wurde diese Brücke um 71 n. Chr. durch eine Steinbrücke ersetzt. Die Steinpfeiler ruhten auf einem Balkenrost, der in das Flussbett gerammt wurde. Reste der Balken und ihrer Eisenschuhe kann man im Landesmuseum sehen. Die Steinpfeiler liefen wie bei der späteren, noch heute erhaltenen Brücke, gegen die Strömung spitz zu, allerdings schloss die Rückseite gerade ab. Über den Pfeilern erhob sich das sogenannte Sprengwerk, eine Holzkonstruktion, die die eigentliche Holzfahrbahn trug. Diese war einschließlich der Bürgersteigen vermutlich ca. 8 m breit.

Um 144 n. Chr. ersetzte man diese Brücke durch eine breitere Brücke – wieder etwas weiter flussaufwärts –, deren Pfeiler diesmal direkt auf dem Flussbett auflagen. Diesmal schloss die Rückseite der Pfeiler halbrund ab. Auch bei dieser Brücke ruhte die Fahrbahn auf einer Holzkonstruktion. Die Fahrbahn war jetzt ca. 11 m breit. Fünf der sieben ursprünglichen Pfeiler stehen heute noch. Man sieht auf deutlich die Konsolen, die die Holzkonstruktion auf den Pfeilern stützten.

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Erst im Mittelalter tauschte man die Holzkonstruktion gegen eine Steinwölbung. Ende des 17. Jh. n. Chr. wurde die Brücke von französischen Truppen zerstört. Beim Wiederaufbau 1716–1718 errichtete man auch das Kreuz und die Statue des Heiligen Nikolaus. Der heutige Zustand stammt aus dem Jahr 1931, als die Brücke verbreitert wurde.

Literatur

  • H. Cüppers: Die Trierer Römerbrücken, von Zabern, Mainz 1969, (Trierer Grabungen und Forschungen 5)
  • H. Cüppers: Trier – die Römerbrücke. in: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, S. 608–614
  • H. Cüppers: Die Römerbrücken. In: H.-P. Kuhnen (Hrsg.): Das römische Trier. Theiss, Stuttgart 2001, S. 158–165 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 40)
  • S. Faust: Römerbrücke. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. Trier 2008 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 35) S. 60 f.
  • M. Neyses/ E. Hollstein in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Trier – Augustusstadt der Treverer. 2. Auflage, Mainz 1984, S. 180–182
  • A. Neyses, Ein Wiederherstellungsversuch der um 150 n. Chr. erbauten Moselbrücke in Trier, Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54, 2007, S. 471 – 495 (https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/jahrb-rgzm/article/view/18547)
  • Wikipedia

 

Die athenischen Feste zu Ehren des Dionysos (Teil 4)

Am ersten eigentlichen Festtag gab es eine große Prozession, an der alle Teilnehmer der Agone (= Wettkämpfe) und auch Frauen teilnahmen. Es war eine sehr farbenfrohe Prozession: die attischen Bürger trugen weiße Kleidung, die Metöken (= dauerhaft in Athen lebende Fremde ohne Bürgerrecht) scharlachrote Kleidung und die Choregen (Bürger, die finanziell und organisatorisch für die Chöre verantwortlich waren) trugen sehr prunkvolle Gewänder. Die Prozession endete vor dem Tempel des Dionysos Eleuthereus. Nachdem man dem Gott Schlachttiere und anderes geopfert hatte, ging man ins Theater.

Am Vormittag dieses Tages wurden außerdem verdiente Bürger geehrt und die Jugendlichen in die Gesellschaft eingeführt. Nachmittags wetteiferten Dithyrambenchöre miteinander (je ein Männer- und ein Knabenchor aus jeder Phyle (= Verwaltungsbezirk Athens und seines Umlands)). Ein Dithyrambos war das eigentliche Festlied des Dionysos und bestand aus einem Wechselgesang zwischen Chor und Vorsänger. Ein Chor aus 50 Teilnehmern sang und tanzte dabei zu Flötenmusik. Möglicherweise endete der Tag mit einem Umzug zu Ehren des Dionysos (Komos).

Am zweiten Festtag standen fünf Komödien auf dem Programm und danach folgten drei Tage mit je einer Tetralogie bestehend aus 3 Tragödien und 1 Satyrspiel. Die Theaterwettkämpfe (Agone) begannen bei Tagesanbruch. Vor Beginn einer Tetralogie gab es ein Opfer und man bestimmte auch di Richter, die die Stücke bewerten sollten. Die Reihenfolge der Konkurrenten wurde bei allen Wettbewerben durch das Los bestimmt.

Die Tragödien bestanden ursprünglich aus einem Chor und einem Schauspieler, der die verschiedenen Rollen mit Hilfe von unterschiedlichen Masken verkörperte. Später waren es zwei Schauspieler und noch später drei Schauspieler. Anfangs ehrte man nur die Dichter, später auch die Schauspieler. Die Siegerlisten der Dionysien und auch der Lenäen sind uns in Inschriften überliefert.

Am Abend des fünften Festtages gingen die Dionysien mit der Verkündung der Sieger im tragischen Wettkampf formal zu Ende, es fand jedoch noch eine abschließende Volksversammlung statt.

Die Entwicklung des Theaters – Tragödien, Komödien usw. sowie auch die Theaterbauten – hat ihren Ursprung in den Festen zu Ehren des Dionysos. Und die meisten im 5. Jh. v. Chr. entstandenen Dramen hatten ihre Uraufführung bei den städtischen Dionysien.

 

 

Die athenischen Feste zu Ehren des Dionysos (Teil 3)

Im März/April fand das wohl bekannteste Athener Dionysosfest statt, die sogenannten städtischen Dionysien, in deren Verlauf sich die besten Tragödien- und Komödiendichter in Wettkämpfen maßen.

Ursprünglich war dieses dem Dionysos Eleutheros gewidmete Fest wohl den ländlichen Dionysien ähnlich. Erst unter Peisistratos gewann das Fest an überregionaler Bedeutung. Es stand allen Griechen offen und wurde zur Selbstdarstellung Athens genutzt.

Das eigentliche Fest dauerte 5 Tage. Zusammen mit zwei vorbereitenden Tagen und einer Volksversammlung nach den Wettkämpfen ergeben sich folgende 8 Tage:

1. Tag:        Proagon
2. Tag:        Einholen des Götterbildes
3. Tag:        erster Festtag: Prozession, Festopfer, Dithyramben
4. Tag:        zweiter Festtag: Komödien-Wettkampf
5.- 7. Tag:   dritter bis fünfter Festtag: Tragödien-Wettkämpfe
8. Tag:        Volksversammlung im Theater

Der Proagon diente der Vorstellung der Vorstellung der Dichter und der Stücke. Am Tag danach holte man Dionysos symbolisch von Eleutherai nach Athen – in Erinnerung an das mythische Geschehen. Dazu brachte man das Kultbild des Dionysos aus seinem Tempel hinter dem Theater zu einem kleinen Tempel außerhalb der Stadtmauern im Kerameikos gebracht. Nach einem Opfer brachte man die Statue nach Einbruch der Nacht wieder zu seinem Heiligtum beim Theater.

 
(Fortsetzung folgt …)

 

 

Die athenischen Feste zu Ehren des Dionysos (Teil 2)

Die dreitägigen Lenaia im Januar/Februar waren dem Dionysos Lenaios gewidmet. Der Beiname könnte sich auf die Weinkelter beziehen (griech. „lenos“) oder auf die Mänaden, die Begleiterinnen des Dionysos, die auch „lenai“ genannt wurden.

Darstellungen der Lenaia auf griechischen Vasen zeigen sowohl Szenen mit Mänaden als auch das Mischen von Wein. Welche Riten genau zu Ehren des Gottes ausgeführt wurden, ist nicht bekannt. Die Darstellungen zeigen aber zum Beispiel Frauen, die Flöte spielend ekstatisch um eine mit einer Maske geschmückte Säule herumtanzen.

Ursprünglich fand dieses Fest in Athen im Lenaion statt, dessen genauer Ort nicht bekannt ist. Vermutlich verlegte man das Fest ab Mitte des 5. Jh. v. Chr. ins Dionysostheater am Südhang der Akropolis. Ab dieser Zeit wurden im Rahmen der Lenaia auch Theaterstücke aufgeführt: zunächst nur fünf Komödien, später kamen zwei Tragödien dazu. Man geht davon aus, dass das Publikum hier  vermutlich auf die lokale Bevölkerung beschränkt war.

Die ländlichen oder kleinen Dionysien im Dezember / Januar waren ein Fruchtbarkeitsfest, das möglicherweise erst im Lauf der Zeit dem Dionysos gewidmet worden war. Im Zentrum des Festes stand eine Prozession von Phalloi. Nach dieser Prozession gab es Wettbewerbe für Tanz und Gesang sowie für Dithyramben (Chorlieder). An einigen Orten gab es auch hier wieder Theateraufführungen. Dabei handelte es sich möglicherweise um Stücke, die im Jahr davor bei den städtischen Dionysien uraufgeführt worden waren.

(Fortsetzung folgt …)

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