Kategorie: Türkei

Hagia Sophia, Istanbul (Teil 3)

Der Innenraum der Hagia Sophia wird von einer riesigen Kuppel beherrscht, die frei zu schweben scheint. Die erste Kuppel war zu flach, sodass die Kuppel 552 und noch einmal 558 n. Chr. durch den zu hohen Seitenschub einstürzte. Wenige Jahre später erhob sich dann eine neue höhere Kuppel über der Kirche. Trotzdem handelt es sich um eine sehr fragile Konstruktion, die vor allem aufgrund der in der Region häufigen Erdbeben immer in Gefahr ist einzustürzen. Sowohl Haupt- als auch Nebenkuppeln waren im Laufe der Jahrhunderte davon betroffen.

Die Hauptkuppel wird von vier starken Pfeilern gestützt, zwischen denen sich Gurtbögen erheben. Die Funktion als Stützpfeiler wird jedoch geschickt verschleiert. Im Norden und Süden sind die Gurtbögen mit Schildbögen geschlossen. Im Osten und Westen öffnen sich mit Halbkuppeln überwölbte Exedren. Über den Stützpfeilern leiten Pendentifs (dreieckige, nach außen gewölbte Eckzwickel) vom quadratischen Grundriss des Hauptraums zu einer Rippenkuppel über.

Von der ursprünglichen Mosaikausstattung ist nicht mehr viel erhalten. Überwiegend handelte es sich wohl um vegetabile und geometrische Muster. Die erhaltenen figürlichen Mosaiken stammen aus späteren Jahrhunderten. Sie zeigen beispielsweise Christus als Weltenherrscher oder in einer Deesis-Darstellung zwischen Maria und Johannes, Maria mit dem Kind – unter anderem in der Apsis sowie zwischen dem Stadtgründer Konstantin und Justinian – sowie verschiedene Kaiser.

 

Literaturauswahl:

  • Rowland J. Mainstone: Hagia Sophia. Architecture, structure and liturgy of Justinian’s great church. London 1988.
  • Natalia B. Teteriatnikov: Mosaics of Hagia Sophia, Istanbul. The Fossati restoration and the work of the Byzantine Institute. Washington DC 1998.
  • W. Eugene Kleinbauer, Anthony White, Henry Matthews: Hagia Sophia. London 2004.
  • Joseph D. Alchermes: Art and Architecture in the Age of Justinian. In: Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Justinian. Cambridge 2005, S. 343–375, speziell S. 361 ff.
  • Nadine Schibille: Hagia Sophia and the Byzantine Aesthetic Experience. Farnham 2014.

Hagia Sophia, Istanbul (Teil 2)

Die heutige Hagia Sophia wurde von Kaiser Justinian in Auftrag gegeben.

Im Westen war ein Atrium vorgelagert. Da das Gelände hier stark abfällt, waren hohe Substruktionen notwendig. Das Atrium war auf allen Seiten von Säulenhallen umgeben, wobei die östliche gleichzeitig als äußere Vorhalle (Exonarthex) zum Haupteingang diente. Ein weiterer Narthex leitete zur eigentlichen Kirche über.

Der Innenraum der Hagia Sophia ist prinzipiell dreischiffig mit Emporen über den Seitenschiffen. Der Zugang zu den Emporen erfolgt außerhalb der Kirche über Treppen in den Ecken im Norden, Osten und Westen. Eine weitere befand sich eventuell auch im Süden. Die Kirche war außerdem von weiteren Höfen umgeben und an allen Seiten befanden sich Eingänge. Die Apsis ist freistehend und außen polygonal ummantelt. An der Innenwand der Apsis gibt es eine stufenförmige halbrunde Priesterbank (Synthronon).

Die Seitenschiffe sind jeweils durch sechs Pfeiler in drei Bereich geteilt. Vom Hauptschiff sind diese Pfeiler allerdings nicht als solche erkennbar. Die Seitenschiffe waren außerdem mit Schrankenplatten unterteilt.

Von der originalen Innenausstattung ist nichts mehr vorhanden. Antike Quellenberichten von einem goldenen Tisch mit goldenen Säulen und einer goldenen Basis mit Edelsteinen. Darüber erhob sich ein Ziborium (Altaraufbau) aus Silber. Eine CAD-Rekonstruktion der Gerda-Henkel-Stiftung gibt das mögliche Aussehen des Innenraums wieder.

 

(Fortsetzung folgt …)

Hagia Sophia, Istanbul (Teil 1)

Die Hagia Sophia ist eines der bekanntesten Bauwerke Istanbuls und zieht täglich Tausende von Besuchern an. Der heutige Bau entstand im 6 Jh. n. Chr., aber bereits im 4. Jh.  entstand die erste Kirche – vermutlich 326 n. Chr. unter Kaiser Konstantin – an dieser Stelle.

Am 9. Juni 404 brach ein Feuer aus und zerstörte diese Kirche, die nur die große Kirche genannt wurde. Unter Theodosius II. wurde ein Nachfolgebau geweiht. Unklar ist dabei, ob es sich um eine Restaurierung oder einen kompletten Neubau handelte.

Nach der schriftlichen Überlieferung und den archäologischen Befunden handelte es sich um eine Basilika mit 2 oder 4 Seitenschiffen, Emporien und einem Holzdach. Die Hauptfassade lag im Westen aber es gab einen weiteren Eingang im Osten. In der Mitte der Kirche stand ein Thron für den Bischof.

Bereits 405 n. Chr. waren Reliquien des Propheten Samuel in die Kirche überführt worden. Die Kirche hatte jetzt eine mehr als 66 m lange Prunkfassade. Aufgrund des stark abfallenden Geländes war aber offenbar davor kein Atrium möglich. Insgesamt war die Kirche kleiner als jene, die im 6. Jh. unter Justinian errichtet wurde.

Auch dieser Bau fiel den Flammen zum Opfer. Er brannte während der Regierung Justinians im Verlauf des sogenannten Nika-Aufstands am 15. Januar 532 nieder. Anschließend ließ Justinian die Kirche in der heutigen Form neu errichten.

 

(Fortsetzung folgt …)

Das Theater von Priene (Teil 6)

Das eigentliche Skenengebäude hinter dem Proskenion ist rechteckig und in drei etwa gleichgroße Kammern unterteilt. Diese haben jeweils eine Tür zum Proskenion hin. Die Abstände der Türen untereinander und von den Ecken des Gebäudes sind unterschiedlich. Die Vorderwand ist glatt und hat abwechselnd Schichten von hohen Orthostaten und durchbindenden Flachschichten. Die 60 bis 65 cm dicken doppelschaligen Mauern sind mit Steinbrocken und Lehm gefüllt. Zusätzlich geben Binderquader der Mauer Stabilität.

An den Seitenwänden und an der Hinterwand befinden sich in der fünften Schicht schießschartenartige Fenster. Im übrigen ist das Skenengebäude bis zur Balkenlage des Untergeschosses im wesentlichen vollständig und teilweise sogar noch höher erhalten. Auf der Nordwand liegen sogar noch vereinzelte Steine des Obergeschosses zwischen den Proskenionbalken.

Die Kammern werden durch Querwände getrennt, die heute größtenteils durch die Mörtelmauern römischer Zeit verdeckt sind, und waren untereinander nicht verbunden. Zwischen der westlichen und mittleren Kammer bilden zwei Querwände einen 77 cm breiten Korridor. Die Reste lassen hier auf eine steinerne Treppe schließen, die zum 2,635 hohen Obergeschoss führte. Die Verlängerung dieser Treppe nach Norden bildet ein Schacht, dessen Boden etwas nach außen geneigt ist. Der Verschlußstein in der untersten Randschicht hat einen schmalen Schlitz am unteren Rand für den Wasserabfluß.

Zur spätrömischen Umgestaltung des Bühnenhauses gehört auch die 83 bis 91 cm starke Mauer, die die Kammern in einen schmalen Vorder- und einen tiefen Hinterraum teilt. Außerdem gab man diesen Räumen Tonnengewölbe, wodurch sie niedriger wurden. Von der römischen Skene frons sind Teile vom Sockel bis zu 1 m Höhe erhalten. Diese Wand hat eine 2,72 m breite Mittelöffnung zwischen zwei doppelt vorgekröpften Pfeilervorlagen und zwei halbkreisförmigen Nischen mit ursprünglich 1,5 m Durchmesser. Nur an der Westseite ist ein Teil der Seitentür erhalten. Ursprünglich waren die Mörtelwände verputzt. Der einzige äußere Zugang zum Innenraum des römischen Gebäudes ist eine Tür an der Westseite über der hellenistischen Treppe. Diese Tür liegt östlich der hellenistischen Tür.

Ebenfalls in die römische Zeit gehören verschiedene kleine Nebenanlagen, die mit dem Theater eigentlich nichts zu tun haben, z. B. ein großer Wasserbehälter an der westlichen Parodosmauer.

In der östlichen Parodos befindet sich noch eine Kapelle aus byzantinischer Zeit.

Das Theater von Priene lässt trotz einiger Umbauten späterer Zeit immer noch sehr gut die Struktur eines hellenistischen Theaters erkennen. 6500 Personen fanden hier Platz und es gibt Hinweise darauf, dass imTheater auch Bürgerversammlungen stattfanden.

Das Theater von Priene (Teil 5)

Südlich der Orchestra befindet sich das Bühnengebäude. Diesem ist eine Säulenhalle vorgelagert, das sogenannte Proskenium. Die fünfzehn Stützen des Proskenions sind zwar teilweise beschädigt, stehen aber noch aufrecht an ihrem ursprünglichen Platz. An den Ecken befinden sich rechteckige ca. 42 x 61 cm dicke Pfeiler, die sich nach oben verjüngen. Die übrigen Stützen setzen sich zusammen aus Pfeilern und vorgesetzten dorischen Halbsäulen. Die Interkolumnien, der Raum zwischen den Stützen, sind etwa 1,87 m breit und die Proskenionhalle ist 2,75 m tief. Die Kapitelle der Eckpfeiler haben die Form dorischer Antenkapitelle, während die Pfeiler der mittleren Stützen ohne Kapitelle zum Architrav führen. Die Halbsäulen haben gesondert gearbeitete dorische Kapitelle.

Das auf den Säulen aufliegende Gebälk besteht aus dem Architrav, einem Triglyophenfries und dem Gesims. Der Triglyphenfries wird von einem 5 cm hohen Profil bekrönt. Auf ein Frontjoch kommen jedesmal vier Metopen und auf die seitlichen fünf mit einer sechsten über dem Eckpfeiler. Das Gesims ist 11,8 cm hoch.

Das Proskenion springt im Westen vor die Seitenwand des Skenengebäudes um 1,29 m vor. Daran schließt sich im Süden eine 1,3 m breite massive Treppe zum Dach des Proskenions an. Sie hat kein Fundament. Die erste Stufe beginnt an der Flucht der Südwand und liegt auf dem 23 cm höheren Gelände. Erhalten sind sechs Stufen und ein Rest der siebenten und die Abarbeitungen an der Westwand des Skenengebäudes lassen vier weitere erkennen. Insgesamt ist die Treppe 3,275 m lang und das sich anschließende Podest hat eine Länge von 2,535 m. Die Wände bestehen aus unterschiedlich großen Bossenquadern im Westen bzw. Bruchsteinmauerwerk ohne Fugenschluß im Norden. An der östlichen Schmalseite des Skenengebäudes greift das Prospenion um etwa 1,20 m nach Süden vor.

In den Durchgängen zwischen Proskenion und Zuschauerraum befinden sich Reste von einfachen Torbauten aus zwei noch heute in situ stehenden Pfeilern und einem nicht erhaltenen Sturz. Die Tore verjüngten sich nach oben und sowohl das Proskeniongesims als auch das Profil der Parodosmauern sind hinter den anschließenden Pfeilern abgeschlagen worden, an deren Außenseiten sich Angellöcher befinden. Es gibt keine durchgehende Schwelle, aber eine Treppe von drei Stufen. Sie ist allerdings ein späterer Zusatz, da sie aus Werkstücken vom Skenengebäude besteht.

Vor dem Proskenion sind die Reste von einigen Weihgeschenken und Statuen zu sehen, z. B. zwei Rundbasen in symmetrischer Anordnung vor dem zweiten und zehnten Joch von Westen her gesehen erhalten. Die Fußspuren zeigen, daß die Figuren lebensgroß waren und einen Fuß leicht vorgesetzt hatten. Von den übrigen Weihgeschenken sind nur noch die unterschiedlich großen Fundamente erhalten.

In den Interkolumnien finden sich Spuren von Verschlußvorrichtungen für Flügeltüren und festinstallierte Bilder sowie von einer vollständigen Vergitterung in den Seitenjochen. Zusätzlich finden sich außer bei den Türen in den Interkolumnien Reste von dünnen Mörtelwänden, mit denen sie in römischer Zeit verschlossen wurden. Im westlichen Joch ist ein 45 cm hoher Rest einer solchen Mauer mit Bemalung erhalten. Diese zeigt eine Flügeltür in einer dunklen Wandfläche. Auch Triglyphengebälk und Säulen zeigen Spuren von Bemalung. Die roten Säulen stammen aus späterer Zeit, wie die Verbindung zu den Mörtelwänden zeigt. Damals wurden alle Säulen, Kapitelle und die Unterflächen des Architravs scharlachrot bemalt.

 

(Fortsetzung folgt …)

Das Theater von Priene (Teil 4)

Der Umgang der Orchestra besteht aus unregelmäßigen Marmorplatten und diente gleichzeitig als Wasserabfluß. Der Umgang hat zur Orchestra hin ein leichtes Gefälle und an seinem inneren Rand befindet sich eine flache Rinne, die an den Enden des Umgangs von Platten überdeckt wird. Dort geht sie auch in breitere Kanäle über, die dann unter dem Proskenion hindurch zum Rand des Skenengebäudes liefen. Auf der östlichen Brückenplatte steht noch heute die Rundbasis einer Bronzefigur, deren Standspuren auf eine etwa lebensgroße Figur mit ausgreifenden Schritt hinweisen. Am westlichen Ende des Umgangs befindet sich der rechteckige Sockel einer Wasseruhr.

Der Umgang wird von der knapp 30 cm hohen Schwelle des Zuschauerraums begrenzt. Auf der Oberfläche der Stufe ist durch eine Ritzlinie der Grundkreis der Konstruktion angegeben, der von der Vorderwand des Skenengebäudes tangiert wird. Auf der Linie ist auch die Bauachse des Zuschauerraums durch einen kurzen Querstrich markiert.

Vom Zuschauerraum selbst wurden nur etwa acht bis neun Sitzreihen freigelegt, da der obere Teil jetzt größtenteils zerstört ist. Der Zuschauerraum wird durch sechs Treppen in fünf etwa gleichbreite Keile geteilt. Die Treppen sind zum großen Teil erhalten und beginnen, abgesehen von kleinen Ungenauigkeiten, am Grundkreis. Auf eine Sitzreihe kommen dabei zwei Stufen. Die äußeren Treppen liegen parallel zu den sogenannten Parodosmauern und versuchen durch Verengung bzw. Erweiterung deren Abweichungen auszugleichen.

Die Sitzbänke des Zuschauerraums sind aus Platten und Quadern zusammengesetzt und haben eine Sitzhöhe von 39 bis 40 cm. Von den Sitzplatten sind nur noch vier Stück erhalten. In den drei westlichen Keilen tritt teilweise der gewachsene Fels hervor, der hier für die Aufnahme der Sitzstufen abgearbeitet war. Sonst brauchte man Hinterfüllungen aus Erde und Steinbrocken.

In der Höhe der fünften Sitzreihe befindet sich in der Mitte des Theaters eine 3,7 m lange einheitliche Bank aus fünf ungleich langen Werkstücken als Prohedriebank, die sich von der normalen Bankform durch die obere Platte unterscheidet. Die Sitzhöhe beträgt 39 cm und die Lehne bestand aus vier Platten, von denen zwei heute in der östlichen Parodos stehen. Sie sind höher und steiler als die Lehnen der unteren Prohedrie.

Der untere Rang wird durch eine Brüstung nach oben hin abgeschlossen. Dahinter befand sich ein Diazoma, ein Rundgang, der die Sitzreihen in Ränge unterteilte. Der Zuschauerraum weist außerdem im unteren Teil ein System von tiefen rechteckigen Löchern aus, die in konzentrischen Bahnen von 3 m Breite angeordnet sind. Möglicherweise dienten diese Löcher für die Stützen eines Zeltdaches.

Die Sitzreihen sind durch dicke Stützmauern, die sogenannten Parodosmauern, abgeschlossen. Sie enden jeweils zur Orchestra hin in einem kräftigen Pfeiler, auf dem später Statuen aufgestellt wurden. Die ca. 20 m lange Parodosmauer selbst besteht aus Quadern und an der Stelle, an der später der Pfeiler des Parodostores aufgestellt wurde, ist das Profil der Deckplatte grob weggeschlagen.

Ost- und Westumfassungsmauern des Zuschauerraums konvergieren nach Norden hin. Sie sind 2 m dick und bestehen aus sechs Quaderschichten. Etwa in der Mitte der Ostwand wurden die Reste eines Treppenzugangs zum Sitzraum gefunden. Die Treppe ist 1,57 m breit und verschiebt den nördlichen Teil der Ostmauer ebenso weit nach innen. Vier Stufen der 1,57 m breiten Treppe sind noch erhalten. Die Treppe führt zu einem ungefähr radial auf die zweite Treppe von Osten gerichteten Zugang, der sich nach innen verengt. Im Westen sind die Mauerteile ebenfalls versetzt.

Oberhalb des Theaters liegt die Stützmauer eines hellenistischen Bauwerks. Westlich schließt daran eine weitere Mauer an. Die Stützmauer springt in den Zuschauerraum vor. In späterer Zeit scheint eine Längsstraße durch den Zuschauerraum geführt worden zu sein, da man Reste einer späten Mörtelschicht und einen kleinen Wasserkanal fand.

 

(Fortsetzung folgt …)

Das Theater von Priene (Teil 3)

Das Theater besteht zunächst einmal aus einer hufeisenförmigen Orchestra, dem Tanzplatz, aus festgestampfter Erde. Er ist zum Proskenium (fassadenartiger Vorbau vor der Bühne) offen und hat einen Durchmesser von 14,58 m. Damit das Regenwasser zum Rand hin abfließen konnte, ist der Boden ist in der Mitte etwas erhöht. Der Tanzplatz wird von einer Schwelle aus unterschiedlich großen Platten eingefasst. Ursprünglich war diese Schwelle 29,5 cm hoch, wurde jedoch beim späteren Einbau von Ehrensitzen teilweise abgearbeitet. Diese Prohedrie besteht aus einem Dionysosaltar in der Mitte sowie aus Prohedriebänken und fünf in unregelmäßigen Abständen aufgestellten Thronsesseln. Die fünf Ehrensessel bestehen aus einem massiven Unterbau mit eingearbeiteten Sockel und Fußschemel sowie einer Sitzplatte mit Rücklehne. Die Seitenflächen unter den in Voluten endenden Armlehnen sowie der Fußhocker zeigen flache vegetabile Reliefs. Sie sind nicht auf der Schwelle verdübelt.

Die ungleich langen Prohedriebänke sind in situ erhalten, aber an den Enden beschädigt und vielfach gesprungen. Sie sind mit Dübeln auf der Schwelle befestigt und haben eine Sitzhöhe von 38 cm. Die Lehnen verjüngen sich nach oben und sind 52,8 cm hoch.

Der von einem gewissen Pythotimos gestiftete Altar liegt nicht genau in der Achse des Theaters, sondern 5,25 cm östlich der Achse des Zuschauerraums und 8,25 cm westlich der Achse durch das Proskenion. Die Basis des Altars ist ungefähr 1,4 x 1,8 m groß. Die gefundenen Teile des Altars wurden wieder aufgebaut. Über dem Sockel erhob sich der 60 cm hohe Körper des Altars, der sich nach oben hin verjüngt. Von ihm ist nur die kleinere westliche Hälfte mit dem Rest der Weihinschrift vorhanden. Vollständig erhalten ist dagegen die Deckplatte mit einem sorgfältig gearbeiteten ionischen Gesims. Darüber befand sich noch eine 26 cm hohe Attika, von der die westliche Schmalseite erhalten ist.

 

(Fortsetzung folgt …)

Das Theater von Priene (Teil 2)

Die Bedeutung des Theaters von Priene liegt vor allem im ungewöhnlich guten Erhaltungszustand seines Bühnengebäudes (Skene). Außerdem ist es das früheste erhaltene Theater hellenistischer Zeit und damit Basis jeder Beschäftigung mit der allgemeinen Entwicklung und der Gestalt hellenistischer Theatergebäude. Der Bauforscher und Archäologie Armin von Gerkan hat sich in seiner intensiv mit dem Theater von Priene beschäftigt und veröffentlichte 1921 seine Ergebnisse (A. v. Gerkan, Das Theater von Priene als Einzelanlage und in seiner Bedeutung für das hellenistische Bühnenwesen (München, Leipzig 1921)). Neben einer sorgfältigen Beschreibung enthält die Publikation die Rekonstruktion und Datierung der einzelnen Bauphasen.

Am Nordrand der Stadt gelegen, lehnt sich das Theater an den Fuß des Akropolisberges. Im Westen wird es von der Steilstraße begrenzt, die von der Mitte des Marktes heraufführt, und im Süden von der Längsstraße, die heute als Theaterstraße bezeichnet wird. Es erstreckt sich über eineinhalb Insulae in östlicher Richtung, wobei sowohl die westliche Umfassungsmauer des Zuschauerraumes als auch das Skenengebäude etwas in die jeweils angrenzende Straße vorspringen. Die ursprüngliche Gestaltung der Umgebung des Theaters ist unklar, da diese Bereiche später überbaut wurden.

Der westliche Teil des Zuschauerraums liegt direkt auf dem teilweise abgearbeiteten Felsen des Steilhangs auf. Für die gesamte östliche Hälfte des Theaters war es dagegen notwendig gewesen, das starke Gefälle des Geländes nach Südosten hin durch eine Aufschüttung auszugleichen. Der Zuschauerraum öffnet sich nach Süden hin zur Orchestra und zum Skenengebäude. Auf den drei übrigen Seiten ist er von Mauern umgeben, die gleichzeitig als Stützmauern für die Anfüllung dienen.

Die Reste aus der hellenistischen Bauphase bestehen fast ausschließlich aus zwei Arten Marmor aus der Umgebung, die sich durch ihre Farbe und ihre Wetterfestigkeit unterscheiden. Trotzdem wurden die beiden Marmorsorten durcheinander benutzt. Es handelte sich um doppelschalige Mauern, deren Zwischenräume mit Steinbrocken und Lehm verfüllt waren. Aus der römischen Periode stammen die erhaltenen Mörtelmauern, die mit wiederverwendeten Marmorquadern verkleidet wurden. Für Gewölbe verwendete man Ziegelmauerwerk und für die Architekturteile Marmor. In byzantinischer Zeit benutzte man einfach verschiedene Materialien aus älteren Phasen, wobei kaum mit Mörtel gearbeitet wurde.

 

(Fortsetzung folgt …)

Das Theater von Priene (Teil 1)

In Karien im Westen Kleinasiens, in der heutigen Türkei, liegt an der Mündungsbucht des Mäander die antike Stadt Priene. Während von der archaischen Stadt weder Gründungszeit noch Lage bekannt sind, wurde die um 350 v.Chr. gegründete neue Stadt gefunden und in umfassenden Grabungen erforscht. Unweit des heutigen Dorfes Güllübahçe gelegen, befindet sie sich auf einer Felsterrasse am Südhang des Mykale-Gebirges. Die dazugehörige Akropolis liegt auf dem 370 m hohen Felsmassiv darüber.

Zur Zeit ihrer Gründung konnte die Stadt noch mit dem Schiff vom Meer her auf dem Mäander erreicht werden. Durch die allmähliche Verlandung des Flusses aber und die dadurch bedingte wachsende Entfernung zum Meer, verlor Priene immer mehr an Bedeutung.

Die Ausgrabungen in Priene begannen 1895 unter der Leitung von Karl Humann. Nach seinem Tod übernahm  Theodor Wiegand die Leitung bis 1898 und einige Jahre später erschien eine Publikation zu den Grabungsergebnissen, die einen Überblick über alle Bauten der Stadt bietet. Es folgten weitere Veröffentlichungen anderer Forscher, die sich mit der genaueren Erforschung einzelner Denkmäler befassten.

Die Stadt ist nach hippodamischen Regeln angelegt. In ostwestlicher Richtung wird sie von sechs großen Straßen durchzogen, die von nordsüdlich verlaufenden Steilstraßen, teilweise Treppenstraßen rechtwinklig geschnitten werden. Die auf diese Weise gebildeten regelmäßigen Blöcke (sog. Insulae) boten in der Regel vier Häusern Platz, wobei man auch öffentliche Gebäude soweit wie möglich auf eine Insula-Größe beschränkte. Den Mittelpunkt dieser Anlage bildete der Markt und nordwestlich davon liegt das Heiligtum der Athena auf einer erhöhten Terrasse. Noch weiter im Norden befindet sich das Theater, ein bedeutendes Beispiel hellenistischer Theaterarchitektur, auf das ich in den nächsten Abschnitten näher eingehen möchte.

 

Literaturauswahl:

  • T. Wiegand/ H. Schrader, Priene. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1895–1898. Reimer, Berlin 1904.
  • A. von Gerkan, Das Theater von Priene als Einzelanlage und in seiner Bedeutung für das hellenistische Bühnenwesen. Verlag für Prakt. Kunstwiss., München, Leipzig 1921.
  • F. Rumscheid: Priene. Führer durch das „Pompeji Kleinasiens“. Ege Yayınları, Istanbul 1998.

 

(Fortsetzung folgt …)

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