Kategorie: Römer in Deutschland Seite 4 von 10

Buchbesprechung: Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz, Rom in Germanien – Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2018)

Am 17. August 2018 eröffnete die Saalburg ihre neue Dauerausstellung, die die Ergebnisse der Ausgrabungen in Lahnau-Waldgirmes (Hessen) präsentiert. Zwischen 1993 und 2009 wurde dort, im freien Germanien, eine römische Siedung ausgegraben. Diese Siedlung bestand allerdings nur sehr kurz – wohl zwischen ca. 4 v. Chr. und etwa 10 n. Chr. Sie ist zum einen Symbol der römischen Eroberungspläne jenseits des Rheins, aber auch der Aufgabe dieser Pläne nach der verheerenden Niederlage des Varus 9 n. Chr.

Höhepunkt der Ausstellung ist ein vergoldeter Pferdekopf, der kurz vor Ende der Ausgrabungen in einem Brunnen gefunden wurde. Er gehörte zu einer Reiterstatue, die zusammen mit anderen Statuen auf dem Forum der Siedlung aufgestellt war.

Zu der Ausstellung ist im Nünnerich-Asmus Verlag eine Begleitbroschüre erschienen. Zunächst werden die Fundumstände des Pferdekopfes vorgestellt und die Herstellung von Bronzestatuen mit Hilfe des Wachausschmelzverfahrens erklärt. Anschließend wird der Pferdekopf ausführlich beschrieben und auch die übrigen Bronzefunde vorgestellt, die in Waldgirmes gefunden wurden.

Das zweite Kapitel widmet sich der Struktur der Siedlung und stellt nach allgemeinen Informationen zu den Ausgrabungen ihre Infrastruktur und die verschiedenen Stadtviertel und Gebäudetypen vor, die uns Einblicke in den Alltag der Siedlung mit ihren Wohnhäusern, Handwerkern und Speichergebäuden geben. Offenbar waren auch Soldaten hier stationiert, wie der typische Grundriss einer Mannschaftsbaracke vermuten lässt. Auch folgt der Plan der Siedlung dem Grundriss eines römischen Kastells.

Im folgenden Kapitel werden mit Fotos ausgewählter Funde die weiteren Themen der Ausstellung vorgestellt. Dazu gehören Münzen, Geschirr und Amphoren, Werkzeuge usw. Beim Geschirr kann man die ganze Bandbreite von der feinen Terra Sigillata bis zu römischem und einheimischem Alltagsgeschirr bewundern. Gemmen und Fibeln sind Beispiele für den Schmuck der Bewohner.

Eine Zeittafel und ein Literaturverzeichnis runden die informative Broschüre ab.

Rom in Germanien
Waldgirmes – Dauerausstellung im Römerkastell Saalburg
Carsten Amrhein, Elke Löhnig, Rüdiger Schwarz

€ 5,95 (D) / € 6,20 (A)
48 Seiten, 49 Abbildungen
24 x 14 cm, Broschur
ISBN: 978-3-961760-55-8

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich. Ein Klick auf das Bild führt direkt dorthin.

Limeseum und Römerpark Ruffenhofen (Teil 3)

Die Funde aus dem Ruffenhofener Lager befinden sich im Limeseum, einem 2012 eingeweihten Museum beim Römerpark. Das Museum gliedert sich in die vier Themenbereiche „Typisch Rom“, „Eine Grenze für Rom“, „Soldaten für Rom“ und „Das Leben im Vicus“. Zusätzlich gibt es ein Museumskino und Raum für Sonderausstellungen.

Vorbei an Zitaten zum Limes von der Antike bis heute führt uns der Weg zunächst zu einem Bereich, der uns typische Errungenschaften präsentiert, die um ca. 100 n. Chr. im Zuge der römischen Eroberung auch in die Gegend des heutigen Ruffenhofen kamen. Dazu gehören Gemmen und Münzen sowie Häuser mit Wandmalereien, Fußbodenheizung und Wandheizung. Ein weiteres wichtiges Kulturgut der Römer war ihre Sprache und die Schrift, einheitliche Maße und Gewichte sowie der Straßenbau.

Die Grenzbefestigung am Limes illustriert eine Kopie von der Markussäule in Rom und ein Modell des Limes mit einem Wachtturm. Ein Plan und ein großes Modell zeigen uns Grundriss und Lage des Kastells von Ruffenhofen und der dazugehörigen Zivilsiedlung. Ein Themenschwerpunt in diesem Bereich ist auch die Dendrochronologie, mit deren Hilfe die gefundenen Palisadenhölzer usw. datiert werden konnten. Auch andere archäologische Methoden werden hier vorgestellt, z. B. die Luftbildarchäologie oder geomagnetische Prospektion.

Auch zu den stationierten Soldaten geben uns verschiedene Funde Auskunft. So fand man beispielsweise das Fragment eines Militärdiploms, mit dem der Helvetier Villmus zum Ende seiner Dienstzeit das römische Bürgerrecht erhielt. Ein weiterer namentlich bekannter Soldat aus Ruffenhofen ist December, der seinen Helm mit seinem Namen markierte.

December begleitet uns durch das ganze Museum. Er dient als Beispiel für den möglichen Lebenslauf eines römischen Soldaten – von seiner Zeit als Soldat über seine Entlassung als römischer Bürger bis hin zu seinem anschließenden Leben als Handwerker zusammen mit Frau und Kind in der Zivilsiedlung vor dem Lager. Vom Leben im Vicus erzählen Spielzeug, Schmuck, Utensilien zur Schönheitspflege und verschiedene Gegenstände für den Haushalt. Aber auch zum Totenkult und zur Religion geben die Funde aus der Zivilsiedlung und den umliegenden Gutshöfen Auskunft.

Im Museumskino kann man das Gesehene noch einmal vertiefen, bevor man im letzten Raum, der auch für Sonderausstellungen dient, durch das große Panoramafenster einen Blick auf den Römerpark werfen kann.

Literatur:
Matthias Pausch (Hrsg.): Limeseum Ruffenhofen: An den Grenzen des Römischen Reiches – Ein Museumsführer Heinl, Rednitzhembach 2013

Limeseum und Römerpark Ruffenhofen (Teil 2)

Das römische Kastell von Ruffenhofen liegt an der Mündung des Denzenbachs in den Fluss Wörnitz und ca. 1,5 km von der Mündung der Sulzach in die Wörnitz. Anfangs handelte es sich vermutlich um ein Holzkastell, das erst Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Stein erneuert wurde. Vom Holzkastell wurde allerdings bisher nichts gefunden. Das Steinkastell war 190 x 197 m groß. Die Hauptseite, d. h. die dem Feind zugewandte Seite, war nach Nordosten zum Hesselberg ausgerichtet. An dieser Seite befand sich zwischen der Porta Praetoria mit zwei Durchfahrten und den Ecktürmen jeweils ein weiterer Turm. Auch an den beiden anschließenden Seiten hatten die Tore zwei Durchfahrten. Die Anzahl der Zwischentürme ist an diesen Seiten jedoch noch unklar. Das Tor an der Rückseite hatte nur eine Durchfahrt und hier scheint es auch keine Zwischentürme gegeben zu haben. Das Lager war außerdem von Gräben umgeben, wobei die beiden äußeren vermutlich erst im 3. Jh. angelegt wurden.

Von der Innenbebauung des Kastells konnten die Principia, das Stabs- und Verwaltungsgebäude, die große Mehrzweckhalle über der Via principalis sowie der dahinter liegende Hof mit umliegenden Diensträumen und Fahnenheiligtum nachgewiesen werden. Auch von den in Holz errichteten Wohnbaracken der Soldaten konnten durch geophysikalische Methoden fünf Bauten dokumentiert werden.

Das Ruffenhofener Kastell scheint Mitte des 3. Jahrhunderts n Chr. verlassen worden zu sein, als es offenbar einem Brand zum Opfer gefallen worden war.

Vor dem Kastell erstreckte sich der Vicus, die Zivilsiedlung, offenbar etwa 700 Meter nach Süden und Südosten. Von dieser Siedlung ist bisher nicht viel nachgewiesen. Nachgewiesen werden konnte die Gräberstraße, eine Therme und möglicherweise ein kleiner Tempel.

(Fortsetzung folgt …)

Limeseum und Römerpark Ruffenhofen (Teil 1)

Im Hinterland des obergermanisch-rätischen Limes, der seit 2005 zum UNESCO-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches“ gehört, entstanden ab ca. 100 n. Chr. Kastelle, deren Besatzung die Grenze schützen sollte. Eines dieser Lager entstand gut 2 km vom Limes entfernt beim heutigen Ort Ruffenhofen im Kreis Ansbach.

Das römische Kastell von Ruffenhofen lag zwischen den Kastellen Aalen und Weißenburg und ist ca. 3,7 Hektar groß. Die Fläche des Lagers wurde in späteren Jahrhunderten nicht überbaut, sondern nur landwirtschaftlich genutzt. Um die archäologischen Strukturen im Boden zu schützen, begann man 2002 mit dem Ankauf der Flächen und der Einrichtung des Römerparks Ruffenhofen, der auch die zum Lager gehörende Zivilsiedlung umfasst.

Als Teil des UNESCO Welterbes darf das Lager nicht ausgegraben werden. Stattdessen wird es mit zerstörungsfreien Methoden erforscht (sogenannte geophysikalische Prospektion). Die Umrisse des Lagers und seiner Innenbauten werden durch Pflanzen markiert.

Der Weg durch den Römerpark (Lageplan) beginnt an einem Aussichtshügel, von dem man sich einen ersten Überblick über das Gelände verschaffen kann. Ein Modell im Maßstab 1:10 einen veranschaulicht die bisher gefundenen Strukturen.

Detaillierte Informationen zum Kastelle und der Zivilsiedlung findet der Besucher an verschiedenen Stationen des Spaziergangs anhand von Schildern, Bildszenen und Abgüssen römischer Steindenkmäler.

 

(Fortsetzung folgt …)

Kelten und Römer in Manching

Im südöstlich von Ingolstadt gelegenen Ort Manching fand man Reste eines bedeutenden keltischen Oppidums sowie eines römischen Kastells aus dem 1. Jh. n. Chr.

Das Oppidum, eine befestigte, stadtartig angelegte Siedlung der Kelten, war von einem ca. 8 km langen Ringwall umgeben. Dieser im Mittelalter als „der Pfahl“ bekannte Wall wurde erstmals 1888 mit einer keltischen Siedlung in Verbindung gebracht und schon 1892 fanden erste Ausgrabungen statt. Weitere Ausgrabungen folgten im 20. Jahrhundert, unter anderem während des Baus und der späteren Instandsetzungen des Militärflughafens.

Das Manchinger Oppidum war offenbar eine der größten Keltensiedlungen Europas. Die besiedelte Fläche war 3,8 Quadratkilometer groß, es gab einen Hafen und zahlreiche öffentliche Gebäude. Funde wie Wein und andere Luxusgüter aus Italien oder Südgallien zeigen, dass dieses Oppidum gut in der antiken Welt vernetzt war. Die Siedlung bestand vom 3. bis zum 1. Jh. v. Chr. Zur Zeit ihrer größten Blüte im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Ringwall mit seinen großen Toren errichtet. Man geht davon aus, dass der Niedergang dieser Siedlung mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang der keltischen Welt zusammenhängt.

Allmählich ging das Land in den Besitz der römischen Eroberer über, die diese Grenzregion ihres Reiches Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. mit einem Kastell sicherten. Das Lager im Manchinger Ortsteil Oberstimm beherbergte ca. 500 Soldaten, die unter anderem den Verkehr auf dem südlichsten der damaligen Donauarme kontrollierte und auch Versorgungsaufgaben für andere Militärlager im Hinterland des Donaulimes wahrnahm.

Bekannt ist das Kastell von Oberstimm heute vor allem durch die zwei römischen Militärschiffe, die 1986 dort gefunden wurden. Die Schiffe können in die Zeit Domitians oder Trajans datiert werden. Sie wurden zunächst im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz restauriert und bilden seit 2005 einen Höhepunkt des kelten römer museums manching.

Das Museum beherbergt neben den Schiffen ein Modell des Kastells in Oberstimm, von dem heute sonst leider nichts mehr zu sehen ist. Funde aus dem Lager zeugen vom Leben einfacher Soldaten, aber auch von ihren Vorgesetzen, die es sich sogar leisten konnten, Austern zu importieren.

Der zweite Teil der Dauerausstellung ist den Menschen gewidmet, die im Oppidum von Manching lebten. Höhepunkte sind hier einer der größten keltischen Goldschätze sowie ein Bäumchen aus Gold. Andere Funde zeugen von den weitreichenden Handelskontakten der Kelten.

Zum Museum von Manching gehört außerdem ein archäologischer Lehrpfad mit 20 Informationstafeln an 11 Standorten, auf dem man auf keltischen und römischen Spuren wandeln kann.

Weitere Informationen bietet die Website des Museums, die sehr detailliert alles Wissenswerte zu Oppidum, Kastell, Museum und Lehrpfad vorstellt.

Obernburg am Main – auf den Spuren der römischen Besiedelung

Eines der Kastelle, die die Römer entlang des „nassen“ Limes Main bauten, befindet sich an der Stelle des heutigen Ortes Obernburg am Main in Bayern. Das ca. 110 n. Chr. errichtete Kohortenlager befindet sich gegenüber des Flusses Elsava. Etwas südlich fließt auch die Mümling in den Main.

Das Lager ist heute komplett überbaut, seine Struktur kann man jedoch noch teilweise im Straßenplan der Altstadt nachvollziehen. Die Badgasse folgt der Via Praetoria, die von der Porta praetoria (im Pflaster der Badgasse kenntlich gemacht) zum Stabsgebäude führte. Der Via decumana, die hinter dem Stabsgebäude zur Porta decumana führte, folgt heute die Schmiedstraße. Die Römerstraße dagegen entspricht der Via principalis, der Straße, die vor den Principia entlangführte. An einigen wichtigen Stellen des Lagers sind Hinweisschilder angebracht.

Die wichtigste Entdeckung Obernburgs war allerdings eine Benefiziarierstation mit dem dazugehörigen Weihebereich. Die Ausgrabungen (2000 – 2007) konnten erstmals eine vollständige Benefiziarerstation freilegen und dokumentieren. Benefiziarier dienten im römischen Militär als Sekretäre und waren normalerweise an verschiedene Orte in der Provinz abkommandiert, wo sie auch als eine Art Polizei fungierten. Sie wurden alle 6 Monate ausgetauscht und als Dank dafür, dass sie diese Zeit gut überstanden haben, dankten sie den Göttern zum Ende ihrer Dienstzeit mit Weihesteinen, die uns heute wichtige Informationen über die stationierten Soldaten liefern.

Viele Funde aus dem Lager und der Benefiziarierstation werden im Römermuseum von Obernburg präsentiert. Dort gibt es auch ein Modell des römischen Obernburg. Der besondere Schatz des Museums sind jedoch Inschriftensteine aus dem Weihebezirk der Benefiziarier. Außerdem ist die Bauinschrift des Stabsgebäudes des Lagers ausgestellt sowie zahlreiche Kleinfunde, z. B. Fibeln, Gebrauchskeramik und Münzen. Auch wurden Bruchstücke mehrerer Jupitergigantensäulen.gefunden. Die Rekonstruktion einer vollständigen Jupitergigantensäule steht vor dem Museum. Der Keller ist dem Mithraskult gewidmet.

 

Weitere Informationen:

Literatur:

  • Erfurth, Eric (2017): Römerstadt Obernburg am Main. Ein Rundgang. Erste Auflage. Obernburg am Main: LOGO VERLAG Eric Erfurth. ISBN 978-3-939462-30-9

Ausstellung „Triumph ohne Sieg. Roms Ende in Germanien“ (LWL-Römermuseum, Haltern am See)

Noch bis zum 5. November 2017 zeigt das LWL-Römermuseum in Haltern am See eine Ausstellung über Germanicus und den Triumphzug, der ihm für seinen Sieg über die Germanen zugestanden wurde.

Aber wurden die Germanen überhaupt besiegt? Nein. Schon damals waren „alternative Fakten“ an der Tagesordnung.

Germanicus hatte zwei der drei in der Varusschlacht verlorenen Legionsadler zurückgewonnen und er hatte auch einige Schlachten gewonnen. Alles in Allem war der Versuch, Germanien zu unterwerfen und für eine dauerhafte Besiedelung durch Römer zu sichern, aber mit großen Verlusten verbunden. So blieb Kaiser Tiberius, dem Adoptivvater des Germanicus, wohl keine andere Wahl, als die Operation abzubrechen und den Rhein wieder als Grenze des römischen Reiches zu akzeptieren.

Den Bürgern Roms jedoch wurde der beim Volk beliebte Germanicus in einem Triumphzug als Sieger präsentiert. Die Ausstellung lässt uns an der Atmosphäre eines solchen Siegeszuges teilhaben. Der Fußboden besteht aus Fotos einer römischen Straße (Via Appia) und an den Wänden sieht man das begeisterte Publikum sowie Teile des Triumphzuges – rekonstruiert aus den uns erhaltenen Reliefs usw., darunter die Zurschaustellung der Beute, der Triumphator auf seinem Wagen und das abschließende Opfer auf dem Kapitol.

Anhand von Exponaten und Fotos wird gezeigt, mit welchen Mitteln und Symbolen man Siege feierte – von der römischen Republik bis zur Kaiserzeit: Fotos und Modelle von Triumph- und Ehrenbögen, Darstellungen der Siegesgöttin Victoria, Münzen usw.

Des Weiteren gibt die Ausstellung einen Überblick über das iulisch-claudische Kaiserhaus und die Familienpolitik von Augustus. Hierzu gehört auch eine äußerst qualitätvolle Kopie der Gemma Augustea.

Die Ausstellung endet mit einigen Räumen zum täglichen Leben in den römischen Provinzen (Religion, Bestattungswesen, Ausstattung der Häuser, Infrastruktur), um zu zeigen, wie das Leben in Germanien hätte aussehen können, wenn sich die Römer nicht wieder zurückgezogen hätten.

 

Weitere Informationen:
Öffnungszeiten und Eintritt
Katalog zur Ausstellung

Castra Regina – das römische Legionslager von Regensburg

Bereits aus keltischer Zeit gibt es in Regensburg viele Funde, die aber um 15 v. Chr. vollständig abbrechen. Um ca. 80 n. Chr. entstand dann ein Auxiliarlager in Holz-Erde-Technik im heutigen Stadtteil Kumpfmühl. Das von Graben und Palisaden umgebene Lager diente der Bewachung der Mündungen von Naab und Regen in die Donau und beherbergte eine Kohorte Hilfstruppen aus 1000 Fußsoldaten oder 500 berittenen Soldaten. Um das Lager herum entstand auch eine Zivilsiedlung. In der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts wurde das Lager zwar in Stein ausgebaut, aber auch diese Befestigung konnte nicht verhindern, dass das Lager und die Zivilsiedlung im Verlauf der Markomannen-Kriege kurz nach der Mitte des 2. Jahrhunderts zerstört wurden.

Ab etwa 175 n. Chr. ließ Kaiser Marc Aurel dann ein Legionslager aus Stein errichten. Dieses Castra Regina genannte Lager wurde 179 n. Chr. eingeweiht, wie eine Inschrift belegt. Die Inschrift befand sich ursprünglich über dem Osttor. Sie nannte Marc Aurel und seinen Sohn Commodus.

Wir können drei Bauphasen unterscheiden:

  1. Phase: 179 – 244 n. Chr.
  2. Phase: 244 – 330 n. Chr.
  3. Phase: 330 – 5. Jh. n. Chr.

In der ersten Phase (179 – 244 n. Chr.) errichtete Marc Aurel direkt an der Donau ein Lager für die 3. Italische Legion, die von Marc Aurel speziell für die Kriege gegen die Markomannen ausgehoben worden war. Etwa 6000 Mann stark war die Besatzung dieses Lagers. Es maß 440 x 450 Meter und wurde von Anfang an in Stein errichtet. Von der Innenbebauung sind Reste des Stabsgebäudes (Praetoria) und der Mannschaftsräume sowie eine kleine Therme in der Nordostecke erhalten.

Während der Alamanneneinfälle wurden 244 n. Chr. alle Gebäude zerstört. Danach wurde das Lager zunächst wieder komplett aufgebaut. Nach einer weiteren Zerstörung 288 n. Chr. wurde das Lager jedoch nur noch teilweise wieder aufgebaut.

Ab 330 n. Chr. erfolgte dann ein vollständiger Umbau. Das Lager wurde auf etwa ein Sechstel reduziert und man nutze nur noch die Nordostecke. Um 375 n. Chr. wurde das Lager ein weiteres Mal zerstört. Um 408 n. Chr. erfolgte ein erster Rückzug der römischen Truppen und 458 n. Chr. wurde das Lager endgültig aufgegeben. Das Lagerinnere wird später von Germanen besiedelt.

Einige Reste des römischen Lagers haben sich bis heute im Stadtbild Regenburgs erhalten. Dazu gehören das Nordtor (die Porta Praetoria) sowie einige Teile der östlichen Befestigungsmauer einschließlich der nordöstlichen und südöstlichen Ecke.

Interessante Website zum römischen Regensburg:

http://reinis-welten.de/regensburg/dieroemerinregensburg/dieroemischeepocheinregensburg/index.html

Römervilla an der Winninger Brücke (Autobahnraststätte „Aussichtspunkt Moseltal“ Ost)

Weitgehend unbekannt von der Öffentlichkeit – selbst von Bewohner der näheren Region – erstecken sich bei der Autobahnraststätte „Aussichtspunkt Moseltal“ Ost die Reste eines römischen Gutshofes. Nur wenn man vom Parkplatz zu Fuß in Richtung Autobahn geht, sieht man die Hinweisschilder.

Die Villa rustica an sich war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt, wurde aber erst 1971 beim Bau der Autobahnbrücke wissenschaftlich untersucht. Der Gutshof umfasste insgesamt etwa 100 x 100 Meter. Die heute sichtbaren Reste gehören zum Haupthaus der Villa und zeigen den Zustand um 200 n. Chr.

Das heute Haupthaus misst etwa 30 x 20 Meter. Das Gebäude besitzt an den vorderen Ecken vorspringende Räume (sogenannte Eckrisaliten) zwischen denen eine Säulenhalle dem eigentlichen Eingang vorgelagert ist. Es gibt zwei Räume mit Fußbodenheizung. Im Westen gehört der beheizte Raum zu einem Badetrakt, bei dem man auch sehr gut den Heizraum sehen kann. Im Osten und im Süden hat man auch Kellerräume gefunden.

Weiterführende Literatur:

  • Marko Kissel, Die römische Villa von Winningen: Die römische villa rustica „Auf dem Bingstel“, Gemeinde Winningen, Kreis Mayen-Koblenz: Untersuchungen zu Befunden, Fundmaterial und Besiedlungskontinuität (2009)
  • Marko Kiessel: Berichte zur Archäologie an Mittelrhein und Mosel 11, Sonderdruck aus: Zur Beckenkonstruktion in einem Nebengebäude der villa rustica von Winningen (Gesellschaft für Archäologie an Mittelrhein u. Mosel e. V. u. der Archäologischen Denkmalpflege, Amt Koblenz 2006)

Das römische Kastell in Boppard

An der Stelle des malerisch am Rhein gelegenen Boppard gründeten bereits die Römer bald nach der Eroberung Galliens durch Caesar den Vicus Baudobriga (oder Bodobriga, Bontobrica). Dem Namen nach zu urteilen, ging diese Siedlung auf eine keltische Niederlassung zurück. Das heute im Bereich der Altstadt zu besichtigende römische Kastell wurde allerdings erst in der Mitte des 4. Jh. n. Chr. errichtet und befand sich ca. 1 Kilometer östlich der ursprünglichen Siedlung.

Reste des Kastells kamen bei verschiedenen Baumaßnahmen und systematischen Grabungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts zutage. Der Grundriss zeichnet sich auch im Straßenplan der heutigen Stadt noch deutlich ab. Karmeliterstraße, Hindenburgstraße, Steinstraße/Ablaßgasse und Michelbachstraße/Untere Marktstraße folgen der Umfassungsmauer des Kastells. Vor allem die Hauptstraßen durch das Kastell sind gut zu erkennen: Oberstraße und Kirchstraße.

Das Kastell umfasste etwa 308 mal 154 Meter und besaß vermutlich 28 Türme. Im Westen, Osten und Süden konnten Eingänge nachgewiesen werden. Ob man das Kastell auch im Norden betreten konnte, ist noch unklar.

Von der Innenbebauung des Lagers ist nur das Badegebäude unter der Kirche St. Severus genauer erforscht worden. Das 50 x 35 Meter große Gebäude lehnte sich direkt an die nördliche Umfassungsmauer an. Man betrat das Bad durch einen Vorbau und kam dann zunächst in den Umkleideraum. An diesen schloss sich eine Halle an, die vermutlich sportlichen Aktivitäten diente, sowie ein durch eine Fußbodenheizung gewärmter Raum. Das eigentliche Bad mit Kaltraum, Warmbad und Heißbad schloss sich südlich an diese Raumflucht an.

Das Kastellbad fiel Anfang des 5. Jh. n. Chr. einem Brand zum Opfer und einige Jahrzehnte später errichtete man an dieser Stelle den Vorgänger der heutigen St.-Severus-Kirche. Das Lager selbst wurde nach Rückzug der römischen Truppen verwendet. Nach Abzug der römischen Truppen – vermutlich in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts – zog sich die Zivilbevölkerung hinter die schützenden Lagermauern zurück, die zum Teil noch bis ins 12. Jh. als Stadtmauern dienten.

Der heutige archäologische Park umfasst etwa 55 m der Umfassungsmauer mit den dazugehörigen Türmen, von denen einer noch 8 Meter hoch erhalten ist. Hier sind außerdem drei der insgesamt 40 gefundenen Gräber zu sehen. Die Funde aus den Ausgrabungen befinden sich Museum der Stadt in der kurfürstlichen Burg.

Weitere Informationen:

  • http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/boppard/kulturdenkmaeler/roemisches-kastell.html
  • http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/boppard/kulturdenkmaeler/roemisches-kastell/roemisches-kastell.html
  • http://www.archaeologie.eu/de/boppard-kastell.html

Literaturauswahl:

  • Hubert Fehr: Das Westtor des spätrömischen Kastells Bodobrica (Boppard). In: Archäologisches Korrespondenzblatt. 9, 1979, S. 335–339.
    Josef Röder: Neue Ausgrabungen in Boppard. In: Rund um Boppard. Nr. 53, 1960.
    Günter Stein: Bauaufnahmen der römischen Befestigung von Boppard. In: Saalburg-Jahrbuch. 23, 1966, S. 106–133.
    Hans-Helmut Wegner: Boppard. Vicus, Kastell. In: Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe der Auflage von 1990. Nikol, Hamburg 2002, S. 344–346.

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