Kategorie: Grundlagen Seite 2 von 5

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 2)

Die Technik der Vasenherstellung und -malerei geht auf einfache Grundlagen zurück, die im Laufe der Zeit verfeinert wurden. So wurden für feinere Keramik fettere Tonarten verwendet. Die Tongewinnung ist anschaulich auf Tontafeln, den Pinakes von Penteskouphia, dargestellt. Bevor der abgebaute Ton verwendet werden konnte, musste er durch Schlämmen aufbereitet werden. Das Material zum Bemalen war ebenfalls Ton, allerdings ein sehr feiner. Dieser feine Tonschlicker wird aufgetragen, wenn das Gefäß lederhart ist. Erst durch die Technik beim Brennen der fertigen Gefäße entstehen dann die Farben durch die unterschiedliche chemische Zusammensetzung und Verdünnung des verwendeten Tonschlickers. Wichtig ist hier vor allem der Eisengehalt.

Der Brand erfolgte in drei Phasen, eine Technik, die im 7. Jh. v. Chr. in Griechenland so perfektioniert wurde, dass die Oberflächen nun diesen Glanz aufweisen, den wir von den schwarzfigurigen und später von den rotfigurigen Vasen kennen. Zu dieser Zeit entwickelte man, offenbar in Korinth, die dafür notwendigen regulierbaren Brennöfen.

Während des Brands variierte man die Sauerstoffzufuhr. In der ersten, oxidierenden Phase erreichte der Ofen nach etwa 9 Stunden eine Temperatur zwischen 850 und 975 Grad und die darin gestapelten Gefäße erhielten durch Oxidation eine rote Farbe. Anschließend wurde die Sauerstoffzufuhr unterbrochen, die Gefäßoberfläche versinterte und wurde tiefschwarz. Danach reduzierte man die Temperatur, sodass die schwarze Glanztonschicht versiegelt wurde und ihre Farbe sich nicht mehr änderte.

Nach dieser nur 5 bis 10 Minuten langen zweiten Phase wurde wieder Sauerstoff zugeführt, indem die Öffnungen des Ofens erneut geöffnet wurden. Da die bemalten Flächen jetzt aber versiegelt waren, konnten nur noch die unbemalten Teile des Gefäßes wieder oxidieren und eine rote Farbe annehmen.

(Fortsetzung folgt…)

Attisch-rotfigurige Malerei (Teil 1)

Wer heute Museen mit archäologischen Sammlungen besucht, verbindet mit der griechischen Antike oft Vitrinen voller bemalter Amphoren, Schalen und anderer Gefäße. Lange Zeit standen diese sogenannten „Vasen“ jedoch gar nicht im Fokus der Forschung. Dies änderte sich erst im 18. Jh. allmählich. Erst im 19. Jh. begann man jedoch, sich stärker mit der Vasenmalerei zu beschäftigen. Neben dem enzyklopädischen Forschungsansatz, bei dem die Vasen nach Themen zusammengestellt wurden, wurden kunstgeschichtliche oder chronologische Ansätze verfolgt. Dafür wurden sie stilistisch mit anderen, besser datierbaren Kunstgattungen verglichen. Beispielsweise mit plastischen Werken wie Reliefs oder Statuen. Das Interesse der Forschung galt im 19. Jh. außerdem den Künstlern, was verschiedene Studien zu Vasenmalern zeigen.

Im 20. Jh. wurden zunächst die Ansätze des vorangegangenen Jahrhunderts weiterverfolgt. Es entstanden Buchprojekte wie das CVA (Corpus Vasorum Antiquorum), ein nach Museen geordnetes Katalogwerk, das heute fast 400 Bände umfasst. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Vasenforschung war Sir John Beazley. Er ordnete die Vasen nach Malern, Werkstätten usw. Da antike Maler ihre Werke meist nicht signiert haben, versuchte Beazley durch Stilanalyse die Vasen verschiedenen Malern zuzuordnen. Ausgangspunkt seiner Methode war die „Handschrift“ eines Malers. Beazley stellte ähnliche Figuren zusammen, wobei es nicht nur um ähnliche Motive ging, sondern auch um ähnliche Details. Auf diese Weise erkannte Beazley Wesenszüge einzelner Maler, die er in Ermangelung ihrer richtigen Namen für seine Listen oft mit Notnamen versehen musste. Diese bezogen sich auf Motive, Besitzer, Fundorte, Aufbewahrungsorte, Inschriften oder Töpfer der Vasen.

Obwohl andere Fragestellungen für Beazley und seine Listen eher zweitrangig blieben, steht die Vasenforschung nach ihm bis heute unter dem Eindruck seiner Forschungen. Sie bilden noch immer eine wichtige Basis für jeden, der sich mit griechischen Vasen beschäftigt. Allerdings widmete man sich im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend auch der Erforschung der Techniken, der Organisation von Werkstätten und des Exports, des Handels, der Bildthemen und der Funktion der Gefäße.

Auf diese Themen werden die nächsten Teile dieser Reihe eingehen.

(Fortsetzung folgt…)

Buchvorstellung: Dirk Steuernagel, Die Etrusker. Ursprünge – Geschichte – Zivilisation  

(Marix Verlag, Wiesbaden 2020)

Die Etrusker umgibt bis heute ein Hauch von Geheimnis und das Interesse an diesem Volk in der Öffentlichkeit zeigen zahlreiche Ausstellungen, die den Schleier des Mysteriösen lüften wollen. Einen Überblick über den aktuellen Stand unserer Kenntnisse über die Etrusker gibt aber auch das 2020 erschienene Buch von Dirk Steuernagel.

Nach einem Überblick über die Beschäftigung mit den Etruskern von der Antike bis heute, widmet er sich dem bis heute nicht geklärten Ursprung der Etrusker. Die Etrusker selbst haben uns leider keine Schriften über ihre Herkunft hinterlassen. Verstreute Hinweise bei griechischen und römischen Autoren deuten jedoch darauf hin, dass schon bei den Etruskern selbst die bis heute diskutierten Theorien – Einwanderung vs. einheimisch-italisches Volk – verbreitet waren.

Ein Punkt, der immer wieder im Mittelpunkt aller Theorien steht, ist die Einzigartigkeit der etruskischen Sprache, auf deren Erforschung Steuernagel daher ausführlicher eingeht. Nach den archäologischen Funden zu schließen, wurden die Veränderungen, die aus der Villanova- die etruskische Kultur machten, zumindest nicht durch eine große Einwanderungswelle ausgelöst.

Im nächsten Kapitel ordnet Steuernagel die Etrusker in den geographischen und historischen Rahmen ein. Das Kernland erstreckte sich zwischen dem Tiber im Süden und dem Arno im Norden und wurde im Osten vom Apennin-Gebirge begrenzt. Darüber hinaus gehörten die Po-Ebene und Kampanien zu den Siedlungsgebieten der Etrusker. Die Geschichte der Etrusker ist natürlich eng mit den allgemeinen Entwicklungen in Italien verknüpft und mündete zuletzt in die Unterwerfung durch die Römer.

Steuernagel zeigt im folgenden Kapitel, wie sich im 1. Jahrtausend v. Chr. die Siedlungsstruktur im Kerngebiet der Etrusker änderte und die für die etruskische Kultur typischen städtischen Zentren auf Hochplateaus entstanden. Heiligtümer und andere Bauten in diesen Städten, die der Gemeinschaft dienten und eine Koordination der Bauarbeiten erforderten, sind ein Hinweis darauf, dass diese Städte offenbar zunehmend straffer organisiert waren. Die wirtschaftliche Basis dieser Städte waren neben fruchtbaren Böden auch Bodenschätze, die, im großen Stil abgebaut, die Grundlage für Austausch und Handel mit Völkern im Mittelmeerraum und in Mitteleuropa bildeten.

Der Reichtum der Etrusker spiegelte sich auch in ihrer Gesellschaft wider, auf die Steuernagel in einem weiteren Kapitel eingeht. Er zeigt, dass einflussreiche Familienverbände, aus deren Reihen sich politische und religiöse Führer rekrutierten, die Gesellschaft dominierten. Diese Aristokratie verewigte sich in prunkvollen Gräbern, denen Steuernagel ein eigenes Kapitel widmet. Die Entwicklung der Gräber und ihrer Ausstattung sind für viele Bereiche der etruskischen Kultur unsere einzigen Quellen „aus erster Hand“. Wobei Steuernagel deutlich macht, dass die Gräber kein objektives Spiegelbild der etruskischen Gesellschaft bieten. Sie dienten stattdessen vor allem der Selbstdarstellung.

Steuernagel zeigt auch, dass die Entwicklung der sozialen Strukturen nicht überall gleich verlief. Gleiches gilt für die politischen Institutionen der Städte. So bildeten die etruskische Städte nie einen gemeinsamen Staat. Teilweise schlossen sie sich allerdings zu einem Bund zusammen, der Überlieferung nach ein Bund aus zwölf Städten, der sich regelmäßig zu Versammlungen an einem Bundesheiligtum traf. Die Lage dieses in römischen Quellen „fanum Voltumnae“ genannten Heiligtums ist nicht überliefert. In den letzten Jahren wird zunehmend ein Heiligtum unterhalb von Orvieto mit diesem Bundesheiligtum identifiziert.

Ein weiteres, eigenes Kapitel widmet Steuernagel auch der etruskischen Religion. Die Römer schildern die Etrusker als besonders gottesfürchtig. Sie taten sich vor allem in der für die Römer wichtigen Deutung von Vorzeichen (Blitze, Vogelflug, Eingeweideschau) hervor. Grundlage dieser Weissagungen war die sogenannte „Etrusca disciplina“. Die etruskischen Götter selbst hatten möglicherweise zunächst keine Menschengestalt. Dies scheint ebenso ein Einfluss der griechischen Kultur zu sein wie die große Tempelarchitektur.

Im abschließenden Kapitel stellt Steuernagel die Entwicklung der etruskischen Kunst vor. Er zeigt zum einen, inwiefern vor allem Einflüsse aus dem östlichen Mittelmeerraum sich in dieser Kunst niederschlagen und wie diese Einflüsse andererseits für die eigene Vorstellungswelt und Kunst adaptiert wurden.

Ein umfangreiches Literaturverzeichnis rundet diese empfehlenswerte Einführung in die etruskische Kultur ab.

Dirk Steuernagel, Die Etrusker
Marix Verlag – Aufl. 2020, 256 S.,
gebunden mit Schutzumschlag, 12,5 x 20 cm.
Erschienen im August 2020
EAN: 978-3-7374-1138-7

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Wohnformen im antiken Rom

Casa del Fauno, Pompeji

Im Gegensatz zu vielen Neugründungen findet man in Rom selbst nicht das typische rechtwinklige Straßennetz römischer Städte. Denn Rom war nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern entwickelte sich allmählich aus einzelnen Siedlungen, die wild gewachsen waren.

In archaischer Zeit gab es kaum differenzierte Wohnformen. Meist wohnte man in ovalen Hütten mit nur einem einzigen Raum. Reste von solchen Hütten haben sich auf dem Palatin erhalten, da eine solche Hütte als Haus des Romulus galt und über Jahrhunderte in die Verehrung des legendären Stadtgründers einbezogen war. Eine etwas spätere Entwicklung waren rechteckige Langhäuser, z. B. mit 2 Räumen, auf einem Tufffundament.

Zur Zeit der etruskischen Herrschaft kamen die bei den Etruskern üblichen Breithäuser und Hofhäuser auf. Breithäuser hatten in der Regel drei Räume sowie eine vorgelagerte Halle. Das etruskische Hofhaus war dagegen dem typischen römischen Atriumhaus schon sehr ähnlich.

Atriumhäuser, wie sie sich zu Beginn der Republik und in der mittleren Republik ausbildeten, sind in Rom nicht fassbar. Gute Beispiele finden wir aber beispielsweise in Pompeji.

In der späten Republik verband man griechische Vorbilder mit dem römischen Atriumhaus. Die in der griechischen Welt verbreiteten gepflasterten Peristylhöfe repräsentativer Häuser wurden von den Römern als Ziergärten ausgestaltet. Auf diese Weise entstanden regelrechte Stadtpaläste, wie die Casa del Fauno in Pompeji (s. oben) oder die Casa dei Grifi auf dem Palatin in Rom.

Vor den Städten zog man sich in Villae Suburbanae zurück. Diese waren zum einen von den Haupthäusern von Gutshöfen abgeleitet, vereinten damit aber auch Elemente hellenistischer Paläste. Hierzu gehören z. B. die Villa des Lucullus im Norden Roms mit ihren ausgedehnten Gärten oder die Villa von Settefinestre. Oft waren die Villen mit einer Aussicht auf die Umgebung versehen bzw. die Landschaft rund um die Villa und die Aussicht bildete ein essenzielles Element der Architektur.

Dies zeigt sich vor allem auch in Villen an der Küste, wo die Aussicht auf das Meer ein wichtiges Element der Architektur bildet. So ist z. B. die Villa von Damecuta auf Capri eine Aneinanderreihung von Räumen mit Blick auf das Meer. Andere Villen an der Küste beziehen das Meer selbst in die Architektur ein, in Form von Meerwasserbecken oder Speisesälen in Grotten.

Im krassen Gegensatz zu diesen Villen standen die Wohnmöglichkeiten für die ärmere Bevölkerung. Sie wohnten in einfachen Tabernae, wobei der vordere oder untere Teil als Werkstatt und Verkaufsraum dienen konnte. Um mehr Wohnraum in der Stadt zu schaffen, entstanden aber auch mehrstöckige Häuser, die sogenannten Insulae, von denen sich in Ostia Beispiele erhalten haben.

 

Literaturhinweise:

  • Erika Brödner, Wohnen in der Antike (1989)
  • Ian M. Barton (Hrsg.), Roman Domestic Buildings (1996)
  • Harald Mielsch, Die römische Villa. Architektur und Lebensform (1997)
  • Peter Connolly, Hazel Dodge, Die antike Stadt. Das Leben in Athen und Rom (1998)
  • Shelley Hales, The Roman house and social identity (2009)
  • Patrick Schollmeyer, Handbuch der antiken Architektur (2014) 152 – 172, Lit. 219 – 220 (mit weiteren Literaturhinweisen)

 

Buchbesprechung: Jeanne-Nora Andrikopoulou, Sebastian Held, Johanna Jäger, Kathrin Jascke, Gabriele Schmidhuber, Auf Achse mit den Römern. Reisen in römischer Zeit

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2020)

Der LVR-Archäologische Park Xanten ist nicht nur ein sehenswertes Freilichtmuseum, sondern auch Forschungsstätte. Den gezeigten Bauten und Rekonstruktionen gehen oft jahrelange Forschungen voran. So auch dem Pavillon „Reisen und Verkehr“, zu dem dieses Jahr eine reich bebilderte Begleit-Publikation erschienen ist.

Nach einer kurzen Vorstellung des Pavillons sind die Autoren „den Römern auf der Spur“. Sie gehen ausführlich auf römische Straßen sowie auf das Straßennetz ein, das das Imperium Romanum für das Militär, Händler und Privatreisende erschloss: Welche Straßentypen gab es? Wie wurde eine römische Straße gebaut? Wer war für den Bau und die Instandsetzung verantwortlich? Auch Reisebeschreibungen und Karten, mit denen sich Reisende orientieren konnten, werden vorgestellt. Zu den bekanntesten Karten gehört beispielsweise die Tabula Peutingeriana, von der auch ein Nachdruck im Pavillon „Reisen und Verkehr“ zu sehen ist.

Danach begleiten wir „Menschen unterwegs“. Wer reiste in der Antike und warum? Was gehörte zum Gepäck der Reisenden? Welche Unterkunftsmöglichkeiten gab es? Welche Gefahren lauerten auf während einer Reise?

Ausführlich gehen die Autoren auch auf die Gründe für Reisen in der Antike ein. Dabei zeigt sich, dass sich diese Gründe im Laufe der Jahrhunderte kaum geändert haben. Neben dem staatlichen Nachrichtendienst gab es berufliche Reisen von Politikern und Beamten, die in der Regel alle paar Jahre ihren Einsatzort wechselten. Auch die Kaiser selbst begaben sich oft auf Reisen. Privat ging man dagegen auf Bildungsreisen oder suchte Erholung. Auch unternahm man Pilgerreisen, reiste zu Festspielen oder besuchte Verwandte.

Unter Augustus war der sogenannte „cursus publicus“ eingerichtet worden, der für Boten, Staatsbeamte und auch den Güterverkehr im öffentlichen Auftrag nicht nur ein gutausgebautes Straßennetz zur Verfügung stellte, sondern auch Herbergen (mansiones) – oft im Abstand einer Tagesreise – und Stationen, um die Pferde zu wechseln (mutationes). Auch Händler und Privatleute nutzten dieses Netz an Unterkünften, mussten aber dafür zahlen.

Ein Schwerpunkt der Publikation ist aber auch die Erforschung römischer Kutschen im Rahmen eines Projektes des Archäologischen Parks Xanten. Schriftliche Quellen zum Konstruktion römischer Kutschen haben sich leider nicht erhalten und so musste man die vorhandenen verstreuten Informationen in antiken Quellen mit Darstellungen in der Kunst und archäologischen Funden ergänzen. Das Ergebnis des interdisziplinären Projekts, zu dem auch Fahrversuche einschließlich der Messung der Belastung für den menschlichen Körper gehörten, sind die Rekonstruktionen der drei Kutschentypen, die heute im Pavillon „Reisen und Verkehr“ stehen.

Das reich bebilderte Buch gibt einerseits einen guten Überblick über das Thema „Reisen in römischer Zeit“. Vor allem der letzte Teil zur Erforschung römischer Kutschen einschließlich des Zuggeschirrs mit detaillierten Zeichnungen zur Konstruktion und interessanten Einblicken in den Reisekomfort dieser Transportmittel macht diese Publikation jedoch besonders interessant.

Auf Achse mit den Römern. Reisen in Römischer Zeit
Jeanne-Nora Andrikopoulou, Sebastian Held, Johanna Jäger, Kathrin Jaschke, Gabriele Schmidhuber

€ 15,00 (D) / € 15,50 (A)
151 Seiten, 135 Abbildungen
21,1 x 27,6 cm, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-96176-128-9

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Buchbesprechung: Karl-Josef Gilles, Der Trierer Goldschatz

Der große Goldmünzenschatz und das Münzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier
(Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 39)

Anfang Oktober 2019 geriet ein Highlight des Rheinischen Landesmuseums Trier in die Schlagzeilen. Einbrecher waren in das Münzkabinett des Museums vorgedrungen und hatten versucht den „Trierer Goldschatz“ zu stehlen. Zwar gelang der Coup nicht, aber vorsichtshalber wurde der Schatz und die übrigen Münzen in Sicherheit gebracht und sind seitdem nicht mehr ausgestellt.

Bis auf Weiteres kann man sich daher nur über die beiden Führer zum „Trierer Goldschatz“ die Karl-Josef Gilles 2013 und 2014 herausgebracht hat, über diesen 1993 gefundenen Münzschatz informieren. Im Folgenden soll der kleinere Führer von 2014 kurz vorgestellt werden.

Gilles geht ausführlich auf die Fundumstände ein. Er ordnet den Trierer Schatz in die Reihe der größten bisher gefundenen Münzschätze ein. Es handelt sich hier um den bisher umfangreichsten Fund von Aurei, den römischen Goldmünzen. Gilles stellt die verschiedenen Arten von Münzfunden vor – von einzelnen Streufunden zu Hortfunden wie dem Trierer Münzschatz – und erklärt welchen Wert diese Fundtypen für die Analyse der Münzen haben.

Die Münzen des Trierer Goldschatzes befanden sich in einem eimerartigen Bronzekessel mit Stülpdeckel und waren von ihrem Besitzer offenbar in den Bürgerkriegswirren 196 n. Chr. versteckt worden. Nicht nur die Menge der darin enthaltenen Goldmünzen ist bemerkenswert. Der Schatz enthält außerdem bis dahin unbekannte Münztypen und Varianten bekannter Prägungen.

Neben einer Einführung über Entwicklung und Bedeutung römischer Münzen als Zahlungs- und Propagandamittel gibt Gilles in diesem Führer einen Überblick über die Münzprägung in Trier von den Anfängen bis ins 17. Jahrhundert. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Spätantike, als in Trier zum Teil bis zu drei Prägestätten gleichzeitig tätig waren.

So ist dieser kleine Führer zum Trierer Goldschatz nicht nur lesenswert, wenn man sich für den Schatz interessiert ist. Auch als allgemeine Einführung in das Münzwesen römischer Zeit – speziell im Trierer Gebiet – ist das Büchlein zu empfehlen.

Karl-Josef Gilles, Der Trierer Goldschatz
Der große Goldmünzenschatz und das Münzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier
(Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 39)
Erscheinungsjahr: 2014
Umfang: 96 S. mit zahlreichen Abbildungen
Einband: Broschiert
ISBN / Artikelnr.: 978-3-8062-0003-4

Interessiert an Ausgrabungen? – Mitarbeit interessierter Laien an wissenschaftlichen Ausgrabungen

Viele Menschen interessieren sich für Archäologie und Geschichte, auch wenn sie nie eine entsprechende Ausbildung gemacht haben. Abseits von den Schatzsuchern, über die fast wöchentlich berichtet wird, gibt es eine Vielzahl von Menschen, die sich in Zusammenarbeit mit Archäologen auf die Suche nach den Spuren unserer Vorfahren machen wollen. Ausgrabungen sind für viele interessierte Laien der Inbegriff archäologischer Tätigkeiten.

Wenn man die Arbeit der Archäologen regelmäßig bzw. auf Dauer unterstützen möchte, kann man sich beispielsweise ehrenamtlich engagieren (siehe Beitrag vom 17.11.2013). Als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Bodendenkmalpflege kann man oft bei Grabungen helfen und auch bei Grabungsfirmen kann man manchmal mitgraben. Daneben gibt es die Möglichkeit, gegen Bezahlung an speziellen Lehrgrabungen für Laien teilzunehmen. Dabei handelt es sich durchaus um normale archäologische Forschungsprojekte, die von Archäologen durchgeführt werden. Man lernt alle Tätigkeiten auf einer Grabung kennen: Vermessen, Anlegen von Grabungsflächen, Zeichnen des Grabungsplanums, Dokumentation der Grabung durch Fotos, Zeichnungen und Einmessung, Funde waschen und verpacken usw. Bei speziell für Laien konzipierten Grabungen gibt es dann auch Rahmenprogramme, z. B. Vorträge, Exkursionen oder Workshops bzw. Kurse, die in die Methoden der archäologischen Forschung einführen (Grundlagen Ausgrabungen, Fundbestimmung, Datierung usw.).

Entsprechende Angebote bieten beispielsweise folgende Vereine bzw. Organisationen:

Gute Einblicke in den Ablauf einer solchen Grabung findet man unter https://www.archaeologie-erlebnis.eu/wer-wir-sind/ein-tag-ausgrabung oder auf dem Blog „Hobby – Ausgrabung“, der auch weitere Links zu Ausgrabungen für interessierte Laien zusammengestellt hat.

Sonderausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit?“ 6. Mai 2018 bis 27. Oktober 2018 im Akademischen Kunstmuseum Bonn

 

Eröffnung der Ausstellung: „Göttliche Ungerechtigkeit?“ am Sonntag, dem 6. Mai 2018, um 15 Uhr im Akademischen Kunstmuseum.

Ort:
Akademisches Kunstmuseum – Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Preis:
Eintritt: 3,- Euro, ermäßigt: 1,50 Euro
Schüler, Studierende u.v.m.: freier Eintritt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 15-17 Uhr
Sonntag: 11-18 Uhr
An Feiertagen geschlossen

 

 

Sonderausstellung „Spiele(n) in der Antike“ 29. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018 im Akademischen Kunstmuseum Bonn

Die aktuelle Sonderausstellung des Akademischen Kunstmuseums Bonn zeigt, dass Spiele schon in der Antike ein beliebter Zeitvertreib für Kinder und Erwachsene waren.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Klassischen Archäologie, die sich in verschiedenen Seminaren unter der Leitung von Professor Dr. Rumscheid (Direktor des Museums und des Instituts für Klassisch Archäologie) und Dr. Kornelia Kressirer (Kustodin des Museums) mit der Überlieferung zu antiken Spielen beschäftigten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Neben originalem Spielzeug für Kinder wie Puppen mit beweglichen Gliedmaßen, Figuren von Tieren, Rasseln oder Murmeln gibt es auch zahlreiche Darstellungen von Spielenden in der antiken Bildkunst zu sehen. Zitate aus der antiken Literatur ergänzen die materiellen Funde.

Wie auch heute noch, spielten in der Antike aber nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Alle Schichten der Bevölkerung – vom Kaiser bis zum Sklaven – frönten dem Würfelspiel oder verschiedenen Brettspielen. Dabei spielte man wie heute zum Teil um hohe Geldbeträge. Und selbst die Götter stellte man beim Spiel dar.

Ein beliebtes Spiel bei Festgelagen war das „Kottabos“, ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem es darum ging, mit dem letzten Tropfen in der Trinkschale ein Ziel zu treffen.

Auch tierische Spielkameraden gab es bereits in der Antike. Besonders beliebt waren Hunde, v. a. der Spitz, die sich auf zahlreichen Darstellungen finden oder auch als Figuren gefunden wurden. Weitere Spieltiere waren beispielsweise Tauben oder Hasen.

Damit es nicht nur bei der Theorie bleibt, können einige der antiken Spiele, deren Regeln schriftlich überliefert sind, auch praktisch erprobt werden.

Insgesamt gibt die Ausstellung einen gelungenen Überblick über Spiele in der Antike und zeigt auch, wie sich einige Spiele sogar bis in die heutige Zeit fast unverändert erhalten haben.

Ort:
Akademisches Kunstmuseum – Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Preis:
Eintritt: 3,- Euro, ermäßigt: 1,50 Euro
Schüler, Studierende u.v.m.: freier Eintritt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 15-17 Uhr
Sonntag: 11-18 Uhr
An Feiertagen geschlossen

Weitere Info zur Ausstellung:

Wasserversorgung des antiken Rom

Für die Wasserversorgung Roms wurden nach und nach 11 Wasserleitungen, die bis zu 91 km lang waren. Der römische Architekt Vitruv (1. Jh. n. Chr.) erzählt von Steuern für Wasser, die aber 11 v. Chr. aufgehoben wurden. Frontinus, ein römischer Konsul, der 97 n. Chr. auch Aufseher über das Wassersystem (curator aquarum) war, überlieferte uns in einem Buch Informationen über Lage und Ergiebigkeit der Quellen, Verlauf und Kapazität der Leitungen sowie Anzahl und Organisation der Angestellten in der Verwaltung und Instandhaltung der Wasserleitungen.

Die älteste Wasserleitung, die Aqua Appia, wurde 312 v. Chr. gebaut und führt von Praeneste nach Rom. Die Kapazität dieser mehr als 16 km langen und meist unterirdisch verlaufenden Leitung betrug 73.000 Kubikmeter pro Tag. Der Anio Vetus, gebaut 272 v. Chr., ist mehr als 63 km lang. Zwischen 144 und 140 v. Chr. wurde die Aqua Marcia angelegt, die zu einem großen Teil oberirdisch verlief. Diese Wasserleitung war mehr als 90 km lang.

Weitere Wasserleitungen waren:

  • Aqua Tepula (125 v. Chr.)
  • Aqua Julia (33 v. Chr.)
  • Aqua Virgo (19 v. Chr.)
  • Aqua Alsietina (Augusta) (10–2 v. Chr.)
  • Aqua Claudia (38–52 n. Chr.)
  • Anio Novus (38–52 n. Chr.)
  • Aqua Traiana (109 n. Chr.)
  • Aqua Alexandrina (226 n. Chr.)

Die Gesamtkapazität all dieser Wasserleitungen betrug fast 1 Million Kubikmeter pro Tag!

Die meisten Wasserleitungen arbeiteten mit Gefälle, aber es gab auch Druckleitungen. Die Anfangspunkte der Aquädukte wurden oft durch Quellheiligtümer hervorgehoben. In der Stadt wurde das Wasser normalerweise in ein großes Wasserbecken geleitet. In diesem sogenannten Castellum (Bsp. in Nimes) wurde das Wasser gereinigt und dann mithilfe von Ton- oder Bleidruckrohren an die verschiedenen Abnehmer verteilt. Das Wasser wurde vor allem für die öffentlichen Thermen und großen Brunnen oder Nymphäen der Stadt verwendet. Privatleute mussten ihr Wasser meist an einem der öffentlichen Brunnen hole. Wer es sich leisten konnte, konnte sich allerdings auch gegen Bezahlung an die Wasserversorgung anschließen lassen.

Der bekannteste Abwasserkanal Roms ist die Cloaca Maxima, die zu einem Kanalsystem zur Entwässerung des Gebiets des späteren Forum Romanum gehörte. Die Cloaca Maxima ist bis zu 3 Meter breit und bis zu 4 Meter hoch.

Die Wasserver- und -entsorgung der Städte gehörte neben dem Verkehrsnetz zu den wichtigsten Neuerungen, die die Römer in die erorberten Gebiete brachten. Bekannte Beispiele sind der Pont du Gard, das Aquädukt in Segovia oder die Wasserleitung aus der Eifel nach Köln.

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