Datierung und historischer Huntergrund

Da sowohl Inschrift als auch Reliefprogramm dem Divus Titus gelten, kann der Bogen erst nach der Konsekration des Titus begonnen worden sein. Titus starb am 13. September 81. Das Konsekrationsdatum steht nicht genau fest, lässt sich aber auf Ende 81 festlegen. Am 1. Oktober war Titus noch nicht konsekriert, aber Münzen der Jahre 81/82 zeigen Titus als Divus. Als terminus post quem für die Errichtung des Bogens können wir also das Ende des Jahres 81 n. Chr. annehmen.

Einen terminus ante quem liefert uns das Bogenmonument, das auf dem Beuterelief abgebildet ist. Wie wir gesehen haben, sind Vespasian und Titus in der Quadriga und Domitian auf dem Pferd dargestellt. Da eine Darstellung Domitians nach seiner damnatio memoriae ausscheidet, muss der Titusbogen unter Domitian errichtet worden sein.

Die genaue zeitliche Stellung in der Regierung Domitians lässt sich aber nicht sicher festlegen. Da der Bogen als Konsekrationsmonument für seinen Vorgänger interpretiert werden kann, ist eine Entstehung zu Beginn der Regierung Domitians wahrscheinlich. Dies ist aber nicht beweisbar. Allerdings würde es zur zur sonstigen Propaganda und Bautätigkeit Domitians für seinen Bruder passen, wenn der Bogen von Domitian als Konsekrationsmonument für seinen Vorgänger und Bruder errichtet wurde.

Die Konsekration eines verstorbenen Kaisers wird im Lauf der Zeit zu einer festen Einrichtung und dient v. a. seinem Nachfolger als Beweis für seine Legitimation. Offiziell ist die consekratio aber immer noch an den Beschluss des Senats gebunden, der so virtus und honos des Herrschers beurteilt und honoriert.

Die Ehrungen Domitians gegenüber seinem Bruder sind zahlreich. Er setzt sich u. a. für dessen Konsekration ein, lässt Konsekrationsmünzen für ihn schlagen, richtet ihm einen festen Kult ein und lässt bei ihm schwören. Diese Handlungen sind einerseits Ausdruck der Pietät, d. h. des pflichtbewussten Verhaltens Domitians sowohl dem Bruder wie auch dem Staatsgott gegenüber. Andererseits zeigen sie aber auch sein Bestreben, das Ansehen seiner Familie zu vergrößern und als Sohn und Bruder von divi seine eigene Stellung zu stärken, denn die Flavier konnten ja nicht auf eine lange Tradition verweisen.

Dieses Bestreben setzt sich auch in der Baupolitik Domitians fort, z. B. weiht er Titus mehrere Tempel (Tempel des Vespasian und des Titus auf dem Forum, eine aedes divi Titi in der porticus divorum auf dem Marsfeld; außerdem das templum gentis Flaviae, in das er vielleicht sogar die Asche von Vater und Bruder überführen ließ). Auch der Titusbogen als ein Monument, das die Divinisierung eines flavischen Dynastiemitgliedes feiert, gehört zu diesem umfangreichen Bauprogramm zu Ehren seines Bruders. Das Thema des jüdischen Triumphes  bot sich aus mehreren Gründen als Hintergrund an. Es war die einzige nennenswerte Tat im Leben des Titus und der jüdische Erfolg war ganz allgemein ein beliebtes Thema in der flavischen Literatur und Kunst. Außerdem ist die Triumphalideologie ein wichtiger Teil der kaiserlichen Propaganda, wobei Triumph und Apotheose oft miteinander verbunden werden.