Autor: Angela Zimmermann Seite 19 von 39

Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina, Sizilien (Teil 1)

Die römische Villa von Casale in der Nähe der sizilianischen Stadt Piazza Armerina (daher auch als Villa von Piazza Armerina bekannt) wurde 1761 wiederentdeckt, aber erst 1881 gab es erste systematische Ausgrabungen, bei denen man auf den Mosaikfußboden des Speisesaals stieß. Danach dauerte es noch einmal ein halbes Jahrhundert, bis man begann, den Gesamtkomplex der Villa auszugraben. Den Anfang machte 1929 Paolo Orsi, einer der bedeutendsten Archäologen Siziliens. Seit 1997 ist die Villa Weltkulturerbe der UNESCO.

Die am Fuß des Monte Mangano im Tal des Flusses Gela gelegene Villa hatte wohl ca. 60 Räume. Zurzeit kann man über vierzig Räume der etwa 1,5 Hektar großen Anlage besichtigen. Die Villa gliedert sich in vier Bereiche:

  • der Eingangsbereich
  • ein großer rechteckiger Hof mit einem Wasserbecken und angrenzenden Räumen, darunter eine große Halle in Form einer Basilika
  • ein elliptischer Hof mit weiteren angrenzenden Räumen, darunter der Speisesaal (Tricinium)
  • eine Thermenanlage in der nordöstlichen Ecke der Villa

Da die Villa an einem Hang liegt, wurde jeder dieser vier Bereiche auf einer eigenen Ebene errichtet. Die Wasserversorgung der Anlage erfolgte über zwei Aquädukte. Neben den Gebäuden selbst faszinieren vor allem die äußerst gut erhaltenen Fußbodenmosaiken. Dies verdanken wir der Tatsache, dass die Villa im 12. Jh. n. Chr. unter einem Erdrutsch begraben wurde. Die unterschiedlichen Stile der Mosaiken lassen darauf schließen, dass verschiedene Werkstätten mit den Arbeiten beauftragt wurden.

Die Villa, wie wir sie heute vor uns haben, entstand vermutlich im 3. und 4. Jh. n. Chr. aus einem älteren, einfacheren Gebäude des 2. Jh. n. Chr. Umstritten ist bis heute, wer der Besitzer dieser prachtvollen Villa war. Aufgrund von Ausstattung und Größe vermutete man, dass es sich um die Villa von Kaiser Maximian (ab 285 n. Chr. Caesar im Westen, 286–305 Augustus) oder seinem Sohn Maxentius (305–312 n. Chr.) handelte. Aber auch wohlhabende Senatoren kommen in Frage. So schlug man Lucius Aradius Valerius Proculus Populonius vor, der von 327 und 331 Gouverneur Siziliens war und im Jahre 340 Konsul wurde.

In den folgenden Artikeln begeben wir uns auf einen Rundgang durch die Villa.

Literaturauswahl:

  • G. Iacono: Die Mosaiken der Villa Romana del Casale, Siciliamo, o. O. 2017
  • P. C. Baum-vom Felde: Die geometrischen Mosaiken der Villa bei Piazza Armerina. Kovač, Hamburg 2003
  • A. Carandini, A. Ricci, M. de Vos: Filosofiana. The villa of Piazza Armerina. The image of a Roman aristocrat at the time of Constantine. Palermo 1982
  • B. Carnabuci: Sizilien. Griechische Tempel, römische Villen, normannische Dome und barocke Städte im Zentrum des Mittelmeeres (= DuMont Kunst-Reiseführer). 6., aktualisierte Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011
  • S. Muth: Bildkomposition und Raumstruktur. Zum Mosaik der „Großen Jagd“ von Piazza Armerina in seinem raumfunktionalen Kontext. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Rom. 106, 1999, S. 189–212.

(Fortsetzung folgt …)

Sonderausstellung „Spiele(n) in der Antike“ 29. Oktober 2017 bis 14. Januar 2018 im Akademischen Kunstmuseum Bonn

Die aktuelle Sonderausstellung des Akademischen Kunstmuseums Bonn zeigt, dass Spiele schon in der Antike ein beliebter Zeitvertreib für Kinder und Erwachsene waren.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Klassischen Archäologie, die sich in verschiedenen Seminaren unter der Leitung von Professor Dr. Rumscheid (Direktor des Museums und des Instituts für Klassisch Archäologie) und Dr. Kornelia Kressirer (Kustodin des Museums) mit der Überlieferung zu antiken Spielen beschäftigten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Neben originalem Spielzeug für Kinder wie Puppen mit beweglichen Gliedmaßen, Figuren von Tieren, Rasseln oder Murmeln gibt es auch zahlreiche Darstellungen von Spielenden in der antiken Bildkunst zu sehen. Zitate aus der antiken Literatur ergänzen die materiellen Funde.

Wie auch heute noch, spielten in der Antike aber nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Alle Schichten der Bevölkerung – vom Kaiser bis zum Sklaven – frönten dem Würfelspiel oder verschiedenen Brettspielen. Dabei spielte man wie heute zum Teil um hohe Geldbeträge. Und selbst die Götter stellte man beim Spiel dar.

Ein beliebtes Spiel bei Festgelagen war das „Kottabos“, ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem es darum ging, mit dem letzten Tropfen in der Trinkschale ein Ziel zu treffen.

Auch tierische Spielkameraden gab es bereits in der Antike. Besonders beliebt waren Hunde, v. a. der Spitz, die sich auf zahlreichen Darstellungen finden oder auch als Figuren gefunden wurden. Weitere Spieltiere waren beispielsweise Tauben oder Hasen.

Damit es nicht nur bei der Theorie bleibt, können einige der antiken Spiele, deren Regeln schriftlich überliefert sind, auch praktisch erprobt werden.

Insgesamt gibt die Ausstellung einen gelungenen Überblick über Spiele in der Antike und zeigt auch, wie sich einige Spiele sogar bis in die heutige Zeit fast unverändert erhalten haben.

Ort:
Akademisches Kunstmuseum – Antikensammlung der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn

Preis:
Eintritt: 3,- Euro, ermäßigt: 1,50 Euro
Schüler, Studierende u.v.m.: freier Eintritt

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 15-17 Uhr
Sonntag: 11-18 Uhr
An Feiertagen geschlossen

Weitere Info zur Ausstellung:

Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi, Syrakus (Teil 4)

Das Obergeschoss des Museums widmet sich den Funden aus hellenistisch-römischer Zeit sowie der Kunst aus frühchristlicher und byzantinischer Zeit.

Sektor D: Hellenismus und Römisches Reich

Die Funde in Sektor D stammen aus reich ausgestatteten Häusern und Gräbern. Auch die verschiedenen Kulte in Syrakus sind hier repräsentiert.

Eines der Highlights in dieser Abteilung ist eine Statue der Venus – die nach ihrem Entdecker benannte Venus Landolina. Die Marmorstatue, der ein eigener Raum gewidmet wird, ist wohl eine römische Kopie eines hellenistischen Vorbilds und stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 1. Jh. v. Chr.

Insgesamt ist diese Abteilung des Museums durch zahlreiche Statuen aus verschiedenen Kontexten geprägt. Hervorzuheben sind ein ruhender Herkules, eine Hygieia und verschiedene Asklepios-Statuen.

Neben weiteren Göttern (z. B. Mithras) gibt einige Statuen römischer Männer und Frauen. Aus den verschiedenen Tempeln von Syrakus zeigt das Museum zahlreiche Reliefs und Weihgeschenke.

Die Nekropolen von Syrakus wiederum sind mit einer Auswahl an Urnen und Grabbeigaben vertreten.


Sektor F: Frühchristliche und Byzantinische Zeit

Diese Abteilung des Museums befindet sich noch im Aufbau, zeigt aber bereits das bedeutendste Stück dieses Zeitabschnitts. In einer Rotunde, die den ursprünglichen Fundort in der Katakombe von San Giovanni nachbildet, ist der prachtvolle Sarkophag der Adelphia aufgestellt.

Der Sarkophag zeigt verschiedene Szenen aus dem alten und dem neuen Testament sowie in der Mitte die Verstorbene und ihren Mann Valerius in einem muschelförmigen Medaillon. Die Deutung der Darstellungen kann man auf einer großen Wandtafel nachlesen.

Daneben finden sich in diesem Abschnitt ein Wannensarkophag, weitere Fragmente verschiedener Typen von Sarkophagen und verschiedene Inschriften aus der San Giovanni-Katakombe.

Das Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi ist in jedem Fall einen Besuch wert und sollte neben dem archäologischen Park der Stadt zum Pflichtprogramm archäologisch interessierter Besucher in Syrakus gehören.

Ausstellung „Triumph ohne Sieg. Roms Ende in Germanien“ (LWL-Römermuseum, Haltern am See)

Noch bis zum 5. November 2017 zeigt das LWL-Römermuseum in Haltern am See eine Ausstellung über Germanicus und den Triumphzug, der ihm für seinen Sieg über die Germanen zugestanden wurde.

Aber wurden die Germanen überhaupt besiegt? Nein. Schon damals waren „alternative Fakten“ an der Tagesordnung.

Germanicus hatte zwei der drei in der Varusschlacht verlorenen Legionsadler zurückgewonnen und er hatte auch einige Schlachten gewonnen. Alles in Allem war der Versuch, Germanien zu unterwerfen und für eine dauerhafte Besiedelung durch Römer zu sichern, aber mit großen Verlusten verbunden. So blieb Kaiser Tiberius, dem Adoptivvater des Germanicus, wohl keine andere Wahl, als die Operation abzubrechen und den Rhein wieder als Grenze des römischen Reiches zu akzeptieren.

Den Bürgern Roms jedoch wurde der beim Volk beliebte Germanicus in einem Triumphzug als Sieger präsentiert. Die Ausstellung lässt uns an der Atmosphäre eines solchen Siegeszuges teilhaben. Der Fußboden besteht aus Fotos einer römischen Straße (Via Appia) und an den Wänden sieht man das begeisterte Publikum sowie Teile des Triumphzuges – rekonstruiert aus den uns erhaltenen Reliefs usw., darunter die Zurschaustellung der Beute, der Triumphator auf seinem Wagen und das abschließende Opfer auf dem Kapitol.

Anhand von Exponaten und Fotos wird gezeigt, mit welchen Mitteln und Symbolen man Siege feierte – von der römischen Republik bis zur Kaiserzeit: Fotos und Modelle von Triumph- und Ehrenbögen, Darstellungen der Siegesgöttin Victoria, Münzen usw.

Des Weiteren gibt die Ausstellung einen Überblick über das iulisch-claudische Kaiserhaus und die Familienpolitik von Augustus. Hierzu gehört auch eine äußerst qualitätvolle Kopie der Gemma Augustea.

Die Ausstellung endet mit einigen Räumen zum täglichen Leben in den römischen Provinzen (Religion, Bestattungswesen, Ausstattung der Häuser, Infrastruktur), um zu zeigen, wie das Leben in Germanien hätte aussehen können, wenn sich die Römer nicht wieder zurückgezogen hätten.

 

Weitere Informationen:
Öffnungszeiten und Eintritt
Katalog zur Ausstellung

Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi, Syrakus (Teil 3)

Sektor C: Die Kolonien von Syrakus

Abteilung C widmet sich den Kolonien, die von Syrakus gegründet wurden, sowie anderen griechischen Städten Siziliens wie Akrigent und Gela.

Die früheste Kolonie von Syrakus war vermutlich Heloros (heute Eloro). Wie Keramikfunde zeigen, wurde die Stadt offenbar im 8. Jh. v. Chr. gegründet. Weitere ausgestellte Funde aus Heloros stammen beispielsweise aus einem Heiligtum für Demeter und Kore. Aus Akrai (gegründet 664 v. Chr.) zeigt das Museum zwei Statuen aus dem 6. Jh. v. Chr., bei denen leider die Köpfe fehlen. Aus Kasmene (gegründet 644 v. Chr.) stammt die Figur eines Mädchens mit einer Taube. In Kamarina, der spätesten Kolonie der Stadt Syrakus (gegründet 598 v. Chr.), fand man neben reichen Grabausstattungen viele attische Vasen. Ein besonderes Stück ist zudem die archaische Reiterstatue aus Terrakotta, die als Bekrönung des Giebelfirstes (Akroterion) diente.

Nach der Vorstellung der Städte, die von Syrakus gegründet wurden, präsentiert das Museum Paolo Orsi Funde aus weiteren griechischen Städten Siziliens. Aus einem Heiligtum für Kore / Persephone in Francavilla bei Naxos stammen Statuetten und Weihetafeln. Gela wird repräsentiert durch archaische Architekturteile und Ton-Sarkophage sowie zahlreichen Vasen und Terrakottafiguren aus Gräbern. Hervorzuheben ist auch eine Sitzstatue aus Grammichele. Den Abschluss dieses Sektors bilden Funde aus der Gegend um Agrigent, z. B. Weihegaben aus einem Heiligtum für Demeter und Kore (5. und 4. Jh. v. Chr., Agrigent) sowie 3 seltene Statuetten aus Holz (2. Hälfte 7. Jh. v. Chr., Palma di Montechiaro).

(Fortsetzung folgt …)

Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi, Syrakus (Teil 2)

Sektor B: Syrakus in archaischer und klassischer Zeit

Die nächste Abteilung des Museums widmet sich zunächst ganz allgemein der Kolonisation Siziliens durch die Griechen ab dem 8. Jahrhunderts v. Chr. Der Überlieferung nach war Naxos die erste griechische Kolonie. Naxos soll 735 v. Chr. – 734 v. Chr. gegründet worden sein – wahrscheinlich von Bewohnern der Stadt Chalkis auf Euböa. Schon wenig später gründete Naxos eigene Kolonien auf Sizilien, z. B. Katane (Catania) und Leontinoi (Lentini). Hier wurde beispielweise der ausgestellte nackte Jüngling (Kouros) aus Marmor gefunden.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Abteilung bilden die Funde aus Megara Hyblaea. Aus dieser 729 v Chr. von der dorischen Stadt Megara gegründeten Stadt sind neben zahlreichen aus Gräbern stammende Keramikfunde ein weiterer Kouros sowie die Statue einer sitzenden Frau / Göttin, die zwei Kinder säugt, ausgestellt.

Etwa zur gleichen Zeit wie Naxos entstand auf der Insel Ortygia die korinthische Kolonie Syrakusai. Syrakus entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Städte Siziliens. Sie breitete sich nicht nur ziemlich schnell auf das angrenzende Festland aus, sondern gründete ebenfalls eigene Städte (Akrai 664 v. Chr., Kasmenai 644 v. Chr. usw.).

Aus Syrakus selbst zeigt die Ausstellung zahlreiche Funde aus den Nekropolen der Stadt. Schwerpunkt bilden jedoch Architekturteile (teilweise aus Terrakotta), Statuen und Weihgeschenke aus den verschiedenen Tempeln in Syrakus: Heiligtum für Demeter und Kore, Athenaion, Artemision (Ionischer Tempe) und Apollotempel. Zu den Highlights dieser Abteilung gehört die Terrakottaplatte mit der Darstellung einer Gorgo (Medusa), aber auch das Symbol des Museums, ein kleines Bronzepferd aus geometrischer Zeit (siehe Bild oben).

 

(Fortsetzung folgt …)

Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi, Syrakus (Teil 1)

Eines der wichtigsten Museen Siziliens ist das Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi in Syrakus. Das 1988 eröffnete Museum zeigt Funde aus dem Ostteil der Insel. Vorbei an Amphoren, Mühlsteinen und Altären vorbei führt der Weg zum Eingang, wo Toga-Statuen ausgestellt sind. Im Garten des Museums sind außerdem Sarkophage und Architekturteile ausgestellt. Leider sind die Wege nicht besonders gepflegt. Trotzdem sollte man den kurzen Spaziergang beim Besuch des Museums mit einplanen.

Das Museum ist fünf Sektoren unterteilt:

  1. Sektor A: Vorgeschichte
  2. Sektor B: Syrakus in archaischer und klassischer Zeit
  3. Sektor C: Die Kolonien von Syrakus
  4. Sektor D: Hellenismus und Römisches Reich
  5. Sektor F: Frühchristliche und Byzantinische Zeit

Im Untergeschoss des Museums ist außerdem seit 2010 eine bemerkenswerte Münzsammlung untergebracht, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Die Münzsammlung

Die Basis der Münzsammlung bilden die Münzen und Medaillen der in den 1950er Jahren entstandenen Sammlung von Luigi Bernabò Brea. Seitdem kamen eine Reihe privater Sammlungen dazu und heute kann die gesamte Entwicklung der Münzprägung Siziliens von der archaischen Zeit bis ins Mittelalter präsentiert werden. Auch die Entwicklung des Schmucks seit prähistorischer Zeit ist inzwischen im Münzkabinett des Museums präsent.

Sektor A: Vorgeschichte

Der Rundgang durch die erste Haupt-Abteilung des Museums beginnt mit einer Einführung in Geologie und Paläontologie Siziliens. Danach werden verschiedene Kulturen von der Steinzeit bis zur Bronzezeit vorgestellt.

Während der neolithischen Stentinello-Kultur (4.-3. Jhrtausend v. Chr.) entstanden die ersten Dörfer und man begann, das Land zu bebauen. Die Castelluccio-Kultur der älteren Bronzezeit legte Gräber in Form von künstlichen Höhlen, die mit Steintüren geschlossen wurden. Ausgestellt sind diese mit Symbolen verzierten Türen sowie verschiedene Grabbeigaben. Ab der mittleren Bronzezeit gab es Kontakte zur griechischen Kultur. Zu den Grabbeigaben der sogenannten Thapsos-Kultur gehörte beispielsweise mykenische Keramik. Aus späterer Zeit findet man geometrische Keramik – teils griechische Originale, teils lokale Produktion. Auch Kontakten zu Malta, Zypern oder zum italischen Festland lassen sich nachweisen.

 

(Fortsetzung folgt …)

Castra Regina – das römische Legionslager von Regensburg

Bereits aus keltischer Zeit gibt es in Regensburg viele Funde, die aber um 15 v. Chr. vollständig abbrechen. Um ca. 80 n. Chr. entstand dann ein Auxiliarlager in Holz-Erde-Technik im heutigen Stadtteil Kumpfmühl. Das von Graben und Palisaden umgebene Lager diente der Bewachung der Mündungen von Naab und Regen in die Donau und beherbergte eine Kohorte Hilfstruppen aus 1000 Fußsoldaten oder 500 berittenen Soldaten. Um das Lager herum entstand auch eine Zivilsiedlung. In der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts wurde das Lager zwar in Stein ausgebaut, aber auch diese Befestigung konnte nicht verhindern, dass das Lager und die Zivilsiedlung im Verlauf der Markomannen-Kriege kurz nach der Mitte des 2. Jahrhunderts zerstört wurden.

Ab etwa 175 n. Chr. ließ Kaiser Marc Aurel dann ein Legionslager aus Stein errichten. Dieses Castra Regina genannte Lager wurde 179 n. Chr. eingeweiht, wie eine Inschrift belegt. Die Inschrift befand sich ursprünglich über dem Osttor. Sie nannte Marc Aurel und seinen Sohn Commodus.

Wir können drei Bauphasen unterscheiden:

  1. Phase: 179 – 244 n. Chr.
  2. Phase: 244 – 330 n. Chr.
  3. Phase: 330 – 5. Jh. n. Chr.

In der ersten Phase (179 – 244 n. Chr.) errichtete Marc Aurel direkt an der Donau ein Lager für die 3. Italische Legion, die von Marc Aurel speziell für die Kriege gegen die Markomannen ausgehoben worden war. Etwa 6000 Mann stark war die Besatzung dieses Lagers. Es maß 440 x 450 Meter und wurde von Anfang an in Stein errichtet. Von der Innenbebauung sind Reste des Stabsgebäudes (Praetoria) und der Mannschaftsräume sowie eine kleine Therme in der Nordostecke erhalten.

Während der Alamanneneinfälle wurden 244 n. Chr. alle Gebäude zerstört. Danach wurde das Lager zunächst wieder komplett aufgebaut. Nach einer weiteren Zerstörung 288 n. Chr. wurde das Lager jedoch nur noch teilweise wieder aufgebaut.

Ab 330 n. Chr. erfolgte dann ein vollständiger Umbau. Das Lager wurde auf etwa ein Sechstel reduziert und man nutze nur noch die Nordostecke. Um 375 n. Chr. wurde das Lager ein weiteres Mal zerstört. Um 408 n. Chr. erfolgte ein erster Rückzug der römischen Truppen und 458 n. Chr. wurde das Lager endgültig aufgegeben. Das Lagerinnere wird später von Germanen besiedelt.

Einige Reste des römischen Lagers haben sich bis heute im Stadtbild Regenburgs erhalten. Dazu gehören das Nordtor (die Porta Praetoria) sowie einige Teile der östlichen Befestigungsmauer einschließlich der nordöstlichen und südöstlichen Ecke.

Interessante Website zum römischen Regensburg:

http://reinis-welten.de/regensburg/dieroemerinregensburg/dieroemischeepocheinregensburg/index.html

Wasserversorgung des antiken Rom

Für die Wasserversorgung Roms wurden nach und nach 11 Wasserleitungen, die bis zu 91 km lang waren. Der römische Architekt Vitruv (1. Jh. n. Chr.) erzählt von Steuern für Wasser, die aber 11 v. Chr. aufgehoben wurden. Frontinus, ein römischer Konsul, der 97 n. Chr. auch Aufseher über das Wassersystem (curator aquarum) war, überlieferte uns in einem Buch Informationen über Lage und Ergiebigkeit der Quellen, Verlauf und Kapazität der Leitungen sowie Anzahl und Organisation der Angestellten in der Verwaltung und Instandhaltung der Wasserleitungen.

Die älteste Wasserleitung, die Aqua Appia, wurde 312 v. Chr. gebaut und führt von Praeneste nach Rom. Die Kapazität dieser mehr als 16 km langen und meist unterirdisch verlaufenden Leitung betrug 73.000 Kubikmeter pro Tag. Der Anio Vetus, gebaut 272 v. Chr., ist mehr als 63 km lang. Zwischen 144 und 140 v. Chr. wurde die Aqua Marcia angelegt, die zu einem großen Teil oberirdisch verlief. Diese Wasserleitung war mehr als 90 km lang.

Weitere Wasserleitungen waren:

  • Aqua Tepula (125 v. Chr.)
  • Aqua Julia (33 v. Chr.)
  • Aqua Virgo (19 v. Chr.)
  • Aqua Alsietina (Augusta) (10–2 v. Chr.)
  • Aqua Claudia (38–52 n. Chr.)
  • Anio Novus (38–52 n. Chr.)
  • Aqua Traiana (109 n. Chr.)
  • Aqua Alexandrina (226 n. Chr.)

Die Gesamtkapazität all dieser Wasserleitungen betrug fast 1 Million Kubikmeter pro Tag!

Die meisten Wasserleitungen arbeiteten mit Gefälle, aber es gab auch Druckleitungen. Die Anfangspunkte der Aquädukte wurden oft durch Quellheiligtümer hervorgehoben. In der Stadt wurde das Wasser normalerweise in ein großes Wasserbecken geleitet. In diesem sogenannten Castellum (Bsp. in Nimes) wurde das Wasser gereinigt und dann mithilfe von Ton- oder Bleidruckrohren an die verschiedenen Abnehmer verteilt. Das Wasser wurde vor allem für die öffentlichen Thermen und großen Brunnen oder Nymphäen der Stadt verwendet. Privatleute mussten ihr Wasser meist an einem der öffentlichen Brunnen hole. Wer es sich leisten konnte, konnte sich allerdings auch gegen Bezahlung an die Wasserversorgung anschließen lassen.

Der bekannteste Abwasserkanal Roms ist die Cloaca Maxima, die zu einem Kanalsystem zur Entwässerung des Gebiets des späteren Forum Romanum gehörte. Die Cloaca Maxima ist bis zu 3 Meter breit und bis zu 4 Meter hoch.

Die Wasserver- und -entsorgung der Städte gehörte neben dem Verkehrsnetz zu den wichtigsten Neuerungen, die die Römer in die erorberten Gebiete brachten. Bekannte Beispiele sind der Pont du Gard, das Aquädukt in Segovia oder die Wasserleitung aus der Eifel nach Köln.

Konservierung und Rekonstruktion archäologischer Denkmäler

Matronen-Heiligtum, Nettersheim

Im Rahmen des zweiten „Internationalen Kongresses der Architekten und Denkmalpfleger“ 1964 in Venedig wurde am 31. Mai 1964 die sogenannte Charta von Venedig unterzeichnet.

Diese Charta fasste den Denkmalbegriff weiter als zuvor. Nicht nur das einzelne Denkmal, sondern auch ganze ländliche oder städtische Bereiche waren jetzt schützenswert, und auch Industriebauten usw. gehörten nun zu den Denkmälern. Eine wichtige Forderung der Charta von Venedig war die Erhaltung der Orginalsubstanz. Rekonstruktionen sollten nicht frei „erfunden“ werden, sondern nur aus vorhandenen Teilen bestehen.

In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es dann zu einem wahren Boom archäologischer Freilichtmuseen, die eine Vielzahl von Rekonstruktionslösungen zeigen. Der erhaltene Grundriss kann beispielsweise durch Hecken (z. B. Grundrisse von Wohnhäusern, Xanten) oder eine farbliche Kennzeichnung im Straßenpflaster (z. B. Grundriss der St. Martinskirche hinter dem Bonner Münster) markiert werden.

Wird das Denkmal am Originalort zugänglch gemacht, wird es mit einer Schutzschicht überzogen. Über dieser Schicht kann das Denkmal dann mehr oder weniger stark ergänzt werden (Villa in Holheim bei Nördlingen). In der Regel achtet man darauf, dass die Ergänzung gut zu erkennen ist.

Bei der sogenannten Translokation wird das Gebäude dagegen abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut (z. B. Tempel von Abu Simbel, Ägypten).

Die sicherste und dauerhafteste Bewahrung bzw. Konservierung bieten jedoch Schutzbauten, da sie das Denkmal vor Kälte, Feuchtigkeit usw. schützen. Möglich sind hier einfache Abdeckungen oder Schutzdächer in Form von Holz-, Stahl- oder Ziegelkonstruktionen.

Auch komplette Schutzhäuser kommen infrage. Diese umgeben das Denkmal (Bad Neuenahr – Ahrweiler: römische Villa am Silberberg) oder erheben sich auf den antiken Mauern. In einigen Fällen rekonstruieren die Schutzbauten sogar das ursprüngliche Aussehen des Gebäudes (z. B. die großen Thermen in Xanten).

In einigen Fällen können die Denkmäler auch im modernen Bau zugänglich gemacht werden, so zum Beispiel der römische Keller im Haus der Geschichte in Bonn.

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