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Die inzwischen bis Anfang Januar 2017 verlängerte Ausstellung über die Etrusker in der Münchner Antikensammlung präsentiert zum ersten Mal die hervorragende Sammlung etruskischer Kunst, die dieses Museum zu bieten hat, als Gesamtschau. Viele Stücke sind aus Büchern oder als Leihgaben in anderen Ausstellungen bekannt. Aber auch nie gezeigte Stücke verließen das Magazin für diese Ausstellung.

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen:
F. Knauß − J. Gebauer (Hrsg.), Die Etrusker. Von Villanova bis Rom (Nünnerich-Asmus Verlag, Mainz 2015)

Das Kernland der etruskischen Stadtstaaten wird von den Flüssen Arno und Tiber begrenzt, erstreckte sich also auf Gebiete der heutigen italienischen Regionen Toscana und Lazio. Die etruskischen Städte weiteten ihren Herrschaftsbereich jedoch bis in die Po-Ebene im Norden und Kampanien im Süden aus.

Die Frage nach der Herkunft der Etrusker und ihrer Sprache bestimmt bis heute viele wissenschaftliche Abhandlungen. Sprachliche Ähnlichkeiten mit Inschriften auf der griechischen Insel Lemnos könnten die Annahme stützen, dass die Etrusker nach Italien eingewandert sind. Archäologisch kann man jedoch eine kontinuierliche Entwicklung von Kunst und Kultur feststellen. Vermutlich entstand die etruskische Kultur aus einer Mischung von in Italien ansässigen Kulturen und Einflüssen von Einwanderern verschiedener Herkunft.

Die einheimische Basis bildet die sogenannte Villanova-Kultur, benannt nach dem Villanova di Castenaso bei Bologna, die sich im 9. und 8. Jh. v. Chr. „über die südliche Poebene, die Toskana, Latium und Teile Kampaniens“[1] ausbreitete. Nach und nach verbanden sich einzelne Siedlungen zu Städten, die durch den Handel mit Eisenerz und anderen in dieser Gegend vorkommenden Metallen zu Reichtum kamen. Dies lockte auch Einwanderer an, darunter auch Handwerker, die ihr Können an die Einheimischen weitergaben. Ab dem späten 8. Jh. v. Chr. wurde das Leben in den Städten zunehmend von einer wohlhabenden Schicht von Ladbesitzern bestimmt. Sie bildeten in den folgenden Jahrhunderten die Aristokratie der etruskischen Gesellschaft. Monumentale Hügelgräber mit wertvollen Grabbeigaben wie Importe aus dem Orient und Goldschmuck zeigen Wohlstand und Macht der Elite.

Um 700 v. Chr. übernahmen die Etrusker das griechische Alphabet und auch in anderen Bereichen zeigen sich nun griechisch-orientalische Einflüsse, z. B. in den Tischsitten. Die etruskische Kultur beeinflusste nach und nach auch andere italische Stämme und erreichte ihren Höhepunkt im 6. Jh. v. Chr. Ab dem Ende des sechsten Jahrhunderts sorgten politische und wirtschaftliche Ereignisse dafür, dass der etruskische Einfluss zunehmend schwand. Vor allem Rom, das im 6. Jh. v. Chr. noch von etruskischen Königen regiert wurde, weitete seinen Machtbereich immer weiter aus und vereinnahmte nach und nach die italische Halbinsel. Am Ende geht die etruskische Kultur in der römischen auf und die Sprache der Etrusker wird durch die lateinische ersetzt.

Die Ausstellung in München legt den Schwerpunkt auf das künstlerische Erbe der Etrusker und zeigt wie sich ihre Kunst im Laufe der Jahrhunderte unter den unterschiedlichsten Einflüssen verändert hat. Im nächsten Teil des Artikels soll ein Überblick über die präsentierten Stücke gegeben werden.
[1] F. Knauß − J. Gebauer (Hrsg.), Die Etrusker. Von Villanova bis Rom (Nünnerich-Asmus Verlag, Mainz 2015) S. 15

(Fortsetzung folgt …)