An der Stelle des malerisch am Rhein gelegenen Boppard gründeten bereits die Römer bald nach der Eroberung Galliens durch Caesar den Vicus Baudobriga (oder Bodobriga, Bontobrica). Dem Namen nach zu urteilen, ging diese Siedlung auf eine keltische Niederlassung zurück. Das heute im Bereich der Altstadt zu besichtigende römische Kastell wurde allerdings erst in der Mitte des 4. Jh. n. Chr. errichtet und befand sich ca. 1 Kilometer östlich der ursprünglichen Siedlung.

Reste des Kastells kamen bei verschiedenen Baumaßnahmen und systematischen Grabungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts zutage. Der Grundriss zeichnet sich auch im Straßenplan der heutigen Stadt noch deutlich ab. Karmeliterstraße, Hindenburgstraße, Steinstraße/Ablaßgasse und Michelbachstraße/Untere Marktstraße folgen der Umfassungsmauer des Kastells. Vor allem die Hauptstraßen durch das Kastell sind gut zu erkennen: Oberstraße und Kirchstraße.

Das Kastell umfasste etwa 308 mal 154 Meter und besaß vermutlich 28 Türme. Im Westen, Osten und Süden konnten Eingänge nachgewiesen werden. Ob man das Kastell auch im Norden betreten konnte, ist noch unklar.

Von der Innenbebauung des Lagers ist nur das Badegebäude unter der Kirche St. Severus genauer erforscht worden. Das 50 x 35 Meter große Gebäude lehnte sich direkt an die nördliche Umfassungsmauer an. Man betrat das Bad durch einen Vorbau und kam dann zunächst in den Umkleideraum. An diesen schloss sich eine Halle an, die vermutlich sportlichen Aktivitäten diente, sowie ein durch eine Fußbodenheizung gewärmter Raum. Das eigentliche Bad mit Kaltraum, Warmbad und Heißbad schloss sich südlich an diese Raumflucht an.

Das Kastellbad fiel Anfang des 5. Jh. n. Chr. einem Brand zum Opfer und einige Jahrzehnte später errichtete man an dieser Stelle den Vorgänger der heutigen St.-Severus-Kirche. Das Lager selbst wurde nach Rückzug der römischen Truppen verwendet. Nach Abzug der römischen Truppen – vermutlich in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts – zog sich die Zivilbevölkerung hinter die schützenden Lagermauern zurück, die zum Teil noch bis ins 12. Jh. als Stadtmauern dienten.

Der heutige archäologische Park umfasst etwa 55 m der Umfassungsmauer mit den dazugehörigen Türmen, von denen einer noch 8 Meter hoch erhalten ist. Hier sind außerdem drei der insgesamt 40 gefundenen Gräber zu sehen. Die Funde aus den Ausgrabungen befinden sich Museum der Stadt in der kurfürstlichen Burg.

Weitere Informationen:

  • http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/boppard/kulturdenkmaeler/roemisches-kastell.html
  • http://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/boppard/kulturdenkmaeler/roemisches-kastell/roemisches-kastell.html
  • http://www.archaeologie.eu/de/boppard-kastell.html

Literaturauswahl:

  • Hubert Fehr: Das Westtor des spätrömischen Kastells Bodobrica (Boppard). In: Archäologisches Korrespondenzblatt. 9, 1979, S. 335–339.
    Josef Röder: Neue Ausgrabungen in Boppard. In: Rund um Boppard. Nr. 53, 1960.
    Günter Stein: Bauaufnahmen der römischen Befestigung von Boppard. In: Saalburg-Jahrbuch. 23, 1966, S. 106–133.
    Hans-Helmut Wegner: Boppard. Vicus, Kastell. In: Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe der Auflage von 1990. Nikol, Hamburg 2002, S. 344–346.