Kategorie: Spätantike Seite 2 von 4

Der Iunius Bassus Sarkophag (Teil 2)

Foto aus der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit?“ in Bonn 2019

 

Die zentrale Darstellung der oberen Zone zeigt die „Gesetzesübergabe“ an Petrus und Paulus. Jesus thront im Himmel, wie wir an der unter ihm dargestellten Personifikation des Himmels mit dem aufgeblähten Himmelsgewölbe erkennen können. Während Jesus also als jenseitiger Christus dargestellt ist, sind Petrus und Paulus auf der Erde stehend dargestellt. Der im Himmel thronende Christus ist ein neues Thema auf frühchristlichen Sarkophagen.

Ungewöhnlich ist die nur selten auf Sarkophagen dargestellte Hiob-Szene. Hiob, der inzwischen alles verloren hat und krank ist, sitzt mit gesenktem Haupt auf einem Felsen. Vor ihm steht seine Frau, die sich als Schutz vor dem Gestank seiner eitrigen Wunden ihre Tunika vor das Gesicht zieht und ihm offenbar ein Stück Brot reicht, das sie auf einen Stock gespießt hat, weil sie die Berührung scheut.

Auch die Darstellung des Sündenfalls ist interessant. Es ist die einzige Szene, in der nur zwei Personen dargestellt sind. Die dritte Figur wird hier ersetzt durch den Baum der Erkenntnis, um den sich die Schlange windet. Dargestellt ist offenbar der Moment, in dem Adam und Eva sich ihrer Nacktheit bewusst werden und sich voller Scham von einander abwenden und sich bedecken. Dargestellt sind neben den beiden aber auch Ähren und ein Lamm, die nicht zu dieser Szene gehören. Wird hier auf die Mühen von Ackerbau und Landwirtschaft verwiesen, die jetzt auf die Menschheit warten? Oder wird hier die Geschichte von Kain und Abel vorweggenommen? Ich tendiere zu dieser Deutung.

Auf den Schmalseiten finden wir Eroten bei verschiedenen Tätigkeiten: links bei der Traubenlese und Kelter sowie rechts bei der Getreideernte. Auf der rechten Schmalseite sind im unteren Bereich Jahreszeiten dargestellt. Der Deckel des Sarkophags ist nur fragmentarisch erhalten.

Gefunden wurde der Sarkophag bereits 1559 in einem Andachtsraum unter der alten Peterskirche und befindet sich heute in der Schatzkammer des Petersdoms.

 

Literaturauswahl:

  • Frank Rumscheid (Hg.), Göttliche Ungerechtigkeit? Strafen und Glaubensprüfungen als Themen antiker und frühchristlicher Kunst (2019) 148-149, 226-227
  • Guntram Koch, Frühchristliche Sarkophage (2000) 284
  • Friedrich Gerke, Der Sarkophag des Iunius Bassus. Ein Meisterwerk der frühchristlichen Plastik (1936)

 

 

Der Iunius Bassus Sarkophag (Teil 1)

Foto aus der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit?“ in Bonn 2019

Sein Sarkophag hat ihn unsterblich gemacht. Iunius Bassus Theotecnius, Stadtpräfekt Roms und gestorben 359 n. Chr., hat uns einen der aufwendigsten und qualitätvollsten Sarkophage des 4. Jahrhunderts n. Chr. hinterlassen. Auch ist die Zusammenstellung der Darstellungen ungewöhnlich und daher vermutlich auf besonderen Wunsch des Verstorbenen entstanden.

Es handelt sich um einen zweizonigen Säulensarkophag mit je 5 Szenen pro Zone. Dabei sind die Darstellungen oben durch Säulen getrennt, auf denen ein Architrav liegt. Unten dagegen befinden sich die Szenen in Nischen, die oben abwechselnd muschelförmig oder dachförmig abschließen. In den Zwickeln sind jeweils Lämmer bei verschiedenen Tätigkeiten dargestellt.

Die obere Zone zeigt von links nach rechts:

  • Abraham opfert Isaak
  • Gefangennahme des Petrus
  • Gesetzesübergabe Christi an Petrus und Paulus
  • Gefangennahme Christi
  • Pontius Pilatus

Darunter sehen wir:

  • Hiob
  • Adam und Eva bzw. Sündenfall
  • Christi Einzug in Jerusalem
  • Daniel in der Löwengrube
  • Paulus auf dem Weg zur Hinrichtung

Drei Szenen sollen im folgenden Artikel näher vorgestellt werden.

(Fortsetzung folgt …)

Buchbesprechung: Karl-Josef Gilles, Der Trierer Goldschatz

Der große Goldmünzenschatz und das Münzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier
(Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 39)

Anfang Oktober 2019 geriet ein Highlight des Rheinischen Landesmuseums Trier in die Schlagzeilen. Einbrecher waren in das Münzkabinett des Museums vorgedrungen und hatten versucht den „Trierer Goldschatz“ zu stehlen. Zwar gelang der Coup nicht, aber vorsichtshalber wurde der Schatz und die übrigen Münzen in Sicherheit gebracht und sind seitdem nicht mehr ausgestellt.

Bis auf Weiteres kann man sich daher nur über die beiden Führer zum „Trierer Goldschatz“ die Karl-Josef Gilles 2013 und 2014 herausgebracht hat, über diesen 1993 gefundenen Münzschatz informieren. Im Folgenden soll der kleinere Führer von 2014 kurz vorgestellt werden.

Gilles geht ausführlich auf die Fundumstände ein. Er ordnet den Trierer Schatz in die Reihe der größten bisher gefundenen Münzschätze ein. Es handelt sich hier um den bisher umfangreichsten Fund von Aurei, den römischen Goldmünzen. Gilles stellt die verschiedenen Arten von Münzfunden vor – von einzelnen Streufunden zu Hortfunden wie dem Trierer Münzschatz – und erklärt welchen Wert diese Fundtypen für die Analyse der Münzen haben.

Die Münzen des Trierer Goldschatzes befanden sich in einem eimerartigen Bronzekessel mit Stülpdeckel und waren von ihrem Besitzer offenbar in den Bürgerkriegswirren 196 n. Chr. versteckt worden. Nicht nur die Menge der darin enthaltenen Goldmünzen ist bemerkenswert. Der Schatz enthält außerdem bis dahin unbekannte Münztypen und Varianten bekannter Prägungen.

Neben einer Einführung über Entwicklung und Bedeutung römischer Münzen als Zahlungs- und Propagandamittel gibt Gilles in diesem Führer einen Überblick über die Münzprägung in Trier von den Anfängen bis ins 17. Jahrhundert. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Spätantike, als in Trier zum Teil bis zu drei Prägestätten gleichzeitig tätig waren.

So ist dieser kleine Führer zum Trierer Goldschatz nicht nur lesenswert, wenn man sich für den Schatz interessiert ist. Auch als allgemeine Einführung in das Münzwesen römischer Zeit – speziell im Trierer Gebiet – ist das Büchlein zu empfehlen.

Karl-Josef Gilles, Der Trierer Goldschatz
Der große Goldmünzenschatz und das Münzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier
(Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 39)
Erscheinungsjahr: 2014
Umfang: 96 S. mit zahlreichen Abbildungen
Einband: Broschiert
ISBN / Artikelnr.: 978-3-8062-0003-4

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 3)

Die alttestamentlichen Mosaiken des Langhauses bestanden ursprünglich aus 42 Bilder, von denen heute nur noch 30 erhalten sind. Die Bilder beginnen auf der linken Seite vorn mit Bildern von Abraham, Isaak und Jakob und setzen sich fort auf der rechten Seite fort mit Bildberichten über Moses und Josua.

Dargestellt sind z. B. Abraham und die drei Männer, Isaak segnet Jakob, Jakobs Werbung um Rahel sowie die Hochzeit der beiden, die Rückgabe des kleinen Moses an die Tochter Pharaos, Hochzeit und Berufung des Mose, Moses und Aaron vor dem Pharao, Durchzug durch das Rote Meer, Tod des Mose und Priester mit Bundeslade, Bundeslade überquert den Jordan, die Einnahme Jerichos, Josuas Gespräch mit Gott, Sieg Josuas über die Amoriter.

Zahlreiche Dialogszenen weisen auf einen engen Zusammenhang mit der Buchmalerei, aber auch mit plastischen Werken. Man versucht, den Inhalt in Dialogszenen darzustellen. Die Schlachtszenen folgen der Darstellungsweise auf Schlachtsarkophagen. Insgesamt kann man große stilistische Unterschiede feststellen.

Als Textvorlage dient offenbar die lateinische Übersetzung der Septuaginta sowie teilweise jüdische Legenden. Die Bildprogramm zeigt die enge Verbindung zwischen neuem und altem Testament. Die Bildauswahl zeigt zum einen Szenen, die auf die Heilsgeschichte Christi hinweisen, und zum anderen, das aus Juden- und Heidenchristen bestehende Volk Gottes. So zeigen die Bilder Abraham als Pater omnium gentium, also als Vater aller Völker. Sein Sohn Isaak gilt als Vorbild des leidenden Christus. Der Jakob-Zyklus symbolisiert das heilsgeschichtliche Wirken Gottes. Seine beiden Frauen, die Schwestern Rahel und Lea symbolisieren das Volk Gottes. Rahel steht dabei für die Christen und die Kirche, während Lea das Volk der Juden und die Synagoge verkörpert. Der Moses-Zyklus wiederum ist an das Leben Christi angeglichen.

Literaturauswahl:

  • Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen in Rom vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. 3. komplett überarbeitete aktualisierte Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 2013, S. 195–208, 325–362.
  • Johannes G. Deckers: Der alttestamentliche Zyklus von Santa Maria Maggiore in Rom. Studien zur Bildgeschichte (= Habelts Dissertationsdrucke. Reihe Klassische Archäologie 8). Habelt, Bonn 1976, ISBN 3-7749-1345-5 (Zugleich: Freiburg, Univ., Diss., 1974).
  • Kristina Friedrichs: Episcopus plebi Dei. Die Repräsentation der frühchristlichen Päpste. Schnell & Steiner, Regensburg 2015, S. 149ff. und 319ff.
  • Gerhard Steigerwald: Die frühchristlichen Mosaiken des Triumphbogens von S. Maria Maggiore in Rom. Schnell und Steiner, Regensburg 2016.

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 2)

Der Triumphbogen zeigt verschiedene Szenen aus dem neuen Testament. Bei Restaurierungsarbeiten kamen Entwurfszeichnungen zutage, die nicht dem endgültigen Mosaik entsprechen. Thematik der Mosaiken ist die Verehrung Christi durch Judenchristen und Heidenchristen.

1. Verkündigungsszene

Als Vorlage für die Verkündigungsszene dient der sogenannte Pseudo-Matthäus. Maria thront in der Kleidung einer römischen Prinzessin und spinnt einen Purpurfaden. Neben ihr stehen Garde-Engel. Über ihr sieht man in den roten Wolken die Taube und den herbeifliegenden Engel der Verkündigung.

2. Josephs Zweifel

Die nächste Szene wird interpretiert als „Zweifel Josephs“. Allerdings ist hier nicht Josephs Traum dargestellt, in dem ihm ein Engel erscheint und ihn überredet, die schwangere Maria zur Frau zu nehmen.

3. Darbringung Christi im Tempel

Man sieht die jüdische Priesterschaft und Tauben, die als Opfer dienten. Der Tempel ist als römischer Podiumstempel dargestellt, in dessen Giebel die Göttin Roma mit Szepter und Weltenkugel thront.

4. Aufforderung zum Aufbruch nach Ägypten

Joseph wird im Traum aufgefordert, nach Ägypten zu fliehen und das neugeborene Jesuskind vor Herodes in Sicherheit zu bringen.

5. Huldigung der Magier

Jesus empfängt die Magier auf einem viel zu groß wirkenden goldenen Thron. Er wird flankiert von Maria und einer Frau mit Schriftrolle, deren Deutung unklar ist. Hinter dem Thron stehen vier Engel und über Jesus erscheint ein Stern. Die Magier selbst tragen prachtvolle persische Kleidung.

6. Anbetung des Christus-Kindes durch einen Herrscher

Für den dargestellten Herrscher wurden verschiedene Deutungen vorgeschlagen. Wichtig ist jedoch die Bedeutung der Szene selbst. Der wahre Herrscher ist Christus und ihm huldigen die weltlichen Herrscher.

7. Kindermord

Im Gegensatz zu vielen anderen Darstellungen, wird in Santa Maria Maggiore nicht das Töten der Kinder gezeigt, sondern nur der Befehl dazu.

8. Herodes und die Magier

Neben Herodes stehen zwei jüdische Priester und hinter seinem Thron steht seine Garde.

9. Jerusalem

10. Bethlehem

11. Schafe blicken zu den Städten

Je 6 Schafe bilden den linken und rechten unteren Abschluss des Triumphbogens. Sie blicken zu den darüber abgebildeten Städten.

12. Juwelenthron

Das zentrale Motiv im Scheitel des Bogens bildet ein mit Juwelen geschmückter Thron, der von zwei akklamierenden Aposteln flankiert wird. In den Wolken darüber sind die Evangelistensymbole dargestellt und unter dem Thron befindet sich die Inschrift XISTVS EPISCOPVS PLEBI DEI („Sixtus, Bischof des Volkes Gottes).

(Fortsetzung folgt …)

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 1)

Eine der vier Papstbasiliken Roms neben dem Petersdom ist die Kirche Santa Maria Maggiore (die anderen sind San Giovanni in Laterano (Lateranbasilika), San Paolo fuori le mura und San Lorenzo fuori le Mura). Die in der Nähe des Bahnhofs Roma Termini auf dem Esquilin gelegene Kirche Santa Maria Maggiore wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. unter Papst Coelestin I. (422– 432) errichtet und 434 n. Chr. von seinem Nachfolger Sixtus III. geweiht.

Der Bau des 5. Jahrhunderts n. Chr. war eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus mit einer Vorhalle (Narthex), der ein Atrium vorgelagert war. Die Apsis war nach Nordwesten ausgerichtet. Das Mittelschiff hatte einen offenen Dachstuhl und war durch Marmorsäulen mit ionischen Kapitellen, die aus dem Tempel der Juno auf dem Aventin stammen sollen, von den Seitenschiffen getrennt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika mehrfach umgebaut und erweitert. So ließ Papst Nikolaus IV. (1288–1292) die alte Apsis abtragen und ein Querhaus errichten. Der Bildschmuck der ursprünglichen Apsis ging also leider verloren. Das heutige Mosaik stammt aus dem 13. Jh. n. Chr. Auch die Eingangswand ist stark verändert. Erhalten ist allerdings der originale Wandschmuck des Langhauses.

Die Bildausstattung gliedert sich in vier Teile:

  • die Eingangswand
  • das Langhaus mit je 21 gerahmten alttestamentlichen Bildern auf jeder Seite
  • der Apsisbogen, d. h. der heutige Triumphbogen, mit Szenen aus dem Neuen Testament
  • die Apsis, vermutlich mit Darstellung der thronenden Gottesmutter

Vor allem die Szenen aus dem Alten Testament zeigen starke Verbindungen zur Buchmalerei zwischen 380 und 430 n. Chr., z. B. zur Ilias Ambrosiana, zum Vergilius Vaticanus oder zur Quedlinburger Itala.

(Fortsetzung folgt …)

Konstantinopel – Gründungsgeschichte und erste Bauten (Teil 2)

Das „Kapitol“ Konstantinopels bestand aus dem Palast, der Kirche Hagia Sophia, der Apostelkirche, einem Senatsgebäude und dem Hippodrom, der Pferderennbahn, und war das Zentrum der neuen Stadt.

Die Hauptelemente des Hippodroms, der Pferderennbahn, gehen bereits auf Septimius Severus zurück. Später wurde das Hippodrom allerdings stark vergrößert. Gegenüber der Pferderennbahn stehen der Palast und die Hagia Sophia. Die ursprüngliche Hagia Sophia wurde wohl um 325 n. Chr. begonnen. Es handelte sich vermutlich um eine Basilika ohne Kuppel. Diese Kirche hatte auch noch keinen Namen, sondern wurde einfach Megálē Ekklēsíā (griechisch für „Große Kirche“) genannt.

Die Apostelkirche war nach der Hagia Sophia die bedeutendste Kirche in Konstantinopel und diente als Begräbnisstätte der byzantinischen Kaiser. Konstantin wollte hier im Altarraum zwischen je sechs Kenotaphen zu beiden Seiten beigesetzt werden. Er sah sich als dreizehnter Apostel, d. h. Christus gleich. Auch als Christ war er in der römischen Götterwelt verankert und sah sich als Hauptheiliger der Stadt.

An der Ostseite des Augusteions, eines großen Platzes, auf dem Konstantin eine Statue seiner Mutter Helena aufstellen ließ, wurde ein Senatsgebäude errichtet. Es handelte sich allerdings zunächst um einen Senat zweiter Klasse ohne legislative oder eindeutig politische Macht. Er war jedoch wichtiges Element der Kaiserideologie für Konstantinopel als Roma Secunda. Weitere Schwerpunkte der Stadt waren das Forum Konstantins und die Hafenanlagen.

Literaturauswahl:

  • Wolfgang Müller-Wiener: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion – Konstantinupolis – Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Wasmuth, Tübingen 1977
  • Peter Schreiner: Konstantinopel. Geschichte und Archäologie. Beck, München 2007 (Beck’sche Reihe 2364. C. H. Beck Wissen).
  • Klaus Kreiser: Geschichte Istanbuls. Von der Antike bis zur Gegenwart. Beck, München 2010

Konstantinopel – Gründungsgeschichte und erste Bauten (Teil 1)

Das alte Byzantion, eine megarische Stadtgründung von ca. 660 v. Chr., wurde nach der Zerstörung durch Severus 196 n. Chr. von Caracalla wieder aufgebaut. In diesen Wiederaufbau fällt unter anderem auch der Baubeginn des Hippodroms (Pferderennbahn), einer Säulenstraße und der Zeuxippos-Thermen. 258 n. Chr. wurde Byzantion von den Goten geplündert und zerstört.

Unter Konstantin wurde die Stadt neu gegründet und 324 n. Chr. zum Beispiel die Beferstigungen wieder hergestellt. Im gleichen Jahr wird das Areal der Stadt auf 6 Quadratkilometer festgelegt und als Großstadt geplant. Ab 328 n. Chr. ist Konstantinopel endgültig Regierungssitz.

Die neue Kaiserstadt wurde in Anlehnung an Rom gegründet und geplant, da sie nach Konstantin Roma Secunda sein sollte, die zweite Hauptstadt nach Rom. Rom und Konstantinopel waren durch die Via Ignatia verbunden. Worin aber zeigt sich die Anlehnung an Rom? Wie Rom wurde Konstantinopel auf sieben Hügeln errichtet und war in 14 Regionen aufgeteilt. Die Verwaltung erfolgte nach spätrömischem Vorbild durch Senat und Präfektur. Auch die Verbindung von Palast und Hippodrom war Rom nachempfunden. Weitere Ähnlichkeiten waren der goldene Meilenstein sowie die Beziehung zwischen Altstadt und Hippodrom.

Im 4. Jh. n. Chr. ist Konstantinopel zwar Sitz des Senats und Residenzstadt, aber der Kaiser ist auf dieser riesigen Baustelle nur selten anwesend. Aufgrund vieler Kriege wandern der Kaiser und sein Hofstaat lange Zeit von einer Residenzstadt zur anderen. Erst Theodosius (379 – 395 n. Chr.) bleibt dann tatsächlich dauerhaft in Konstantinopel.

 

(Fortsetzung folgt …)

Die Lipsanothek von Brescia: ein Reliquienkästchen aus Elfenbein (Teil 2)

Gipsabguss in der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit?“ (Akademisches Kunstmuseum der Universität Bonn 6. Mai – 28. Oktober 2018); Leihgabe Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz (Inv. 41905)

 

Auf den Schmalseiten setzen sich oben die Medaillons mit Aposteldarstellungen fort, wobei diese mal älter mal jünger dargestellt sind. Ob hier bestimmte Apostel unterschieden werden sollten, bleibt unklar. Die rechte Nebenseite zeigt unter den Aposteln links Moses am Berg Horeb und rechts Moses mit den Gesetzestafeln. Die Szene dazwischen ist umstritten. Dargestellt sind sieben Männer, die von Feuer umgeben sind. Eine mögliche Deutung sieht in dieser Szene die Bestrafung der Männer, die sich dem Aufstand Korachs gegen Moses angeschlossen hatten. Das Hauptbild dieser Seite zeigt die Heilung des Blinden und die Erweckung des Lazarus sowie in der unteren Bildleiste Szenen aus der Geschichte Jakobs.

Auf der linken Schmalseite sieht man unter den Apostelportraits die alttestamentarischen Geschichten von David und Goliath, der Tod des Propheten, der König Jerobeam warnt und Jerobeam vor dem Altar von Bethel. Das Hauptbild zeigt die Erweckung der Tochter des Jairus und darunter sind die Anbetung des goldenen Kalbes und das Fest zu seinen Ehren dargestellt.

Auf der Rückseite sind oben weitere Portraits älterer Männer in Medaillons dargestellt. Sind hier Apostel gemeint oder Heilige? Auch eine Deutung als Evangelisten wurde vorgeschlagen. Allerdings fehlen die in diesem Fall üblichen Symbole zur eindeutigen Zuweisung.

Darunter ist Susanne als Betende gezeigt, gefolgt von Jonas in der Kürbislaube und Daniel mit dem Drachen (der allerdings eher einer Schlange ähnelt). In der Hauptzone beruft Jesus am See Petrus und Andreas zu seinen Jüngern und daneben sehen wir die Geschichte von Hananias und Saphira, die starben, weil sie die Gemeinde um Geld betrogen hatten. Am rechten Rand des Kastens ist vermutlich Judas am Baum hängend dargestellt. Den Abschluss bilden in der unteren Bildleiste die Auffindung des Moses, Moses, der einen Ägypter tötet sowie ein Festmahl, dessen Deutung nicht klar ist.

Die Auswahl der dargestellten Geschichten aus dem alten und dem neuen Testament scheint auf den ersten Blick recht willkürlich. Allerdings ist bei einer so qualitätvollen Arbeit wie der Lipsanothek eher davon auszugehen, dass es dem Auftraggeber mit diesem Bildprogramm um eine bestimmte Aussage ging. Leider ist diese für uns heute jedoch nicht mehr nachvollziehbar, auch deshalb, weil nicht alle Szenen eindeutig bestimmt werden konnten.

 

Literaturhinweise:

  • Johannes Kollwitz, Die Lipsanothek von Brescia (1933)
  • Richard Delbrueck, Probleme der Lipsanothek in Brescia (1952)
  • Carolyn Joslin Watson, The Program of the Brescia Casket (Diss. 1977)
  • Catherine Brown Tkacz, The Key to the Brescia casket: typology and the Early Christian imagination (2002)
  • Frank Rumscheid, Sabine Schrenk, Kornelia Kressirer (Hrsg.), Göttliche Ungerechtigkeit? Ausstellung Akademisches Kunstmuseum der Universität Bonn 6. Mai – 28. Oktober 2018 (2018); S. 308-310

Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina, Sizilien (Teil 4)

An den Gang der großen Jagd grenzen südlich des zentralen Peristyls zwei Räume, die ursprünglich mit geometrischen Fußbodenmosaiken ausgestattet waren. Heute befinden sich in einem der Räume das berühmte Mosaik der Bikini-Mädchen. Dargestellt sind hier Mädchen bei verschiedenen sportlichen Wettbewerben und der anschließenden Siegerehrung.

Von der südöstlichen Ecke des Innenhofes und vom Gang mit der großen Jagd kommt man in einen Hof, der wiederum zu einem elliptischen Hof mit anschließendem Speisesaal (Triclinium) mit drei Apsiden führte. In diesem Speisesaal, dessen Fußboden verschiedene Aufgaben des Herkules zeigt, empfing der Hausherr vermutlich Gäste zum Essen.

Sowohl vom zentralen Hof der Villa als auch vom hufeisenförmigen Eingangsbereich gelangt man in das Badegebäude der Anlage. Die Thermen wurden über einem älteren, kleineren Bad errichtet. Man betritt das Badegebäude durch einen mit Sitzbänken ausgestatteten Umkleideraum. Im anschließenden Korridor zeigt das Mosaik detailreich ein Wagenrennen im Circus Maximus in Rom. Man geht davon aus, dass dieser Korridor genutzt wurde, um sich mit Gymnastik fit zu halten.

Danach betritt man das Frigidarium (Kaltbad) mit Nischen, die teilweise ebenfalls als Umkleideräume dienten, sowie einem großen Wasserbecken. Von diesem Raum aus gelangte man zu Tepidarium (Warmbad) und Caldarium (Heißbad) gelangte. Zusätzliche gab es einen Massageraum und zwei Latrinen (Toilettenräume). Außen am Gebäude kann man gut die Heizräume sehen, mit denen das Caldarium beheizt wurde.

Der Blick zurück vom Weg, der von der Villa zurück zum Parkplatz führt, macht noch einmal die Größe der Anlage deutlich. Und Reste von Begrenzungsmauern und weiteren Gebäuden zeigen, dass es hier auch für die nächsten Jahre viel für die Archäologen zu tun gibt.

Seite 2 von 4

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén