Kategorie: Sarkophag

Das Grab der Scipionen

Viele Nekropolen des republikanischen Rom fielen im Laufe der Jahrhunderte der Expansion der Stadt zum Opfer. Das Grab der römischen Patrizierfamilie der Scipionen gehört zu den wenigen gut erhaltenen Gräbern der römischen Republik.

Das Familiengrab liegt an der Via Appia und wurde schon bald nach dem Bau der Straße im frühen 3. Jh. v. Chr. von Lucius Cornelius Scipio Barbatus angelegt. Man kann mehrere Bauphasen unterscheiden. Scipio Barbatus ließ eine unterirdische Grabanlage mit einer großen Kammer in den Tuff hauen. Die Anlage folgt damit einem etruskischen Grabtypus. Ungewöhnlich für republikanische Zeit ist die Bestattungsform der Scipionen. Im Gegensatz zur üblichen Brandbestattung bevorzugte die Familie der Scipionen die Körperbestattung in Sarkophagen.

Der Sarkophag des Scipio Barbatus (gestorben ca. 270 v. Chr.) ist der älteste in dieser Grabanlage und einer der ältesten erhaltenen Sarkophage in Rom überhaupt. Er befand sich in der größeren Kammer direkt gegenüber dem Eingang (heute befindet er sich in den Vatikanischen Museen). Er ist aus einem einzigen Tuffblock gehauen und ist 2,77 m lang, 1,41 m hoch und 1,11 m breit. Der Sarkophag erinnert an einen Altar. Der Deckel hat an beiden Seiten Voluten und trägt die ursprüngliche Inschrift, die den Namen des Bestatteten nennt. Der Sarkophagkasten besitzt ein umlaufendes Band von Triglyphen und Metopen mit Rosetten. Darunter befindet sich eine weitere Inschrift, die später hinzugekommen ist. Es handelt sich um eine Trauerrede, die die Virtus (Tugend und Tapferkeit) des Toten, seine Ämter und seine militärischen Leistungen preist.

Auch der Sarkophag seines Sohnes Lucius Cornelius Scipio trägt zwei Inschriften. Insgesamt fanden 30 Mitglieder der Scipionen in dieser ursprünglichen Grabkammer ihre letzte Ruhestätte. Ca. 150 v. Chr. wurde es dann notwendig, eine zweite Grabkammer in den Felsen zu hauen. Der erste, der in dieser kleineren Kammer bestattet wurde, war Scipio Aemilianus. Dieser ließ vermutlich auch eine oberirdische Fassade mit Halbsäulen errichten, zwischen denen drei Statuen aufgestellt waren: Scipio Africanus, Scipio Asiaticus und der Dichter Ennius. Anhaltspunkt für die Datierung der Fassade ist das Todesjahr des Ennius um 140 v. Chr. Das genaue Aussehen der Fassade ist nicht bekannt, es haben sich jedoch mehrere Schichten von Wandmalereien erhalten.

In der Kaiserzeit wurde die Grabanlage von den Lentuli, einem anderen Familienzweig der Cornelier für Urnenbestattungen genutzt.

Literaturauswahl:

  • Ranuccio Bianchi Bandinelli: Die römische Kunst: von den Anfängen bis zum Ende der Antike. Beck, München 1975
  • Filippo Coarelli: Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci. Zabern, Mainz 2000
  • Jon Coulston and Hazel Dodge: Ancient Rome: The Archaeology of the Eternal City. Alden Press, Oxford 2000
  • Henner von Hesberg: Römische Grabbauten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992
  • Guntram Koch: Sarkophage der römischen Kaiserzeit, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993
  • Vincenzo Saladino: Der Sarkophag des Lucius Cornelius Scipio Barbatus. Triltsch, Würzburg 1970
  • Leonella de Santis: I segreti di Roma sotterranea. Newton Compton, Roma 2008

Der sogenannte „Alexander-Sarkophag“ von Sidon

1887 fand man in der Königsnekropole von Sidon (Libanon) einen auf allen Seiten reliefierten Marmorsarkophag. Heute befindet sich dieser Sarkophag im Archäologischen Museum von Istanbul.

Als Auftraggeber dieses Sarkophags gilt Abdalonymos, der nach der Schlacht von Issos von Alexander bzw. in dessen Auftrag von Alexanders Vertrautem als König von Sidon eingesetzt wurde.

Eine der Langseiten zeigt eine Schlacht zwischen Makedonen und Persern, vermutlich die Schlacht von Issos. Der Reiter auf der linken Seite trägt einen Löwenhelm und wird in der Regel als Alexander gedeutet. Daher ist dieser Sarkophag auch als „Alexander-Sarkohag“ bekannt. Auf der rechten Seite befindet sich ein in unrealistischer Weise nackt dargestellter Krieger. Dieser wird als Hephaistion interpretiert.

Auf der zweiten Langseite wird Abdalonymos bei einer gemeinsamen Jagd von Makedonen und Persern von einem Löwen angefallen. Alexander kommt ihm zu Hilfe. Von der anderen Seite kommt wieder Hephaistion dazu.

Eine der Schmalseiten zeigt eine weitere Schlacht zwischen Griechen / Makedonen und Persern. In der Mitte ist jetzt Abdalonymos dargestellt. Daher geht man davon aus, dass diese Schlacht nach Alexanders Tod stattfand. Ab ca. 326 v. Chr. waren auch Orientalen ins Heer von Alexander integriert. Die andere Schmalseite zeigt eine Pantherjagd, bei der nur Abdalonymos und orientalische Begleiter dargestellt sind.

Aber auch die Giebel des Sarkophagdeckels sind mit Reliefs geschmückt. Über der Pantherjagd ist eine weitere Schlacht zwischen Griechen und Persern mit Abdalonymos im Zentrum dargestellt. Die andere Seite zeigt die Ermordung des Perdikkas, einem General Alexanders und nach dessen Tod Regent über das von Alexander geschaffene Reich. 320 v. Chr. wurde er allerdings von drei seiner Offiziere ermordet.

Der Sarkophag ist sehr gut erhalten und zeigt noch heute viele Farbspuren, obwohl sie seit der Auffindung des Sarkophags zunehmend verblasst sind. Das Grab war bereits im Altertum ausgeraubt worden. Dabei hatten die Räuber auch den Sarkophag an einigen Stellen beschädigt. Die Waffen der Reliefs waren offenbar aus Silber. Eine kleine silberne Axt wurde in der Grabkammer gefunden, lässt sich aber nicht mehr der richtigen Stelle zuordnen.

Literatur:

  • Franz Winter: Der Alexandersarkophag aus Sidon. Straßburg 1912.
  • Karl Schefold, Max Seidel: Der Alexander-Sarkophag. Berlin 1968.
  • Volkmar von Graeve: Der Alexandersarkophag und seine Werkstatt. Berlin 1970.

Römische „Hochzeitsarkophage“

Bei den sogenannten Hochzeitssarkophagen handelt es sich um eine Gruppe von ca. 90 Sarkophagen, die die eheliche Zusammengehörigkeit von Mann und Frau zeigen.

Im antiken Rom erreichten Mädchen bereits mit 12 Jahren das heiratsfähige Alter, Jungen etwas später mit 14 Jahren. Viele heirateten allerdings erst später und die Ehen waren meist arrangiert.

Die Verlobung wurde mit einem Ring für die zukünftige Braut besiegelt, der an der linken Hand getragen wurde. Am Vorabend der Hochzeit opferte die Braut ihre Kinderkleidung und ihr Spielzeug den Hausgöttern (Laren) und der Vesta, der Göttin von Heim und Herd. Die Braut wurde in eine weiße Tunika gekleidet. Darüber trug sie ein gelbrotes langes Gewand, die palla galbeata, sowie einen roten Schleier.

Am Hochzeitstag selbst wurde zuerst bei einer Eingeweideschau die Zustimmung der Götter zu der Hochzeit ermittelt. Wenn der Wahrsager die Zeichen als positiv interpretierte, wurde der Ehevertrag verlesen und die rechten Hände der Brautleute von einer alten Frau, die noch in erster Ehe leben musste, zusammengelegt (dextrarum iunctio).

Danach rief man verschiedene Gottheiten an und dann versammelten sich die Gäste zum gemeinsamen Hochzeitsmahl. Anschließend wurde die Braut in einem Festzug zum Haus ihres Mannes gebracht, wo sie die Türpfosten mit Fett einrieb und mit Wollbinden umwickelte. Der Bräutigam trug seine Frau über die Schwelle und begrüßte sie dann im Atrium mit Wasser und Feuer in ihrer neuen Familie.

Nach der Hochzeitsnacht gab es weitere Opfer und man lud die Verwandtschaft zu einer Nachfeier ein. Diese war allerdings für die Rechtsgültigkeit der Ehe nicht von Bedeutung und den vollständigen Hochzeitsritus konnten sich sicher viele römische Bürger nicht leisten.

Auf den Hochzeitssarkophagen ist in der Regel die dextrarum iunctio dargestellt. Meist hat die Frau einen Schleier über den Kopf gezogen und der Mann hält den Ehevertrag n den Händen. Zwischen den Eheleuten erscheint Göttin der Eintracht, Concordia, und/oder der Gott der Hochzeit, Hymenäus (klein, geflügelt, mit Fackel). Hinter der Frau steht oft eine weitere weibliche Figur, deren Deutung jedoch nicht klar ist.

Bsp. Sarkophag Monticelli (Leningrad): Im Zentrum steht ein Paar am Altar und zeiggt den Mann beim Opfer. Die dextrarum iunctio ist rechts davon dargestellt. Beim Opfer kann es sich aber nicht um eines der Hochzeitsopfer handeln, da diese immer unblutig waren.

Weitere Beispiele:

http://www.gettyimages.es/detail/foto/wedding-scene-detail-from-roman-sarcophagus-fotograf%C3%ADa-de-stock/185734996

http://ancientrome.ru/art/artworken/img.htm?id=5149

Bei einigen Sarkophagen sind einzelne Szenen der Hochzeit dargestellt, das Hauptthema ist jedoch ein anderes, z. B. bei einigen der sogenannten Feldherrnsarkophage oder den Magistratssarkophagen.

 

Literatur

  • G. Koch/H. Sichtermann: Römische Sarkophage (München 1982)
  • G. Koch, Sarkophage der römischen Kaiserzeit (Darmstadt 1993)
  • I. König, Vita romana. Vom täglichen Leben im alten Rom (Darmstadt 2004)
  • P. Connolly/H. Dodge, Die antike Stadt, Das Leben in Athen & Rom. (Köln 1998)

 

Der Sarkophag von Agia Triada

Agia Triada (auch Hagia Triada genannt) liegt auf Kreta im Westen der Messara-Ebene. 1903 kam bei Ausgrabungen in einem ausgeraubten Grabbau eines der letzten Monumente mit freskenartiger Bemalung aus der späten minoischen Palastzeit (14. Jh. v. Chr.) zutage, der berühmte Sarkophag von Agia Triada – heute ein Highlight des Archäologischen Museums von Iraklio / Heraklion.

Der Sarkophag, dessen Deckel nicht erhalten ist, besteht aus Kalkstein. Er ist ca. 90 cm hoch x 137 cm lang und 45 cm breit und ist auf allen vier Seiten bemalt.

Auf einer der Langseiten liegt ein getöteter Stier auf einem Opfertisch. Zwei weitere Opfertiere liegen unter dem Tisch. Von links nähert sich eine Gruppe Frauen, die von einem Flötenspieler angeführt wird. Die Frau im Fellgewand ist vermutlich eine Priesterin. Sie bringt auf dem Alter ein unblutiges Opfer. Hinter dem Altar steht ein mit Doppeläxten geschmückter Holzpfeiler. Daneben scheint ein Gebäude angedeutet zu sein, hinter dem man eine Palme erkennt.

Auf der rechts anschließenden Schmalseite ziehen zwei Greifen einen Wagen mit einem Götterpaar. Die Götter sollen wohl dem Opfer beiwohnen.

Auf der zweiten Langseite sind zwei Gruppen dargestellt. Links wieder eine Priesterin in einem Fellgewand und eine weitere Frau sowie ein Lyra-Spieler. Rechts tragen drei Männer zwei Kälber und ein Schiff zu einer einem Gebäude, vor der eine unbewegte Gestalt steht. Man nimmt an, dass es sich hier um den Verstorbenen handelt.

Auf der zweiten Schmalseite wird ein Gespann mit zwei Frauen von einer Ziege oder einem Steinbock gezogen. Auch hier handelt es sich vermutlich um Götter, da Ziegen normalerweise nicht als Zugtiere dienten. Der Wagen nähert sich dem Toten. Darüber sieht man eine Prozession.

Die Darstellungen verbinden also Götterkult und Totenkult auf einem Bild: zu Ehren des Verstorbenen wird ein Fest zu Ehren der Götter veranstaltet.

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