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Konservierung und Rekonstruktion archäologischer Denkmäler

Matronen-Heiligtum, Nettersheim

Im Rahmen des zweiten „Internationalen Kongresses der Architekten und Denkmalpfleger“ 1964 in Venedig wurde am 31. Mai 1964 die sogenannte Charta von Venedig unterzeichnet.

Diese Charta fasste den Denkmalbegriff weiter als zuvor. Nicht nur das einzelne Denkmal, sondern auch ganze ländliche oder städtische Bereiche waren jetzt schützenswert, und auch Industriebauten usw. gehörten nun zu den Denkmälern. Eine wichtige Forderung der Charta von Venedig war die Erhaltung der Orginalsubstanz. Rekonstruktionen sollten nicht frei „erfunden“ werden, sondern nur aus vorhandenen Teilen bestehen.

In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es dann zu einem wahren Boom archäologischer Freilichtmuseen, die eine Vielzahl von Rekonstruktionslösungen zeigen. Der erhaltene Grundriss kann beispielsweise durch Hecken (z. B. Grundrisse von Wohnhäusern, Xanten) oder eine farbliche Kennzeichnung im Straßenpflaster (z. B. Grundriss der St. Martinskirche hinter dem Bonner Münster) markiert werden.

Wird das Denkmal am Originalort zugänglch gemacht, wird es mit einer Schutzschicht überzogen. Über dieser Schicht kann das Denkmal dann mehr oder weniger stark ergänzt werden (Villa in Holheim bei Nördlingen). In der Regel achtet man darauf, dass die Ergänzung gut zu erkennen ist.

Bei der sogenannten Translokation wird das Gebäude dagegen abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut (z. B. Tempel von Abu Simbel, Ägypten).

Die sicherste und dauerhafteste Bewahrung bzw. Konservierung bieten jedoch Schutzbauten, da sie das Denkmal vor Kälte, Feuchtigkeit usw. schützen. Möglich sind hier einfache Abdeckungen oder Schutzdächer in Form von Holz-, Stahl- oder Ziegelkonstruktionen.

Auch komplette Schutzhäuser kommen infrage. Diese umgeben das Denkmal (Bad Neuenahr – Ahrweiler: römische Villa am Silberberg) oder erheben sich auf den antiken Mauern. In einigen Fällen rekonstruieren die Schutzbauten sogar das ursprüngliche Aussehen des Gebäudes (z. B. die großen Thermen in Xanten).

In einigen Fällen können die Denkmäler auch im modernen Bau zugänglich gemacht werden, so zum Beispiel der römische Keller im Haus der Geschichte in Bonn.

Amphoren

Unter Amphoren versteht man bauchige, zweihenkelige Vorratsgefäße aus Ton oder Metall mit enger Mündung. Neben reich bemalten Exemplaren, die zum Luxusgeschirr zählten, gab es auch einfache Amphoren, die zum Transport von Wein, Öl und anderen Flüssigkeiten sowie von Salzfischen, Hülsenfrüchten usw. verwendet wurden. Diese liefen unten oft so spitz zu, dass man sie in ein Gestell stellen oder halb eingraben musste, um sie zu füllen.

Zum Abdichten bestrich man Amphoren ca. 1-2 cm dick mit Pinienharz. Die Mündung wurde durch Tierhäute, Kork, Steine, Tondeckel usw. verschlossen und dann versiegelt.

Da man diese Transportamphoren schlecht legen konnte, wurden sie von zwei Trägern an einer Stange getragen. Auf dem Schiff konnten die meisten Amphoren liegend gelagert werden. Bei Weinamphoren erfolgte die Lagerung mit der Mündung nach unten. Dadurch blieb der Verschluss feucht und der Wein hielt sich besser.

Die Form von Transportamphoren veränderte sich im Laufe der Zeit und bietet daher gute Datierungshilfen. So werden die Gefäße vom 4. bis zum 1. Jh. v. Chr. immer schlanker und höher. Auch die Stempel der Amphoren helfen bei der Datierung der Gefäße. Diese meist rechteckigen Stempel sind in der Regel 1-2 cm groß und wurden vor dem Brand an der Henkeloberseite angebracht. Die Stempel nennen Substanz, Herkunft, Jahrgang, Produzent und/oder Hersteller.

Die Stempel ermöglichen es auch, Handelsbeziehungen zwischen verschiedenen Regionen nachzuvollziehen und geben wertvolle Hinweise über die Herkunft verschiedener Produkte. Amphoren wurden offenbar – wie heutige Einwegflaschen – nur einmal verwendet und weggeworfen, wenn sie leer waren.

Die Amphore war auch eine Maßeinheit: die römische Amphore entsprach 26,26 Litern, die griechische je nach Stadt 20 – 26 Liter.

Jenseitsvorstellungen in der Antike

Was ist das Leben und was kommt danach? Diese Frage beschäftigte schon unsere Vorfahren und so wie heute waren auch bei Griechen und Römern Jenseits und Tod nicht genau definiert.

Die sichersten Zeugnisse über die Jenseitsvorstellungen bilden die Grabepigramme, die Inschriften auf den Grabmälern (vgl. R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962): thematisch gegliedert).

Die Epigramme zeigen, dass es keine feste Vorstellung über den Tod gab. Die Toten werden oft als anonyme Geisterschar, die Manen, dargestellt. Dabei bleibt der Körper bleibt leblos zurück, während die Seele als blasser kraftloser Schatten im Grab oder im Hades wohnt. Später nahm man an, die Seele steige in den Äther bzw. den Himmel auf. Mysterienkulte, wie die Mysterien der Demeter oder des Dionysos, versprachen dagegen ein seliges Leben nach dem Tod.

Das Totenreich wird in den Epigrammen verschieden lokalisiert (vgl.  z. B. Lattimore S 41). Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Tod als letzter Schlaf beschrieben wird. Die Inschriften sprechen vom Todesschicksal und oft wird der vorzeitige Tod beklagt, z. B. bei Kindern oder bei noch unverheirateten Mädchen, also wenn die Kinder vor den Eltern sterben. Man findet Klagemotive, aber auch Trostmotive, z. B. die Ergebung in ein Schicksal, das allen Menschen beschieden ist. Ein besonderer Trost ist ewiges Gedächtnis oder ewiger Ruhm. Daher werden die Errungenschaften des Toten in seinem Leben hervorgehoben und seine Tugenden.

Die Epigramme zeigen ein umfassendes Spektrum von Auffassungen von Tod und Jenseits. Die Darstellungen auf Grabmälern können zudem die Epigramme verstärken oder ergänzen, müssen aber nicht unbedingt das gleiche Thema wiedergeben wie die Epigramme (vgl. H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)). Grabmäler sind vor allem Monumente, d. h. sie dienen dem Gedächtnis und dem Nachruhm.

Literatur:

  • R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962)
  • H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)
  • J. Fugmann / A. Kolb, Tod in Rom: Grabinschriften als Spiegel römischen Lebens (2008)

Entwicklung des griechischen und römischen Portraits

Im archaischen Griechenland (6. Jh. v. Chr.) blieben Darstellungen von Männern und Frauen typenhaft und allgemein und folgten dem allgemeinen Schönheitsideal von kaloskagathos = schön und gut: der schöne Mensch ist zugleich der sittlich mustergültige, von vollendeter Lebensform und aus gutem Haus.

Ein gutes Beispiel ist die Grabstatue des Kroisos aus Athen (530 – 520 v. Chr.): http://de.wikipedia.org/wiki/Kroisos-Kouros#mediaviewer/File:0006MAN-Kouros2.jpg

In der Klassik (2. Viertel d. 5. Jh. v. Chr.) gab es zwar gelegentlich Bildnisse, die vom Ideal abweichen, z. B. eine Büste des Themistokles (http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/14124). Ansonsten folgten die Skulpturen im 5. Jh. einem neuen Idealtypus (vgl. Doryphoros von Polyklet). Es geht aber weiterhin um die Darstellung allgemeiner Reife, Schönheit und Würde; Persönliches steht zurück. Weitere Beispiele sind Bildnisse von Perikles oder die Tyrannenmörder-Gruppe.

Im späten 4. Jh. v. Chr. tritt dann an die Stelle der Berechnung eines Schönheitsideals das empirische Interesse am Individuum und seinen Besonderheiten (z. B. Philosophenbildnisse wie von Sokrates).

Im Hellenismus sind zunächste die für breite Masse und auf Wirkung angelegten Bildnisse Alexanders des Großen zu nennen. Immer noch gab es nur wenige individuelle Bildnisse. Zur gleichen Zeit gab es in Rom individualisierte Portraits. Doch auch sie verweisen auf das politische Image, d. h. auf Leistungen und Taten des Dargestellten, nicht aber auf die innere Eigenart.

Seit dem 2. Jh. v. Chr. treten bei den Bildnissen Charisma und Führerqualitäten in den Vordergrund, die mit Hilfe von pathetischer Mimik und gebieterischer Gebärde dargestellt werden.

Ab dem Bürgerkrieg im 1. Jh. v. Chr. war die Darstellung von Charisma jedoch verpönt. Charisma galt als gefährlich und die Gesichter werden streng und unbewegt.

Dies zeigt sich auch an den Portraits des ersten römischen Kaisers Augustus. Er wurde zeitlebens jugendlich und erhaben dargestellt und zeigt kaum individuelle Züge. Dieser Klassizismus (Ende 1. Jh. v. Chr. / Anfang 1. Jh. n. Chr.) wird durch Idealisierung geprägt und orientiert sich an griechischen Bildnissen des 5. Jh. v. Chr.

Seine Nachfolger aus dem iulisch-claudischen Kaiserhaus folgten diesem Vorbild. Danach kam es zu einem abrupten Bruch in der Darstellung der römischen Kaiser. Vespasian läßt sich als Glatzkopf mit zahnlosem Mund und zusammengekniffenen Augen darstellen. Sicher sind diese individuelle Züge, aber es ging auch darum, einen starken Gegensatz zu Nero zu schaffen, der sich zunehmend tyrannisch verhalten hatte.

Im 2. Jh. n. Chr. sollten die Kaiserportraits (und die Privatportraits ahmten sie nach) eine sanfte Gelassenheit, Milde, Geduld, Ruhe und Gerechtigkeit veranschaulichen: Hadrian oder Marc Aurel seien hier als Beispiele gezeigt.

An der Wende zum und Anfang des 3. Jh. v. Chr. änderten sich die Portraits wieder. Caracalla ließ sich als furchterregenden Kraftmenschen darstellen und die Soldatenkaiser zeigten sich alle mit kurzem Haarschnitt

In der Spätantike wurden die Kaiser schließlich pathetisch mit großen Augen und ausdruckvollen Gesichtern dargestellt (Beispiel Konstantin der Große).

Römische Glastechnik

Mit der römischen Besatzungsmacht kamen auch die ersten Gläser ins Rheinland. Und schon bald entstand hier eine eigene qualitätvolle Glasproduktion, die weithin gehandelt wurde.

Als Rohstoffe verwendete man Quarzsand, der im Rheinland in vielen Gegenden in fast weißer Farbe zur Verfügung stand, gemischt mit Soda, Kalk und Metalloxyden. Diese Bestandteile verbanden sich unter Hitzeeinwirkung zu einer flüssigen Masse. Dabei senkte Soda den Schmelzpunkt und Metalloxyde sorgten für unterschiedliche Farben.

Zum Schmelzen der Glasmischung erhitzte man den Ofen auf 1300 bis 1500 Grad Celsius; die Verarbeitung erfolgte bei 800 bis 1200 Grad.

Die Ursprünge der Glasherstellung liegen im Orient, wo es bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. Glasglasur gab. Später folgten Glasperlen und Gefäße aus Glas. Die frühesten Glasgefäße entstanden im 2. Jahrtausend v. Chr. in Ägypten in der sogenannten Sandkerntechnik: ein Kern aus Sand wurde mit flüssiger Glasmasse überzogen und nach Erkalten des Glases wieder entfernt. Schalen wurden dagegen oft in die gewünschte Form gepresst.

Die wichtigste Neuerung bei der Glasherstellung war jedoch die Glasmacherpfeife, die im 1. Jahrhundert aufkam. Der Glasbläser bläst einen Tropfen der geschmolzenen Glasmasse zur gewünschten Größe auf und kann mit Hilfe von Zangen, Modeln usw. die Form der Masse verändern. Diese neue Technik machte die Formenvielfalt der antiken Gläser, die wir heute in so vielen Museen bewundern, erst möglich. Im Laufe der Zeit entstanden immer raffiniertere Gefäße: Gläser mit Dellen oder Noppen, mit Rillen oder plastischem Dekor, geschliffen, gefärbt, bemalt oder mit Goldauflage.

Eine besonders faszinierende Form sind die sogenannten römischen Diatretgläser: doppelwandige, meist glockenförmige Gefäße, deren äußere Wand netzförmig durchbrochen ist. Bis heute streitet man darüber, ob diese Wandform herausgeschliffen wurde oder durch Pressung entstand.

Die weltweit größte Sammlung römischer Glasexponate findet man im Römisch-Germanischen Museum in Köln. ( Fotos siehe http://www.jugendheim-gersbach.de/Jugendheim-Gersbach-Glashuetten-Glas-4-Rom.html)

 

Online-Kurse Archäologie

Eine interessante Möglichkeit sich weiterzubilden, sind Online-Kurse. Plattformen wie Coursera bieten Kurse zu allen möglichen Themenbereichen an und das Ganze auch noch kostenlos. Auch einige archäologische Kurse sind hier zu finden und aus eigener Erfahrung kann ich zwei Kurse empfehlen: „Roman Architecture“ von Diane Kleiner (Yale University) und „Archaeology’s Dirty Little Secrets“ von Sue Alcock (Brown University.

„Roman Architecture“ wurde 2009 das erste Mal im Rahmen der Yale Open Courses durchgeführt und die zweite Ausgabe des Kurses dieses Jahr war erstmalig zusätzlich bei Coursera vertreten. Der Kurs geht 15 Wochen und besteht aus den Aufzeichnungen der Vorlesungen von Prof. Kleiner. Über den Kurs verteilt gibt es 3 schriftliche Übungen, zwei Multiple Choice Tests und ein Projekt (Design your own Roman City). Bei diesem Kurs sollte man 4-8 Wochenstunden einplanen, je nachdem, wie intensiv man die Vorlesungen nacharbeitet. Als Begleitbuch ist ein eBook herausgekommen, das die Vorlesungen noch einmal zusammenfasst. Der Kurs gibt einen sehr guten und ausführlichen Überblick über die Entwicklung der römischen Architektur. Er bringt den Teilnehmern Baumaterialien, technische Entwicklungen und die verschiedenen Bautypen auf sehr verständliche Weise näher.

„Archaeology’s Dirty Little Secrets“ fand dieses Jahr ebenfalls zum zweiten Mal statt – das erste Mal 2013. Dieser achtwöchige Kurs ist sehr abwechslungsreich gestaltet und wurde speziell als Online-Kurs konzipiert. Es gibt Videos mit Einführungen in das Thema der Woche, führt in die Handhabung und Interpretation von Funden ein und geht auch das jeweilige Thema in Interviews über aktuelle Grabungen ein. Daneben gibt es Texte, die das Thema vertiefen. Einige dieser Texte sind notwendig, um den wöchentlichen Multiple Choice Test zu beantworten, andere Texte dienen nur der Ergänzung. Jede Woche kann man eins von drei Themen für eine schriftliche Übung wählen. Für diesen Kurs sollte man 4-6 Wochenstunden einplanen.

Beide Kurse werden von Diskussionen im Forum begleitet, wo sich ebenfalls sehr interessante Hinweise finden. Die schriftlichen Übungen werden von Mit-Studenten bewertet und kommentiert. Zum Abschluss gibt es bei Bestehen eine Teilnahmebescheinigung.

So unterschiedlich die beiden Kurse im Aufbau auch sind, beide haben sich für mich gelohnt. Voraussetzung sind natürlich gute Englischkenntnisse – vor allem für die schriftlichen Übungen. Und man sollte möglichst nicht beide Kurse gleichzeitig belegen, da beide sehr arbeitsintensiv sind.

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 4)

Wie wir sahen, durchliefen alle bisher vorgestellten Kulte verschiedene und zum Teil ganz entscheidende Änderungen auf ihrem Weg in die römische Götterwelt. Teilweise kann diese Umformung kaum noch nachvollzogen werden, z. B. beim Mithraskult. Allen gemeinsam war aber, dass sie keinen Anspruch auf Exklusivität stellten und zusammen mit anderen Göttern verehrt werden konnten.

Im Umfeld dieser antiken Religionen entwickelten sich aber auch das monotheistische Judentum und daraus später das Christentum.

Kern der jüdischen Religion ist der Glaube an den einzigen Gott Jahwe und sein Bund  mit seinem Volk. Jüdische Gemeinden gab es überall im römischen Reich. Zentrum ihrer Religion und ihrer Identität war für Juden jedoch Jerusalem mit seinem Tempel. Dazu kam die Befolgung der 12 Gebote und anderer Vorschriften in der Tora im täglichen Leben. Dazu gehören beispielsweise die Beschneidung und die Einhaltung des Sabbat, des Ruhetags, an dem jede Arbeit verboten ist. Juden selbst verehrten zwar nur einen Gott, akzeptierten jedoch, dass andere Menschen andere Götter anbeteten.

70 n. Chr. schlugen die Römer unter Kaiser Vespasian einen Aufstand der Juden nieder und zerstörten den Tempel in Jerusalem. Der Tempel wurde nie wieder aufgebaut. Nur ein Teil der Stützmauer des Plateaus, auf dem der Tempel stand, ist heute noch zu sehen und bildet die sogenannte Klagemauer. Kaiser Hadrian schließlich verbot den Juden nach dem Bar-Kochba-Aufstand sogar, die Stadt Jerusalem zu betreten. Das Volk der Juden siedelte sich in anderen Gegenden an und versammelten sich in Synagogen zum Gottesdienst.

Die Karlsruher Ausstellung zeigt ein Modell der Synagoge von Dura Europos, Grabinschriften und verschiedene Gegenstände mit Darstellungen jüdischer Symbole.

Aus dem Judentum ging später das Christentum hervor. Es begann als eine kleine Gruppe, die sich um Jesus scharte. In den Augen seiner Anhänger war Jesus der Messias, der von den Juden lang ersehnte Heilsbringer. Er gilt als Sohn Gottes, der mit seinem Tod die Sünden der Menschen auf sich nahm, und seine Auferstehung vom Tod gab seinen Anhängern Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Unterschied zu den anderen sogenannten Erlösungsreligionen, die die Karlsruher Ausstellung präsentiert, ist der absolute Monotheismus des Christentums. Nur als getaufter Christ hat man jetzt Anspruch auf Erlösung. Nicht mehr nur der Lebenswandel, sondern die Zugehörigkeit zu christlichen Gemeinschaft sind ausschlaggebend für die Erlösung durch Gott.

Diese extreme Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen führte immer wieder zu Konflikten mit der Umwelt und zur Verfolgung durch den römischen Staat. Die Treffen im Geheimen schürte außerdem das Misstrauen der Umwelt. Dieses schwierige Verhältnis zum römischen Staat änderte sich erst im 4. Jh. n. Chr., als das Christentum nicht nur allgemein akzeptiert wurde, sondern schließlich alle anderen Religionen verboten wurden.

Die christliche Kunst entwickelte sich im Umfeld der paganen Symbolik. Die ersten Christen deuteten die vorhandenen Symbole und Darstellungen um. Erst im Lauf der Zeit entwickelten sich rein christliche Darstellungen, die Motive aus der Bibel umsetzten. Diese Entwicklung kann man besonders gut bei den Darstellungen in den unterirdischen Nekropolen Roms, den Katakomben, und auf Sarkophagen nachvollziehen. Die Ausstellung zeigt zum Beispiel mehrere Sarkophage mit christlichen Motiven, wie Wunder Jesu oder seine Passion. Highlight dieses Ausstellungsteils ist aber der Nachbau einer Kammer der rein christlichen Katakombe der „Heiligen Marcellinus und Petrus“ an der Via Labicana.

Zum Schluss geht die Karlsruher Ausstellung noch auf die Nachwirkung antiker Religionen in späteren Jahrhunderten ein. In Kunst und Literatur – bis hin zu Historienfilmen mit religiösem Hintergrund.

Insgesamt ist die Ausstellung meines Erachtens sehr gut gelungen und gibt einen umfassenden Überlick über die Religionen im römischen Reich.

 

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 3)

Neben Magna Mater war auch die ägyptische Göttin Isis (http://www.landeskunde-online.de/rhein/kultur/museen/blmka/ausst/imperium_der_goetter/isis.htm) bei den Römern sehr beliebt. In Mainz teilten sie sich sogar ein Heiligtum.

Isis hatte viele Funktionen: sie war unter anderem eine mütterliche Göttin und eine Schutzgöttin, aber auch eine Totengottheit und Göttin der Wiederbelebung. Im Lauf der Zeit verschmolz sie mit verschiedenen anderen Göttinnen, z. B. mit Demeter. Ihre Ursprünge sind bisher nicht eindeutig geklärt, aber sie tritt etwa gleichzeitig mit ihrem Ehemann Osiris auf. Dieser war Gott der Unterwelt, Vorsitzender des Totengerichts und Herrscher über Tod und Wiedergeburt. Der Osiris-Mythos erzählt, dass er von seinem Bruder Seth ermordet und zerstückelt wurde. Isis suchte die einzelnen Teile ihres Mannes zusammen, reanmierte Osiris und zeugte das Kind Horus mit ihm.

Der Kult dieser Götterfamilie gewann in der Spätzeit Agyptens immer stärker an Bedeutung. Unter den Ptolemäern verschmolz Osiris mit dem Apis-Stier, dem Hauptgott ihres anfänglichen Regierungssitzes Memphis, zu Serapis. Dieser wurde Hauptgott der neuen Hauptstadt Alexandria und die Darstellungen des neuen Götterfamilie Isis, Serapis und der nun Harpokrates genannte Horus standen in der Tradition griechisch-römischer Gottesvorstellungen. In der späthellenistischen Zeit begann auch der Siegeszug der Götterfamilie in die Welt der Römer, die vor allem Isis verehrten.

Auch im römischen Reich wies der Kult der Isis ägyptisierende Züge auf: die Priester hatten kahlgeschorene Köpfe (römische Priester verhüllten ihr Haupt beim Opfer) und das Wasser des Nils, mit dem Isis ihren Mann Osiris wieder zum Leben erweckt hatte, war fester Bestandteil des Kults. Mit dem Kult der altägyptischen Göttin hatte dieser neue Kult, der sich im ganzen römischen Reich verbreitete, allerdings nichts mehr gemein. Die Anhänger dieses romanisierten Kults erhofften sich von Isis wie von allen Göttern zunächst einmal Hilfe und Schutz im Alltag. Die in ihren Mysterienkult eingeweihten konnten außerdem nach ihrem Tod wie Osiris auf eine Wiederbelebung durch Isis hoffen.

Als Beispiel für ein Heiligtum der Isis wird das Iseum in Pompeji vorgestellt. Die in der Ausstellung gezeigten Bildnisse von Isis, Osiris, Serapis und Horus/Harpokrates zeigen die Entwicklung von den ägyptischen zu den griechisch-römischen Darstellungen. Schon in ihrer ägyptischen Erscheinungsform fällt eine Darstellungsform der Isis besonders auf: die Isis Lactans, d. h. die stillende Isis. Diese Darstellung zeigt Isis mit dem Horusknaben auf dem Schoß, während sie Horus stillt. Die späteren Darstellungen von Maria, die das Jesuskind stillt, gehen vermutlich auf dieses Vorbild zurück.

(Fortsetzung folgt …)

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 2)

Ein großer Teil der Ausstellung ist dem Mithras-Kult gewidmet. Das Landesmuseum in Karlsruhe besitzt selbst zwei der größten Mithras-Reliefs, die in Deutschland gefunden wurden: die Refliefs aus Heidelberg-Neuenheim und Osterburken. Für die Ausstellung ist es gelungen, auch die Reliefs aus Ni­da-Hed­dern­heim und Die­burg als Leihgaben nach Karlsruhe zu holen. Das Relief aus Dieburg zeigt auf der Rückseite eine bisher einmalige Darstellung im Zusammenhang mit dem Mithraskult: den Mythos des Phaeton, der beim Versuch, den Sonnenwagen seines Vaters Helios zu fahren, die Kontrolle über das Gespann verliert und eine Katastrophe auslöst.

Zunächst aber geht die Ausstellung kurz auf die möglichen Urspünge des römischen Mithraskults ein. Bis heute  ist die Entstehung des Kults umstritten. Es gab eine indoiranische Gottheit Mithra , die im 14. Jahrhundert v. Chr. erstmals erwähnt wird. „Mitra“ bedeutet „Vertrag“ und so nennt unsere Quelle, die Awesta (Schriften des Zoroasther), den Schutz von Verträgen als die Hauptaufgabe des Gottes Mithra. Er galt offenbar auch als Lichtbringer (Reliefs zeigen Mithra mit einem Strahlenkranz) und als Lebensspender. Auch wenn einige Funktionen des römischen Mithras bereits in der Awesta erscheinen, können wir bis heute nicht ganau nachvollziehen, ob, wie und ggf. warum sich der Kult in seiner römischen Ausprägung aus der indoeuropäischen Gottheit entwickelt hat.

Anschließend zeigt die Karlsruher Ausstellung die oben genannten Kultreliefs mit ihren Bildprogrammen. Zu den dargestellten Szenen siehe meine früheren Beiträge „Mithras und die Stiertötung“ und „Das wunderbare Leben des Mithras„. Neben diesen großen Kultreliefs und verschiedenen anderen Funden, die einen Einblick in den Mithraskult geben, ist die Hauptattraktion der Ausstellung der ori­gi­nal­ge­treue Nach­bau des Mithras-Hei­lig­tums aus Santa Ma­ria Ca­pua Ve­te­re in Ita­li­en.

Ein weiterer Gott, der mit dem Stier verbunden ist, ist Jupiter Dolichenus. Sein Hauptheiligtum lag in Doliche im Südosten der heutigen Türkei. Die Stadt wurde Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. neu gegründet und der in dieser Region seit alters her verehrte Wettergott wurde zu ihrem Hauptgott. Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. verbreitete sich der Kult im gesamten römischen Reich, offenbar vor allem durch römische Soldaten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Jupiter Dolichenus zu einer der beliebtesten Gottheiten der Römer.

Der ursprüngliche Wettergott wurde auf einem Stier stehend mit Doppelaxt und Blitzbündel dargestellt. Dabei trug er orientalische Kleidung, einen Helm mit Hörnern und sein Haar zu einem Zopf geflochten. Spätere „romanisierte“ Darstellungen zeigen Jupiter Dolichenus in der Regel im Brustpanzer. Auch Zopf und Hörner sind verschwunden. Es sind inzwischen unzählige dreieckige Votivbleche, aber auch Skulpturen und Reliefs mit dieser Ikonographie gefunden worden und die Karlsruher Ausstellung zeigt eine Auswahl der interessantesten Stücke.

Aus den gefundenen Inschriften scheint hervorzugehen, dass Jupiter Dolichenus für irdische Belange zuständig war und beispielwweise um Schutz gebeten wurde. Es fehlen dagegen Hinweise, dass man sich von ihm ein besseres Leben im Jenseits versprach. Er galt als allmächtiger Gott und als er zulassen musste, dass sein Hauptheiligtum Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. von den Sassaniden zerstört wurde, ging sein Kult ebenfalls unter.

 

(Fortsetzung folgt …)

Imperium der Götter: zur aktuellen Ausstellung in Karlsruhe (Teil 1)

Noch bis zum 18. Mai 2014 sind Mithras, Isis und andere Götter des römischen Reichs zu Gast in Karlsruhe (http://www.landesmuseum.de/website/Deutsch/Sonderausstellungen/Aktuell/Imperium_der_Goetter.htm). Die großartige Ausstellung bietet einen umfangreichen Überblick über die römische Götterwelt im 3. Jh. n. Chr. Siehe auch die Website des Museums. Ein ausführlicher Begleitband beleuchtet die Religionen des römischen Weltreichs und viele Einzelaspekte der Götterverehrung intensiver.

Zunächst wird die römische Staatsreligion vorgestellt. „Religio“ ist zunächst die religiöse Verpflichtung, d. h. die Pflicht des Staates und des Einzelnen, die Götter zu achten und ihnen nach fest vorgeschriebenen Regeln Opfer zu bringen. Die offiziellen Rituale gegenüber den Hauptgöttern Jupiter Optimus Maximus, Juno und Minerva und später die Verehrung des Kaisers waren zwar notwendig, damit es dem römischen Staat als Ganzes gut ging. Der Einzelne wandte sich jedoch an persönlichere Götter. Als bäuerliches Volk verehrten die Römer viele Gottheiten, die mit Landwirtschaft zu tun hatten, und in jedem römischen Haus sorgten Laren und Penaten für das Wohlergehen der Familie.

Im Kontakt mit Etruskern, Griechen und anderen Völkern füllte sich der römische Götterhimmel im Laufe der Zeit. Fremde Götter wurden nicht unterdrückt, sondern in den römischen Pantheon aufgenommen. Götter mit ähnlichen Aufgaben wurden den vorhandenen Göttern gleichgesetzt und andere Götter wurden einfach neu aufgenommen. So konnte jeder Bewohner des römischen Imperiums „seinen“ Gott anbeten – solange er seine Pflichten gegenüber den Staatsgöttern und dem Kaiser nachkam.

Vor allem Götter aus dem Osten des Reichs sprachen die Römer offenbar an. Sie versprachen ihren Anhängern ein besseres Leben nach dem Tod. Diese Götter bilden den Schwerpunkt der Karlsruher Ausstellung.

Sogenannte Mysterienkulte gab es schon in Griechenland. Demeter und Dionysos verlangten eine besondere Einweihung in ihren Kult und die Eingeweihten mussten gegenüber Außenstehenden absolutes Stillschweigen über Riten und Kult bewahren. Die erste orientalische Gottheit, die Einzug in Rom hielt, war Magna Mater, die große Mutter, die vermutlich aus Phrygien stammt. Zur Zeit des zweiten Punischen Krieges (218–201 v. Chr.) holten die Römer das Kultbild der Göttin (in Gestalt eines Meteoriten) aufgrund der Weissagungen der Sybillinischen Bücher nach Rom. Man schuf eine silberne Statue, in die der Meteorit eingearbeitet wurde und stellte sie zunächst im Tempel der Victoria auf. Der Sieg über die Karthager wurde Magna Mater zugeschrieben und man baute ihr einen eigenen Tempel. Man hielt ihr zu Ehren jedes Jahr Spiele ab (die ludi Megalenses vom 4. bis 11. April) und der römische Staat brachte ihr ein jährliches Opfer dar. Zusammen mit Magna Mater / Kybele wurde ihr Geliebter Attis verehrt. Es gint verschiedene Überlieferungen. Dem Mythos zufolge gingen beide aus Agdistis hervor, der wegen seines furchterregenden Wesens von den Göttern kastriert wurde. Als Attis später heiraten will, rast Kybele vor Eifersucht und lässt die Hochzeitsgesellschaft wahnsinnig werden. Attis entmannt sich in diesem Anfall von Wahnsinn und verblutet. Einige Mythen erzählen, das Kybele Attis jedoch wieder zum Leben erweckt. Es scheint, dass in dieser Überwindung des Todes der Urspung eines Mysterienkults lag, der seinen Anhängern Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod versprach.

(Fortsetzung folgt …)

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