2022 ist es wieder so weit. Trier präsentiert über drei Museen verteilt eine große Landesausstellung. Nach so erfolgreichen Ausstellungen über die römischen Kaiser Konstantin und Nero widmet sich die neue Ausstellung dem Thema „Der Untergang des Römischen Reiches“.

Doch was genau führte zum Untergang dieses straff organisierten Reiches, das zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung nicht nur die Länder rund um das Mittelmeer umfasste, sondern weit in den Norden und bis nach Britannien reichte? Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass es nicht nur die eine Ursache dafür gab.

Die Hauptausstellung im Rheinischen Landesmuseum geht auf 1000 m² Ausstellungsfläche den Entwicklungen im römischen Reich ab dem Ende des 3. Jahrhunderts auf den Grund, die schließlich im 5. Jahrhundert das Ende der weströmischen Kaiser besiegelten.

Es waren zahlreiche Faktoren, die das ihre zum Zerfall des mächtigen Reiches beitrugen. Innerrömische Machtkämpfe durch Kaiser und Gegenkaiser, deren Macht zunehmend vom Heer abhing, der zunehmende Einfluss „barbarischer“ Völker, die als Söldner und Heerführer auf den verschiedenen Seiten kämpften, die wachsende Konkurrenz zwischen weströmischen und oströmischen Kaisern, die sogenannte Völkerwanderung … Und als 410 n. Chr. Rom in die Hände des Goten Alarich fiel, saß der Schock tief. Zwar war Rom schon lange nicht mehr Hauptstadt des römischen Reiches, galt aber als „Caput Mundi“ immer noch als sein Herz.

476 n. Chr., das Jahr in dem der weströmische Kaiser Romulus Augustulus von seinem germanischen Heerführer Odoaker abgesetzt wurde, wird oft als Ende des weströmischen Reiches angesehen. Das Imperium Romanum lebte allerdings im oströmischen Konstantinopel noch lange weiter und sah den weströmischen Teil als Teil dieses Reiches an. Die neuen Herrscher im Westen behielten die spätantiken römischen Traditionen zu einem großen Teil bei. Auch der kaiserliche Verwaltungsapparat lebte weiter. Erst im 6. Jh. besiegelte der oströmische Kaiser Justinian das Ende Westroms. Er löste nach der Rückeroberung den kaiserlichen Hof dort endgültig auf und machte Westrom zu einer normalen Provinz seines Reiches.

Im Museum am Dom wird unter dem Motto „Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu“ die Entwicklung des Christentums von den Anfängen bis ins 7. Jahrhundert am Beispiel lokaler Traditionen beleuchtet. Schon früh sind Christen in Trier nachweisbar und der Wandel von einer verfolgten Minderheit zur Staatsreligion, die nun ihrerseits alle anderen Religionen unterdrückte, lässt sich hier gut nachvollziehen.

Vor allem die Gräberfelder mit ihren Grabinschriften vermitteln hierzu wichtige Informationen. Diese Gräber befanden sich ursprünglich, wie bei den Römern üblich, vor den Toren der Stadt. Darunter auch die Grabstätten der Bischöfe Paulinus, Maximin und Agritius, die später heiliggesprochen wurden. Um sich ihrer Fürbitte bei Gott zu versichern, ließen sich die frühen Christen möglichst in der Nähe dieser Bischöfe bestatten. Über den daraus entstandenen Gräberfeldern errichtete man später zunächst große Hallen (Cömeterialbauten), die schließlich in Kirchen umgewandelt wurden. So hat man allein unter St. Maximin 1000 Sarkophage gefunden.

Anhand der zahlreichen Grabinschriften und Grabbeigaben gewinnt der Besucher einen guten Einblick in die Gesellschaftsstruktur des spätantiken Trier. Zu den Highlights dieses Ausstellungsteils gehören beispielsweise Reste prachtvoller Gewändern der christlichen Oberschicht des 4. und 5. Jahrhunderts.

Das Stadtmuseum im Simeonstift schließlich nimmt sich der Rezeptionsgeschichte des Untergangs des Römischen Reiches an. Der Ausstellungsteil „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“ zeigt, wie das Imperium Romanum und sein Untergang im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu interpretiert und künstlerisch verarbeitet wurden.

Ob der Untergang Roms positiv oder negativ gesehen wurde, spiegelte dabei immer auch aktuelle Weltbilder wider. Für die Kirchenväter konnte der Niedergang des Römischen Imperium ein Zeichen des Sieges des „einen Gottes“ über die vielen römischen Gottheiten sein. Der Nationalismus des 19. Jahrhunderts wiederum bezog sich auf Helden wie Arminius oder Vercingetorix, die als Verteidiger ihres Landes gegen die römischen Unterdrücker verehrt wurden. Ob bei Asterix oder in Monumentalfilmen – der künstlerische Nachklang des Römischen Reiches ist bis heute allgegenwärtig.

 

Weitere Informationen unter:
https://untergang-rom-ausstellung.de

Kataloge zur Ausstellung: