Autor: Angela Zimmermann Seite 23 von 39

Römische „Hochzeitsarkophage“

Bei den sogenannten Hochzeitssarkophagen handelt es sich um eine Gruppe von ca. 90 Sarkophagen, die die eheliche Zusammengehörigkeit von Mann und Frau zeigen.

Im antiken Rom erreichten Mädchen bereits mit 12 Jahren das heiratsfähige Alter, Jungen etwas später mit 14 Jahren. Viele heirateten allerdings erst später und die Ehen waren meist arrangiert.

Die Verlobung wurde mit einem Ring für die zukünftige Braut besiegelt, der an der linken Hand getragen wurde. Am Vorabend der Hochzeit opferte die Braut ihre Kinderkleidung und ihr Spielzeug den Hausgöttern (Laren) und der Vesta, der Göttin von Heim und Herd. Die Braut wurde in eine weiße Tunika gekleidet. Darüber trug sie ein gelbrotes langes Gewand, die palla galbeata, sowie einen roten Schleier.

Am Hochzeitstag selbst wurde zuerst bei einer Eingeweideschau die Zustimmung der Götter zu der Hochzeit ermittelt. Wenn der Wahrsager die Zeichen als positiv interpretierte, wurde der Ehevertrag verlesen und die rechten Hände der Brautleute von einer alten Frau, die noch in erster Ehe leben musste, zusammengelegt (dextrarum iunctio).

Danach rief man verschiedene Gottheiten an und dann versammelten sich die Gäste zum gemeinsamen Hochzeitsmahl. Anschließend wurde die Braut in einem Festzug zum Haus ihres Mannes gebracht, wo sie die Türpfosten mit Fett einrieb und mit Wollbinden umwickelte. Der Bräutigam trug seine Frau über die Schwelle und begrüßte sie dann im Atrium mit Wasser und Feuer in ihrer neuen Familie.

Nach der Hochzeitsnacht gab es weitere Opfer und man lud die Verwandtschaft zu einer Nachfeier ein. Diese war allerdings für die Rechtsgültigkeit der Ehe nicht von Bedeutung und den vollständigen Hochzeitsritus konnten sich sicher viele römische Bürger nicht leisten.

Auf den Hochzeitssarkophagen ist in der Regel die dextrarum iunctio dargestellt. Meist hat die Frau einen Schleier über den Kopf gezogen und der Mann hält den Ehevertrag n den Händen. Zwischen den Eheleuten erscheint Göttin der Eintracht, Concordia, und/oder der Gott der Hochzeit, Hymenäus (klein, geflügelt, mit Fackel). Hinter der Frau steht oft eine weitere weibliche Figur, deren Deutung jedoch nicht klar ist.

Bsp. Sarkophag Monticelli (Leningrad): Im Zentrum steht ein Paar am Altar und zeiggt den Mann beim Opfer. Die dextrarum iunctio ist rechts davon dargestellt. Beim Opfer kann es sich aber nicht um eines der Hochzeitsopfer handeln, da diese immer unblutig waren.

Weitere Beispiele:

http://www.gettyimages.es/detail/foto/wedding-scene-detail-from-roman-sarcophagus-fotograf%C3%ADa-de-stock/185734996

http://ancientrome.ru/art/artworken/img.htm?id=5149

Bei einigen Sarkophagen sind einzelne Szenen der Hochzeit dargestellt, das Hauptthema ist jedoch ein anderes, z. B. bei einigen der sogenannten Feldherrnsarkophage oder den Magistratssarkophagen.

 

Literatur

  • G. Koch/H. Sichtermann: Römische Sarkophage (München 1982)
  • G. Koch, Sarkophage der römischen Kaiserzeit (Darmstadt 1993)
  • I. König, Vita romana. Vom täglichen Leben im alten Rom (Darmstadt 2004)
  • P. Connolly/H. Dodge, Die antike Stadt, Das Leben in Athen & Rom. (Köln 1998)

 

Amphoren

Unter Amphoren versteht man bauchige, zweihenkelige Vorratsgefäße aus Ton oder Metall mit enger Mündung. Neben reich bemalten Exemplaren, die zum Luxusgeschirr zählten, gab es auch einfache Amphoren, die zum Transport von Wein, Öl und anderen Flüssigkeiten sowie von Salzfischen, Hülsenfrüchten usw. verwendet wurden. Diese liefen unten oft so spitz zu, dass man sie in ein Gestell stellen oder halb eingraben musste, um sie zu füllen.

Zum Abdichten bestrich man Amphoren ca. 1-2 cm dick mit Pinienharz. Die Mündung wurde durch Tierhäute, Kork, Steine, Tondeckel usw. verschlossen und dann versiegelt.

Da man diese Transportamphoren schlecht legen konnte, wurden sie von zwei Trägern an einer Stange getragen. Auf dem Schiff konnten die meisten Amphoren liegend gelagert werden. Bei Weinamphoren erfolgte die Lagerung mit der Mündung nach unten. Dadurch blieb der Verschluss feucht und der Wein hielt sich besser.

Die Form von Transportamphoren veränderte sich im Laufe der Zeit und bietet daher gute Datierungshilfen. So werden die Gefäße vom 4. bis zum 1. Jh. v. Chr. immer schlanker und höher. Auch die Stempel der Amphoren helfen bei der Datierung der Gefäße. Diese meist rechteckigen Stempel sind in der Regel 1-2 cm groß und wurden vor dem Brand an der Henkeloberseite angebracht. Die Stempel nennen Substanz, Herkunft, Jahrgang, Produzent und/oder Hersteller.

Die Stempel ermöglichen es auch, Handelsbeziehungen zwischen verschiedenen Regionen nachzuvollziehen und geben wertvolle Hinweise über die Herkunft verschiedener Produkte. Amphoren wurden offenbar – wie heutige Einwegflaschen – nur einmal verwendet und weggeworfen, wenn sie leer waren.

Die Amphore war auch eine Maßeinheit: die römische Amphore entsprach 26,26 Litern, die griechische je nach Stadt 20 – 26 Liter.

Das Dieburger Mithras-Kultbild

Das 1926 entdeckte Dieburger Mithräum war 11 m lang und 6,5 m breit und hatte wie üblich umlaufende Bänke für das gemeinsame Mahl. Für das Kultbild gab es offenbar keine Nische. Wie viele andere Mithräen war auch dieses schon in der Antike mutwillig zerstört worden.

Bei den Ausgrabungen fand man unter anderem ein 85 x 90 cm großes Relief, das ursprünglich drehbar war und auf beiden Seiten mit Reliefs versehen ist. Eine Seite zeigt als Mittelbild Mithras in einer Jagdszene, die von zwei Fackelträgern mit erhobener Fackel eingerahmt wird. Das Pendant mit gesenkter Fackel fehlt dagegen. Das Mittelbild wird von 11 kleineren Bildern eingerahmt. Sie zeigen Saturn, die Geburt des Mithras, das gemeinsame Mahl mit dem Sonnengott, die Himmelfahrt des Mithras sowie einige Szenen aus der Stiertötungslegende. Die eigentliche Tötung des Stiers die normalerweise im Zentrum jedes Mithras-Kultbilds steht, fehlt in Dieburg jedoch.

Die andere Seite des Reliefs sticht besonders aus den üblichen Kultbildern des Mithras hervor. Hier ist der Phaeton-Mythos dargestellt. Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Helios, bittet seinen Vater, den Sonnenwagen lenken zu dürfen. Helios willigt widerwillig ein, da er durch ein Versprechen gebunden ist. Phaetons Überheblichkeit rächt sich jedoch. Er verliert die Kontrolle über den Sonnenwagen und stürzt ab. Damit löst Phaeton einen Weltenbrand aus und wird von Zeus mit einem Blitz getötet, um Schlimmeres zu verhindern.

Das Dieburger Relief zeigt in der Mitte den thronenden Sonnengott. Rechts von ihm steht Phaeton, der ihn um den Wagen bittet. Umgeben ist die Szene von verschiedenen Frauen sowie vier jungen Männern, die je ein Pferd des Sonnengottes führen. Darunter spannt der Himmelsgott Caelus seinen Mantel zum Himmelsgewölbe auf und macht auf diese Weise deutlich, dass sich diese Szene im Himmel abspielt. Den eigentlichen Sturz des Phaeton sehen wir nicht.

Was hat dieser Mythos mit Mithras zu tun? Der Legende nach verursacht Mithras am Ende der Welt einen Weltenbrand zur Reinigung. Mithras wird aber sicher nicht mit Phaeton gleichgesetzt, da dieser für Hochmut steht und sein Weltenbrand für Vernichtung. Mithras dagegen steht für neues Leben.

Da auf dem Dieburger Relief das zentrale Thema des Mithraskults – die Stiertötung, aus der neues Leben entsteht – nicht dargestellt ist, wird vermutet, dass es sich nicht um das eigentliche Kultbild handelt. Aber das werden wir wohl nicht klären können.

Die sog. Maximians-Kathedra in Ravenna

Ein Prunkstück des Museo Arcivescovile in Ravenna ist der Elfenbeinthron des Bischofs Maximian, die sogenannte Maximians-Kathedra.

Eine Kathedra ist ein Bischofsthron im Zentrum der halbrunden Priesterbank (= Synthronon) in der Apsis einer Kriche. Sie ist symbolisiert die apostolische Amtsvollmacht und und auch die Präsenz Christi. Auch der Bischofssitz als Institution kann Kathedra genannt werden.

Aufgrund des Monogramms an der Stirnseite wird der Thron in Ravenna Bischof Maximian zugeschrieben, einem Vertrauten von Kaiserin Theodora, der Frau des byzantinischen Kaisers Justinian. Er war von 545 – 553 n. Chr. Erzbischof von Ravenna.

Ursprünglich war die Kathedra rundum mit 39 Elfenbeintafeln geschmückt, von denen aber nur noch 27 erhalten sind. An der Vorderseite rahmen die vier Evangelisten Johannes den Täufer ein. Die Evangelisten halten jeweils ein Evangelium in den verhüllten Händen. Johannes dagegen hält eine flache Scheibe mit dem Bild eines Lammes, das Christus symbolisiert.

Die Tafeln an der Rückenlehne zeigen Szenen aus dem neuen Testament, u. a. die Verkündigung, Geburt und Taufe Jesu, den Einzug in Jerusalem oder die Brotvermehrung. Die Armstützen sind alttestamentlichen Szenen aus der Josefslegende gewidmet.

Literatur

  • G. W. Morath: Die Maximianskathedra von Ravenna. Ein Meisterwerk christlich-antiker Reliefkunst. Freiburg i. Br. 1940.
  • F. W. Deichmann: Ravenna. Hauptstadt des spätantiken Abendlandes. Stuttgart 1989.

Griechische Grabdenkmäler (Teil 2)

In der klassischen Zeit (ca. 480 – 323 v. Chr.) werden die Grabstelen breiter. Die alten Themen wie Athletik, Jagd und Krieg werden jetzt seltener dargestellt und ganz selten sind Darstellungen einer bestimmten Aussage über den Toten. Stattdessen finden wir jetzt vor allem mehrfigurige Darstellungen mit einfachen „Lebensbildern“. Dabei sind meist polare Paare wie Mann und Frau, Mutter und Kind, Herrin und Dienerin usw. dargestellt, wobei die Szenen oft eine Atmosphäre der Trauer vermitteln. Die Deutung der Darstellungen ist allerdings umstritten. Bekannte Beispiele sind das Hegeso-Relief, die Theano-Stele und die Alxenor-Stele.

Im Hellenismus setzen in Athen, das in bisher in der Grabkunst führend war, wegen des Anti-Luxus-Gesetzes des Demetrios von Phaleron die Grabdenkmäler aus. Insgesamt kann man sagen, dass die Grabdenkmäler der hellenistischen Welt relativ einheitlich waren. Es werden allgemeine Szenen dargestellt. Beliebt werden beispielsweise Szenen, in denen die Familie tafelt (kein Totenmahl!). außerdem werden Standesabzeichen beigefügt. Individuelle Szenen sind dagegen selten.

Einige Fürsten und andere Personen der führenden Schichten ließen aber in dieser Zeit auch Grabdenkmäler errichten, die über das Übliche hinausgehen. Bekanntestes Beispiel ist sicher das Maussoleum von Halikarnassos in der heutigen Türkei (360-330 v. Chr.). Das iGrabmal bestand aus einem hohen Sockel, über dem sich ein tempelartiger Aufbau erhob. Man fand 2 Statuen, die vermutlich Maussolos und seine Frau Artemisia darstellen.

Ein ähnliches Grabmal ist das Nereidenmomunent (London, British Museum). Auch hier erhebt sich ein tempelartiger Aufbau, der die Grabkammer enthält, auf einem Sockel. Andere monumentale Grabformen können Felsgräber (z. B. in Kaunos) oder Hügelgräber (z. B. Grab Phillips II. in Vergina) sein. Insgesamt gibt es nur wenige monumentale Gräber. Ihr Bildschmuck stellt keine Leistungen des Verstorbenen mehr dar. Stattdessen wirken die Bauten für sich.

 

Griechische Grabdenkmäler (Teil 1)

Wie auch heute noch üblich, markierte man schon in der griechischen Antike die Gräber der Verstorbenen, um das Andenken der Toten zu wahren. Und auch damals gab es verschiedene Formen von Grabdenkmäler.

Schon seit dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. sind Grabhügel bekannt. Ein Beispiel ist der Grabhügel in Nidri auf Lefkas.

Seit mykenischer Zeit (ca. 17. – 11. Jh. v. Chr.) kennen wir Grabstelen, die die Gräber markierten (Bsp. Grabzirkel in Mykene). Dargestellte Themen sind Wagenfahrt, Kampfszenen und Jagdszenen, also Bilder aus der Welt der Adligen. Es gibt aber auch rein ornamental verzierte Stelen.

In der geometrischen Zeit (ca. 900 – 700 v. Chr.) verwendete man ebenfalls zunächst Stelen und wohl leichte Anschüttungen. Später errichtete man richtige Grabhügel. Zur Markierung verwendete anfangs Gefäße. Im Boden dieser Gefäße befindet sich ein Loch für Trankopfer (= Libationen). Die Gefäße zeigen Szenen aus dem Totenritual (Aufbahrung, Leichenzug usw.) sowie Szenen aus dem Leben des Toten (Bsp. Dipylon-Amphora) Seit dem 8 Jh. v. Chr. gab es Grabsteine aus Stein oder Holz.

In der archaischen Zeit (ca. 750 – 500 v. Chr.) wurden die Grabmäler stärker personalisiert. So können die Stelen jetzt Namen tragen. Im 6. Jh. v. Chr. ist diese Tendenz besonders in Athen ausgeprägt. In dieser Zeit kommen auch die sogenannten Kuroi und Korai auf, freiplastische Figuren von jungen Männern und Frauen (Bsp.: Kroisos, Phrasikleia). Auch jetzt prägen Szenen aus der adligen Lebenswelt die Darstellungen. Als Bekrönung der Stelen finden wir oft Sphingen, die das Grab schützen sollten.

 

(Fortsetzung folgt …)

Die Etrusker – Von Villanova bis Rom (Ausstellung in München bis 8. Januar 2017) (Teil 2)

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Kessel auf Dreifußständern

Die Frühgeschichte der Etrusker, die sogenannte Villanova-Kultur vom 10.-8. Jh. Chr., ist in der Münchener Ausstellung vor allem mit ihren typischen Urnen vertreten. Die Urnen bestehen aus einem sich oben und unten verjüngenden Gefäß für die Asche des Verstorbenen und einem Deckel in Form einer Schüssel. Beide Teile haben nur einen Henkel und sie können verziert oder unverziert sein. In der Regel bestehen diese Urnen aus einfachem Ton. Einige Gräber heben sich dagegen hervor, indem diese Urnen aus Metall gefertigt sind oder die Urnen die Form von Hütten haben. Die Grabbeigaben lassen Schlüsse auf die Bestatteten zu: Spinnwirtel werden Frauen zugeschrieben, Rasiermesser weisen eindeutig auf männliche Verstorbene.

Aus den Gräbern der herrschenden Familien ab dem Ende des 8. Jh. v. Chr. stammen Goldschmuck und aus Griechenland und dem Vorderen Orient importierte Waren. Die Etrusker waren Meister der Goldschmiedekunst. Ihre filigranen Werke mit den typischen kleinen Kügelchen aus Goldfäden, die zu verschiedenen Mustern verbunden wurden, begeistern noch heute.

Im 7. Jh. v. Chr. entstehen Kammergräber, die die Einrichtung von Häusern wiedergeben, deren Wände zum Teil bemalt waren. Die Verstorbenen wurden jetzt meist nicht mehr verbrannt, sondern auf Bänken in diesen Gräbern abgelegt. In Chiusi dagegen hielt man weiter an der Brandbestattung fest, gab den Urnen aber jetzt angedeutete Arme und der Deckel hatte die Form eines menschlichen Kopfs. Manchmal stehen diese Urnen auf einem Thron.

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Urne

Später erfolgte die Bestattung in Sarkophagen oder Urnenkästen aus Stein und Ton, im Falle der Urnen war auch Alabaster möglich. Oft schmücken Reliefs mit Szenen aus der griechischen Mythologie die Behältnisse. Vor allem bei den Urnen aus Ton verwendete man oft Model, um große Mengen in Serie herzustellen. Eine Besonderheit sind die Deckel: hier sind die Verstorbenen mehr oder weniger idealisiert auf einem Polster liegend dargestellt.

Als die Etrusker die griechischen Tischsitten übernahmen, brauchten sie auch das entsprechende Geschirr. Zunächst importierte man Kannen, Amphoren und Trinkgefäße, später wurden die Gefäße in Etrurien selbst nach griechischen Vorbildern gefertigt. Ein Vorbild war dabei Korinth. Die griechischen Künstler stellten sich auch auf die neuen Kunden ein. So gab es bestimmte Gefäßformen, die nur für den etruskischen Markt hergestellt wurden, z. B. die Amphoren des Nikosthenes, die typisch etruskische Amphoren aus Metall nachahmten.

Bandhenkelamphoren

Bandhenkelamphoren

In etruskischen Gräbern fand man alles, was für ein Leben im Jenseits notwendig war: von Geschirr über Besteck zu Fackelhaltern. Ein weiteres Prunkstück der Münchner Ausstellung ist eine Ciste, eine Art Kosmetikkoffer. Normalerweise bewahrte man die Utensilien für die Körperpflege in Behältern aus vergänglichem Material auf. In diesem Fall hat sich jedoch ein zylindrischer und reich verzierter Behälter aus Metall erhalten. Auch Spiegel aus Bronze und andere Geräte zur Körperpflege wurden oft in Gräbern gefunden. Aus Heiligtümern stammen dagegen viele der ausgestellten Götterfiguren und Räucherständer.

Ciste

Ciste

Beeindruckend sind auch die riesigen Kessel auf Dreifußständern aus der Sammlung Loeb, denen ein eigener Raum gewidmet ist (siehe Bild oben). Die Kessel dienten zum Mischen von Wein mit Wasser, wie dies in der Antike üblich war.

Insgesamt gibt die Münchner Etrusker-Ausstellung einen guten Überblick über die Kunst, die uns dieses faszinierende Volk hinterlassen hat.

Die Etrusker – Von Villanova bis Rom (Ausstellung in München bis 8. Januar 2017) (Teil 1)

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Die inzwischen bis Anfang Januar 2017 verlängerte Ausstellung über die Etrusker in der Münchner Antikensammlung präsentiert zum ersten Mal die hervorragende Sammlung etruskischer Kunst, die dieses Museum zu bieten hat, als Gesamtschau. Viele Stücke sind aus Büchern oder als Leihgaben in anderen Ausstellungen bekannt. Aber auch nie gezeigte Stücke verließen das Magazin für diese Ausstellung.

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen:
F. Knauß − J. Gebauer (Hrsg.), Die Etrusker. Von Villanova bis Rom (Nünnerich-Asmus Verlag, Mainz 2015)

Das Kernland der etruskischen Stadtstaaten wird von den Flüssen Arno und Tiber begrenzt, erstreckte sich also auf Gebiete der heutigen italienischen Regionen Toscana und Lazio. Die etruskischen Städte weiteten ihren Herrschaftsbereich jedoch bis in die Po-Ebene im Norden und Kampanien im Süden aus.

Die Frage nach der Herkunft der Etrusker und ihrer Sprache bestimmt bis heute viele wissenschaftliche Abhandlungen. Sprachliche Ähnlichkeiten mit Inschriften auf der griechischen Insel Lemnos könnten die Annahme stützen, dass die Etrusker nach Italien eingewandert sind. Archäologisch kann man jedoch eine kontinuierliche Entwicklung von Kunst und Kultur feststellen. Vermutlich entstand die etruskische Kultur aus einer Mischung von in Italien ansässigen Kulturen und Einflüssen von Einwanderern verschiedener Herkunft.

Die einheimische Basis bildet die sogenannte Villanova-Kultur, benannt nach dem Villanova di Castenaso bei Bologna, die sich im 9. und 8. Jh. v. Chr. „über die südliche Poebene, die Toskana, Latium und Teile Kampaniens“[1] ausbreitete. Nach und nach verbanden sich einzelne Siedlungen zu Städten, die durch den Handel mit Eisenerz und anderen in dieser Gegend vorkommenden Metallen zu Reichtum kamen. Dies lockte auch Einwanderer an, darunter auch Handwerker, die ihr Können an die Einheimischen weitergaben. Ab dem späten 8. Jh. v. Chr. wurde das Leben in den Städten zunehmend von einer wohlhabenden Schicht von Ladbesitzern bestimmt. Sie bildeten in den folgenden Jahrhunderten die Aristokratie der etruskischen Gesellschaft. Monumentale Hügelgräber mit wertvollen Grabbeigaben wie Importe aus dem Orient und Goldschmuck zeigen Wohlstand und Macht der Elite.

Um 700 v. Chr. übernahmen die Etrusker das griechische Alphabet und auch in anderen Bereichen zeigen sich nun griechisch-orientalische Einflüsse, z. B. in den Tischsitten. Die etruskische Kultur beeinflusste nach und nach auch andere italische Stämme und erreichte ihren Höhepunkt im 6. Jh. v. Chr. Ab dem Ende des sechsten Jahrhunderts sorgten politische und wirtschaftliche Ereignisse dafür, dass der etruskische Einfluss zunehmend schwand. Vor allem Rom, das im 6. Jh. v. Chr. noch von etruskischen Königen regiert wurde, weitete seinen Machtbereich immer weiter aus und vereinnahmte nach und nach die italische Halbinsel. Am Ende geht die etruskische Kultur in der römischen auf und die Sprache der Etrusker wird durch die lateinische ersetzt.

Die Ausstellung in München legt den Schwerpunkt auf das künstlerische Erbe der Etrusker und zeigt wie sich ihre Kunst im Laufe der Jahrhunderte unter den unterschiedlichsten Einflüssen verändert hat. Im nächsten Teil des Artikels soll ein Überblick über die präsentierten Stücke gegeben werden.
[1] F. Knauß − J. Gebauer (Hrsg.), Die Etrusker. Von Villanova bis Rom (Nünnerich-Asmus Verlag, Mainz 2015) S. 15

(Fortsetzung folgt …)

Jenseitsvorstellungen in der Antike

Was ist das Leben und was kommt danach? Diese Frage beschäftigte schon unsere Vorfahren und so wie heute waren auch bei Griechen und Römern Jenseits und Tod nicht genau definiert.

Die sichersten Zeugnisse über die Jenseitsvorstellungen bilden die Grabepigramme, die Inschriften auf den Grabmälern (vgl. R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962): thematisch gegliedert).

Die Epigramme zeigen, dass es keine feste Vorstellung über den Tod gab. Die Toten werden oft als anonyme Geisterschar, die Manen, dargestellt. Dabei bleibt der Körper bleibt leblos zurück, während die Seele als blasser kraftloser Schatten im Grab oder im Hades wohnt. Später nahm man an, die Seele steige in den Äther bzw. den Himmel auf. Mysterienkulte, wie die Mysterien der Demeter oder des Dionysos, versprachen dagegen ein seliges Leben nach dem Tod.

Das Totenreich wird in den Epigrammen verschieden lokalisiert (vgl.  z. B. Lattimore S 41). Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Tod als letzter Schlaf beschrieben wird. Die Inschriften sprechen vom Todesschicksal und oft wird der vorzeitige Tod beklagt, z. B. bei Kindern oder bei noch unverheirateten Mädchen, also wenn die Kinder vor den Eltern sterben. Man findet Klagemotive, aber auch Trostmotive, z. B. die Ergebung in ein Schicksal, das allen Menschen beschieden ist. Ein besonderer Trost ist ewiges Gedächtnis oder ewiger Ruhm. Daher werden die Errungenschaften des Toten in seinem Leben hervorgehoben und seine Tugenden.

Die Epigramme zeigen ein umfassendes Spektrum von Auffassungen von Tod und Jenseits. Die Darstellungen auf Grabmälern können zudem die Epigramme verstärken oder ergänzen, müssen aber nicht unbedingt das gleiche Thema wiedergeben wie die Epigramme (vgl. H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)). Grabmäler sind vor allem Monumente, d. h. sie dienen dem Gedächtnis und dem Nachruhm.

Literatur:

  • R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962)
  • H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)
  • J. Fugmann / A. Kolb, Tod in Rom: Grabinschriften als Spiegel römischen Lebens (2008)

Der römische Bestattungsritus (Teil 2)

Gräber lagen in der römischen Antike außerhalb des Stadt, oft an den Ausfallstraßen; sie liegen immer an einem speziellen, öffentlichen Platz. Zumindest für die Bestattungsriten der Aristokratie haben wir verschiedene antike Quellen, z. B. Polybios 6,52 ff. Wenn der Tag der Bestattung gekommen war, brachte man den Toten in einem großen Leichzug („pompa funebris“) zunächst zum Forum, wo ein Angehöriger die Leichenrede hielt. Dabei wurden nicht nur die Leistungen des Toten selbst für den Staat gerühmt, sondern auch diejenigen seiner Vorfahren. Auf diese Weise wird der Verstorbene in seinem Status der Öffentlichkeit präsentiert und unter die ruhmreichen Vorfahren aufgenommen!

Der Leichenzug wurde von Musikern angeführt. Er bestand unter anderem aus Klagefrauen, Tänzern und Schauspielern, die Wachsmasken berühmter Vorfahren trugen. Auch Insignien ihrer Ämter usw. wurden dabei präsentiert. Den Abschluss bildeten der Tote und seine Familienangehörigen und Freunde.

Die Pompa Funebris diente dazu, den Toten an einen Platz außerhalb der Gemeinschaft zu tragen, aus dem Familienkreis in die Öffentlichkeit.

Anschließend wurde der Tote zu seinem Grab gebracht. Sowohl Brandbestattung als auch Körperbestattung waren möglich, wobei in der römischen Republik die Verbrennung überwog. Man gab den Toten Beigaben mit ins Grab. Bis zur eigentlichen Bestattung galten die Familienangehörigen als unrein, sodass sie zum Schluss noch „gereinigt“ werden mussten. Dies geschah durch Wasser und Feuer.

Die Toten wurden meist in Urnen oder Sarkophagen bestattet. Bei den Gräbern selbst konnte es sich um Gemeinschaftsgrabstätten (Bsp. Columbarien oder Katakomben) handeln, um Familiengräber oder um Einzelgräber. In der Regeln gehörten zu den Grabanlagen auch Räume, in denen die Familie Opfer zu Ehren des Toten darbringen und der Verstorbenen gedenken konnte. All diese Grabdenkmäler – Grabbauten, Grabstelen, Kultanlagen, Totenbehälter – konnten mit Bildern geschmückt sein und auch die Größe schwankte beträchtlich.

Die Deutung der Darstellungen ist in der Forschung umstritten: oft nahm man an, dass die Themen mit dem Toten oder mit Jenseitsvorstellungen zu tun haben müssten; es können aber auch ganz allgemeine Tugenden dargestellt werden. Grabdenkmäler sind vor allem Monumente, die dem Gedächtnis und dem Nachruhm des Verstorbenen dienten. Hier geht es nicht mehr darum, den Tod eines Angehörigen zu verkraften, sondern um eine Botschaft an den Betrachter.

Zum Leben mit den Toten gehörten auch gemeinsame Mähler an bestimmten Tagen im Jahr. Außerdem wurden Wachsmasken der Toten in Schreinen im Haus aufbewahrt.

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