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Augusta Treverorum – Zur Geschichte des römischen Trier (Teil 3)

Im weiteren Verlauf des 2. Jh. n. Chr. wurde das römische Reich von verschiedenen germanischen Stämmen bedroht. Aber auch innenpolitisch gab es unruhige Zeiten. Im Jahr nach der Ermordung von Commodus wurden vier Kaiser ausgerufen und es kam 193 bis 197 zu einem Bürgerkrieg, aus dem Septimius Severus schließlich als Sieger hervorging. Trier hielt in dieser Zeit zu Septimius Severus und wurde einem weiteren Gegenkaiser, Clodius Albinus, belagert. Septimius Severus konnte die Stadt aber schließlich befreien. Die Porta Nigra scheint aufgrund dieser Kämpfe nicht fertig gestellt worden zu sein und 1993 fand man einen Münzschatz, der offenbar in dieser Zeit vergraben wurde.

In der Folgezeit blühte Trier jedoch wieder auf, was sich unter anderem darin zeigt, dass viele Häuser und Villen ausgebaut und beispielsweise mit Mosaiken geschmückt wurden. Diese Blütezeit endete um etwa 260 n. Chr., als Postumus das Gallische Sonderreich gründete – mit Trier als Hauptstadt – und es zu einem neuen Bürgerkrieg kam. In diese Zeit fallen auch Einfälle der Alemannen, die unter anderem auch das Trierer Umland plünderten.

Unter der von Diokletian eingeführten Tetrarchie (Vier-Kaiser-Herrschaft) wurde Trier dann noch einmal zu einer der wichtigsten Städte im römischen Reich. Hier befand sich nun bis 402 n.Chr. der Sitz der Praefectura Galliarum, der obersten Verwaltungsbehörde des Westteils des Imperium Romanum und schon Diocletians Mit-Augustus Maximian wählte Trier zu einer seiner Residenzstädte und begann mit dem großangelegten Ausbau der Stadt. Unter ihm und seinen Nachfolgern Konstantius Chlorus und vor allem dessen Sohn Konstantin entstanden ein neuer Kaiserpalast (heute noch sichtbar ist die Palastaula) und die Kaiserthermen. Als sich Konstantin allerdings seiner neuen Hauptstadt Konstantinopel zuwandte, ließ er viele Bauten in Trier unvollendet. So werden die Thermen zum Beispiel nie fertiggestellt.

Trotzdem bleibt Trier auch in den nächsten Jahrzehnten noch Residenzstadt. Der Niedergang der Stadt begann mit der Verlegung der Praefectura Galliarum nach Arles und dem Abzug der Kaiserresidenz Anfang des 5. Jh. n. Chr. Nur als Bischofssitz behielt Trier seine Bedeutung. Um 480 fiel Trier endgültig an die Franken.

Die Bedeutung, die Triers im 4. Jahrhundert durch Kaiser und Verwaltung erhielt, zeigt sich auch in den vielen großen Villen, die im Umland der Stadt entstanden. Einige davon erreichen palastartige Ausmaße und können dem Kaiserhaus oder zumindest hohen Beamten zugeschrieben werden. Ein Beispiel ist die Villa in Konz.

Augusta Treverorum – Zur Geschichte des römischen Trier (Teil 2)

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Im Gebiet der späteren Stadt und in der Umgebung befanden sich kleinere Siedlungen der keltischen Treverer. In der weiteren Umgebung befanden sich aber auch befestigte Siedlungen dieses Stammes auf dem Titelberg in Luxemburg, dem Castellberg bei Wallendorf oder auf dem Martberg. Erste römische Spuren in der Umgebung von Trier finden sich auf dem Petrisberg, wo sich um ca. 30 v. Chr. möglicherweise eine römische Militärstation befand.

Nach der Eroberung Galliens durch Caesar und der Niederschlagung der letzten Widerstände durch Augustus begann dieser mit der Neuordnung der Galliens in drei Provinzen: Aquitania, Gallia Lugdunensis und Gallia Belgica. Trier gehörte zur Gallia Belgica und war später Sitz des Finanzprokurators dieser Provinz.

Im Zusammenhang mit der Neuordnung baute man das Straßennetz aus. Man vermutet, dass Agrippa, der Freund und Schwiegersohn von Augustus, den Straßenbau während seiner ersten Statthalterschaft in Gallien vorantrieb. Wann genau die Stadt Augusta Treverorum gegründet wurde, ist nicht sicher. In der Regel geht man aber davon aus, dass sie etwa 18/17 v. Chr. nach der Fertigstellung der ersten Brücke über die Mosel an dieser Stelle gegründet wurde.

Augustus hielt sich in den Jahren 16-13 v. Chr. in den gallischen Provinzen auf und 12 v. Chr. wurde in Lyon ein Altar für die Göttin Roma und Augustus eingeweiht. Trier erhielt im gleichen Jahr eine Kopie dieses Altars. Die Stadtplanung war zu diesem Zeitpunkt also wahrscheinlich weitestgehend abgeschlossen.

Die günstige Lage an den Hauptstraßen der gallischen Provinzen begünstigten Handel und Gewerbe in Trier. Wichtige Handelsgüter waren Wein, Tuchwaren und die sogenannten Trierer Spruchbecher. Und auch im archäologischen Befund zeigt sich der rasche Aufschwung des neuen Zentralorts der Treverer im 1. Jh. n. Chr. Unter Vespasian wurde eine neue Brücke errichtet und das Forum wurde ausgebaut; unter Hadrian wurde Trier vermutlich zum Sitz des Provinzstatthalters. Unter Antoninus Pius wurde in der Mitte des zweiten Jahrhunderts die Brücke noch einmal neu errichtet. Um die gleiche Zeit wurde die Stadt wohl auch mit einer repräsentativen Mauer umgeben, von deren Toren die Porta Nigra heute noch die Besucher beeindruckt. Unter Mark Aurel entstanden beispielsweise die Barbara-Thermen und das Amphitheater.

Augusta Treverorum – Zur Geschichte des römischen Trier (Teil 1)

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Ein Highlight für jeden, der sich für die Spuren der Römer in Deutschland interessiert, ist Trier. Die zur Zeit von Kaiser Augustus gegründete Stadt an der Mosel schaffte es zwischen dem späten 3. und dem ausgehenden 4. Jahrhundert sogar zur Residenz römischer Kaiser, die der Stadt monumentale Bauten bescherten, die zum Teil auch heute noch zu sehen sind. Und wann immer Bagger die Erde in Trier aufreißen, stößt man mit größter Wahrscheinlichkeit auf Reste aus der Römerzeit.

Wichtigstes Bauwerk ist natürlich die Porta Nigra, das Wahrzeichen Triers. Auf den Spuren der Römer kann man aber auch verschiedene Thermen erkunden (Kaiserthermen, Barbarathermen, Thermen am Viehmarkt), die Palastaula Kaiser Konstantins, das Amphitheater, die Römerbrücke sowie den Dom und die Liebfrauenkirche besuchen.

Auch für das Landesmuseum sollte man sich Zeit nehmen. Mit seiner umfangreichen Sammlung an römischen Grabmälern, Mosaiken usw. gibt das Museum einen Einblick in das Leben der Römer in Trier und seiner Umgebung.

Auf die noch sichtbaren Spuren der Römerzeit werde ich in eigenen Beiträgen eingehen. In dieser Reihe möchte ich einen groben Überblick über die Geschichte des römischen Trier geben.

Literatur:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Augusta_Treverorum
  • -P. Goethert/W. Weber, Römerbauten in Trier (Regensburg 22010)
  • H.-P. Kuhnen (Hrsg.), Das römische Trier (Stuttgart 2001)
  • Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.), Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes (Trier 2008)
  • Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.), Trier – Augustusstadt der Treverer (Mainz 21984)
  • Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.), Trier – Kaiserresidenz und Bischofsstadt (Mainz 21984)
  • König (Hrsg.), Palatia. Kaiserpaläste in Konstantinopel, Ravenna und Trier (Trier 2003)
  • A. Demandt/ J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus (Mainz 2007)

 

(Fortsetzung folgt …)

Titusbogen in Rom (Teil 5)

Datierung und historischer Huntergrund

Da sowohl Inschrift als auch Reliefprogramm dem Divus Titus gelten, kann der Bogen erst nach der Konsekration des Titus begonnen worden sein. Titus starb am 13. September 81. Das Konsekrationsdatum steht nicht genau fest, lässt sich aber auf Ende 81 festlegen. Am 1. Oktober war Titus noch nicht konsekriert, aber Münzen der Jahre 81/82 zeigen Titus als Divus. Als terminus post quem für die Errichtung des Bogens können wir also das Ende des Jahres 81 n. Chr. annehmen.

Einen terminus ante quem liefert uns das Bogenmonument, das auf dem Beuterelief abgebildet ist. Wie wir gesehen haben, sind Vespasian und Titus in der Quadriga und Domitian auf dem Pferd dargestellt. Da eine Darstellung Domitians nach seiner damnatio memoriae ausscheidet, muss der Titusbogen unter Domitian errichtet worden sein.

Die genaue zeitliche Stellung in der Regierung Domitians lässt sich aber nicht sicher festlegen. Da der Bogen als Konsekrationsmonument für seinen Vorgänger interpretiert werden kann, ist eine Entstehung zu Beginn der Regierung Domitians wahrscheinlich. Dies ist aber nicht beweisbar. Allerdings würde es zur zur sonstigen Propaganda und Bautätigkeit Domitians für seinen Bruder passen, wenn der Bogen von Domitian als Konsekrationsmonument für seinen Vorgänger und Bruder errichtet wurde.

Die Konsekration eines verstorbenen Kaisers wird im Lauf der Zeit zu einer festen Einrichtung und dient v. a. seinem Nachfolger als Beweis für seine Legitimation. Offiziell ist die consekratio aber immer noch an den Beschluss des Senats gebunden, der so virtus und honos des Herrschers beurteilt und honoriert.

Die Ehrungen Domitians gegenüber seinem Bruder sind zahlreich. Er setzt sich u. a. für dessen Konsekration ein, lässt Konsekrationsmünzen für ihn schlagen, richtet ihm einen festen Kult ein und lässt bei ihm schwören. Diese Handlungen sind einerseits Ausdruck der Pietät, d. h. des pflichtbewussten Verhaltens Domitians sowohl dem Bruder wie auch dem Staatsgott gegenüber. Andererseits zeigen sie aber auch sein Bestreben, das Ansehen seiner Familie zu vergrößern und als Sohn und Bruder von divi seine eigene Stellung zu stärken, denn die Flavier konnten ja nicht auf eine lange Tradition verweisen.

Dieses Bestreben setzt sich auch in der Baupolitik Domitians fort, z. B. weiht er Titus mehrere Tempel (Tempel des Vespasian und des Titus auf dem Forum, eine aedes divi Titi in der porticus divorum auf dem Marsfeld; außerdem das templum gentis Flaviae, in das er vielleicht sogar die Asche von Vater und Bruder überführen ließ). Auch der Titusbogen als ein Monument, das die Divinisierung eines flavischen Dynastiemitgliedes feiert, gehört zu diesem umfangreichen Bauprogramm zu Ehren seines Bruders. Das Thema des jüdischen Triumphes  bot sich aus mehreren Gründen als Hintergrund an. Es war die einzige nennenswerte Tat im Leben des Titus und der jüdische Erfolg war ganz allgemein ein beliebtes Thema in der flavischen Literatur und Kunst. Außerdem ist die Triumphalideologie ein wichtiger Teil der kaiserlichen Propaganda, wobei Triumph und Apotheose oft miteinander verbunden werden.

Titusbogen in Rom (Teil 4)

Scheitelrelief

Das Scheitelrelief bedeckt eine Fläche von 3 x 3 Kassetten im Zentrum des Tonnengewölbes.

Die Darstellung zeigt Titus auf einem Adler sitzend. Sein Kopf ist vom Rahmen beschnitten und kaum als Titus zu identifizieren. Dieses Relief am Titusbogen ist die erste bildliche Darstellung eines Kaisers auf einem Adler fliegend.

In der althistorischen Forschung herrscht eine große Kontroverse über die Interpretation der kaiserlichen Adler- und Adlerflugdarstellungen und es gibt dazu 3 Deutungsvorschläge:

1. Darstellungen dieser Art sind eine Angleichung an Jupiter  bzw. ein ganz allgemeines Apotheosesymbol
2. Sie symbolisieren den Seelenflug zum Himmel, sind also  konkretes Sinnbild der Divinisierung
3. Sie geben einen Ausschnitt des Konsekrationsmodells wieder,   bei dem man einen Adler vom Scheiterhaufen aufsteigen ließ.

Der reale Adlerflug lässt sich im Konsekrationszeremoniell bis zu Septimius Severus nicht sicher nachweisen. Die Nachricht von Cassius Dio (56,42,3) vom Adlerflug bei Augustus scheint eine Übertragung aus eigener Zeit zu sein, und der Adler auf trajanischen Konsekrationsmünzen kann als schlicht als Konsekrationssymbol verstanden werden.

Eine Jupiterangleichung kann am Titusbogen nicht gemeint sein, denn Titus trägt nur die Toga, während auf solchen Darstellungen der Kaiser mit Victoria, Füllhorn, Ägis und Lorbeerkranz erscheint. Das Relief am Titusbogen stellt daher wohl einfach die Divinisierung des Titus dar und bezieht sich damit auf die Inschrift.

Zusammenfassung des Bildprogramms

Inschrift und Bildschmuck des Titusbogens sind aufeinander abgestimmt.

Die Durchgangsreliefs zeigen Titus im irdischen Triumph, der Voraussetzung und Ausdruck seiner göttlichen Stellung ist. Das Triumphatorrelief stellt die personifizierten kaiserlichen Eigenschaften Virtus, Honos und Victoria Augusti dar und das Beuterelief verdeutlicht durch die Vorführung der Beutestücke aus dem jüdischen Triumph den historischen Zusammenhang.

Der Triumphzug im kleinen Fries findet sich häufig auch bei Bögen mit friedlicher Thematik (z. B. beim Trajansbogen). In unserem Fall passt er sogar zum Programm, da ja in den Durchgangsreliefs Ausschnitte aus dem Triumphzug zur Feier des jüdischen Sieges dargestellt sind.

Die Personifikationen Virtus und Honos erscheinen als wichtige Voraussetzungen für die Apotheose des Titus noch einmal auf den Schlusssteinen und die flankierenden Victorien in den Archivoltzwickeln nehmen in ihren Attributen auf sie Bezug.

Die Aufnahme des Kaisers unter die divi, sozusagen als Konsequenz der herausragenden Eigenschaften des Kaisers, ist als „Himmelfahrt“ auf einem Adler auf dem Scheitelrelief dargestellt.

Die Attikabekrönung ist zwar nicht erhalten, aber man vermutet, das ein bei Cassiodor (Var. 10,30,1) erwähntes Elefantengespann auf dem Titusbogen stand. Zum einen galt auch der Elefant als Symbol für die Apotheose, zum anderen ist die Elefantenquadriga der Triumphwagen der Götter.

Das Bildprogramm des Titusbogens zeigt also eine logische Steigerung von unten nach oben. Dabei wird die Göttlichkeit des Titus hervorgehoben, um so seine Konsekration zu rechtfertigen und zu begründen.

(Fortsetzung folgt …)

Titusbogen in Rom (Teil 3)

Triumphatorrelief

Auf dem Relief an der Nordseite des Durchgangs ist der Höhepunkt des Triumphzugs dargestellt, nämlich der Triumphator in seiner Quadriga. Er wird von 12 Liktoren begleitet, von denen die meisten hinter den Pferden stehen. Das rechte Pferd wird von einer Frau in Amazonentracht geführt. Neben dem Triumphwagen geht ein halbnackter junger Mann. Titus wird von einer Viktoria bekränzt. Hinter dem Triumphator stehen 3 weitere Begleiter, die mit der Toga bekleidet sind.

Der Triumphwagen ist immer eine Quadriga. Der Wagenkasten ist so hoch, dass man darin nur stehen kann. Er ist mit Reliefs oder Lorbeerschmuck reich dekoriert. Dargestellt sind auf dem Wagenkasten Götter, Siegessymbolik und Ranken; teilweise nehmen die Darstellungen auch auf den Triumphator Bezug.

Der Triumphator auf dem Wagen hielt in der rechten Hand einen Lorbeerzweig und in der linken Hand das Adlerszepter. Hiervon ist hier kaum noch etwas zu erkennen. Auf dem Kopf trug er einen Lorbeerkranz und ein Staatssklave (servus publicus) hielt die corona triumphalis oder corona etrusca über ihn. Dies ist ein großer, schwerer Goldkranz aus Eichenblättern mit Binden und Edelsteinen. Hier kann man noch den Rest der beiden Kränze erkennen.

Auf Reliefs wird der Staatssklave schon im 1. Jh. n. Chr. meist durch eine Viktoria ersetzt. So auch hier am Titusbogen. Sie symbolisiert die Sieghaftigkeit des Kaisers. Die Viktoria macht auch deutlich, dass diese Darstellung hier nicht nur den historischen Triumph meint, sondern auch allegorisches und ideologisches Gedankengut einfließen lässt und somit der Realität entrückt. Dies ist eine häufige Erscheinung bei sog. historischen Reliefs, auf denen immer wieder Personifikationen dargestellt sind.

Die Frau in der Amazonentracht wird heute meist als Virtus (= Tugend, Tapferkeit) identifiziert, der junge Mann, der neben dem Triumphwagen geht, als Honos (= kriegerischer Ruhm). Gemeinsam mit Viktoria sind sie ständige Begleiter des Kaisers als Personifikationen seiner herausragenden Eigenschaften. Virtus symbolisiert das pflichtbewuáte Verhalten und die Tüchtigkeit im Krieg und Honos den im Kampf erworbenen Ruhm des Kaisers sowie das ehrenvolle Verhalten im zivilen Bereich. Beide zusammen sind Voraussetzungen für die Konsekration des Kaisers.

 

(Fortsetzung folgt …)

Titusbogen in Rom (Teil 2)

Der erhaltene Reliefschmuck und seine Deutung:

Kleiner Fries

Unter der Inschrift an der Ostseite befindet sich der Rest eines ursprünglich umlaufenden kleinen Frieses, der die Abrollung eines Triumphzugs zeigte. Dargestellt ist hier wohl der Triumph zur Feier des jüdischen Sieges 71 v. Chr.

Die Abfolge eines vollständigen Triumphzugs kann man aus verschiedenen Quellen ungefähr rekonstruieren. Die Prozession wurde von Trompetern angeführt. Danach kamen zunächst die Opfertiere und Opferdiener, dann Beutestücke und Gefangene. Anschließend folgte der Triumphator in seinem Wagen, umgeben von Liktoren und verschiedenen Beamten. Den Schluss bildete das Heer. Jeder dieser Gruppen und den einzelnen Beutestücken usw. trug man eine Tafel voran, die die folgenden Gegenstände oder Personen benannte.

Auch den Weg eines Triumphzugs können wir nachvollziehen. Die Teilnehmer versammelten sich auf dem Marsfeld und zogen dann nacheinander durch die porta triumphalis. Man durchquerte u. a. den Circus Maximus, umrundete den Palatin, zog durchs Forum Romanum und stieg schließlich zum Jupiter-Tempel auf dem Kapitol empor, wo das abschließende Opfer stattfand.

Das Fragment des kleinen Triumphfrieses vom Titusbogen zeigt v. a. die Opferstiere mit dem entsprechenden Begleitpersonal. Die anschließende Gruppe von Männern trägt ein ferculum, d. h. ein Tragegestell, auf dem ein bärtiger Mann liegt. Sein linker Arm stützt sich auf ein Gefäß, aus dem Wasser fliest, und seine rechte Hand halt einen Schilfstengel.

Diese Ikonographie ist typisch für einen Flussgott und die Quellen berichten davon, dass man Darstellungen von eroberten Städten, Bergen und Flüssen beim Triumph mitführte. Im Zusammenhang mit dem jüdischen Triumph stellt die Figur auf dem ferculum wohl den Fluss Jordan dar.

Beuterelief

Das sogenannte Beuterelief an der südlichen Innenseite des Durchgangs zeigt einen Ausschnitt dieses Triumphzugs. Die Teilnehmer ziehen mit den Anzeigetafeln und den wichtigsten Beutestücken durch einen Bogen am rechten Reliefrand.

Bei den mitgeführten Beutestücken handelt es sich um die Tempelgeräte aus dem Tempel von Jerusalem. Die Beute wird von 2 Gruppen zu je 8 Männern auf fercula getragen. Auf dem vorderen Gestell steht der goldene Schaubrottisch, an dem 2 Posaunen lehnen. Das zweite ferculum trägt die Menorah, der siebenarmiger Leuchter. Die Vorführung dieser Gegenstände bezeichnete Josephus als einen Höhepunkt des Triumphzugs.

Der Zug durch einen Bogen kommt bei Triumphalreliefs häufiger vor. Oft wird der Bogen als porta triumphalis interpretiert, obwohl dies meist nicht sicher zu entscheiden ist. Der Bogen des Beutereliefs trägt jedoch eine besondere Attika-Bekrönung. Dargestellt sind die Pferde von 2 Quadrigen und in der Mitte ein Reiter neben einer stehenden Figur. Nun bekamen sowohl Vespasian als auch Titus einen Triumph zugebilligt, den sie aber gemeinsam feierten. Dabei fuhr jeder in einem eigenen Wagen. Domitian ritt auf einem Pferd nebenher. Dies ist anscheinend in der Figurengruppe auf der Attika dargestellt. Außerdem hält die Viktoria im Archivoltzwickel eine Dattelpalme in der Hand, die als Symbol des jüdischen Triumphes gilt. Beim Triumph selbst konnte es noch keinen Bogen mit dieser Figurengruppe geben. Am Titusbogen vermischen sich also Realität und Ideologie.

(Fortsetzung folgt …)

Titusbogen in Rom (Teil 1)

Gerade wurden Reste eines zweiten Ehrenbogens für den römischen Kaiser Titus im Circus Maximus in Rom gefunden, der vermutlich für den Sieg des Titus über die Juden errichtet wurde.

Aus diesem Anlass sei hier und in den folgenden Artikeln der bekannte Titusbogen auf dem Forum Romanum beschrieben.

Dieser Bogen befindet sich auf der Höhe der Velia, einem Hügelrücken, der den Palatin mit dem Esquilin verbindet. Nach Osten fällt das Gelände zum Kolosseum und nach Westen zum Forum Romanum ab. In augusteischer Zeit traf der Clivus Palatinus in der Nähe des Titusbogens auf die vom Forum kommende Via Sacra.

Aus der Antike kennen wir kaum Dokumente, die wir auf den Titusbogen beziehen können. Eines dieser Dokumente könnte eine Beischrift auf einem Relief am Haterier-Grabmal aus der Zeit Trajans (98-117) sein, die einen dargestellten Bogen mit „in sacra via summa“ kennzeichnet. Im Mittelalter diente der Titusbogen als Tor zur Festung Frangipani und 1821 wurde er unter Papst Pius VII restauriert.

Literatur:

H. Kähler, RE Bd. VII, A 1 (1939), „Triumphbogen“
F. Coarelli, Rom. Ein archäologischer Führer (1975), S. 96 f.
E. Künzl, Der römische Triumph (1988)
H. Knell, Bauprogramme römischer Kaiser (2004)
M. Pfanner, Der Titusbogen (1983)
G. Kleiner, Der Triumph des Titus, in: Festschrift M. Wegner (1962), S. 42-43
F. J. Hassel, Der Trajansbogen in Benevent (1966), S. 23-30
A. Wlosok (Hrsg.), Römischer Kaiserkult (1978)
E. Bickermann, Die römische Kaiserapotheose, Archiv f.Religionswissenschaft 27,  1929, S. 1-35
U. Geyer, Der Adlerflug im römischen Konsekrationszeremoniell (Diss. 1967)

Bestandteile und Aufbau

Der Bogen weist in den Maßen beträchtliche Schwankungen auf. Er ist ungefähr 13,50 m breit, 15,40 m hoch und 4,75 m tief (erhaltene Höhe 49 Fuß = 14,47 m). Der Durchgang ist ca. 5,50 m breit.

Der Titusbogen ist horizontal in Sockel, in Säulenordnung mit Gebälk und Attika und vertikal in die beiden Pylonen und in den Mittelteil mit Durchgang und vorspringendem Gebälk- und Inschriftteil der Attika eingeteilt.

Der Durchgang ist ganz mit Reliefs und Ornamentik überzogen. Weitere Reliefs befinden sich in den Archivoltzwickeln und den Schlusssteinen sowie über dem Architrav. Die Attika trägt Inschriften. Die Außenseiten der Pylonen waren ungeschmückt, ob die Attikaflächen neben der Inschrift Reliefs besaßen, bleibt unsicher.

Die Inschrifttafel ist nur an der Ostseite original erhalten. Aus dem Vergleich mit anderen Bogenmonumenten ergibt sich jedoch, dass an der Forumsseite wahrscheinlich die gleiche Inschrift saß. Heute befindet sich hier eine Inschrift, die bei der Restaurierung Anfang des 19. Jh. angebracht wurde.

Die Inschrift an der Ostseite lautet:

SENATUS
POPULUSQUE ROMANUS
DIVO TITO DIVI VESPASIANI F
VESPASIANO AUGUSTO

„Der Senat und das Volk von Rom für den vergöttlichten Titus, Sohn des vergöttlichten Vespasian, den Vespasian Augustus“

Diese typische Inschriftsformel – Weihung an den divus ohne Angabe der Ämtertitulatur und des Grundes – kommt ausschließlich bei Monumenten vor, die einem divus gelten. Der Anlass der Errichtung ist daher nicht, wie aufgrund des Reliefschmucks teilweise angenommen, der jüdische Triumph, sondern die Divinisierung des Kaisers.

 

(Forsetzung folgt …)

 

APX – Archäologischer Park Xanten

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Der Archäologische Park, das Römermuseum und die Großen Thermen von Xanten gehören zu den Highlights römischer Stätten in Deutschland. Zwar wurde die Stadt Colonia Ulpia Traiana (CUT) nach ihrem Zerfall als Steinbruch verwendet, aber sie wurde nie überbaut, da sich spätere Siedlungen um Stift und Dom St. Viktor im heutigen Ort Xanten bildeten. Daher bietet sich Archäologen die Gelegenheit, eine fast komplette römische Colonia eingehend zu untersuchen.

Das erste Militärlager im Raum Xanten, Vetera I, entstand zur Zeit von Augustus auf dem Fürstenberg. Nachdem dieses Lager während des Aufstands des westgermanischen Stammes der Bataver 69/70 n. Chr., die eigentlich als Bundesgenossen galten, zerstört wurde, errichtete man etwas versetzt ein neues Lager, Vetera II, das bis ca. 270 n. Chr. besetzt war. Nördlich des Lagers entstand eine zivile Siedlung, die unter Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.) um ca. 100 n. Chr. das höchste römische Stadtrecht erhielt: den Titel einer Colonia. Die Verleihung dieses Titels bedeutete das römische Bürgerrecht für die Bewohner und war eine besondere Auszeichnung: Nur etwa 150 Städte im römischen Reich erhielten diesen Titel – im heutigen Deutschland z. B. auch Trier oder Köln.

Die Colonia Ulpia Traiana wurde ganz neu geplant und überdeckte bald die Vorgängersiedlung. Die Stadt erhielt ein regelmäßiges Straßennetz, eine Stadtmauer mit mehreren Toren, ein Kanalsystem für Frisch- und Abwasser, Tempel, Forum und ein Amphitheater. Die Stadt bot etwa 10.000 Menschen Platz und wurde zu einem Hauptort der römischen Provinz Germania Inferior (= Niedergermanien).

Die Blütezeit der CUT hielt bis zum Eindringen der Franken in der zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. Danach zogen sich Soldaten und Bürger der Stadt in das Zentrum der Stadt zurück, das sie stark befestigten. Im 4. Jh. n. Chr. wurde jedoch auch diese Siedlung zerstört.

Bis heute wurden nur ausgewählte Bereiche der Colonia Ulpia Traiana ausgegraben. Einige ergrabene Flächen wurden mit Hecken sichtbar gemacht, z. B. Hausgrundrisse; einige Gebäude wurden zumindest teilweise wieder rekonstruiert: z. B. das Amphitheater, das heute auch für Veranstaltungen genutzt wird, Teile der Stadtmauer mit ihren Toren und Wachttürmen, der sogenannte Hafentempel, eine Herberge, in der man heute auch römische Speisen genießen kann, inklusive dem zugehörigen Bad sowie seit Mai 2015 verschiedene Werkstätten (z. B. von Schmieden und Weberinnen). An einigen Stellen kann man in Brunnen oder Wasserleitungen sehen und auch Getreidemühlen und Baukräne wurden rekonstruiert.

Zu jeder römischen Stadt gehörten auch öffentliche Bäder. Die sogenannten Großen Thermen der CUT wurden 1999 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der riesige Schutzbau rekonstruiert das vermutliche Aussehen des Gebäudes. Die Eingangshalle der Thermen, die Basilika Thermarum, beherbergt seit 2008 das LVR-Römermuseum. Hier finden die Funde aus den langjährigen Ausgrabungen in der Colonia Ulpia Traiana einen würdigen Rahmen.

Auch wenn der Eintrittspreis nicht ganz billig ist und nur für einen Tag gilt, lohnt es sich, den Besuch im römischen Xanten auf zwei Tage zu verteilen. Es gibt sehr, sehr viel zu sehen und zu erlaufen und ein Tag ist meines Erachtens zu wenig, um alle Eindrücke zu verarbeiten.

Weitere Informationen:

Die sogenannten „Thronreliefs“ aus Ravenna (Teil 8)

Den antiken Kontext der Reliefplatten kennen wir leider nicht. Wir können daher nur Vermutungen über die ursprüngliche Verwendung anstellen und müssen bei unseren Überlegungen von den Platten selbst ausgehen.

Nach der Bedeutung der Motive hing das Monument, an dem die ravennatischen Marmorplatten angebracht waren, mit dem Kaiserkult zusammen. Es handelte sich daher wahrscheinlich um einen Tempel oder einen Altar für den Kaiser oder einen Divus, für den Genius Augusti oder den Divus Augustus.

Es stellt sich nun noch die Frage, wo und wie die Reliefs in einem solchen Monument Verwendung fanden. Mansuelli z. B. nahm einen kontinuierlichen Fries am oberen Ende einer Wand an. Ein kontinuierlicher Fries ist aber, wie die Rahmung des vollständigen Exemplars im Louvre zeigt, nicht möglich, sondern eher eine metopenartige Anordnung. Dies wird auch dadurch unterstützt, dass sich der architektonische Hintergrund von Platte zu Platte ändert. Beschi hält es außerdem nicht für möglich, die Platten oben an einer Wand anzubringen, da sie wegen der sorgfältigen Ausarbeitung sichtbar gewesen sein müssten. Er nimmt daher eine maximale Anbringungshöhe von 2 m an. Da keine Einlassungen für Metallklammern vorhanden sind, können sie, seiner Meinung nach, nicht in ein Marmorstruktur eingefügt gewesen sein. Ebenso hält er es aufgrund der glatten Rückseite ohne Rahmung nicht für möglich, dass diese Rückseite sichtbar war, wie z. B. im Fall einer Schranke oder einem Geländer. Beschi glaubt, dass die Platten am ehesten in eine Mauer eingefügt waren, um den unteren Teil einer Wand zu schmücken.

Meiner Meinung nach ist es allerdings durchaus möglich, dass die Reliefplatten höher als 2 m angebracht waren. Als Beispiel sei hier z. B. der Erotenfries vom Tempel der Venus Genetrix in Rom genannt: dieser ist ebenso sorgfältig ausgearbeitet wie die ravennatischen Reliefs und, obwohl sie sogar ein Drittel kleiner sind, schmückten sie den Architrav! Wären die Reliefs in eine Wand eingemauert gewesen, wäre, meines Erachtens, spätestens beim Herausbrechen aus der Mauer die Rückseite der Marmorplatten beschädigt worden, d. h. sie wären nicht mehr glatt.

Aufgrund der glatten Rückseiten und den fehlenden Einlassungen für Klammern u. ä., scheint mir eine Verwendung als Schrankenplatten zwischen zwei Säule recht wahrscheinlich. Die Platten wären dann mit der unteren Standplatte in den Fußboden oder eine niedrige Mauer eingelassen gewesen. Auch kommen die Platten mit nur 15 cm kaum  tragende Elemente in Frage, und wenn wir eine Einfügung in eine Mauer ausschließen, bleibt eigentlich nur noch eine Funktion als Schranke.

Da wir für Ravenna zwei Reliefserien bezeugt haben, scheint hier eine dekorative Wiederholung der Platten an einem Gebäude vorzuliegen. Ich halte dies, im Gegensatz zu Beschi, auch bei einer tieferen religiösen oder ideologischen Bedeutung der Motive, durchaus für möglich.

Ein paar Berechnungen können uns schließlich noch eine gewisse Vorstellung von den Ausmaßen des Gebäudes geben, aus dem die Platten stammen. Bei mindestens zwölf anzunehmenden Reliefs pro Serie ergeben sich, mit ca. 2 m Länge pro Platte ungefähr 24 m. Nimmt man außerdem zwischen zwei Platten eine Säule an, dann erhalten wir schon für eine Serie eine Länge von etwa 30 m.

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