Kategorie: Spätantike Seite 1 von 4

THE hidden LÄND. Wir im ersten Jahrtausend

Große Landesausstellung in Stuttgart
13.09.2024–26.01.2025

„THE LÄND“ ist eine Kampagne Baden-Württembergs, um dieses Bundesland mit seinen vielfältigen Highlights zu präsentieren. „THE hidden LÄND“ schließt sich an diese Kampagne an und zeigt die im Boden verborgenen archäologischen Schätze in 5 Modulen.

Die Ausstellung führt uns durch die Geschichte Baden-Württembergs im ersten Jahrtausend nach Christus – 1000 Jahre, die die Ausstellung an einzelnen wichtigen Orten festmacht, die beispielhaft für eine bestimmte Epoche sind. Ziel ist es, dass der Besucher anhand dieser Orte ein Gefühl dafür bekommt, wie sich die Lebenswelten in diesem Zeitraum gewandelt haben.

Jedes Modul umfasst 200 Jahre und steht unter einem übergeordneten Motto: Integration, Migration, Kommunikation, Spiritualität und Herrschaft. Anhand archäologischer Quellen soll zum einen die Lebenswelt der Bewohner erklärt werden. Gleichzeitig zeigt die Ausstellung, dass wir die vergangenen Jahrhunderte nur durch zufällige Fenster erfassen können. Fenster, die durch Zufallsfunde entstehen. Zum Beispiel bei Bauarbeiten. Oder wenn, wie im Fall von Diersheim, ein Bauer einfach mal wieder einen alten Stein auf seinem Acker findet, der sich später als wichtiges archäologisches Zeugnis entpuppt.

Immer steht im Mittelpunkt eines Moduls ein besonderer Fundplatz, der durch mediale Effekte verdeutlicht wird. Um eine zentrale Installation gruppieren sich zunächst Vitrinen, die mit diesem Fundort zu tun haben. Im weiteren Kreis um diese zentrale Installation finden wir Vitrinen, die zusätzliche Aspekte vorstellen. Ähnlich wie bei einer Suche im Internet, bei der immer wieder periphere Aspekte vorgeschlagen werden. Das Ganze gleicht einem Bühnenbild, wie der Leiter des Landesmuseums, Herr Wolf, erklärt. Diese vertiefenden Vitrinen sind auch etwas anders gestaltet, sodass man den Unterschied sofort erkennt.

Die Ausstellung zeigt zum einen Fundplätze aus Baden-Württemberg, die aber andererseits auch überregionale Bedeutung haben. Teilweise finden wir sogar internationale Highlights.

Modul 1 – Integration

Den Anfang macht das Brandgräberfeld von Diersheim mit einem  Scheiterhaufen als zentraler Installation. Zu den Fundstücken in diesem Modul gehört der oben erwähnte auf einem Acker gefundene Stein. Der Sohn eines germanischen Fürsten ließ diesen Grabstein für seinen Vater aufstellen. Und dieser Sohn hatte bereits einen römischen Namen. Ein schönes Beispiel für die politische und kulturelle Anpassung der ursprünglichen germanischen und keltischen Bewohner an die römischen Besatzer.

Gleich in diesem ersten Raum finden wir unter den Vertiefungsvitrinen auch einige international bedeutende Fundstücke wie beispielsweise Grabfunde aus der Ukraine. So unter anderem einen Kessel, der in Rom gefertigt wurde, aber offenbar als diplomatisches Geschenk gedacht war. Denn die Halterungen für die  Henkel sind Köpfe von Sueben, die sich durch eine besondere Haartracht, einen seitlichen Haarknoten auszeichnen. Als Sueben verstanden die Römer alle germanischen Völker südlich des Mare Baltikum, der Ostsee.

Ein weiteres Prunkstück in Modul 1 ist ein prunkvolles Portal aus Ladenburg bzw. die  Beschläge dieses Tors, die wohl im 3. Jh. vor germanischen Angreifern in Sicherheit gebracht und vergraben wurden.

Modul 2 – Migration

Migration – bis heute ein wichtiger Bestandteil im Leben verschiedener Gesellschaften – begegnet uns in Modul 2. Im 3. Jahrhundert n. Chr. war das Römische Reich in eine tiefe Krise geraten. Kaiser und Gegenkaiser und dadurch resultierende Bürgerkriege führten zu einem wirtschaftlichen Niedergang der von den Römern besetzten Gebiete. Das römische Militär zog sich schließlich immer weiter zurück und ließ die einheimische Bevölkerung schutzlos zurück.

Für die Bauernhöfe im Hinterland der römischen Lager und Städte fielen damit die Hauptabnehmer weg. Gleiches galt ganz allgemein für Handel und Wirtschaft. Nach und nach ließen sich andere germanische Volksgruppen in den offengelassenen Gebieten nieder.

Diese Zeit der sogenannten Völkerwanderung stellt die Ausstellung am Beispiel einer Ladenzeile in Güglingen, einem römischen Vicus vor – mit den typischen römischen Streifenhäusern, die sich an der Straße entlangzogen. Die Lichtinszenierung in diesem Modul zeigt die Entwicklung von diesen Häusern über Holzbauten, die noch die alten Fundamente nutzen, bis hin zu Grubenhäusern.

Modul 3 – Kommunikation

Im Mittelpunkt des dritten Moduls steht der Reihengräberfriedhof von Lauchheim, der von nationaler Bedeutung ist. Auffällig ist, dass in den Gräbern nicht die Alltagskultur thematisiert wird. Denn alle diese Personen waren eigentlich Bauern. Stattdessen wird das Kriegerische herausgestellt – mit Waffen in den Gräbern. Sogar ein drei- oder vierjähriger Junge wurde mit Waffen beziehungsweise einem großen Schild bestattet. Typisch für Süddeutschland und Italien ist das Folienkreuz, das sich auch in einem dieser Gräber findet. Der restliche Teil der Grabbeigaben ist heidnisch. Auch Frauen werden nicht als Bäuerin dargestellt, sondern als die Hausherrin, die sich um das Weben von Stoffen kümmert.

Weitere Highlights unter den Grabbeigaben sind Stühle, Tische und alles, was zu einem Gelage dazugehörte, sowie die am besten erhaltene Leier, die wir kennen. Es ging den Menschen dieser Zeit also offenbar nicht darum, ihre Lebenswirklichkeit abzubilden. Stattdessen kommunizierte man mit den bei der Bestattung zur Schau gestellten Grabbeigaben die gesellschaftliche Stellung der Verstorbenen.

Modul 4 – Spiritualität

Spiritualität steht im Mittelpunkt des im selben Raum anschließenden nächsten Moduls, vorgestellt am Beispiel der ältesten Kirche in Südwestdeutschland – der Sülchenkirche von Rottenburg am Neckar. Während andere antike Religionen nur Männer zuließen, wie zum Beispiel der Mithraskult, oder Sklaven ausschlossen, zeigte sich das Christentum sehr integrativ. Hier waren alle willkommen.

Während die Grabstätten früher außerhalb der Ortschaften lagen, wollte man nun in der Nähe von Heiligen bzw. ihren Reliquien bestattet werden. Man begrub die Toten jetzt um Kirchen herum oder sogar in der Kirche. Manchmal errichtete man auch eine Kirche über einem Friedhof, der um einen Heiligen herum entstanden war.

Jeder wollte an der Aura eines Heiligen teilhaben und der Kult mit Reliquien führte teilweise zu skurrilen Blüten. So wurden Überreste von echten und vermeintlichen Heiligen regelrecht zerstückelt und in alle Welt zerstreut. Es gab sogar tragbare Reliquiare, von denen die Ausstellung einige zeigt. Reliquiare wie diese wurden von Wandermönchen mitgeführt, zum Beispiel von Sankt Gallus, dem Gründer von Sankt Gallen.

Modul 5 – Herrschaft

Im 9. und 10. Jahrhundert gliederte sich die Gesellschaft in Adel, Klerus und Bauern. Adel und Klerus grenzten sich durch Kleidung und Insignien ab, die ihren jeweiligen Stand sichtbar zur Schau stellten. Hierzu gehörten Siegelringe beim Klerus oder kostbar verzierte Schwerter beim Adel. Die arbeitende Bevölkerung durfte hingegen nicht einmal Waffen tragen.

Der König hatte in dieser Zeit keinen festen Regierungssitz, sondern reiste mit seinem Hofstaat von einem Wohnsitz zum nächsten. Einer dieser Wohnsitze war die Königspfalz Ulm, die im Mittelpunkt des fünften und letzten Moduls steht. In diesem Raum befindet sich auch eine der wenigen multimedialen Installationen der Ausstellung. Hier kann der Besucher Videos ansehen. Das Highlight ist jedoch die originalgetreue Kopie einer Schwertscheide, die wohl aus dem 11. Jahrhundert stammt.  

Campus Galli

Die Ausstellung bietet zum Schluss noch „Archäologie zum Anfassen“. Die Klosterbaustelle „Campus Galli“ in Meßkirch ist hier mit einem  Einblick in mittelalterliches Handwerk vertreten. Mit den Mitteln des 9. Jahrhunderts soll in Meßkirch ein Kloster auf Grundlage des weltberühmten St. Galler Klosterplans entstehen. Im Rahmen der Stuttgarter Ausstellung errichten verschiedene Handwerker nach und nach mit diesen einfachen technischen Mitteln eine kleine Hütte mit Schindeldach.

Zu dieser sehenswerten Ausstellung ist ein umfangreiches Begleitbuch erschienen, dass nicht nur die ausgestellten Funde und Orte ausführlich vorstellt. Es geht auch auf die Konzeption der medialen Präsentation ein und rundet das Erlebnis „THE hidden LÄND“ hervorragend ab.

Weitere Informationen: https://www.thehiddenlaend.de

Noch bis zum 27.11.2022: Ausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“

 

2022 ist es wieder so weit. Trier präsentiert über drei Museen verteilt eine große Landesausstellung. Nach so erfolgreichen Ausstellungen über die römischen Kaiser Konstantin und Nero widmet sich die neue Ausstellung dem Thema „Der Untergang des Römischen Reiches“.

Doch was genau führte zum Untergang dieses straff organisierten Reiches, das zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung nicht nur die Länder rund um das Mittelmeer umfasste, sondern weit in den Norden und bis nach Britannien reichte? Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass es nicht nur die eine Ursache dafür gab.

Die Hauptausstellung im Rheinischen Landesmuseum geht auf 1000 m² Ausstellungsfläche den Entwicklungen im römischen Reich ab dem Ende des 3. Jahrhunderts auf den Grund, die schließlich im 5. Jahrhundert das Ende der weströmischen Kaiser besiegelten.

Es waren zahlreiche Faktoren, die das ihre zum Zerfall des mächtigen Reiches beitrugen. Innerrömische Machtkämpfe durch Kaiser und Gegenkaiser, deren Macht zunehmend vom Heer abhing, der zunehmende Einfluss „barbarischer“ Völker, die als Söldner und Heerführer auf den verschiedenen Seiten kämpften, die wachsende Konkurrenz zwischen weströmischen und oströmischen Kaisern, die sogenannte Völkerwanderung … Und als 410 n. Chr. Rom in die Hände des Goten Alarich fiel, saß der Schock tief. Zwar war Rom schon lange nicht mehr Hauptstadt des römischen Reiches, galt aber als „Caput Mundi“ immer noch als sein Herz.

476 n. Chr., das Jahr in dem der weströmische Kaiser Romulus Augustulus von seinem germanischen Heerführer Odoaker abgesetzt wurde, wird oft als Ende des weströmischen Reiches angesehen. Das Imperium Romanum lebte allerdings im oströmischen Konstantinopel noch lange weiter und sah den weströmischen Teil als Teil dieses Reiches an. Die neuen Herrscher im Westen behielten die spätantiken römischen Traditionen zu einem großen Teil bei. Auch der kaiserliche Verwaltungsapparat lebte weiter. Erst im 6. Jh. besiegelte der oströmische Kaiser Justinian das Ende Westroms. Er löste nach der Rückeroberung den kaiserlichen Hof dort endgültig auf und machte Westrom zu einer normalen Provinz seines Reiches.

Im Museum am Dom wird unter dem Motto „Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu“ die Entwicklung des Christentums von den Anfängen bis ins 7. Jahrhundert am Beispiel lokaler Traditionen beleuchtet. Schon früh sind Christen in Trier nachweisbar und der Wandel von einer verfolgten Minderheit zur Staatsreligion, die nun ihrerseits alle anderen Religionen unterdrückte, lässt sich hier gut nachvollziehen.

Vor allem die Gräberfelder mit ihren Grabinschriften vermitteln hierzu wichtige Informationen. Diese Gräber befanden sich ursprünglich, wie bei den Römern üblich, vor den Toren der Stadt. Darunter auch die Grabstätten der Bischöfe Paulinus, Maximin und Agritius, die später heiliggesprochen wurden. Um sich ihrer Fürbitte bei Gott zu versichern, ließen sich die frühen Christen möglichst in der Nähe dieser Bischöfe bestatten. Über den daraus entstandenen Gräberfeldern errichtete man später zunächst große Hallen (Cömeterialbauten), die schließlich in Kirchen umgewandelt wurden. So hat man allein unter St. Maximin 1000 Sarkophage gefunden.

Anhand der zahlreichen Grabinschriften und Grabbeigaben gewinnt der Besucher einen guten Einblick in die Gesellschaftsstruktur des spätantiken Trier. Zu den Highlights dieses Ausstellungsteils gehören beispielsweise Reste prachtvoller Gewändern der christlichen Oberschicht des 4. und 5. Jahrhunderts.

Das Stadtmuseum im Simeonstift schließlich nimmt sich der Rezeptionsgeschichte des Untergangs des Römischen Reiches an. Der Ausstellungsteil „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“ zeigt, wie das Imperium Romanum und sein Untergang im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu interpretiert und künstlerisch verarbeitet wurden.

Ob der Untergang Roms positiv oder negativ gesehen wurde, spiegelte dabei immer auch aktuelle Weltbilder wider. Für die Kirchenväter konnte der Niedergang des Römischen Imperium ein Zeichen des Sieges des „einen Gottes“ über die vielen römischen Gottheiten sein. Der Nationalismus des 19. Jahrhunderts wiederum bezog sich auf Helden wie Arminius oder Vercingetorix, die als Verteidiger ihres Landes gegen die römischen Unterdrücker verehrt wurden. Ob bei Asterix oder in Monumentalfilmen – der künstlerische Nachklang des Römischen Reiches ist bis heute allgegenwärtig.

 

Weitere Informationen unter:
https://untergang-rom-ausstellung.de

Kataloge zur Ausstellung:

San Giovanni Evangelista, Ravenna

Ravenna, ursprünglich direkt an der Adria gelegen, war von 402 bis 476 n. Chr. Hauptresidenz der weströmischen Kaiser. Unter den zahlreichen Bauten, die die kaiserliche Familie in Auftrag gab, befindet sich auch die Basilika San Giovanni Evangelista, das älteste Gotteshaus in Ravenna.

Diese Kirche wurde von Galla Placidia in Auftrag gegeben, der Tochter des byzantinischen Kaisers Theodosius I. 410 n. Chr. gelangte sie, zusammen mit anderen Adligen, bei der Einnahme Roms durch den Westgoten Alarich als Geisel nach Ravenna. Zwar kehrte sie später nach Rom zurück, wurde aber von ihrem Bruder, dem weströmischen Kaiser Honorius 423 n. Chr. nach Konstantinopel verbannt. Nach dem Tod ihres Bruders noch im selben Jahr kehrte sie mit ihren Kindern Honoria und Valentinian nach Ravenna zurück. Zusammen mit ihrem noch minderjährigen Sohn, nun als Valentinian III., regierte sie nun von dort aus das weströmische Reich.

Den Bau einer Kirche zu Ehren des Evangelisten Johannes hatte sie während der Überfahrt nach Ravenna gelobt, als ihr Schiff in einen schweren Sturm geraten war. 425 n. Chr. begannen die Bauarbeiten auf dem Areal der kaiserlichen Residenz, das gleichzeitig nach Norden erweitert wurde. Leider wurde die Kirche in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder umgebaut, sodass ihr ursprüngliches Aussehen nach und nach verloren ging. 1921 versuchte man dieses weitestgehend wieder herzustellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Basilika stark beschädigt worden war, wurde sie erneut restauriert.

San Giovanni Evangelista ist eine dreischiffige Säulen-Arkaden-Basilika, die innen 49 x 22 Meter misst. Die Apsis ist außen polygonal ummantelt und liegt zwischen zwei vorspringenden Räumen für die liturgischen Geräte usw. Sie hat unten drei „zugemauerte Fenster“ und darüber sieben Fenster.

Bei den jeweils zwölf Säulen, die die Seitenschiffe vom Mittelschiff trennen, haben wir Spolien vor uns. Sie stammen also aus anderen, älteren Gebäuden und wurden hier wiederverwendet. Die Kämpfersteine, d. h. die obersten Platten der Säulen, wurden dagegen wahrscheinlich speziell für diese Kirche angefertigt. Auch muss man sich klarmachen, dass das Bodenniveau der Kirche ursprünglich einige Meter niedriger lag als heute. Dadurch hat sich die Wirkung des Innenraumes verändert. Ursprünglich war San Giovanni Evangelista auch eine Halle, die über die Seitenschiffe hinausragte, sowie ein fast quadratisches Atrium vorgelagert. Die Reste liegen unter dem heutigen Bodenniveau.

Die ursprüngliche Innenausstattung ist im sogenannten Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis (Buch der Bischofskirchen Ravennas) von Andreas Agnellus, einem Priesters aus Ravenna, überliefert. Das in der ersten Hälfte des 9. Jh. entstandene Buch nennt zwei Inschriften in der Apsis, die das Gelöbnis der Galla Placidia enthalten. Außerdem sind einige Bilder überliefert. Eines, an der Apsiswand angebracht, zeigte Petrus, der die Hände ausbreitet, als würde er eine Messe lesen. Daneben gab es Bilder eines Bischofs (Petrus Chrysologos?) sowie von Kaisern und Kaiserinnen und vermutlich auch eine Darstellung der in Seenot geratenen Galla Placidia.

Die heute an den Wänden der Seitenschiffe angebrachten Fragmente eines Mosaikfußbodens stammen aus dem 13. Jh., der Glockenturm war im 10. Jh. n. Chr. hinzugefügt worden.

Literaturauswahl:

  • Wladimiro Bendazzi e Riccardo Ricci, Ravenna. Guida alla conoscenza della città. Mosaici arte storia archeologia monumenti musei, Ravenna, Edizioni Sirri, 1992
  • Luca Mozzati, Ravenna, in: Le grandi città d’arte italiane, Milano, Electa, 2007

Qalʿat Simʿan, Syrien (Teil 3)

Zentrum der Anlage von Qalat Siman war, wie schon erwähnt, ein Oktogon, das die Säule Simeons umgab. Unklar und Gegenstand großer Kontroversen ist, ob dieses Oktogon überdacht war oder nicht, und wenn ja, wie. Ein Bericht des Enagrios Pontikus aus Antiochia überliefert, dass dieser Gebäudeteil kurz nach der Mitte des 6. Jahrhunderts unter freiem Himmel lag. Allerdings stammt dieser Bericht aus einer Zeit nach verheerenden Verwüstungen, die ein Erdbeben in Antiochia und sicher auch hier angerichtet hatte.

Es gibt jedoch Hinweise auf eine ursprüngliche Eindeckung. So gibt es keine Vorrichtungen, um Wasser abzuleiten, wie es sie beispielsweise in der Klosteranlage von Simeon d. Jüngeren gab, wo der Hof offen ist. Die Eckelemente leiten von einem Achteck zu einem Sechzehneck über. Zudem wurde später zwischen der Kirche im Ostarm und dem Oktogon eine Steinwand eingezogen. Vermutlich war der Hof also anfangs eingedeckt und erst zur Zeit des Enagrios wurde dieser Schutz der Ostkirche notwendig. Allerdings kann es sich höchstens um eine Holzeindeckung gehandelt haben, da die Konstruktion der Mauern zu schwach ist und man zudem man Auflager für Holzbalken fand. Es handelte sich wohl um eine 16seitige Holzkuppel.

Das Baptisterium hatte dagegen eine massive Kuppeleindeckung. Es handelte sich um eine Drei-Apsiden-Anlage mit einem Taufbecken, das durch eine Art Einbahnstraße Massentaufen erlaubte. Neben dem Baptisterium liegt eine kleine Kirche für die Taufliturgie.

In den ersten Jahren waren alle Arbeitskräfte mit den Arbeiten an Qalat Siman beschäftigt. Die erste neue Bautätigkeit war das Westkloster des nahegelegenen Ortes Deir Siman, der seine Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert als Versorgungsbasis für das Simeonskloster erlebte. Ab dieser Zeit gab dort drei Klöster und zwei große Pilgerherbergen. Aber auch die Klöster selbst boten Pilgern Unterkunft. Entlang der Hauptstraße blühte das Geschäft mit Souvenirs.

Architektonisch reicherte man in Deir Siman nun früher entwickelte Formen mit neuen Elementen aus Qalat Siman an. Im Großen und Ganzen übernahmen eigentlich alle späteren Kirchenbauten Elemente aus Qalat Siman.

Literaturauswahl:

  • Nicolaus Heutger: Symeon Stylites der Ältere. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Bautz, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6 , Sp. 353–356.
  • Jean-Luc Biscop, Jean-Pierre Sodini: Travaux à Qal’at Sem’an (= Collection de l’Ecole Française de Rome. Bd. 123 = Studi di antichità cristiana. Bd. 61, ZDB-ID 428303-x). Ecole Française de Rome, Rom 1989, S. 1675–1693.
  • Friedrich Wilhelm Deichmann: Qalb Lōze und Qal’at Sem’ān. Die besondere Entwicklung der nordsyrisch-spätantiken Architektur (= Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Klasse. Sitzungsberichte. 1982, Heft 6). Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1982, ISBN 3-7696-1518-2 .
  • Frank Rainer Scheck, Johannes Odenthal: Syrien. Hochkulturen zwischen Mittelmeer und Arabischer Wüste. 4., aktualisierte Auflage. DuMont, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7701-3978-1 , S. 283–290.

Qalʿat Simʿan, Syrien (Teil 2)

Zwischen 476 und 491 n. Chr. entstand um die Säule Simeons herum ein riesiges, heute als Qalat Siman, die Zitadelle Simeons, bekanntes Pilgerzentrum, das schließlich 10.000 m² umfasste.

Vom Ort Deir Siman führt die Via Sacra, an der Buden stehen, in denen man Öl, Kerzen und andere Souvenirs kaufen konnte, zunächst zu einem äußeren Tor. Durch ein zweites Tor betritt man dann die eigentliche Anlage. Hier befand sich das eigentliche Martyrion, ein kreuzförmiger Bau, der die Säule Simeons umgab. Diese Säule, die letzte Wirkungsstätte Simeons, wurde zu seiner Hauptreliquie! Das Pilgerzentrum besaß außerdem ein Kloster und ein Baptisterium. Vermutlich wurden alle drei Teile des Pilgerzentrums zusammen geplant und die zeitlichen Abstände zwischen den Bauten ergaben sich nur durch die Organisation der Werkstätten.

Es gab noch mittelbyzantinische Um- und Einbauten in der Ostkirche. 950 n. Chr., d. h. in der Kreuzfahrerzeit, baute man die gesamte Anlage zu einer Zitadelle aus. Später diente die Ostkirche als Hof eines Kurdenfürsten.

Zunächst errichtete man um die Säule herum eine kreuzförmige Anlage. Kreuzförmige Kirchen haben in der Regel mit Aposteln, Märtyrern und Heiligen zu tun, wie beispielsweise die Babylaskirche in Antiochia und die Apostelkirche in Konstantinopel. In Qalat Siman wurde allerdings nur der östliche Kreuzarm als Kirche genutzt, die übrigen Kreuzarme dienten als Versammlungsräume. Zentrum der Anlage war ein Oktogon, das die 17-18 Meter hohe Säule Simeons umgab, die noch einmal von einer Schrankenanlage eingefasst war. Das Oktogon öffnete sich zu allen Kreuzarmen, sodass viele Pilger an der hier stattfindenden Liturgie teilnehmen konnten. Die Versammlungsräume boten genügend Platz für die Pilger, die sich oft mehrere Tage oder sogar Wochen hier aufhielten.

Der Eingang dieser Anlage liegt im Süden und wurde durch eine aufwendige und ungewöhnliche Fassade betont. Es handelt sich um eine Drei-Giebel-Anlage. Die Dreizahl könnte auf christliche Symbolik zurückgehen. Die Fassade ist wie eine vorgeblendete Theaterarchitektur gestaltet. Sie ist an den Seiten offen, es gibt keine Vorhalle und auch keine Portikus. Die Fassade kombiniert Einzelelemente spätrömischer Architektur und wandelt sie um, z. B. zu einem Bogen mit Giebel.

Der östliche Kreuzarm endet als einziger in einer Apsis. Genauer gesagt in einer Drei-Apsiden-Anlage mit gemeinsamer Schrankenanlage. Der Grundriss dieser Kirche ist leicht nach Norden geneigt. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Neben geografischen kommen inhaltliche Gründe infrage. So vermutet man, dass hier der geneigte Kopf Christi am Kreuz angedeutet werden soll.

(Fortsetzung folgt…)

Qalʿat Simʿan, Syrien (Teil 1)

Eine der wichtigsten Pilgerstätten des frühen Christentums, Qalʿat Simʿan (auch Qalat Siman geschrieben), lag auf einem Berg bei Telanissos (heute Deir Siman) im Norden des heutigen Syrien. Hier, im Gebiet der sogenannten Toten Städte, wirkte der erste christliche Säulenheilige, Simeon Stylites.

Unter den sogenannten Säulenheiligen oder Styliten versteht man asketische Mönche, die Teile ihres Leben auf einer Säule verbrachten. Die Säulen konnten unterschiedlich hoch sein. Der Stylit lebte auf einer Plattform, die auf dem Kapitell angebracht war. Sie war in der Regel groß genug, um sich hinlegen zu können, und von einem Geländer umgeben, damit der Mönch nicht herunterfallen konnte. Schutz vor Regen oder Sonne gab es dabei nicht. Über eine Leiter brachte man den Styliten Nahrung und sie erhielten so auch die Eucharistie. Diese extreme Askese sollte den Mönchen dazu verhelfen, Gott besonders nah zu sein.

Simeon selbst hat keine Schriften hinterlassen. Informationen zu seinem Leben müssen wir daher den Heiligenlegenden über ihn entnehmen, die sich aber zum Teil widersprechen und natürlich auch keine objektiven Berichte sind. Simeon war früh durch extreme Formen der Askese aufgefallen, die ihm auch Kritik einbrachten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er dann auf der ca. 2 m² großen Plattform auf einer etwa 18 Meter hohen Säule. Man schrieb ihm Heilungsfähigkeiten zu und holte sich Rat von ihm. Zweimal am Tag lehrte er von der Säule herab, erteilte Segen oder beantwortete Fragen der zahlreichen Pilger, unter denen sich sogar Kaiser befanden. Als Simeon 459 n. Chr. starb, entbrannte ein Streit um seinen Leichnam. Unter Militärbewachung brachte man ihn dann ins Oktogon von Antiochia und später kamen Teile des Leichnams nach Konstantinopel. Beim Tod Simeons gab es an seiner Wirkungsstätte noch keine besonderen Anlagen. Erst im Laufe der Zeit entstand hier ein riesiges Pilgerzentrum.

(Fortsetzung folgt…)

Villa Rustica (Burgweinting bei Regensburg)

Luftbild Google

 

Südöstlich von Regensburg wurden auf dem Gebiet des Ortes Burgweinting Reste mehrerer römischer Villae Rusticae nachgewiesen. Eine davon wurde 1911/12 und 1915/1916 in Teilen ausgegraben und in neuerer Zeit durch Luftbildarchäologie erforscht.

Dieser Gutshof wurde von einer, ein unregelmäßiges Viereck bildender etwa 70 cm starken Mauer umschlossen, deren Gesamtlänge 402 Meter betrug. Das Südtor weist eine 3 Meter breite Durchfahrt mit ein- und ausspringenden Mauerschenkeln auf. Diese Hauptfront orientiert sich an einem vorbeifließenden Bach. Lücken an den anderen Seiten der Mauer, bei denen teilweise auch Kiesschüttungen nachgewiesen werden konnten, lassen auf drei weitere Tore schließen.

Der Gutshof umfasste mehrere Gebäude, die sich teils an die Mauer anlehnten, teils aber auch freistehend waren. Unter anderem konnten 10 Steinbauten nachgewiesen werden, von denen drei mit beheizbaren Räumen ausgestattet waren.

Als Haupthaus wird ein etwa 12,5 x 11 m großes Gebäude in der Mitte des teilweise mit Bruchsteinen gepflasterten Hofes gedeutet. Im Südteil dieses Gebäudes gibt es zwei Räume mit Hypokaust-Anlagen. Ein Gang trennt diese Räume von mehreren Räumen im Nordtrakt, die teilweise unterkellert sind. Vom Mittelgang aus wurden auch die hypokaustierten Räume beheizt.

Im Westen war dem Gebäude über die ganze Breite eine Säulenhalle oder ein Korridor vorgelagert. An der Ostseite schlossen sich ein Hof und weitere Gebäude an, die bis zur Hofmauer reichten und als Wirtschaftsräume interpretiert werden.

In der Ostecke des Gutshofes wurde ein zweiter Gebäudekomplex ausgegraben. Auch hier handelte es sich wohl um ein Wohngebäude. Hier waren mehrere Zimmer um einen Innenhof herum gruppiert und durch hölzerne Zwischenwände getrennt. Einer der Räume war eine Küche mit einem gemauerten Herd. Zudem fand man in der Südostecke des Innenhofes einen weiteren Kellerraum.

Um diesen Gebäudekomplex herum scharten sich weitere Gebäude, vermutlich Wirtschaftsgebäude, teilweise mit Ziegelpflaster und Hypokaust-Anlage. Auch fand man zwei Gruben, in denen unter anderem Tafelgeschirr (Terra Sigillata) zutage trat. Die in der Villa gefundenen Scherben stammen aus der Zeit von der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts bis zum 4. Jahrhundert n. Chr.

Im Westteil des Gutshofes fand man Reste weiterer Wirtschaftsgebäude und außerhalb des Hofes entdeckte man noch eine Scheune sowie einen ursprünglich überdachten Brunnen.

Die Anlage dieser Villa ist heute durch Bepflanzung sichtbar gemacht und bei Google sehr gut auf dem Luftbild oben zu sehen.

 

Literaturauswahl:

  • K. Dietz u. a., Regensburg zur Römerzeit (1979) S. 261–264.
  • W. Irlinger / J. Faßbinder, Die römische Villa rustica von Burgweinting – Von der Entdeckung über die Prospektion zur Visualisierung, in: Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und in Regensburg, Band 4, 2000, S. 287 – 300

Julianos-Kirche in Brad (Syrien) (Teil 2)

Im Mittelschiff der Julianos-Kirche fällt ein hufeisenartiges Gebilde auf, das Bema. Dieses Podium mit Sitzen für den Klerus ist eine lokale Besonderheit im Gebiet des heutigen Syrien. Das Bema der Julianoskirche ist das früheste bekannte Beispiel. Man betritt das Bema von der Ostseite her über Stufen. In gleicher Höhe befinden sich in den Seitenschiffen Barrieren.

Die Apsis ist ebenfalls über Stufen zugänglich und sie wird durch Schranken abgegrenzt. In der Ostwand gab es drei Rundbogenfenster. Der Triumphbogen an der Apsiswand im Innern ruhte seitlich auf den Kapitellen von Pilastern. Der Altar selbst steht auf fünf Stützen.

Die beiden rechteckigen Nebenräume sind nicht mit der Apsis verbunden, sondern öffnen sich auf die Seitenschiffe. Oberhalb der Türen gab es Fensteröffnungen. Der südliche Nebenraum hat zusätzlich eine Tür in der Südwand der Basilika und der nördliche Nebenraum öffnet sich zu einem später hinzugekommenen kleinen Anbau auf der Ostseite. Hier scheint ein weiterer Altar gestanden zu haben. An diesen Anbau schließt sich ein weiterer kleiner Bau an, der an die Ostwand der Basilika angelehnt ist und nur von Osten her zugänglich ist. Auf der Westseite gab es Säulenfenster über den Eingängen. Weitere Fenster gab es über den Säulenarkaden zwischen Seiten- und Mittelschiff.

Kirchenarchitektur spiegelt immer die Liturgie wider. Und dabei zeigen sich Besonderheiten in der Liturgie der Toten Städte. Die meisten Kirchen wurden hier durch Eingänge an der Südseite betreten. Daher ist dieser Eingang, wie auch in der Julianoskirche, durch Größe und Dekoration hervorgehoben. Bei der Julianos-Kirche ist die Westseite allerdings ebenfalls betont. Die Liturgie sah in diesem Gebiet auch räumliche Trennungen vor, z. B. zwischen Männern und Frauen oder zwischen alten und jungen Männern, was sich teilweise in Barrieren im Innenraum der Kirchen zeigt. Der Klerus saß in oder vor der Apsis oder dem oben erwähnten hufeisenförmigen Bema. Dort waren die Sitze für den Klerus um einen Thron zum Ablegen des Evangeliars herum angeordnet.

Literaturauswahl:

  • Frank Rainer Scheck, Johannes Odenthal: Syrien. Hochkulturen zwischen Mittelmeer und Arabischer Wüste. DuMont, Köln 2009, S. 290 f
  • Christine Strube: Die „Toten Städte“. Stadt und Land in Nordsyrien während der Spätantike. Philipp von Zabern, Mainz 1996, S. 36 f, 42
  • Christine Strube: Baudekoration im Nordsyrischen Kalksteinmassiv. Bd. II. Kapitell-, Tür- und Gesimsformen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts n. Chr. Philipp von Zabern, Mainz 2002, S. 205–207

Julianos-Kirche in Brad (Syrien) (Teil 1)

Im nordsyrischen Kalksteinmassiv, nordwestlich von Aleppo gelegen, liegen die sogenannten „Toten Städte“, Ruinen von etwa 700 spätrömischen und frühbyzantinischen Siedlungen. Der Anbau und Handel von Wein, Oliven und Getreide machten diese Siedlungen reich. Ihre Blütezeit war im 4. Jh. n. Chr. Zu dieser Zeit traten die meisten Bewohner zum Christentum über. Der Reichtum der Region äußert sich in prächtigen Villen und öffentlichen Gebäuden, z. B. Kirchen. Letztere zeigen noch heute die Entwicklung von einfachen Hauskirchen zu großen Basiliken. Aus bisher unbekannten Gründen begann im 7. Jh. der Niedergang dieser Siedlungen und spätestens im 10. Jh. waren alle Orte verlassen.

Eine der „Toten Städte“ ist Brad bzw. Barad, die ihre Blütezeit im 5. und 6. Jh. n. Chr. erlebte. Die Siedlung war damals ein Verwaltungszentrum und es haben sich aus dieser Zeit Ruinen mehrerer Häuser und Kirchen sowie eines Klosters erhalten. Im Folgenden soll die nach ihrem Architekten benannte Julianos-Kirche vorgestellt werden.

Diese 38 Meter lange Basilika wurde von 395 bis 402 über einem römischen Tempel errichtet. Dabei wurden einige Teile wiederverwendet. Bei der Julianos-Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Säulenarkaden-Basilika mit eingeschriebener halbrunder Apsis und zwei Nebenräumen bei gerade abschließender Ostwand.

An der Westseite befinden sich drei Eingänge, wobei der mittlere größer als die beiden anderen ist. Weitere Türen liegen auf der Süd- und auf der Nordseite. Die mittlere Tür der Südseite ist hervorgehoben und überragt selbst die größere Tür der Westseite. Der Westseite und der Südseite sind jeweils Portiken vorgelagert. Auf der Nordseite ist dem größten Eingang ein Anbau vorgelagert, der an der Ostseite ebenfalls eine eingeschriebene halbrunde Apsis besitzt.

(Fortsetzung folgt…)

Santa Costanza, Rom

Eine der ältesten der Kirchen Roms ist Santa Costanza. Sie befindet sich bei der Kirche Sant’ Agnese fuori le mure. Zu dem Komplex gehören außerdem die Ruinen einer frühchristlichen Basilika sowie die unter diesen drei Gebäuden liegenden Katakombe.

Santa Costanza wurde unter Kaiser Konstantin als Mausoleum für seine Töchter Constantia (auch Constantina genannt) und Helena errichtet. Als Constantia später als Heilige verehrt wurde, baute man das Mausoleum zunächst zu einem Baptisterium um. 1254 weihte Papst Alexander IV. den Bau als Kirche Santa Costanza. Im Innenraum der Kirche befindet sich heute eine Kopie des Porphyr-Sarkophags für Constantia. Das Original befindet sich in den Vatikanischen Museen.

Die Säulenhalle, die den Rundbau ursprünglich umgab, und der vorgelagerte Narthex sind heute nicht mehr vorhanden. Erhalten hat sich bei dieser Kirche aber zumindest teilweise das ursprüngliche innere Ausstattungssystem, was Santa Costanza zu einem besonderen Schatz unter den unzähligen Kirchen Roms macht.

Innen besitzt die Außenmauer abwechselnd runde und eckige Nischen. Dabei sind die zentralen Nischen an den Seiten und gegenüber dem Eingang vergrößert, wodurch ein Kreuz angedeutet wird.

Der Innenraum der Kirche besteht aus einem überkuppelten Zentralraum, der durch einen Obergaden gegenüber dem den zentralen Raum umgebenden Säulengang erhöht ist. Die Innenwände dieses Obergadens waren bis zum Gewölbeansatz mit rotem und grünen Porphyr sowie gelbem Marmor verkleidet. Diese Marmorinkrustation hat sich leider ebenso wenig erhalten wie das ursprüngliche Kuppelmosaik.

Der umlaufende Säulengang hat ein Tonnengewölbe und öffnet sich zum Zentralraum mit Arkaden, die auf 12 Doppelsäulen aus grünem und roten Granit ruhen. Diese stammen fast ausschließlich aus anderen, älteren Gebäuden. Die Mosaiken des Tonnengewölbes sind in mehrere Bildfelder unterteilt. Neben geometrischen Figuren, Pflanzen und Tieren (zum Teil in Bildmedaillons) gibt es Darstellungen aus dem Bereich der Weinverarbeitung: eine Weinpresse, das Keltern, der Weintransport. Alle diese Motive können zwar christlich gedeutet werden, stammen aber aus dem allgemeinen Bildprogramm der Antike und haben keinen direkten christlichen Bezug.

Anders sieht es aus bei den Mosaiken in den zentralen Nischen der Seitenwände. Hier ist zum einen die Gesetzesübergabe an Petrus und Paulus durch Christus dargestellt und auf der anderen Seite die Schlüsselübergabe an Petrus.

Literaturhinweis:

  • Achim Arbeiter, Jürgen J. Rasch: Das Mausoleum der Constantina in Rom, Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium Bd. 4 (2007)

Seite 1 von 4

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén