Autor: Angela Zimmermann Seite 10 von 39

Die Mosaiken von Santa Maria Maggiore, Rom (Teil 1)

Eine der vier Papstbasiliken Roms neben dem Petersdom ist die Kirche Santa Maria Maggiore (die anderen sind San Giovanni in Laterano (Lateranbasilika), San Paolo fuori le mura und San Lorenzo fuori le Mura). Die in der Nähe des Bahnhofs Roma Termini auf dem Esquilin gelegene Kirche Santa Maria Maggiore wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. unter Papst Coelestin I. (422– 432) errichtet und 434 n. Chr. von seinem Nachfolger Sixtus III. geweiht.

Der Bau des 5. Jahrhunderts n. Chr. war eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus mit einer Vorhalle (Narthex), der ein Atrium vorgelagert war. Die Apsis war nach Nordwesten ausgerichtet. Das Mittelschiff hatte einen offenen Dachstuhl und war durch Marmorsäulen mit ionischen Kapitellen, die aus dem Tempel der Juno auf dem Aventin stammen sollen, von den Seitenschiffen getrennt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Basilika mehrfach umgebaut und erweitert. So ließ Papst Nikolaus IV. (1288–1292) die alte Apsis abtragen und ein Querhaus errichten. Der Bildschmuck der ursprünglichen Apsis ging also leider verloren. Das heutige Mosaik stammt aus dem 13. Jh. n. Chr. Auch die Eingangswand ist stark verändert. Erhalten ist allerdings der originale Wandschmuck des Langhauses.

Die Bildausstattung gliedert sich in vier Teile:

  • die Eingangswand
  • das Langhaus mit je 21 gerahmten alttestamentlichen Bildern auf jeder Seite
  • der Apsisbogen, d. h. der heutige Triumphbogen, mit Szenen aus dem Neuen Testament
  • die Apsis, vermutlich mit Darstellung der thronenden Gottesmutter

Vor allem die Szenen aus dem Alten Testament zeigen starke Verbindungen zur Buchmalerei zwischen 380 und 430 n. Chr., z. B. zur Ilias Ambrosiana, zum Vergilius Vaticanus oder zur Quedlinburger Itala.

(Fortsetzung folgt …)

Konstantinopel – Gründungsgeschichte und erste Bauten (Teil 2)

Das „Kapitol“ Konstantinopels bestand aus dem Palast, der Kirche Hagia Sophia, der Apostelkirche, einem Senatsgebäude und dem Hippodrom, der Pferderennbahn, und war das Zentrum der neuen Stadt.

Die Hauptelemente des Hippodroms, der Pferderennbahn, gehen bereits auf Septimius Severus zurück. Später wurde das Hippodrom allerdings stark vergrößert. Gegenüber der Pferderennbahn stehen der Palast und die Hagia Sophia. Die ursprüngliche Hagia Sophia wurde wohl um 325 n. Chr. begonnen. Es handelte sich vermutlich um eine Basilika ohne Kuppel. Diese Kirche hatte auch noch keinen Namen, sondern wurde einfach Megálē Ekklēsíā (griechisch für „Große Kirche“) genannt.

Die Apostelkirche war nach der Hagia Sophia die bedeutendste Kirche in Konstantinopel und diente als Begräbnisstätte der byzantinischen Kaiser. Konstantin wollte hier im Altarraum zwischen je sechs Kenotaphen zu beiden Seiten beigesetzt werden. Er sah sich als dreizehnter Apostel, d. h. Christus gleich. Auch als Christ war er in der römischen Götterwelt verankert und sah sich als Hauptheiliger der Stadt.

An der Ostseite des Augusteions, eines großen Platzes, auf dem Konstantin eine Statue seiner Mutter Helena aufstellen ließ, wurde ein Senatsgebäude errichtet. Es handelte sich allerdings zunächst um einen Senat zweiter Klasse ohne legislative oder eindeutig politische Macht. Er war jedoch wichtiges Element der Kaiserideologie für Konstantinopel als Roma Secunda. Weitere Schwerpunkte der Stadt waren das Forum Konstantins und die Hafenanlagen.

Literaturauswahl:

  • Wolfgang Müller-Wiener: Bildlexikon zur Topographie Istanbuls. Byzantion – Konstantinupolis – Istanbul bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Wasmuth, Tübingen 1977
  • Peter Schreiner: Konstantinopel. Geschichte und Archäologie. Beck, München 2007 (Beck’sche Reihe 2364. C. H. Beck Wissen).
  • Klaus Kreiser: Geschichte Istanbuls. Von der Antike bis zur Gegenwart. Beck, München 2010

Konstantinopel – Gründungsgeschichte und erste Bauten (Teil 1)

Das alte Byzantion, eine megarische Stadtgründung von ca. 660 v. Chr., wurde nach der Zerstörung durch Severus 196 n. Chr. von Caracalla wieder aufgebaut. In diesen Wiederaufbau fällt unter anderem auch der Baubeginn des Hippodroms (Pferderennbahn), einer Säulenstraße und der Zeuxippos-Thermen. 258 n. Chr. wurde Byzantion von den Goten geplündert und zerstört.

Unter Konstantin wurde die Stadt neu gegründet und 324 n. Chr. zum Beispiel die Beferstigungen wieder hergestellt. Im gleichen Jahr wird das Areal der Stadt auf 6 Quadratkilometer festgelegt und als Großstadt geplant. Ab 328 n. Chr. ist Konstantinopel endgültig Regierungssitz.

Die neue Kaiserstadt wurde in Anlehnung an Rom gegründet und geplant, da sie nach Konstantin Roma Secunda sein sollte, die zweite Hauptstadt nach Rom. Rom und Konstantinopel waren durch die Via Ignatia verbunden. Worin aber zeigt sich die Anlehnung an Rom? Wie Rom wurde Konstantinopel auf sieben Hügeln errichtet und war in 14 Regionen aufgeteilt. Die Verwaltung erfolgte nach spätrömischem Vorbild durch Senat und Präfektur. Auch die Verbindung von Palast und Hippodrom war Rom nachempfunden. Weitere Ähnlichkeiten waren der goldene Meilenstein sowie die Beziehung zwischen Altstadt und Hippodrom.

Im 4. Jh. n. Chr. ist Konstantinopel zwar Sitz des Senats und Residenzstadt, aber der Kaiser ist auf dieser riesigen Baustelle nur selten anwesend. Aufgrund vieler Kriege wandern der Kaiser und sein Hofstaat lange Zeit von einer Residenzstadt zur anderen. Erst Theodosius (379 – 395 n. Chr.) bleibt dann tatsächlich dauerhaft in Konstantinopel.

 

(Fortsetzung folgt …)

Buchbesprechung: Andreas Stinsky, Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2016)

Der Leiter des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim stellt mit seinem reich bebilderten Buch eines der Highlights des Kulturparks vor. Nach einleitenden Kapiteln zu Lage und Forschungsgeschichte nimmt Andreas Stinsky mit auf einen Rundgang durch die Villa, die seit 1987 systematisch untersucht wird und teilweise rekonstruiert wurde. Ein Schwerpunkt liegt dabei natürlich auf dem Hauptgebäude, aber auch die Gebäude des Wirtschaftsteils kommen nicht zu kurz.

Sowohl beim Hauptgebäude als auch bei den Nebengebäuden geht der Autor ausführlich auf die Ausgrabungsergebnisse ein. Er stellt die wichtigsten Informationen wie Maße, Funde und gegebenenfalls die Nutzung im Lauf der Benutzung vor und illustriert alles zudem mit zahlreichen Fotos.

Im Anschluss an diesen Rundgang geht Stinsky auf die Bauform der Villa ein. Die Vorbilder der Villa mit einem längsaxialen Wirtschaftshof, der dem Hauptgebäude vorgelagert ist, finden wir nicht in Italien. Stattdessen zeigen die Vergleichsbeispiele, dass es sich hier offenbar um die Weiterentwicklung gallischer Höfe handelt. Dabei ursprüngliche Bauweise mit Fachwerk wurde von der gallischen Elite nun durch die von den Römern übernommenen Stein-Ziegel-Bauweise ersetzt.

Nach einem Überblick über die Entwicklung des Landguts im Lauf der Zeit, stellt Stinsky auch die benachbarte Villa am „Furtweg“ vor und schließt seinen Führer zur Villa von Reinheim mit einem kurzen Exkurs zum Vicus von Bliesbruck und dem Übergang zum Mittelalter mit der Ankunft der Franken im 6./7. Jh. n. Chr.

Andreas Stinsky, Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht (Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2016)

€ 17,90 (D) / sFr 17,90 / € 18,40 (A)
96 Seiten, 95 Abbildungen
17,5 x 24,5 cm
gebunden
ISBN: 978-3-945751-20-6

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Fries von Civi­talba (Teil 2)

Der Tempel steht auf einem Hügel über der Sentinum-Ebene, wo die Römer 295 v. Chr. eine Koalition von gallischen Senonen, Etruskern, Umbrern und Samniter besiegten und damit die Romanisierung dieses Gebietes einleiteten. Dieser Sieg könnte Anlass für den Bau des zu den Terrakotten gehörenden Tempels gewesen sein, wobei die italischen Völker allerdings gar nicht auftauchen. Die Darstellungen beschränken sich auf die Gallier, die offenbar gegen Gottheiten kämpfen. Der dargestellte Kampf bezieht sich für viele Forscher auf den Versuch der Gallier, das Heiligtum von Delphi zu plündern. Dieses Ereignis fand ca. 100 Jahre vor der Schlacht von Sentinum statt und war mythisch erhöht worden, indem man die Abwehr der Gallier verschiedenen Gottheiten zuschrieb. Tatsache ist, dass der Sieg in Civitalba wohl auf die Abwehr des gallischen Alptraums der Römer reduziert. Allerdings boten die etruskisch-italischen und römischen Begegnungen mit Galliern sicherlich genügend, auch mythisch verklärte Geschichten – z. B. die gescheiterte Einnahme des Kapitols in Rom -, um einen Verweis auf das griechische Delphi unnötig zu machen.

Die Terrakotta-Skulpturen befinden ich heute im Museo Archeologico Nazionale delle Marche in Ancona.

Literaturauswahl:

  • P. v. Bienkowski, Die Dar­stel­­lun­gen der Gallier in der helleni­sti­schen Kunst (1908) 93–104
  • U. Höckmann, Gallierdar­stel­lun­gen in der etrus­ki­schen Grab­kunst des 2. Jhs. v. Chr., JdI 106, 1991, 212–213
  • I Galli e l’Italia. Ausstellungs­katalog Rom (1978) 200–201, Kat. 544
  • M. Segre, Sulle urne etrusche con figurazioni di Galli sac­cheg­gian­ti, St.Etr. 8, 1934, 137-142
  • M. Segre, Il sacco di Delfi e la leggenda dell‘ „aureum To­losanum“, Hist. 3, 1929, 592-648
  • M. Sprenger – G. Bartoloni, Die Etrusker. Geschichte und Kunst (1990) Taf. 280-283
  • A. Zimmermann, Plündernde Gallier in der etruskisch-italischen Kunst, Thetis 2, 1995, 88
  • H.-U. Cain, Fromm – fremd – barbarisch. Die Religion der Kelten (Ausstellungskatalog 2002) 53 – 55
  • https://www.romanoimpero.com/2019/03/civitalba-marche.html

Fries von Civi­talba (Teil 1)

Ende des 19. Jahrhunderts n. Chr. entdeckte man auf einem ca. 6 km nordöst­lich des antiken Sen­tinum gelegenen Hü­gel architektonische Terra­kotten, die Kämpfe gegen Gallier darstellen. Beim Fundplatz handelte es sich offenbar um ein Depot. Der zugehörige Tempel wurde nicht entdeckt.

Die Skulptu­ren zeigen Gal­lier, die vor den Vertei­digern eines von ihnen ge­plünderten Heiligtums fliehen. Verschiedene Gefäße wie Omphalos­scha­len oder Kan­nen – am Boden und in den Händen der Gal­lier – dienen als Ort­scharakterisierung. Die Gallier sind gekenn­zeichnet durch den Schnurrbart, den Torques und ein rechteckiges Scutum sowie, in ei­nem Fall, durch eine Art Jacke aus Fell. Einige tragen einen Umhang, andere sind bis auf einen Gür­tel und einen Mantel nack­t. Auf­fallend ist, dass sich unter den erhaltenen Teilen keine Kampfgruppen befinden. Alle Gallier befinden sich auf der Flucht. Einer von ih­nen flieht mit ei­nem Streitwagen, wobei seine Pferde einen seiner Ge­fährten nieder­werfen. Einer der Gallier trägt einen toten oder verwun­deten Gefährten. Unter den Gegnern fällt zunächst eine weibliche Fi­gur auf, die mit einem langen ge­gürteten Chiton mit Über­schlag und einem Mantel be­kleidet ist. In ihrer rechten Hand er­kennt man den Rest eines läng­lichen Gegenstands. Viel­leicht benutzte sie eine Fackel als Waffe. Eine an­dere Figur, in Rückenan­sicht, trägt einen kur­zen, in der Taille mit einer Schärpe gegür­teten Chiton, einen Mantel und hohe Stiefel mit umgeleg­ten Klap­pen.

(Fortsetzung folgt …)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 3)

Nach einigen Jahren des Friedens probten die Galater 168 v. Chr. noch einmal den Aufstand und griffen Teile des per­gameni­schen Reichs an. Dabei erlitt Eumenes offenbar ei­ne schwere Nie­derlage und er bat Rom, zwischen ihm und den Galatern zu vermit­teln. Die römische Gesandtschaft wiegelte die Galater allerdings noch mehr auf. Zwar ge­lang es Eu­menes 166 v. Chr., die Galater nochmals unter seine Herr­schaft zu brin­gen, doch 165 v. Chr. erklärte der römi­sche Se­nat Galatien für autonom. Pergamon erkannte die Autono­mie Galatiens dagegen unter At­talos II. (159-138 v. Chr.), dem Nachfolger des Eumenes an­.

Der stetig wachsende Einfluss Roms im östlichen Mit­telmeerraum bestimmte auch die weitere Ge­schichte Per­gamons und Galatiens. 133 v. Chr. vermachte Attalos III. sein Reich den Römern und Pergamon ging als Provinz Asia im römischen Reich auf. Etwa hundert Jahre später, 25 v. Chr., wurde auch Gala­tien römi­sche Pro­vinz.

Der Schrecken, den die Galater lange Zeit verbrei­teten, er­innerte die Griechen an ihre Kämpfe mit den Persern und die Siege gegen den neuen Staats­feind wurden in der ganzen hellenistischen Welt pro­pagandistisch ausge­wertet. Jeder der hellenisti­schen Herrscher woll­­te sich als Verteidiger und Bewahrer der grie­chischen Zi­vilisation, deren Bedrohung die Gallier verkörperten, darstellen und jeder noch so unbe­deu­­tende Sieg gegen die Gallier wurde in großen Sieges­denk­mälern verherrlicht (z. B. der sogennannte Sterbende Gallier oder die Galliergruppe Ludovisi), auch wenn die Gal­lier andererseits schon früh von verschie­de­nen helle­nistischen Herrschern als Söld­ner an­geworben wurden.

Literaturauswahl:

  • F. Stähelin, Geschichte der kleinasia­tischen Gala­ter (1907)
  • M. Szabó, Mercenary Activity, in: The Celts (1991) 333 ff.
  • The Celts. Ausstellungskatalog Venedig (1991)
  • G. Nachtergael, Les Galates en Grèce et les Sôté­ria de Delphes (1977)
  • D. Rankin, Celts and the Classical World (1996)
  • B. Maier, Geschichte und Kultur der Kelten (2012)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 2)

Nur wenige wagten es, den Galatern Widerstand zu lei­sten, z. B. Antiochos I. Soter, der sie 276/74 oder 269/68 v. Chr. in der sog. „Elefanten­schlacht“ mit Hilfe von Kriegsele­fanten besiegte. Attalos I. von Pergamon (241 – 197 v. Chr.) wagte es als er­ster, den Galatern ihre Tribut­forderungen zu ver­weigern. Der folgende Krieg mit den To­listoagiern endete 238/7 oder 234/3 v. Chr. im Quell­gebiet des Kaïkos mit einem Sieg der Per­gamener.

In den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwi­schen ver­schiedenen hellenistischen Herrschern, die im fol­genden Jahrhundert die Geschichte Klein­asiens bestimmten, schlossen sich die Galater verschiedenen Koali­tionen an, z. T. als unabhängige Verbündete, z. T. als Söld­ner. Zudem unternahmen sie Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. neue Raubzüge, z. B. gegen Herakleia am Pon­tos.

Etwa zur gleichen Zeit begann Rom, verstärkt in die Ausein­andersetzungen der hellenistischen Herrscher ein­zugreifen. Es gelang den Römern, Antiochos III. nicht nur aus Grie­chenland zu ver­treiben, son­dern ihm an­schließend 190 v. Chr. auch seine Besitzun­gen in Kleinasien abzunehmen. Der größte Teil sei­nes Lan­des wurde dem pergamenischen König Eumenes II. zu­gesprochen, dem Nachfolger des 197 v. Chr. ver­storbenen Attalos I.

Im folgenden Jahr, 189 v. Chr., zog Cn. Manlius Vulso, der neue römische Konsul, gegen die Galater, die Antiochos unterstützt hat­ten. Nach verschie­denen kleineren Kämpfen zwangen die Rö­mer die Gal­lier durch schwere Niederlagen ihre Raub­züge und Plünderungen aufzugeben.

Wenige Jahre später verbündeten sich die Gallier mit Pru­sias von Bithynien gegen Eumenes II., doch der pergame­nische König konnte diesen Krieg ca. 184 v. Chr. für sich entschei­den und im folgenden Jahr auch das Land der Galater erobern.

(Fortsetzung folgt …)

Die Gallier im antiken Griechenland und Kleinasien (Teil 1)

Bereits im 7. Jh. v. Chr. machten sich wohl die ersten gallischen Gruppen auf den Weg über die Alpen nach Italien und auch zwischen Galliern und Griechen gab vermutlich spätestens im 4. Jh. v. Chr. Kontakte. Die ei­gentliche In­va­­sion der Gallier in Grie­chen­­land und Kleinasien begann jedoch erst 280 v. Chr., als keltische Stämme vom Donauge­biet nach Süden wanderten. Anfang des Jahres 279 v. Chr. fielen sie in Ma­kedonien ein und be­siegten Pto­lemaios Kerau­nos, der dabei den Tod fand. Noch im gleichen Jahr fielen die Gallier erneut in Make­donien ein. Erst als die Gallier das Apollon-Heiligtum von Delphi plündern woll­ten, halfen der Winter­einbruch und ein Erdbeben den Verteidigern des Hei­ligtums dabei, die Gal­lier zu stoppen und ihnen eine ver­nich­tende Niederlage beizubrin­gen. Nach einer wei­teren Nie­derlage um 277 v. Chr. gegen Anti­go­nos Go­natas bei Lysi­macheia zog sich ein Teil der Gal­lier wie­der auf den Balkan zu­rück und gründete in Thra­kien das Kö­nigreich Ty­lis. Die übri­gen zo­gen ins zen­trale Hoch­land Klein­asiens, wo sie sich nach und nach in jenem Gebiet nie­der­ließen, welches spä­ter nach ih­nen „Galatia“ ge­nannt wurde.

Diese sogenannten Galater zogen immer wie­der plün­dernd durch die Nach­bargebiete oder verlang­ten ein Löse­geld da­für, dass sie ein Land ver­schonten. Sie hatten sich offenbar in drei Stämme aufgeteilt – Toli­stoagier, Tektosagen und Trokmer -, von denen jeder ein ande­res Gebiet plün­derte. Of­fenbar waren besonders die Städte in Küsten­nähe be­troffen. So sind Plünderungen des Heilig­tums von Didyma überliefert sowie für Milet und Ephe­sos Eine ge­naue zeitliche Einordnung die­ser Er­eignisse ist allerdings in der Re­gel nicht möglich.

 

(Fortsetzung folgt …)

Villa dei Misteri in Pompeji

Bei Pompeji, nur etwa 300 m nördlich der Porta di Ercolano, befindet sich die sogenannte Villa die Misteri (Villa der Mysterien). Die durch ihre Fresken berühmte Villa suburbana (eine Villa in Stadtnähe) wurde im 2. Jh. v. Chr. erbaut und immer wieder erweitert.

Die Villa liegt auf einem kleinen Hügel. Die Höhenunterschiede wurden mit Hilfe von Substruktionen – in Form einer Kryptoportikus und einem Damm – ausgeglichen, sodass sich die eigentliche Villa auf einer Ebene erstreckt. Der Grundriss ist viereckig und der Haupteingang befand sich an einer Seitenstraße. Im Bereich des Haupteingangs befanden sich die Wirtschaftsräume. Hier fand man beispielsweise die Küche, Backöfen und eine Weinpresse.

Von den Wirtschaftsräumen führt ein Durchgang zu einem großen Peristylhof und von dort zu einem Atrium, um das herum dich die Wohnräume gruppieren: Schlafzimmer (Cubicula), ein Speisezimmer (Triklinium), Empfangsraum (Tablinum) usw. Aus dem 1. Jh. v. Chr. stammt die Apsiden förmige Terrasse mit Blick auf das Meer, wo sich heute der Eingang befindet.

Der heutige Name der Villa bezieht sich auf die Wandmalereien im Triklinium (siehe Bild oben). Die Reihenfolge und auch die Deutung der insgesamt zehn Szenen mit lebensgroßen Figuren sind noch unklar. Eine mögliche Interpretation ist, dass es sich Einweihungsriten in den Mysterienkult des Dionysos handelt. In diesem Fall könnten die zehn Szenen wie folgt interpretiert werden:

  1. Ein Junge, möglicherweise Dionysos, liest das Ritual einer sitzenden und einer stehenden Frau vor
  2. Eine Frau bringt Opfergaben dar, während sich eine andere Frau mit Hilfe von zwei weiteren Frauen reinigt
  3. Ein Silen spielt die Lyra; eine Frau gibt einem Hirschkalb Milch
  4. Eine junge Frau scheint entsetzt zu flüchten, wobei sich ihr Mantel hinter ihr aufbauscht
  5. Ein Silen bietet einem jüngeren Satyr Wasser an
  6. Die Hochzeitszeremonie von Dionysos und Ariadne
  7. Eine Frau verbirgt das Symbol der Fruchtbarkeit unter einem Tuch verborgen; neben ihr steht eine geflügelte Gestalt, die eine junge Frau als Teil des Aufnahmeritus auspeitscht
  8. Tanz einer Bacchantin (Begleiterin des Dionysos)
  9. Eine von Eroten umgebene junge Frau wird gekämmt, möglicherweise als Vorbereitung auf ihre Hochzeit
  10. Eine ältere Frau, vielleicht die Hausherrin, sitzt auf einer Art Thron und betrachtet die anderen Szenen

Wie immer man die Szenen auch deuten mag, die künstlerische Gestaltung ist beeindruckend und die Lebendigkeit der Figuren geben dem Betrachter das Gefühl, unmittelbar am Geschehen teilzunehmen.

 

Literaturauswahl:

  • Paul Veyne, Das Geheimnis der Fresken. Die Mysterienvilla in Pompeji (2018)
  • Filippo Coarelli (Hrsg.), Eugenio La Rocca, Mariette de Vos Raajimakers, Arnold de Vos, Pompeji. Archäologischer Führer (1993)

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