Kategorie: Römer Seite 14 von 22

Der Mithraskult: Anlage und Ausstattung der Kultlokale (Teil 1)

Die Anhänger des Mithraskults bezeichneten ihre Kultlokale als Aedes (= Haus, Tempel). Der eigentliche Kultraum wurde Crypta oder Spelaeum (= Höhle / Grotte) genannt.

Die Höhle galt als Symbol für den Kosmos; der Felsen symbolisiert den als steinern angesehenen Himmel. Oft nutze man daher auch eine Naturgrotte oder errichtete künstliche Grotten.

Mithräen waren klein, da man kleine Gemeinden anstrebte. Wurde eine Gemeinde zu groß, spaltete sie sich auf. Die Gemeinde versammelte sich in den Mithräen zu einem gemeinsamen Mahl, das sitzend oder liegend eingenommen wurde. Außerdem fanden in den Kulträumen Einweihungsriten statt.

Ein typisches Beispiel für ein Mithräum wurde in Heddernheim (bei Frankfurt) gefunden. Dieses Mithräum betritt man von Süden aus und kommt zunächst in einen Vorraum. Von diesem gehen zwei kleinere Räume ab, in denen vielleicht Kultgeräte aufbewahrt wurden. Diese Räume sind noch ebenerdig. Dann führen sieben Stufen in die Crypta hinab. Diese besteht aus 2 Bänken an den Wänden, zwischen denen die sogenannte Cella noch einmal drei Stufen tiefer liegt. Im Norden führen drei weitere Stufen zur Kultnische (Exedra) hinauf, in der das Kultbild steht.

Zum Aufbau der Kultlokale vergleiche z. B. die Mithräen in Santa Maria Capua Vetere, Ostia und Dieburg.

(Fortsetzung folgt …)

Römische „Hochzeitsarkophage“

Bei den sogenannten Hochzeitssarkophagen handelt es sich um eine Gruppe von ca. 90 Sarkophagen, die die eheliche Zusammengehörigkeit von Mann und Frau zeigen.

Im antiken Rom erreichten Mädchen bereits mit 12 Jahren das heiratsfähige Alter, Jungen etwas später mit 14 Jahren. Viele heirateten allerdings erst später und die Ehen waren meist arrangiert.

Die Verlobung wurde mit einem Ring für die zukünftige Braut besiegelt, der an der linken Hand getragen wurde. Am Vorabend der Hochzeit opferte die Braut ihre Kinderkleidung und ihr Spielzeug den Hausgöttern (Laren) und der Vesta, der Göttin von Heim und Herd. Die Braut wurde in eine weiße Tunika gekleidet. Darüber trug sie ein gelbrotes langes Gewand, die palla galbeata, sowie einen roten Schleier.

Am Hochzeitstag selbst wurde zuerst bei einer Eingeweideschau die Zustimmung der Götter zu der Hochzeit ermittelt. Wenn der Wahrsager die Zeichen als positiv interpretierte, wurde der Ehevertrag verlesen und die rechten Hände der Brautleute von einer alten Frau, die noch in erster Ehe leben musste, zusammengelegt (dextrarum iunctio).

Danach rief man verschiedene Gottheiten an und dann versammelten sich die Gäste zum gemeinsamen Hochzeitsmahl. Anschließend wurde die Braut in einem Festzug zum Haus ihres Mannes gebracht, wo sie die Türpfosten mit Fett einrieb und mit Wollbinden umwickelte. Der Bräutigam trug seine Frau über die Schwelle und begrüßte sie dann im Atrium mit Wasser und Feuer in ihrer neuen Familie.

Nach der Hochzeitsnacht gab es weitere Opfer und man lud die Verwandtschaft zu einer Nachfeier ein. Diese war allerdings für die Rechtsgültigkeit der Ehe nicht von Bedeutung und den vollständigen Hochzeitsritus konnten sich sicher viele römische Bürger nicht leisten.

Auf den Hochzeitssarkophagen ist in der Regel die dextrarum iunctio dargestellt. Meist hat die Frau einen Schleier über den Kopf gezogen und der Mann hält den Ehevertrag n den Händen. Zwischen den Eheleuten erscheint Göttin der Eintracht, Concordia, und/oder der Gott der Hochzeit, Hymenäus (klein, geflügelt, mit Fackel). Hinter der Frau steht oft eine weitere weibliche Figur, deren Deutung jedoch nicht klar ist.

Bsp. Sarkophag Monticelli (Leningrad): Im Zentrum steht ein Paar am Altar und zeiggt den Mann beim Opfer. Die dextrarum iunctio ist rechts davon dargestellt. Beim Opfer kann es sich aber nicht um eines der Hochzeitsopfer handeln, da diese immer unblutig waren.

Weitere Beispiele:

http://www.gettyimages.es/detail/foto/wedding-scene-detail-from-roman-sarcophagus-fotograf%C3%ADa-de-stock/185734996

http://ancientrome.ru/art/artworken/img.htm?id=5149

Bei einigen Sarkophagen sind einzelne Szenen der Hochzeit dargestellt, das Hauptthema ist jedoch ein anderes, z. B. bei einigen der sogenannten Feldherrnsarkophage oder den Magistratssarkophagen.

 

Literatur

  • G. Koch/H. Sichtermann: Römische Sarkophage (München 1982)
  • G. Koch, Sarkophage der römischen Kaiserzeit (Darmstadt 1993)
  • I. König, Vita romana. Vom täglichen Leben im alten Rom (Darmstadt 2004)
  • P. Connolly/H. Dodge, Die antike Stadt, Das Leben in Athen & Rom. (Köln 1998)

 

Jenseitsvorstellungen in der Antike

Was ist das Leben und was kommt danach? Diese Frage beschäftigte schon unsere Vorfahren und so wie heute waren auch bei Griechen und Römern Jenseits und Tod nicht genau definiert.

Die sichersten Zeugnisse über die Jenseitsvorstellungen bilden die Grabepigramme, die Inschriften auf den Grabmälern (vgl. R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962): thematisch gegliedert).

Die Epigramme zeigen, dass es keine feste Vorstellung über den Tod gab. Die Toten werden oft als anonyme Geisterschar, die Manen, dargestellt. Dabei bleibt der Körper bleibt leblos zurück, während die Seele als blasser kraftloser Schatten im Grab oder im Hades wohnt. Später nahm man an, die Seele steige in den Äther bzw. den Himmel auf. Mysterienkulte, wie die Mysterien der Demeter oder des Dionysos, versprachen dagegen ein seliges Leben nach dem Tod.

Das Totenreich wird in den Epigrammen verschieden lokalisiert (vgl.  z. B. Lattimore S 41). Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Tod als letzter Schlaf beschrieben wird. Die Inschriften sprechen vom Todesschicksal und oft wird der vorzeitige Tod beklagt, z. B. bei Kindern oder bei noch unverheirateten Mädchen, also wenn die Kinder vor den Eltern sterben. Man findet Klagemotive, aber auch Trostmotive, z. B. die Ergebung in ein Schicksal, das allen Menschen beschieden ist. Ein besonderer Trost ist ewiges Gedächtnis oder ewiger Ruhm. Daher werden die Errungenschaften des Toten in seinem Leben hervorgehoben und seine Tugenden.

Die Epigramme zeigen ein umfassendes Spektrum von Auffassungen von Tod und Jenseits. Die Darstellungen auf Grabmälern können zudem die Epigramme verstärken oder ergänzen, müssen aber nicht unbedingt das gleiche Thema wiedergeben wie die Epigramme (vgl. H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)). Grabmäler sind vor allem Monumente, d. h. sie dienen dem Gedächtnis und dem Nachruhm.

Literatur:

  • R. Lattimore, Greeks and Roman Epitaphs (1962)
  • H. Häusle, Das Denkmal als Garant des Nachruhms (1980)
  • J. Fugmann / A. Kolb, Tod in Rom: Grabinschriften als Spiegel römischen Lebens (2008)

Der römische Bestattungsritus (Teil 1)

Tod und Grab sind zentrale anthropologische Themen, die nicht kunsthistorisch fassbar bzw. erklärbar sind. Ein großer Teil der archäologischen Funde stammt aus Gräbern, z. B. Grabbeigaben (v. a. Vasen) und die Grabdenkmäler.

Bestattungsriten sind Handlungen eines klar definierten Teilnehmerkreises, die in einem bestimmten kurzen Zeitraum stattfinden. Die Toten sind keine Lebenden mehr, weilen aber unter den Lebenden. Ihre Andersartigkeit ist den Lebenden unheimlich und der Grabritus dient der Integration der Toten in die Welt der Lebenden bei gleichzeitiger Trennung der Lebenden von den Toten. Eine Bestattung ist ein sogenannter Übergangsritus (= „rite de passage“). Übergangsriten helfen den Menschen beim Wechsel von einem Lebensabschnitt zum anderen und schützen ihn vor Anfeindungen böse Mächte während dieses Wechsels; die wichtigsten Einschnitte im menschlichen Leben sind Geburt, Heirat und Tod.

Bestattungsriten dienen zum einen dazu, den Toten und alle, die mit dem Leichnam zu tun hatten, zu reinigen – nicht nur physisch, sondern auch auf psychischer und religiöser Ebene. Zum anderen wird dem Toten ein bestimmter Platz außerhalb der Welt der Lebenden zugewiesen. Teile der Riten dienen aber auch dazu, die Erinnerung an den Toten wachzuhalten.

Der römische Bestattungsritus gliedert sich in 4 Teile:

  • Vorbereitung des Leichnams im Haus
  • Der Leichnam wird zum Grab gebracht
  • Der Tote wird bestattet
  • das Leben mit den Toten

Zunächst wurde der Leichnam im Haus vorbereitet. Man gab ihm einen letzten Kuss, wusch und salbte ihn. Dann legte man legt ihm standesgemäße Kleidung an. Der Tote wird auf dem Totenbett aufgebahrt und man trauert unter großem Geschrei um ihnn. Es gibt sogar professionelle Klagefrauen, die man dazu holt. Eine solche Aufbahrung wird unter anderem auf einem Relief aus dem Hateriergrab dargestellt: http://viamus.uni-goettingen.de/vd/7273/Derivate/mjt,500×500.jpg

(Fortsetzung folgt …)

Römischer Tempel in Évora, Portugal

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Sicher haben Sie sich schon gefragt, welchen Tempel ich für meine Accounts gewählt habe. Es handelt sich um den sogenannten Diana-Tempel in Èvora in Portugal. Der römische Tempel steht im historischen Zentrum der Stadt Évora, das UNESCO Weltkulturerbe ist.

Literatur (Auswahl aus Wikipedia):

  • Hauschild, Theodor (1988), Untersuchungen am Romischen Tempel von Evora, Vorbericht, 1986-1987, Madrid, Spain
  • Silva, António Carlos (1994–1995), „A restauração do Templo Romano de Évora, A Cidade de Évora“, Boletim de Cultura da Câmara Municipal, II Série (1), Évora

Der Tempel wird zwar häufig Diana-Tempel genannt, aber er dürfte nichts mit der Göttin der Jagd zu tun haben. Vermutlich wurde der Tempel zu Ehren von Augustus im 1. Jh. n. Chr. errichtet. Möglich ist auch eine Widmung an Jupiter.

Der Tempel stand am Forum Èvoras, dem typischen politischen und religiösen Zentrum einer römischen Stadt. Römischer Tempel in Évora, Portugal. Er erhebt sich auf einem 15 m × 25 m großen und 3,5 m hohen Podium aus Granitblöcken, das an einer Seite über die ganze Breite eine Treppe besitzt. Der eigentliche Tempel besaß sechs Säulen an den Schmalseiten. Die Säulen im hinteren Bereich des Baus sind noch vorhanden – insgesamt vierzehn. Es sind korinthische Säulen, die teilweise sogar noch Architrav und Fries tragen.

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Der Tempel wurde während des 5. Jahrhunderts durch ins römische Reich eindringende „Barbaren“ zerstört. Da er aber im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Bauwerken wiederverwendet wurde, entging er dem Schicksal vieler antiker Bauten, als Steinbruch zu dienen. Nur so konnte er sich so gut bis heute erhalten.

Barbarathermen, Trier

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Während die Kaiserthermen mit ihren weithin sichtbaren Ruinen den meisten Besuchern Triers bekannt sind, versteckt sich zur Mosel hin eine weitere römische Thermenanlage. Diese Barbarathermen – eine der größten Thermenanlagen des römischen Reichs – sind nach 15 Jahren Restaurierungsarbeiten seit 2015 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Literatur:

  • H. Cüppers: Die Barbarathermen. In: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe, (Hamburg 2002) S. 616–620.
  • S. Faust: Barbarathermen. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. (Trier 2008) (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 35) S. 40f.
  • T. Fontaine: Die Barbarathermen. In: H.-P. Kuhnen (Hrsg.): Das römische Trier (Stuttgart 2001) S. 102–113 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 40).
  • K.-P. Goethert: Die Barbarathermen. In: Römerbauten in Trier. Führungsheft 20, Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz (Regensburg 2003) S. 76–105.
  • G. Stanzl / M. Dodt: Die Barbarathermen in Trier. Ein neues Projekt der Bauforschung – Restaurierung und Präsentation. In: Die Denkmalpflege. Band 63, Nr. 1 (Berlin 2005) S. 39–54.
  • W. Weber: Trier, Barbarathermen. Hrsg.: Verwaltung der staatlichen Schlösser Rheinland-Pfalz. Nr. 6, (Mainz 1976)

Um die riesige Thermenanlage zu errichten, mussten 2 Häuserblöcke und eine Straße weichen Sie waren Teil des kaiserlichen Bauprogramms, mit dem Trier im 2. Jh. unter mehreren Kaisern eine repräsentative Ausstattung erhielt. Die Maße von 172 x 240 m machten die Thermen bei Ihrer Errichtung sogar zu den zweitgrößten des Imperium Romanum. Nur die Trajansthermen in Rom übertrafen sie noch.

Der Aufbau der Thermen weist einige Besonderheiten auf, die sich auch bei nordafrikanischen Thermen finden: Wasserbecken zu beiden Seiten des Kaltbades, vorspringende Seitensäle beim Warmbad sowie ein Schwimmbecken, das aus der Nordfront herausragt. Bemerkenswert sind außerdem beheizbare Schwimmbecken, die sich in den Räumen zu Seiten des Warmbades befanden. Diese wurden zwar auch in privaten Badeanlagen der nördlichen Provinzen gefunden, für öffentliche Thermen sind sie allerdings ungewöhnlich.

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Nördlich und südlich des eigentlichen Thermengebäudes befanden sich große Höfe, Palästren, die für sportliche Aktivitäten zur Verfügung standen. Nach dem Umkleiden begann der Badegast seinen Besuch im Heißbadesaal (Caldarium). Dafür durchquerte er Kaltbad (Frigidarium) und Warmbad (Tepidarium). Der Rückweg zum Umkleideraum führte dann wieder über Tepidarium und Frigidarium. Daneben gab es in den Thermen andere „Wellness“-Annehmlichkeiten, wie Massage, Schwitzbäder usw.

Große Fenster sorgten für Tageslicht und die Säle waren reich mit geschmückt. Unter der Skulpturenausstattung in Trier finden wir auch Kopien bekannter griechischer Werke, z. B. die sogenannte Amazone vom Typ Mattei.

Laut den Funden wurde die Thermenanlage bis ins frühe 5. Jh. n. Chr. genutzt, als die Anlage offenbar im Zuge der Germaneneinfälle zerstört wurde. Im Laufe der Jahrhunderte dienten die Ruinen wie üblich als Steinbruch und einige Einbauten lassen sich möglicherweise als Kirche deuten.

Den ursprünglichen Namen der Thermen kennen wir nicht. Ihren heutigen Namen erhielt von der Pfarrkirche St. Barbara, die jedoch nicht mehr besteht.

Heute führt ein Steg quer durch die Anlage und der Besucher erfährt an 9 Infotafeln das wichtigste über die Thermen und das römische Badewesen.

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Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann (Ausstellung in Trier 14. Mai bis 16. Oktober 2016) (Teil 2)

Das Landesmuseum zeigt Nero als Politiker, Bauherrn und Künstler in seinem Verhältnis zu Senat und Volk von Rom sowie sein Verhältnis zu seiner Mutter, seinen Frauen und seinen Beratern. Ein Highlight ist die Präsentation der Domus Aurea, dem Palast Neros. Weiterer Schwerpunkt ist der Brand von 64 n. Chr.

Das Museum am Dom widmet sich dem Verhältnis Neros zu den Christen. Nach dem Brand von 64 n. Chr., der große Teile der Stadt Rom zerstörte, öffnete Nero zwar den obdachlos gewordenen Bürgern Teile seiner Gebäude und er senkte den Getreidepreis. Auch sorgte er dafür, dass die neu errichteten Häuser besser gegen Brände gesichert waren. Als er jedoch begann, auf dem Boden großer zerstörter Bereiche seinen monumentalen Palast zu errichten, kam das Gerücht auf, er selbst sei für das Feuer verantwortlich. Ein Sündenbock musste her und Nero fand ihn in einer jüdischen Sekte, den Christen, deren Anhänger sich im Geheimen trafen und denen man merkwürdige Riten nachsagte. Zudem weigerten sie sich, dem Kaiser zu huldigen.

Das Verhältnis zwischen der Religion der Christen und den anderen Kulten und Religionen im römischen Reich wird in diesem Teil der Ausstellung beleuchtet. Dieser Aspekt reiht sich ein in die ohnehin in diesem Museum dargestellte wechselvolle Geschichte des Christentums zwischen Toleranz und Verfolgung – bis das Christentum schließlich Staatsreligion im römischen Reich wurde und alle anderen antiken Kulte an den Rand drängte.

Die Christenverfolgung und Neros Wahnsinn in den letzten Regierungsjahren prägt bis heute das Bild dieses Kaisers. Anhand von Darstellungen vom Mittelalter bis in die Neuzeit – hier vor allem auch Neros Rezeption in Filmen – zeigt das Stadtmuseum Simeonstift welches Bild sich die Nachwelt von Nero gemacht hat.

Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann (Ausstellung in Trier 14. Mai bis 16. Oktober 2016) (Teil 1)

Insgesamt 3 Museen in Trier widmen sich dieses Jahr dem römischen Kaiser Nero (54 – 68 n. Chr.). Einen Überblick über sein Leben in all seinen Facetten als „Kaiser, Künstler und Tyrann“ zeigt das Rheinische Landesmuseum. Das Museum am Dom widmet sich dagegen dem Verhältnis „Nero und die Christen“ und das Trierer Stadtmuseum im Simeonstift schließlich zeigt in „Lust und Verbrechen. Der Mythos Nero“ wie die Nachwelt Nero darstellte – in Kunst und Literatur und schließlich im Film.

Unser heutiges Bild von Nero wird vor allem geprägt durch seine letzten Regierungsjahre. Schon in der Antike sah man ihn oft als Tyrannen. Aber seine ersten Regierungsjahre verliefen durchaus positiv.

Er wurde im Jahr 37 n. Chr. als Sohn von Gnaeus Domitius Ahenobarbus und Iulia Agrippina, Lucius Domitius Ahenobarbus geboren. Seine Mutter, eine Schwester des Kaisers Caligula, heiratete später ihren Onkel, Kaiser Claudius, und sorgte dafür, dass ihr Sohn von Claudius adoptiert wurde. Er nannte sich jetzt Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus. Agrippina tat alles, um ihrem Sohn die Thronfolge zu sichern. Beim Tod des Claudius (vergiftet von Agrippina?) wurde Nero von der Prätorianergarde zum Kaiser ausgerufen. Britannicus, der etwas jüngere leiblichen Sohn des Claudius, wurde dabei übergangen.

Der Senat akzeptierte diese Wahl und in den ersten Regierungsjahren ließ Nero dem Senat wohl viele Freiheiten. Beim Volk zeigte er sich als gerechter Richter und er senkte die Steuern. Vor allem aber liebte ihn das Volk für seine Theaterstücke, Gladiatorenkämpfe und anderen Veranstaltungen.

Zwar soll er schon 55 n. Chr. seinen Stiefbruder Britannicus umgebracht haben, aber erst mit der Ermordung seiner Mutter 59 n. Chr. kam es offenbar zu einer extremen Wende in Neros Verhältnis zur Macht und seine bisherigen Berater verloren zunehmend an Einfluss. Nero kümmerte sich mehr und mehr um seine künstlerischen Ambitionen, was ihn in den Augen der römischen Aristokratie schließlich als Kaiser eines Weltreichs untragbar machte. Auch das einfache Volk, das lange hinter Nero gestanden hatte, wandte sich spätestens nach dem Brand von 64 n. Chr. von ihrem Liebling ab. Sondersteuern zur Sanierung der Staatskasse, ungerechte juristische Entscheidungen sowie eine Hungersnot durch Getreideknappheit brachten die Bürger gegen Nero auf. Gleichzeitig hatte die Vernachlässigung der Außenpolitik zur Folge, dass das Heer Nero nicht mehr unterstützte.

Im Jahre 68 n. Chr. schließlich war das Maß voll. Nachdem nach und nach die Statthalter der Provinzen von Nero abfielen und sich in Rom selbst die Prätorianer gegen ihn wandten, wurde er vom Senat zum Staatsfeind erklärt. Der letzte der julisch-claudischen Dynastie in der Nachfolge von Caesar und Augustus sah sich zum Selbstmord gezwungen.

 

(Fortsetzung folgt …)

Römerbrücke in Trier

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Die heutige Römerbrücke in Trier ruht auf den Originalpfeilern einer Brücke aus dem 2. Jh. n. Chr. und belegt das technische Können römischer Architekten.

Diese Brücke war bereits die dritte Brücke, die die Römer an diesem Moselabschnitt errichteten. Bereits ca. 16/17 v. Chr. entstand nach den gefundenen Hölzern die erste Brücke über die Mosel – vermutlich verbunden mit der ersten römischen Siedlung an der Stelle der Stadt Trier. Die genaue Lage ist nicht bekannt. Vermutlich lag sie etwas flussabwärts. Die genannten Holzfunde stammen aus ihrer Zweitverwendung in der zweiten Brücke.

Man vermutet, dass die erste Brücke als Pfahljochbrücke gebaut wurde. Dazu wurden Pfeiler schräg in das Flussbett gerammt und mit Balken verbunden. Diese Querbalken wiederum wurden mit Holzbalken verbunden, die die Straße bildeten. Zur Brechung der Strömung standen weitere Pfeiler noch schräger von der Brück ab. Eine solche Pfahljochbrücke ist allerdings ziemlich niedrig und muss den Schiffsverkehr behindert haben. Eventuell war ein Teil der Brücke als Zugbrücke konstruiert, um diesen Nachteil wettzumachen.

Unter Vespasian wurde diese Brücke um 71 n. Chr. durch eine Steinbrücke ersetzt. Die Steinpfeiler ruhten auf einem Balkenrost, der in das Flussbett gerammt wurde. Reste der Balken und ihrer Eisenschuhe kann man im Landesmuseum sehen. Die Steinpfeiler liefen wie bei der späteren, noch heute erhaltenen Brücke, gegen die Strömung spitz zu, allerdings schloss die Rückseite gerade ab. Über den Pfeilern erhob sich das sogenannte Sprengwerk, eine Holzkonstruktion, die die eigentliche Holzfahrbahn trug. Diese war einschließlich der Bürgersteigen vermutlich ca. 8 m breit.

Um 144 n. Chr. ersetzte man diese Brücke durch eine breitere Brücke – wieder etwas weiter flussaufwärts –, deren Pfeiler diesmal direkt auf dem Flussbett auflagen. Diesmal schloss die Rückseite der Pfeiler halbrund ab. Auch bei dieser Brücke ruhte die Fahrbahn auf einer Holzkonstruktion. Die Fahrbahn war jetzt ca. 11 m breit. Fünf der sieben ursprünglichen Pfeiler stehen heute noch. Man sieht auf deutlich die Konsolen, die die Holzkonstruktion auf den Pfeilern stützten.

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Erst im Mittelalter tauschte man die Holzkonstruktion gegen eine Steinwölbung. Ende des 17. Jh. n. Chr. wurde die Brücke von französischen Truppen zerstört. Beim Wiederaufbau 1716–1718 errichtete man auch das Kreuz und die Statue des Heiligen Nikolaus. Der heutige Zustand stammt aus dem Jahr 1931, als die Brücke verbreitert wurde.

Literatur

  • H. Cüppers: Die Trierer Römerbrücken, von Zabern, Mainz 1969, (Trierer Grabungen und Forschungen 5)
  • H. Cüppers: Trier – die Römerbrücke. in: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, S. 608–614
  • H. Cüppers: Die Römerbrücken. In: H.-P. Kuhnen (Hrsg.): Das römische Trier. Theiss, Stuttgart 2001, S. 158–165 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 40)
  • S. Faust: Römerbrücke. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. Trier 2008 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 35) S. 60 f.
  • M. Neyses/ E. Hollstein in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Trier – Augustusstadt der Treverer. 2. Auflage, Mainz 1984, S. 180–182
  • A. Neyses, Ein Wiederherstellungsversuch der um 150 n. Chr. erbauten Moselbrücke in Trier, Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 54, 2007, S. 471 – 495 (https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/jahrb-rgzm/article/view/18547)
  • Wikipedia

 

Die Gemma Augustea (Teil 2)

In der unteren Bildzone der Gemma Augustea sind unterworfene Barbaren – Männer und Frauen – dargestellt. Die Männer sind bärtig und tragen Hosen sowie den typischen Halsring der Kelten (Torques), der aber auch bei anderen Völkern verbreitet war. Römische Soldaten richten ein Tropaion auf. Dieses Siegeszeichen bestand aus einem hölzernen Gestell, an dem Helm, Schild, Schwert oder Lanze sowie die Rüstung und / oder Kleidung der Unterlegenen aufgehängt wurden. Das ganze Gestell hatte ein menschenähnliches Aussehen. Es bezeichnete ursprünglich im Krieg die Stelle, an der die Feinde die Flucht ergriffen hatten. Später diente ein solches Tropaion in der Kunst als allgemeines Symbol für den Sieg.

De Darstellung auf der Gemma Augustea bezieht sich vermutlich auf den Sieg des Tiberius gegen die Pannonier. Allerdings handelt es sich beim aufgehängten Schild nicht um einen Schild der dargestellten Barbaren, sondern um eine Pelta, den Schild der mythischen Amazonen. Damit wird die ganze Szene auf eine mythische, allegorische Ebene gehoben und weist ganz allgemein auf die Sieghaftigkeit des Tiberius und der Römer allgemein.

Die Hinweise auf seinen Sieg gegen die Pannonier durch Viktoria und die Szene in der unteren Bildzone, weist darauf hin, dass Tiberius die Hauptfigur der Gemma Augustea ist. So wird auf der Pelta auch sein Geburtszeichen „Skorpion“ dargestellt. Tiberius wird als legitimer Nachfolger des Augustus vorgestellt – auch er hält wie Augustus ein Szepter – und die Biga (= Zweigespann) weist darauf in, dass Tiberius seinen Triumphzug angesichts der Niederlage des Varus 9 n. Chr. verschob.

Es geht aber auch um die Überhöhung seines Vorgängers und Adoptivvaters Augustus, dessen Geburtszeichen Capricornus (=Steinbock) über zwischen Roma und Augustus dargestellt ist. Er teilt sich den Thron mit Roma und seine Darstellung ist an Jupiter angelehnt. Auch der Adler unter dem Thron weist auf Jupiter.

Die Gemma Augustea wurde vermutlich kurz nach der Rückkehr des Tiberius aus Pannonien in Auftrag gegeben. Wer sie herstellte und für wen sie bestimmt war, ist bisher jedoch nicht eindeutig geklärt.

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