Carmona, gut 40 Kilometer nordöstlich von Sevilla gelegen, wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Auch die Römer nutzten die strategisch gute Lage auf dem Höhenzug Alcores am Fluss Guadalquivir und machten aus dem karthagischen Ort Kar-Hammon einen der blühendsten Handelsplätze Spaniens. Reste des römischen Ortes Carmo sind auch heute noch im Stadtbild sichtbar: neben dem Sevilla-Tor, dem Amphitheater, Reste der Wasserleitung und einer Brücke vor allem die 1881 entdeckte Nekropole an der Straße nach Sevilla in der Nähe des Amphitheaters.

Bei den gefundenen Gräbern handelt es sich vor allem um in den Felsen gehauene Grabkammern, die über einige Stufen zugänglich waren. Die Gräber stammen vermutlich aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr., als die Brandbestattung noch die häufigste Bestattungsform der Römer war. Die Urnen wurden in Nischen abgestellt, die an allen Seiten der Kammer in die Wand geschlagen waren. Für Opfergaben im Rahmen des Totenkults gab es unter den Nischen in der Regel eine Bank.

Zwei Grabanlagen in Carmona stechen jedoch aus den üblichen heraus: das Elefantengrab und das Servilia-Grab.

Die Tumba del Elefante, benannt nach einer dort gefundenen Sandsteinfigur eines Elefanten, besitzt zusätzlich zur eigentlichen Grabkammer noch weitere Räume. Eine Küche, eine Zisterne und ein Speiseraum weisen darauf hin, dass man in dieser Grabanlage offenbar regelmäßig zu Gedenkmählern zu Ehren der Toten zusammenkam. Weichen diese Räume schon von der normalen Grabausstattung ab, so gilt die in Besonderem für einen Altarraum, der dem Kult von Kybele und Attis diente. Weitere Funde in dieser Nekropole legen nahe, dass der Gott Attis, der jedes Jahr starb und wieder auferstand, in Carmona besonders verehrt wurde.

Das Grab der Servilia (siehe Foto oben) hebt sich dagegen vor allem durch seine enormen Ausmaße von den anderen Gräbern ab. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein Hof, das von Säulenhallen umgeben ist. Von diesen Umgängen gelangt man auf zwei Ebenen in verschiedene Räume, deren Wände bemalt sind. An der nördlichen Stirnseite des Hofes befindet sich die eigentliche Grabkammer. Ein Gang führt zunächst zur überkuppelten Hauptkammer. Im Zentrum der Kuppel lässt eine runde Öffnung Licht in die Kammer. Dahinter gibt es eine weitere Kammer mit einem Sarkophag.

Heute kann man diese Funde in einem archäologischen Park besichtigen, zu dem auch ein kleines Museum gehört.

Literatur:

  • M. Sales y Ferré: Estudios arqueologicos y historicos. Madrid 1887.
  • Antonio Caballos Rufino: Carmona Romana. 2. Auflage, 2 Bände, Ayuntamiento de Carmona/Universidad de Sevilla, Carmona 2012