Kategorie: Römer Seite 3 von 22

Kulturtransfer – die Expansion der Römer und ihre Auswirkung auf römische Denkmäler

Kulturtransfer zwischen zwei Völkern geschieht auf zwei Arten:

  1. Expansion, d. h. Export von Kultur
  2. Rezeption, d. h. Assimilierung einer fremden Kultur

Im Zuge der Expansion Roms haben die unterworfenen Völker oft die Kultur und die Errungenschaften der Römer für sich entdeckt und übernommen. Die Römer selbst waren dagegen vor allem von der Kultur der Griechen angetan. Zunächst hatten die Römer ihre Vormachtstellung in Italien ausgebaut und nach mehreren Kriegen die Punier besiegt. Ab dem 2. Jh. v. Chr. mischten sie sich jedoch zunehmend auch in die Geschicke Griechenlands und Kleinasiens ein und stiegen schließlich zur beherrschenden Macht im Mittelmeerraum auf.

Die Expansion in Italien und dem übrigen Mittelmeerraum machte sich bald in den politischen Denkmälern bemerkbar. Zum einen durch Beutedenkmäler, z. B.:

  • die Rostra mit den Schiffsschnäbeln auf dem Forum Romanum
  • die Anbringung vergoldeter Schilde aus den Samnitenkriegen an den tabernae
  • die Aufstellung von Bronzefiguren, die aus dem Heiligtum von Volsinii erbeutet worden waren, am Tempel der Mater Matuta und der Fortuna (schon 264 v. Chr.)

Zum anderen gab man Historiengemälde in Auftrag oder stellte Ehrenstatuen auf.

Mit der außenpolitischen Expansion ging auch eine wirtschaftliche Expansion einher, die zu innerpolitischen Veränderungen führte. Zwischen dem Senat und der Volksversammlung, die mehr Rechte forderte, kam es zu einem Machtkampf, der das republikanische Rom in eine Krise führte, in deren Folge Feldherrn wie Pompeius und Caesar übermächtig werden konnten. Der Konkurrenzkampf zwischen den Parteien zeigte sich auch in der Rivalität der Feldherrn auf beiden Seiten.

So stellte Catull nach dem Sieg über die germanischen Kimbern Beutestücke in einer Halle auf seinem Grundstück auf, das gleichzeitig das Grundstück eines seiner politischen Gegner war. Marius dagegen, ein rivalisierender Feldherr, der den Sieg über die Kimbern für sich reklamierte, errichtete ein Denkmal, das nicht nur seine Siege über die Kimbern feierte, sondern auch seinen Sieg über den numidischen König Jugurtha.

Der Kontakt mit den Griechen und den hellenistischen Herrschern führte zu einer starken Hellenisierung Roms. Römische Feldherrn nahmen anfangs vor allem im griechischen Raum die dortigen Repräsentationsformen an. In Rom selbst gab es dagegen lange Zeit zum Teil erbitterten Widerstand gegen die „verweichlichten Sitten“ der griechischen Welt. Aber das hielt die herrschenden Familien Roms und die siegreichen Feldherrn nicht davon ab, diese Repräsentationsformen nach und nach auch nach Rom zu tragen und für ihren Konkurrenzkampf untereinander zu nutzen.

Dazu gehörte der Raub von griechischen Denkmälern und Kunstgegenständen. So fand beispielsweise ein Gemälde, das eine Schlacht zwischen den Armeen Alexanders des Großen und Dareios III. darstellte, seinen Weg nach Rom und wurde vielfach kopiert. Nachklänge finden sich in Italien seit dem 2. Jh. v. Chr., die berühmteste Nachbildung ist jedoch das Mosaik in der Casa del Fauno in Pompeji (siehe auch meine Beiträge).

Aber auch neugeschaffene römische Kunstwerke zeigen immer stärkeren Einfluss der griechischen Kunst auf die römische Kunst und Kultur.

Die römische Villa Suburbana von Stadtbergen bei Augsburg

Südwestlich von Augsburg, am Rand der Hochebene zum Tal der Wertach hin, wurde 1931 auf dem Gebiet der Gemeinde Stadtbergen eine römische Villa ausgegraben. Die damalige Grabungsdokumentation ging 1944 größtenteils ebenso verloren wie die Funde selbst. Erhalten hat sich allerdings ein Plan der Villa und zwischen 1971 und 1981 wurden weitere archäologische Untersuchungen durchgeführt. Fridolin Reutti geht von drei Bauphasen aus, von denen jedoch nur die dritte einigermaßen sicher rekonstruiert werden kann.

Es handelte sich um eine luxuriös ausgestattete Villa Suburbana, also eine Vorstadtvilla. Auf allen Seiten sind dem Gebäude Säulenhallen vorgelagert. Die Hauptseite, die seitlich durch zwei runde Ecktürme betont wird, öffnet sich nach Südosten. Von dort aus betrat man die Villa durch eine große Halle, die zum Mittelteil der Villa führt. Direkt hinter diesem Durchgang gibt es einen länglichen Raum, der als Verteiler zu den verschiedenen Gebäudeteilen diente. Von hier aus öffnen sich Räume sowohl im hinteren Bereich der Villa als auch Räume neben der Eingangshalle sowie Treppenhäuser, die zu einem zweiten Stock führten. Außerdem gelangt man von hier aus zu den beiden Seitentrakten, die in den bereits erwähnten Eckrisaliten enden. Auch diese seitlichen Gebäudeteile waren zweistöckig, da man hier ebenfalls Treppenhäuser nachweisen konnte.

Mosaiksteine, Marmorplatten oder auch der Rest einer Marmorsäule zeigen, wie reich diese Luxusvilla dekoriert war. Auch konnten im Rahmen der archäologischen Untersuchungen Nebengebäude nachgewiesen werden. Einige der Funde stammten aus dem 1. Jh. n. Chr. Das Aussehen der Villa zu diesem Zeitpunkt ist jedoch unklar. Sicher ist, dass die Villa mehrfach umgebaut wurde, bevor sie das heute bekannte Aussehen annahm. Münzfunde lassen vermuten, dass die letzte Besiedlung der Villa in die Zeit zwischen 275 n. Chr. und dem Ende des 4. Jh. n. Chr. fällt.

Literatur:

  • Fridolin Reutti: Eine römische Villa suburbana bei Stadtbergen, Landkreis Augsburg. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 39, 1974, S. 104–126
  • Wolfgang Czysz, Karlheinz Dietz, Hans-Jörg Kellner, Thomas Fischer: Die Römer in Bayern. Stuttgart 1995, S. 517–518

Villa Rustica (Burgweinting bei Regensburg)

Luftbild Google

 

Südöstlich von Regensburg wurden auf dem Gebiet des Ortes Burgweinting Reste mehrerer römischer Villae Rusticae nachgewiesen. Eine davon wurde 1911/12 und 1915/1916 in Teilen ausgegraben und in neuerer Zeit durch Luftbildarchäologie erforscht.

Dieser Gutshof wurde von einer, ein unregelmäßiges Viereck bildender etwa 70 cm starken Mauer umschlossen, deren Gesamtlänge 402 Meter betrug. Das Südtor weist eine 3 Meter breite Durchfahrt mit ein- und ausspringenden Mauerschenkeln auf. Diese Hauptfront orientiert sich an einem vorbeifließenden Bach. Lücken an den anderen Seiten der Mauer, bei denen teilweise auch Kiesschüttungen nachgewiesen werden konnten, lassen auf drei weitere Tore schließen.

Der Gutshof umfasste mehrere Gebäude, die sich teils an die Mauer anlehnten, teils aber auch freistehend waren. Unter anderem konnten 10 Steinbauten nachgewiesen werden, von denen drei mit beheizbaren Räumen ausgestattet waren.

Als Haupthaus wird ein etwa 12,5 x 11 m großes Gebäude in der Mitte des teilweise mit Bruchsteinen gepflasterten Hofes gedeutet. Im Südteil dieses Gebäudes gibt es zwei Räume mit Hypokaust-Anlagen. Ein Gang trennt diese Räume von mehreren Räumen im Nordtrakt, die teilweise unterkellert sind. Vom Mittelgang aus wurden auch die hypokaustierten Räume beheizt.

Im Westen war dem Gebäude über die ganze Breite eine Säulenhalle oder ein Korridor vorgelagert. An der Ostseite schlossen sich ein Hof und weitere Gebäude an, die bis zur Hofmauer reichten und als Wirtschaftsräume interpretiert werden.

In der Ostecke des Gutshofes wurde ein zweiter Gebäudekomplex ausgegraben. Auch hier handelte es sich wohl um ein Wohngebäude. Hier waren mehrere Zimmer um einen Innenhof herum gruppiert und durch hölzerne Zwischenwände getrennt. Einer der Räume war eine Küche mit einem gemauerten Herd. Zudem fand man in der Südostecke des Innenhofes einen weiteren Kellerraum.

Um diesen Gebäudekomplex herum scharten sich weitere Gebäude, vermutlich Wirtschaftsgebäude, teilweise mit Ziegelpflaster und Hypokaust-Anlage. Auch fand man zwei Gruben, in denen unter anderem Tafelgeschirr (Terra Sigillata) zutage trat. Die in der Villa gefundenen Scherben stammen aus der Zeit von der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.

Im Westteil des Gutshofes fand man Reste weiterer Wirtschaftsgebäude und außerhalb des Hofes entdeckte man noch eine Scheune sowie einen ursprünglich überdachten Brunnen.

Die Anlage dieser Villa ist heute durch Bepflanzung sichtbar gemacht und bei Google sehr gut auf dem Luftbild oben zu sehen.

 

Literaturauswahl:

  • K. Dietz u. a., Regensburg zur Römerzeit (1979) S. 261–264.
  • W. Irlinger / J. Faßbinder, Die römische Villa rustica von Burgweinting – Von der Entdeckung über die Prospektion zur Visualisierung, in: Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und in Regensburg, Band 4, 2000, S. 287 – 300

Theater des Pompeius in Rom

Marsfeld in Rom, Theater des Pompeius


Römische Theater wurden ursprünglich nur für die Zeit der Aufführung aus Holz errichtet. Zum Teil gab es nicht einmal Sitze für die Zuschauer, da man befürchtete das römische Volk könne verweichlichen. Überhaupt galten Theateraufführung als Luxus, der sich einem Römer zur Zeit der Republik nicht ziemte. Aber der Siegeszug des Theaters war seit dem engeren Kontakt mit der griechischen Welt, spätestens aber seit dem 1. Jh. v. Chr. nicht mehr aufzuhalten. Denn neben Rhetorikern und Philosophen kamen nun auch Künstler wie Schauspieler und Theaterdichter aus Griechenland nach Rom.

Zur Feier seines Triumphes 61 v. Chr. gab Gnaeus Pompeius Magnus das erste Theater aus Stein in Rom in Auftrag. Das Theater befand sich auf dem Marsfeld außerhalb des eigentlichen Stadtgebiets von Rom. Um Probleme zu umgehen, weil dieses Theater nun ein auf Dauer angelegter Bau war, plante Pompeius den Zuschauerraum als Unterbau für einen Tempel der Venus Victrix (die Siegreiche). Dadurch wirkten die Sitzplätze wie eine breite Freitreppe, die zum Tempel führte. Auch galt die feierliche Einweihung 55 v. Chr. nicht einem Theater, sondern dem Tempel.

Für die Errichtung des Theaters waren umfangreiche Substruktionen notwendig. Die dreistöckige Außenfassade des Zuschauerraums war durch Arkaden gegliedert. Unten wurden dorische Säulen verwendet und im mittleren Bereich ionische Säulen. Im obersten Stockwerk folgten die Säulen der korinthischen Ordnung. Antiken Quellen zufolge fanden 40.000 Zuschauer in diesem Theater Platz. Heutige Berechnungen gehen eher von etwa 17.500 Zuschauern aus.

Die zweistöckige Bühnenfront war prachtvoll mit Säulen und Nischen gestaltet. Der Skulpturenschmuck im Innern des Theaters bestand unter anderem aus 14 Statuen, die die von Pompeius unterworfenen Völker repräsentierten.

Neben dem Tempel der Venus Victrix, der das Gebäude offiziell geweiht war, gab es noch Altäre für die Personifizierungen Honos (Ehre), Virtus (Tugend) und Felicitas (Glück). Das Theater gehörte zu einer größeren Anlage, zu der die Portikus Pompeianae und Gärten sowie eine Versammlungshalle für den Senat gehörten. Vor einer dort aufgestellten Statue des Pompeius wurde später Caesar ermordet.

 

Literaturauswahl:

  • Jon Albers: Campus Martius. Die urbane Entwicklung des Marsfeldes von der Republik bis zur mittleren Kaiserzeit. Reichert, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-89500-921-1 , S. 72, 79, 108 f., 196.
  • Richard C. Beacham: The Roman Theatre and Its Audience. Harvard University Press, Cambridge [Ms] / London 1991, S. 160.
  • Pierre Gros: Theatrum Pompei. In: Eva Margareta Steinby (Hrsg.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Band 5. Quasar, Rom 2001, S. 35.

Villa von Alburg bei Straubing (Teil 2)

Die wenigen freigelegten Mauerreste des Westtraktes legen nahe, dass es im Anschluss an den zentralen Raum auch dort einen Gang mit Vorraum gab. Der Rest des westlichen Gebäudetraktes war aber offenbar anders aufgeteilt als der Ostteil und scheint weniger, aber dafür größere Räume aufzuweisen. Allerdings muss eine Rekonstruktion hypothetisch bleiben, da dieser Teil nicht ausgegraben wurde.

Wie bereits erwähnt, befand sich die Schauseite des Gebäudes mit Portikus und seitlichen Risaliten im Norden. Der dem Ostteil vorgelagerte Risalit bestand aus drei Räumen, von denen der ca. 7 x 6 m große nördliche und der eine südlich anschließende Raum hypokaustiert waren. Zwei außen an der Ostwand angebaute kleine Räume könnten der Beheizung oder der Lagerung des Brennmaterials gedient haben. Eventuell wurde auch der an den südlichen hypokaustierten Raum anschließende Raum als Heizraum genutzt. Dieser lag 80 cm niedriger und war über eine Treppe erreichbar.

Der westliche Risalit wurde nicht ausgegraben. Zwischen den Risaliten waren dem Gebäude zwei nur leicht fundamentierte Mauern vorgelagert. Hier gab es wohl eine Portikus. Das genaue Aussehen bleibt jedoch aufgrund des fragmentarischen Grabungsbefundes unklar. So ist unsicher, ob der hintere Teil geschlossen und der vordere offen war, oder ob der hintere Teil sich mit Holzsäulen auf eine davorliegende Terrasse öffnete.

Besonders bekannt wurde diese Villa, als man 1950 nur gut 100 Meter nordöstlich des Hauptgebäudes einen Kupferkessel fand, in dem sich mehrere bronzene Gesichtshelme, verzierte Pferdekopfschutzplatten, Statuetten und Eisengeräte befanden. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Villa dem Kommandanten des römischen Lagers in Straubing gehörte. Vergraben wurde der Schatz vermutlich im Zusammenhang mit den Einfällen der Alamannen um 233 n. Chr.

Literatur:

  • Josef Keim, Hans Klumbach: Der römische Schatzfund von Straubing (= Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte. Band 3). 2., um eine Bibliografie erweiterte Auflage. Beck, München 1976.
  • Johannes Prammer: Das römische Straubing. Ausgrabungen, Schatzfund, Gäubodenmuseum (= Bayerische Museen. 11). Schnell & Steiner, München 1989
  • Johannes Prammer: Straubing, Ndb. Kastelle und Vicus. In: Wolfgang Czysz u. a.: Die Römer in Bayern. Lizenzausgabe der Auflage von 1995. Nikol, Hamburg 2005, S. 518–521.

Villa von Alburg bei Straubing (Teil 1)

In der Umgebung von Straubing, dem antiken Sorviodurum, wurden viele römische Villen bzw. Gutshöfe nachgewiesen. Meist erfolgte dieser Nachweis allerdings nur aufgrund von Häufungen von Oberflächenfunden, die bei Begehungen aufgelesen wurden. Eine der wenigen Grabungen fand dagegen bei der Villa am Alburger Hochweg statt.

Aufgrund der ausgegrabenen Teile und später angeschnittenen Mauern wird die Villa als Portikusvilla mit Eckrisaliten rekonstruiert. Es handelte sich wohl um einen ausgedehnten Gutsbetrieb, wie zahlreiche Keller und Gebäudespuren zeigen. Sogar eine eigene Ziegelproduktion gab es hier, von der man noch 7 Brennöfen fand.

Das Hauptgebäude war etwa 48 x 24 Meter groß. Man betrat das Gebäude wohl von Süden her, obwohl sich die Schauseite mit Portikus und Eckrisaliten an der Nordseite befand. In der Mitte der Südseite führt jedoch ein von zwei quadratischen Räumen flankierter Gang zu einem großen quergelagerten Raum (ca. 10 x 7,5 Meter), der das Zentrum des Gebäudes bildete. Ungewöhnlich ist eine Vertiefung von 2,70 Metern in diesem Raum. Der Ausgräber interpretiert diese Vertiefung als Impluvium, also das Sammelbecken für Regen in einem Atrium. Ein solches Impluvium ist jedoch normalerweise nicht so tief.

Nach Osten schloss sich zunächst ein länglicher Raum oder Gang an, von dem ein kleiner Raum mit Zugang zur nördlich gelegenen Portikus abgetrennt war. Der anschließende Gebäudeteil bestand aus einem weiteren nord-südlich verlaufenden Gang, der je drei symmetrisch angelegte Räume trennte. Eine hier gefundene Feuerstelle sowie ein Wasserkanal, der zu einer nördlich des Gebäudes gelegenen Zisterne führte, lassen darauf schließen, dass es sich hier um den Wirtschaftstrakt handelte.

(Fortsetzung folgt…)

Julianos-Kirche in Brad (Syrien) (Teil 2)

Im Mittelschiff der Julianos-Kirche fällt ein hufeisenartiges Gebilde auf, das Bema. Dieses Podium mit Sitzen für den Klerus ist eine lokale Besonderheit im Gebiet des heutigen Syrien. Das Bema der Julianoskirche ist das früheste bekannte Beispiel. Man betritt das Bema von der Ostseite her über Stufen. In gleicher Höhe befinden sich in den Seitenschiffen Barrieren.

Die Apsis ist ebenfalls über Stufen zugänglich und sie wird durch Schranken abgegrenzt. In der Ostwand gab es drei Rundbogenfenster. Der Triumphbogen an der Apsiswand im Innern ruhte seitlich auf den Kapitellen von Pilastern. Der Altar selbst steht auf fünf Stützen.

Die beiden rechteckigen Nebenräume sind nicht mit der Apsis verbunden, sondern öffnen sich auf die Seitenschiffe. Oberhalb der Türen gab es Fensteröffnungen. Der südliche Nebenraum hat zusätzlich eine Tür in der Südwand der Basilika und der nördliche Nebenraum öffnet sich zu einem später hinzugekommenen kleinen Anbau auf der Ostseite. Hier scheint ein weiterer Altar gestanden zu haben. An diesen Anbau schließt sich ein weiterer kleiner Bau an, der an die Ostwand der Basilika angelehnt ist und nur von Osten her zugänglich ist. Auf der Westseite gab es Säulenfenster über den Eingängen. Weitere Fenster gab es über den Säulenarkaden zwischen Seiten- und Mittelschiff.

Kirchenarchitektur spiegelt immer die Liturgie wider. Und dabei zeigen sich Besonderheiten in der Liturgie der Toten Städte. Die meisten Kirchen wurden hier durch Eingänge an der Südseite betreten. Daher ist dieser Eingang, wie auch in der Julianoskirche, durch Größe und Dekoration hervorgehoben. Bei der Julianos-Kirche ist die Westseite allerdings ebenfalls betont. Die Liturgie sah in diesem Gebiet auch räumliche Trennungen vor, z. B. zwischen Männern und Frauen oder zwischen alten und jungen Männern, was sich teilweise in Barrieren im Innenraum der Kirchen zeigt. Der Klerus saß in oder vor der Apsis oder dem oben erwähnten hufeisenförmigen Bema. Dort waren die Sitze für den Klerus um einen Thron zum Ablegen des Evangeliars herum angeordnet.

Literaturauswahl:

  • Frank Rainer Scheck, Johannes Odenthal: Syrien. Hochkulturen zwischen Mittelmeer und Arabischer Wüste. DuMont, Köln 2009, S. 290 f
  • Christine Strube: Die „Toten Städte“. Stadt und Land in Nordsyrien während der Spätantike. Philipp von Zabern, Mainz 1996, S. 36 f, 42
  • Christine Strube: Baudekoration im Nordsyrischen Kalksteinmassiv. Bd. II. Kapitell-, Tür- und Gesimsformen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts n. Chr. Philipp von Zabern, Mainz 2002, S. 205–207

Julianos-Kirche in Brad (Syrien) (Teil 1)

Im nordsyrischen Kalksteinmassiv, nordwestlich von Aleppo gelegen, liegen die sogenannten „Toten Städte“, Ruinen von etwa 700 spätrömischen und frühbyzantinischen Siedlungen. Der Anbau und Handel von Wein, Oliven und Getreide machten diese Siedlungen reich. Ihre Blütezeit war im 4. Jh. n. Chr. Zu dieser Zeit traten die meisten Bewohner zum Christentum über. Der Reichtum der Region äußert sich in prächtigen Villen und öffentlichen Gebäuden, z. B. Kirchen. Letztere zeigen noch heute die Entwicklung von einfachen Hauskirchen zu großen Basiliken. Aus bisher unbekannten Gründen begann im 7. Jh. der Niedergang dieser Siedlungen und spätestens im 10. Jh. waren alle Orte verlassen.

Eine der „Toten Städte“ ist Brad bzw. Barad, die ihre Blütezeit im 5. und 6. Jh. n. Chr. erlebte. Die Siedlung war damals ein Verwaltungszentrum und es haben sich aus dieser Zeit Ruinen mehrerer Häuser und Kirchen sowie eines Klosters erhalten. Im Folgenden soll die nach ihrem Architekten benannte Julianos-Kirche vorgestellt werden.

Diese 38 Meter lange Basilika wurde von 395 bis 402 über einem römischen Tempel errichtet. Dabei wurden einige Teile wiederverwendet. Bei der Julianos-Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Säulenarkaden-Basilika mit eingeschriebener halbrunder Apsis und zwei Nebenräumen bei gerade abschließender Ostwand.

An der Westseite befinden sich drei Eingänge, wobei der mittlere größer als die beiden anderen ist. Weitere Türen liegen auf der Süd- und auf der Nordseite. Die mittlere Tür der Südseite ist hervorgehoben und überragt selbst die größere Tür der Westseite. Der Westseite und der Südseite sind jeweils Portiken vorgelagert. Auf der Nordseite ist dem größten Eingang ein Anbau vorgelagert, der an der Ostseite ebenfalls eine eingeschriebene halbrunde Apsis besitzt.

(Fortsetzung folgt…)

Römische Villa von Schambach „Kipferberg“ bei Treuchtlingen

Im Umkreis der Orte Schambach und Treuchtlingen wurden zahlreiche römische Gutshöfe gefunden. Ein Gutshof im Ortsteil Weinbergshof wurde in Grundrissen sichtbar gemacht. Andere sind nur aus Luftbildern bekannt oder heute überbaut.

So fand man beispielsweise am Hang des „Kipferbergs“ in Schambach 1885 eine römische Villa, an der schon im darauffolgenden Jahr Grabungen stattfanden. Allerdings sind die Aufzeichnungen nicht mehr vorhanden. Erhalten haben sich dagegen die Unterlagen einer erneuten Untersuchung von 1964.

Das rechteckige Hauptgebäude ist 37,25 x 25,20 Meter groß. Die Räume sind um einen großen Innenhof gruppiert und am Ostende des Gebäudes war ein Heizraum angebaut. Da das Gelände nach Südwesten abfiel, waren Hof und Räume terrassiert angelegt.

Der Haupteingang lag an der Südostseite. An dieser Seite war dem eigentlichen Gebäude eine 15 x 4,5 Meter große Säulenhalle (oder ein Korridor?) vorgelagert. Nordöstlich dieser Säulenhalle (Portikus) gab es einen Raum, der über den oben erwähnten Heizraum durch eine Hypokaust-Anlage beheizt werden konnte.

Von der Portikus führte ein Gang zum Innenhof. Die Räume zu beiden Seite dieses Gangs (zwei rechts des Eingangs und einer links) bildeten wohl den Wohntrakt, da sie Estrichböden haben. Auf der anderen Seite des Hofes gab es eine schmale Raumreihe aus fünf Räumen, von denen einer im Südosten in den Hof hineinragt. Im Nordosten war dieser Wirtschaftsbereich durch eine überdachte Portikus verbunden, die zum Hof hin wohl Holzpfosten hatte. Die geschlossene Rückwand war mit geometrischen und pflanzlichen Motiven bemalt.

Im Südwesten war dem ganzen Gebäude eine weitere Portikus vorgelagert. Sie war 4,4 Meter tief und lag 2 Meter tiefer als die anschließenden Räume. Man erreichte die Portikus über eine Treppe an der Südecke des Innenhofes. Die Rückwand war bemalt. Von den Säulen haben sich nur noch Bruchstücke einfacher Blattkapitelle aus Sandstein erhalten.

Genau in der Mitte dieser Säulenhalle gibt es einen Raum, der in den Innenhof hineinreicht. Unklar ist, wofür dieser Raum genutzt wurde. Handelte es sich vielleicht um ein kleines Heiligtum?

Die Mauern des Gebäudes waren zweischalig und bestanden aus Kalkstein mit Kalkmörtel. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt und zumindest teilweise waren die Fenster verglast. Die Villa wurde vermutlich im 2. Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und im 3. Jh. wieder verlassen. Zu möglichen Nebengebäuden lässt sich nichts sagen, da sich die Ausgrabungen auf das Haupthaus beschränkten. Heute ist der Gutshof überbaut.

 

Literatur:

F.-R. Herrmann, Eine römische Villa bei Schambach im Landkreis Weißenburg. Jahresbericht Bayerische Bodendenkmalpflege 6-7; 1965-1966, 14ff.

L. Wamser, Biriciana – Weißenburg zur Römerzeit. Führer zu Archäologischen Denkmälern in Bayern. Franken 1 (3. Aufl. 1990) 110, Abb. 102

Lederverarbeitung bei den Römern (Teil 2)

Bei der Weiterverarbeitung zu Kleidungsstücken usw. wurden die Lederstücke zusammengeklebt, -genäht oder -genagelt. Als Klebstoff dienten v. a. Pflanzenharze wie Terpentin, Mastix, Styrax, Kolophonium oder Kiefernharze, außerdem Gummiharz und Akaziengummi. Daneben wurde auch Hautleim benutzt. Dieser ist jedoch wasserlöslich und daher für Schuhe unbrauchbar.

Alle Lederfunde weisen sorgfältige Nähte auf: Verbindungsnähte, Randeinfassungen, Applikationen, Saumnähte. Dabei sind die Nähte immer auf den Verwendungszweck abgestimmt, z. B. auf Wasserundurchlässigkeit. Details einer Naht wie Einstichkanäle oder Faden und Lederabdrücke können daher wichtige Hinweise für die Interpretation von Lederfragmenten liefern. Da die Stiche oft gleichmäßig verteilt sind, benutzte man zur Markierung der Naht vielleicht Rollrädchen. Als Nähmaterial dienten Sehnen, Hanffasern sowie feine Lederriemchen und Pergamentstreifen. Die Stärke der Nadeln und Fäden reichte von ganz fein bis grob.

Bei Schuhen war die Laufsohle zum Schutz vor zu schneller Abnutzung und zum besseren Zusammenhalt der Sohlen normalerweise mit Eisennägeln bena­gelt, die in der Brandsohle vernie­tet wurden.

Manchmal wurde das Leder verziert, z. B. durch Prägungen mit Einzel oder Rollstempeln. Andere Möglichkeiten sind Punzierungen, Metalleinlegearbeiten, Applikationen, Durchbrucharbeiten (zum Teil in Kombination mit Blindprägungen) und Ziernähte, z. B. durch Abbinden des Narbens. Die häufigsten Motive sind geometrische Muster und stilisierte Pflanzendarstellungen.

Reparaturen an Lederwaren erfolgten durch Aufnähen eines runden oder ovalen Lederstücks unter oder über Löchern und Schnitten. Dabei wurden alte Lederreste wiederverwendet.

Der Erhaltungszustand von Lederfunden ist meist sehr schlecht. Das Leder ist feucht oder nass und häufig brüchig. Es ist daher notwendig, die Reste zunächst zu konservieren. Hierfür gibt es allerdings keine allgemein gültigen Regeln. Anhand von einigen Versuchsreihen mit Lederproben muss eine solche Konservierung auf jeden Fund speziell abgestimmt werden. Zuerst werden die Funde gereinigt und zum Teil durch eine Spezialbehandlung reißfest, weich und wieder formbar gemacht. Auch muss das Leder entwässert werden, wobei man darauf achten muss, dass es nicht zu stark schrumpft. Gleichzeitig ist eine Rückfettung der Stücke notwendig. Wichtig ist bei all diesen Vorgängen, die Originalsubstanz zu erhalten. Erst nach Abschluss dieser Konservierungsmaßnahmen kann der ursprüngliche Verwendungszweck der Lederreste rekonstruiert und zusammengehörige Teile miteinander verbunden werden.

Literaturauswahl:

  • J. Göpfrich, Römische Lederfunde aus Mainz, in: Saalburg-Jahrbuch 42 (1986) S. 5-67
  • P. Knötzele, Römische Schuhe: Luxus an den Füssen (= Schriften des Limesmuseums Aalen. Nr. 59). (2007)

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