Kategorie: Spanien

Augusta Emerita, Spanien (Teil 4)

Um den zahlreichen Funden, die bei Ausgrabungen in Mérida zutage kamen, einen würdigen Rahmen geben zu können, wurde das Museo Nacional de Arte Romano errichtet.

Die Dauerausstellung im 1986 eingeweihten Museumsau erstreckt sich über drei Ebenen, die sich zum einen um einen hohen Saal gruppieren, in dem besonders große Fundstücke ausgestellt sind. Zum anderen umgeben die Ebenen kleinere Höfe, in denen Mosaiken an den Wänden angebracht sind.

Die ersten drei Räume im Erdgeschoss widmen sich den öffentlichen Schauspielen, die in Merida mit Theater, Amphitheater und Circus besonders stark vertreten sind. Statuen aus der Bühnenfassade sind auf der linken Seite des hohen Saals ausgestellt. Im Zentrum steht dabei wie an der Fassade selbst die Statue der Göttin Ceres. Sie ist umgeben von weiteren Götterstatuen sowie Stuatuen von Kaisern.

Im Raum I kann man sich anhand eines Modells der Stadt einen Überblick über das Aussehen Meridas in römischer Zeit verschaffen. Der nächste Raum zeigt unter anderem Portraits des Stadtgründers Kaiser Augustus und seines Nachfolgers Tiberius. Raum III zeigt Reste der Dekoration des Theaters.

Die Räume IV und V widmen sich den Religionen in römischer Zeit. Im ersten Raum geht es um den Mithraskult und andere Religionen, die aus dem Osten nach Rom gekommen waren, während sich im zweiten Raum alles um die offiziellen Kulte dreht.

Raum VI führt uns in die Welt der Gräber und präsentiert Grabmäler, Grabinschriften, Grabaltäre und Sarkophage. Raum VII widmet sich dagegen der Welter der Lebenden und stellt uns römische Häuser vor. Beispielsweise wurde ein mit Mosaikfußböden und Wandgemälden dekorierter Raum nachgebaut. Die übrigen drei Räume des Erdgeschosses zeigt Funde aus den Foren der Augusta Emerita.

Steigt man in Treppen hinauf, beginnt der Rundgang im ersten Obergeschoss in Raum X. Die nächsten drei Räume widmen sich der römischen Keramik, z. B. der Terra Sigillata. Die Räume geben einen Überblick über Gebrauchskeramik, Luxusgeschirr und Öllampen.

Raum VI setzt das Thema Bestattungswesen aus dem Raum darunter fort – diesmal geht es um kollektive Bestattungen in sogenannten Columbarien. Der nächste Raum zeigt Beispiele für Werkzeige usw. aus Knochen und Elfenbein. Hervorzuheben ist dabei eine Tafel eines Konsular-Diptychons. Hierbei handelt es sich um zwei mit Reliefs verzierte Schreibtafeln, die mit Scharnieren verbunden sind und zusammengeklappt werden konnten. Innen war die eigentliche Schreibfläche. In der Spätantike gaben römische Würdenträger mit diesen Diptychen ihren Amtsantritt im Reich bekannt. Raum IV widmet sich römischem Glas, sowohl aus Produktion in Merida selbst als auch importierte Ware.

Zwei Räume sind für die bedeutende numismatische Sammlung des Museums reserviert. Die ausgestellten Münzen illustrieren die römische Geschichte vom Ende der Republik bis in die Spätantike. En Abschluss bilden zwei Vitrinen mit Schmuck.

 

(Fortsetzung folgt …)

Augusta Emerita, Spanien (Teil 3)

Aufgrund der Fülle der römischen Reste in Mérida sollen im Folgenden nur noch einige Ruinen im Überblick vorgestellt werden.

Gleich neben dem Theater liegt das Amphitheater, in dem Gladiatorenkämpfe usw. stattfanden. Diese Art Schauspiel war bei den römischen Massen viel beliebter als Theaterstücke und so fanden in dem 8 v. Chr. eingeweihten elliptischen Bau 15.000 Zuschauer Platz. Auch hier war der Zuschauerraum in die Ebenen unterteilt, wobei nur der untere Bereich erhalten blieb.

Ein weiterer Publikumsmagnet römischer Zeit war Pferderennbahn (Circus), deren Reste am Stadtrand von Mérida liegen. Die Anlage war etwa 400 x 100 Meter groß und bot 30.000 Zuschauern Platz. Der Circus wurde vermutlich unter Kaiser Tiberius im 1. Jh. n. Chr. gebaut.

Neben dem Amphitheater kann man die Reste eines größeren Gebäudekomplexes besichtigen. Das Gebäude wurde um einen von Säulenhallen umgebenen Hof herum errichtet und wurde vom 1. bis zum 3. Jh. n. Chr. genutzt. Dabei wurde es immer wieder umgebaut. Bis heute haben sich zahlreiche Mosaiken und Reste der Wandbemalung erhalten. Man kann die Reste eines Bades und einer Küche sehen. Ob es sich bei diesem Komplex um ein Haus handelt oder um mehrere ist nicht klar. Hier können nur weitere Ausgrabungen Klarheit schaffen.

Etwas abseits gelegen sieht man neben dem Gebäudekomplex einen Teil des San Lazaro Aquaedukts und zwei Wassertürme.

Ein weiteres großes Wohnhaus, das sogenannte Mithräum-Haus (nach einem in der Nähe gefundenen Kultraum des Mithraskults), ist um mehrere Höfe herum errichtet worden. Auch hier kann man die Reste des Bades sehen sowie Mosaiken und Reste von Wandmalereien.

Außerhalb der Stadt sieht man die beeindruckenden Reste mehrerer Aquädukte, die die Wasserversorgung der Stadt sicherstellten: das Aquädukt Los Milagros und das Aquädukt Rabo de Buey (bzw. San Lázaro).

Viele Funde aus den Ausgrabungen sind im Museo Nacional de Arte Romano untergebracht, dem sich das letzte Kapitel dieser Reihe widmen wird.

 

(Fortsetzung folgt …)

Augusta Emerita, Spanien (Teil 2)

Das beeindruckendste römische Bau in Mérida ist das Theater. Eine Inschrift belegt, dass Marcus Agrippa, Freund und Schwiegersohn von Kaiser Augustus, das Theater errichten ließ. Die Einweihung erfolgte ca. 15 v. Chr. Im Verlauf der Jahrhunderte wurde das Theater – vor allem das Bühnengebäude – mehrfach verändert, z. B. unter Kaiser Hadrian, wie eine erhaltene Inschrift überliefert.

Das Theater bot 6000 Zuschauern Platz. Das Halbrund der Sitzplätze (Cavea) ist vertikal in sechs Abschnitte unterteilt und horizontal in drei Bereiche. Die unteren Teile sind jeweils noch heute recht gut erhalten oder restauriert während die oberen Reihen schlecht erhalten sind. Vor der Cavea lag die halbkreisförmige Orchestra, wo sich der Chor befand.

Den Abschluss bildete die Bühne für die Schauspieler und die dahinter liegende Fassade, die als Kulisse diente. Die Bühne war ursprünglich mit Holz bedeckt und verschiedene Löcher im Unterbau lassen auf Pfosten für Vorhänge und andere für Aufführungen notwendige Elemente schließen. Die Bühnenfassade ist mit korinthischen Marmorsäulen in verschiedene Abschnitte gegliedert. Zwischen den Säulen waren Statuen von Göttern und vermutlich auch Kaisern aufgestellt. Die Fassade bot den Schauspielern drei Zugänge, über die sie die Bühne betreten konnten.

Hinter dem Bühnengebäude befindet sich ein Garten, der von Säulenhallen umgeben ist. Genau gegenüber der Bühne befindet sich ein kleiner Raum, der den Funden nach zu urteilen dem Kaiserkult galt.

In nachrömischer Zeit verfiel das Theater allmählich, füllte sich zu einem großen Teil mit Erde und diente teilweise als Steinbruch. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man mit Ausgrabungen und seit 1933 wird das Theater beim jährlich stattfindenden Sommerfestival wieder für Aufführungen klassischer Stücke genutzt.

(Fortsetzung folgt …)

Augusta Emerita, Spanien (Teil 1)

Mérida, die Hauptstadt der Extremadura wurde 25 v. Chr. unter dem römischen Kaiser Augustus gegründet und für jeden, der sich für Römer interessiert, eine Reise wert. Colonia Iulia Augusta Emerita war die Hauptstadt der römischen Provinz Lusitania. Am Übergang der wichtigen Nord-Süd-Verbindung Via de la Plata über den Fluss Guadiana gelegen war die Stadt ein wichtiges wirtschaftliches, militärisches und kulturelles Zentrum.

Überall in der Stadt trifft man auf Spuren der Römer. Die wichtigsten Reste sind in einem archäologischen Park zusammengefasst und die Funde werden in einem eigenen Museum präsentiert.

Zwei Brücken haben sich erhalten: die Puente Romano über den Fluss Guadina und eine weitere Brücke über den Albarregas. Die Brücke über den Guadina befindet sich an einer Stelle des Flusses, an der es eine kleine Flussinsel gibt. Die ursprüngliche Brücke überspannte den Fluss in zwei mit einer Holzträgerkonstruktion verbundenen Bogengruppen. Als diese Brücke Anfang des 17. Jahrhunderts bei einem Hochwasser zerstört wurde, wurden die übrigen Teile mit weiteren Bögen verbunden und misst heute 792 Meter.

Die Brücke über den Albarregas ist mit 145 m Länge dagegen wesentlich kürzer. Sie ist Teil der Hauptstraße Méridas und entstand wohl ungefähr zur gleichen Zeit wie die Brücke über den Guadiana.

Wie jede römische Stadt bildete das Forum das wirtschaftliche und religiöse Zentrum der Stadt. Die Lage des Forums von Augusta Emerita ist zwar bekannt, aber das Forum wurde nicht systematisch ausgegraben. Teil des Forums war unter anderem ein Tempel, der als Dianatempel bekannt ist (siehe Bild oben). Der Tempel diente jedoch stattdessen dem Kaiserkult. Er wurde um die Zeitenwende errichtet. Der Tempel stand auf einem Podium und war auf allen Seiten von Säulen umgeben. An der zum Forum ausgerichteten Vorderseite befand sich eine Freitreppe. An beiden Seiten wurde der Tempel von Wasserbecken flankiert. Da der Tempel in den Palast der Grafen de los Corbos integriert wurde, ist er auch heute noch recht gut erhalten.

(Fortsetzung folgt …)

17.02.-03.04.2016: Ausstellung „Un taller romano de púrpura, Lobos 1“ (Museo de la Naturaleza y el Hombre del Cabildo de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife)

Im Jahr 2012 fanden einige Touristen römische Keramik auf der Insel Lobos zwischen Fuerteventura und Lanzarote. Seitdem haben Archäologen Tausende von Artefakten wie Vasen, Töpfe, Lampen und Feinkeramik (Terra Sigillata), Eisen- und Bronzewerkzeuge und Mörser, sowie auch architektonische Strukturen ausgegraben. Offensichtlich befand sich hier vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 1. Jh. n. Chr. ein Zentrum zur Verarbeitung von Purpurschnecken. Die Funde können uns einen Eindruck vom täglichen Leben der Römer an diesem so weit von Ihrer Heimat entfernten Ort geben.

Es gibt insgesamt drei weitere Ausgrabungsstätten, aber mit dieser kleinen Ausstellung von Lobos beginnt man nun, die römischen Funde auf der Insel der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Weitere Informationen:

  • http://www.kanarenexpress.com/1000003/1000021/0/38482/reportage.html
  • http://www.museosdetenerife.org/museos-de-tenerife/editorial/525
  • http://www.eldiario.es/tenerifeahora/cultura/Purpura-Lobos-fundamental-Roma-Canarias_0_485052323.html
  • http://www.eldiario.es/canariasahora/sociedad/hallados-restos-romanos-islote-Lobos_0_453555609.html

Urlaubstipp: Mérida (Spanien)

DSC02564

Mérida, die Hauptstadt der Extremadura, liegt ein wenig abseits der üblichen Touristenpfade in Spanien. Dabei ist die 25 v. Chr. vom römischen Kaiser Augustus gegründete Stadt Emerita Augusta, die ehemalige Hauptstadt der römischen Provinz Lusitania, für Archäologie-Begeisterte eine eigene Reise wert.

Die beeindruckenden Überreste aus römischer Zeit können an verschiedenen Orten in der Stadt besichtigt werden. Am eindrucksvollsten ist wohl das Theater, das auch heute noch genutzt wird. Ob Trajansbogen mit Teilen des Forums, der Tempel der Diana, ein Amphitheater und eine Rennbahn, Reste von Häusern mit sehenswerten Fußbodenmosaiken oder verschiedene Brücken und Aquädukte aus römischer Zeit in Mérida und Umgebung – auf Schritt und Tritt stößt man in in dieser Stadt auf antike Spuren.

Auch das Nationalmuseum für Römische Kunst beherbergt Sehenswertes, z. B. Skulpturen und Mosaike, die hier ausgegraben wurden.

Hier sollte man in jedem Fall eine Übernachtung einplanen. Nur mal so auf der Durchreise ist dieses riesige Freiluftmuseum nicht zu schaffen.

Urlaubstipp: Itálica bei Sevilla

DSC02123

Itálica liegt im heutigen Santiponce, etwa zehn Kilometer nördlich von Sevilla.

Die 206 v. Chr. von den Römern gegründete Stadt ist unter anderem deshalb berühmt, weil die römischen Kaiser Traian und Hadrian von hier stammten.

Auch wenn man die meisten Funde sich im Archäologischen Museum in Sevilla bewundern kann, würde ich archäologisch interessierten Besuchern Andalusiens einen Ausflug nach Itálica empfehlen.

In Santiponce selbst befindet sich ein kleines Museum und man kann das römische Theater besichtigen. Etwas außerhalb der Stadt wurde ein archäologischer Park eingerichtet. Hier wird der Besucher zunächst vom drittgrößten römischen Amphitheater empfangen. Außerdem kann man einige Straßenzüge mit Grundmauern der Häuser und sehr schönen Mosaikfußböden sehen.

 

Öffnungszeiten

Vom 16. September bis 31. März:

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 18.30 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h

Von 1. April – 31. MAI:

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 20.00 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h.

Vom 1. Juni bis 15. September,

Von Dienstag bis Samstag von 9.00 bis 15.30 Uhr.
Sonntag und an Feiertagen von 10.00 bis 17.00 h.

Die Abendkasse endet 30 Minuten vor Schließung des Satzes.

Montag: geschlossen

Das Set ist an den Feiertagen geschlossen: 1. Januar, 1. Mai und 25. Dezember.

Dauer des Besuchs: 2 Stunden

Preise

EU-Bürger zugelassen: frei.

Andere Länder: 1,50 Euro.

Ausstellungen, Kommentare, Wissenswertes

Beitrag oben halten

Interessiert an Archäologie und antiken Kulturen? Dann bist du hier richtig. In meinem Blog stelle ich Museen, Archäologische Parks und Ausstellungen vor oder präsentiere archäologische Themen und Bücher, mit denen ich mich gerade beschäftige. Daneben findest du hier allgemeine Informationen zur Archäologie, z. B. Grundwissen und Literaturhinweise. Thematische Schwerpunkte bilden Römer (einschließlich römische Provinzen), Etrusker und Kelten sowie die materiellen Zeugnisse der frühen Christen.

Weitere Nachrichten zu archäologischen Themen poste ich auf Twitter oder Facebook.

Seite 2 von 2

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén