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MITHRAS. Annäherungen an einen römischen Kult

25.11.2022 – 10.4.2023, Archäologisches Museum Frankfurt

Die im Frankfurter Stadtteil Heddernheim, dem römischen Nida, gefundenen Zeugnisse des Mithras-Kults bilden schon seit langem einen Schwerpunkt der Dauerausstellung im Archäologische Museum Frankfurt. Nun aber widmet sich eine Sonderausstellung diesem weitverbreiteten Kult, über den wir aber kaum schriftliche Überlieferungen haben.

Die Ausstellung entstand aus der Kooperation der Museen Königliches Museum von Mariemont (Belgien), Museum von Saint-Raymond in Toulouse (Frankreich) und Archäologisches Museum Frankfurt (Deutschland), die sich von 2020 bis 2023 in einem gemeinsamen Projekt dem Mithras-Kult widmeten. Der Name des Projektes, MITHRA, nimmt zum einen den Namen des Gottes auf, steht zum anderen aber als Abkürzung für Mobility And Intercultural Dialogue For The Transmission Of Heritage From Roman Antiquity (Mobilität und interkultureller Dialog für die Vermittlung des Erbes der römischen Antike).

Ab dem 1. Jahrhundert verbreiteten sich einige sogenannte Mysterienkulte im Imperium Romanum. Dabei handelt es sich um Religionen, deren religiöse Lehren und Riten nicht an Außenstehende weitergegeben wurden. Ihre Mitglieder, Mysten genannt, mussten sich in der Regel erst besonderen Riten unterziehen, bevor sie vollwertige Mitglieder wurden. Der Mithras-Kult war offenbar einer der beliebtesten Mysterienkulte. Viele der mehr als 150 bisher gefundenen Kulträume, der sogenannten Mithräen, fand man in den Grenzregionen des Römischen Reiches.

Kern der Frankfurter Ausstellung sind natürlich die Funde aus dem Stadtgebiet selbst sowie weitere Funde aus der Grenzregion des Imperium Romanum entlang von Donau und Rhein. Aber auch Stücke aus den anderen am Projekt beteiligten Museen sowie ausgewählte Funde aus weiteren Regionen, darunter Italien (z. B. Ostia und Vulci) illustrieren, was wir heute über den Mithras-Kult wissen: über die Entstehung, die dem Kult zugrundeliegende Legende, die Einweihegrade, den Ablauf des Kults, die Ausstattung der Mithräen usw.

Anhand von Originalfunden, Kopien und zahlreichen informativen Wandtexten zeigt die Ausstellung Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Auch mögliche Gründe, warum der Kult nicht überlebte, werden thematisiert. Bis etwa 400 n. Chr. werden offenbar die letzten Mithräum geschlossen. Das Christentum hatte inzwischen alle anderen Religionen im Imperium Romanum verdrängt und seine Anhänger sorgten oft dafür, alle Spuren dieser Religionen zu vernichten.

Weitere Themen der Ausstellung sind die Erforschung des Kults und seine Rezeption bis heute. Alles in allem ist die Ausstellung in Frankfurt eine gelungene Übersicht über den aktuellen Forschungsstand, zu dem das Projekt MITHRA einen entscheidenden Beitrag geleistet hat. Wer sich über die Ausstellung hinaus über den Mithras-Kult informieren will, dem steht ein umfangreicher Sammelband zur Verfügung, der allerdings leider nur in Englisch und Französisch erschienen ist.

Weitere Informationen zum Projekt unter https://mithra-project.eu/

Katalog:

L. Bricault – R. Veymiers – N. Amoroso Boelcke – L. Barthet (Hrsg.), The Mystery of Mithras. Exploring the heart of a Roman cult (Mariemont 2021)

Ausstellung „Neues Licht aus Pompeji“

Staatliche Antikensammlungen München, 08.11.2022 – 30.04.2023

Die aktuelle, inzwischen bis 30.4. verlängerte Ausstellung in der Antikensammlung in München präsentiert die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojektes, das sich den in den verschütteten Städten am Vesuv gefundenen Beleuchtungsgeräten gewidmet hat. 180 Originalfunde aus Bronze zeigen die Vielfalt, mit denen man nicht nur die Nacht erhellte. Auch tagsüber waren Lampen in vielen Bereichen notwendig. Denn römische Häuser erhielten bis auf wenige Räume kein Tageslicht.

Um eine Vorstellung davon zu vermitteln, zeigt die Ausstellung daher als Einstieg in das Thema, wie hell es in den einzelnen Bereichen eines römischen Hauses war. Ganz deutlich zeichnet sich ab, wie abhängig die Bewohner selbst luxuriöserer Villen von künstlichem Licht waren. Kein Wunder, dass die Römer ihre zwölf Tagesstunden an die Jahreszeiten anpassten. So waren die einzelnen Stunden während der Wintermonate wesentlich kürzer als in den Sommermonaten, wie eine entsprechende Zeitleiste veranschaulicht.

Die Beleuchtungsgeräte in der Münchner Ausstellung bestehen fast ausschließlich aus Bronze. Diese besteht aus einer Legierung aus Kupfer und Zinn sowie anderen Metallen wie Blei, wobei die genaue Zusammensetzung variieren kann. Die Ausstellung zeigt, wie sich verschiedene Legierungen unterscheiden – sowohl im Farbton als auch in der Art, wie sie sich anfühlen.

Die Ausstellung präsentiert eine erstaunliche Vielfalt an Formen für Öllampen, Kandelaber, Lampenständer sowie Lampen- und Fackelhalter in figürlicher Form – sei es als Statuetten, sei es als lebensgroße Figuren. Das flackernde künstliche Licht fand Verwendung bei Banketten und im Kult, erleuchtete dunkle Wege und Straßen und schuf eine sinnliche Atmosphäre bei erotischen Abenteuern.

Gleichzeitig lebt die Ausstellung vom Gegensatz zwischen der antiken Beleuchtung und den modernen Lichtskulpturen des Münchner Lichtdesigners Ingo Maurer.

Weitere Informationen:

https://www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/index.php/de/jevents-alle-kategorien/Eventdetail/294/48,78/neues-licht-aus-pompeji

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-ausstellung-antikensammlung-pompeji-lampen-1.5713903

Ruth Bielfeldt u. a., Neues Licht aus Pompeji (2022)

Die etruskische Nekropole Crocifisso del Tufo in Orvieto

 

Das malerische Städtchen Orvieto, hoch auf einem Felsplateau thronend, befindet sich im Südwesten Umbriens. Man vermutet hier eine der wichtigsten etruskischen Städte – Velzna (Volsinii Veteres auf Lateinisch).

An der modernen Straße, die zur Stadt hochführt, liegt die etruskische Nekropole Crocifisso del Tufo. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt, aber erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann man, das Areal systematischer zu erforschen. Die Funde sind größtenteils im Museum von Orvieto untergebracht.

Die Nekropole besteht aus etwa 200 würfelförmigen Gräbern, die sich an rechtwinklig angelegten „Straßen“ aneinanderreihen. Die Grabkammern sind jeweils ca. 3 x 2 Meter groß. Oft führen drei Stufen in die Gräber hinunter und an der Rückwand sowie an einer Seite sind Steinbänke aus dem Felsen gehauen, auf denen man die Verstorbenen ablegte oder eine Aschenurne aufstellen konnte. Der Fußboden besteht aus gestampfter Erde oder aus Tuffstein. Die Grabbeigaben deponierte man sowohl bei den Verstorbenen auf den Bänken als auch auf dem Fußboden. Und einige Beigaben waren offenbar auch an der Wand angebracht, wie Nägel nahelegen.

Die Dächer bilden innen oft ein falsches Gewölbe, d. h. sie bestehen aus Tuffblöcken, die nach und nach weiter zur Mitte hin vorspringen. Die Gräber wurden mit einer Steinplatte verschlossen und der Bereich der Treppe wurde anschließend noch mit losen Steinen verfüllt. Zusätzlich markierte man die Gräber mit Grabsteinen, den sogenannten Cippi.

 

 

In der Nekropole Crocifisso del Tufo handelt es sich um Familiengräber und über den Eingängen ist der Name der Familie eingeritzt, die in dem jeweiligen Grab bestattet wurde. Die gefundenen Beigaben, die man ihm oder ihr mitgab, verdeutlichen, welche Rolle die verstorbene Person in der Gemeinschaft spielte. Auch können sie Hinweise auf das Geschlecht der bestatteten Person geben. So fand man beispielsweise Bronze- oder Keramikgefäßen, darunter auch Importware aus Athen, oder auch Waffen und verschiedene Haushaltsgeräte.

Die gefundenen Inschriften lassen darauf schließen, dass die Nekropole vom 8. bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. genutzt wurde. Der Höhepunkt ihrer Nutzung fällt jedoch in das 6. und 5. Jahrhundert.

 

 

 

 

 

 

Literaturhinweise:

  • S. Steingräber – M. Pallottino, Etrurien. Städte, Heiligtümer, Nekropolen, Reise und Studium (1981) S. 284-287
  • R. Hess – E. Paschinger, Das etruskische Italien. Entdeckungsfahrten zu den Kunststätten und Nekropolen der Etrusker, DuMont-Dokumente DuMont-Kunst-Reiseführer 7 (1990) S. 211-213
  • P. Bruschetti, Etruschi ad Orvieto. Il Museo Archeologico Nazionale di Orvieto Collezioni e territorio (2006)

Buchbesprechung: Mario Bloier, Biricianis. Kernprovinz – Grenzraum – Vorland (2022)

Kontakte und Strukturen vom 1. Jh. v. bis zum 6. Jh. n. Chr. im Bereich von Raetien, Noricum und benachbarten Gebieten

Seit 2012 findet in unregelmäßigen Abständen die Tagungsreihe „Colloquium“ statt, die sich zur Aufgabe gemacht hat, verschiedene Aspekte des römischen Lebens in den römischen Provinzen Raetia und Noricum näher zu beleuchten. Darunter Themen wie die römische Badekultur, die ländliche Siedlungs- und Verkehrsinfrastruktur sowie das römische Militär als Wirtschaftsfaktor und Kulturträger. Im 5. Colloquium schließlich, das 2019 in Weißenburg, dem römischen Biricianis, stattfand, ging es um den Kulturaustausch zwischen dem „Innen“, also dem römischen Reich, und dem „Außen“, den Barbaren hinter dem Limes. Siebzehn Vorträge der dreitägigen Tagung legt Mario Bloier, Leiter der Museen Weißenburg, nun in diesem Buch vor.

Den Einstieg bildet ein interessanter Einblick von Mario Bloier in die Rezeption von Römern und Germanen auf Schulwandbildern, in denen sich die jeweiligen politischen Strömungen gut erkennen lassen. Einer der Kernfragen dieses Kolloquiums widmet sich Natalie Schlirf. Kann man von einer römischen „Außenpolitik“ sprechen? Und welche Rolle spielte der Limes als Grenze zwischen dem römischen Reich und dem sogenannten „Barbaricum“? Sie legt dar, dass der römische Kaiser weniger eine Außenpolitik im heutigen Sinne ausübte, sondern eine Art „Politik nach außen“, die die Beziehungen zwischen Rom und anderen Völkern regelte – ganz gleich, ob diese Völker jenseits des Limes lebten oder sich innerhalb dieser Grenzen als nicht zum römischen Reich zugehörig ansahen. Gleichzeitig diente diese Politik der Sicherung der kaiserlichen Macht im Innern des Imperium.

In den nächsten zwei Beiträgen geht es um das römische Raetien. Felix Guffler zeigt, dass die Statthalterschaft in dieser Provinz im 1. und 2. Jahrhundert eine wichtige Karrierestufe in der ritterlichen Laufbahn darstellte. Nur Männer mit Erfahrung in der Verwaltung und den militärischen Besonderheiten von Grenzprovinzen wurden hier eingesetzt. Und Aura Piccioni lässt uns an ihren Überlegungen zu der sogenannten „rätischen Trias“ Mercurius, Minerva und Apollo teilhaben.

Die folgenden Vorträge widmen sich zum einen den Einflüssen attischer und stadtrömischer Werkstätten auf die Grabreliefs in Noricum und Pannonia (Katarina Šmid), zum anderen aber auch der in Salzburg gefundenen Keramik (Ulli Hampel und Lisa Huber). Neben Terra-Sigillata-Imitationen steht hier vor allem die bisher in der Forschung vernachlässigte zonal bemalte Keramik im Mittelpunkt. Die Entstehung und Entwicklung des römischen Salzburg ist Thema des Beitrags von Peter Höglinger.

Bei den Beiträgen zum römischen Weißenburg geht es nicht nur um die Thermen (Yvonne Reichel). Vorgestellt werden auch neue Ausgrabungen im Kastellvicus (Marcus Arnolds und Mariola Hepa). Und anhand der Bergung, Restauration und Präsentation eines römischen Töpferofens zeigt Mario Bloier, wie die Stadt ihr römisches Erbe vermittelt.

Ein wichtiges Thema in den letzten Jahren war der Antrag, den Donaulimes zum UNESCO-Welterbe erklären zu lassen. C. Sebastian Sommer geht zum einen auf das zugrundeliegende Konzept ein und zeigt, welche Schwierigkeiten schließlich für das vorübergehende Aus des Antrags verantwortlich waren.  

In zwei weiteren Beiträgen zum Donaulimes geht es noch einmal um die Provinz Noricum. Klaus Freitag untersucht eine Reihe von Einraumbauten Steinfundamenten und kommt zu dem Schluss, dass, auch wenn in anderen Regionen diese Art Bauten oft als Wirtschaftsbauten genutzt wurden, es sich bei den Einraumhäusern im Südost-Noricum offenbar zumindest teilweise um Wohnhäuser handelte. Dafür sprechen Heizungsanlagen oder Wandmalereien. Offenbar beruhte dies auf lokalen Traditionen. Im letzten Beitrag schließlich geht Sebastian Schmid anhand der Entwicklung des Kastells Arelape/Pöchlarn auf die militärische Sicherung der römischen Provinz durch Militärlager ein.

Den Abschluss bilden ein Poster, mit dem die Gästeführer des Limes in Baden-Württemberg ihren Verband der Limes-Cicerones (VdLC) den Tagungsteilnehmern präsentierte, ein Autorenverzeichnis, das Tagungsprogramm sowie einige Fotos, die einen Eindruck von der Tagung vermitteln.

Der vorliegende Band gibt einen guten Überblick über das Leben von Römern und Einheimischen am Limes und verdeutlicht, dass der Limes keine starre, undurchdringliche Grenze war. Im Gegenteil. Die Grenzregion rund um den Donaulimes war eine Region, in der Handel und Kulturaustausch blühten.

Mario Bloier(Hrsg.)

Biricianis. Kernprovinz – Grenzraum – Vorland. Kontakte und Strukturen vom 1. Jh. v. bis zum 6. Jh. n. Chr. im Bereich von Raetien, Noricum und benachbarten Gebieten

Nünnerich-Asmus Verlag
Erschienen 2022
160 Seiten, 133 Abbildungen
ISBN 978-3-96176-204-0

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Limeseum und Römerpark Ruffenhofen (Teil 2)

Das römische Kastell von Ruffenhofen liegt an der Mündung des Denzenbachs in den Fluss Wörnitz und ca. 1,5 km von der Mündung der Sulzach in die Wörnitz. Anfangs handelte es sich vermutlich um ein Holzkastell, das erst Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Stein erneuert wurde. Vom Holzkastell wurde allerdings bisher nichts gefunden. Das Steinkastell war 190 x 197 m groß. Die Hauptseite, d. h. die dem Feind zugewandte Seite, war nach Nordosten zum Hesselberg ausgerichtet. An dieser Seite befand sich zwischen der Porta Praetoria mit zwei Durchfahrten und den Ecktürmen jeweils ein weiterer Turm. Auch an den beiden anschließenden Seiten hatten die Tore zwei Durchfahrten. Die Anzahl der Zwischentürme ist an diesen Seiten jedoch noch unklar. Das Tor an der Rückseite hatte nur eine Durchfahrt und hier scheint es auch keine Zwischentürme gegeben zu haben. Das Lager war außerdem von Gräben umgeben, wobei die beiden äußeren vermutlich erst im 3. Jh. angelegt wurden.

Von der Innenbebauung des Kastells konnten die Principia, das Stabs- und Verwaltungsgebäude, die große Mehrzweckhalle über der Via principalis sowie der dahinter liegende Hof mit umliegenden Diensträumen und Fahnenheiligtum nachgewiesen werden. Auch von den in Holz errichteten Wohnbaracken der Soldaten konnten durch geophysikalische Methoden fünf Bauten dokumentiert werden.

Das Ruffenhofener Kastell scheint Mitte des 3. Jahrhunderts n Chr. verlassen worden zu sein, als es offenbar einem Brand zum Opfer gefallen worden war.

Vor dem Kastell erstreckte sich der Vicus, die Zivilsiedlung, offenbar etwa 700 Meter nach Süden und Südosten. Von dieser Siedlung ist bisher nicht viel nachgewiesen. Nachgewiesen werden konnte die Gräberstraße, eine Therme und möglicherweise ein kleiner Tempel.

(Fortsetzung folgt …)

Das Alexander-Mosaik (Teil 2)

Was kann uns das Mosaik über das ihm zugrunde liegende Gemälde verraten? Das Gemälde entstand vermutlich im 4. Jh. v. Chr., da schon der sogenannte Alexander-Sarkophag darauf Bezug zu nehmen scheint. Der Stil des Mosaiks gibt Hinweise auf die Malweise des Gemäldes: es handelte sich um 4-Farben-Malerei (gelb, rot, schwarz, weiß) mit breiten Pinselstrichen und Glanzlichtern.

In den antiken Quellen werden zwei Bilder von Alexanderschlachten genannt. Zum einen das Gemälde der ägyptischen Malerin Helena, das die Schlacht von Issos darstellte. Zum anderen ist ein berühmtes Bild von Philoxenos (Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr.) überliefert, einem Schüler des Nikomachos. Letzterer führte die 4-Farben-Malerei ein und Philoxenos zeichnete sich durch eine schnelle Malweise mit breiten Pinselstrichen aus.

Aufgrund der Malweise, die das Mosaik imitiert, scheint Philoxenos als Maler des Originals wahrscheinlicher. Sein Gemälde entstand für Kassander, den Sohn des Antipatros und einer der Nachfolger Alexanders. Kassander wollte sich vermutlich mit diesem Gemälde bewusst als legitimer Nachfolger Alexander den Großen darstellen und damit seinen eigenen Herrschaftsanspruch untermauern.

Das Alexander-Mosaik befindet sich heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel. Dort ist es an der Wand angebracht, wie vermutlich auch das ursprüngliche Gemälde. Vor Ort in Pompeji sieh man heute eine Kopie.

Literaturauswahl:

  • Bernard Andreae: Das Alexandermosaik. Reclam, Stuttgart 1967
  • Klaus Stähler: Das Alexandermosaik. Über Machterringung und Machtverlust. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1999

Das Alexander-Mosaik (Teil 1)

Das sogenannte Alexander-Mosaik aus der Casa del Fauno in Pompeji wurde im 2. Jh. v. Chr. verlegt. Es gilt jedoch als Nachklang eines Gemäldes des späten 4. Jh. v. Chr., als Historienbilder an Bedeutung gewannen. Es gibt noch zwei weitere Nachklänge in Italien. Möglicherweise befand sich auch das Original zur Entstehungszeit des Mosaiks in Italien.

Das Bild zeigt Alexander im Kampf mit dem Perserkönig Dareios. Alexander ist ohne Helm dargestellt, um ihn portraithaft herausstellen zu können. Der Helm liegt auf dem Boden. Dareios trägt die für orientalische Herrscher typische Kopfbedeckung (Tiara). Er befindet sich auf seinem Streitwagen inmitten seines Heeres. Er ist offensichtlich wehrlos und flieht.

Das Heer im Hintergrund ist als Kollektiv um die Protagonisten herum gruppiert. Es ist undeutlich dargestellt und die Figuren sind kaum einzeln unterschieden. Die Lanzen im Hintergrund sind sehr lang. Möglicherweise handelt es sich um makedonische Krieger bei einem Umgehungsmanöver.

Welche Schlacht hier dargestellt ist, ist in der Forschung umstritten. Dareios war bei den Schlachten von Issos und Gaugamela persönlich dabei. Bei Gaugamela kam Alexander in die Nähe des Perserkönigs. Beim Alexander-Mosaik könnte eine ideelle Vermischung mehrerer Schlachten handeln. Die Schlacht ist hier als Zweikampf der beiden Heerführer aufgefasst, die in grassem Gegensatz zu der Masse des Heeres stehen.

Die Makedonen bilden in der Darstellung einen zielgerichteten Stoßtrupp, die Perser dagegen zeigen einerseits Opfermut, andererseits aber Chaos und totale Niederlage. Dareios ist in zwei Richtungen gewandt. Sein Wagen hat schon gewendet, aber er blickt zurück zu Alexander.

(Forsetzung folgt …)

Der Mithraskult: Anlage und Ausstattung der Kultlokale (Teil 2)

Die Wände der Kultlokale waren verputzt und oft bemalt. Da die Decke des Raumes das Himmelsgewölbe symbolisierte, wurde sie in der Regel mit Sternen auf blauem Grund bemalt. Manchmal wurde die Decke aber auch von kleinen Öffnungen durchbrochen, durch die dann mit Hilfe von Fackeln oder Lampen ein dahinterliegender Zwischenraum der Eindruck eines leuchtenden Firmaments hervorgerufen wurde. Gute Beispiele für die Ausstattung befinden sich in Santa Maria Capua Vetere und in Ostia.

Die Kultnische enthielt das Kultbild in Malerei (z. B. in Santa Maria Capua Vetere), als Relief (z. B. in Heddernheim) – teilweise drehbar – oder als Rundplastik. Vor dem Kultbild befanden sich zwei Altäre oder Figuren der beiden Fackelträger Cautes und Cautopates, die Mithras begleiten.

Man fand in den Mithräen Gefäße, Öllampen, Messer, Schleifsteine, Teller, Tassen, Schalen usw. – oft in den Nebenräumen (Apparatorium). Hier standen urspünglich vermutlich Regale für das Kultinventar.

Außerdem fand man Gruben mit Tierknochen, die mit Holzplatten abgedeckt waren. Stammten diese Knochen von Opfertieren oder waren es Essenreste der gemeinsamen Mahlzeiten? Vermutlich sind es eher Essensreste, da die Knochen v. a. von Hühner, Schweinen und Ziegen handelte. Zwar fand man auch Stierknochen, die als Reste von einem Opfer interpretiert werden könnten, aber für dein Stieropfer waren die Kulträume eigentlich zu klein.

Bildnisse anderer Götter in den Mithräen (z. B. von Jupiter, Saturn, Atlas, Sol, Luna) weisen daraufhin, dass der Mithraskult keine Ausschließlichkeitsreligion war.

Die sog. Maximians-Kathedra in Ravenna

Ein Prunkstück des Museo Arcivescovile in Ravenna ist der Elfenbeinthron des Bischofs Maximian, die sogenannte Maximians-Kathedra.

Eine Kathedra ist ein Bischofsthron im Zentrum der halbrunden Priesterbank (= Synthronon) in der Apsis einer Kriche. Sie ist symbolisiert die apostolische Amtsvollmacht und und auch die Präsenz Christi. Auch der Bischofssitz als Institution kann Kathedra genannt werden.

Aufgrund des Monogramms an der Stirnseite wird der Thron in Ravenna Bischof Maximian zugeschrieben, einem Vertrauten von Kaiserin Theodora, der Frau des byzantinischen Kaisers Justinian. Er war von 545 – 553 n. Chr. Erzbischof von Ravenna.

Ursprünglich war die Kathedra rundum mit 39 Elfenbeintafeln geschmückt, von denen aber nur noch 27 erhalten sind. An der Vorderseite rahmen die vier Evangelisten Johannes den Täufer ein. Die Evangelisten halten jeweils ein Evangelium in den verhüllten Händen. Johannes dagegen hält eine flache Scheibe mit dem Bild eines Lammes, das Christus symbolisiert.

Die Tafeln an der Rückenlehne zeigen Szenen aus dem neuen Testament, u. a. die Verkündigung, Geburt und Taufe Jesu, den Einzug in Jerusalem oder die Brotvermehrung. Die Armstützen sind alttestamentlichen Szenen aus der Josefslegende gewidmet.

Literatur

  • G. W. Morath: Die Maximianskathedra von Ravenna. Ein Meisterwerk christlich-antiker Reliefkunst. Freiburg i. Br. 1940.
  • F. W. Deichmann: Ravenna. Hauptstadt des spätantiken Abendlandes. Stuttgart 1989.

Dionysos – der Gott des Weines und des Theaters

Dionysos zählte nicht zu den zwölf altehrwürdigen olympischen Göttern. Er stand in der Tradition der Vegetationsgötter und war bereits zur Zeit Homers in Griechenland heimisch. Homer erwähnt, ihn allerdings nur selten, was vielleicht damit zusammenhängt, dass er der dort beschriebenen aristokratischen Gesellschaft fernstand. Um seine Herkunft ranken sich unterschiedliche Legenden.

Literatur (s. a. Wikipedia):

  • Ulrich van Loyen, Gerhard Regn: Dionysos. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, S. 230–246.
  • Renate Schlesier, Agnes Schwarzmaier (Hrsg.): Dionysos. Verwandlung und Ekstase. Schnell + Steiner, Regensburg 2008 (zur Ausstellung Dionysos – Verwandlung und Ekstase in der Antikensammlung des Pergamonmuseums, 5. November 2008–21. Juni 2009).
  • Walter Burkert: Ancient Mystery Cults. Harvard University Press, Cambridge 1987 (deutsche Ausgabe: Antike Mysterien: Funktionen und Gehalt. 4. Auflage, Beck, München 2003

 

Der Kult des Dionysos kam im 8. Jh. v. Chr. auf. Er war geprägt von Ekstase und einem orgiastischen Charakter. Darstellungen zeigen Dionysos meist bekleidet mit Panther- oder Tigerfell und er hält einen Thyrsos und einen Kantharos für Wein. Dabei kann der Gott jugendlich oder als reifer Mann mit Bart dargestellt sein. Er wird normalerweise von Satyrn und Mänaden begleitet.

Im 6. Jh. v. Chr. erhielt der Dionysoskult einen festen Platz im athenischen Festkalender. Die ursprünglichen Ausschweifungen wurden dabei reduziert und der Kult verlor seine Wildheit. Man feierte 4 Feste zu Ehren des Dionysos – die Anthesteria, die städtischen Dionysien, die ländlichen Dionysien und die Lenaia– und bald übertraf er die anderen Gottheiten an Beliebtheit.

Auf die einzelnen Feste werde ich in den nächsten Beträgen eingehen.

 

(Fortsetzung folgt …)

 

 

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