Kategorie: Spanien Seite 1 von 2

Buchvorstellung: Sabine Panzram / Dominik Kloss, Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Spanien

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2022)

Im neuesten Reiseführer der Reihe „Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten“ entführen uns Sabine Panzram und Dominik Kloss nach Spanien. Die beiden Altertumswissenschaftler nehmen uns mit auf eine Rundreise durch das beliebte Urlaubsland und stellen uns ihre Auswahl an wichtigen archäologischen Stätten vor. Und Spanien hat kulturell wirklich viel zu bieten. Zeugnisse von Iberern und Keltiberern, von Phöniziern und Puniern, von Griechen und Römern finden sich ebenso wie sehenswerte Bauten der Westgoten oder aus der maurisch-arabischen Zeit.

In der Einführung geben die Autoren einen Überblick über die Geschichte Spaniens von der Bronzezeit bis zur Eroberung durch die arabischen Umayyaden im 8. Jh. n. Chr. Auch gehen sie auf die geographischen und klimatischen Bedingungen der verschiedenen Regionen ein. Einerseits machten reiche Bodenschätze (Kupfer, Zinn, Silber, Gold, Eisen usw.) die iberische Halbinsel für viele Völker attraktiv. Andererseits eigneten sich einige Landstriche besonders gut für die landwirtschaftliche Nutzung. So gedeihen hier optimal Oliven, Wein und Getreide. Zur Orientierung sind dieser Einführung zwei Karten vorgeschaltet. Eine des römischen Hispanien und eine des heutigen Spanien.

Im folgenden Kapitel starten wir unsere Rundreise durch Spanien in Katalonien. Genauer gesagt in Ampurias, nur etwa 35 Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Die Reise führt uns durch die verschiedenen Regionen Spaniens, einschließlich eines Ausflugs nach Mallorca, und endet schließlich in Andalusien. Zu den Orten, die es in diesen handlichen Reiseführer geschafft haben, gibt es Hintergrundinformationen über Geschichte und Forschungsgeschichte und die Autoren gehen ausführlich auf das ein, was den Ort besonders macht.

In manchen Orten sind es trotz ihrer einstigen Bedeutung nur wenige sichtbare Reste in versteckten Ecken, wie z. B. in Barcelona, die in den Orten heute noch besichtigt werden können. Daneben gibt es aber auch die großen archäologischen Zonen oder Parks in Zaragoza, Mérida, Itálica in der Nähe von Sevilla oder Baelo Claudia bei Bolonia an der Südspitze der iberischen Halbinsel. Auch begegnen wir natürlich der berühmten Dame von Elche und stehen staunend vor dem imposanten römischen Aquädukt von Segovia. Wichtig für Besucher sind die Informationen zu Museen und archäologischen Stätten, die jeweils am Seitenrand angegeben sind. Ein Glossar und ein Literaturverzeichnis schließen das informative und kurzweilige Buch ab.

Natürlich kann die Beschränkung auf 50 Stätten nur eine kleine subjektive Auswahl unter den hunderten präsentieren, die einen Besuch wert sind. Aber das Buch zeigt nicht nur, dass Spanien in jedem Fall viel mehr zu bieten hat als Sonne und Strand und es macht Lust darauf, mehr über die Geschichte Spaniens und die vielen archäologischen Hinterlassenschaften zu erfahren. Und vielleicht gibt es irgendwann einen zweiten Band.

Sabine Panzram, Dominik Kloss
Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Spanien
176 Seiten, 108 Abbildungen, 2 Karten
geb. € 20,00 (D) / € 20,60 (A)
ISBN: 978-3-96176-180-7

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Aquädukt von Segovia

Noch heute beeindruckt uns die Baukunst der Römer. Dazu gehören auch die Wasserleitungen, die sich viele Kilometer durch die Landschaft zogen, um römische Städte mit Trinkwasser zu versorgen.

Ein Beispiel ist der Aquädukt, der das Stadtbild der spanischen Stadt Segovia prägt und die Stadt noch bis 1974 mit Quellwasser aus den gut 15 Kilometer entfernten Bergen der Sierra de Fuenfría versorgte.

Der Aquädukt beginnt am Fluss Acebeda. Das dort angelegte kleine Stauwehr funktioniert bis heute. Die Wasserleitung verläuft bis kurz vor Segovia unterirdisch und nutzt das natürliche Gefälle des Geländes. Der Kanal war am Anfang der Strecke noch 51 x 56 cm groß und wurde im Hauptteil auf 30x 30 cm reduziert. Die Sauberkeit des Wassers gewährleisteten mehrere Becken, in denen sich der Schmutz absetzen konnte.

Kurz vor der Stadt wurde die Wasserleitung dann oberirdisch weitergeführt. Dieser insgesamt 728 Meter lange oberirdische Kanal ist zunächst niedrig und offen. Nach und nach treten zwischen den Kanal und das darunterliegende Gefälle erst eine Mauer, dann eine eingeschossige Arkade und zuletzt eine zweigeschossige Bogenstellung, die sich hoch über der ‚Plaza del Azoguejo‘ erhebt. Dort erreicht der Aquädukt eine Höhe von etwa 28 Metern.

Die Pfeiler bestehen aus einer Mauerschale, die mit Opus Caementitium gefüllt ist, dem römischen Beton. Der Sockel oberhalb der drei höchsten Bögen trug vermutlich eine Inschrift zu Ehren des Erbauers. Und in der Mitte darüber sind Nischen, in denen heute Statuen der Muttergottes und des heiligen Sebastian stehen.

Fertiggestellt wurde dieses Aquädukt 98 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.). Der Bau begann aber vermutlich schon unter Kaiser Domitian (81 – 96 n. Chr.). Im Jahr 1072 wurde das Aquädukt zum Teil beschädigt, zur Zeit der sogenannten Katholischen Könige Isabella I. von Kastilien (1451–1504) und König Ferdinand II. von Aragón (1452–1516) jedoch durch das Einfügen von 36 gotischen Spitzbögen wieder repariert. Seit 1985 ist er zusammen mit der Altstadt von Segovia UNESCO-Welterbes und ist vermutlich eines der besterhaltenen Zeugnisse römischer Architektur auf der iberischen Halbinsel.

Die römische Nekropole von Carmona (Spanien)

Carmona, gut 40 Kilometer nordöstlich von Sevilla gelegen, wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Auch die Römer nutzten die strategisch gute Lage auf dem Höhenzug Alcores am Fluss Guadalquivir und machten aus dem karthagischen Ort Kar-Hammon einen der blühendsten Handelsplätze Spaniens. Reste des römischen Ortes Carmo sind auch heute noch im Stadtbild sichtbar: neben dem Sevilla-Tor, dem Amphitheater, Reste der Wasserleitung und einer Brücke vor allem die 1881 entdeckte Nekropole an der Straße nach Sevilla in der Nähe des Amphitheaters.

Bei den gefundenen Gräbern handelt es sich vor allem um in den Felsen gehauene Grabkammern, die über einige Stufen zugänglich waren. Die Gräber stammen vermutlich aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr., als die Brandbestattung noch die häufigste Bestattungsform der Römer war. Die Urnen wurden in Nischen abgestellt, die an allen Seiten der Kammer in die Wand geschlagen waren. Für Opfergaben im Rahmen des Totenkults gab es unter den Nischen in der Regel eine Bank.

Zwei Grabanlagen in Carmona stechen jedoch aus den üblichen heraus: das Elefantengrab und das Servilia-Grab.

Die Tumba del Elefante, benannt nach einer dort gefundenen Sandsteinfigur eines Elefanten, besitzt zusätzlich zur eigentlichen Grabkammer noch weitere Räume. Eine Küche, eine Zisterne und ein Speiseraum weisen darauf hin, dass man in dieser Grabanlage offenbar regelmäßig zu Gedenkmählern zu Ehren der Toten zusammenkam. Weichen diese Räume schon von der normalen Grabausstattung ab, so gilt die in Besonderem für einen Altarraum, der dem Kult von Kybele und Attis diente. Weitere Funde in dieser Nekropole legen nahe, dass der Gott Attis, der jedes Jahr starb und wieder auferstand, in Carmona besonders verehrt wurde.

Das Grab der Servilia (siehe Foto oben) hebt sich dagegen vor allem durch seine enormen Ausmaße von den anderen Gräbern ab. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein Hof, das von Säulenhallen umgeben ist. Von diesen Umgängen gelangt man auf zwei Ebenen in verschiedene Räume, deren Wände bemalt sind. An der nördlichen Stirnseite des Hofes befindet sich die eigentliche Grabkammer. Ein Gang führt zunächst zur überkuppelten Hauptkammer. Im Zentrum der Kuppel lässt eine runde Öffnung Licht in die Kammer. Dahinter gibt es eine weitere Kammer mit einem Sarkophag.

Heute kann man diese Funde in einem archäologischen Park besichtigen, zu dem auch ein kleines Museum gehört.

Literatur:

  • M. Sales y Ferré: Estudios arqueologicos y historicos. Madrid 1887.
  • Antonio Caballos Rufino: Carmona Romana. 2. Auflage, 2 Bände, Ayuntamiento de Carmona/Universidad de Sevilla, Carmona 2012

Itálica (Teil 6)

Zur Erweiterung unter Kaiser Hadrian gehörte auch ein Tempel, den Hadrian für seinen Vorgänger Trajan errichten ließ. Das sogenannte Traianeum erhebt sich auf einem Podium von ca. 100 x 80 Metern Größe. Das Heiligtum besteht aus einem von Portiken (Säulenhallen) umgebenen Platz und dem eigentlichen Kultbau. Allein der Kultbau misst 29 x 47 Meter. Er erhob sich auf einem weiteren Podium und war ein Ringhallentempel (Peripteros). Vor der Freitreppe des Podiums befand sich der Altar. Von diesem Tempel ist leider nur wenig erhalten.

Die Reste der großen öffentlichen Thermen sind dagegen wesentlich besser erhalten und die Struktur der Anlage ist noch gut zu erkennen. Die Thermen erstrecken sich auf etwa 32.000 Quadratmetern und umfassten neben den üblichen Baderäumen (Umkleideraum, Kaltbad, Warmbad und Heißbad) auch ein Schwimmbecken, eine Sauna und eine Bibliothek. Dazu kamen verschiedene Wirtschaftsräume.

Weitere kleinere Thermen gab es in der Altstadt Italicas (heute Calle Trajano), die sich außerhalb des archäologischen Parks befindet. Diese Thermen wurden wohl unter Trajan errichtet, da sie sich in einem Bereich befinden, in dem Trajan einige öffentliche Gebäude bauen ließ. In den sichtbaren Resten, die aber nur einen Teil der ursprünglichen Anlage umfassen, kann man zwei Caldarien (Heißräume), ein Tepidarium (Warmbad) und ein Frigidarium (Kaltbad) erkennen.

Ebenfalls außerhalb des archäologischen Parks am Ortsrand von Santiponce haben sich die Reste des römischen Theaters erhalten. Hier führte man Tragödien, Komödien oder Pantomimen auf. Das Theater ist das älteste bekannte öffentliche Gebäude Italicas. Es entstand um die Zeitenwende bzw. eventuell etwas früher und wurde bis ins 5. Jh. n. Chr. benutzt. Dabei wurde es im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und zuletzt auch nicht mehr als Theater verwendet. Das Theater hatte eine Kapazität von 3000 Zuschauern und folgte dem üblichen Aufbau römischer Theater: Zuschauerraum, Orchestra, Bühne und Bühnenfassade. An der Rückseite der Fassade schloss ein von Portiken umgebener Hof an. Hier wurde wohl unter Hadrian ein kleiner Kultbau für Isis errichtet.

Das Museo Municipal Fernando Marmolejo gleich neben dem Theater beherbergt einige Fotos der Ausgrabungen, widmet sich aber ansonsten aber der Schenkung des Goldschmieds Fernando Marmolejo Camargo, darunter mehrere Reproduktionen berühmter archäologischer Schätze. Die Funde aus Italica befinden sich dagegen im Archäologischen Museum von Sevilla.

Literaturauswahl:

  • María Soledad Gil de los Reyes und Antonio Pérez Paz, Itálica : official guide to the archaeological complex (Sevilla 2007)
  • Antonio García y Bellido, Colonia Aelia Augusta: Itálica. Madrid 1960.
  • Ulrich-Walter Gans: Die sogenannte Nova Urbs von Italica – eine ‚griechisch-hellenistische‘ Stadtanlage tief im Westen des römischen Reiches? In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 6 (2003), S. 129–139, (PDF; 1,5 MB)
  • Walter Trillmich und Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Hispania Antiqua – Denkmäler der Römerzeit. von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1547-3.
  • García y Bellido, A., Colonia Aelia Augusta Italica, Madrid, 1960 (reed. Granada, 1985).
  • Luzón Nogué, J. M., La Itálica de Adriano, col. Arte Hispalense 9, Sevilla, 1975 (2.ª ed. 1979).
  • Caballos, A., Marín Fatuarte, J., Rodríguez Hidalgo, J.M., Itálica arqueológica, Sevilla, 1999.

Itálica (Teil 5)

An die Casa del Patio Rodio schließt sich das Haus der Vögel an, das komplett ausgegraben wurde und dessen Grundriss mit Hilfe von niedrigen Mauern sichtbar gemacht wurde. Dieses Gebäude ist typisch für ein Haus der römischen Oberschicht. Auch hier öffnen sich zur Straße hin einige Geschäfte. In der Mitte der befindet sich der Eingang, von dem aus man durch eine Empfangshalle zu einem Innenhof gelangt. Unter dem von Säulenhallen umgebenen Hof befindet sich eine Zisterne, um das Regenwasser zu sammeln. Dieses Wasser, das zum Kochen und Waschen benutzt wurde, konnte über einen Brunnen im Hof entnommen werden. Über den Hof erreichte man verschiedene Räume, darunter an der linken Seite des Hauses das Mosaik mit Darstellungen von Vögeln, das dem Haus seinen Namen gegeben hat. Hinter dem großen Hof befindet sich der Speiseraum, das Triclinium, der von kleineren Höfen mit Wasserbecken flankiert wird. An diese Höfe schließen verschiedene Privaträume an, die ebenfalls mit Mosaiken ausgestattet sind.

Ein weiteres komplett ausgegrabenes und im Grundriss sichtbar gemachtes Gebäude ist das Haus des Planetariums. Das Gebäude entstand im Zuge des Stadterweiterung unter Hadrian und wurde bis in die Spätantike mehrfach umgebaut. Auch hier haben wir wieder zur Straße hin Geschäfte – in diesem Fall auf drei Seiten – und den Eingang in der Mitte der Fassade. Hinter dem Eingang und der Empfangshalle öffnet sich wieder ein großer von Säulenhallen umgebener Hof mit Garten (Peristylhof). Von hier aus gelangt man zu verschiedenen Wohnbereichen, zu denen weitere kleinere Höfe mit Regenbecken gehörten, sowie zum Triclinium und weiteren Privaträumen hinter dem Peristylhof. Das Mosaik, das dem Gebäude seinen Namen gab befindet sich im Wohnbereich links vom Peristylhof. Das Mosaik besteht aus einem Kreis, der sieben sechseckige Medaillons umgibt. In den Medaillons sind die Planeten-Gottheiten dargestellt, die den römischen Wochentagen ihre Namen gegeben haben: Venus (Freitag) ist umgeben vom Mond (Montag), Mars (Dienstag), Merkur (Mittwoch), Jupiter (Donnerstag), Saturn (Samstag) und Sonne (Sonntag).

 

(Fortsetzung folgt …)

Itálica (Teil 4)

Neben dem Haus der Exedra, das sich durch seine baulichen Besonderheiten unter den Häusern Itálicas hervorhebt, sind die übrigen Häuser der Stadt vor allem durch ihre Mosaiken bekannt.

Das Haus des Neptun gehört vermutlich ebenfalls zu den halböffentlichen Gebäuden. Möglicherweise hatte dieses Gebäude eine ähnliche Funktion wie das Haus der Exedra. Zwar ist dieser Komplex noch nicht vollständig ausgegraben, aber er scheint sich auf etwa 6000 Quadratmeter zu erstrecken und hat unter anderem ebenfalls eine Thermenanlage. Im Kaltbad (Frigidarium) befindet sich auch das Mosaik, das der Anlage ihren Namen gegeben hat: Im Zentrum des Mosaiks ist der Meeresgott in Farbe dargestellt. Er ist umgeben von seinen Untertanen: Seepferdchen, Fische, Delfine Krebstiere und allerlei mythische Meeresbewohner. In anderes Mosaik zeigt ein Labyrinth, das ein Bild des athenischen Helden Theseus umgibt. Daran schließt ein Mosaik mit Szenen aus dem Bereich des Bacchus an: tanzende Mänaden, Satyrs, Zentauren.

Die Casa del Patio Rodio, dem Haus mit dem rhodischen Peristyl, wurde ebenfalls noch nicht vollständig ausgegraben. Klar ist aber bereits, dass sich die Räume um mehrere Höfe gruppieren. Ein Hof vom rhodischen Typ, bei dem eine Seite höher ist und die Ebenen durch Treppen verbunden sind, gab dem Gebäude seinen Namen. Auch hier waren einige Räume mit Mosaiken geschmückt. Leider haben sie sich jedoch schlecht erhalten.

Daneben liegt das sogenannte Haus des Hylas, eine ebenfalls nur teilweise ausgegrabene Villa, die noch viele Fragen offenlässt. Das Hauptperistyl mit einem quadratischen Brunnen war auch hier vom rhodischen Typ und der höhere Korridor führte zu einem Speisesaal mit einem Mosaik. In einem Raum dahinter befand sich auch das namengebende Mosaik dieses Gebäudes. Es zeigt die Entführung von Hylas, dem Freund und Waffenbruder von Herkules, durch die Nymphen. Diese Mosaik befindet sich im Provincial Archaeological Museum von Sevilla. In Itálica ist nur der „Rahmen“ mit seinen geometrischen Mustern zu sehen.

 

(Fortsetzung folgt …)

Itálica (Teil 3)

Gleich hinter dem Stadttor führt uns der Weg vorbei am Haus der Exedra. Für ein rein privates Wohngebäude scheint die Anlage zu groß und zu komplex zu sein: Das Haus der Exedra erstreckt sich über etwa 4000 Quadratmeter! Man geht daher im Allgemeinen davon aus, dass es sich um ein halböffentliches Gebäude handelte – vielleicht ein Vereinshaus (Kollegium), das an ein Privathaus angeschlossen war.

Der Haupteingang des Gebäudes liegt im Westen an der Hauptstraße. Neben dem Eingang öffnen sich Tabernae, Geschäfte, zur Straße. Weitere Läden gibt es an der rechten Seite des Hauses, wo sich auch ein Seiteneingang befindet, und ein kleiner Laden ist an der Rückseite.

Vom Eingang betrat man zunächst einen Vorraum, von dem aus man nach rechts zum erwähnten Seiteneingang kam oder nach links einen offenen Platz erreichte, der als Palästra diente, also für sportliche Übungen. Neben dieser Palästra führten einige Stufen hinunter zu einer Cryptoportikus, einem überdachten Wandelgang. Hinter der Palästra befindet sich ein halbrunder Raum – die Exedra, die dem Gebäude seinen Namen gab und möglicherweise Empfängen oder Banketten diente.

Vom Eingang führte der Weg auch zum Wohnbereich mit einem Peristyl und umgebenden kleinen Räumen (z. B. Schlafräumen). Ein Peristyl ist ein rechteckiger Hof, der von Säulenhallen umgeben ist. Im Haus der Exedra befindet sich im Hof ein unregelmäßig geformtes Wasserbecken. Statt den üblichen Säulen ist der Hof von kreuzförmigen Pfeilern umgeben, die darauf schließen lassen, dass hier ein größeres Gewicht wie beispielsweise ein zweites Stockwerk getragen werden sollte. Auf ein zweites Stockwerk weist auch eine Treppe in einem der Räume hinter dem Peristyl.

Eine weitere Besonderheit dieses Gebäudekomplexes ist eine komplette Badeanlage im rückwärtigen Bereich. Umkleideraum, Warmbad und Heißbad sind um das Kaltbad mit Schwimmbecken gruppiert. Man kann hier auch noch gut die Hypokaustanlage mit seinen typischen, den Estrichboden tragenden Pfeilern sehen.

(Fortsetzung folgt …)

Itálica (Teil 2)

Gleich gegenüber dem Eingang zum Archäologischen Park befindet sich das Amphitheater. Es war vermutlich Teil des Ausbaus Itálicas unter Hadrian. Es war 160 x 137 Meter groß und bot Platz für 25.000 Zuschauer. Damit war das Amphitheater von Itálica eines der größten des gesamten römischen Reichs.

Die Zuschauertribüne war horizontal dreigeteilt und der obere Bereich, der Frauen und Kindern vorbehalten war, konnte mit einer Art Markise vor der Sonne geschützt werden. Der Zugang zu den verschiedenen Ebenen erfolgte über ringförmige Korridore.

Die Arena hat in der Längsachse zwei gegenüberliegende Eingänge, die ursprünglich mit einem Tonnengewölbe bedeckt waren. Durch den Eingang im Osten betraten die Kämpfer die Arena, während diejenigen, die die Kämpfe nicht überlebten, durch das westliche Tor hinausgetragen wurden. Die Arena war mit einem Holzboden bedeckt. Darunter befindet sich eine Grube, die zum einen die Käfige für die wilden Tiere enthielt, die neben Gladiatoren für Kämpfe eingesetzt wurden. Zum anderen befanden sich hier auch Serviceräume, in denen verschiedene für die Shows benötigte Gerätschaften aufbewahrt wurden.

Zum Amphitheater gehörten außerdem Kulträume für Nemesis und die Dea Caelestis.

Neben dem Amphitheater führt der Rundweg durch den Archäologischen Park durch das Nordtor der Stadtmauer. In Hadrians Neustadt (urbs nova) waren die Straßen breit und von Säulenhallen gesäumt. Noch heute wandert man auf original römischem Pflaster. Die Straßen der Stadt bildeten rechteckige Häuserblöcke, die zumindest in diesem unter Hadrian entstandenen Teil Itálicas öffentlichen und halb-öffentlichen Gebäuden sowie den Häusern der Elite vorbehalten war, während die einfachere Bevölkerung vermutlich in mehrstöckigen Gebäuden im Bereich des ursprünglichen Stadtareals wohnte.

 

(Fortsetzung folgt …)

Itálica (Teil 1)

Nördlich von Sevilla, beim nur 10 Kilometer entfernten Ort Santiponce, lag die 206 v. Chr. von den Römern gegründeten Stadt Itálica. Teile der Stadt sind heute in einem archäologischen Park der Öffentlichkeit zugänglich.

Itálica entstand im Verlauf des zweiten punischen Krieges an der Stelle einer Siedlung der einheimischen Turdetaner als Militärposten. Später – in der 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. – erhielt Itálica des Status eines Municipiums. Unter Hadrian, der wie sein Vorgänger Trajan aus Itálica stammte, wurde die Stadt zur Colonia erhoben und erhielt den Namen Colonia Aelia Augusta Italica bzw. Colonia Victrix Italicensis. Hadrian baute seine Heimatstadt weiter aus. In den folgenden Jahrhunderten verlor die Stadt jedoch wieder an Bedeutung, bis sie schließlich verfiel und wie die meisten antiken Städte als Steinbruch diente.

Im 18. Jh. begann dann die archäologische Erforschung und bereits im 19. Jahrhundert wurden die Ruinen in einen archäologischen Park zusammengefasst. Dabei handelt es ich vor allem um die Urbs Nova, die Erweiterung unter Hadrian.

Der archäologische Park umfasst:

  • das Amphitheater
  • das Traianeum, ein dem Kaiser Trajan gewidmeter Tempel
  • öffentliche Thermen
  • viele vornehme Privathäuser mit ihren Mosaikfußöden

In Santiponce selbst befindet sich ein kleines Museum und das römische Theater. Die meisten Funde aus Itálica befinden sich jedoch im Archäologischen Museum in Sevilla.

In den nächsten Artikeln begeben wir uns auf einen Rundgang durch den archäologischen Park und Santiponce und werden die wichtigsten Gebäude kennenlernen.

(Fortsetzung folgt …)

Augusta Emerita, Spanien (Teil 5)

Im nächsten Obergeschoss beginnt der Rundgang mit inschriftlichen Zeugnissen aus Merida. Sie geben einen Einblick in die Verwaltung der Stadt und nennen unter anderem eine Reihe von Stadtämtern. Ebenfalls in Raum I befindet sich ein Mosaik aus der römischen Villa „Las Tiendas“, das eine Wildschweinjagd zeigt.

Thema von Raum II ist das Umland Meridas und seine landwirtschaftliche Nutzung in römischer Zeit. Veranschaulicht wird dies durch Funde aus luxuriösen Landvillen, z. B. durch ein weiteres Mosaik. Dieses zeigt eine Nereide, die auf einem Seelöwen reitet.

Raum III widmet sich weiteren inschriftlichen Zeugnissen, die diesmal Zu- und Abwanderungen von Bewohner zeigen. So finden wir in Augusta Emerita Händler und Soldaten aus dem ganzen römischen Reich. Anderseits zog es Händler aus Merida bis nach Köln, Rom oder Großbritannien. Raum IV beschäftigt sich mit den Berufen. Neben Inschriften und Reliefdarstellungen auf Grabmälern dienen Funde von Werkzeugen usw. zu Illustration der vielfältigen Berufe, die in Merida ausgeübt wurden.

Die nächsten zwei Räume widmen sich den Porträts von Privatleuten. Danach geht es in Raum VII um Musik, bildende Kunst und Philosophie. So zeigt ein riesiges Mosaik die sieben griechischen Weisen, die die Episode „Der Zorn des Achill“ aus dem trojanischen Krieg diskutieren.

In Saal VIII endet die Dauerausstellung mit dem christlichen Merida. Raum IX zeigt Sonderausstellungen aus den Beständen des Museums und der letzte Raum präsentiert noch einmal zwei Höhepunkte der Sammlung: das sogenannte „Mosaik der Wagenlenker“ und eine Kopie des Missoriums des Theodosius. Das zentrale Bild des Mosaiks mit einer Szene aus dem Kult des Dionysos wird von zwei Bildern mit Viergespannen gerahmt. Die dargestellten Wagenlenker sind Paulus und Marcianus, zwei äußerst erfolgreiche Wagenlenker.

Das sogenannte Theodosiuas-Missorium wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Alemdralejo, einer Stadt 29 km entfernt von Merida gefunden. Es handelt sich um eine Silberplatte aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Das Original beindet sich im Gabinete de Antigüedades der Real Academia de la Historia in Madrid. Das Theodosius-Missorium ist in zwei Zonen unterteilt. In der Mitte der oberen Zone thront im Mittelpunkt der Platte Theodosius I., römischer Kaiser von 379 bis 395. Er sitzt auf einem Sessel und reicht einer vor ihm stehenden Person mit der rechten Hand einen Gegenstand. Theodosius und die links und rechts von ihm sitzenden Personen sind von einem Nimbus umgeben. Rechts von Theodosius I. sitzt Valentinian II., einer seiner beiden Mit-Regenten. Links von Theodosius ist der zweite Mitregent, sein ältester Sohn Arcadius.

In der sogenannten Krypta des Museums sieht man die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen, die im Rahmen des Museumsbaus durchgeführt wurden.

Literatur

  • Walter Trillmich und Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Hispania Antiqua – Denkmäler der Römerzeit. Philipp von Zabern, Mainz 1993
  • Sabine Panzram: Stadtbild und Elite. Tarraco, Corduba und Augusta Emerita zwischen Republik und Spätantike. Historia : Einzelschriften 161, Steiner, Stuttgart 2002
  • Xavier Dupré Raventós (Hrsg.): Las capitales provinciales de Hispania. 2. Mérida. Colonia augusta Emerita. „L’Erma“ di Bretschneider, Rom 2004

Seite 1 von 2

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén