Der erhaltene Reliefschmuck und seine Deutung:
Kleiner Fries
Unter der Inschrift an der Ostseite befindet sich der Rest eines ursprünglich umlaufenden kleinen Frieses, der die Abrollung eines Triumphzugs zeigte. Dargestellt ist hier wohl der Triumph zur Feier des jüdischen Sieges 71 v. Chr.
Die Abfolge eines vollständigen Triumphzugs kann man aus verschiedenen Quellen ungefähr rekonstruieren. Die Prozession wurde von Trompetern angeführt. Danach kamen zunächst die Opfertiere und Opferdiener, dann Beutestücke und Gefangene. Anschließend folgte der Triumphator in seinem Wagen, umgeben von Liktoren und verschiedenen Beamten. Den Schluss bildete das Heer. Jeder dieser Gruppen und den einzelnen Beutestücken usw. trug man eine Tafel voran, die die folgenden Gegenstände oder Personen benannte.
Auch den Weg eines Triumphzugs können wir nachvollziehen. Die Teilnehmer versammelten sich auf dem Marsfeld und zogen dann nacheinander durch die porta triumphalis. Man durchquerte u. a. den Circus Maximus, umrundete den Palatin, zog durchs Forum Romanum und stieg schließlich zum Jupiter-Tempel auf dem Kapitol empor, wo das abschließende Opfer stattfand.
Das Fragment des kleinen Triumphfrieses vom Titusbogen zeigt v. a. die Opferstiere mit dem entsprechenden Begleitpersonal. Die anschließende Gruppe von Männern trägt ein ferculum, d. h. ein Tragegestell, auf dem ein bärtiger Mann liegt. Sein linker Arm stützt sich auf ein Gefäß, aus dem Wasser fliest, und seine rechte Hand halt einen Schilfstengel.
Diese Ikonographie ist typisch für einen Flussgott und die Quellen berichten davon, dass man Darstellungen von eroberten Städten, Bergen und Flüssen beim Triumph mitführte. Im Zusammenhang mit dem jüdischen Triumph stellt die Figur auf dem ferculum wohl den Fluss Jordan dar.
Beuterelief
Das sogenannte Beuterelief an der südlichen Innenseite des Durchgangs zeigt einen Ausschnitt dieses Triumphzugs. Die Teilnehmer ziehen mit den Anzeigetafeln und den wichtigsten Beutestücken durch einen Bogen am rechten Reliefrand.
Bei den mitgeführten Beutestücken handelt es sich um die Tempelgeräte aus dem Tempel von Jerusalem. Die Beute wird von 2 Gruppen zu je 8 Männern auf fercula getragen. Auf dem vorderen Gestell steht der goldene Schaubrottisch, an dem 2 Posaunen lehnen. Das zweite ferculum trägt die Menorah, der siebenarmiger Leuchter. Die Vorführung dieser Gegenstände bezeichnete Josephus als einen Höhepunkt des Triumphzugs.
Der Zug durch einen Bogen kommt bei Triumphalreliefs häufiger vor. Oft wird der Bogen als porta triumphalis interpretiert, obwohl dies meist nicht sicher zu entscheiden ist. Der Bogen des Beutereliefs trägt jedoch eine besondere Attika-Bekrönung. Dargestellt sind die Pferde von 2 Quadrigen und in der Mitte ein Reiter neben einer stehenden Figur. Nun bekamen sowohl Vespasian als auch Titus einen Triumph zugebilligt, den sie aber gemeinsam feierten. Dabei fuhr jeder in einem eigenen Wagen. Domitian ritt auf einem Pferd nebenher. Dies ist anscheinend in der Figurengruppe auf der Attika dargestellt. Außerdem hält die Viktoria im Archivoltzwickel eine Dattelpalme in der Hand, die als Symbol des jüdischen Triumphes gilt. Beim Triumph selbst konnte es noch keinen Bogen mit dieser Figurengruppe geben. Am Titusbogen vermischen sich also Realität und Ideologie.
(Fortsetzung folgt …)
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