Archäologisches Nationalmuseum von Tarquinia

Neben der Monterozzi-Nekropole sollte man sich bei einem Besuch von Tarquinia in der italienischen Provinz Viterbo auch das Archäologische Nationalmuseum nicht entgehen lassen. Es befindet sich im Palazzo Vitelleschi gleich am Eingang der Stadt. Schon das zwischen 1436 und 1439 errichtete Gebäude an sich ist sehenswert und bildet einen würdigen Rahmen für die reiche etruskische Sammlung, die hier untergebracht ist.

Ursprünglich wurde der Palast für Kardinal Giovanni Vitelleschi errichtet. Nach seinem Tod diente er zunächst durchreisenden Päpsten zur Übernachtung, wurde aber später, unter der Familie Soderini, zu einem Hotel umgewandelt. 1900 erwarb die Stadt Tarquinia den Palazzo Vitelleschi und schenkte ihn 1916 dem italienischen Staat, der ihn dann ab 1924 als Museum nutzte. Den Ursprung der Ausstellung bildete eine kleinere städtische Sammlung. Später kam die Privatsammlung der Grafen Bruschi-Falgari hinzu und inzwischen ist die Sammlung durch die zahlreichen Funde in der Stadt selbst und den umliegenden Nekropolen stark angewachsen.

Das Museum verteilt sich auf drei Stockwerke. Im Erdgeschoss und im Innenhof sind zahlreiche Sarkophage ausgestellt. Raum 10 ist dabei Sarkophagen mit bemerkenswerten Reliefs gewidmet, darunter jene von Laris und Velthur aus der Familie Partunus. Einige der wichtigsten Familien Tarquinias leisteten sich sogar Sarkophage aus griechischem Marmor.

Der erste Stock beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Töpferwaren, die die chronologische Entwicklung etruskischer Keramik ab der Villanovakultur zeigt. Aber natürlich darf auch die Importware nicht fehlen, die uns auch für die Chronologie von Keramik in den Ursprungsländern eine wertvolle Hilfe ist. Hierzu gehören Töpferwaren aus Ägypten, Phönizien und natürlich Griechenland. Aus Ägypten stammt beispielsweise die sogenannte Bocchoris-Vase aus der 24. ägyptischen Dynastie. Im 7. und 6. Jahrhundert importierten und imitierten die Etrusker hauptsächlich Keramik aus Korinth, später bevorzugt Ware aus Athen – sowohl schwarz- als auch rotfigurige Vasen. Ebenfalls auf diesem Stockwerk befinden sich außerdem eine Münzsammlung und Goldschmuck sowie zahlreiche Votivgaben.

Im zweiten Obergeschoss, von dem aus man eine wunderbare Aussicht auf Tarquinia und seine Umgebung genießen kann, sind zum einen einige der Wandgemälde aus Gräbern der Nekropole von Monterozzi ausgestellt: das Grab des Tricliniums, das Grab des Biga, das Grab der Olympischen Spiele und das Grab des Schiffes.

Den Abschluss des Rundgangs durch das Archäologische Nationalmuseum von Tarquinia bildet ein Highlight etruskischer Kunst: die geflügelten Pferde vom Giebel der Ara della Regina, einem etruskischen Tempel aus dem 4. Jahrhundert, der sich auf dem „Pian di Cìvita“ befand, einem Hügel gegenüber der Stadt. Ursprünglich zogen diese beiden Terrakotta-Pferde wohl einen Streitwagen, der jedoch verloren ist.

Weitere Informationen zum Museum

Die Monterozzi-Nekropole von Tarquinia

 

Zu den Meisterwerken der etruskischen Kunst gehören die Wandmalereien der Monterozzi-Nekropole von Tarquinia in der italienischen Provinz Viterbo. Die Nekropole zieht sich über etwa 5 Kilometer hin und umfasst mehr als 6000 Grabanlagen von der Villanova-Periode (9. Jahrhundert v. Chr.) bis zur Römerzeit. Wandmalereien befinden sich dagegen nur in etwa 60 dieser Gräber.

Entsprechend der langen Benutzung der Nekropole gibt es hier unzählige Grabtypen. Aus der frühesten Zeit stammen einfache aus dem Fels gehauene Gruben für Brandbestattungen. Als sich gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. eine Aristokratie in Tarquinia etabliert hatte, entstanden die ersten Familiengräber in Form von unterirdischen Grabkammern, über denen sich Grabhügel erhoben. Von diesen teilweise riesigen Grabhügeln, von denen noch im 19. Jahrhundert viele sichtbar waren, ist inzwischen kaum noch etwas übrig und so präsentiert sich die Nekropole dem Besucher heute als flache Ebene.

In den Gräbern standen Urnen oder Sarkophage für die sterblichen Überreste der Verstorbenen. Bei den frühesten Sarkophagen ist eine Skulptur der oder des Verstorbenen auf dem Rücken liegend auf dem Deckel dargestellt. Später zeigen die Skulpturen ihn oder sie auf der linken Seite liegend. Sie wenden sich dem Betrachter zu und halten oft ein Trankopfergefäß in der Hand. Manchmal entfaltet sich bei einem Mann eine Schriftrolle in seiner Hand, auf der seine Ahnen und seine Ämter aufgelistet sind.

Die Seiten der Sarkophage zeigen Reliefs mit symbolischen oder mythologischen Darstellungen. Die Vorbilder für diese Sarkophage stammen vermutlich aus Süditalien, genauer aus der Gegend von Tarent. Hergestellt wurden sie aber wohl in Tarquinia selbst. Zumindest wurden hier sehr viele dieser Sarkophage gefunden.

Man gab den Toten persönliche Gegenstände mit ins Grab und einige Kammern schmückte man mit beeindruckenden Wandmalereien. Man sieht Dämonen und Szenen aus der Unterwelt, fantastische Wesen und Tiere wie Leoparden oder Delphine. Unter den Darstellungen finden wir auch Bankett- und Familienszenen, die uns einen Einblick in das Leben der wohlhabenden Etrusker geben. Ob diese Szenen allerdings tatsächlich im Diesseits spielen oder Jenseitsvorstellungen darstellen, muss offenbleiben.

Unter den vielen sehenswerten Grabanlagen Tarquinias möchte ich im Folgenden ein paar hervorheben. Um die kostbaren Wandmalereien zu schützen, kann der Besucher die Kammern mit den Wandbilder nicht betreten, sondern muss sich mit einem Blick durch Glasscheiben begnügen – die jedoch oft durch die feuchte Luft beschlagen sind.

Die Tomba dei Giocolieri („Grab der Jongleure“) aus dem Ende des 6. Jahrhunderts zeigt im hinteren Giebelfeld einen Löwen und einen Panther. In der Wandzone darunter sind Akrobaten, Jongleure, Musiker und Tänzerinnen dargestellt. 

Das Grab des Kriegers (Tomba del Guerriero) ist über einen sogenannten Dromos zugänglich ist. Hierbei handelt es sich um einen Korridor unter freiem Himmel. Die Decke zeigt ein schachbrettartiges Muster und an den Wänden sind sechs rote Säulen dargestellt. Eine Bankettszene zeigt unter anderem zwei Zither- und Doppelflötenspieler, eine Tänzerin und zwei Tänzer.

Die Tomba della Caccia e Pesca („Grab der Jagd und der Fischerei“) ist eines der bekanntesten Gräber Tarquinias. Ein Dromos mit einer Treppe führt zu der Grabkammer, die eine der detailreichsten Wandmalereien der Nekropole besitzt. Zum einen sieht man ein Boot mit Steuermann, Matrosen und einem Fischer inmitten von Delfinen und Vögeln. Zum anderen sind an Land Jäger mit Steinschleudern und ein weiterer Fischer mit einer Harpune dargestellt.

Auch die Tomba dei Tori („Grab der Stiere“) betritt man über einen Dromos. Die Grabanlage besteht aber nicht nur aus einer einzigen Kammer. Der Dromos endet in einer Art Atrium, von dem zwei Kammern abgehen. Von den Stieren, die dem Grab seinen Namen gab, hat einer einen menschlichem Kopf. Vermutlich ist hier der Flussgott Acheloos gemeint. Was das Grab allerdings noch bekannter gemacht hat, sind einige erotische Szenen. Der Besitzer des Grabes, Arath Spuriana, hat sich in einer Inschrift auf dem Architrav verewigt. Er gehörte wohl zu einer der wichtigsten Familien Tarquinias, der Famile Spurinna.

Die Fresken der Tomba degli Auguri („Grab der Auguren“) werden auf die Jahre 530–540 v. Chr. datiert. An der rechten Wand steht ein Mann vor dem Eingang zur Unterwelt. Er trägt ein purpurrotes Gewand und ein Diener übergibt ihm eine sella curulis, einen Klappstuhl, der höheren Beamten vorbehalten war. Neben dieser Szene ist ein Ringkampf dargestellt, beobachtet von einem Ringrichter, wie sein gebogener Stock zeigt. Es handelt sich wohl um eine Szene aus den Begräbnisspielen zu Ehren des Verstorbenen, denn man sieht auch phersu, eine maskierte Gestalt, die einen Hund an der Leine führt, der wiederum eine weitere Person mit verhülltem Kopf angreift.

Die Tomba dei Leopardi („Grab der Leoparden“) ist ein besonders schönes Beispiel der etruskischen Grabmalerei. Zwei Leoparden im Giebelfeld der Rückwand haben dem Grab seinen Namen gegeben. Drei Paare haben sich zu einem Bankett versammelt und liegen auf Klinen. Das mittlere Paar wird von zwei nackten jungen Männern bedient. Das Bankett wird begleitet von Musikanten und Tänzern.

Schon diese wenigen Beispiele der eindrucksvollen, farbenfrohen Fresken der Monterozzi-Nekropole machen deutlich, dass diese Totenstadt ein Muss für jeden ist, der sich für die Etrusker interessiert.

Die Banditaccia-Nekropole von Cerveteri

Die etruskische Nekropole von Banditaccia (italienisch: Necropoli della Banditaccia) liegt auf einem Tuffsteinplateau nordwestlich von Cerveteri (nördlich von Rom). Seit 2004 steht diese mit 400 Hektar eine der größten der bekannten etruskischen Nekropolen auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.

Die Necropoli della Banditaccia umfasst mehrere tausend Gräber und hat ihren Ursprung im 9. Jahrhundert – in der Villanova-Zeit, die der etruskischen Kultur vorherging. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist jedoch nur ein kleiner Teil. Der archäologische Park umfasst etwa 10 Hektar mit rund 2000 Gräbern. Auf dem Rundweg durch die Anlage kann der Besucher hier gut die Entwicklung der Bestattungsformen vom neunten bis zum dritten Jahrhundert vor Christus nachvollziehen.

Anfangs, in der Villanova-Periode, gab es vor allem Brandbestattungen. Die Asche wurde in Urnen aufbewahrt, die in schlichten Schachtgräbern oder Gruben standen. Später gab es in Cerveteri sowohl Brand- als auch Körperbestattungen, wobei beide Bestattungsformen gleichzeitig und auch im selben Grab vorkommen konnten.

Im Verlauf der sogenannten orientalisierenden Phase, im 7. Jahrhundert, errichtete man die ersten eindrucksvollen großen Grabhügel (Tumuli), die für die Banditaccia-Nekropole so bezeichnend sind. Die Tumuli I und II beherbergen dabei jeweils mehrere Grabanlagen, die wie fast alle ab dieser Zeit über einen längeren Zeitraum in Benutzung waren und mehrere Bestattungen enthielten.

Der erste Blickfang ist Tumulus II, der vier Grabanlagen aus unterschiedlichen Epochen enthält: die Tomba della Capanna (erste Hälfte des 7. Jh. v. Chr.), die Tomba dei Dolii (spätes 7. Jh.), die Tomba dei Letti funebri (erste Hälfte des 6. Jh. v. Chr.) sowie die Tomba dei Vasi Greci (etwa Mitte des 6. Jh.). Dieses Grab zeigt gut die Weiterentwicklung von den undekorierten frühen Gräbern zu den im 6. Jh. aufkommenden Verzierungen. In diese Zeit gehört auch die Tomba dei Capitelli, die man zwischen dem Eingang des Parks und Grabhügel II passiert. Gegenüber und in dem Bereich bis zu Tumulus I (mit nur zwei Grabanlagen) sieht man aneinandergereihte würfelförmige Gräber aus dem 4. bis 3. Jahrhundert.

Das absolute Highlight der Banditaccia-Nekropole liegt links hinter Tumulus I: die Tomba dei Rilievi – das Grab der Reliefs, das vom 4. bis zum 2. Jh. genutzt wurde. Die Grabanlage, die nicht unter einem Grabhügel lag – diese wurden im 5. Jh. v. Chr. zugunsten von Doppelgräbern aufgegeben, die an sich rechtwinklig kreuzenden Straßen angelegt wurden – besticht durch ihre fantastische Ausstattung. Wie viele der etruskischen Gräber ist das Innere einem Haus nachempfunden. Und in diesem Fall sind die Wände über und über mit farbigen Stuckreliefs geschmückt: Wir sehen unter anderem Waffen, Werkzeuge, ein Spielbrett und verschiedene Küchengeräte. Sogar ein Hund ist dargestellt.

Auf die weiteren Grabanlagen soll hier nicht näher eingegangen werden. Es lohnt sich aber, immer mal wieder einen Blick ins Innere der verschiedenen Gräber zu werfen, oder die unterschiedlichen Grabformen auf sich wirken zu lassen.

Weitere Informationen findet man auf der Website des Archäologischen Parks:

https://www.comune.cerveteri.rm.it/turismo-e-cultura/le-necropoli/la-banditaccia

Dort ist auch ein Plan der Nekropole abgebildet.

Literatur:

  • Robert Hess, Elfriede Paschinger: Das etruskische Italien (1973) S. 257–265
  • Stefan Steingräber, Etrurien (1981) S. 424–447

Buchbesprechung: Roderick Beaton, Die Griechen. Eine Globalgeschichte (Reclam 2023)

Roderick Beaton, Spezialist für moderne griechische und byzantinische Geschichte, Sprache und Literatur, erzählt in seinem aktuellen Buch die Geschichte all jener Menschen, die in den vergangenen 3500 Jahren ihre Identität über die griechische Sprache und Kultur definierten – ganz gleich, wo sie sich niederließen. Es geht also nicht nur um die Geschichte des modernen Griechenland, das, wie das Buch zeigt, geographisch nur einen Bruchteil der Gebiete abdeckt, in denen Griechen im Laufe der Jahrhunderte siedelten.

Sein Buch beginnt 1500 v. Chr. auf Kreta, der Insel der Minoer, und den auf sie folgenden Mykener, die ihre Macht vom griechischen Festland auf die gesamte Ägäis ausweiteten. Er geht auch ausführlich auf den Siegeszug des griechischen Alphabets ein, die bahnbrechende Erfindung, die Voraussetzung für die Entstehung von Geschichtsschreibung, Philosophie oder auch literarischen Werken wie Homers Epen war.

Beaton zeigt, wie sich Stadtstaaten wie Athen oder Sparta entwickelten, wie die Ursprünge der Demokratie aussahen und wie Athen zur kulturellen Hauptstadt der Griechen wurde. Wir verfolgen die Kriege zwischen den Stadtstaaten untereinander und gegen verschiedene fremde Eroberer wie die Perser. Einige Eroberer, wie die Römer, ließen sich dabei ihrerseits bereitwillig hellenisieren.

In der Spätantike gehen jedoch mit zunehmender Christianisierung bedeutende Veränderungen vor sich. Noch immer gilt Athen vielen als kultureller Nabel der griechischen Welt. Aber das Rad der Geschichte hat sich weitergedreht und nun zieht Konstantinopel, die neue Hauptstadt des römischen Reiches, die bedeutendsten Künstler und Wissenschaftler an. Aber es wird auch deutlich, wie die Griechen von den Kreuzzügen bis zu den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts und der Gründung des modernen Staates weiterhin immer wieder in Kriege verwickelt wurden, in denen sie sich auf verschiedenen Seiten wiederfinden. Das Buch endet 2021 und deckt somit auch aktuelle Themen wie die Flüchtlingskrise, die Schuldenkrise von 2010 und die Auswirkungen der Covid19-Pandemie ab.

Fundiert, aber trotzdem leicht lesbar, vermittelt Beaton, was griechische Kultur im Laufe der Geschichte ausmachte. Für interessierte Leser stellt Beaton eine umfangreichen Liste weiterführender Literatur zur Verfügung. Für die deutsche Ausgabe wäre es allerdings nützlich gewesen, wo vorhanden, die deutschen Ausgaben anzuführen.

Beaton, Roderick: Die Griechen. Eine Globalgeschichte
Übers. von Ursula Blank-Sangmeister unter Mitarbeit von Janet Schüffel
605 S. 43 Farbabb. 15 Karten
ISBN: 978-3-15-011007-2
38,00 €

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Römisches Museum, Augsburg

Von 1966 bis Mitte 2012 war das Augsburger Römermuseum in der ehemaligen Dominikanerkirche untergebracht, die ein würdiges Ambiente für die archäologischen Funde aus Augsburg und seinem Umland bildeten. Dazu zählen Stücke aus der Steinzeit und der Bronzezeit ebenso wie römische Funde und Objekte aus dem frühen Mittelalter. Leider musste dieser Standort aufgrund statischer Probleme geschlossen werden und wird derzeit saniert.

Die meisten der Exponate lagern zurzeit im Depot. Seit 2015 allerdings wird ein Teil der Funde aus der römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum in der Toskanischen Säulenhalle des Zeughauses präsentiert. So konnte diese für Augsburg so wichtige Epoche Bürgern und Touristen zumindest in einem kleineren Rahmen weiterhin sichtbar gemacht werden. Denn im Stadtbild selbst ist heute kaum noch etwas zu sehen. Für das Zeughaus wurden bekannte und unbekannte Stücke ausgewählt und in der Ausstellung „Römerlager. Das römische Augsburg in Kisten“ in sieben Themenbereichen zusammengestellt:

  • Der Namensgeber der Stadt
  • Das römische Militärlager
  • Das römische Straßennetz
  • Der Handel und das Geld
  • Das römische Essen
  • Die römische Religion
  • Der römische Totenkult

Zunächst wird der Besucher von einer Statue des römischen Kaisers Augustus begrüßt, der der Stadt seinen Namen gab. Am Anfang der römischen Besiedlung Augsburgs stand jedoch ein Militärlager im Stadtteil Oberhausen, das wohl um die Zeitenwende eines der Versorgungsdepots für den Alpenfeldzug war. Das Museum zeigt Waffen und Rüstungsteile aus diesem Lager.

Die Römer erschlossen alle Gebiete, die sie eroberten, durch Straßen, um schnelle Truppenverlegungen zu ermöglichen. Gleichzeitig begünstigte das römische Straßennetz auch den Handel. Ein Highlight des ursprünglichen Museums ist ein vollständiges Faksimile der Tabula Peutingeriana, einer mittelalterlichen Kopie einer Straßenkarte des römischen Reichs. Hier im Zeughaus kann man anstelle des Originals einen Druck sehen, unter dem einige aufklappbare Fächer weitere Details enthüllen.

Unter den Objekten, die Augsburgs Bedeutung als Handelsplatz zeigen, findet man im Zeughaus einen Goldmünzenschatz, das Steinrelief mit der Darstellung Merkurs, des Gottes der Händler und Diebe, sowie die Reste einer Schiffsanlegestelle. Zur Datierung von Holzresten wie bei dieser Anlegestelle dient die Dendrochronologie. Das Vorgehen bei dieser Datierungsmethode, bei der das Alter der Holzstücke anhand ihrer Jahresringe bestimmt wird, wird hier an Beispielen näher erläutert.

Einen weiteren Einblick in die archäologische Forschung bietet das Projekt „Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes“, in dessen Verlauf auch das absolute Highlight des römischen Museums in Augsburg untersucht wurde: ein bronzener, ursprünglich mit Blattgold überzogener Pferdekopf, der im 18. Jahrhundert in der Wertach gefunden wurde. Zunächst nahm man an, dass der Kopf zu einer Reiterstatue gehörte. Nach den neuen Materialanalysen und Vergleichen mit der vergoldeten Figur eines Genius des römischen Volkes, der einst einen Wagenkasten schmückte, geht man nun davon aus, dass der Pferdekopf zu einer Quadriga (einem Viergespann) gehörte, die ein Bogenmonument beim Forum krönte.

Ein weiterer Themenbereich widmet sich der Götterwelt der Römer. Die Römer verehrten unzählige Gottheiten, von denen sie auch einige aus anderen Kulturen übernahmen. Hier im römischen Museum Augsburgs wird diese Vielfalt beispielsweise durch Statuen, Weihesteine und Altäre für Mithras, Isis oder Jupiter, dem höchsten der römischen Götter, veranschaulicht.

Den Alltag der Römer zeigen zum einen das lebensgroße Modell eines römischen Speisezimmers (Triclinium) und zahlreiche Funde von Geschirr und Besteck. Zum anderen gibt uns das Museum mit Grabsteinen, Urnen und Grabbeigaben einen Einblick in den römischen Totenkult.

An der Rückwand des Ausstellungsraums stehen aufgestapelte Depotkisten für die zahlreichen Fundstücke, für die im Übergangsquartier des römischen Museums von Augsburg kein Platz ist. Hoffen wir, dass Augsburg in naher Zukunft in einem neueröffneten Museum wieder die ganze Bandbreite archäologischer Hinterlassenschaften aus der Geschichte der Stadt genießen kann.

Weitere Informationen:
https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/roemisches-museum

Patrick Schollmeyer, Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten in Mittel- und Nordgriechenland

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2023)

Auch dieses Jahr nimmt uns der Nünnerich-Asmus-Verlag mit seiner Reihe „Die bekanntesten archäologischen Stätten“ mit auf Reisen. Unsere diesjährigen Reiseziele sind Mittel- und Nordgriechenland sowie die Peloponnes und unser Reiseleiter ist der Archäologe Patrick Schollmeyer. In diesem Beitrag geht es um die weniger bekannte Regionen in Mittel- und Nordgriechenland.

Zunächst nimmt uns der Autor mit auf eine „Zeitreise“, in der er uns einen Überblick über die Geografie und Geschichte dieses Teils Griechenlands gibt. Die ersten Siedlungsspuren stammen aus dem Neolithikum (7.–4. Jahrtausend v. Chr.). In den Mittelpunkt der griechischen Geschichte rückte diese Region jedoch erst, als sich die hier ansässigen Makedonen zu einer militärischen Macht entwickelten. Unter ihrem König Philipp II. unterwarfen sie im 4. Jahrhundert zunächst viele der übrigen griechischen Stadtstaaten, die die Makedonen bis dahin als Nichtgriechen, „Barbaren“, angesehen hatten. Phillips Sohn Alexander stieß mit seinen Eroberungszügen sogar bis nach Indien vor und verband die griechische Kultur mit der Kultur der neu eroberten Regionen.

Nach seinem Tod kämpften seine Nachfolger, die Diadochen, um die Vorherrschaft. In Mittel- und Nordgriechenland konnten sich die Antigoniden etablieren. Aber auch sie konnten den aufstrebenden Römern nichts entgegensetzen. Unter Augustus und seinen Nachfolgern herrschte dann endlich wieder Frieden. Aber erst Ende des 3. / Anfang des 4. Jahrhunderts wurde Mittel- und Nordgriechenland eine bedeutende Region des römischen Reiches, wie auch viele Kirchenstiftungen – auch des Kaiserhauses – zeigen.

Zu allen Regionen gibt Patrick Schollmeyer zunächst einen Überblick über Landschaft und Geschichte. Anschließend werden die wichtigsten Orte der jeweiligen Region vorgestellt. Neben einer Beschreibung dessen, was der Besucher besichtigen kann, erwarten den Leser auch viele Informationen über die Geschichte des Ortes, die Landschaft, in die er eingebettet ist, sowie die Forschungsgeschichte. Im Folgenden werden einige der besprochenen Orte erwähnt.

Unsere Reise führt uns zunächst nach Boiotien. Hier befindet sich beispielsweise Theben, die wichtigste Stadt des boiotischen Bundes, einem Städtebund aus fünfzehn Stadtstaaten (Poleis) (6.–4. Jh. v. Chr.). Um Theben ranken sich viele Sagen. So spielen hier die Sagen um die Sieben gegen Theben, Ödipus oder Niobe. Auch ist Theben die Geburtsstadt des Herakles. In Theben selbst ist vor allem das Museum zu empfehlen und einige Kilometer entfernt kann man die Ausgrabungen eines Kabirenheiligtums besichtigen.

Traurige Berühmtheit haben die Thermopylen erlangt. Im Kampf der Griechen gegen die Perser hielten 300 Spartaner die Perser hier auf, um dem Hauptheer den Rückzug zu ermöglichen, und verteidigten diesem Engpass bis zu ihrem Tod – ein Ereignis, das sogar seinen Weg in die Kinos fand.

Die kleineren Regionen Phokis, Lokris und Doris sind in einem Kapitel des Reiseführers zusammengefasst. Hier, genauer gesagt in Phokis, liegt Delphi, der Nabel der Welt. Das Orakelheiligtum des Apollo hier war über die griechische Welt hinaus bekannt und wurde von vielen Herrschern befragt. Schollmeyer stellt zum einen ausführlich das Apolloheiligtum selbst vor. Zum anderen geht er auch auf die Ruinen in der Umgebung ein – das Heiligtum der Athena Pronaia mit dem auffälligen Tholos (= Rundtempel), ein Gymnasion und die Kastalia-Quelle – sowie auf das Museum, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Aber nicht nur die antiken Griechen haben hier sehenswerte Spuren hinterlassen. In der Nähe Delphis sollte man auch einen Abstecher zur Klosteranlage von Osios Loukas machen, einem Musterbeispiel byzantinischer Architektur und Mosaikkunst.

Aitolien und Akarnanien waren eher dünn besiedelte Regionen, in denen aufgrund der zerklüfteten Landschaft lange Zeit keine größeren Siedlungen oder sogar Städte entstanden. Trotzdem haben sich hier einige archäologischen Reste erhalten, die einen Besuch lohnen. Zum Beispiel das Heiligtum des Aitoler-Bundes, der in hellenistischer Zeit militärisch bedeutend war. In diesem bei Thermos gelegenen religiösen Zentrum der Aitoler kann man die Entstehungsgeschichte dorischer Tempelarchitektur besonders gut nachvollziehen.

Aus den griechischen Sagen ist dagegen Kalydon bekannt, der Ort der mythischen Jagd auf einen riesigen Eber, der die Region verheerte. Hier haben sich außer der Stadtmauer aus dem 4. Jahrhundert auch Reste des Hauptheiligtums der Stadt erhalten. Sehenswert ist  auch die Nekropole Kalydons mit dem Grabdenkmal des Leon, der als Heros, genauer gesagt als neuer Herakles verehrt wurde.

Auch die Region Epirus lag, wie Patrick Schollmeyer erklärt, in der Antike nicht gerade im Zentrum des Geschehens, auch wenn hier das überregional bedeutende Orakel des Zeus-Heiligtums von Dodona lag. In den Fokus der Geschichte geriet dieser Landstrich jedoch, als 31 v. Chr. die ägyptische Königin Kleopatra und Markus Antonius in einer Seeschlacht vor dem Kap von Actium dem späteren römischen Kaiser Augustus unterlagen. Was historisch als Beginn der römischen Kaiserzeit gilt, wurde von Augustus durch die Gründung von Nikopolis, der Stadt des Sieges, manifestiert. Dabei wurden viele Menschen der umliegenden Orte dorthin umgesiedelt.

Die nächste Station unserer Reise führt uns nach Thessalien, der mythischen Heimat des Achill. Hier haben sich mit Sesklo eine jungsteinzeitliche Großstadt erhalten – man geht von etwa 3000 Einwohnern aus. In Dimini wiederum kann man den Übergang zur Bronzezeit gut beobachten. Eine hellenistische Neugründung war dagegen Demetrias, benannt nach ihrem Gründer Demetrios Poliorketes (dem Städtebelagerer).

Sehenswert aus nachantiker Zeit sind auch die Meteora-Klöster, ein Highlight der Klosterbaukunst. Von den ursprünglich 24 einzelnen Klöstern und Eremitagen sind heute nur noch sechs bewohnt. Teilweise waren die auf hohen Felsformationen errichteten Klöster ursprünglich nur über Seilwinden und Strickleitern zugänglich, die man heute noch sehen kann.

Makedonien, wo die griechischen Götter auf dem Olymp wohnten, galt den antiken Griechen, wie schon erwähnt, lange Zeit als Barbarenland. Die Hinterlassenschaften der makedonischen Herrscherdynastie sind künstlerisch jedoch alles andere als barbarisch. Sehenswert sind unter anderem Vergina und Lefkadia mit ihren beeindruckenden Grabanlagen sowie die Ruinen des Palastes in Pella, der Geburtsstadt Alexanders d. Gr.

Thessaloniki, nach Athen die wichtigste Stadt des modernen Griechenland, bietet vor allem Freunden spätantiker und byzantinischer Zeit Anlass für einen mehrtägigen Aufenthalt. Zum einen beherbergen das archäologische und das byzantinische Museum der Stadt eindrucksvolle Kunstschätze. Zum anderen lohnen die Reste des für den Tetrarchen Galerius errichteten Palast sowie zahlreiche Kirchen einen Besuch.

Mit der bei Badetouristen beliebten Halbinsel Chalkikide mit ihren drei „Fingern“ verbindet man kulturell vor allem die Mönchsrepublik Athos. Nur wenige Personen erhalten allerdings Zutritt zu diesem Teil Chalkidikes.

Im Nordosten Griechenlands erstecken sich die Regionen Ostmakedonien und Thrakien auf einer fruchtbaren Küstenebene. Der wichtigste Ort, das ostmakedonische Philippi, steht einerseits in Verbindung mit dem Bürgerkrieg nach Caesars Ermordung, denn hier unterlagen die Verschwörer den Anhängern Caesars. Andererseits ist der Ort durch den Besuch des Apostels Paulus bei der hiesigen frühchristlichen Gemeinde und durch seinen in der Bibel überlieferten Brief an sie bekannt und war eine Zeit lang sogar Pilgerzentrum. Der heutige Besucher kann hier unter anderem die Reste der antiken Stadt bewundern, die seit 1914 ausgegraben wird.

Den Abschluss unserer Reise durch Mittel- und Nordgriechenland bildet Thrakien mit Abdera, der Heimat der Philosophen Anaxarchos, Demokritos, Hekataios und Protagoras.

Patrick Schollmeyer legt mit diesem Führer zu archäologischen Stätten Mittel- und Nordgriechenlands wieder ein gelungenes Buch dieser Reihe vor. Schon diese kleine Auswahl aus den vielen archäologischen Stätten in diesen meist weniger frequentierten Teilen Griechenlands zeigt uns, dass diese Region auch abseits von Delphi und den üblichen Touristenpfaden eine Reise wert ist.

Patrick Schollmeyer, Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten in Mittel- und Nordgriechenland (Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2023)
176 Seiten, 102 Abbildungen
ISBN: 978-3-96176-179-1

©Angela Zimmermann

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Haus Bürgel (Teil 3)

Anschließend verlässt man das Hauptgebäude von Haus Bürgel und wandert außen an der Ostmauer entlang. Im Pflaster sind Lage und Form der zwei Zwischentürme, des Osttors und des südöstlichen Eckturms sichtbar. Vom Osttor führt ein schmaler Pfad zum Ort der Getreidedarre, deren Grundriss in der Wiese markiert ist. Auch die Gräber sollen mit Steinplatten auf der Wiese angedeutet sein. Aufgrund von verschiedenen Hochwassern ist hier allerdings nicht mehr viel zu sehen.

Vor der Südmauer wurde durch die biologische Station ein historischer Nutzgarten mit Gemüse und Kräutern angelegt, der die Essgewohnheiten von Germanen und Römern bis heute zeigt. Auch auf dieser Seite sind Lage und Form der Kastelltürme sichtbar gemacht. Statt eines Tores gab es hier, wie bereits erwähnt, nur eine kleine Tür.

Vor dem zweiten Zwischenturm führt eine neuzeitliche Tür in den Hof, wo rechts die Nachbildung eines römischen Backofens steht. Dieser Backofen wird bei Veranstaltungen genutzt, aber auch im römischen Kastell stand vermutlich ein Backofen. Im Fußboden wurde hier und im Bereich zwischen dem Ofen und dem Wirtschaftsgebäude an der Ostmauer der Grundriss des vermuteten Hauses des Kommandanten mit dem Bad angedeutet.

Der Außenpfad führt weiter bis zur Südwest-Ecke von Haus Bürgel, wo zwei weitere Raume des Museums untergebracht sind. In Raum 7 sieht man rechts Reste der Kastellmauer, genauer gesagt den Kern der Mauer. Denn außen war sie, wie schon erwähnt, mit regelmäßigen Quadern und Ziegelbändern verkleidet. Eine solche Verkleidung ist hier ebenfalls nachgebildet. Näheres zur Bautechnik erfährt man auf den Infotafeln.

Der letzte Ausstellungsraum widmet sich zum einen noch einmal dem Alltagsleben der Soldaten und ihrer Familien, zum anderen der römischen Schifffahrt. So gibt es hier unter anderem Nachbildungen einer Prahm (ein flacher Lastkahn), einer Kochstelle und eines Scorpio, einer römischen Artillerie-Waffe.

Um zum Ausgang des Museums zu gelangen, geht man wieder den Außenpfad entlang und durch das Hauptgebäude.

Die vielen Infotafeln im Museum und am Außenpfad geben zusammen mit den gezeigten Funden einen guten Einblick in das Leben im römischen Kastell von Haus Bürgel. Wenn man in die Gegend von Düsseldorf kommt, lohnt sich in jedem Fall ein Besuch in diesem kleinen Museum.

Weitere Informationen:

Website von Haus Bürgel

Literaturhinweise:

  • Michael Gechter, Michael Hohmeier, K Peter Wiemer: Haus Bürgel in Monheim am Rhein. Rheinische Kunststätten 517, Neuss 2010.
  • Jost Auler: „Capite arma equites!“ Dormagen in der Römerzeit. Dormagen 2021 .
  • Peter Bürschel, Michael Gechter: Ausgrabungen in Haus Bürgel. In: Archäologie im Rheinland 1993. Bonn 1994, S. 94–96.
  • Thomas Fischer: Neue Forschungen im spätrömischen Kastell „Haus Bürgel“, Stadt Monheim, Kreis Mettmann. In: Archäologie in Deutschland. 1998, Heft 2, S. 6 ff.
  • Thomas Fischer: Neue Forschungen im spätrömischen Kastell „Haus Bürgel“, Stadt Monheim, Kreis Mettmann. In: Spätrömische Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen. Oxford 1998, S. 41 ff. (BAR Int. Ser. 704).
  • Michael Gechter: Neufunde aus Haus Bürgel. In: Archäologie im Rheinland 2003. Stuttgart 2004, S. 81–83.

Haus Bürgel (Teil 2)

Irgendwann, vielleicht im 11. Jahrhundert, wurde die Befestigung des Kastells bei Haus Bürgel erneuert. Der Turm in der Nordostecke wurde dabei durch einen Eckturm ersetzt, an den sich das Hauptgebäude dieser Burg lehnte. Vermutlich wurde die römische Mauer in der südwestlichen Ecke etwa in dieser Zeit von einem Hochwasser weggespült. Bei einem anderen Hochwasser 1373/1374 verlegte der Rhein sein Bett und so liegt Haus Bürgel nun rechtsrheinisch. Im Laufe der Zeit wurde der Gebäudekomplex immer wieder umgestaltet und diente schließlich in den letzten Jahrhunderten als Gutshof.

Die Funde in und um dieses Kastells zeigen auch, dass es hier schon ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. eine Art Siedlung oder ein Kleinkastell gab. Man fand Gräber, Gruben und zahlreiche Streufunde.

Der Hauptteil des 2003 eröffneten Museums ist im heutigen Hauptgebäudes des Hofes untergebracht. Der Weg dorthin führt zunächst vom Foyer in den Hof, von wo aus man einige der originalen Reste der römischen Mauern erkennen kann sowie den Standort der Maternus-Kirche, deren Grundriss im Pflaster sichtbar gemacht wurde. Eine schmale Treppe führt zum Museumseingang, sodass das Museum leider nicht barrierefrei ist.

Der erste Raum gibt einen Überblick über die Geschichte von Haus Bürgel von den Anfängen vor etwa 2000 Jahren über die mittelalterliche Burg und den Gutshof des 18. Und 19. Jahrhunderts bis heute.

Der nächste Raum widmet sich den Gräbern, die im Hof und außerhalb des Gebäudekomplexes gefunden wurden. Die Grabbeigaben belegen, dass es schon im 1. Jh. n. Chr. am Ort des späteren Kastells eine Siedlung gab. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus die verschiedenen Formen, die es für Körper- oder Brandbestattungen gab, und geht auf Begräbnissitten und Totenkult ein.

Wer hier stationiert war, erfahren wir einen Stock höher in Raum 4. Ausrüstungsgegenstände, Kleidung, Waffen und Münzen zeigen, dass wir es mit germanischen Söldnern zu tun haben. Ihr Alltag wird im nächsten Raum veranschaulicht, wo verschiedene Funde beispielsweise Aufschluss über ihre Essgewohnheiten geben. Auch weisen Haarnadeln oder Steckkämme auf die Anwesenheit von Frauen.

In Raum 3 geht es um römische Militärlager im Allgemeinen und um das Kastell Haus Bürgel im Speziellen. Wie sah der Grundriss aus? Welche Gebäude gab es? Welche Bautechnik verwendete man für Mauern, Tore und Türme?

Der Rundgang führt als nächstes ins Erdgeschoss des Turms der nordöstlichen Ecke. Hier in Raum 6 werden die Arbeitsmethoden von Archäologen erklärt. Fotos und Zeichnungen geben Einblick in die Grabungen an Haus Bürgel. In diesem Raum hat sich außerdem das Fundament des römischen runden Eckturms erhalten.

(Fortsetzung folgt …)

Haus Bürgel (Teil 1)

Südlich von Düsseldorf, in der rechtsrheinischen Urdenbacher Kämpe gelegen, befindet sich Haus Bürgel, ein ehemaliger Gutshof, der sich auf den Mauern eines spätantiken römischen Kleinkastells erhebt. Der derzeitige Besitzer, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung, betreibt hier zum einen eine biologische Station, die sich für den Schutz der Urdenbacher Kämpe mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt einsetzt; zum anderen befindet sich hier die Kaltblutzucht der Familie Reuter, die unter anderem Planwagenfahrten in die Kämpe anbietet.

Vor allem aber ist in Haus Bürgel ein „Römisches Museum“ untergebracht, in dem sich der Besucher über die ursprünglichen Bewohner informieren kann. Anhand eines Modells kann man sich gleich im Foyer einen ersten Überblick über das im 4. Jahrhundert n. Chr. noch linksrheinisch errichtete Kastell verschaffen.

Die Innenfläche des Kastells war 64 x 64 m groß und hatte insgesamt vier Ecktürme mit ca. 7,8 m Durchmesser und an jeder Seite zwei weitere kleinere Türme mit nur ca. 5,6 m Durchmesser. An der Ostseite und an der Westseite erlaubten große Tortürme mit einer ca. 3,6 m breiten Durchfahrt, auch mit Wagen ins Kastell zu fahren; an den anderen Seiten gab es dagegen nur Türen für Fußgänger. Zumindest hat sich eine solche Schlupfpforte, mit immerhin auch 1,5 m Breite, in der Südseite der Umfassungsmauer erhalten. Der Kern der Umfassungsmauer bestand aus opus caementitium, dem römischen Gussbeton, außen war die Mauer jedoch mit Tuffquadern und Ziegelbändern verkleidet.

Von der Innenbebauung fand man nur wenige Reste. Neben der Tür an der Südseite gab es ein Badegebäude, das vermutlich zum Haus des Kommandanten gehörte. Allerdings wurde auch dieses Bad später zu weiteren Wohnräumen umgebaut. Die Unterkünfte der Soldaten lehnten sich an die westliche und die östliche Mauer an und waren in Fachwerktechnik erbaut. Vor dem Osttor fand man außerdem eine Darre zum Trocknen von Getreide, Früchten oder Pilzen.

Als die letzten Soldaten, germanische Söldner, das Kastell Ende des 5. Jahrhunderts aufgaben, wurden die Tore zerstört, um zu verhindern, dass es weiter als militärische Anlage genutzt werden konnte. Zudem wurde zurückgelassenes Altmetall eingeschmolzen und wiederverwendet. Erst einige Jahrhunderte später – im 9. Jahrhundert – nutzte man den Innenraum des Kastells wieder. Man errichtete die Maternus-Kirche, eine kleine Saalkirche, die später auch als Pfarrkirche von Zons – heute auf der anderen Rheinseite gelegen – diente, und nutzte das Gelände um die Kirche als Friedhof.

(Fortsetzung folgt …)

Museum “Claudio Faina”, Orvieto (Teil 2)

 

Der im Obergeschoss des Museo Faina präsentierte Teil der Sammlung Faina ist, wie es für Museen des 19. Jahrhunderts typisch war, nach Materialklassen geordnet und innerhalb dieser Klassen chronologisch sortiert.

Am Anfang steht die schwarze Bucchero-Keramik, die vom 7. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. produziert wurde. Sie wurde auf der Töpferscheibe hergestellt und konnte mit Ritzlinien oder plastische Verzierung versehen sein. Sie ist die etruskische Keramik schlechthin. Die Stücke im Museo Faina stammen vor allem aus Orvieto selbst und aus Chiusi. Weitere bedeutende Produktionsstätten waren Cerveteri, Tarquinia und Veji. Je nach Herstellungsort war Bucchero-Keramik eher dünnwandig oder eher dickwandig.

 

Auch attische Keramik ist stark in diesem Museum vertreten. Zu den Highlights gehören drei Amphoren, die dem Töpfer und Maler Exekias zugeschrieben werden. Er begann als Töpfer und war als Vasenmaler zwischen 550 und 525 v. Chr. tätig. Seine Werke zählen zu den bedeutendsten der schwarzfigurigen Vasenmalerei.

Typisch etruskisch sind wiederum die ausgestellten Werke aus Bronze. Votivskulpturen unterschiedlicher Größe, aber auch Paradewagen, Waffen und Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Spiegel zeigen die Meisterschaft der Etrusker auf diesem Gebiet.

Ein weiterer Schwerpunkt des etruskischen Museums ist figürliche Keramik. Vor allem aus der Nekropole „Crocifisso del Tufo“ sind zahlreiche Stücke ausgestellt, darunter viele Gefäße in Form von Vögeln.

Museo Civico Archeologico

Das Museo Civico Archeologico im Erdgeschoss des Palazzo Faina zeigt unter anderem die sogenannte „Venus“ aus der Nekropole von Cannicella bei Orvieto, eine etwa 80 cm hohe Statue aus Marmor. Ein weiteres Meisterwerk ist ein Zippus in Form eines Kriegerkopfes, der in der Nekropole „Crocifisso del Tufo“ ein Grab markierte. Auch der architektonische Schmuck des Belvedere-Tempels von Orvieto ist hier ausgestellt.

 

Ein absolutes Highlight für mich sind die Sarkophage. Darunter ein beeindruckender Steinsarkophag aus der Gegend von Torre San Severo. Die Langseiten zeigen Szenen aus dem trojanischen Krieg: die Opferung der trojanischen Gefangenen am Grab des Patroklos und die Opferung der trojanischen Prinzessin Polyxena am Grab des Achilles. Typisch etruskische Elemente sind die geflügelten Dämonen, die die Szenen einrahmen. Auf den Schmalseiten sind Szenen aus der Odyssee dargestellt.

 

Es wäre schön, wenn es zu diesem Museum auch einen Führer in Deutsch oder Englisch gäbe, um einem breiteren Publikum detailliertere Informationen zu den Stücken zur Verfügung zu stellen.

 

 

Weitere Informationen:

Website des Museums: https://museofaina.it/

Führer:
Paolo Binaco, Giuseppe M. Della Fina, Orvieto. Museo etrusco “Claudio Faina” (2020) ISBN: 978-88-9392-188-6

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